Zuckermans Befreiung
Nathan Zuckerman hat einen Roman geschrieben, dessen Aufrichtigkeit und Wildheit ihn über Nacht zum Bestseller-Millionär und Star gemacht haben. Eben noch ein unbeachteter Anfänger, steht er nun im Mittelpunkt. Doch die Öffentlichkeit bedrückt ihn und...
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Nathan Zuckerman hat einen Roman geschrieben, dessen Aufrichtigkeit und Wildheit ihn über Nacht zum Bestseller-Millionär und Star gemacht haben. Eben noch ein unbeachteter Anfänger, steht er nun im Mittelpunkt. Doch die Öffentlichkeit bedrückt ihn und lässt ihn zweifeln und fliehen.
Mit sarkastischem Humor schildert Roth den Medienrummel, die Bewunderung und den Neid der Mitmenschen.
Phillip Roths Satire über den Bestsellerbetrieb wurde in den USA selbst wieder zum Bestseller.
ZuckermansBefreiung von Philip Roth
LESEPROBE
«Ich bin Alvin Pepler»
«Was zum Teufel tun Sie denn in einem Bus, Sie mit IhremZaster?»
Der das wissen wollte, war ein kleinwüchsiger, stämmigerjunger Bursche mit kurzem Haarschnitt und einem neuen Strassenanzug. EineAutozeitschrift in der Hand, hatte er vor sich hingeträumt, bis er entdeckt hatte,wer neben ihm sass. Das hatte genügt, um ihn auf Touren zu bringen.
Unbeeindruckt von Zuckermans unverbindlicher Antwort - einenBus genommen, um durch die Gegend zu fahren -, begann er eifrig, ihmRatschläge zu erteilen. Das tat zurzeit jeder, der ihn ausfindig machen konnte.«Sie sollten sich einen Hubschrauber kaufen. So würde ich das machen. DieLandeerlaubnis da droben auf den Apartmenthäusern pachten und ganz einfachüber den Scheissdreck hier unten hinwegfliegen. Hey, haben Sie den hiergesehen?» Diese Frage war an einen Herrn gerichtet, der im Mittelgang stand undseine Times las.
Der Bus fuhr die Fifth Avenue entlang, Richtung downtown vonZuckermans neuer Upper EastsideAdresse aus. Zuckerman war unterwegs zueinem Anlageberater in der Zweiundfünfzigsten Strasse - ein Termin, den seinAgent Andre Schevitz für ihn vereinbart hatte, zum Zweck der Anlagenstreuung.Vorbei waren die Zeiten, in denen Zuckerman sich nur darüber Sorgen machenmusste, dass Zuckerman Geld verdiente. Von nun an würde er sich darüber Sorgen machenmüssen, dass sein Geld Moneten einbrachte. «Wo bewahren Sie es denn zurzeitauf? », hatte der Anlageberater gefragt, als Zuckerman ihn endlich angerufenhatte: «In meinem Schuh.» Der Anlageberater hatte gelacht. «Haben Sie vor, esdort zu lassen?» Die Antwort darauf wäre eigentlich «ja» gewesen, aber im Momentwar es einfacher, «nein » zu sagen. Insgeheim hatte Zuckerman ein einjährigesMoratorium über alle wichtigen Entscheidungen verhängt, die dieser Bombenerfolgnach sich ziehen würde. Er wollte erst wieder handeln, wenn er wieder klardenken konnte. Das alles, dieser Glücksfall - welche Bedeutung hatte das fürihn? Es war so plötzlich gekommen und in einem solchen Ausmass, dass er darübergenau so verdattert war wie über einen Misserfolg.
Da Zuckerman normalerweise in der Stosszeit am Morgen nirgendshinging - ausser, mit seiner Kaffeetasse, in sein Arbeitszimmer, um die tagszuvor geschriebenen Passagen nochmals zu lesen -, hatte er zu
spät gemerkt, dass dies eine sehr ungünstige Zeit war, einenBus zu benützen. Aber er wollte noch immer nicht glauben, dass er jetzt nichtmehr, wie noch vor sechs Wochen, kommen und gehen konnte, wie und wann es ihmbeliebte, ohne sich vorher klar zu machen, wer er war. Das übliche, alltäglicheNachdenken darüber, wer man ist, genügte vollauf, auch ohne dass man einezusätzliche Portion Narzissmus mit sich herumschleppte.
«Hey, Sie da!» Zuckermans aufgeregter Nachbar versuchteabermals, den Mann im Mittelgang von seiner Times abzulenken.«Sehen Sie den Typ hier neben mir?»
«Jetzt schon», war die pikierte Antwort.
«Das ist der, der Carnovsky geschriebenhat. Haben Sie denn in den Zeitungen nichts darüber gelesen? Er hat gerade eineMillion Dollar gemacht und fährt mit dem Bus!»
Als sie hörten, dass ein Millionär im Bus war, drehten sichzwei Mädchen, die beide die gleiche graue Schuluniform trugen, nach ihm um - zarte,reizende Kinder, zweifellos zwei wohlerzogene Schwestern, die auf dem Weg inihre Klosterschule waren.
«Veronica», sagte die Kleinere, «der Mann dort hat das Buchgeschrieben, das Mammi gerade liest. Das ist Carnovsky.»
Die Kinder knieten sich auf ihre Sitze und starrten ihn an.Ein Paar in mittleren Jahren, das auf der anderen Seite des Ganges sass, sahebenfalls zu ihm herüber. (...)
© 1982 by Carl Hanser Verlag
Übersetzung: Gertrud Baruch
- Autor: Philip Roth
- 2008, 3. Aufl., 288 Seiten, Masse: 11,3 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Gertrud Baruch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499239736
- ISBN-13: 9783499239731
- Erscheinungsdatum: 01.06.2005
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