Schnelle Hilfe für Kinder
Notfallmedizin für Eltern - Das von Kinderärzten empfohlene Standardwerk komplett aktualisiert
Im Notfall ist jede Sekunde kostbar. Dieses Buch hilft, schnell und richtig zu handeln: Knapp, übersichtlich und mit vielen Fotos zeigt es das richtige Verhalten bei Unfällen und in Akutsituationen. Ein erprobtes Suchsystem stellt sicher, dass...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Schnelle Hilfe für Kinder “
Im Notfall ist jede Sekunde kostbar. Dieses Buch hilft, schnell und richtig zu handeln: Knapp, übersichtlich und mit vielen Fotos zeigt es das richtige Verhalten bei Unfällen und in Akutsituationen. Ein erprobtes Suchsystem stellt sicher, dass sich die entscheidenden Informationen auch unter Zeitdruck sofort finden lassen. Die Verbindung von harter Notfallmedizin mit sanften Selbsthilfe-Maßnahmen und Erster Hilfe aus der Homöopathie entspricht den Bedürfnissen heutiger Eltern.
Ein Muss für jeden Kinderhaushalt
Komplett aktualisiert: das erfolgreichste Erste-Hilfe-Buch für Kinder jetzt durchgehend vierfarbig
Ein Spezialteil über Giftpflanzen und Vergiftungen im Haushalt macht das Buch unverzichtbar für den Alltag mit Kindern.
Ein Muss für jeden Kinderhaushalt
Komplett aktualisiert: das erfolgreichste Erste-Hilfe-Buch für Kinder jetzt durchgehend vierfarbig
Ein Spezialteil über Giftpflanzen und Vergiftungen im Haushalt macht das Buch unverzichtbar für den Alltag mit Kindern.
Klappentext zu „Schnelle Hilfe für Kinder “
Im Notfall ist jede Sekunde kostbar. Dieses Buch hilft, schnell und richtig zu handeln: Knapp, übersichtlich und mit vielen Fotos zeigt es das richtige Verhalten bei Unfällen und in Akutsituationen. Ein erprobtes Suchsystem stellt sicher, dass sich die entscheidenden Informationen auch unter Zeitdruck sofort finden lassen. Die Verbindung von harter Notfallmedizin mit sanften Selbsthilfe-Massnahmen und Erster Hilfe aus der Homöopathie entspricht den Bedürfnissen heutiger Eltern.Ein Muss für jeden Kinderhaushalt
Komplett aktualisiert: das erfolgreichste Erste-Hilfe-Buch für Kinder jetzt durchgehend vierfarbig
Ein Spezialteil über Giftpflanzen und Vergiftungen im Haushalt macht das Buch unverzichtbar für den Alltag mit Kindern.
Lese-Probe zu „Schnelle Hilfe für Kinder “
Schnelle Hilfe für Kinder von Janko von RibbeckEinführung
Wahrscheinlich gehören Sie zu den Menschen, bei denen es schon einige Zeit her ist, dass sie einen Erste-Hilfe-Kurs oder einen »Sofortmaßnahmenkurs« für den Führerschein besucht haben. Selbst wenn Sie aus diesem Kurs noch ein paar Dinge wissen sollten, ist dieses Wissen nicht ausreichend, um für die kleinen und großen Notfälle bei Babys und Kindern gewappnet zu sein. Denn viele Vorfälle aus dem Alltag unserer Kleinen, wie z.B. das Verschlucken von Fremdkörpern, kommen in einem normalen Erste-Hilfe-Kurs überhaupt nicht zur Sprache. Und vor allem gilt, dass Maßnahmen, die bei einem Erwachsenen angewendet werden, für ein Kleinkind gefährlich sein können.
Aufbau des Buches
Dieses Buch ist für die Praxis geschrieben: für jene Fälle, in denen Zeit kostbar ist. Deshalb sollten Sie sich eingehend mit dem Aufbau des Buches vertraut machen, bevor Sie es in einem Notfall zur Hand nehmen.
Die Sofortanleitungen
Im hinteren Teil des Buches (Seite 268) finden Sie Sofortanleitungen zu den wichtigsten Erste-Hilfe-Themen. Diese Sofortanleitungen sind die Eckpfeiler für das richtige Handeln bei Kindernotfällen. Sie vermitteln einprägsam und knapp die wichtigsten Informationen, falls Sie in einer Notfallsituation nicht weiterwissen. Die Seiten dieses Kapitels sind rot unterlegt, sodass Sie diesen Teil unverzüglich aufschlagen können.
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Telefonnummern für den Notfall
Die Notrufnummern für Deutschland, Österreich und die Schweiz finden Sie auf Seite 4. Die Rufnummern für den Ärztlichen Bereitschaftsdienst, den Kinderarzt und das Krankenhaus sollten Sie an dieser Stelle ergänzend hinzufügen. Auf Seite 5 sind die Rufnummern der Vergiftungszentralen aufgeführt.
Die eigene Panik
Gehören Sie zu den Menschen, die kein Blut sehen können und schon bei kleinen Unfällen kopflos das Weite suchen? Dann tun Sie sich mit Erster Hilfe schwer, und ich habe großes Verständnis für Sie. Denn es ist nicht einfach, als Erwachsener die nötige Ruhe und Gelassenheit zu erlernen. Wer grundsätzlich panisch reagiert, wird dieses Reaktionsmuster nur bedingt ändern können. Den wichtigsten Trick möchte ich Ihnen hier schon verraten. Es ist das Atmen. In einer Schrecksituation neigen wir dazu, den Atem anzuhalten. Mit dem Anhalten des Atems stoppen wir aber auch den Energiefluss im Körper. Die Folge sind unklare Gedanken und Handlungen. Atmen Sie durch, so wird im Zwerchfell eine Entspannung herbeigeführt, die den Energiefluss im Körper wieder harmonisiert. Mein Rat für die nächste Situation, die Sie panisch werden lässt oder aus der Ruhe bringt: Holen Sie tief Luft, und lassen Sie die Luft langsam gegen den Widerstand der Lippen entweichen.
