AfrikaBilder (ePub)
Studien zu Rassismus in Deutschland
Rechtsextremismus ist nur die Spitze des rassistischen Eisberges, der ohne Rückhalt in der Gesellschaft schmelzen würde. Die bundesdeutsche Gesellschaft ist im rassistischen Diskurs verstrickt. Rassistische Denkmuster und Verhaltensweisen sind ebenso...
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Produktinformationen zu „AfrikaBilder (ePub)“
Rechtsextremismus ist nur die Spitze des rassistischen Eisberges, der ohne Rückhalt in der Gesellschaft schmelzen würde. Die bundesdeutsche Gesellschaft ist im rassistischen Diskurs verstrickt. Rassistische Denkmuster und Verhaltensweisen sind ebenso verinnerlicht wie patriarchalische Geschlechterrollen. Dies manifestiert sich besonders deutlich in den dominanten Afrikabildern der bundesdeutschen Gesellschaft, in denen koloniale Perspektiven auf Afrika und Afrikaner/innen bis heute nahezu ungebrochen fortwirken. Politik, Medien, visuelle Kultur, Bildungswesen und Sprache tragen dafür massgeblich Verantwortung. Der Sammelband bereichert die aktuelle Diskussion über Rechtsextremismus um dieses Thema: Theoretische Erörterungen historischer Hintergründe und aktueller Erscheinungsbilder von Rassismus werden durch Analysen von Afrikabildern in Medien, Filmen, Wissenschaft, Belletristik, Museen und Schulen ergänzt. Politische Akteure und Wissenschaftler/innen geben Einblick in Afrika betreffende Politikansätze. Der Band vereint grundlegende Beiträge für die politische Bildungsarbeit und wendet sich an Schulen, Medien und Wissenschaft.
Lese-Probe zu „AfrikaBilder (ePub)“
(gekürzte Leseprobe) May Ayim Die afro-deutsche Minderheit Schwarze Deutsche werden auch in der Bundesrepublik der 90er Jahre gewöhnlich als "Ausländer und Ausländerinnen" betrachtet. Ihr Aufenthalt in Deutschland wird als vorübergehend begriffen und ihre gesellschaftliche Verwurzelung häufig und ausschliesslich mit der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung gebracht. "Afro-deutsch" ist eine Selbstdefinition, die von deutschen Frauen afrikanischer und afro-amerikanischer Herkunft, in Auseinandersetzung mit Fragen ihrer Identität, Anfang der 80er Jahre formuliert wurde und seitdem Verbreitung findet. "Mit dem Begriff :afro-deutsch9 kann und soll es nicht um Abgrenzung nach Herkunft und Hautfarbe gehen, wissen wir doch allzu gut, was es heisst, unter Ausgrenzung zu leiden. Vielmehr wollen wir :afro-deutsch9 den herkömmlichen Behelfsbezeichnungen wie :Mischling9, :Mulatte9 oder :Farbige9 entgegensetzen, als einen Versuch, uns selbst zu bestimmen, statt bestimmt zu werden." Die Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland umfasst viele Generationen. Über die Jahrhunderte kamen immer wieder Schwarze nach Deutschland; so hatte beispielsweise Caesar Afrikaner in seinen Truppen. Für die neuere Geschichte lässt sich die Bevölkerungsgruppe der Afro-Deutschen in mehrere Gruppen gliedern, deren zeitgeschichtlicher Entstehungszusammenhang in der ersten Generation mit der Kolonialgeschichte Deutschlands verknüpft ist. Da bei Volkszählungen nur selten nach Hautfarbe differenziert wurde (ein Tatbestand, der keinesfalls zu bedauern ist), lässt sich nicht ermitteln, wie viele Afro-Deutsche in der Bundesrepublik gegenwärtig leben, bzw. wie sich der Zahlenumfang dieser Bevölkerungsgruppe im Verlauf der letzten Jahrhunderte verändert hat. Zu bedenken ist, dass das Mass an Toleranz und Ausgrenzung, das einer bestimmten Bevölkerungsgruppe entgegengebracht wird, nicht an Zahlenproportionen von gesellschaftlicher Majorität und Minorität abgelesen werden kann. Südafrika, wo
