Eros
Roman
Alexander von Brücken lernt Sofie in den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs kennen. Er ist Spross einer Dynastie von Fabrikbesitzern, sein Vater verkehrt mit den Grössen des Nazi-Regimes. Sofies Eltern arbeiten in seiner Fabrik, erst die Enge der...
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Produktinformationen zu „Eros “
Alexander von Brücken lernt Sofie in den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs kennen. Er ist Spross einer Dynastie von Fabrikbesitzern, sein Vater verkehrt mit den Grössen des Nazi-Regimes. Sofies Eltern arbeiten in seiner Fabrik, erst die Enge der Luftschutzkeller führt die Kinder zusammen. Doch einen Kuss von Sofie gibt es nur gegen Geld. Denn Alexander von Brücken ist reich, er bleibt es sein Leben lang. Und ein Leben lang bleibt er besessen von Sofie.
'Eros'erzählt die Geschichte einer unerfüllten Leidenschaft. Alexander von Brücken kann sich jeden Wunsch erfüllen, nur den einen nicht. Er nutzt sein Vermögen, um ein anderes Leben zu erkunden, zu begleiten - und zu beeinflussen. 1967, nach dem Besuch des Schahs, geht Sofie in den Untergrund. Als ihre terroristische Zelle plant, von Brücken zu entführen, soll sie den Lockvogel spielen.
'Eros'erzählt die Geschichte einer unerfüllten Leidenschaft. Alexander von Brücken kann sich jeden Wunsch erfüllen, nur den einen nicht. Er nutzt sein Vermögen, um ein anderes Leben zu erkunden, zu begleiten - und zu beeinflussen. 1967, nach dem Besuch des Schahs, geht Sofie in den Untergrund. Als ihre terroristische Zelle plant, von Brücken zu entführen, soll sie den Lockvogel spielen.
Klappentext zu „Eros “
Alexander von Brücken, einer der reichsten Männer der Republik, hat nicht mehr lange zu leben. Er bestellt sich einen Schriftsteller in sein schlossähnliches Anwesen, der aus seinem Leben einen Roman machen soll. Dieses Leben ist von einer einzigen, bedingungslosen Obsession geprägt: der Liebe zu Sofie. Als Sofie von Brücken abweist, verwendet der sein ganzes Geld und seine ganze Macht, um Sofies Leben zu beobachten, zu begleiten - und zu manipulieren ...
'Mit 'Eros' ist Helmut Krausser ein grosser deutscher Zeitroman gelungen. Das kühnste, ehrgeizigste und zugleich formal strengste Erzählprojekt dieses Bücherjahrs.' Focus ' Ein starkes Buch, das seine Geschichte sicher und trickreich erzählt.' Spiegel ' Viel mehr kann man von Literatur nicht verlangen!' -- Frankfurter Rundschau
Lese-Probe zu „Eros “
VorabendOhne viel von ihm zu wissen, ausser dem wenigen, was es hier und da zu lesen gab, und ohne ihn je gesehen zu haben, ausser auf schon angegilbten Fotografien, war er mir widerlich. Dennoch reiste ich an, als er mich rief. Wer meiner Kollegen wäre seinem Ruf nicht gefolgt? Alle, ausnahmslos alle hätten sie ihre Neugier gestillt.
Auf der Zugfahrt, die mich zu ihm brachte, war ich ein Mann in zerrütteten Verhältnissen, der einen Mann von sagenhaftem Reichtum besuchen würde, zu einem mir unbekannten Zweck.
Unterlassen Sie die kleinlichen Fragen. Kommen Sie, schrieb er, Sie werden es nicht bereuen, versprochen.
In dieser Formulierung lag Arroganz und Magie. Mir graute vor der Faszination, die sein scheinbar grossmäuliges Versprechen auf mich ausübte. Ich schwor, mich nicht kaufen zu lassen, zu keinem Preis - und wusste im selben Moment, dass, wer solche Schwüre leistet, die drohende Gefahr nicht nur spürt, sondern ihr entgegeneilt. Mit der Verlockung ein wenig zu spielen, ja, das nimmt man sich vor. Ein Angebot, gleich welcher Art, zu erhoffen, zu prüfen, schon um Geltungsdrang und Eitelkeit zu füttern, auch dies erlaubt man sich im voraus. Sich aber vorzunehmen, dann, danach, standhaft zu bleiben, grenzt bereits an Selbstbetrug. Diese Sätze schrieb ich in mein Notizbuch, während grauer, aufgewirbelter Schnee die Fenster des Abteils erblinden liess.