Regel Nummer eins bei Aufregung und Panik: tief Luft holen.
Schreck und Schmerzen bei Kindern
Verletzungen gehören zum Alltag eines Kindes. Beobachten Sie mal ein Kind, wenn es allein und unbeobachtet spielt. Stößt es sich den Kopf an oder fällt es hin, wird es auch mittelstarke Schmerzen »wegstecken«, ohne zu weinen. Fühlt sich das Kind beobachtet, wird es in der gleichen Situation anders reagieren. Es wird schreien oder weinen, um die Aufmerksamkeit der erwachsenen Bezugsperson auf sich zu ziehen. Es ist legitim für ein Kind, zu schreien und Trost zu suchen. Trost und Unterstützung bauen wichtiges Vertrauen zwischen Eltern und Kind auf. Es gibt aber auch Kinder, die übermäßig jammern und sich bei jeder kleinen Schramme benehmen, als bräche die Welt zusammen. Weder für das Kind noch für den Erwachsenen ist es angenehm, wenn das Kleine wegen jeder Bagatelle heulend angelaufen kommt.
Ein gesunder Umgang mit Schmerz kann erlernt werden.
Man kann Kinder erziehen, ein gesundes Verhältnis zu Schmerzen und Verletzungen zu entwickeln. Hierfür gibt es ein paar Regeln, die Sie beachten sollten:
Lassen Sie das Kind auf sich zukommen
Hat sich ein Kind wehgetan, so eilen Sie nicht zu ihm und nehmen Sie es nicht auf den Arm, noch bevor es zu schreien beginnt. Lassen Sie sich und dem Kind einen Augenblick Zeit. Nehmen Sie Kontakt auf, und geben Sie dem Kind erst einmal Gelegenheit, seinen Schmerz und Schreck zu spüren. Das Kind soll lernen, zwischen leichten und starken Schmerzen zu unterscheiden. Hierfür braucht es Zeit - Zeit, in sich hineinzuhören, Zeit zum Spüren. Anschließend lassen Sie, wenn möglich, das Kind ein paar Schritte auf Sie zugehen oder krabbeln, und nehmen Sie es dann in den Arm. Damit ist das Kind selbst aktiv und kann seine Rolle als Opfer verlassen.
Sprechen Sie mit dem Kind über seinen Schreck
Meist steht bei Stürzen und Verletzungen der Schreck, den das Kind erleidet, im Vordergrund. Erstaunlicherweise ist es gar nicht in erster Linie der Schmerz, der es aus der Fassung bringt, sondern der Schreck. Deshalb sollten Sie das Kind, wenn Sie es auf dem Arm haben oder es trösten, auf den Schreck ansprechen, etwa: »Jetzt hast du aber einen Schreck bekommen, damit hast du gar nicht gerechnet.« So lernt das Kind, Schreck und Schmerz zu unterscheiden.
Lenken Sie das Kind ab
Eine weitere Methode, um einem Kind zu helfen, Abstand von Schreck und Schmerz zu gewinnen, ist die Ablenkung. Schon eine kleine Aufforderung, wie z.B. »Schließ mal deinen Mund!«, bringt das Kind auf andere Gedanken, und es kann leichter zum Alltag zurückkehren. Hört man Kindern und Eltern zu, wenn es um den Verursacher kleiner Verletzungen geht, kann man oft Aussagen hören wie: »Der böse Stuhl!« oder »Die gemeine Tischkante!« Derlei Reaktionen vonseiten der Erwachsenen sind völlig fehl am Platze. Erstens ist es einfach nicht wahr, dass ein lebloser Gegenstand an etwas schuld ist. Zweitens wird hier eine falsche Beziehung aufgebaut und ein Gegenstand zum Täter erklärt. Noch schlimmer ist es, wenn der Stuhl oder die Tischkante auch noch gehauen wird, vielleicht sogar mit Hilfe der Eltern. Damit lernt das Kind bereits früh, seine eigenen Unzulänglichkeiten und Missgeschicke auf andere zu projizieren und seine Fehler nicht zu sehen. Es ist zwar einfach und bequem, andere Umstände, Gegenstände und Personen für das eigene Fehlverhalten verantwortlich zu machen, doch das schafft im späteren Leben viele Probleme. Besser ist es, dem Kind in so einem Fall zu sagen: »Nun bist du gegen den Tisch gelaufen, da warst du wohl etwas ungeschickt. Der Tisch kann da aber gar nichts dafür.«
Lassen Sie sich durch Ihren eigenen Schreck nicht dazu hinreißen, mit dem Kind zu schimpfen, wenn etwas passiert ist. Geben Sie ihm mit freundlicher, ruhiger Stimme und Körperkontakt die Zuwendung, die es jetzt braucht
Nutzen Sie den Lerneifer des Kindes
Sie können das Kind nach einem Missgeschick auch danach fragen, was es durch die Situation gelernt hat. Helfen Sie dem Kind, die Antwort zu formulieren. Sie könnte z.B. lauten: »Wenn es auf dem Boden rutschig ist, muss ich langsam und besonders vorsichtig gehen.«
Kinder müssen lernen, Gefahren zu erkennen
Für Babys und Kleinkinder ist es wichtig, dass die Umwelt, in der sie aufwachsen, möglichst gefahrenfrei gehalten wird. Sie sind selbst noch nicht in der Lage, Gefahren zu erkennen, ihnen auszuweichen und richtig damit umzugehen. Sie können sich also noch nicht gefahrenbewusst verhalten. Im Alter von drei bis vier Jahren sollte man Kindern die Möglichkeit geben, mit Gefahren umzugehen. Der Mangel an Erfahrung ist auf die Dauer nachteiliger als eine kleine Schramme. Sie sollten Kinder also nicht überängstlich vor allem bewahren. Je früher und je besser Sie Ihr Kind anleiten, sich Gefahren bewusst zu machen und sich entsprechend zu verhalten, desto weniger müssen Sie es später überwachen oder gängeln. Und dadurch kann es sich freier und selbstständiger entwickeln und eine lebenstüchtige, verantwortungsbewusste und mit dem notwendigen Selbstvertrauen ausgestattete Persönlichkeit werden.