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Jahrhunderte lang eine kleine Minderheit von 20% Weissen über das Leben einer gesellschaftlichen Mehrheit von 80% Schwarzen geherrscht hat, ist ein offensichtliches Beispiel dafür, dass Rassismus nicht so sehr eine Frage von "Minderheit" und "Mehrheit", sondern vielmehr eine Frage von Privilegien und Macht ist. Die Geschichte Schwarzer in Deutschland und Schwarzer Deutscher Während der Kreuzzüge, im Kampf gegen den Islam, galten die seit dem 4. Jahrhundert christlichen Äthiopier als hoffnungsvolle Verbündete. Christliche Schwarze wurden daher in der mittelalterlichen Kunst und Literatur ein häufiges Motiv für Heiligenlegenden. Seit dem 12. Jahrhundert, als die Gebeine der "Heiligen Drei Könige" aus Italien nach Deutschland überführt wurden, wird einer der Könige in der Figur des Kaspar als Schwarzer dargestellt. Positive Vorstellungen über Schwarze Menschen verringern sich jedoch mit dem Vordringen des Islams auf dem afrikanischen Kontinent und im Zuge kolonialistischer Bestrebungen. In der Bezeichnung "Mohr", der bis zum 18. Jahrhundert gebräuchlichen Begriffszuschreibung für Schwarze Menschen, spiegeln sich vor allem religiös geprägte Voreingenommenheiten und Ablehnung gegenüber Schwarzen als Menschen afrikanischer Herkunft und als "Heiden". Die christlich-abendländische Farbsymbolik brachte die Farbe Schwarz von jeher mit dem Verwerflichen und Unerwünschten in Verbindung. Entsprechend sind in der frühen Literatur Beispiele zu finden, wo weisse Menschen durch unrechtmässiges Verhalten zu "Mohren" werden. Im Kirchenvokabular des Mittelalters wurden in markanter Weise die Bezeichnungen "Aethiops" und "Aegyptius" zeitweise als Synonyme für den Begriff Teufel benutzt. Religiös bestimmte Vorurteile und Diskriminierungen bildeten so einen Teil des Fundamentes, auf dem sich in der Kolonialzeit mühelos ein Konglomerat rassistischer Überzeugungen entfalten konnte, welches die Schwarzen Heiden (Mohren) zu Schwarzen Untermenschen (Negern) werden liess. Stereotype Vorstellungen und mystifizierende Projektionen in Bezug auf Menschen afrikanischer Herkunft lassen sich bis in die Zeit des Mittelalters nachweisen. Die deutschen Kontakte zu Afrika beschränkten sich in dieser Periode weitgehend auf finanzielle Beteiligung an Handelsbeziehungen. Besonders die grossen Handelshäuser Fugger, Welser und Imhoff finanzierten einige der ersten Flotten, die unter portugiesischer und spanischer Flagge Handel trieben. Auf diesem Wege wurden auch Afrikaner als exotische Mitbringsel nach Deutschland gebracht und in vornehmen Häusern als Bedienstete eingesetzt. Insbesondere mit Beginn der Kolonialzeit wurden Werk und Wirken von Menschen afrikanischer Herkunft in den Schatten weisser Geschichtsschreibung gedrängt, unterdrückt und vernichtet. Selbst Fakten über den Lebensweg von Afrikanern und Afro-Deutschen, die es schafften, dem üblicherweise vorgesehenen Dienstbotendasein zu entgehen, sind nur vereinzelt auffindbar und müssen mühsam zusammengetragen werden. Zu hohem sozialen Ansehen gelangten allerdings nur wenige, z.B. die afro-deutsche Prinzessin Charlotte Sophia als Gemahlin des englischen Königs Georg III. im 18. Jahrhundert oder Anton Wilhelm Amo aus dem heutigen Ghana, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Hause des Herzogs von Wolfenbüttel aufwuchs, die Schule besuchte und an der Universität Halle promovierte. Amo wurde von Friedrich Wilhelm I. zum Staatsrat der preussischen Krone ernannt und verliess Deutschland 1743 aufgrund zunehmender rassistischer Diskriminierungen. Erst