Das letzte Foto, das Alexander von Brücken zeigte, war vor mehr als zwanzig Jahren entstanden. Seither schien es niemandem gelungen zu sein, ihn vor das Objektiv einer Kamera zu bekommen. Es hiess, er lebe zurückgezogen auf seinem Schloss im südlichen Oberbayern, umgeben von wenigen Bediensteten.
Das stürmische Winterwetter steigerte meine Furcht vor ihm und vor mir selbst. Auf dem winzigen Provinzbahnhof angekommen, suchte ich vergeblich nach einem Kiosk, um irgendetwas zu kaufen, vielleicht einen Schnaps. Ausser mir entstiegen nur drei angetrunkene ältere Damen dem Zug, in Faschingsverkleidungen, johlend und
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kichernd. Neidisch sah ich ihnen hinterher. Auf dem Bahnhofsvorplatz wartete ein grosser schwarzer Daimler, mit einem Chauffeur, der zu seinem grauen Sacco eine schwarze Trainingshose trug und Turnschuhe. Er machte keinerlei Anstalten, mich zu sich zu winken, sass einfach im Wagen, die Tür halb offen, und hörte Schlagermusik im Radio. Es war Sonntag, halb sechs Uhr abends und schon fast dunkel. Ich musste lachen. Lachte, beinahe verzweifelt, das zugeschneite Dorf an, dessen Silhouette Mühe hatte, sich aus dem wirbelnden Grau des Sturms herauszuschälen. Ob er, fragte ich den Fahrer, ohne meinen Namen zu nennen, auf mich warte? Er, ein korpulenter, dümmlich wirkender Mensch, nickte und bat mich einzusteigen. Die Lichter aus den Fenstern der umliegenden Häuser schienen mich zu betrachten. Der Wagen legte kaum zweihundert Meter in der Minute zurück, kämpfte sich vorwärts durch die Schneemassen, bog von der Landstrasse ab in eine von wenigen Laternen beleuchtete Allee. Ich sah über die rechte Schulter des Fahrers nach vorne, in Erwartung des Schlosses. Und bekam etwas zu sehen, für das die Bezeichnung Schloss prahlerisch war, ein Schlösschen vielleicht, ein zugegeben eindrucksvolles Herrenhaus neogotischen Stils, von einer zwei Meter hohen steinernen Mauer umgeben.
Pforten schwenkten auf, die Räder drehten kurz durch, ein Garagentor hob sich. Die Garage war kaum grösser als die einer Doppelhaushälfte, dem Gebäude unangemessen. Der Fahrer parkte, stieg langsam aus und öffnete mir die Tür. Neben ihm stand plötzlich, wie aus dem Nichts, ein älterer schlanker Mann im grauen Zweireiher, mit scharfen, adlerhaften Zügen und hellen, graublauen Augen.
Er stellte sich, ohne mir die Hand zu reichen, als Keferloher vor, Lukian Keferloher, von Brückens Privatsekretär. Kein sehr herzlicher Empfang, sachlich, höchstens. Er entschuldigte sich für das Wetter, erstaunlich, und bat mich, ihm zu folgen, öffnete eine Metalltür und stieg eine
Pforten schwenkten auf, die Räder drehten kurz durch, ein Garagentor hob sich. Die Garage war kaum grösser als die einer Doppelhaushälfte, dem Gebäude unangemessen. Der Fahrer parkte, stieg langsam aus und öffnete mir die Tür. Neben ihm stand plötzlich, wie aus dem Nichts, ein älterer schlanker Mann im grauen Zweireiher, mit scharfen, adlerhaften Zügen und hellen, graublauen Augen.
Er stellte sich, ohne mir die Hand zu reichen, als Keferloher vor, Lukian Keferloher, von Brückens Privatsekretär. Kein sehr herzlicher Empfang, sachlich, höchstens. Er entschuldigte sich für das Wetter, erstaunlich, und bat mich, ihm zu folgen, öffnete eine Metalltür und stieg eine
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Autoren-Porträt von Helmut Krausser
Helmut Krausser, geboren 1964 in Esslingen, zählt zu den interessantesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftstellern. Für seine Romane, Erzählungen, Lyrik, Tagebücher, Hörspiele, Dramen, Drehbücher und musikalische Werke erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Seine Romane "Der grosse Bagarozy" und "Fette Welt" (mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle) wurden fürs Kino verfilmt. Der Autor lebt in Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Helmut Krausser
- 2008, 317 Seiten, Masse: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: BTB
- ISBN-10: 3442736757
- ISBN-13: 9783442736751
- Erscheinungsdatum: 04.02.2008
Pressezitat
"Mit "Eros" ist Helmut Krausser ein grosser deutscher Zeitroman gelungen. Das kühnste, ehrgeizigste und zugleich formal strengste Erzählprojekt dieses Bücherjahrs." Focus
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