Halten Sie Ihr Kind nicht an der kurzen Leine.
Halten Sie Ihr Kind jedoch von allem fern, also »an der kurzen Leine«, kann zweierlei geschehen: Je nach Veranlagung und Möglichkeit wird es entweder die Beschränkungen und Verbote ignorieren. Dadurch gerät es erst recht in jene gefährlichen Situationen, die Sie doch gerade vermeiden wollten. Oder es wird kein Selbstvertrauen entwickeln, es wird resignieren und kaum die für das Leben notwendige Selbstständigkeit erlangen.
Erste Hilfe in Kita, Kindergarten und Tagespflege
Wenn Ihr Kind betreut wird, soll es auch sicher sein. Betreuungspersonal muss deswegen alle zwei Jahre einen »Erste Hilfe am Kind«-Kurs absolvieren. In seltenen Fällen werden die regelmäßigen Fortbildungen aber nur unzureichend durchgeführt. Fragen Sie einfach nach. Die Erfahrung zeigt, dass in Kindergärten keine schlimmen Unfälle passieren. Aber schon ein Kind, das sich verschluckt oder einen plötzlichen Fieberkrampf erleidet, erfordert gute Kenntnisse über Kindernotfälle. Ein Erwachsenen-Erste-Hilfe-Kurs ist hierfür ungeeignet.
Wer im Notfall hilft
Notruf
Einen Notruf »abzusetzen« (wie man im Erste-Hilfe-Jargon so schön sagt) ist einfacher, als Sie vielleicht vermuten. Sie müssen vor allem die wichtigste Notrufnummer - in den meisten Fällen ist der Rettungsdienst unter 112 zu erreichen - kennen. Die 112 gilt seit 2009 in ganz Europa in allen Fest- und Mobilfunknetzen. (Die Notrufnummern finden Sie auf Seite 4.) Wenn Sie mit dem Telefonisten in der Rettungsleitstelle, das sind in der Regel ausgebildete Rettungsassistenten, sprechen, erzählen Sie einfach und sachlich, was passiert ist. Das weitere Gespräch wird vom Telefonisten geführt. Es ist seine Aufgabe, alle nötigen Informationen von Ihnen zu erfragen. Durch meine eigene Tätigkeit in der Rettungsleitstelle weiß ich, dass es gar nicht sinnvoll ist, den Leitstellenmitarbeiter möglichst schnell mit möglichst vielen Informationen zu überschütten, denn alle Informationen müssen in den Computer eingegeben werden. Die wichtigste Information ist die exakte Beschreibung des Notfallortes. Dazu gehören entweder Straße (in Großstädten auch das Stadtviertel oder der Bezirk), Hausnummer und Stockwerk oder die genaue Beschreibung der Örtlichkeit, wenn ein Unfall außerhalb des Wohnbereiches passiert ist. Besonders wichtig ist darüber hinaus die Rufnummer des Anrufers. Ist nämlich bei der mündlichen Übermittlung ein Fehler unterlaufen, ist also z.B. »Adamstraße« statt »Asamstraße« verstanden worden, ist ein Rückruf notwendig.
Auf eine genaue Ortsbeschreibung und die Rückrufnummer kommt es an.
Notruf mit dem Handy
Auch für Mobiltelefone gilt die Notrufnummer 112 - sie muss ohne Vorwahl gewählt werden. Diese Notruff unktion ist ohne SIM-Karte nicht mehr möglich, funktioniert aber immer noch, wenn beispielsweise kein Guthaben aufgeladen ist.
Geduld ist gefragt!
Wenn Sie einen Notruf per Handy absetzen, müssen Sie einige Sekunden warten, bis eine Verbindung zur Rettungsleitstelle geschaltet werden kann. Das hat einen einfachen Grund: Ein automatisches Ortungssystem ermittelt zunächst Ihren Standort und leitet Ihren Notruf dann an die nächstgelegene Rettungsleitstelle weiter. Das kann bis zu 20 Sekunden dauern. Also: Warten Sie, bis sich die Rettungsleitstelle meldet! Brechen Sie den Notruf nicht ab!
Rettungsdienst
Um Ihnen eine Vorstellung zu geben, was Sie erwartet, wenn der Rettungsdienst kommt, möchte ich zunächst einige Begriff e erläutern:
Ein Krankenwagen hat die Aufgabe, ähnlich einem Taxi, kranke Menschen liegend von einem Ort zum anderen zu transportieren. Im Notfall kommt also nicht der Krankenwagen, sondern immer der Rettungswagen oder Notarztwagen.
Ein Rettungswagen ist mit zwei Rettungsassistenten besetzt. Hier werden Patienten behandelt und transportiert. Eltern oder eine Bezugsperson dürfen und sollen das Kind immer begleiten.
› Ein Notarztwagen ist zusätzlich zu den beiden Rettungsassistenten auch mit einem Arzt besetzt. Notarztwägen gibt es immer seltener, da sie in den letzten Jahren von Notarztfahrzeugen ersetzt wurden.
Ein Notarztfahrzeug hat nur die Größe eines PKW (auch oft VW- Bus), der nur den Notarzt zur Einsatzstelle bringt und in Kombination mit dem Rettungswagen einen Notarztwagen ergibt.
Der Rettungshubschrauber wird in entlegenen Gebieten eingesetzt und auch oft bei Kindernotfällen, um besonders schnell vor Ort zu sein.
