Lebendige Prozesse
Erfahrungen und Gedanken aus der anthroposophischen Kunsttherapie
"Seit es die plastische Kunst gibt, seit vielen tausenden von Jahren, angefangen bei den alten Persern über die ägyptischbabylonische Zeit bis hin zu den Griechen, dann weiter über die Römer, hinein zur frühchristlichen Plastik, weiter hin zu der Romanik...
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Produktinformationen zu „Lebendige Prozesse “
Klappentext zu „Lebendige Prozesse “
"Seit es die plastische Kunst gibt, seit vielen tausenden von Jahren, angefangen bei den alten Persern über die ägyptischbabylonische Zeit bis hin zu den Griechen, dann weiter über die Römer, hinein zur frühchristlichen Plastik, weiter hin zu der Romanik und wieder weiter über die Gotik in den Zeitraum der Renaissance und später zum Barock, Klassizismus usw. und noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zu Bildhauern wie Archipenko, Rodin, Camille Claudel usf. - kurz, seit tausenden von Jahren bis vor knapp 100 Jahren - suchte der Künstler, der Bildhauer, im Stoff selber, in dessen Gesetzmässigkeiten, im Wölben und Buchten der Flächen - im eigentlichen Sinne plastisch empfindend - zu seiner Form zu kommen. Erst im 20. Jahrhundert wurden, zunächst vereinzelt, dann immer stärker, Bemühungen im künstlerischen Schaffen erkennbar, welche die Naturform zu abstrahieren versuchten: Weg von der konkreten Figürlichkeit und weg vom konkreten Bild. Und in der fortschreitenden Zeit traten immer mehr Künstler und Bildhauer auf, welche ein Verhältnis zum Stoff an sich und einer Gestaltung aus dessen eigener plastischen Gesetz-mässigkeit heraus, verloren. Auf der einen Seite kam es immer mehr zu konstruktiven Darstellungen. Dabei verliessen die Künstler den Boden für natürliche Materialien wie Ton, Holz und Stein usw., und sie begannen aus vielen neuen Kombinationen wie Glas, Jute, Metall, Holz, Plastik, Textilien und vielem mehr heraus zu gestalten und zu kombinieren. Dieser Schritt erweiterte einerseits die Möglichkeiten der abstrakten Formgebung. Auf der anderen Seite büsste man damit aber an Plastizität, Lebendigkeit und Beweglichkeit ein, was die besonderen Qualitäten des Tones sind. Die Ideen, oder besser gesagt die Vorstellungen im Kopf der Künstler gewannen zunehmend an Gewicht. Die Ausführung selber wurde zum sekundären, rein technisch-handwerklichen Akt degradiert. Damit wurde der künstlerische Prozess aus dem ganzen Menschen gehoben und in der nackten Idee, in der blossen
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Vorstellung fixiert. Darauf werde ich in einigen Kapiteln näher eingehen. Auf der anderen Seite kam es aber auch zur bewusst ideenlosen Gestaltung, welche in Polarität zur erstbenannten steht, zur Herrschaft eines puren Willensaktes und einer blossen, meist unbewussten oder halbbewussten Emotion, welche sich ihren eigenständigen Raum in der bildenden Kunst zu schaffen suchte, ohne jegliche "Vernunft", sich ihnen selbst überlassend, "aus dem Bauche heraus". Aber auch hier wurde der Stoff, das Material an sich, mit seinen spezifischen Gesetzmässigkeiten vergessen; dies umso mehr, als zu der Formung der plastischen Objekte zunehmend auch eine maschinelle Bearbeitung überhand nahm und die unmittelbare Gestaltungskraft der Hände infolge dessen mehr und mehr abgeschwächt wurde. Dieser Umstand schaffte mit der physischen, zunehmend auch eine seelische Distanz zum geschaffenen Objekt. Die Spaltung in diese zwei Richtungen - jener aus den Vorstellungskräften auf der einen Seite und der anderen, polar entgegen gesetzten aus den Kräften eines begierdehaften Willens - dramatisierte