Untersuchungen zum Gleichgewicht der Mächte in der Aussenpolitik Friedrichs des Grossen nach dem Siebenjährigen Krieg (1763 - 1786).

Friedrich der Grosse ist Wissenschaftlern und historisch Interessierten als ein "Klassiker der Diplomatie" gut bekannt. Doch wie dachte der König über das europäische Gleichgewicht, das sich im 18. Jahrhundert zwischen den Grossmächten herausgebildet hatte? Welche Rolle spielte diese Kategorie in seinem aussenpolitischen Verständnis? Der Autor behandelt diese Frage schwerpunktmässig für die Zeit nach dem Hubertusburger Frieden und konstatiert zunächst, dass der unter dem Einfluss der deutschen und französischen Frühaufklärung stehende Kronprinz seine Vorstellungen von einer europäischen Balance mit ethischen Werten, insbesondere mit der Idee vom Weltfrieden, verband. Vor die Herausforderung gestellt, ab 1740 als König selbstverantwortete Hausmacht- und Eroberungspolitik zu betreiben, wurde der Begriff sehr schnell zu einem pragmatischen Instrument. Die Thematik wird allerdings nicht allein auf das Denken Friedrichs eingeengt. Vielmehr wurde eine Synthese angestrebt aus dem aussenpolitischen Gleichgewichtsdenken des Königs auf der einen und dem historischen Prozess der Diplomatie auf der anderen Seite. Es wird hervorgehoben, dass der König sehr wohl in europäischen Dimensionen gedacht und gehandelt hat, obgleich er aufgrund der Erfahrungen des Siebenjährigen Krieges zunächst eine konsequente Abkoppelungspolitik von den Westmächten verfolgte. Ausführlich wird auf die Vorgeschichte der ersten Teilung Polens und hierbei auf die besondere Rolle des Preussenkönigs eingegangen. Im Ergebnis gelegentlicher Vergleiche zwischen den aussenpolitischen Konzeptionen und Balancevorstellungen Preussens, Russlands, Österreichs und Frankreichs behandelt der Autor die Frage, ob der Gleichgewichtsmechanismus als ein "Friedenssicherungssystem" in der frühen Neuzeit bezeichnet werden sollte.