Die Spinne - Der König des Verbrechens.Bd.1

Einleitung von Paul GristWer ist Die Spinne? Was ist Die Spinne? Da kann ich auch nur raten, genau wie Sie. Sicher ist nur, dass es zuvor und danach nie wieder einen Comic-Charakter gegeben hat, der so seltsam und so unvergesslich war. Im Juni 1965 hatte der Mann mit den spitzen Ohren und der kantigen Frisur, der aussah wie ein Teufel in Leder, seinen ersten Auftritt in England, im Lion-Magazin - er liess sich an einen Spinnenfaden auf eine belebte New Yorker Strasse herab und führte Verbrecher mit seinen Versprechungen von Freiheit und Reichtum in Versuchung. Er verlangte dafür nur ihre Hilfe bei der Errichtung eines Imperiums des Verbrechens, wie es sich noch niemand vor ihm hatte träumen lassen.Mithilfe zweier vertrauter Gehilfen, des Schränkers Roy Ordini und des verrückten Wissenschaftlers Professor Pelham, sammelt Die Spinne dann in der Tat eine Armee von Kriminellen und Gesindel um sich, treu ergeben und allzeit bereit, sich den Gesetzeshütern zu stellen, allen voran den New Yorker Polizisten Bob Gilmore und Pete Trask. Diese Loyalität und dieses Vertrauen werden zumindest anhalten, bis Die Spinne bei einem tragischen Unglück ums Leben kommt, dann werden ihre Leute einfach die Beute unter sich aufteilen und sich aus dem Staub machen. Schliesslich sind sie Kriminelle, und es gibt keine Ehre unter Dieben. Die ersten Geschichten um Die Spinne ersann und schrieb Ted Cowan, aber nach dem zweiten Story-Arc übernahm kein anderer als Superman-Mitschöpfer Jerry Siegel diese Aufgabe, der die Handlung um etwas fantastischere Elemente bereicherte und Die Spinne manchmal an der Seite der Polizei agieren liess, um noch schurkischere Verbrechergenies auszuschalten. Doch was diese Geschichten für mich so besonders macht, sind die unverkennbaren Illustrationen Reg Bunns, dessen schroffe Schraffuren wirken, als seien sie tatsächlich aus Spinnennetzen gewoben. Vertrauen Sie mir - wenn es je so etwas wie eine Krone für den besten Charakter aus den düsteren Schwarzweiss-Comics in

Ehe Ted Cowan Comic-Autor wurde, arbeitete er als Laborassistent bei Shell-Mex und verpflichtete sich beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in der britischen Luftwaffe. Nach einem Absturz war er gezwungen, sich erneut zu verpflichten, diesmal beim Heer. Er wurde Meldefahrer, aber ein erneuter Unfall beendete seine militärische Karriere. Nachdem Cowan einen Comic gelesen hatte, dessen Schreibstil ihm missfiel, schrieb er an Stan Boddington, den damaligen Herausgeber des Champion. Boddington gab ihm eine Chance, und Cowan begann an Ginger Nutt zu arbeiten - einem erfolgreichen Comic-Strip über einen australischen Jungen, der fast sieben Jahre lang lief. Cowans nächster Comic-Strip - The Jungle Robot - erschien in der ersten Ausgabe des Lion-Magazins. Es sollten noch viele weitere Abenteuer des Roboters Archie folgen. Für Lion schrieb Cowan viele beliebte Comic-Strips, darunter Paddy Payne, Adam Eterno und natürlich Die Spinne, die er mit erschuf und für die er die beiden ersten kompletten Storys schrieb. Jerry Siegel kam am 17. Oktober 1914 in Cleveland, Ohio (USA) als jüngstes von sechs Kindern jüdischer Immigranten aus Litauen zur Welt. Auf der Glennville Highschool freundete er sich mit Joe Shuster an, denn die beiden teilten ihr Interesse an Science-Fiction und Filmen. Da Siegel kein Geld fürs College hatte, arbeitete er in verschiedenen Jobs, während er gleichzeitig Comic-Skripte bei National Allied Publications einreichte und auch verkaufte. Zusammen mit Shuster hatte er einen Charakter namens Superman entwickelt, den sie als Zeitungs-Comic-Strip platzieren wollten. Doch nach ein paar erfolglosen Jahren verkauften sie den Charakter schliesslich für 130 Dollar an den Comic-Verlag Detective Comics Inc. Mit Jerry Siegel als Autor und Shuster als Illustrator wurde der Comic schliesslich ein Riesenerfolg und begründete nicht nur DC Comics, sondern auch die Superhelden, wie wir sie heute kennen. Nach dem Militärdienst im Zweiten Weltkrieg kehrte Siegel kurz zu DC Comics