Die romantischen Jahre
Roman
Wie kann man die Frauen lieben und keine besitzen? Wie kann man Romantiker sein und doch Versicherungsvertreter werden? Marko Theunissen schafft es spielend - nicht ohne sich auf eine höchst gewagte Affäre einzulassen und eine schmerzliche Erkenntnis zu...
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Produktinformationen zu „Die romantischen Jahre “
Klappentext zu „Die romantischen Jahre “
Wie kann man die Frauen lieben und keine besitzen? Wie kann man Romantiker sein und doch Versicherungsvertreter werden? Marko Theunissen schafft es spielend - nicht ohne sich auf eine höchst gewagte Affäre einzulassen und eine schmerzliche Erkenntnis zu gewinnen. Mit feinem literarischen Witz erzählt Paul Ingendaay von einem Helden, dem das eigene Leben zum tragikomischen Schadensfall wird.
Lese-Probe zu „Die romantischen Jahre “
Für Sue, Greta und JuliánChantal und Pauline
Wenn ich über die Kempener Strasse in Kleinhoek einfahre, kurz bevor ich die Niers überquere, denke ich manchmal: Nur tausendfünfhundert Kilometer weiter, und ich wäre in Weissrussland. Und die Verlängerung der Wilhelm-Bolten-Strasse in Richtung Nordwesten würde mich irgendwann nach Grönland bringen. Doch am liebsten schaue ich vor meinem Büro die Niederstrasse nach Süden hinunter, bis sie beim Schuhhaus Schüth eine leichte Linkskurve macht. Anderthalb Tagesreisen, sage ich mir, und ich bin in der Provence. Und dann denke ich daran, wie mein Kumpel Motte und ich vor fast zwanzig Jahren in Südfrankreich auf Mädchenjagd gegangen sind, mit Pferden, Pistolen und allem. Eine tiefe Enttäuschung, würde Motte sagen. Ich denke an die Villa über den Hügeln, an meinen Vater, der uns in jenem Jahr seine schöne Freundin vorstellte, meinen Bruder Robert, der sich wie ein kleiner Erwachsener benahm, und an den Sommer 1979, meinen ersten Urlaub mit Führerschein.
Vormittags gingen wir zum Strand und brieten in der Sonne. Von der Villa aus sahen wir Palmen mit Stämmen, die aussahen wie Elefantenbeine, und weil sie in einer Doppelreihe gepflanzt worden waren und schnurgerade zum Meer hinunterführten, nannten wir sie Elefantenallee. Das war unser Weg zum Strand, ein staubiger Pfad mit Hundehaufen und verrottenden Früchten, gesäumt von mächtigen Palmen.
Am späten Nachmittag gingen wir zurück in die Villa, mit Sand im Haar, zum Duschen und Eincremen. Wir nahmen uns eine Stunde oder anderthalb, um das Nachlassen der Hitze und die länger werdenden Schatten zu geniessen. Jeder von uns muss an etwas anderes gedacht, jeder dasselbe empfunden haben.
Kurz vor dem Abendessen legten Motte und ich unsere Bücher weg, um ein Kronenbourg aufzuknacken. Wir hielten das Bier in die Abendsonne und betrachteten die Welt durch das grüne Flaschenglas. Und tatsächlich schien alles leicht und sommerlich zu werden, nur durch den kurzen Blick durch unser
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Kronenbourg. Ich sah die Jahreszahl auf dem Etikett dieses alten Bieres, mit dem mein Vater mich ein paar Jahre zuvor hier in La Croix-Valmer bekannt gemacht hatte, und stellte mir die vielen Generationen junger Biertrinker vor, die schon mit einem Kronenbourg in der Hand über das unermessliche Universum nachgedacht hatten, so wie Motte und ich es taten. So deutlich wie kein anderes Geräusch jener Jahre höre ich das Schrammeln der Zikaden, das wie im Western klang, und sehe von der Terrasse der Villa aus, die mein Vater für vier Wochen gemietet hatte, zu den frühen Lichtern unseres kleines Strandes hinunter, ein paar schwach glimmende Punkte, die mit jeder Minute stärker wurden. Es war ein schöner Moment, wenn der Tag zusammengerollt wurde wie ein Segel und sich die Bewohner unserer Bucht auf den Abend vorbereiteten.