in jüngster Zeit wird allmählich wieder bekannt, dass der berühmte Komponist Ludwig van Beethoven (1770-1827) afrikanischer Abstammung war und eine dunkle Hautfarbe hatte. Schwarze Menschen im Zeitalter der Aufklärung und der Rassenideologien Rosemarie Lester ist dem Bild Schwarzer Menschen in der Geschichte der Kunst nachgegangen und zeigt, dass früher Gemälde aus der Zeit des 11. Jahrhunderts und bis zum Zeitalter kolonialer Besitzergreifung weitestgehend getreue Porträts afrikanischer und afro-deutscher Menschen liefern, während in den darauf folgenden Jahrhunderten bis zur Neuzeit mehr und mehr Bilddarstellungen vorkommen, die Schwarze Menschen karikieren und/oder sie in einen sozialen und historischen Kontext setzen, der ihnen nicht entspricht. Die Subjekte ethnologischer Betrachtung und Begegnung werden im Europa der Kolonialzeit zum Objekt der eigenen Vorstellungen, Interessen und Projektionen. Rassistische Ideologien wurden im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts entwickelt und erhielten gerade im Zeitalter der Aufklärung eine tiefe Verwurzelung, als sich die revolutionären Forderungen nach Freiheit und Gleichheit nicht mehr mit Standesprivilegien vereinbaren liessen und auch nicht mit einer Vorrangstellung von Männern gegenüber Frauen. Die Durchsetzung rassistischer und sexistischer Ideologien erfüllte die Funktion, Privilegien, die nicht mehr als "gottgewollt" verteidigt werden konnten, auf Unterschiede in der Biologie der Menschen zurückzuführen und sie damit aufs neue festzuschreiben. Rassentheoretische Abhandlungen waren Ausdruck einer konstruierten Polarisation nach sozialer Klasse, ethnisch-kultureller Herkunft und Geschlecht. Gustav Klemm unterschied in seiner zehnbändigen Veröffentlichung zur Allgemeinen Kulturgeschichte "aktive männliche" und "passive weibliche" Völker. Die ersteren seien die Völker der Entdeckungen, Erfindungen und Rechtssysteme, die letzteren diejenigen, die seit jeher selbstgenügsam und zufrieden mit ihrem Lebensunterhalt und ohne politische Ansprüche vor sich hingelebt hätten. Unter ökonomischer, waffentechnischer und politischer Machtausnutzung waren es letztlich die weissen männlichen Europäer, die sich zum Massstab der Herrenrasse setzten. Im Rang folgten die weissen Frauen, dann die Schwarzen Männer und zuletzt die Schwarzen Frauen. Innerhalb Europas legitimierten diese Rassentheorien soziale und Geschlechterprivilegien, ausserhalb Europas rechtfertigten sie die Unterwerfung und Vernichtung ganzer Völker und Kulturen als "natürliches Recht" und "Kulturauftrag" der "höheren Rasse". Mit dem Niedergang der Ständegesellschaft und dem schwindenden Einfluss der Kirche als normgebender Instanz waren es immer weniger religiöse Werte und ästhetische Massstäbe, auf deren Hintergrund sich die Abwertung und Ausgrenzung von Menschen afrikanischer Herkunft und dunkler Hautfarbe vollzog, sondern statt dessen die mit dem Aufkommen des Industriekapitalismus neue Arbeitsweise und Arbeitsmoral. Andere Völker und Kulturen wurden von Ethnologen und Anthropologen auf der Grundlage ihrer technischen Entwicklungen in Bezug zum weissen Europäer gesetzt und als "barbarisch", "primitiv" und "unzivilisiert" klassifiziert: Begriffszuordnungen, die bis heute in der Betrachtung aussereuropäischer Kulturen als scheinbar neutrale Bezeichnungen benutzt werden, während sie zugleich, in Anwendung auf die eigene Person oder Bevölkerung, als Schimpfworte verstanden werden. Als geradezu spiegelbildlicher Gegenentwurf zum Barbaren, Kannibalen und stumpfsinnigen Untermenschen entwickelte sich mit