Leben mit Bonnie
Wie mein Hund mir neuen Mut gab
Bel Mooney ist lange Zeit eine glückliche Frau gewesen: Die bei einem breiten Publikum beliebte Journalistin und Moderatorin hat nicht nur beruflichen Erfolg, sondern führt auch eine Bilderbuch-Ehe.
Doch dann kommt der Sturz - denn aus...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Leben mit Bonnie “
Bel Mooney ist lange Zeit eine glückliche Frau gewesen: Die bei einem breiten Publikum beliebte Journalistin und Moderatorin hat nicht nur beruflichen Erfolg, sondern führt auch eine Bilderbuch-Ehe.
Doch dann kommt der Sturz - denn aus heiterem Himmel verlässt sie ihr Mann nach 35 Jahren Gemeinsamkeit. Die Medien stürzen sich auf den Scheidungskrieg, und Bel Mooney gerät in die tiefste Krise ihres Lebens.
Doch sie hat einen treuen Begleiter - ihren Hund Bonnie, den sie aus dem Tierheim gerettet hatte. In ihrem Buch erzählt Bel Mooney auf anrührende Weise, wie Bonnies zauberhaftes Wesen und seine unerschütterliche Liebe ihr halfen, wieder neuen Lebensmut zu fassen - und ihr Herz schließlich sogar zu öffnen für einen neuen wundervollen Mann an ihrer Seite.
Klappentext zu „Leben mit Bonnie “
Ein kleiner Hund mit grossem HerzBel Mooney ist lange Zeit eine glückliche Frau gewesen: Die bei einem breiten Publikum beliebte Journalistin und Moderatorin hat nicht nur beruflichen Erfolg, sondern führt auch eine Bilderbuch-Ehe. Doch dann kommt der Sturz - denn aus heiterem Himmel verlässt sie ihr Mann nach 35 Jahren Gemeinsamkeit. Die Medien stürzen sich auf den Scheidungskrieg, und Bel Mooney gerät in die tiefste Krise ihres Lebens. Doch sie hat einen treuen Begleiter - ihren Hund Bonnie, den sie aus dem Tierheim gerettet hatte. In ihrem Buch erzählt Bel Mooney auf anrührende Weise, wie Bonnies zauberhaftes Wesen und seine unerschütterliche Liebe ihr halfen, wieder neuen Lebensmut zu fassen - und ihr Herz schliesslich sogar zu öffnen für einen neuen wundervollen Mann an ihrer Seite.
Lese-Probe zu „Leben mit Bonnie “
Leben mit Bonnie von Bel MooneyVORWORT
Was zählt, ist nicht unbedingt die Größe des Hundes im Kampf -
es ist die Größe des Kampfes im Hund.
Dwight D. Eisenhower,
Rede vor dem Republican National Committee, USA, 31. Januar 1958
... mehr
Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich eine recht kleine Person: nicht groß und ziemlich schmal. Meine
Haut bekommt leicht blaue Flecken, und je älter ich werde, umso mehr Schwächen entdecke ich, von Falten über steife Glieder bis zum Haar, das nicht mehr dick und schön wie früher ist. Das ist natürlich alles unausweichlich. Ich kann nicht mehr dagegen tun als gegen all die Erfahrungen, gute wie schlechte, die Verstand und Geist in dieser verletzlichen, sterblichen Hülle geformt haben. In dieser Hinsicht bin ich genau wie Sie, der Leser, den ich mir beim Schreiben immer als Freund vorstelle. Wir (Männer wie Frauen) können uns mit Lotionen eincremen, in dem Versuch, noch etwas Zeit zu schinden, aber das nützlichste Training für die Seele ist, das eigene Leben in Ordnung zu bringen, egal, wie sehr es einen schreckt, und sich zu bemühen, es zu verstehen. Das ist die wahre Arbeit der Selbsterhaltung, und das ist es, was ich in diesem Buch zu erreichen versuche, in der Hoffnung, dass diese kleine individuelle Reise, die persönliche Erfahrung der Liebe, des Verlusts und des Überlebens einer Frau (ganz schlicht) nützlich sein kann. Viele von uns haben in unserem Leben Schmerz erlitten oder werden es noch. Wenn dieses Buch eine Botschaft hat, dann die, dass Heilung und Rettung aus völlig unerwarteten Quellen kommen können und dass die Geistesgröße einen am meisten für den persönlichen Kampf wappnet.
Als ich an einem Sommertag in meinem Büro arbeitete und etwas Journalistisches schrieb, das die Rechnungen bezahlt, fragte ich mich, ob ich je zur Belletristik zurückkehren würde, und wurde ein bisschen panisch. Etwas, irgend etwas sollte diese Blockade durchbrechen. Ich streckte meinen nackten linken Fuß aus und berührte meine Malteserhündin Bonnie. Sie schläft auf einem kleinen blauen Bett mit Rosenmuster, das unter meiner selbst gebauten Arbeitsfläche steht. Den ganzen Tag über wartet sie auf Aufmerksamkeit, steht auf, um mir zu folgen, wo auch immer ich im Haus hingehe, und ersehnt den Augenblick, wenn ich endlich und mit schlechtem Gewissen einen kleinen Spaziergang vorschlage. Dann springt sie auf, rast die Treppe vom Keller hinauf und kratzt an der Haustür wie ein Gefangener in der Bastille, der die Befreier draußen hört und schreit: »Ich bin hier! Rettet mich!«
An diesem Tag 2008 wurde mir plötzlich bewusst, welch großen Anteil mein Hund an meiner eigenen Rettung hatte und dass ich über diesen Prozess schreiben wollte. Ich wurde von der Erfahrung eines Künstlers, den ich sehr bewundere, ermutigt, David Hockney, dessen Gemälde und Zeichnungen seiner beiden Dachshunde, Boodgie und Stanley, die Tiere zusammengerollt auf Kissen zeigen, beim Wasser trinken oder wie sie auf dem Rücken liegen. Man muss kein Liebhaber kleiner Hunde sein, um von diesen Arbeiten begeistert zu sein, und doch sollten sie trotz ihrer Einfachheit nicht unterschätzt werden. Was wie eine Reihe von rasch hingeworfenen Bildern von zwei leicht absurden braunen Wursthunden aussieht, wird in der Summe zu einer eigenwilligen Aussage über die Liebe.