sich vor allem am Anfang des 20. Jahrhunderts. Man findet sie allerdings immer wieder in der kunstgeschichtlichen Entwicklung des Abendlandes, so auch veranlagt als ägyptische auf der einen oder babylonisch-sumerischmesopotamische Strömung auf der anderen Seite, oder aber, in neuerer Zeit, im Wesen des Impressionismus und des Expressionismus. In diesen beiden Strömungen konnte man allerdings noch eine einheitlichere Form empfinden und ein Gefühl für die Ganzheit entwickeln. In der anthroposophischen Geisteswissenschaft werden diese Kunstströmungen auch Nordstrom oder Südstrom genannt. Was mit dieser Polarisierung gemeint ist, wird in eindrücklicher Weise von Friedrich Schiller in seinen ""Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen"" beschrieben. Er schilderte diese beiden Polaritäten sehr ausführlich und nannte sie Formtrieb und Stofftrieb. Die treibende und impulsierende Mittekraft nennt er den Spieltrieb: In ihm sind die Herzenskräfte angesprochen. Darinnen kann der eigentliche künstlerische Impuls gesehen werden, wie er hier verstanden wird. Darinnen liegt die Freiheit des Menschen begründet. Die Verselbständigung in die zwei oben beschriebenen Richtungen kann bei jedem gestaltenden Menschen mehr oder weniger deutlich im Schaffensprozess beobachtet werden. Sie kann sich allerdings in eine Einseitigkeit steigern, die von ihm als unfrei empfunden wird oder als solche sogar in eine Krankheitssituation führt, indem sie sich in der physischen und/oder seelisch-geistigen Konstitution manifestiert. Hier wird ein wichtiger Grundsatz angesprochen: Die plastisch-künstlerische Therapie will helfen, die polarisierenden Kräfte zwischen Stoff und Form zum Ausgleich zu bringen. Mit dieser Arbeit soll der Versuch gewagt werden, dem interessierten Leser das Gebiet der anthroposophischen Kunsttherapie etwas näher zu bringen. Dabei soll selbst-verständlich nicht gemeint sein, dass die Sache in er-schöpfender Weise behandelt wird. Was hier vorliegt, ist selbst einem dauernden Wandel unterlegen, wird laufend ergänzt, neu umschrieben oder wieder herausgenommen. Diese Schrift soll selber ein stetig wachsender, schöpferischer Akt bleiben, welcher aus dem immer neu sich übenden Nachklang der Therapietätigkeit entspringt. So wird der Umfang immer grösser, differenzierter und die Zusammenhänge umfassender im Laufe des Lernprozesses. Diese Methode des Schaffens ist mir wichtig und spiegelt auch Wesentliches aus der thera-peutischen Arbeit wieder. Mag auch zunächst ein Mangel an klaren Strukturen, an intellektueller Gliederung der ver-schiedenen Künste und deren Bezug zum Menschen usw. vorliegen, so ist einer verbalen Auseinandersetzung über diese Kunsttherapien nur dadurch gerecht zu werden, dass sie selbst als wachsendes, lebendiges und ringendes Wesen aus der therapeutischen Tätigkeit heraus entstehen will."
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Inhaltsverzeichnis zu „Lebendige Prozesse “
Inhalt 2Zum Geleit 4
Einführung 5
Vorwort zur zweiten Auflage 9
ERSTER TEIL 12
Der Weg zum höheren Ich 12
Allgemeines zu Kunst und Kunsttherapie 13
Über Beweise und Erkenntnis 13
Grundbedingungen für das therapeutische Schaffen 21
Über Wirkungen 23
Über Kunst 25
Der therapeutische Prozess 29
Was ist "Schön" 31
Was ist "Leben" 34
Metamorphosen 39
Metamorphose: Geheimnis der Entwicklung 39
Einige seelische Aspekte zur Metamorphose 44
Symbolismus und Naturalismus 47
Symbol und Intellekt 47
Symbol als Wesen 52
Das Ich: Der Wesenskern 53
Aspekte zur Ich-Entwicklung 53
Vom Doppelgänger 60
Ausdruck in der Form 63
Zum Thema Sucht 64
ZWEITER TEIL 70
Gedanken zum Kranksein 70
