Neu-Ulm liegt am Meer
Durch die Stadt
Entstanden ist diese 150-teilige Prosa im Neu-Ulmer Stadtschreiberamt von Constance Hotz: Literatur und das schöne Buch - und wir haben hier ein sehr schönes vorliegen! - haben in unserer schnell und immer schneller gewordenen Welt eine nicht zu...
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Produktinformationen zu „Neu-Ulm liegt am Meer “
Klappentext zu „Neu-Ulm liegt am Meer “
Entstanden ist diese 150-teilige Prosa im Neu-Ulmer Stadtschreiberamt von Constance Hotz: Literatur und das schöne Buch - und wir haben hier ein sehr schönes vorliegen! - haben in unserer schnell und immer schneller gewordenen Welt eine nicht zu überschätzende, wichtige Bedeutung erlangt: Sie sind die Orte von Entschleunigung und Besinnung für uns, sind Behausung für Konzentration und Klarheit und Instrument der Selbstorientierung. Die uns ja anderweitig mehr und mehr abhanden kommen. Und Buch und Literatur sind zugleich Basis für Zugänge zu Welten, die wir zu übersehen uns gewöhnt haben. Literarische Bücher sind wohlfokussierte Brillen in die grosse weite Welt für jeden von uns.Eine grossartige Gelegenheit, diese Brille aufzusetzen und den literarischen Blick von Schriftstellerinnen und Schriftstellern zu nutzen, ergibt sich, wenn diese Autoren vom eigenen heimatlichen Fleck aus in die Welt schauen. So geschehen durch die erste Stadtschreiberin von Neu-Ulm: Mit ihr steht Neu-Ulm nun in beredter Nachbarschaft zu Stuttgart und Tübingen, zu Mannheim und Magdeburg, zu Salzburg und Trier, zu Zürich und Gotha, Erfurt und Bayreuth und insgesamt zwei Dutzend hellhöriger, weltoffener Städte, die einen Stadtschreiber zu sich laden. Und so hat Constance Hotz für einige Monate auf uns fokussiert, sie hat Neu-Ulm als Nabel der Welt angenommen. Das schmeichelt den Neu-Ulmern wie allen Städtern in anderen Städten.
Allerdings verunsichert es sie natürlich zugleich: Was wird sie betrachten? Wen ins Bild rücken? Welches Neu-Ulm wird sie darstellen? Sie hat, was eine grosse literarische Kunst ist, genau und zugleich auch weitschweifend geschaut - und nun sehen wir plötzlich das, was man selbst nie wirklich gut, geschweige denn am genauesten sehen kann: sich selbst, uns selbst.
Uns selbst zeigt Constance Hotz uns, lässt uns uns selbst sehen im Rückblick auf unsere lokale Geschichte, lässt uns auf uns schauen vor dem Hintergrund unserer Zeitgeschichte. Und wir staunen, wie man
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immer staunen kann, wenn man in Literatur hineinschaut. Der älteste den Neu-UlmerInnen vertraute Löwe scheint mit einem Mal eine recht neuartige Tiergattung. Bauten, an denen bereits die Eltern oder Grosseltern der Neu-Ulmer vorbeigegangen oder entlang geschlendert sind, stehen da wie zum allerersten Mal zu betrachten. Die Menschen und Mitbürger, denen man täglich an Fussgängerampel und Bahnhof, im Handwerksladen und auf der Vergnügungswiese begegnen, sind ja doch ganz andere. Unerwartete Blicke wechseln wir mit ihnen, ungeprobter Austausch tut sich auf, Neuland allenthalben in Neu-Ulm. Und Lese-Spass macht das obendrein - wofür Constance Hotz und allen Unterstützern des Stadtschreiberamtes herzlichst zu danken ist.
Mehr ist nicht zu sagen, bevor man nun in diese Welt und Weltsicht eintauchen kann. Aber viel, viel mehr ist zu entdecken. - Neu-Ulm liegt am Meer? Ja doch! Und los geht's: Durch die Stadt.
Mehr ist nicht zu sagen, bevor man nun in diese Welt und Weltsicht eintauchen kann. Aber viel, viel mehr ist zu entdecken. - Neu-Ulm liegt am Meer? Ja doch! Und los geht's: Durch die Stadt.
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Lese-Probe zu „Neu-Ulm liegt am Meer “
1Friedenstrasse / Kasernstrasse
Friedenstrasse und Kasernstrasse gehen ineinander über und widersprechen sich nicht. Je nachdem, welche Richtung man nimmt, gelangt man vom Frieden zur Kaserne oder umgekehrt. Bezeichnend scheint, um die Geschichte rückwärts zu erzählen, dass hier einst die Friedenskaserne stand. In den 1860er-Jahren als grosse Infanteriekaserne erbaut, wechselte sie mehrmals den Namen, bis sie ihren "Frieden" fand, im Zweiten Weltkrieg von Bomben zerstört und danach abgebrochen wurde. Heute stehen da schmucklose Häuser, vierstöckig, rosa verputzt, gelb oder weiss. Und die einstige "Kasernenstrasse" hat sich längst abgeschliffen zur "Kasernstrasse"; dabei verleiht ihr die Betonung auf dem "e" einen eleganten, selbstbewussten Klang. Die Friedenstrasse wiederum, mal mit Fugen-s geschrieben und mal ohne, verdankt ihren Namen keineswegs einer pragmatischen Teilung der einst quartierbeherrschenden Friedenskaserne, vielmehr, so informiert das heutige Strassenschild: der "Erinnerung an den Frieden v. 1871 nach dem Krieg zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich". Friedenstrasse und Kasernstrasse: Die Irritation durch die Planierung der Gegensätze bleibt - mehr als die zwei Strassen lang. Krieg und Frieden, Frieden und Krieg. Und so ist man hier stets in beiden Zuständen der Neu-Ulmer Geschichte unterwegs. Wie auch der deutschen Geschichte, wie der Menschheitsgeschichte.
