Fein vorbei an der Wahrheit
Erzählungen, Monologe, Reportagen
Die Helden dieses Buches sind anständige Menschen und Halunken, Winnetou und Old Shatterhand, die Mitglieder einer Schülertheatergruppe aus den 1960er Jahren sowie die Gala-Uniform eines Gendarmerie-Majors aus Linz an der Donau, dem Grossvater des Autors....
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Produktinformationen zu „Fein vorbei an der Wahrheit “
Klappentext zu „Fein vorbei an der Wahrheit “
Die Helden dieses Buches sind anständige Menschen und Halunken, Winnetou und Old Shatterhand, die Mitglieder einer Schülertheatergruppe aus den 1960er Jahren sowie die Gala-Uniform eines Gendarmerie-Majors aus Linz an der Donau, dem Grossvater des Autors. Sie alle haben ihre Auf- und Abtritte vor Renoldners geistigem Auge, das mit liebevoller Ironie und ironischer Wehmut festhält, was nicht festzuhalten ist: Das, was er für die Wahrheit seiner Geschichte - und damit der letzten zwei Generationen - hält.Es sind Facetten dieser eigenen privaten und doch auch einer allgemeinen österreichischen Lebensgeschichte, die so erzählt werden. Deutlich zeigen sich darin die Grundzüge einer tief sitzenden Gut-und-Böse-Moral, die immer viel zu klar zu wissen glaubte, was jeweils richtig und wenige Jahre später womöglich wieder ganz falsch (gewesen) ist. Eine solche wird auch heute unverändert in patriarchalischen und autoritär strukturierten Gesellschaften propagiert und ist - sei es als Vorgeschichte unserer Gegenwart, sei es als Wurzel von realer gesellschaftlicher Spaltung - nicht nur in Österreich unausgesetzt wirksam.Was helfen würde, sagt uns die Psychoanalyse, wäre, den Lebensgeschichten auf ihren Grund zu gehen, Prägungen und Traumatisierungen zu erforschen. Dabei sollte man bedenken, dass - wie Sigmund Freud überzeugt war - die »biographische Wahrheit« einer Person »nicht zu haben ist«. Aber angenommen, sagt Freud, man hätte sie dennoch gefunden,diese biografische Wahrheit eines Menschen, so »wäre sie nicht zu gebrauchen«. Anstelle von Wahrheit, bringt Freud den Begriff »Wahrhaftigkeit« ins Spiel, einer Art der Erkenntnis also, die womöglich fein an der Wahrheit vorbei zielt, dafür aber umso nützlicher sein könnte.Der Band Fein vorbei an der Wahrheit nähert sich einer solchen Wahrhaftigkeit an und setzt die 2016 erschienene Prosa-Sammlung Der Weisheit letzter Schuss fort. Er umkreist das Schicksal des Grossvaters, erzählt aus dem Theaterleben, bringt Monologe über Glück und
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Elend des Geldes, sowie Reportagen aus unterschiedlichen Regionen der grossen kleinen Welt. Schauplätze wie Buenos Aires, Buffalo, London und zu guter Letzt Salzburg, wo Klemens Renoldner viele Jahre lebte und arbeitete, werden so zum Leben erweckt und zur Bühne wahrhaftiger Erzählungen.
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Lese-Probe zu „Fein vorbei an der Wahrheit “
Aber nun warn die Stühle um den Tisch leer, das Radio blieb stumm, in der Küche stand eine Flasche mit Himbeersaft, grüner Schimmel wucherte über dem roten Rest. Der Grossvater war tot, ein neuer Akt hatte begonnen, und niemand wusste, wie sich die Geschicke der auftretenden Figuren im Verlauf der Handlung noch entwickeln würden. Auf Tisch und Sofa, auf Kommoden und Fensterbrettern, auf den Schränken in der Küche, den Betten im Schlafzimmer lag die Hinterlassenschaft des Grossvaters ausgebreitet, man hatte seine Requisiten herausgezerrt ans Licht. Wie streng und wohlgeordnet war die Wohnung zuvor gewesen, als der Grossvater noch lebte, dunkel und geheimnisvoll.Nun konnte man alle Gegenstände, die sein Lebensgeschick zusammengehalten hatten, wie auf einem Flohmarkt besichtigen, seine Zigarrenschachtel, das Fotoalbum, den Brieföffner, die Füllfeder, das dunkelgrüne Lederportemonnaie. Bisher hatte jedes Stück seinen besonderen Stellenwert gehabt, aber jetzt waren alle von ihrer Grossvater-Geschichte befreit, zeigten nur noch sich selbst. Früher enthielten sie sein Leben, jetzt waren sie stumm und gaben sich unbeteiligt.
Autoren-Porträt von Klemens Renoldner
Klemens Renoldner, geb. 1953 in Schärding am Inn, arbeitete als Dramaturg am Burgtheater in Wien und als Chefdramaturg der Wiener Festwochen, weitere Engagements an Theatern in Deutschland und der Schweiz. Von 2008-2018 war er Direktor des Stefan Zweig Zentrums der Universität Salzburg. Lebt in Wien.Er veröffentlichte Erzählungen, Theaterstücke, »Lilys Ungeduld« (Roman,2011), sowie zahlreiche literaturwissenschaftliche Editionen. Im Sonderzahl-Verlag Wien erschien 2016 der Prosaband »Der Weisheit letzter Schuss. Von wankelmütigen Weltbürgern, fadenscheinigen Biotopen und gutartigen Bühnenschönheiten«.
Bibliographische Angaben
- Autor: Klemens Renoldner
- 2021, 180 Seiten, Masse: 13,6 x 21 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Sonderzahl
- ISBN-10: 3854495714
- ISBN-13: 9783854495710
- Erscheinungsdatum: 21.04.2021
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