Aufkommen der Industrialisierung das Modeklischee der "Edlen Wilden", die sich durch Sanftmut und Unschuld auszeichnen und sorgenfrei ein glückliches Leben führen. Ebenso wie die von kolonialen Interessen geleiteten Projektionen, die afrikanische Menschen bestenfalls als zu disziplinierende Kinder karikierten, hatten diese Vorstellungen kaum etwas mit der tatsächlichen Realität Schwarzer Menschen zu tun. Sie waren vielmehr Ausdruck eigener Wunschvorstellungen und Sehnsüchte in der zunehmend materialistisch geprägten europäischen Welt. Auch aus der Perspektive des Wohlwollens blieb die Betrachtung afrikanischer Menschen von oben herab auf die gleichsam als unmündig und naiv angesehenen "Naturkinder". Nur selten wurde an der eurozentrisch konstruierten Hierarchie der Menschenrassen gezweifelt, in der weissen Menschen die oberste Stellung zugeschrieben wurde, auch wenn vereinzelt starke Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen innerhalb Europas und an kolonialer Ausbeutung und Versklavung geübt wurde. Kritik, die im 19. Jahrhundert nur noch selten laut wurde, denn der Kolonialgeist zog immer weitere Kreise. Schwarze Menschen während der Hochblüte des deutschen Kolonialismus 1884 teilten die europäischen Grossmächte auf der Berliner Kongo-Konferenz den afrikanischen Kontinent unter sich auf. Afrika sollte nicht nur in europäische Hand übernommen, es sollte auch europäisiert und christianisiert werden. Togo, Kamerun, Deutschsüdwestafrika (Namibia) und Deutsch-Ostafrika (Tansania) wurden hier von den anderen europäischen Mächten als rechtmässiger deutscher Besitz "international" anerkannt. Die auf dieser Konferenz festgelegten Grenzziehungen waren allein durch militärische und wirtschaftliche Interessen der europäischen Staatsmänner bestimmt, und sie behielten bis heute ihre Gültigkeit. Mit Zunahme der direkten und indirekten Beteiligung an der Kolonisierung des afrikanischen Kontinentes, insbesondere im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts bis zur erzwungenen Abgabe der Kolonien am Ende des Ersten Weltkrieges, wurden mehr und mehr Afrikaner und Afrikanerinnen nach Deutschland "importiert". Genaue Zahlen lassen sich nicht ermitteln, "da die Bewohner der ehemaligen Kolonien bzw. Schutzgebiete nicht als Ausländer, sondern als Deutsche ausgewiesen wurden ...". Während auswandernde Männer und Frauen deutsch-nationales Sendungsbewusstsein in die Kolonien trugen, um dort die "Eingeborenen" zu "deutschen Untertanen" zu erziehen, mussten sich Schwarze Menschen in Deutschland dem hiesigen gesellschaftlichen Gefüge unterordnen, sich oftmals fotografisch und auch leibhaftig zur Schau stellen lassen. Bereits um 1800 wurden vereinzelt Schwarze Menschen ausgestopft und in naturhistorischen Museen gezeigt. Carl Hagenbeck stellte 1874 in einer Flaute des Tierhandels erfolgreich menschliche Lebewesen zur Schau, so dass es seither regelmässig öffentliche Ausstellungen lebender Personen in Panoptiken, Vergnügungsgärten und Tierparks (!) gab. Das deutsche Publikum ergötzte sich an den exotischen Vorführungen. Darüber hinaus benutzten Wissenschaftler die Angehörigen unterschiedlicher Kulturen für ihre Untersuchungen und Experimente, so dass sich in ihren Sammlungen neben Affen und Orang-Utans auch "Neger", "Hottentotten", Chinesen, Mongolen und andere präparierte Menschen fanden, um "anthropologische Anschauungen mit selbsterlebten Erinnerungen zu füllen". Auch kleine Kinder wurden im Interesse der Wissenschaft untersucht und misshandelt. Über die Forschungen, die Theodor von Bischoff an Feuerländerinnen anstellte, referieren 