Smørrebrød in Napoli
Ein vergnüglicher Streifzug durch Europa
Wenn Deutschland und Frankreich Europas Eltern sind, was ist dann Großbritannien? Europas Tante - meint Sebastian Schnoy, der "Guido Knopp des Kabaretts" (Die Welt). Sein historischer Streifzug durch Europa ist eine hinreißend...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Smørrebrød in Napoli “
Wenn Deutschland und Frankreich Europas Eltern sind, was ist dann Großbritannien? Europas Tante - meint Sebastian Schnoy, der "Guido Knopp des Kabaretts" (Die Welt). Sein historischer Streifzug durch Europa ist eine hinreißend komische, schlaue Liebeserklärung an die bunte Völkerschar Europas.
Klappentext zu „Smørrebrød in Napoli “
London, Paris, Hongkong... Hauptsache Europa!Ist das Wurstcroissant das Einzige, was Deutschland und Frankreich verbindet? Welche Geheimbotschaften verbergen sich hinter den IKEA-Namen? Und sind die Österreicher tatsächlich nur die Nachfahren der Fusslahmen, die bei den Völkerwanderungen an den Hängen der Alpen liegen geblieben sind? Sicher ist eines: Ein Deutscher konnte nur Papst werden, weil Benedikt sein Handtuch auf den Heiligen Stuhl gelegt hat.
"Mit seinem Witz und dem untrüglichen Gespür für Subtilitäten" (Hamburger Abendblatt) braut Sebastian Schnoy aus Europas Geschichte einen fesselnden Cocktail. Ebenso unterhaltsam wie lehrreich erzählt er von den Macken seiner Völker und ihrem ganz speziellen Verhältnis zu Deutschland. Niemals war Geschichte spannender.
Lese-Probe zu „Smørrebrød in Napoli “
Smorrebrod in Napoli von Sebastian Schnoy Europa ist eine Liebe wert
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Wenn aus dem Auspuff eines Autos so wenig herauskäme wie aus dem EU-Ministerrat, wäre die Welt in Ordnung. Siegbert Alber Kein Wunder, dass die Briten besonders europaskeptisch sind: Angeblich hat das Europäische Parlament 1980 versucht, in Großbritannien den Rechtsverkehr durchzusetzen, zunächst nur für LKW. Diese Geschichte wird in den Pubs zwischen Bristol und Glasgow immer wieder hervorgekramt, wenn es noch eines weiteren Beweises bedarf, um zu zeigen, wie verrückt die Bürokraten in Brüssel sind. Im Kosovo, dem ärmsten Land Europas, forderten Politiker, man solle komplett die deutschen Gesetze übernehmen, um den Weg in die EU zu ebnen. Damit hätte das Land zwar wie Deutschland kein Tempolimit auf Autobahnen – es hat allerdings auch keine Autobahnen. Je größer die EU wird, desto unheimlicher scheint sie den meisten Menschen zu sein. Bis heute entstehen immer neue europäische Kleinstaaten wie zuletzt Montenegro oder eben der Kosovo, bei dem man noch nicht mal weiß, ob es der oder das Kosovo werden soll. Nur mit Mühe konnte bis zur überhasteten Staatsgründung eine Flagge genäht werden. Schon jetzt ist es unmöglich, alle europäischen Sprachen zu lernen, aber ein Wort hat sich Politikern in Brüssel in 27 Varianten eingeprägt, denn so viele Mitgliedsstaaten hat Europa: «Nein». Jeder Landesvertreter protestiert erst einmal lautstark, wenn es um Leistungen geht, die zur Abwechslung mal das eigene Land erbringen muss. Dass eine europäische Einigung ohne tausend Ausnahmen, Rotationsprinzipien und Rücksicht auf Wünsche von Regionalfürsten dennoch möglich ist, zeigt hingegen ein Blick in die Wirtschaft. Ikea, Zara und Tchibo, Autokonzerne und Industriefirmen haben den Einheitsstaat schon längst geschaffen. Und tatsächlich gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen den EU-Völkern: Alle leben in weitgehender Unkenntnis über die Kultur der Nachbarn, alle sind mehr oder weniger zu faul, eine Fremdsprache zu lernen, und alle pflegen leidenschaftlich die Vorurteile über die Nachbarländer. Einig