An einem dieser südfranzösischen Abende, nach dem Essen, brachen Motte und ich zu den Stranddiskotheken von Cavalaire auf. Mein Vater hatte mir den gemieteten Renault geliehen, und Vera sagte, fahr vorsichtig, als wäre sie meine Mutter. Wir trugen weisse Polohemden, Motte und ich, damit die Mädchen unsere Bräune sahen.
Die Diskotheken waren aus Holz, grosse Schuppen mit ein paar Pfählen und einem Strohdach darüber, etwas, das sich für die Saison aufbauen und danach leicht wieder abreissen liess. Ein staubiger Sandweg führte zum Strand hinunter, und links und rechts hatte man die Wahl zwischen Discos, Kneipen und Crêpe- oder Pizzaständen. Wenn wir uns der Diskothekenzone auf einen Kilometer näherten, hörten wir schon das ferne Wummern der Bässe und den scheppernden Refrain der Sommerhits. Ich spürte sofort, wie mir die Musik ins Blut ging. Ich wusste, dass ich bei so einer Musik, selbst beim dümmsten Song, ein Mädchen in einer Ecke stehen sehen könnte, das zu mir herübersah, ein Lächeln andeutete und sich dann wieder ihrer Freundin zuwandte.
Doch irgendetwas schien Motte an diesem Abend nicht z
An einem dieser südfranzösischen Abende, nach dem Essen, brachen Motte und ich zu den Stranddiskotheken von Cavalaire auf. Mein Vater hatte mir den gemieteten Renault geliehen, und Vera sagte, fahr vorsichtig, als wäre sie meine Mutter. Wir trugen weisse Polohemden, Motte und ich, damit die Mädchen unsere Bräune sahen.
Die Diskotheken waren aus Holz, grosse Schuppen mit ein paar Pfählen und einem Strohdach darüber, etwas, das sich für die Saison aufbauen und danach leicht wieder abreissen liess. Ein staubiger Sandweg führte zum Strand hinunter, und links und rechts hatte man die Wahl zwischen Discos, Kneipen und Crêpe- oder Pizzaständen. Wenn wir uns der Diskothekenzone auf einen Kilometer näherten, hörten wir schon das ferne Wummern der Bässe und den scheppernden Refrain der Sommerhits. Ich spürte sofort, wie mir die Musik ins Blut ging. Ich wusste, dass ich bei so einer Musik, selbst beim dümmsten Song, ein Mädchen in einer Ecke stehen sehen könnte, das zu mir herübersah, ein Lächeln andeutete und sich dann wieder ihrer Freundin zuwandte.
Doch irgendetwas schien Motte an diesem Abend nicht z
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Autoren-Porträt von Paul Ingendaay
Paul Ingendaay, geboren 1961 in Köln, lebte als Schriftsteller und Journalist lange in Madrid. 1997 erhielt er den Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik, 2006 wurde er für sein Debüt »Warum du mich verlassen hast« mit dem aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet. Nach dem Roman »Die romantischen Jahre« und dem Erzählungsband »Die Nacht von Madrid« erschienen von Paul Ingendaay zuletzt die »Gebrauchsanweisung für Andalusien« und der Roman »Königspark«.
Bibliographische Angaben
- Autor: Paul Ingendaay
- 2013, 1. Auflage, 480 Seiten, Masse: 11,8 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492301487
- ISBN-13: 9783492301480
- Erscheinungsdatum: 16.01.2013
Rezension zu „Die romantischen Jahre “
»Paul Ingendaay führt uns in die innere Zerknirschtheit des Lebens - mit Witz, Lebensklugheit und Empathie.« Stuttgarter Zeitung 20131116
Pressezitat
»Paul Ingendaay führt uns in die innere Zerknirschtheit des Lebens - mit Witz, Lebensklugheit und Empathie.« Stuttgarter Zeitung 20131116
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