Petrusplatz 4, Edwin Scharff Museum
Boden, Wand, Stadt. Ausstellungseröffnung "Ausgezeichnet", volles Haus. Oberbürgermeister, Kuratorin, Museumsleiterin sprechen. Man erfährt, wer Edwin Scharff war, wer er für Neu-Ulm ist, wer in seinem Namen ausgezeichnet wurde. Drei Beispiele:
Was ist eine Skulptur? Franz Erhard Walthers Arbeit "Winkel, Bahn und Standstelle" antwortet mit einer Einladung: Auf den schmalen Eisenobjekten darf man stehen, gehen, posieren. So wird das Publikum Teil der Skulptur, die Trennung zwischen Künstler, Werk und Betrachtenden verwischt. Und Walthers Werk sagt noch etwas
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anderes: Durch die Anordnung der drei Teile - zwei gerade, unterschiedlich lange, und ein kurzes Winkelstück - auf dem Boden entsteht eine Spannung aus Nähe und Distanz, aus Leere und Füllung, ein Beziehungsgeflecht im Raum, das unauflösbar bleibt.
Dass dieser kompositorische Aspekt ein wenig untergeht, liegt nicht nur an den vielen Menschen, die Raum und Objekte bespielen, sondern auch an Hanne Darbovens wandfüllender Bildserie aus Noten- und Schriftblättern. Zwingend folgen ihr die Augen von links nach rechts, von oben nach unten, wandern vermeintlich Gleiches ab, finden einen Rhythmus, bis der Bruch kommt. Darboven führt uns vor: Ihre Erfindung, die das Vergehen von Zeit erfassbar macht; ihre Bildserie und die Übersetzung ihrer mathematischen Sprache in Musik ist für Augen und Ohren: "Opus 26".
Nebenan wird ein halbdunkler Raum zur Stadt. Die Illusion ist so perfekt wie durchsichtig. Man steht an einem Tisch und einem Aussichtspunkt, lässt eine Skyline an sich vorbeiziehen, blickt auf eine oszillierende Schattensilhouette, eine utopische Projektion. Karaffen sind Türme, Flaschen sind Hochhäuser, Wolkenkratzer zerschneiden Identitäten, allerlei transparente Objekte sind raffiniert platziert, das soziale Gefälle zwischen Kristallglas und Billigplastik zerbricht, weil nur der Schattenwurf zählt. Im "Lunapark". Dazu spielt eine gläserne Musik, Platon.
Bundesfestung / Glacis-Park
Ich hatte das Wort schon einmal gehört, eines kalten Abends im Februar, doch hatte es nur vage Bilder ausgelöst: ein paar Mauerreste, als Denkmal stehengeblieben, als Zitat - mitten in der Stadt. Mit unbestimmten Vorstellungen, gelassen und unaufgeregt ging ich in Richtung Park und erlebte gleichsam eine Offenbarung, einen Sturmangriff, der mir die Augen aufriss. Samstagmorgen, zweiter März.
Dass dieser kompositorische Aspekt ein wenig untergeht, liegt nicht nur an den vielen Menschen, die Raum und Objekte bespielen, sondern auch an Hanne Darbovens wandfüllender Bildserie aus Noten- und Schriftblättern. Zwingend folgen ihr die Augen von links nach rechts, von oben nach unten, wandern vermeintlich Gleiches ab, finden einen Rhythmus, bis der Bruch kommt. Darboven führt uns vor: Ihre Erfindung, die das Vergehen von Zeit erfassbar macht; ihre Bildserie und die Übersetzung ihrer mathematischen Sprache in Musik ist für Augen und Ohren: "Opus 26".
Nebenan wird ein halbdunkler Raum zur Stadt. Die Illusion ist so perfekt wie durchsichtig. Man steht an einem Tisch und einem Aussichtspunkt, lässt eine Skyline an sich vorbeiziehen, blickt auf eine oszillierende Schattensilhouette, eine utopische Projektion. Karaffen sind Türme, Flaschen sind Hochhäuser, Wolkenkratzer zerschneiden Identitäten, allerlei transparente Objekte sind raffiniert platziert, das soziale Gefälle zwischen Kristallglas und Billigplastik zerbricht, weil nur der Schattenwurf zählt. Im "Lunapark". Dazu spielt eine gläserne Musik, Platon.
Bundesfestung / Glacis-Park
Ich hatte das Wort schon einmal gehört, eines kalten Abends im Februar, doch hatte es nur vage Bilder ausgelöst: ein paar Mauerreste, als Denkmal stehengeblieben, als Zitat - mitten in der Stadt. Mit unbestimmten Vorstellungen, gelassen und unaufgeregt ging ich in Richtung Park und erlebte gleichsam eine Offenbarung, einen Sturmangriff, der mir die Augen aufriss. Samstagmorgen, zweiter März.
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Autoren-Porträt von Constance Hotz
Mayerle, LottaLotta Mayerle malt, seit sie einen Stift halten kann. Darum war auch ihre Studienwahl vorgezeichnet. 2018 hat sie ein Kommunikationsdesign-Studium an der FHWS Würzburg begonnen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Constance Hotz
- 2020, 104 Seiten, Masse: 13,9 x 22,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Dielmann
- ISBN-10: 3866382839
- ISBN-13: 9783866382831
- Erscheinungsdatum: 20.04.2020
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