In der Einleitung zu Dog Days (das Buch von 1998, das seine Arbeiten zusammenfasst) schreibt Hockney: »Ich entschuldige mich nicht für die offensichtliche Motivwahl. Diese beiden geliebten kleinen Wesen sind meine Freunde. Sie sind intelligent, liebevoll, lustig und oft gelangweilt. Sie beobachten mich bei der Arbeit. Mir fielen die lebendigen Formen auf, die sie gemeinsam annahmen, ihre Traurigkeit und ihre Freude.«
Was meinte er mit »offensichtlicher Motivwahl«? Er malt seine witzigen röhrenartigen Hunde, oder nicht? Das war's. Und doch nicht. In einem Interview erklärte der Künstler: »Ich glaube, der wahre Grund, warum ich sie gemalt habe, ist die Verarbeitung des Todes einiger meiner Freunde ... ich war sehr niedergeschlagen. Und ich habe angefangen, die Hunde zu malen, und bemerkt, dass es für diese Zeit ein wunderbares Motiv für mich war, weil sie kleine, unschuldige Wesen waren wie wir und nicht viel wussten. Es war einfach ein fantastisches, liebevolles Motiv.« Auf die (verrückte!) Frage, ob die Hunde das Gefühl hatten, dass sie das Motiv von Hockney Porträts waren, erwiderte der Künstler: »Die Hunde denken sich nichts dabei. Sie würden genauso gut darauf pinkeln. Ihnen bedeutet Kunst nichts, da sie sich schlicht um höhere Dinge kümmern, um die Quelle der Kunst, das heißt, die Liebe. Darum geht es bei den Gemälden eigentlich um Liebe.«
Auf einer unbewussten Suche, Verlust zu verarbeiten und Liebe zu feiern, blieb einer der beliebtesten Künstler unserer Zeit zu Hause und »sah das, was mir am nächsten war, nämlich zwei kleine Hunde auf Kissen«. Auf meiner eigenen Suche danach, wie Liebe sogar ein Ende überleben kann, wie eine Ehe auch nach der Scheidung noch nachwirken kann und wie der Prozess der Neuerfindung in einem menschlichen Leben die Bewegung des Universums selbst widerspiegelt und daher begrüßt werden muss, blieb ich ebenfalls zu Hause und streichelte das, was mir am nächsten war, nämlich einen winzigen weißen Hund mit einem fedrigen Schwanz, der mich so sehr braucht wie ich ihn. Ich musste noch so viel von der Kraft zur Hingabe in diesem winzigen Körper lernen.
Hunde haben Geduld mit uns, sie haben keine Wahl. Sie machen mit ihrer Hundearbeit, unser Leben zu retten, weiter, selbst wenn wir nicht wissen, dass es geschieht. Lange bevor mein Fuß an diesem Tag ihr weiches weißes Fell streichelte, bat mich mein Schoßhund, ihn als Muse zu sehen. Sie sagte: »Ich bin hier!« Und es funktionierte. Seitdem hat mein »tierischer Gefährte« (dieser moderne Ausdruck beharrt eher auf Gleichheit denn auf Besitz) meine »Bonnie«-Serie von sechs Büchern für Kinder inspiriert, die mit einem kleinen weißen Hund aus einem Tierheim beginnt, der im Laufe der Reihe dabei hilft, einen unsicheren, unglücklichen Jungen und seine Familie aufzumuntern und wieder aufzubauen.
Jetzt taucht Bonnie auch am Anfang, in der Mitte und am Ende der Geschichte dieses Buchs auf, und wie Hockney »entschuldige ich mich nicht für die offensichtliche Motivwahl«. Ich schreibe über das, was mir zwischen 2002 und heute passiert ist, meinen Hund nutze ich als Weg in eine schmerzhafte Geschichte und auch als Weg hinaus. Während dieser Zeit ging meine Ehe zu Ende, und mein Leben wurde auf den Kopf gestellt. Was wissen Hunde über die Ehe? Wahrscheinlich ziemlich viel, weil sie unsere Gefühle empfinden und es schwierig ist, Dinge vor dem eigenen Hund zu verheimlichen. Je älter ich werde, umso mehr möchte ich teilen, umso weniger verbergen. Deswegen bin ich bereit, andere auf einen Spaziergang mit meinem Hund einzuladen, in der Hoffnung, dass diese Aktivität für sie genau wie für mich eine Art »Therapie« ist. Hunde sind gute Therapeuten, meiner wird mir also helfen, diese Geschichte einer Liebe(sgeschichte) zu erzählen. Oder eher die Geschichte vieler Lieben.
Es ist nicht leicht, mit etwas, das einer Autobiografie nahekommt, anzufangen, auch wenn die Buchhandlungen vor normalerweise von Ghostwritern geschriebenen Promibänden zu platzen scheinen und es eine begierige Leserschaft zu geben scheint für (sagen wir) die Erinnerungen eines Fußballers oder seiner Frau, die noch nicht einmal dreißig Jahre alt sind. Nur allzu oft ist das nicht mehr als eine Erweiterung von Klatsch und Tratsch aus Zeitungen oder Zeitschriften. Was geschrieben wird, ist unweigerlich voller Halbwahrheiten und verschwommenen »Fakten«, wenn die Prominenten ihre gewünschte Perspektive diktieren. Selbst die beste Biografie wird von Unwissen behindert.
Wenn der Biograf das Bedürfnis hat, Dinge zu glätten, anstatt sie bloßzulegen (und heutzutage wird viel bloßgelegt, sowohl in Büchern als auch in Kolumnen, und ich bezweifle, dass es einen positiven Effekt hat), wie viel eher wird da der Autor einer Autobiografie das Bedürfnis haben auszuweichen? Während ich an diesem Buch arbeitete, amüsierte (und erschreckte) es mich, ein bekanntes Zeitungstagebuch über meine Arbeit zu lesen, das »Enthüllung!« schrie, wenn auch nicht in so wenigen Worten. Der Journalist sagte voraus, dass ich Beziehungen innerhalb der Familie meines Exmannes aufdecken würde und so weiter. Jetzt frage ich Sie, warum sollte ich so etwas tun wollen? Ich stimme dem Historiker Thomas Carlyle aus dem neunzehnten Jahrhundert zu, dass Sympathie die motivierende Kraft bei einer Biografie sein muss. Ich habe kein Talent zum Brückenverbrennen, und ich bin froh, sagen zu können, dass ich glücklich ins Grab fallen werde, wenn ich nie die Kriegskunst erlernt habe.
Ein Teil eines Lebens ist eine Scheibe der Realität, ein Vorgeschmack, der nach mehr verlangt. Die facettenreiche Kunst der Memoiren legt nahe, dass sogar ein paar Monate eines Lebens, in denen etwas Außergewöhnliches geschehen ist, eine Geschichte von fast mythischer Kraft bieten können. In den »neuen« Biografien (ein faszinierendes Thema im Moment, besonders in den Vereinigten Staaten) ist die Freiheit der Fiktion in die Autobiografie eingeführt worden, und Schräges wird erlaubt. Der Autor kann also sagen: »Das ist in diesem Sommer und danach passiert. Es ist bei Weitem nicht die gesamte Geschichte, weil so vieles privat bleiben muss. Und doch biete ich das als Vermittlung an. Wenn es dir passiert ist, dann könnte es dir beim Überleben helfen. Es könnte gut zwischen dir und deinem Albtraum stehen.« Das ist es, was ich in diesem Buch zu leisten versuche, allerdings nicht ohne das Wissen um die Fallstricke.
