Die Lösung

Vom theoretischen Wissen zur praktischen Umsetzung

Das Wissen allein genügt nicht. Ich war zu diesem Zeitpunkt ein Mann der Theorie und nicht der Praxis. Solange ich ein Buch las, hörte sich alles wunderbar an, aber am nächsten Tag, wenn es an der Tür klingelte und der Gerichtsvollzieher vor mir stand, kam die alte Panik zurück. Meine innere Ruhe und meine Gelassenheit waren binnen einer Sekunde wie weggeblasen: In mir liefen die alten Muster ab und ich lebte meine gewohnte Realität.
Mir wurde klar: Ich brauche eine Technik, die ich im Alltag anwenden kann, um aus meinen konditionierten Programmen und eingefahrenen Verhaltensweisen herauszukommen. Und so begann ich, eine eigene, schlüssige und praktikable Methode zu entwickeln, mit der ich mein Leben verändern konnte: die Mentale Resonanz Methode. Diese aus fünf Schritten bestehende Methode zu entwickeln dauerte einige Jahre. Als sie zum ersten Mal funktionierte, spürte ich: Jetzt bewegt sich etwas in mir! Zunächst wandelte sich meine tiefste innere Einstellung, und dann veränderte sich meine Realität, meine Lebenswirklichkeit. Natürlich nicht von heute auf morgen, sondern sukzessive, Stück für Stück. In dem Maße, in dem ich an mir arbeitete, veränderte sich mein ganzes Leben zum Positiven.
Heute weiß ich aus eigener Erfahrung, was ich schon immer geahnt habe:

Wir selbst sind die Schöpfer unseres Lebens, wir können das Leben erschaffen, das wir wirklich aus tiefstem Herzen haben wollen. Wie das genau funktioniert, möchte ich Ihnen gerne vermitteln.

Alles, einfach alles im Leben, was uns widerfährt, ist Ausdruck dessen, was wir selbst mit unserem Denken und Fühlen erschaffen. Nichts geschieht in unserem Leben, ohne dass wir es auf irgendeine Art und Weise selbst verursacht hätten. Ich weiß, nach dieser Behauptung schütteln viele von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ungläubig den Kopf, weil diese Vorstellung die Möglichkeiten Ihres bisherigen Denkens sprengt. Oder aber, weil dieser Gedanke zu viel Verantwortung auf Ihre Schultern lädt, vielleicht sogar Schuldgefühle in Ihnen hervorruft. Sie könnten jetzt dieses Buch beiseitelegen, dann wird sich jedoch für Sie nichts verändern. Oder aber Sie lernen die Welt und Ihr eigenes Leben anders als bisher zu betrachten und erweitern dadurch Ihr Denken und Ihre Möglichkeiten.
Beobachten Sie Ihren Alltag, Ihre Erfahrungen und die Menschen in Ihrem Umfeld. Sie spiegeln all das, wer oder was Sie sind. Sie selbst definieren alles in jedem Augenblick neu. Nichts muss so bleiben wie es ist, Sie können alles verändern. Es liegt allein an Ihnen.


Auf der Suche nach mir selbst

Ich finde mich auf einer Matratze in einer Lagerhalle wieder. Der kalte Steinfußboden unter, die Neonleuchte über mir. Schon seit Wochen habe ich kein richtiges Dach mehr über dem Kopf. Ist diese Lagerhalle jetzt mein Zuhause?! Erbärmlich. Wie weit können Menschen sinken? Wie tief konnte ich fallen? Und wie hoch war ich geflogen! Ich bin nicht einmal mehr verzweifelt. Ich bin einfach nur leer. »Gut, dass es hier keinen Spiegel gibt«, denke ich, »denn ich kann meinen jämmerlichen Anblick selbst nicht mehr ertragen. Wenn ich morgen früh nicht mehr aufwache, ist es auch okay.« Aber dann steigen wieder die vertrauten Schuldgefühle in mir hoch wie beißende, zähe Säure: drei kleine Kinder, für die ich keinen Unterhalt zahlen kann, meine Mutter in einem mit meinen Schulden belasteten Haus, meine Ehefrau Gaby, Jutta, meine Geliebte ... Mir wird schlecht. Mir geht's so beschissen, dass ich nicht einmal mehr den Wunsch zu sterben aufrechthalten kann.