Einen Kindernotarzt gibt es nur in wenigen Städten Deutschlands. Vorreiter war immer schon München. Der Kindernotarzt kommt zusätzlich zum Rettungswagen und dem »normalen« Notarzt als drittes Fahrzeug mit Blaulicht dazu. In einer Stadt gibt es (wenn überhaupt) immer nur einen Kindernotarzt und dieser hat dann meist weniger als eine Handvoll Einsätze in 24 Stunden.
Die Rettungsleitstelle entscheidet, ob ein Notarzt geschickt wird
Im Normalfall schickt die Rettungsleitstelle einen Rettungswagen. Bei lebensbedrohlichen Zuständen wird der Notarzt mit alarmiert. Außerhalb von Großstädten gibt es nur das so genannte Rendezvous-System, bei dem der Notarzt mit einem eigenen Einsatz-Pkw zur Einsatzstelle gefahren wird und zusammen mit dem Rettungswagen einen Notarztwagen bildet. Ein Notarzt wird nur dann benötigt, wenn Leben unmittelbar, etwa durch Bewusstlosigkeit oder Atemnot, bedroht ist. Ob Ihnen ein Rettungswagen, Notarztwagen oder gar ein Rettungshubschrauber geschickt wird, entscheidet die Rettungsleitstelle. Bedenken Sie immer, dass etwa zehn Minuten in der Großstadt und entsprechend längere Zeiten auf dem Land vergehen, bis der Rettungsdienst bei Ihnen eintrifft. Viele Menschen haben Angst, den Rettungsdienst unnötig zu rufen und für einen Fehleinsatz unter Umständen die Kosten tragen zu müssen. Derlei Befürchtungen sind unnötig, insbesondere bei Kindern! Fehleinsätze in dem Sinne gibt es nicht, auch wenn sich beim Eintreffen des Rettungsdienstes herausstellt, dass medizinische Hilfe nicht nötig ist. Ein Beispiel dazu: Es gelingt Ihnen nicht, das Nasenbluten eines Kindes zu stoppen, daraufhin rufen Sie den Rettungsdienst. Trifft der Rettungswagen ein und das Nasenbluten hat in der Zwischenzeit aufgehört, entstehen keine Kosten. Immer erst bei einem Transport ins Krankenhaus fallen Kosten an, die jedoch von der Krankenkasse übernommen werden.
Keine Angst, Sie dürfen im Rettungswagen mitfahren.
Giftnotruf
Bei Vergiftungen wenden Sie sich an eine Vergiftungszentrale zur Beurteilung der Vergiftung und zur Anleitung für die entsprechenden Erste-Hilfe-Maßnahmen. Es ist immer sinnvoll, eine Vergiftungszentrale anzurufen. Beachten Sie aber bitte, dass die Vergiftungszentralen keine Fahrzeuge des Rettungsdienstes entsenden. Der Rettungsdienst muss gesondert - und vor allem zuerst - alarmiert werden. Die Rufnummern der Vergiftungszentralen finden Sie auf Seite 5.
Krankenhaus
In manchen Fällen, beispielsweise bei kleinen Schnittverletzungen, ist es sinnvoll, selbst mit dem Kind in ein Krankenhaus zu fahren. Doch sollten Sie hierbei zwei Dinge beachten:
Erstens: Die Voraussetzung dafür ist, dass sich das Kind in einem stabilen, nicht gefährdeten Zustand befindet.
Zweitens: Wenn Sie allein sind, können Sie sich während der Autofahrt nicht um das Kind kümmern, da der Straßenverkehr Ihre ganze Aufmerksamkeit erfordert.
Fahren Sie im Notfall nicht selbst ins Krankenhaus, sondern rufen Sie einen Rettungswagen.
Der Rettungsdienst hat die Aufgabe, auch bei kleineren Verletzungen den Transport ins Krankenhaus durchzuführen. Kinder können nur in einem Krankenhaus mit einer Kinderabteilung optimal behandelt werden. Einige Krankenhäuser besitzen keine Kinderabteilung und sind daher für Kindernotfälle ungeeignet. Außerdem sind bei bestimmten Verletzungen Spezialabteilungen in den Krankenhäusern notwendig. Ist ein Kind beispielsweise am Auge verletzt, muss das Krankenhaus über eine Kinder- und eine Augenabteilung verfügen. Schon allein aus diesem Grund ist es sinnvoll, den Transport mit dem Rettungsdienst durchzuführen, denn er wird ein Krankenhaus ansteuern, in dem die notwendigen Einrichtungen vorhanden sind.
Nur Krankenhäuser mit einer Kinderabteilung gewährleisten eine optimale Versorgung der kleinen Patienten.
Kinderarzt
Die Praxis eines Kinderarztes ist nur bedingt geeignet, Notfälle bei Kindern zu versorgen, da Untersuchungen wie z.B. Röntgen oft nicht möglich sind. Auch die Voraussetzungen zur Versorgung von Wunden sind nur bedingt gegeben. Im Zweifelsfall rufen Sie den Rettungsdienst, oder fahren Sie in ein Krankenhaus mit Kinderabteilung.
Kinderärzte können nur eingeschränkt helfen.
Ärztlicher Bereitschaftsdienst
Wenn die Arztpraxen abends, nachts und am Wochenende geschlossen haben, ist von der Kassenärztlichen Vereinigung ein Hausbesuchsdienst eingerichtet. In Großstädten wird dieser Ärztliche Bereitschaftsdienst auch untertags durchgeführt und ist seit Frühjahr 2012 unter der Telefonnummer 116117 in Deutschland bundesweit erreichbar. Der Ärztliche Bereitschaftsdienst ist nur für nicht akute Fälle zuständig, z.B. für fieberhafte Infekte. Es ist üblich, dass es einige Zeit dauert, bis ein Arzt des Bereitschaftsdienstes eintrifft. Wartezeiten von einer halben Stunde bis zu mehreren Stunden sind die Regel.
Der Ärztliche Bereitschaftsdienst ist nicht für akute Fälle zuständig.