ist man sich mit seinen Nachbarn nur über eines: An dem, was einen wirklich aufregt – Mautgebühren, Spritpreise, Rauchverbot oder das Wetter –, sind die in Brüssel schuld! Dabei ist die europäische Einigung eine absolute Erfolgsstory, nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Menschen, die hier leben. Nur bekommt da niemand etwas von mit – oder will es auch lieber gar nicht so genau wissen. Zählt man nämlich die realen Erfolge zusammen, klingt das so utopisch, als erzähle man ein Märchen: Die fast 500 Millionen Menschen der EU-Länder erleben die längste Friedensphase, die es in Europa jemals gegeben hat, und das nach Jahrhunderten voller Kriege mit unzählbaren Opfern. Die Wirtschaftskraft des Binnenmarktes ist die mit Abstand stärkste der ganzen Welt. Länder wie Spanien und Italien waren vor Eintritt in die damals noch EG genannte EU so bettelarm, dass viele Familien auf der Suche nach Arbeit in den Norden, unter anderem nach Deutschland, zogen. In Irland ist noch vor 150 Jahren jeder fünfte Mensch verhungert, als die Kartoffelernte misslang. Bis Ende der 1980er Jahre blieb es ein armes, wenn auch wunderschönes Land, dessen Bevölkerung sich hauptsächlich von Marmeladenbroten und Tee ernährte und jeden Beutel zweimal aufbrühte. Seit Irland zur EU gehört, ist dort ein wahres Wunder geschehen. Die Wirtschaftsleistung der Iren pro Kopf ist inzwischen höher als die der Deutschen. Aber auch die reicheren EU-Länder haben, trotz Transferzahlungen, sehr von den offenen Grenzen des Binnenmarktes profitiert, vor allem Deutschland, das genau in der Mitte dieser starken Region liegt. Zuletzt wurde der Euro als Gemeinschaftswährung eingeführt, eine der härtesten Währungen der Welt. Er überrundete sogleich den Dollar. Niemals zuvor gab es in Europa so viel Frieden, Wohlstand und Freiheit. Und deswegen könnten sich die Einwohner unglaublich glücklich schätzen, Mitglied der Europäischen Union zu sein. Zwischen Nordkap und Sizilien, Tallin und Porto gäbe es also wahrlich genug Anlass, Korken knallen zu lassen, aber genau das passiert nicht. Der durchschnittliche Europäer findet die EU vor allem eines, nämlich doof. Sie ist riesig und unübersichtlich und schreibt uns vor, wie groß die Äpfel im Supermarkt sein müssen und welcher Krümmungsgrad bei Gurken zulässig ist. Alles, was aus Brüssel kommt, wird mit größter Skepsis betrachtet. Als der Euro eingeführt wurde, war fast jeder dagegen; sogar Parteien mit dem Ziel, die Gemeinschaftswährung zu verhindern, wurden gegründet, und trotz überragenden Erfolges des Euros wollen die meisten Deutschen bis heute ihre gute alte Mark zurück. Klein ist gemütlich, groß befremdlich. Im Restaurant setzt man sich am liebsten in eine mit Zierwänden eingefasste Nische, aus der man geschützt in die Runde schauen kann. Männer ziehen sich gerne für längere Zeit auf die Toilette zurück, weil der abgeschlossene Toilettenraum für sie ein zwar kleines, aber kontrollierbares Reich darstellt. Schon das Haus des nächsten Nachbarn ist jedoch eine etwas suspekte Blackbox – wie soll es da erst mit den Nachbarländern aussehen? Über Polen gibt es zum Beispiel zahlreiche Vorurteile, dabei ist das Land von vielen Deutschen noch nie bereist worden. Die Türkei hingegen, obwohl viel bereist, wirkt dennoch auf zahlreiche Menschen bedrohlich. Würde man heute die EU zur Disposition stellen, die Einwohner entscheiden lassen, ob alles rückgängig gemacht werden solle, es wäre von jetzt auf gleich aus mit der EU. Das zeigte nicht zuletzt das Desaster, als man versuchte, die Bürger über eine Verfassung abstimmen zu lassen: Denn wann immer die Bevölkerung um ihre Zustimmung für eine Weiterentwicklung