1913 Floss und Bartels: "Nur unter Widerstreben konnte er zu einer sehr oberflächlichen Anschauung gelangen: selbst bei den kleinen drei- und vierjährigen Mädchen der Truppe war es ihm unmöglich, sich von dem Verhalten ihrer Geschlechtsteile zu überzeugen, da ihr eigenes Sträuben auch von der Mutter unterstützt wurde. Erst als die Feuerländer auf ihrer weiteren "Kunstreise" durch Europa an Erkältungskrankheiten wenige Wochen später in der Schweiz starben, konnte v. Bischoff die Untersuchung an ihren Leichen fortsetzen." Schwarze Deutsche in der Weimarer Republik Die deutsche Kolonialgeschichte war vergleichsweise kurz. In ihren Inhalten, Zielvorstellungen und Folgen unterschied sie sich jedoch nicht von der anderer europäischer Kolonialmächte. Die Abgabe der Kolonien gründete nicht auf humanitärer Einsicht und freiwilligem Verzicht, sondern erfolgte erzwungener Massen, einhergehend mit den Kriegsniederlagen im Ersten Weltkrieg. Kolonialgeist, Eroberungssucht und Herrschaftsdenken blieben in Deutschland weiterhin ungebrochen. Dementsprechend protestierten weite Kreise der deutschen Bevölkerung und alle politischen Parteien, mit Ausnahme der USPD, gegen die Anwesenheit Schwarzer Soldaten in Deutschland, als diese nach Abschluss des Versailler Vertrages zusammen mit den französischen und belgischen Besatzungstruppen im Rheinland stationiert wurden. Mit der Beibehaltung und erneuten Mystifizierung des Schwarzen als "Sündenbock" war ein willkommenes Ventil bereitgestellt, um die Gewalttätigkeit weisser Deutscher in den Schatten und ins Abseits zu rücken. Angesichts der angeblich verheerenden Brutalität und Triebhaftigkeit von Schwarzen erschien jedes Sexualdelikt eines weissen Soldaten oder auch Zivilisten und Ehemannes als vergleichsweise harmlos. Ebenso wenig wie gegen die weissen Besatzer umfangreich protestiert wurde, wurden die weissen Kinder, die aus den Beziehungen zwischen Soldaten und deutschen Frauen hervorgingen, zur Problemgruppe deklariert. Hingegen wurden Ende der zwanziger Jahre auf Regierungsebene Überlegungen diskutiert, Kinder, deren Väter Schwarze Soldaten waren, ins Ausland zu bringen und/oder sie durch Zwangssterilisierung an der Fortpflanzung zu hindern. Die Zahl dieser Schwarzen deutschen Kinder, die zur Zeit der Weimarer Republik oft mit Selbstverständlichkeit "Rheinlandbastarde" genannt wurden, wurde ab 1919 statistisch erfasst und betrug nach amtlichen Erhebungen für den Zeitraum bis 1945 insgesamt 800.9 Die Frage, ob und wie viele Schwarze Kinder, die nicht den Schutz ihrer Familie oder wohlmeinender Fürsorgeeinrichtungen hatten, bereits zur Zeit der Weimarer Republik sterilisiert und/oder des Landes verwiesen wurden, bleibt ungeklärt. Schwarze Deutsche im Nationalsozialismus Nach Schätzungen des Schweizer Historikers Micha Grin wurden von den Nationalsozialisten etwa 2000 Schwarze Menschen in Konzentrationslagern interniert.10 Rainer Pommerin belegt mit seinen Nachforschungen, dass zwischen 1937 und 1942 mindestens 400 Schwarze Deutsche zwangssterilisiert wurden. Eine geringe Zahl von Afro-Deutschen überlebte den Holocaust, weil sie zu Propagandazwecken gebraucht und deshalb geschont wurden. Um diplomatische und Handelsbeziehungen mit dem Ausland sowie die kolonialen Interessen nicht zu gefährden, blieb die kleine Gruppe von Afrikanerinnen und Afrikanern aus ehemals deutschen Kolonien von staatlicher Verfolgung weitgehend ausgespart. Im Gegensatz zu ihnen konnten die meisten Schwarzen Deutschen ihre Ausbildungswünsche nicht verwirklichen und verloren ihre Arbeitsplätze, ja mitunter ihr Leben. (...)