Am Ende 2003 traf ich eine erfolgreiche Schriftstellerin, die in der Zeitung über das Ende meiner Ehe nach fünfunddreißig Jahren gelesen hatte. »Ich hoffe, Sie werden ein Buch darüber schreiben!«, sagte sie fröhlich. Ich schüttelte den Kopf. »Aber das müssen Sie!«, fuhr sie fort. »Erzählen Sie, wie es war! Und wenn Sie es nicht als wahre Geschichte schreiben wollen, dann machen Sie daraus einfach einen Roman. Die Leute werden wissen, dass es die Wahrheit ist. Sie werden das wirklich gut machen.« Als ich protestierte, dass ich die Vorstellung hasste, fragte sie: »Aber warum sollten Sie nicht?«
Vielleicht ergab ihr Rat kommerziell einen Sinn, aber ihre Gier trieb mich nur noch weiter in die Schweigsamkeit. Es gibt genug persönliches Elend, das sich auf den Regalen der Buchhandlungen ansammelt, auch ohne dass ich dem Kummer noch etwas hinzufügte, dachte ich. Schließlich muss heute jede Prominentenbiografie einen wilden Ritt von Schwierigkeit zu Schwierigkeit bieten: unzuverlässige Eltern, Darmkrebs, psychische Erkrankungen, Alkohol- und Drogenmissbrauch und den ganzen Rest. Die Geschichten von Nicht-Prominenten handeln von Armut, Misshandlung, Krankheit und Perversion, und zwar zu einem Grad, der sogar Dickens, der um die Schattenseiten des Lebens wusste, staunen ließe. Ein Verlagszug rollt voran, angetrieben von Schmerz und Leiden, bei dem die Worte »Elend und Memoiren« zusammenpassen wie »Liebe und Ehe« oder »Pferd und Kutsche«. Glückliche Leben, so scheint es, bieten keine »guten« Geschichten. Aber einiges von dem, was veröffentlicht wird, geht weniger zu Herzen, als dass es auf den Magen schlägt.
Das ist also keine Elendsbiografie. Nein, das sind Memoiren des Glücklichseins, auch wenn es um Trauer und Heilung geht. Es ist nur ein Teil der Erzählung einiger Jahre in meinem Leben und im Leben einer anderen wichtigen Person, dem Mann, den ich 1968 geheiratet habe. Andere Menschen, die uns nahestehen, habe ich außen vor gelassen, ich möchte weder seine zweite Ehefrau noch meinen zweiten Ehemann in Verlegenheit bringen oder enthüllen, was Teile unserer beider Familien gesagt, gedacht oder getan haben. Und doch, seit ich dieser Frau sagte, dass ich nicht die Absicht habe, über den dramatischen Zusammenbruch meiner ersten Ehe zu schreiben, haben sich die Dinge verändert, auch wenn meine Ablehnung, »zu erzählen, wie es war«, dieselbe ist. Denn es gibt immer mehr als eine Wahrheit. Weil das Erlebnis und seine Nachwirkungen nicht verschwanden, schrieb ich ein »Steinbruch«-Notizbuch für den Roman, der ungeschrieben bleiben wird, neben meinem essenziellen Tagebuch und meinen Notizbüchern, und mir wurde bewusst, dass mein eigener Lernprozess weitergehen würde. Am Ende wurde der Schreibimpuls zu einem inneren Geysir. Das Ziel muss immer sein, einen Sinn in dem, was geschehen war, zu finden, denn was kann ein Schriftsteller sonst tun? Ich muss der Drehbuchautorin Nora Ephron zustimmen, die von ihren Schriftstellereltern geradeheraus beigebracht bekommen hat, das eigene Leben als Quelle anzusehen.
So, ja, Memoiren des Glücks, irgendwie, denn die guten und die schlechten Zeiten sind in meiner Erinnerung untrennbar vermischt und laufen auf ewig vor dem geistigen Auge ab wie eine Laterna-Magica-Vorstellung oder (um moderner zu sein) wie das, was Joan Didion »ein digitales Editiersystem« nannte, »auf dem ich Ihnen gleichzeitig all die Erinnerungsbilder zeige, die mir jetzt einfallen ... die leicht unterschiedlichen Ausdrücke, die verschiedenen Interpretationen derselben Zeilen«. Wenn Didion über den Tod (innerhalb von Tagen) von ihrem Ehemann John Gregory Dunne und ihrer Tochter Quintana schreibt (in Das Jahr magischen Denkens), erklärt sie, dass das Buch ihr Versuch ist, der Phase, die auf die Todesfälle folgte und die sie zwang, so viele ihrer Vorstellungen über Leben, Glück, Ehe und Trauer zu überdenken, eine Bedeutung zu geben.
Wie Joan Didion war ich gezwungen, zwar nicht dem körperlichen Tod gegenüberzutreten, aber einer anderen Art von Verlust: dem Ende des Lebens, von dem ich (ein bisschen selbstgefällig) gedacht hatte, dass ich es bis in ein gemütliches Alter weiterführen würde. Dass diese Überzeugung zerstört wurde, bedeutete, dass ich eine Unmenge an anderen Sicherheiten überdenken musste, und es hat mich auf den seltsamen Weg durch den Wald geleitet, der nach einer Weile zu der Entscheidung führte, dieses Buch zu schreiben.
»Nein«, sagte ich zu Leuten während des Schreibens, »ich schreibe keine Autobiografie, ich schreibe ein Buch über Hunde.« Das klang so merkwürdig, dass niemand mehr nachfragte. Eines Tages wurde mir bewusst, dass alle Qualitäten, die wir mit Hunden assoziieren, von Treue bis zu einem Sinn für Vergnügen, die Qualitäten sind, die ich bei Menschen am meisten bewundere. Ich weiß auch, dass kleine Hunde darüber in konzentrierter Form verfügen, pure Hingabe, des tilliert, um das Miniaturgefäß zu füllen. Natürlich ist Vermenschlichung gefährlich. Es gefällt uns, Hunden, die keinerlei Sinn für Moral haben, Tugenden zuzuschreiben, aber als die Entscheidung gefallen war, ein großartiges Denkmal im Zentrum Londons für die im Krieg getöteten Tiere zu errichten, erinnere ich mich, dass ich es schwachsinnig fand, Worte wie »Loyalität« und »Heldentum« und »Mut« für Wesen zu benutzen, die nichts über solche Abstraktionen wussten.