der EU gebeten wird, hört man ein entschlossenes «No», «Non», «Nö», «Ne», «Na», «Nem», «Nie», «Nje!», «Não», «Nee», «Ochi» oder bei den wortreichen Italienern ein kurzes «Neanche per sogno. Per niente al mondo. Neanche a crepare!» – was so viel heißt wie: «Kommt gar nicht in die Tüte, um keinen Preis der Welt, nicht ums Verrecken!» Vielleicht sollte man die Menschen nicht fragen, ob sie für die EU-Verfassung sind, sondern die Frage etwas kniffliger stellen. Vielleicht so: Sind Sie auch nicht gegen eine Verzögerung der Ablehnung der EU-Verfassung? Da sähe das Ergebnis bestimmt etwas anders aus. Dabei ist eine gemeinsame europäische Verfassung notwendiger denn je, sah sie doch einen gewählten Präsidenten und einen Außenminister vor, Ämter, die es zurzeit nicht gibt. Momentan darf jeder mal ans Ruder. Aber würden Sie ein Kreuzfahrtschiff besteigen, bei dem jeder steuern darf? Wohl kaum. Trotzdem wird die EU genau so gelenkt. Jedes der Mitgliedsländer kann für ein halbes Jahr Kapitän spielen. Da dies zu keinem klaren Kurs führt, sondern geradezu gefährlich ist, wurde das Problem wie folgt gelöst: Tatsächlich darf jedes Mitglied nur Kapitän spielen, wirklich etwas zu sagen hat es nicht. Das Ruder ist reine Zierde, gut für einen Fototermin, bleibt aber ohne Wirkung auf Maschine oder Kurs. Dieser wird auf noch abenteuerlichere Weise festgelegt: Jedes der 27 Crewmitglieder darf eine oder auch beide Hände ans Steuer legen und daran herumreißen, soviel es will. Auf einen Steuermann, auch Außenminister genannt, wird bewusst verzichtet, weil jedes Crewmitglied den Kurs mitbestimmen soll. So fährt der Dampfer weiter mit lauter Anfängern auf der Brücke in die Zukunft – glücklicherweise gibt es dank der Klimaerwärmung nicht mehr viele Eisberge, denen man entschlossen ausweichen müsste. In der Kombüse des EU-Dampfers wiederholt sich das Drama. Was passiert, wenn 27 Köche – aus jedem Euroland einer – versuchen, eine Suppe zu kochen? Richtig: Man kann sie wegschütten. Die deutsche Wurst wird vom Feuer ungarischer Paprikas übertönt, Italiener schmeißen Farfalle hinein, Schweden Köttbullar, Finnen ein Handy. Das Ganze wird englisch lauwarm serviert, und zum Schluss machen die Spanier aus Villa Riba und Villa Bajo die Pfanne wieder sauber – aber essen will das Zeug niemand. Es ist leichter, Hip Hopper, Volksmusikanten und Heavy-Metal-Fans einen gemeinsamen Lieblingssong wählen zu lassen, als Gemeinsamkeiten innerhalb der EU zu finden. Das Europa der zwei Geschwindigkeiten entstand. Und so bewegt es sich auch, wie ein Auto, dessen Vorderräder schneller angetrieben werden als die Hinterräder. Eine Technik, die sich im Fahrzeugbau zu Recht nicht durchgesetzt hat. Aber trotz des Knirschens im europäischen Gebälk gibt es nichts Schöneres, als unterwegs zu sein, andere Länder und Kulturen zu entdecken und dem Fernweh nachzugeben. Schon früh hat es mich gepackt. Schuld war eine Flaschenpost, die meine Mutter mit mir bastelte, als ich sieben war. Auf einen Zettel schrieb sie: «Guten Tag, wenn Sie diese Flaschenpost gefunden haben, antworten Sie mir bitte. Ich heiße Sebastian Schnoy und wohne im Dudenweg 6, 2000 Hamburg 74 in Deutschland. » Diesen Text übersetzte sie noch ins Englische, und nachdem ich mit einem wichtigen Krickelkrackel unterschrieben hatte, rollte sie den Zettel zusammen und steckte ihn in eine gespülte Weinflasche. Den verkorkten Kopf tauchten wir in rotes Wachs und machten uns zu den Landungsbrücken in St. Pauli auf, wo ich die Flasche in hohem Bogen in die Elbe warf. Für mich begann nun eine Zeit, in der ich täglich auf Post wartete. Mit dem Finger rutschte ich im Diercke-Atlas, den damals jedes Kind in