Erste Hilfe, was ist das eigentlich?
Dieses Buch als Erste-Hilfe-Ratgeber vermittelt mehr Informationen, als der offizielle Erste-Hilfe-Lehrplan enthält. Die Erste Hilfe besitzt einen rechtlichen Rahmen und beschränkt sich auf das Nötigste. Von Bedeutung ist dies vor allem, wenn Personen berufsbedingt Kinder betreuen. Die Erste Hilfe erlaubt in diesem Falle beispielsweise das Anlegen von Verbänden und Pflastern, verbietet aber die Verwendung von Wunddesinfektionsmitteln und Medikamenten. Seit 2006 gab es große Veränderungen an den Erste-Hilfe-Lehrplänen, was z.B. die Wiederbelebung angeht. Die gute Nachricht: Es ist sehr viel einfacher geworden. Man hat erkannt, dass weniger oft mehr ist. Viele Regeln und Anweisungen hat man einfach gestrichen. Das Ergebnis ist eine relativ simple Wiederbelebung. Viele Kursteilnehmer sind heute positiv überrascht, wie einfach Erste Hilfe sein kann, wenn man den Ersthelfer nicht mehr mit Regeln überfordert, die er sich sowieso kaum merken kann. Die in diesem Buch enthaltenen Ratschläge und Richtlinien sind mit großer Sorgfalt und unter Berücksichtigung des aktuellen Stands der medizinischen Wissenschaft zusammengetragen. Dennoch sind Fehler nicht völlig ausgeschlossen. Der Verlag und der Autor übernehmen keine Haftung für die in diesem Buch enthaltenen Informationen und Ratschläge. Das Buch enthält nur für jene Fälle, die ein hohes Gefahrenpotenzial aufweisen, den Rat, einen Notruf abzusetzen oder ärztliche Hilfe anzufordern. In allen anderen Fällen liegt diese Entscheidung in der Verantwortung des Ersthelfers.
Copyright © 2012 Kösel-Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Telefonnummern für den Notfall
Die Notrufnummern für Deutschland, Österreich und die Schweiz finden Sie auf Seite 4. Die Rufnummern für den Ärztlichen Bereitschaftsdienst, den Kinderarzt und das Krankenhaus sollten Sie an dieser Stelle ergänzend hinzufügen. Auf Seite 5 sind die Rufnummern der Vergiftungszentralen aufgeführt.
Die eigene Panik
Gehören Sie zu den Menschen, die kein Blut sehen können und schon bei kleinen Unfällen kopflos das Weite suchen? Dann tun Sie sich mit Erster Hilfe schwer, und ich habe großes Verständnis für Sie. Denn es ist nicht einfach, als Erwachsener die nötige Ruhe und Gelassenheit zu erlernen. Wer grundsätzlich panisch reagiert, wird dieses Reaktionsmuster nur bedingt ändern können. Den wichtigsten Trick möchte ich Ihnen hier schon verraten. Es ist das Atmen. In einer Schrecksituation neigen wir dazu, den Atem anzuhalten. Mit dem Anhalten des Atems stoppen wir aber auch den Energiefluss im Körper. Die Folge sind unklare Gedanken und Handlungen. Atmen Sie durch, so wird im Zwerchfell eine Entspannung herbeigeführt, die den Energiefluss im Körper wieder harmonisiert. Mein Rat für die nächste Situation, die Sie panisch werden lässt oder aus der Ruhe bringt: Holen Sie tief Luft, und lassen Sie die Luft langsam gegen den Widerstand der Lippen entweichen.
Regel Nummer eins bei Aufregung und Panik: tief Luft holen.
Schreck und Schmerzen bei Kindern
Verletzungen gehören zum Alltag eines Kindes. Beobachten Sie mal ein Kind, wenn es allein und unbeobachtet spielt. Stößt es sich den Kopf an oder fällt es hin, wird es auch mittelstarke Schmerzen »wegstecken«, ohne zu weinen. Fühlt sich das Kind beobachtet, wird es in der gleichen Situation anders reagieren. Es wird schreien oder weinen, um die Aufmerksamkeit der erwachsenen Bezugsperson auf sich zu ziehen. Es ist legitim für ein Kind, zu schreien und Trost zu suchen. Trost und Unterstützung bauen wichtiges Vertrauen zwischen Eltern und Kind auf. Es gibt aber auch Kinder, die übermäßig jammern und sich bei jeder kleinen Schramme benehmen, als bräche die Welt zusammen. Weder für das Kind noch für den Erwachsenen ist es angenehm, wenn das Kleine wegen jeder Bagatelle heulend angelaufen kommt.
Ein gesunder Umgang mit Schmerz kann erlernt werden.
Man kann Kinder erziehen, ein gesundes Verhältnis zu Schmerzen und Verletzungen zu entwickeln. Hierfür gibt es ein paar Regeln, die Sie beachten sollten:
Lassen Sie das Kind auf sich zukommen
Hat sich ein Kind wehgetan, so eilen Sie nicht zu ihm und nehmen Sie es nicht auf den Arm, noch bevor es zu schreien beginnt. Lassen Sie sich und dem Kind einen Augenblick Zeit. Nehmen Sie Kontakt auf, und geben Sie dem Kind erst einmal Gelegenheit, seinen Schmerz und Schreck zu spüren. Das Kind soll lernen, zwischen leichten und starken Schmerzen zu unterscheiden. Hierfür braucht es Zeit - Zeit, in sich hineinzuhören, Zeit zum Spüren. Anschließend lassen Sie, wenn möglich, das Kind ein paar Schritte auf Sie zugehen oder krabbeln, und nehmen Sie es dann in den Arm. Damit ist das Kind selbst aktiv und kann seine Rolle als Opfer verlassen.