Es gibt eine berühmte Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg über einen amerikanischen Kriegshund namens Chips, der von seinem Herrchen, Private John R. Rowell, an Land geführt wurde, als seine Truppe an einer Stelle namens Blue Beach an der Südküste Siziliens landete. Sie marschierten in der Dunkelheit auf die feindlichen Linien zu, als sie von einem Maschinengewehrnest aus, das als Bauernhütte getarnt war, beschossen wurden. Die Truppe warf sich auf den Boden, aber der Hund griff trotz des Kugelhagels das Maschinengewehrnest an. Private Rowell sagte: »Es gab furchtbar viel Lärm, und der Beschuss endete. Dann sah ich einen der italienischen Soldaten herauskommen, mit Chips an seinem Hals. Ich habe ihn zurückgepfiffen, bevor er den Mann umbringen konnte. Drei andere Männer folgten, mit den Händen über den Köpfen.«
Ich bezweifle, dass Chips ein winziger Malteser, ein Yorkshire Terrier oder ein Papillon war, auch wenn ein temperamentvoller kleiner Jack Russell trotz seiner Größe wohl einigen Schaden hätte anrichten können. Und doch, die Frage ist: Kann man einen Hund »mutig« nennen? Hatte ein zeitgenössischer Autor recht, der schrieb: »Dieser amerikanische Kriegshund hat allein und unter großen Risiken für sein Leben eine feindliche Maschinengewehrstellung eliminiert und das Leben vieler seiner Kameraden gerettet«? Selbst der leidenschaftlichste Hundeliebhaber muss zugeben, dass der Soldat, der so handelt, es im vollem Bewusstsein um die Konsequenzen tut, in seinem Herzen und Geist dabei das Bild seiner Eltern, seiner Frau oder Freundin, seiner Kinder trägt und trotzdem sein Leben riskiert. Aber der Hund nicht. Männer und Frauen handeln mutig, Tiere handeln einfach nur.
Stimmt das? Ich weiß nicht, und heutzutage ist es mir auch egal. In ihrem tiefgründigen Werk Animals And Why They Matter weist die Philosophin Mary Midgely daraufhin, dass »eine Flut neuer und faszinierender Informationen über Tiere« in den letzten Jahren Menschen erzogen hat, die gedanklich das Wohlbefinden von Tieren »ans Ende der Schlange« gestellt hatten. Sie glaubt, dass »die große Bandbreite an Empfindungen, an Reichtum und Vielfalt auch bei den einfachsten Wesen zu finden ist« und findet es irrelevant, dass die Erfahrungen eines Hundes sich sehr von unseren unterscheiden. Philosophen und Autoren haben beide die Vorstellung vom Hund als (ja) moralischen Lehrer angeregt. Das ist nicht überspannt. Jeder, der (zum Beispiel) die Psychologie von Serienkillern erforscht hat, wird das Argument »Was Fliegen sind den müß'gen Knaben, das sind wir den Göttern; Sie töten uns zum Spaß« hinter den folgenden Worten Kants wiedererkennen: »Denn wer grausam zu ihnen ist, wird den Menschen gegenüber ebenso unempfindlich sein. ( ... ) Je mehr man sich mit der Beobachtung der Tiere und ihrem Betragen abgibt, desto mehr liebt man die Tiere, wenn man sieht, wie sehr sie für ihre Jungen Sorge tragen.«
Ich war einmal eine dumme junge Frau, die behauptete, diese Tiere nicht zu mögen. Jetzt, mit über sechzig, je mehr ich über Hunde lese und erfahre, welchen Einfluss sie auf ihre Besitzer gehabt haben, und je mehr ich mein eigenes kleines Exemplar der Spezies liebe, umso mehr verstehe ich Franz Kafkas Aussage: »Alles Wissen, die Gesamtheit aller Fragen und alle Antworten sind im Hund enthalten.«
Diese Geschichte stellt Fragen und gibt ein paar Antworten über Veränderung und wie wir damit umgehen können, um zu überleben. Es geht darin auch um Hunde in der Geschichte, der Kunst und der Literatur, Hunde für die Therapie, Hunde als alles, was sie für Menschen sein können, wie sie uns beim Leben helfen. Die Erzählung wird von diesen Tage- und Notizbüchern, die so eine Katharsis boten, sowie von ein paar Auszügen aus meinen Artikeln ergänzt. Ich habe mich entschlossen, diesen Teil eines Lebens plaudernd zu erzählen, weil ich noch nie auf einem Weg geblieben bin und die Nebenstraßen, die zu verborgenen Schreinen führen, liebe. Während einer langen Karriere, die 1970 begann, habe ich viele Masken getragen: Reporterin, Autorin von Kurzbiografien, Kolumnistin, Kinderbuchautorin, Kommentatorin zu Frauenfragen, Reisereporterin, Kritikerin, Radio- und Fernsehmoderatorin - aber es ist meine neueste Inkarnation, die schließlich den letzten Anstoß zum Schreiben dieses Buches gab. 200s, als ich mein Leben wieder neu aufbaute, bekam ich, eigentlich per Zufall, wie ich noch erläutern werde, eine Lebensberatungskolumne in erst einer, dann in einer anderen landesweiten Zeitung. Die Wahrheit ist, dass ich, obwohl ich alle Aspekte meines Arbeitslebens geliebt habe, finde, dass das die absolut nützlichste Rolle ist, die ich je gespielt habe, abgesehen von den Rollen als Ehefrau, Mutter, Tochter und Freundin.
Aber die Arbeit bereitet mir auch viel Kummer. So viele Briefe, so viel Herzschmerz, alles auf mich übertragen, ohne einen der Wächter, über die qualifizierte Psychotherapeuten verfügen. Das hat mir auf eine vorher unmögliche Weise die Augen geöffnet für den Schmerz, den das Ende der Liebe und das Zerbrechen einer Ehe bereitet, auch wenn die beiden nicht unbedingt gleichzeitig geschehen. Oh, ich kenne auch die anderen Formen des Verlusts. Wenn Witwen oder Witwer mir aus der Tiefe ihrer Trauer und Einsamkeit heraus schreiben, ist es sehr schwierig, irgendetwas dazu zu sagen. Dem Tod muss man entgegentreten, aber so eine oberflächliche, wenn auch existenziell wahre Aussage hilft dem Trauernden nicht weiter. Und doch tue ich mein Bestes. Ich habe nie Angst davor gehabt, über die Trauer zu schreiben. Es ist einfacher, als Rachsucht, Egoismus und Verzweiflung zu thematisieren.
Was soll man Leuten raten, die gerade mit dem Ende einer Liebe klarkommen müssen oder (vor allem) mit dem »Tod« einer langjährigen Ehe? Woraus kann man schöpfen, um den Verlust von allem, was man war und was man dachte, weiterhin zu sein mit dieser Person an seiner Seite, zu verarbeiten? Wie heilen wir uns? Das völlig unerwartete Ende meiner langen Ehe konfrontierte mich mit diesen Fragen, und ich bringe etwas des dabei erlangten Wissens in meine Arbeit und in dieses Buch ein. Manche Leute werden denken, dass so etwas privat bleiben sollte, aber ich war nie fähig, mich völlig zurückzuziehen, und bin auch nicht davon überzeugt, dass dies nützlich ist. Zum einen hält das Erinnern die davoneilende Zeit auf und ist auch zutiefst heilend. Seamus Heaney drückt diese Idee in Changes so aus: »Erinnere dich daran. Es wird gut für dich sein, diesen Ort wiederauferstehen zu lassen, wenn man sich davon wegentwickelt hat und schließlich genau im Zentrum der leeren Stadt steht.«
Zum anderen weiß ich, dass es hilft, Geschichten zu teilen. Meine Arbeit an der Kolumne zur Lebensberatung hat mir zweifellos bewiesen, dass es anderen Menschen wertvollen Trost spendet, wenn man erzählt, wie es für einen selbst war. Zur Hölle mit der Privatsphäre, sage ich, wenn auch nicht ohne Zurückhaltung. Wir brauchen die Geschichten voneinander, wir alle, genauso wie ich meinen kleinen Hund brauche. Wir müssen mutig sein, genau wie mein Hund tapfer ist, egal, wie klein. Wir können voneinander lernen und weiterlernen, wie ich von ihm gelernt habe. Der Dichter und Naturforscher David Whyte hat die Motivation hinter dieser Beschwörung des Lebens und der Hunde so zusammengefasst:
Menschlich zu sein
bedeutet, sichtbar zu sein,
indem man das,
was verborgen ist,
anderen schenkt.