der Schule benutzte, die Elbe hinunter und fand mit den Niederlanden, Belgien und Großbritannien drei potenzielle Länder, aus denen ich einen Brief bekommen könnte. Vielleicht schaffte es die Flasche ja sogar bis Frankreich oder Spanien! Als meine Mutter bemerkte, dass ich selbst nach einem halben Jahr noch jeden Tag einen Schemel an den Briefkasten rückte und in den Schlitz spähte, versuchte sie, mir den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie erklärte, was einer Flasche im Meer alles zustoßen konnte. Ich dagegen rechnete inzwischen mit Post aus Amerika oder Afrika und hätte die Geschichte sicher längst vergessen, wäre nach sieben Monaten nicht doch noch eine Postkarte angekommen. «Lieber Sebastian», stand darauf, «ich habe deine Flaschenpost bekommen und mich sehr gefreut! Ich sende dir herzliche Grüße, Dieter.» Der Absender lautete «Fischimbiss auf den Landungsbrücken». Die verdammte Flasche war die ganze Zeit immer nur an den Ponton gespült worden, wo sie der Fischmann schließlich herausgefischt hatte! In ähnlichen Zügen bewegt sich oft das eigene Leben, vor allem beim Reisen: Eigentlich will man irgendwohin und wird doch immer wieder zu seinen Wurzeln zurückgespült. So ging es mir jedenfalls in den letzten Jahren. Ich bin viel durch Europa gereist, war fast in jedem EU-Land außer dem Vatikanstaat – aber der gehört auch weniger nach Europa als ins Mittelalter. Mal bin ich durch Großbritannien bis nach Schottland getrampt, mal über die Pyrenäen bis ins spanische Pamplona gewandert. Die meisten Länder habe ich tatsächlich erwandert, eine Art der Fortbewegung, die seit neuestem wieder große Anziehungskraft entfaltet, ja geradezu religiöse Erbauung verspricht. Aber es stimmt: Auf keine andere Weise taucht man so tief in ein fremdes Land ein. Vielen absurden Situationen und interessanten Menschen begegnet man nur beim Wandern – außerdem ist das Gehen, das Voranschreiten auf den eigenen Füßen, die urtümlichste Art des Reisens überhaupt. Wobei ich nicht unerwähnt lassen möchte, dass das Lesen von Berichten über Wanderungen nicht so anstrengend ist wie das Wandern selbst. Blasen bleiben Blasen und Rucksäcke Rucksäcke, die einem brutal aufs Kreuz drücken. Aber der wichtigste Grund für das Wandern liefert doch das Portemonnaie, es ist einfach die günstigste, wenn nicht sogar völlig kostenlose Art, ein Ziel zu erreichen. Denn auch wenn ich die vielen großartigen Erlebnisse in den Bergen und auf Landstraßen und in Hütten nicht missen möchte, der Grund meiner Wanderungen war schlichtweg das fehlende Geld für anständige Verkehrsmittel. Erst später durchquerte ich Jugoslawien mit dem letzten Linienbus, der noch jugoslawisch war, umgab mich mit der stilvollen Gemütlichkeit eines alten Schlafwagenabteils von Budapest nach Berlin und scheute mich auch nicht, Nordeuropa vom Deck eines Kreuzfahrtschiff es zu erkunden. Sie sehen, ich bin, was das Wandern betriff t, kein Überzeugungstäter. Wales, die Provence und die Toskana lassen sich auch wunderbar mit einem alten Alfa Spider Cabrio erkunden. Doch gleichgültig, ob man Europa erwandert, erfliegt, erfährt, ertrampt, erradelt oder mit dem Dreirad bereist, eines merkt man als Reisender schnell: Die Innenstädte von Bochum und Lyon, von Leipzig und Triest unterscheiden sich auf den ersten Blick kaum noch, zumindest was das Shoppen betrifft. Kürzlich war ich in Wien mit seinen schönen Kaffeehäusern, aber eine vorzügliche Melange erhält man dort ebenso am Westbahnhof bei Starbucks. In Paris, der göttlichen Modestadt, erstand ich im letzten Sommer ein Sakko bei H&M («Asch et Em»), und in München findet man in der Leopoldstraße den besten Irish Pub mit