Sprechen Sie mit dem Kind über seinen Schreck
Meist steht bei Stürzen und Verletzungen der Schreck, den das Kind erleidet, im Vordergrund. Erstaunlicherweise ist es gar nicht in erster Linie der Schmerz, der es aus der Fassung bringt, sondern der Schreck. Deshalb sollten Sie das Kind, wenn Sie es auf dem Arm haben oder es trösten, auf den Schreck ansprechen, etwa: »Jetzt hast du aber einen Schreck bekommen, damit hast du gar nicht gerechnet.« So lernt das Kind, Schreck und Schmerz zu unterscheiden.
Lenken Sie das Kind ab
Eine weitere Methode, um einem Kind zu helfen, Abstand von Schreck und Schmerz zu gewinnen, ist die Ablenkung. Schon eine kleine Aufforderung, wie z.B. »Schließ mal deinen Mund!«, bringt das Kind auf andere Gedanken, und es kann leichter zum Alltag zurückkehren. Hört man Kindern und Eltern zu, wenn es um den Verursacher kleiner Verletzungen geht, kann man oft Aussagen hören wie: »Der böse Stuhl!« oder »Die gemeine Tischkante!« Derlei Reaktionen vonseiten der Erwachsenen sind völlig fehl am Platze. Erstens ist es einfach nicht wahr, dass ein lebloser Gegenstand an etwas schuld ist. Zweitens wird hier eine falsche Beziehung aufgebaut und ein Gegenstand zum Täter erklärt. Noch schlimmer ist es, wenn der Stuhl oder die Tischkante auch noch gehauen wird, vielleicht sogar mit Hilfe der Eltern. Damit lernt das Kind bereits früh, seine eigenen Unzulänglichkeiten und Missgeschicke auf andere zu projizieren und seine Fehler nicht zu sehen. Es ist zwar einfach und bequem, andere Umstände, Gegenstände und Personen für das eigene Fehlverhalten verantwortlich zu machen, doch das schafft im späteren Leben viele Probleme. Besser ist es, dem Kind in so einem Fall zu sagen: »Nun bist du gegen den Tisch gelaufen, da warst du wohl etwas ungeschickt. Der Tisch kann da aber gar nichts dafür.«
Lassen Sie sich durch Ihren eigenen Schreck nicht dazu hinreißen, mit dem Kind zu schimpfen, wenn etwas passiert ist. Geben Sie ihm mit freundlicher, ruhiger Stimme und Körperkontakt die Zuwendung, die es jetzt braucht
Nutzen Sie den Lerneifer des Kindes
Sie können das Kind nach einem Missgeschick auch danach fragen, was es durch die Situation gelernt hat. Helfen Sie dem Kind, die Antwort zu formulieren. Sie könnte z.B. lauten: »Wenn es auf dem Boden rutschig ist, muss ich langsam und besonders vorsichtig gehen.«
Kinder müssen lernen, Gefahren zu erkennen
Für Babys und Kleinkinder ist es wichtig, dass die Umwelt, in der sie aufwachsen, möglichst gefahrenfrei gehalten wird. Sie sind selbst noch nicht in der Lage, Gefahren zu erkennen, ihnen auszuweichen und richtig damit umzugehen. Sie können sich also noch nicht gefahrenbewusst verhalten. Im Alter von drei bis vier Jahren sollte man Kindern die Möglichkeit geben, mit Gefahren umzugehen. Der Mangel an Erfahrung ist auf die Dauer nachteiliger als eine kleine Schramme. Sie sollten Kinder also nicht überängstlich vor allem bewahren. Je früher und je besser Sie Ihr Kind anleiten, sich Gefahren bewusst zu machen und sich entsprechend zu verhalten, desto weniger müssen Sie es später überwachen oder gängeln. Und dadurch kann es sich freier und selbstständiger entwickeln und eine lebenstüchtige, verantwortungsbewusste und mit dem notwendigen Selbstvertrauen ausgestattete Persönlichkeit werden.
Halten Sie Ihr Kind nicht an der kurzen Leine.
Halten Sie Ihr Kind jedoch von allem fern, also »an der kurzen Leine«, kann zweierlei geschehen: Je nach Veranlagung und Möglichkeit wird es entweder die Beschränkungen und Verbote ignorieren. Dadurch gerät es erst recht in jene gefährlichen Situationen, die Sie doch gerade vermeiden wollten. Oder es wird kein Selbstvertrauen entwickeln, es wird resignieren und kaum die für das Leben notwendige Selbstständigkeit erlangen.
Erste Hilfe in Kita, Kindergarten und Tagespflege
Wenn Ihr Kind betreut wird, soll es auch sicher sein. Betreuungspersonal muss deswegen alle zwei Jahre einen »Erste Hilfe am Kind«-Kurs absolvieren. In seltenen Fällen werden die regelmäßigen Fortbildungen aber nur unzureichend durchgeführt. Fragen Sie einfach nach. Die Erfahrung zeigt, dass in Kindergärten keine schlimmen Unfälle passieren. Aber schon ein Kind, das sich verschluckt oder einen plötzlichen Fieberkrampf erleidet, erfordert gute Kenntnisse über Kindernotfälle. Ein Erwachsenen-Erste-Hilfe-Kurs ist hierfür ungeeignet.