Übersetzung: Christiane Heinzius
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2011
by Page &Turner/Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich eine recht kleine Person: nicht groß und ziemlich schmal. Meine
Haut bekommt leicht blaue Flecken, und je älter ich werde, umso mehr Schwächen entdecke ich, von Falten über steife Glieder bis zum Haar, das nicht mehr dick und schön wie früher ist. Das ist natürlich alles unausweichlich. Ich kann nicht mehr dagegen tun als gegen all die Erfahrungen, gute wie schlechte, die Verstand und Geist in dieser verletzlichen, sterblichen Hülle geformt haben. In dieser Hinsicht bin ich genau wie Sie, der Leser, den ich mir beim Schreiben immer als Freund vorstelle. Wir (Männer wie Frauen) können uns mit Lotionen eincremen, in dem Versuch, noch etwas Zeit zu schinden, aber das nützlichste Training für die Seele ist, das eigene Leben in Ordnung zu bringen, egal, wie sehr es einen schreckt, und sich zu bemühen, es zu verstehen. Das ist die wahre Arbeit der Selbsterhaltung, und das ist es, was ich in diesem Buch zu erreichen versuche, in der Hoffnung, dass diese kleine individuelle Reise, die persönliche Erfahrung der Liebe, des Verlusts und des Überlebens einer Frau (ganz schlicht) nützlich sein kann. Viele von uns haben in unserem Leben Schmerz erlitten oder werden es noch. Wenn dieses Buch eine Botschaft hat, dann die, dass Heilung und Rettung aus völlig unerwarteten Quellen kommen können und dass die Geistesgröße einen am meisten für den persönlichen Kampf wappnet.
Als ich an einem Sommertag in meinem Büro arbeitete und etwas Journalistisches schrieb, das die Rechnungen bezahlt, fragte ich mich, ob ich je zur Belletristik zurückkehren würde, und wurde ein bisschen panisch. Etwas, irgend etwas sollte diese Blockade durchbrechen. Ich streckte meinen nackten linken Fuß aus und berührte meine Malteserhündin Bonnie. Sie schläft auf einem kleinen blauen Bett mit Rosenmuster, das unter meiner selbst gebauten Arbeitsfläche steht. Den ganzen Tag über wartet sie auf Aufmerksamkeit, steht auf, um mir zu folgen, wo auch immer ich im Haus hingehe, und ersehnt den Augenblick, wenn ich endlich und mit schlechtem Gewissen einen kleinen Spaziergang vorschlage. Dann springt sie auf, rast die Treppe vom Keller hinauf und kratzt an der Haustür wie ein Gefangener in der Bastille, der die Befreier draußen hört und schreit: »Ich bin hier! Rettet mich!«
An diesem Tag 2008 wurde mir plötzlich bewusst, welch großen Anteil mein Hund an meiner eigenen Rettung hatte und dass ich über diesen Prozess schreiben wollte. Ich wurde von der Erfahrung eines Künstlers, den ich sehr bewundere, ermutigt, David Hockney, dessen Gemälde und Zeichnungen seiner beiden Dachshunde, Boodgie und Stanley, die Tiere zusammengerollt auf Kissen zeigen, beim Wasser trinken oder wie sie auf dem Rücken liegen. Man muss kein Liebhaber kleiner Hunde sein, um von diesen Arbeiten begeistert zu sein, und doch sollten sie trotz ihrer Einfachheit nicht unterschätzt werden. Was wie eine Reihe von rasch hingeworfenen Bildern von zwei leicht absurden braunen Wursthunden aussieht, wird in der Summe zu einer eigenwilligen Aussage über die Liebe.
In der Einleitung zu Dog Days (das Buch von 1998, das seine Arbeiten zusammenfasst) schreibt Hockney: »Ich entschuldige mich nicht für die offensichtliche Motivwahl. Diese beiden geliebten kleinen Wesen sind meine Freunde. Sie sind intelligent, liebevoll, lustig und oft gelangweilt. Sie beobachten mich bei der Arbeit. Mir fielen die lebendigen Formen auf, die sie gemeinsam annahmen, ihre Traurigkeit und ihre Freude.«
Was meinte er mit »offensichtlicher Motivwahl«? Er malt seine witzigen röhrenartigen Hunde, oder nicht? Das war's. Und doch nicht. In einem Interview erklärte der Künstler: »Ich glaube, der wahre Grund, warum ich sie gemalt habe, ist die Verarbeitung des Todes einiger meiner Freunde ... ich war sehr niedergeschlagen. Und ich habe angefangen, die Hunde zu malen, und bemerkt, dass es für diese Zeit ein wunderbares Motiv für mich war, weil sie kleine, unschuldige Wesen waren wie wir und nicht viel wussten. Es war einfach ein fantastisches, liebevolles Motiv.« Auf die (verrückte!) Frage, ob die Hunde das Gefühl hatten, dass sie das Motiv von Hockney Porträts waren, erwiderte der Künstler: »Die Hunde denken sich nichts dabei. Sie würden genauso gut darauf pinkeln. Ihnen bedeutet Kunst nichts, da sie sich schlicht um höhere Dinge kümmern, um die Quelle der Kunst, das heißt, die Liebe. Darum geht es bei den Gemälden eigentlich um Liebe.«
Auf einer unbewussten Suche, Verlust zu verarbeiten und Liebe zu feiern, blieb einer der beliebtesten Künstler unserer Zeit zu Hause und »sah das, was mir am nächsten war, nämlich zwei kleine Hunde auf Kissen«. Auf meiner eigenen Suche danach, wie Liebe sogar ein Ende überleben kann, wie eine Ehe auch nach der Scheidung noch nachwirken kann und wie der Prozess der Neuerfindung in einem menschlichen Leben die Bewegung des Universums selbst widerspiegelt und daher begrüßt werden muss, blieb ich ebenfalls zu Hause und streichelte das, was mir am nächsten war, nämlich einen winzigen weißen Hund mit einem fedrigen Schwanz, der mich so sehr braucht wie ich ihn. Ich musste noch so viel von der Kraft zur Hingabe in diesem winzigen Körper lernen.