einem einmaligen Forsters vom Fass. Man sieht: Die europäische Wirtschaft nutzt Synergieeffekte, und so können wir bald auch in Italien Schuhe bei Deichmann kaufen. Auf der einen Seite ist es ausgesprochen praktisch, wenn man ein Parfüm bei Douglas in Barcelona als Präsent für die Freundin mit nach Hause bringt und sie den Flakon bei Nichtgefallen einfach in der örtlichen Douglas-Filiale in Deutschland wieder umtauschen kann. Außerdem lässt sich durch die Austauschbarkeit europäischer Innenstädte eine Menge CO2 einsparen. Warum überhaupt noch nach Italien fahren, wenn es schon in jeder deutschen Kleinstadt ein Eiscafé Venezia gibt mit Originalbesetzung aus Sizilien, wenn man Pech hat – wie schon in Duisburg geschehen –, sogar inklusive Schießerei? Das italienische Restaurant La Famiglia in Kassel mit Fischernetzen und Plastikseesternen unterscheidet sich nicht wesentlich von vergleichbaren Kaschemmen an der Adria, wo man ebenfalls unter Fischernetzen voller Plastikseesternen Platz nimmt. Der Loup de Mer schmeckt zum süßen Gesang von Eros Ramazotti, der aus klebrigen Boxen quillt, in Kassel genauso lecker wie am Lago Maggiore, schließlich stammt er ja vom selben Lieferanten, der die Ware aus dem Nordatlantik weltweit vertreibt. Warum also überhaupt noch wegfahren? Und dann auch noch innerhalb Europas? Das, was es an Souvenirs und Kunsthandwerk nur in der Toskana gibt, wird eh in China hergestellt. Zum einen, weil eine Einigung nicht auf Kosten der Unverwechselbarkeit jeder Region gehen muss. Zum anderen, weil ich, egal, ob ich im Osten der Türkei in Trabzon auf einem wackeligen Hocker in einem Café einen Tee schlürfte und Zeuge eines infernalischen Hupkonzertes wurde, weil der Fußballverein Trabzonspor irgendein Spiel gewonnen hatte, oder auf dem Balkan von Gebirgsbauern in deren Hütte mit Schafskäse und Fladenbrot bewirtet wurde; egal, ob ich in einem Pub in Galway Guinness trank und beobachtete, wie erwachsene Männer einen Fernseher anschrien, weil ihre Pferdewette zu platzen drohte, oder ob ich in Griechenland auf dem Olymp von einem Mönch eingeladen wurde, einen grauenhaften Schnaps zu trinken (die Griechen haben nur grauenhafte Getränke) – ich kam immer mehr zur Erkenntnis, dass Europa nicht nur viele Reisen wert ist, es ist, mit all seinen unterschiedlichen Menschen, ihren Schrullen und Spezialitäten, ihrem jeweils völlig anderen Charme und ihren Träumen, die sich letztlich kaum unterscheiden, sogar eine Liebe wert. Manchmal muss man sich aber erst näher kennen, um die Vorzüge des anderen zu schätzen. Und natürlich ist eine Großfamilie etwas unübersichtlich. Die europäische ist größer als die Waltons und die Ewings aus Dallas zusammen, und das Familienleben kann manchmal ganz schön nervtötend sein, vor allem wenn Pubertierende Stress machen. Aber letztlich können alle viel voneinander lernen.
© 2009 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek
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Autoren-Porträt von Sebastian Schnoy
Sebastian Schnoy, Jahrgang 1969, lebt in Hamburg. Nach dem Studium der Geschichte wurde er Kabarettist und gibt heute rund 150 Vorstellungen pro Jahr in ganz Deutschland. 2006 erschien sein Debütroman "Rampenfieber". Mit seinem Bühnenprogramm "Hauptsache Europa" bringt er als erster Künstler Geschichte unterhaltsam auf die Bühne. Mehr über Sebastian Schnoy unter: www.schnoy.de
Bibliographische Angaben
- Autor: Sebastian Schnoy
- 2014, 9. Aufl., 288 Seiten, 16 farbige Abbildungen, Masse: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499624494
- ISBN-13: 9783499624490
- Erscheinungsdatum: 17.12.2008
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