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Inhaltsverzeichnis zu „AfrikaBilder (ePub)“
Aus dem Inhalt: Susan Arndt: Impressionen. Rassismus und der deutsche Afrikadiskurs I. Menatlitätsgeschichte und Manifestationen von Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland May Ayim: Die afro-deutsche Minderheit Ursula Wachendorfer: Weiss-Sein in Deutschland. Zur Unsichtbarkeit einer herrschenden Normalität Christoph Butterwegge: Rassismus und Rechtsextremismus im Zeichen der Globalisierung Siegfried Jäger: Rassismus und Rechtsextremismus in der deutschen Sprache. Einige Überlegungen zur Berichterstattung über Rassismus und Rechtsextremismus aus diskursanalytischer Sicht Ralf Koch: Medien, "Minderheiten" und Rassismus Erfahrungen und Beobachtungen von Journalisten Bernd Wagner: Zu rechtsextremen Entwicklungen in den neuen Bundesländern Patrice G. Poutrus, Jan C. Behrends, Dennis Kuck: Fremd-Sein in der staatsozialistischen Diktatur. Zu historischen Ursachen von Fremdenfeindlichkeit und rassistischer Gewalt in den Neuen Bundesländern Michael Moreitz: Judenfeindschaft in der deutschen Geschichte. Über den Antisemitismus im deutschen Nationalbewusstsein II. Rassismus und Afrikabilder in Gesellschaft, Kunst und Wissenschaft Alain Patrice Nganang: Der koloniale Sehnsuchtsfilm. Vom lieben "Afrikaner" deutscher Filme in der NS-Zeit Martin Baer: Von Heinz Rühmann bis zum Traumschiff. Bilder von Afrika im deutschen Film Peter G. Bräunlein: Von Peter Moor zu Kariuki. Afrika, Afrikaner und Afrikanerinnen in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur János Riesz: Die "unterbrochene Lektion". Deutsche Schwierigkeiten im Umgang mit afrikanischer Literatur Peter Ripken: Wer hat Angst vor afrikanischer Literatur? Zur Rezeption afrikanischer Literatur in Deutschland Paola Ivanov: Aneignung. Der museale Blick als Spiegel der europäischen Begegnung mit Afrika AG gegen "Rassenkunde": Herrschaftsbiologie. Am Beispiel des Instituts für Humanbiologie der Universität Hamburg III. Afrika im Spiegel bundesdeutscher Politik und NGOs Gerhard Leo: Tausende Ausländer/innen in
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Abschiebehaft Gedanken zu einem Gefängnis besonderer Art in Berlin Anke Zwink: Vom alltäglichen Umgang mit Rassismus Erfahrungen der Gruppe Eltern Schwarzer Kinder Annelie Buntenbach: Blicke auf Asylpolitik und Antidiskriminierungsgesetz - was tun gegen Rechtsextremismus und Rassismus Barbara John, John Röhe: ... zwischen den Stühlen. Von der "Mutter der Migrant/innen" zur "Integrationsmanagerin" - Der Spagat der Ausländerbeauftragten Gerd Poppe: Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe in Afrika Cord Jakobeit: Entwicklungshilfe-Politik in Afrika: Welche Hilfe zu welcher Entwicklung?