Hunde haben Geduld mit uns, sie haben keine Wahl. Sie machen mit ihrer Hundearbeit, unser Leben zu retten, weiter, selbst wenn wir nicht wissen, dass es geschieht. Lange bevor mein Fuß an diesem Tag ihr weiches weißes Fell streichelte, bat mich mein Schoßhund, ihn als Muse zu sehen. Sie sagte: »Ich bin hier!« Und es funktionierte. Seitdem hat mein »tierischer Gefährte« (dieser moderne Ausdruck beharrt eher auf Gleichheit denn auf Besitz) meine »Bonnie«-Serie von sechs Büchern für Kinder inspiriert, die mit einem kleinen weißen Hund aus einem Tierheim beginnt, der im Laufe der Reihe dabei hilft, einen unsicheren, unglücklichen Jungen und seine Familie aufzumuntern und wieder aufzubauen.
Jetzt taucht Bonnie auch am Anfang, in der Mitte und am Ende der Geschichte dieses Buchs auf, und wie Hockney »entschuldige ich mich nicht für die offensichtliche Motivwahl«. Ich schreibe über das, was mir zwischen 2002 und heute passiert ist, meinen Hund nutze ich als Weg in eine schmerzhafte Geschichte und auch als Weg hinaus. Während dieser Zeit ging meine Ehe zu Ende, und mein Leben wurde auf den Kopf gestellt. Was wissen Hunde über die Ehe? Wahrscheinlich ziemlich viel, weil sie unsere Gefühle empfinden und es schwierig ist, Dinge vor dem eigenen Hund zu verheimlichen. Je älter ich werde, umso mehr möchte ich teilen, umso weniger verbergen. Deswegen bin ich bereit, andere auf einen Spaziergang mit meinem Hund einzuladen, in der Hoffnung, dass diese Aktivität für sie genau wie für mich eine Art »Therapie« ist. Hunde sind gute Therapeuten, meiner wird mir also helfen, diese Geschichte einer Liebe(sgeschichte) zu erzählen. Oder eher die Geschichte vieler Lieben.
Es ist nicht leicht, mit etwas, das einer Autobiografie nahekommt, anzufangen, auch wenn die Buchhandlungen vor normalerweise von Ghostwritern geschriebenen Promibänden zu platzen scheinen und es eine begierige Leserschaft zu geben scheint für (sagen wir) die Erinnerungen eines Fußballers oder seiner Frau, die noch nicht einmal dreißig Jahre alt sind. Nur allzu oft ist das nicht mehr als eine Erweiterung von Klatsch und Tratsch aus Zeitungen oder Zeitschriften. Was geschrieben wird, ist unweigerlich voller Halbwahrheiten und verschwommenen »Fakten«, wenn die Prominenten ihre gewünschte Perspektive diktieren. Selbst die beste Biografie wird von Unwissen behindert.
Wenn der Biograf das Bedürfnis hat, Dinge zu glätten, anstatt sie bloßzulegen (und heutzutage wird viel bloßgelegt, sowohl in Büchern als auch in Kolumnen, und ich bezweifle, dass es einen positiven Effekt hat), wie viel eher wird da der Autor einer Autobiografie das Bedürfnis haben auszuweichen? Während ich an diesem Buch arbeitete, amüsierte (und erschreckte) es mich, ein bekanntes Zeitungstagebuch über meine Arbeit zu lesen, das »Enthüllung!« schrie, wenn auch nicht in so wenigen Worten. Der Journalist sagte voraus, dass ich Beziehungen innerhalb der Familie meines Exmannes aufdecken würde und so weiter. Jetzt frage ich Sie, warum sollte ich so etwas tun wollen? Ich stimme dem Historiker Thomas Carlyle aus dem neunzehnten Jahrhundert zu, dass Sympathie die motivierende Kraft bei einer Biografie sein muss. Ich habe kein Talent zum Brückenverbrennen, und ich bin froh, sagen zu können, dass ich glücklich ins Grab fallen werde, wenn ich nie die Kriegskunst erlernt habe.
Ein Teil eines Lebens ist eine Scheibe der Realität, ein Vorgeschmack, der nach mehr verlangt. Die facettenreiche Kunst der Memoiren legt nahe, dass sogar ein paar Monate eines Lebens, in denen etwas Außergewöhnliches geschehen ist, eine Geschichte von fast mythischer Kraft bieten können. In den »neuen« Biografien (ein faszinierendes Thema im Moment, besonders in den Vereinigten Staaten) ist die Freiheit der Fiktion in die Autobiografie eingeführt worden, und Schräges wird erlaubt. Der Autor kann also sagen: »Das ist in diesem Sommer und danach passiert. Es ist bei Weitem nicht die gesamte Geschichte, weil so vieles privat bleiben muss. Und doch biete ich das als Vermittlung an. Wenn es dir passiert ist, dann könnte es dir beim Überleben helfen. Es könnte gut zwischen dir und deinem Albtraum stehen.« Das ist es, was ich in diesem Buch zu leisten versuche, allerdings nicht ohne das Wissen um die Fallstricke.
Am Ende 2003 traf ich eine erfolgreiche Schriftstellerin, die in der Zeitung über das Ende meiner Ehe nach fünfunddreißig Jahren gelesen hatte. »Ich hoffe, Sie werden ein Buch darüber schreiben!«, sagte sie fröhlich. Ich schüttelte den Kopf. »Aber das müssen Sie!«, fuhr sie fort. »Erzählen Sie, wie es war! Und wenn Sie es nicht als wahre Geschichte schreiben wollen, dann machen Sie daraus einfach einen Roman. Die Leute werden wissen, dass es die Wahrheit ist. Sie werden das wirklich gut machen.« Als ich protestierte, dass ich die Vorstellung hasste, fragte sie: »Aber warum sollten Sie nicht?«
Vielleicht ergab ihr Rat kommerziell einen Sinn, aber ihre Gier trieb mich nur noch weiter in die Schweigsamkeit. Es gibt genug persönliches Elend, das sich auf den Regalen der Buchhandlungen ansammelt, auch ohne dass ich dem Kummer noch etwas hinzufügte, dachte ich. Schließlich muss heute jede Prominentenbiografie einen wilden Ritt von Schwierigkeit zu Schwierigkeit bieten: unzuverlässige Eltern, Darmkrebs, psychische Erkrankungen, Alkohol- und Drogenmissbrauch und den ganzen Rest. Die Geschichten von Nicht-Prominenten handeln von Armut, Misshandlung, Krankheit und Perversion, und zwar zu einem Grad, der sogar Dickens, der um die Schattenseiten des Lebens wusste, staunen ließe. Ein Verlagszug rollt voran, angetrieben von Schmerz und Leiden, bei dem die Worte »Elend und Memoiren« zusammenpassen wie »Liebe und Ehe« oder »Pferd und Kutsche«. Glückliche Leben, so scheint es, bieten keine »guten« Geschichten. Aber einiges von dem, was veröffentlicht wird, geht weniger zu Herzen, als dass es auf den Magen schlägt.
