Macht - Ohnmacht - Vollmacht.

Einleitung In seiner Vorlesung "Grosse Seelsorger" unternimmt Rudolf Bohren (1920-2010) den Versuch, die Seelsorge "Grosser Heiliger" - angefangen von Jesus von Nazareth bis zu Johann Christoph Blumhardt - anhand deren Leben und Taten darzustellen und als Vorbilder für heute zu entwickeln . Der erste Akt der Seelsorge ist ein Sehakt, ein Akt der Wahrnehmung. Die Voraussetzung der Seelsorge ist die Rechtfertigung und damit eine neue Wahrnehmung des Menschen. (22) Die Heiligen sind in ihrer Heiligung de facto ungleich. Seelsorge setzt voraus, dass wir Menschen ungleich sind. Das Volk Gottes trägt nicht Uniform. Es gibt Starke und Schwache, Grosse und Kleine. (28) Und wer schon Theologie studiert, soll sich vornehmen, ein grosser Seelsorger, ein grosser Prediger zu werden. Andernfalls wird nichts aus ihm als ein Vermehrer kirchlicher Langeweile. (29) Walter Nigg, ein theologischer Aussenseiter, hat ein Buch geschrieben: "Grosse Heilige". Nach den bisherigen Überlegungen dürfte einsichtig sein: Wenn ich von grossen Seelsorgern rede, dann rede ich von grossen Heiligen, von Menschen, die in der Heiligung weitergekommen waren als andere. Grosse Heilige sind auch grosse Seelsorger, auch grosse Seelenkenner. Ein Augustin, ein Luther, ein Vianney, ein Serafim von Sarow, ein Blumhardt waren auf ihre Weise auch grosse Psychologen und zum Teil auch grosse Psychotherapeuten. (29) Im Aufsehen auf Jesus sehen wir auch die Heiligen, die uns in der Seelsorge vorausgegangen sind. Sie sind nicht tot. "Ihm leben sie alle." Wenn Barth 1919 im Vorwort des Römerbriefes von Paulus sagt, "dass er als Prophet und Apostel des Gottesreiches zu allen Menschen aller Zeiten redet", dann gilt das in gewisser Weise von jedem grossen Seelsorger. Die grossen Seelsorger sind uns gegeben, damit wir uns an ihnen, mit ihnen aufrichten lassen, indem sie uns in der Heiligung vorausgegangen sind. Wir gehen nicht mit Toten um, wenn wir uns grossen Seelsorgern zuwenden, sondern mit lebendigen Potenzen. Wir brauchen sie, damit

Inhalt Einleitung11 1Christoph Blumhardt - Leben und Werk im Überblick13 2Eine erweiterte Sicht auf Leben und Werk Christoph Blumhardts - der systemische Ansatz21 3Das Herkommen 3.1Am Anfang steht Möttlingen25 3.2Der Stellenwechsel und die Ankunft in Möttlingen26 3.3Das weitere Ergehen der Gottliebin und die Reaktionen Johann Christoph Blumhardts32 4Die neue Rolle der Gottliebin Dittus und Veränderungen der beteiligten Personen im System Kurhaus Bad Boll35 5Studium und Vikariat 5.1Der Einfluss der Eltern und des umgebenden Milieus40 5.2Vikariat und aufkommende Zweifel an der Eignung56 5.3Pfarrer werden - eigener Wunsch oder zwangsläufiger Abschluss?60 6Der besondere Einfluss der Gottliebin Brodersen im System Kurhaus Bad Boll 6.1Strukturen und Instrumente der systemischen Macht am Beispiel eines Briefwechsels der Gottliebin Brodersen mit Christoph Blumhardt in Tübingen 64 6.1.1Brief der Gottliebin Brodersen an Christoph Blumhardt (Brief 1.3)64 6.1.2Brief Christoph Blumhardts an Gottliebin Brodersen (Brief 1.4)70 6.2Die Machtinstrumente des Systems Kurhaus Bad Boll79 7Grosse Veränderungen im Zentrum des Systems durch den Tod der Gottliebin 7.1Briefwechsel Christoph Blumhardts mit dem Bruder Theophil82 7.2Die Personen im Mobile der Kräfte im System Kurhaus Bad Boll99 8Die Zeit nach dem Sterben der Möttlinger Zeugen Morgenandacht vom 16. Juli 1886, dem Geburtstag Christoph Blumhardts118 9Flucht und Neuanfang 9.1Die Italienreise von Christoph und Emilie Blumhardt 1889 Oder Aus-Zeit von fünf Wochen für die beiden Personen aus dem Zentrum des Systems Kurhaus Bad Boll141 9.2Die Neuordnung nach der Auszeit155 10Angriffe von aussen159 11Auf der Suche nach neuen Wegen165 12Der neue Weg - ein Lernerfolg173 13Emanzipation und Neuordnung im System Bad Boll 1895177 14Gesprengte Fesseln oder Freiheit ohne Kampf187 15Johann Christoph Blumhardt und Christoph Friedrich Blumhardt Vater und Sohn - zwei Generationen200 16Tradition und Interpretation207 17Das Phänomen der Übertragung

Mohr, Jürgen Jürgen Mohr, geboren 1949, promovierter Arzt und Pfarrer i. R., Studium in Heidelberg, Tübingen und Wuppertal, lebt im Ruhestand in Reutlingen