Wer im Notfall hilft
Notruf
Einen Notruf »abzusetzen« (wie man im Erste-Hilfe-Jargon so schön sagt) ist einfacher, als Sie vielleicht vermuten. Sie müssen vor allem die wichtigste Notrufnummer - in den meisten Fällen ist der Rettungsdienst unter 112 zu erreichen - kennen. Die 112 gilt seit 2009 in ganz Europa in allen Fest- und Mobilfunknetzen. (Die Notrufnummern finden Sie auf Seite 4.) Wenn Sie mit dem Telefonisten in der Rettungsleitstelle, das sind in der Regel ausgebildete Rettungsassistenten, sprechen, erzählen Sie einfach und sachlich, was passiert ist. Das weitere Gespräch wird vom Telefonisten geführt. Es ist seine Aufgabe, alle nötigen Informationen von Ihnen zu erfragen. Durch meine eigene Tätigkeit in der Rettungsleitstelle weiß ich, dass es gar nicht sinnvoll ist, den Leitstellenmitarbeiter möglichst schnell mit möglichst vielen Informationen zu überschütten, denn alle Informationen müssen in den Computer eingegeben werden. Die wichtigste Information ist die exakte Beschreibung des Notfallortes. Dazu gehören entweder Straße (in Großstädten auch das Stadtviertel oder der Bezirk), Hausnummer und Stockwerk oder die genaue Beschreibung der Örtlichkeit, wenn ein Unfall außerhalb des Wohnbereiches passiert ist. Besonders wichtig ist darüber hinaus die Rufnummer des Anrufers. Ist nämlich bei der mündlichen Übermittlung ein Fehler unterlaufen, ist also z.B. »Adamstraße« statt »Asamstraße« verstanden worden, ist ein Rückruf notwendig.
Auf eine genaue Ortsbeschreibung und die Rückrufnummer kommt es an.
Notruf mit dem Handy
Auch für Mobiltelefone gilt die Notrufnummer 112 - sie muss ohne Vorwahl gewählt werden. Diese Notruff unktion ist ohne SIM-Karte nicht mehr möglich, funktioniert aber immer noch, wenn beispielsweise kein Guthaben aufgeladen ist.
Geduld ist gefragt!
Wenn Sie einen Notruf per Handy absetzen, müssen Sie einige Sekunden warten, bis eine Verbindung zur Rettungsleitstelle geschaltet werden kann. Das hat einen einfachen Grund: Ein automatisches Ortungssystem ermittelt zunächst Ihren Standort und leitet Ihren Notruf dann an die nächstgelegene Rettungsleitstelle weiter. Das kann bis zu 20 Sekunden dauern. Also: Warten Sie, bis sich die Rettungsleitstelle meldet! Brechen Sie den Notruf nicht ab!
Rettungsdienst
Um Ihnen eine Vorstellung zu geben, was Sie erwartet, wenn der Rettungsdienst kommt, möchte ich zunächst einige Begriff e erläutern:
Ein Krankenwagen hat die Aufgabe, ähnlich einem Taxi, kranke Menschen liegend von einem Ort zum anderen zu transportieren. Im Notfall kommt also nicht der Krankenwagen, sondern immer der Rettungswagen oder Notarztwagen.
Ein Rettungswagen ist mit zwei Rettungsassistenten besetzt. Hier werden Patienten behandelt und transportiert. Eltern oder eine Bezugsperson dürfen und sollen das Kind immer begleiten.
› Ein Notarztwagen ist zusätzlich zu den beiden Rettungsassistenten auch mit einem Arzt besetzt. Notarztwägen gibt es immer seltener, da sie in den letzten Jahren von Notarztfahrzeugen ersetzt wurden.
Ein Notarztfahrzeug hat nur die Größe eines PKW (auch oft VW- Bus), der nur den Notarzt zur Einsatzstelle bringt und in Kombination mit dem Rettungswagen einen Notarztwagen ergibt.
Der Rettungshubschrauber wird in entlegenen Gebieten eingesetzt und auch oft bei Kindernotfällen, um besonders schnell vor Ort zu sein.
Einen Kindernotarzt gibt es nur in wenigen Städten Deutschlands. Vorreiter war immer schon München. Der Kindernotarzt kommt zusätzlich zum Rettungswagen und dem »normalen« Notarzt als drittes Fahrzeug mit Blaulicht dazu. In einer Stadt gibt es (wenn überhaupt) immer nur einen Kindernotarzt und dieser hat dann meist weniger als eine Handvoll Einsätze in 24 Stunden.
Die Rettungsleitstelle entscheidet, ob ein Notarzt geschickt wird
Im Normalfall schickt die Rettungsleitstelle einen Rettungswagen. Bei lebensbedrohlichen Zuständen wird der Notarzt mit alarmiert. Außerhalb von Großstädten gibt es nur das so genannte Rendezvous-System, bei dem der Notarzt mit einem eigenen Einsatz-Pkw zur Einsatzstelle gefahren wird und zusammen mit dem Rettungswagen einen Notarztwagen bildet. Ein Notarzt wird nur dann benötigt, wenn Leben unmittelbar, etwa durch Bewusstlosigkeit oder Atemnot, bedroht ist. Ob Ihnen ein Rettungswagen, Notarztwagen oder gar ein Rettungshubschrauber geschickt wird, entscheidet die Rettungsleitstelle. Bedenken Sie immer, dass etwa zehn Minuten in der Großstadt und entsprechend längere Zeiten auf dem Land vergehen, bis der Rettungsdienst bei Ihnen eintrifft. Viele Menschen haben Angst, den Rettungsdienst unnötig zu rufen und für einen Fehleinsatz unter Umständen die Kosten tragen zu müssen. Derlei Befürchtungen sind unnötig, insbesondere bei Kindern! Fehleinsätze in dem Sinne gibt es nicht, auch wenn sich beim Eintreffen des Rettungsdienstes herausstellt, dass medizinische Hilfe nicht nötig ist. Ein Beispiel dazu: Es gelingt Ihnen nicht, das Nasenbluten eines Kindes zu stoppen, daraufhin rufen Sie den Rettungsdienst. Trifft der Rettungswagen ein und das Nasenbluten hat in der Zwischenzeit aufgehört, entstehen keine Kosten. Immer erst bei einem Transport ins Krankenhaus fallen Kosten an, die jedoch von der Krankenkasse übernommen werden.
Keine Angst, Sie dürfen im Rettungswagen mitfahren.