Das ist also keine Elendsbiografie. Nein, das sind Memoiren des Glücklichseins, auch wenn es um Trauer und Heilung geht. Es ist nur ein Teil der Erzählung einiger Jahre in meinem Leben und im Leben einer anderen wichtigen Person, dem Mann, den ich 1968 geheiratet habe. Andere Menschen, die uns nahestehen, habe ich außen vor gelassen, ich möchte weder seine zweite Ehefrau noch meinen zweiten Ehemann in Verlegenheit bringen oder enthüllen, was Teile unserer beider Familien gesagt, gedacht oder getan haben. Und doch, seit ich dieser Frau sagte, dass ich nicht die Absicht habe, über den dramatischen Zusammenbruch meiner ersten Ehe zu schreiben, haben sich die Dinge verändert, auch wenn meine Ablehnung, »zu erzählen, wie es war«, dieselbe ist. Denn es gibt immer mehr als eine Wahrheit. Weil das Erlebnis und seine Nachwirkungen nicht verschwanden, schrieb ich ein »Steinbruch«-Notizbuch für den Roman, der ungeschrieben bleiben wird, neben meinem essenziellen Tagebuch und meinen Notizbüchern, und mir wurde bewusst, dass mein eigener Lernprozess weitergehen würde. Am Ende wurde der Schreibimpuls zu einem inneren Geysir. Das Ziel muss immer sein, einen Sinn in dem, was geschehen war, zu finden, denn was kann ein Schriftsteller sonst tun? Ich muss der Drehbuchautorin Nora Ephron zustimmen, die von ihren Schriftstellereltern geradeheraus beigebracht bekommen hat, das eigene Leben als Quelle anzusehen.
So, ja, Memoiren des Glücks, irgendwie, denn die guten und die schlechten Zeiten sind in meiner Erinnerung untrennbar vermischt und laufen auf ewig vor dem geistigen Auge ab wie eine Laterna-Magica-Vorstellung oder (um moderner zu sein) wie das, was Joan Didion »ein digitales Editiersystem« nannte, »auf dem ich Ihnen gleichzeitig all die Erinnerungsbilder zeige, die mir jetzt einfallen ... die leicht unterschiedlichen Ausdrücke, die verschiedenen Interpretationen derselben Zeilen«. Wenn Didion über den Tod (innerhalb von Tagen) von ihrem Ehemann John Gregory Dunne und ihrer Tochter Quintana schreibt (in Das Jahr magischen Denkens), erklärt sie, dass das Buch ihr Versuch ist, der Phase, die auf die Todesfälle folgte und die sie zwang, so viele ihrer Vorstellungen über Leben, Glück, Ehe und Trauer zu überdenken, eine Bedeutung zu geben.
Wie Joan Didion war ich gezwungen, zwar nicht dem körperlichen Tod gegenüberzutreten, aber einer anderen Art von Verlust: dem Ende des Lebens, von dem ich (ein bisschen selbstgefällig) gedacht hatte, dass ich es bis in ein gemütliches Alter weiterführen würde. Dass diese Überzeugung zerstört wurde, bedeutete, dass ich eine Unmenge an anderen Sicherheiten überdenken musste, und es hat mich auf den seltsamen Weg durch den Wald geleitet, der nach einer Weile zu der Entscheidung führte, dieses Buch zu schreiben.
»Nein«, sagte ich zu Leuten während des Schreibens, »ich schreibe keine Autobiografie, ich schreibe ein Buch über Hunde.« Das klang so merkwürdig, dass niemand mehr nachfragte. Eines Tages wurde mir bewusst, dass alle Qualitäten, die wir mit Hunden assoziieren, von Treue bis zu einem Sinn für Vergnügen, die Qualitäten sind, die ich bei Menschen am meisten bewundere. Ich weiß auch, dass kleine Hunde darüber in konzentrierter Form verfügen, pure Hingabe, des tilliert, um das Miniaturgefäß zu füllen. Natürlich ist Vermenschlichung gefährlich. Es gefällt uns, Hunden, die keinerlei Sinn für Moral haben, Tugenden zuzuschreiben, aber als die Entscheidung gefallen war, ein großartiges Denkmal im Zentrum Londons für die im Krieg getöteten Tiere zu errichten, erinnere ich mich, dass ich es schwachsinnig fand, Worte wie »Loyalität« und »Heldentum« und »Mut« für Wesen zu benutzen, die nichts über solche Abstraktionen wussten.
Es gibt eine berühmte Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg über einen amerikanischen Kriegshund namens Chips, der von seinem Herrchen, Private John R. Rowell, an Land geführt wurde, als seine Truppe an einer Stelle namens Blue Beach an der Südküste Siziliens landete. Sie marschierten in der Dunkelheit auf die feindlichen Linien zu, als sie von einem Maschinengewehrnest aus, das als Bauernhütte getarnt war, beschossen wurden. Die Truppe warf sich auf den Boden, aber der Hund griff trotz des Kugelhagels das Maschinengewehrnest an. Private Rowell sagte: »Es gab furchtbar viel Lärm, und der Beschuss endete. Dann sah ich einen der italienischen Soldaten herauskommen, mit Chips an seinem Hals. Ich habe ihn zurückgepfiffen, bevor er den Mann umbringen konnte. Drei andere Männer folgten, mit den Händen über den Köpfen.«
Ich bezweifle, dass Chips ein winziger Malteser, ein Yorkshire Terrier oder ein Papillon war, auch wenn ein temperamentvoller kleiner Jack Russell trotz seiner Größe wohl einigen Schaden hätte anrichten können. Und doch, die Frage ist: Kann man einen Hund »mutig« nennen? Hatte ein zeitgenössischer Autor recht, der schrieb: »Dieser amerikanische Kriegshund hat allein und unter großen Risiken für sein Leben eine feindliche Maschinengewehrstellung eliminiert und das Leben vieler seiner Kameraden gerettet«? Selbst der leidenschaftlichste Hundeliebhaber muss zugeben, dass der Soldat, der so handelt, es im vollem Bewusstsein um die Konsequenzen tut, in seinem Herzen und Geist dabei das Bild seiner Eltern, seiner Frau oder Freundin, seiner Kinder trägt und trotzdem sein Leben riskiert. Aber der Hund nicht. Männer und Frauen handeln mutig, Tiere handeln einfach nur.
