Historische Migrationsforschung
Historische Einführungen
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Produktinformationen zu „Historische Migrationsforschung “
Historische Einführungen
Klappentext zu „Historische Migrationsforschung “
Die Geschichte des europäischen Kontinents ist auch eine Geschichte der Zu- und Abwanderung, der Verfolgung und Vertreibung sowie der gezielten Kolonisierung einzelner Landstriche. Sylvia Hahn gibt einen Überblick über unterschiedliche Ansätze der Migrationsforschung und deren Theorien und Methoden. Darüber hinaus stellt sie die Zusammenhänge zwischen sozialer und regionaler Herkunft der Migranten, ihren Erwerbstätigkeiten bzw. -möglichkeiten und Migrationswegen dar.Nicht zuletzt schildert sie anhand ausgewählter Beispiele vom Mittelalter bis heute auch Mechanismen des Ein- und Ausschlusses. Das Buch ist eine wichtige Grundlage für alle, die sich mit Migrationsgeschichte beschäftigen.
Die Geschichte des europäischen Kontinents ist auch eine Geschichte der Zu- und Abwanderung, der Verfolgung und Vertreibung sowie der gezielten Kolonisierung einzelner Landstriche. Sylvia Hahn gibt sowohl einen Überblick über die wichtigsten Etappen der Wanderungsbewegungen als auch über unterschiedliche Ansätze der Migrationsforschung und deren Theorien und Methoden. Darüber hinaus stellt sie die Zusammenhänge zwischen sozialer und regionaler Herkunft der Migranten, ihren Erwerbstätigkeiten bzw. -möglichkeiten und Migrationswegen dar. Nicht zuletzt führt sie an ausgewählten Beispielen vom Mittelalter bis heute auch Mechanismen des Ein- und Ausschlusses und die immer wieder thematisierten Integrationsanforderungen vor Augen. Das Buch ist eine wichtige Grundlage für alle, die sich mit Migrationsgeschichte beschäftigen.
Lese-Probe zu „Historische Migrationsforschung “
EinleitungIn der kleinen norditalienischen Stadt Asiago, in der alpinen Region in der Nähe von Belluno gelegen, steht vor dem Bahnhof eine Skulpturengruppe, die den Titel Emigranti trägt. Die Skulptur zeigt eine Familie mit Koffern und Reisegepäck, die in unterschiedlicher Weise Abschied vom bisherigen Wohnort nimmt: Der Vater blickt mit interessiertem Gesichtsausdruck nach vorne, in die Ferne, und schreitet mit forschem Schritt aus; die Mutter, die ein Kind an der Hand hält, schaut mit sehnsuchtsvollem und besorgtem, bedrücktem Blick nach rückwärts in den Ort zurück. Diese Figurengruppe, die in Asiago an die Auswanderungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1920 erinnern soll, ist in vielerlei Hinsicht interessant:
1) Die gemeinsame (Aus-)Wanderung der Familie, also Familienmigration, war durchaus üblich und hat eine lange historische Tradition. Insbesondere bei religiösen Migranten, wie beispielsweise den protestantischen Auswanderern nach Übersee im 16. und 17. Jahrhundert, den Hugenotten oder den Salzburger Protestanten im 17. und 18. Jahrhundert, wanderte meist die gesamte Familie aus. Aber auch bei Arbeitsmigration konnten ganze Familien und Familienverbände gemeinsam wandern. Dies war insbesondere bei gezielten Anwerbungen bzw. Rekrutierungen von Arbeitskräften seitens der Obrigkeiten oder der Unternehmen der Fall. Auch die Migration nach Übersee im 19. und 20. Jahrhundert wurde, wenn es die finanzielle Situation erlaubte, mit der Familie unternommen. Der Grossteil der Auswandernden hatte jedoch für eine gemeinsame transatlantische Überfahrt kaum die notwendigen finanziellen Mittel; daher mussten die jungen Männer oder Frauen meist allein auswandern. Erst nach einiger Zeit konnten einzelne Familienmitglieder bzw. der Rest der Familie und/oder Verwandte nachgeholt werden. Dies traf für Arbeitsmigranten ebenso zu wie für politische Flüchtlinge. Das heisst, die anhand der Skulptur präsentierte Auswanderungssituation einer Familie ist
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eine idealtypische Darstellung, die jedoch weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart für den Grossteil der freiwilligen oder unfreiwilligen Migranten die Realität darstellt.