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Autoren-Porträt von May Ayim, Annelie Buntenbach, Christoph Butterwegge, Gerd Poppe, Ursula Wachendorfer, Ralf Koch, Ruth Stiasny
Susan Arndt, Dr. phil., geb. 1967 in Magdeburg, studierte Anglistik, Germanistik und Afrikawissenschaften in Berlin und London; promovierte 1997 mit einer Arbeit über Literaturen in Nigeria; lehrte und forschte am St. Antony's College in Oxford, der Humboldt-Universität zu Berlin, dem Zentrum für Literaturforschung sowie der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zur Zeit vertritt sie die Juniorprofessur für afrikanische Literaturen an der Humboldt-Universität zu Berlin. Forschungsschwerpunkte: Intertextualität; Oraturen und Literaturen in Westafrika; Gender, Frauenliteratur und Feminismus in Afrika; Migration und Diaspora (mit dem Schwerpunkt auf literarische Prozesse und speziell die Black British Literature), englische/britische Literatur des 16.-19. Jahrhunderts; AfrikaBilder, koloniale Diskurse und Rassismus in der bundesdeutschen Gesellschaft, Kritische Weissseinsforschung. Zur Zeit arbeitet sie an einer Habilitationsschrift zum Thema "Mythen von Weisssein und die englische Literatur. Der "Racial Turn" in der Literaturwissenschaft".
Bibliographische Angaben
- Autoren: May Ayim , Annelie Buntenbach , Christoph Butterwegge , Gerd Poppe , Ursula Wachendorfer , Ralf Koch , Ruth Stiasny
- 2012, 464 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Ralf Walther, Susan Arndt, Heiko Thierl
- Verlag: Unrast Verlag
- ISBN-10: 3954050013
- ISBN-13: 9783954050017
- Erscheinungsdatum: 17.04.2012
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Grösse: 2.64 MB
- Ohne Kopierschutz
Pressezitat
"Rassistische Denkmuster und Verhaltensweisen lassen sich keineswegs nur auf die Zirkel organisierter Rechtsextremisten reduzieren, sondern spiegeln sich in Politik und Medien, im öffentlichen und privaten Leben, so die provokante These von Susan Arndt. Die an der Humboldt-Universität tätige Afrika-Wissenschaftlerin dokumentiert mit dem von ihr herausgegebenen, fundierten und doch einer breiten Leserschaft anschaulichen Buch, wie sehr Stereotypen über Afrika und seine Bewohner die Projektionsflächen unserer Ängste und Sehnsüchte sind. Gerade deswegen stehen sie einer Auseinandersetzung mit der Vielfalt afrikanischer Gesellschaften diametral entgegen.Überzeugend illustrieren drei Themenschwerpunkte mit insgesamt dreiundzwanzig Beiträgen die Komplexität des Problems: Während der erste Teil die historischen Hintergründe aufzeigt, konzentriert sich der zweite auf die negativen Afrikabilder in Kunst und Literatur. Schliesslich legt der dritte die politischen Rahmenbedingungen dar, mit denen Afrikaner in Deutschland konfrontiert sind."
Rita Schäfer - FR-Spezial, Das politische Buch
"AfrikaBilder stellt eine innovative, materialreiche und fundierte kritische Auseinandersetzung mit dem deutschen Rassismus dar, die - in der Literatur sonst meist unberücksichtigt - hierbei die rassistische Diskriminierung und die (neo)kolonialen Verbrechen an Menschen schwarzer Hautfarbe in die aktuelle Diskussion um Rassismus einfügt. Ein gutes, ein äusserst empfehlenswertes Buch!"
terz
Kommentar zu "AfrikaBilder"
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