Stoffe und Prozesse 71
Über das Kranksein 74
Innere Leere als Hauptübel unserer Zeit 74
Diagnose und Therapie 76
Als Prozesse verstehen 76
Diagnose und Therapie 79
Erdkräfte und Umkreiskräfte 82
Indikationen für die Kunsttherapien 86
Aktive und passive Therapien 87
Chinesische Medizin: Ein Vergleich mit der Schulmedizin 87
Ein Fallbeispiel 90
Was ist Kunsttherapie 95
Von der "Stabilität in der Bewegung" 95
Die "richtige" Übung 96
Das heilige Feuer 99
Vorstellung, Gefühl und Wille 100
Zum Quell der Lebenskräfte 103
"Das Was bedenke, mehr bedenke Wie" (Goethe) 105
Therapie und Pädagogik 107
"Hochbegabung ist auch Verhaltensauffällig" 110
Was ist "normal"? 115
Therapeutische Grundgesten 116
DRITTER TEIL 118
Die plastisch künstlerische Therapie 118
Die Hand, das Gestaltungsorgan 119
Über das Plastische 121
Eine Begriffserklärung 121
Das plastischste Material: Der Ton 126
Gestik und Gebärde aus den schaffenden Ich-Kräften 127
Die Sache mit dem rechten Winkel 128
Spezielles zur plastisch künstlerischen Therapie 130
Die Fläche als Ausdrucksmittel 130
Kriterien für die Übungsfindung 136
Anwendungspraxis für die Therapie 144
Säulen und Kapitäle des ersten Goetheanumbaues 144
Grundelemente aller Kapitäle 147
Ein praktisches Beispiel solcher
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Entwicklungsstufen 148
Kann man im künstlerischen Schaffen "Fehler" machen 151
Die Bedeutung des Gesprächs in der Therapie 152
Kriterien für die therapeutische Arbeit 154
Das Verlaufsblatt 156
Zusammenhänge mit der Medizin 164
Ein abschliessender Gedanke 165
VIERTER TEIL 166
Gegenkräfte der Gegenwart 166
Zitat von Montaigne 167
Adam und Eva haben sich im Paradies nie kennen gelernt 167
Roland Stiefel: Der Computermensch 168
Aufgelesen: Kunst-Blut 169
Das Ich ist eine Illusion 170
Virtuelle Realität 171
Die Psychologie des Ahriman 171
Adolf Hitlers Weihnachtsrede 173
NACHKLANG 174
Wanderung zur Sonne 174
Der Künstler 175
Die Geschichte des alten Mannes 182
Die Freundin 185
Die Geschichte der schönen Jungfrau 190
Des Künstlers Nachklang: Aphoristisches aus einem Brief an eine Freundin 193
Literaturverzeichnis 194
Kann man im künstlerischen Schaffen "Fehler" machen 151
Die Bedeutung des Gesprächs in der Therapie 152
Kriterien für die therapeutische Arbeit 154
Das Verlaufsblatt 156
Zusammenhänge mit der Medizin 164
Ein abschliessender Gedanke 165
VIERTER TEIL 166
Gegenkräfte der Gegenwart 166
Zitat von Montaigne 167
Adam und Eva haben sich im Paradies nie kennen gelernt 167
Roland Stiefel: Der Computermensch 168
Aufgelesen: Kunst-Blut 169
Das Ich ist eine Illusion 170
Virtuelle Realität 171
Die Psychologie des Ahriman 171
Adolf Hitlers Weihnachtsrede 173
NACHKLANG 174
Wanderung zur Sonne 174
Der Künstler 175
Die Geschichte des alten Mannes 182
Die Freundin 185
Die Geschichte der schönen Jungfrau 190
Des Künstlers Nachklang: Aphoristisches aus einem Brief an eine Freundin 193
Literaturverzeichnis 194
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Autoren-Porträt von Urs Weth
Urs Weth, geboren 1956 in Aarau (CH), lernte mehrere Berufe, war als Zeichner, Maurer und später als Architekt tätig, bis er sich, nach einer grossen Wende imLeben, für die künstlerische Laufbahn als Bildhauer, Maler und Autor entschied. Zudem arbeitet er seit über 20 Jahren als Kunsttherapeut in eigener Praxis in Basel.
Bibliographische Angaben
- Autor: Urs Weth
- 2014, 200 Seiten, mit Schwarz-Weiss-Abbildungen, Masse: 16,7 x 21,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Wirkstatt Verlag
- ISBN-10: 3952287903
- ISBN-13: 9783952287903
- Erscheinungsdatum: 20.02.2014
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