Ein weiterer Punkt betrifft die Darstellung der Gebärden der Auswandernden. Hier werden die Genderstereotypen des mobilen, wanderungsbereiten Mannes (Motto: »Der Mann muss hinaus «) und der dem Haus und Heim verbundenen immobilen Frau wiederholt. Diese wurden spätestens durch die bürgerliche Familienideologie des 18. und 19. Jahrhunderts sowie die stark männlich dominierte patriarchalische (und antifeministische) Intellektuellen- und Wissenschaftlerkultur der Jahrhundertwende fest- und in der Folge im 20. Jahrhundert fortgeschrieben. Dies führte dazu, dass bis vor einigen Jahrzehnten die weit verbreitete These der Immobilität der Frauen unreflektiert übernommen und daher den Frauen in der Migrationsforschung wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Auch Kinder sind in der historischen Migrationsforschung kaum beachtet worden. Obwohl kindliche (Arbeits-)Migration, allein, in der Gruppe oder mit der Familie, seit Jahrhunderten in Europa wie auch auf anderen Kontinenten eine lange Tradition hat, zählt dieser Aspekt zu einem noch kaum aufgearbeiteten Forschungsbereich.
2) Die Skulptur in Asiago zählt europaweit zu den wenigen Erinnerungsobjekten im öffentlichen Raum, die auf die lange Geschichte der Wanderungen auf unserem Kontinent und darüber hinaus verweisen. Daneben gibt es auch unspektakuläre Zeichen der historischen Migration an Häusern, Plätzen und Strassen unserer Städte und Dörfer. So geben Gedenktafeln oder die Grabsteine auf Friedhöfen, auf denen sehr oft die Geburtsorte der Verstorbenen vermerkt sind, Auskunft über die Herkunft der einstmals in den Gemeinden lebenden und dort verstorbenen Menschen.
Obwohl mittlerweile allgemein anerkannt ist, dass Migration eine ebenso lange Geschichte hat wie die Menschheit selbst und daher ein wichtiger Teil der allgemeinen Gesellschaftsgeschicht
Ein weiterer Punkt betrifft die Darstellung der Gebärden der Auswandernden. Hier werden die Genderstereotypen des mobilen, wanderungsbereiten Mannes (Motto: »Der Mann muss hinaus «) und der dem Haus und Heim verbundenen immobilen Frau wiederholt. Diese wurden spätestens durch die bürgerliche Familienideologie des 18. und 19. Jahrhunderts sowie die stark männlich dominierte patriarchalische (und antifeministische) Intellektuellen- und Wissenschaftlerkultur der Jahrhundertwende fest- und in der Folge im 20. Jahrhundert fortgeschrieben. Dies führte dazu, dass bis vor einigen Jahrzehnten die weit verbreitete These der Immobilität der Frauen unreflektiert übernommen und daher den Frauen in der Migrationsforschung wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Auch Kinder sind in der historischen Migrationsforschung kaum beachtet worden. Obwohl kindliche (Arbeits-)Migration, allein, in der Gruppe oder mit der Familie, seit Jahrhunderten in Europa wie auch auf anderen Kontinenten eine lange Tradition hat, zählt dieser Aspekt zu einem noch kaum aufgearbeiteten Forschungsbereich.
2) Die Skulptur in Asiago zählt europaweit zu den wenigen Erinnerungsobjekten im öffentlichen Raum, die auf die lange Geschichte der Wanderungen auf unserem Kontinent und darüber hinaus verweisen. Daneben gibt es auch unspektakuläre Zeichen der historischen Migration an Häusern, Plätzen und Strassen unserer Städte und Dörfer. So geben Gedenktafeln oder die Grabsteine auf Friedhöfen, auf denen sehr oft die Geburtsorte der Verstorbenen vermerkt sind, Auskunft über die Herkunft der einstmals in den Gemeinden lebenden und dort verstorbenen Menschen.
Obwohl mittlerweile allgemein anerkannt ist, dass Migration eine ebenso lange Geschichte hat wie die Menschheit selbst und daher ein wichtiger Teil der allgemeinen Gesellschaftsgeschicht
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Inhaltsverzeichnis zu „Historische Migrationsforschung “
Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1. Homo und femina migrans . . . . . . . . . . . . . . . 15 2. Begriffe, Typologien, Theorien der Migration . . . . . 24 3. Schreiben über Migration . . . . . . . . . . . . . . . 37 4. Unterwegs in Europa im Mittelalter und der Frühen Neuzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 5. Ausweisung und Vertreibung vom 16. bis zum 19. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 6. »In-Dienst-Gehen«: Migration von Kindern und Jugendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 7. Migrantinnen und female breadwinner . . . . . . . . . 138 8. Europäische Binnenmigration im 19. Jahrhundert . . . 152 9. Migration im 20. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . 170 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Auswahlbibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
Autoren-Porträt von Sylvia Hahn
Sylvia Hahn ist ausserordentliche Professorin am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sylvia Hahn
- 2012, 233 Seiten, Masse: 13,3 x 20,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593393980
- ISBN-13: 9783593393988
- Erscheinungsdatum: 10.08.2012
Pressezitat
"In erfrischender Art mischt sie Fallbeispiele und überblickende Teile mit einer Diskussion von Begriffen und Methoden der Migrationsforschung, was sie vor allem anhand von in Europa stattfindenden historischen Migrationsprozessen exemplifiziert." Frank Wolff, H-Soz-Kult, 05.10.2013
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