Giftnotruf
Bei Vergiftungen wenden Sie sich an eine Vergiftungszentrale zur Beurteilung der Vergiftung und zur Anleitung für die entsprechenden Erste-Hilfe-Maßnahmen. Es ist immer sinnvoll, eine Vergiftungszentrale anzurufen. Beachten Sie aber bitte, dass die Vergiftungszentralen keine Fahrzeuge des Rettungsdienstes entsenden. Der Rettungsdienst muss gesondert - und vor allem zuerst - alarmiert werden. Die Rufnummern der Vergiftungszentralen finden Sie auf Seite 5.
Krankenhaus
In manchen Fällen, beispielsweise bei kleinen Schnittverletzungen, ist es sinnvoll, selbst mit dem Kind in ein Krankenhaus zu fahren. Doch sollten Sie hierbei zwei Dinge beachten:
Erstens: Die Voraussetzung dafür ist, dass sich das Kind in einem stabilen, nicht gefährdeten Zustand befindet.
Zweitens: Wenn Sie allein sind, können Sie sich während der Autofahrt nicht um das Kind kümmern, da der Straßenverkehr Ihre ganze Aufmerksamkeit erfordert.
Fahren Sie im Notfall nicht selbst ins Krankenhaus, sondern rufen Sie einen Rettungswagen.
Der Rettungsdienst hat die Aufgabe, auch bei kleineren Verletzungen den Transport ins Krankenhaus durchzuführen. Kinder können nur in einem Krankenhaus mit einer Kinderabteilung optimal behandelt werden. Einige Krankenhäuser besitzen keine Kinderabteilung und sind daher für Kindernotfälle ungeeignet. Außerdem sind bei bestimmten Verletzungen Spezialabteilungen in den Krankenhäusern notwendig. Ist ein Kind beispielsweise am Auge verletzt, muss das Krankenhaus über eine Kinder- und eine Augenabteilung verfügen. Schon allein aus diesem Grund ist es sinnvoll, den Transport mit dem Rettungsdienst durchzuführen, denn er wird ein Krankenhaus ansteuern, in dem die notwendigen Einrichtungen vorhanden sind.
Nur Krankenhäuser mit einer Kinderabteilung gewährleisten eine optimale Versorgung der kleinen Patienten.
Kinderarzt
Die Praxis eines Kinderarztes ist nur bedingt geeignet, Notfälle bei Kindern zu versorgen, da Untersuchungen wie z.B. Röntgen oft nicht möglich sind. Auch die Voraussetzungen zur Versorgung von Wunden sind nur bedingt gegeben. Im Zweifelsfall rufen Sie den Rettungsdienst, oder fahren Sie in ein Krankenhaus mit Kinderabteilung.
Kinderärzte können nur eingeschränkt helfen.
Ärztlicher Bereitschaftsdienst
Wenn die Arztpraxen abends, nachts und am Wochenende geschlossen haben, ist von der Kassenärztlichen Vereinigung ein Hausbesuchsdienst eingerichtet. In Großstädten wird dieser Ärztliche Bereitschaftsdienst auch untertags durchgeführt und ist seit Frühjahr 2012 unter der Telefonnummer 116117 in Deutschland bundesweit erreichbar. Der Ärztliche Bereitschaftsdienst ist nur für nicht akute Fälle zuständig, z.B. für fieberhafte Infekte. Es ist üblich, dass es einige Zeit dauert, bis ein Arzt des Bereitschaftsdienstes eintrifft. Wartezeiten von einer halben Stunde bis zu mehreren Stunden sind die Regel.
Der Ärztliche Bereitschaftsdienst ist nicht für akute Fälle zuständig.
Erste Hilfe, was ist das eigentlich?
Dieses Buch als Erste-Hilfe-Ratgeber vermittelt mehr Informationen, als der offizielle Erste-Hilfe-Lehrplan enthält. Die Erste Hilfe besitzt einen rechtlichen Rahmen und beschränkt sich auf das Nötigste. Von Bedeutung ist dies vor allem, wenn Personen berufsbedingt Kinder betreuen. Die Erste Hilfe erlaubt in diesem Falle beispielsweise das Anlegen von Verbänden und Pflastern, verbietet aber die Verwendung von Wunddesinfektionsmitteln und Medikamenten. Seit 2006 gab es große Veränderungen an den Erste-Hilfe-Lehrplänen, was z.B. die Wiederbelebung angeht. Die gute Nachricht: Es ist sehr viel einfacher geworden. Man hat erkannt, dass weniger oft mehr ist. Viele Regeln und Anweisungen hat man einfach gestrichen. Das Ergebnis ist eine relativ simple Wiederbelebung. Viele Kursteilnehmer sind heute positiv überrascht, wie einfach Erste Hilfe sein kann, wenn man den Ersthelfer nicht mehr mit Regeln überfordert, die er sich sowieso kaum merken kann. Die in diesem Buch enthaltenen Ratschläge und Richtlinien sind mit großer Sorgfalt und unter Berücksichtigung des aktuellen Stands der medizinischen Wissenschaft zusammengetragen. Dennoch sind Fehler nicht völlig ausgeschlossen. Der Verlag und der Autor übernehmen keine Haftung für die in diesem Buch enthaltenen Informationen und Ratschläge. Das Buch enthält nur für jene Fälle, die ein hohes Gefahrenpotenzial aufweisen, den Rat, einen Notruf abzusetzen oder ärztliche Hilfe anzufordern. In allen anderen Fällen liegt diese Entscheidung in der Verantwortung des Ersthelfers.
Copyright © 2012 Kösel-Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Janko von Ribbeck
Janko von Ribbeck, Heilpraktiker und Homöopath, lebt mit seiner Familie in Ribbeck im Havelland, wo er auch seine Praxis betreibt. Er ist jahrelang im Rettungsdienst unterwegs gewesen und gibt heute seine Erfahrung und sein Wissen in speziellen Kursen für Eltern weiter.
Bibliographische Angaben
- Autor: Janko von Ribbeck
- 2015, 5. Aufl., 296 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, mit Abbildungen, Masse: 14,6 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Kösel
- ISBN-10: 3466309719
- ISBN-13: 9783466309719
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