Stimmt das? Ich weiß nicht, und heutzutage ist es mir auch egal. In ihrem tiefgründigen Werk Animals And Why They Matter weist die Philosophin Mary Midgely daraufhin, dass »eine Flut neuer und faszinierender Informationen über Tiere« in den letzten Jahren Menschen erzogen hat, die gedanklich das Wohlbefinden von Tieren »ans Ende der Schlange« gestellt hatten. Sie glaubt, dass »die große Bandbreite an Empfindungen, an Reichtum und Vielfalt auch bei den einfachsten Wesen zu finden ist« und findet es irrelevant, dass die Erfahrungen eines Hundes sich sehr von unseren unterscheiden. Philosophen und Autoren haben beide die Vorstellung vom Hund als (ja) moralischen Lehrer angeregt. Das ist nicht überspannt. Jeder, der (zum Beispiel) die Psychologie von Serienkillern erforscht hat, wird das Argument »Was Fliegen sind den müß'gen Knaben, das sind wir den Göttern; Sie töten uns zum Spaß« hinter den folgenden Worten Kants wiedererkennen: »Denn wer grausam zu ihnen ist, wird den Menschen gegenüber ebenso unempfindlich sein. ( ... ) Je mehr man sich mit der Beobachtung der Tiere und ihrem Betragen abgibt, desto mehr liebt man die Tiere, wenn man sieht, wie sehr sie für ihre Jungen Sorge tragen.«
Ich war einmal eine dumme junge Frau, die behauptete, diese Tiere nicht zu mögen. Jetzt, mit über sechzig, je mehr ich über Hunde lese und erfahre, welchen Einfluss sie auf ihre Besitzer gehabt haben, und je mehr ich mein eigenes kleines Exemplar der Spezies liebe, umso mehr verstehe ich Franz Kafkas Aussage: »Alles Wissen, die Gesamtheit aller Fragen und alle Antworten sind im Hund enthalten.«
Diese Geschichte stellt Fragen und gibt ein paar Antworten über Veränderung und wie wir damit umgehen können, um zu überleben. Es geht darin auch um Hunde in der Geschichte, der Kunst und der Literatur, Hunde für die Therapie, Hunde als alles, was sie für Menschen sein können, wie sie uns beim Leben helfen. Die Erzählung wird von diesen Tage- und Notizbüchern, die so eine Katharsis boten, sowie von ein paar Auszügen aus meinen Artikeln ergänzt. Ich habe mich entschlossen, diesen Teil eines Lebens plaudernd zu erzählen, weil ich noch nie auf einem Weg geblieben bin und die Nebenstraßen, die zu verborgenen Schreinen führen, liebe. Während einer langen Karriere, die 1970 begann, habe ich viele Masken getragen: Reporterin, Autorin von Kurzbiografien, Kolumnistin, Kinderbuchautorin, Kommentatorin zu Frauenfragen, Reisereporterin, Kritikerin, Radio- und Fernsehmoderatorin - aber es ist meine neueste Inkarnation, die schließlich den letzten Anstoß zum Schreiben dieses Buches gab. 200s, als ich mein Leben wieder neu aufbaute, bekam ich, eigentlich per Zufall, wie ich noch erläutern werde, eine Lebensberatungskolumne in erst einer, dann in einer anderen landesweiten Zeitung. Die Wahrheit ist, dass ich, obwohl ich alle Aspekte meines Arbeitslebens geliebt habe, finde, dass das die absolut nützlichste Rolle ist, die ich je gespielt habe, abgesehen von den Rollen als Ehefrau, Mutter, Tochter und Freundin.
Aber die Arbeit bereitet mir auch viel Kummer. So viele Briefe, so viel Herzschmerz, alles auf mich übertragen, ohne einen der Wächter, über die qualifizierte Psychotherapeuten verfügen. Das hat mir auf eine vorher unmögliche Weise die Augen geöffnet für den Schmerz, den das Ende der Liebe und das Zerbrechen einer Ehe bereitet, auch wenn die beiden nicht unbedingt gleichzeitig geschehen. Oh, ich kenne auch die anderen Formen des Verlusts. Wenn Witwen oder Witwer mir aus der Tiefe ihrer Trauer und Einsamkeit heraus schreiben, ist es sehr schwierig, irgendetwas dazu zu sagen. Dem Tod muss man entgegentreten, aber so eine oberflächliche, wenn auch existenziell wahre Aussage hilft dem Trauernden nicht weiter. Und doch tue ich mein Bestes. Ich habe nie Angst davor gehabt, über die Trauer zu schreiben. Es ist einfacher, als Rachsucht, Egoismus und Verzweiflung zu thematisieren.
Was soll man Leuten raten, die gerade mit dem Ende einer Liebe klarkommen müssen oder (vor allem) mit dem »Tod« einer langjährigen Ehe? Woraus kann man schöpfen, um den Verlust von allem, was man war und was man dachte, weiterhin zu sein mit dieser Person an seiner Seite, zu verarbeiten? Wie heilen wir uns? Das völlig unerwartete Ende meiner langen Ehe konfrontierte mich mit diesen Fragen, und ich bringe etwas des dabei erlangten Wissens in meine Arbeit und in dieses Buch ein. Manche Leute werden denken, dass so etwas privat bleiben sollte, aber ich war nie fähig, mich völlig zurückzuziehen, und bin auch nicht davon überzeugt, dass dies nützlich ist. Zum einen hält das Erinnern die davoneilende Zeit auf und ist auch zutiefst heilend. Seamus Heaney drückt diese Idee in Changes so aus: »Erinnere dich daran. Es wird gut für dich sein, diesen Ort wiederauferstehen zu lassen, wenn man sich davon wegentwickelt hat und schließlich genau im Zentrum der leeren Stadt steht.«
Zum anderen weiß ich, dass es hilft, Geschichten zu teilen. Meine Arbeit an der Kolumne zur Lebensberatung hat mir zweifellos bewiesen, dass es anderen Menschen wertvollen Trost spendet, wenn man erzählt, wie es für einen selbst war. Zur Hölle mit der Privatsphäre, sage ich, wenn auch nicht ohne Zurückhaltung. Wir brauchen die Geschichten voneinander, wir alle, genauso wie ich meinen kleinen Hund brauche. Wir müssen mutig sein, genau wie mein Hund tapfer ist, egal, wie klein. Wir können voneinander lernen und weiterlernen, wie ich von ihm gelernt habe. Der Dichter und Naturforscher David Whyte hat die Motivation hinter dieser Beschwörung des Lebens und der Hunde so zusammengefasst:
Menschlich zu sein
bedeutet, sichtbar zu sein,
indem man das,
was verborgen ist,
anderen schenkt.
Übersetzung: Christiane Heinzius
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2011
by Page &Turner/Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Bel Mooney
Bel Mooney ist eine der erfolgreichsten Journalistinnen Grossbritanniens. Sie hat für die Cosmopolitan, den Daily Mirror, die Sunday Times, die Times und die Daily Mail geschrieben und ist ausserdem eine bekannte Radio- und Fernsehmoderatorin. Zurzeit arbeitet sie als Kolumnistin für die Times und die Daily Mail. Ausserdem hat sie bisher 25 Bücher verfasst, darunter sechs Romane und zwei äusserst erfolgreiche Kinderbuchreihen, eine davon über ihren Malteser-Hund Bonnie.
Bibliographische Angaben
- Autor: Bel Mooney
- 2011, 346 Seiten, Masse: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Heinzius, Christine
- Übersetzer: Christine Heinzius
- Verlag: Page & Turner
- ISBN-10: 3442203643
- ISBN-13: 9783442203642
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