***

Meine Frau Jutta meint, nach der vielen Arbeit während der vergangenen Monate wären ein paar Tage am Gardasee angesagt. Die Firma würde es überleben, wenn wir ein wenig ausspannen und Sonne tanken. Unseren Hund wisse sie bei den Nachbarn in besten Händen und mit Laptop und Handy seien wir notfalls immer erreichbar. Die Autowerkstatt hätte übrigens wegen der Heckscheibe angerufen, der Elektriker käme morgen, um nach der Sauna zu sehen, und eine Firma im Hessischen hätte mich für ein mehrtägiges Führungskräftecoaching gebucht. Ach ja, mein ältester Sohn bitte um Rückruf. Sie reicht mir den Hörer und lässt sich neben mich auf das Sofa fallen. Im Kamin lodert ein gemütliches Feuer.
Zwischen diesen beiden Momentaufnahmen liegen nicht einmal zehn Jahre. Beide Szenen gehören zu meinem Leben. Keine Silbe ist erfunden, kein Satz übertrieben.


Was bewirkt was im Leben?

Warum haben einige Menschen Erfolg, sind glücklich, gesund und zufrieden, während bei anderen einfach alles schief läuft? Egal, was sie anpacken, nichts will gelingen. Ist es Schicksal? Ist es Pech? Faulheit? Oder Unvermögen?
Was bewirkt was im Leben? Wie hängen die Ereignisse zusammen? Gibt es einen Masterplan, dem wir ausgeliefert sind? Sind wir Hamster im Rad, Heringe im Heringsschwarm? Oder sind wir der Architekt unseres Daseins? Wie lauten die Gesetze des Lebens?
Das herauszufinden, habe ich mir zur Aufgabe gemacht, als 1996 nach meinem wirtschaftlichen Zusammenbruch, einem Herzinfarkt und inmitten meines privaten Chaos mein Lebensraum auf 90 cm Breite und 1,90 m Länge, also auf die Größe meiner Matratze, begrenzt war. Ich begriff, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder ich gebe mich auf oder ich lerne, wie das Leben tatsächlich funktioniert, und erschaffe dann das Leben, das ich wirklich haben will.

Im Laufe der Zeit wurde mir klar, dass das Leben gar kein Geheimnis ist. Vielmehr folgt es Gesetzmäßigkeiten, die jeder erkennen und für sich nutzen kann. Wir haben nur nie gelernt, die Sprache zu verstehen, in der sich das Leben uns offenbart. Das ist das einzige Problem, wenn man denn überhaupt von einem Problem sprechen kann. Seit ich das weiß, versuche ich nicht nur, das Leben zu begreifen, sondern auch, ihm eine Stimme zu geben und seine Regeln in Worte zu übersetzen, die jedermann versteht.
Zurück auf meine Matratze: Damals wusste ich gar nicht, wer ich wirklich bin. Ich funktionierte in meinen Konditionierungen, in Mustern und Programmen, die mir jedoch überhaupt nicht bewusst waren. Da mir der Blick nach innen fremd war, suchte ich stets im Außen nach Lösungen für meine Probleme. Statt mich zu fragen, was mir gerecht wird und was meinem Wesen entspricht, griff ich in meiner Verzweiflung nach jedem Strohhalm, den andere mir hinhielten.
Einer dieser Strohhalme kam in Gestalt eines sündhaft teuren Staubsaugers daher, der im sogenannten Strukturvertrieb an den Mann oder an die Frau gebracht werden sollte. Aus heutiger Sicht muss ich einräumen: Niemals zuvor und niemals danach habe ich mich selbst so vergewaltigt wie in diesem Job. Ich wurde eine Woche lang in den USA mit 4000 Kollegen aus der ganzen Welt für den Staubsauger-Verkauf geschult, besser gesagt: Wir wurden »eingepeitscht« und »eingeschworen«. Zurück in Deutschland galt es, telefonisch 16 Vorführtermine zu akquirieren. Nur dem, der 16 Termine nachweisen konnte, wurde überhaupt ein Vorführgerät zur Verfügung gestellt. Über das, was man unternahm und wie man es tat, wurden tägliche Reporte eingefordert. Blieben die erwarteten Erfolge aus, stand man als Verlierer am Pranger und wurde von psychologisch besonders raffinierten Mitarbeitern des letzten Quäntchens Selbstbewusstsein beraubt. Erfolg, also verkaufte Einheiten, war alles. Ohne Einheiten war alles nichts und man selbst war nichts.
Die erfolgreichsten Verkäufer brachten uns alle möglichen Tricks bei, um einen Kunden weichzuklopfen. In meinem Kopf raste nur noch die Zahl »Zehn«. »Zehn Staubsauger pro Monat, dann kann ich meinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen. Zehn! Zehn! Das muss doch zu schaffen sein.« In meinem besten Monat verkaufte ich sieben und meine Integrität. Noch heute steigt mir die Schamesröte ins Gesicht, wenn ich daran denke, wie ich im Rahmen meiner Ausbildung einen Top-Verkäufer begleitete, der einer 80jährigen Dame im Seniorenapartment einen 2000 DM teuren Staubsauger andrehte. Dieser Ausflug in die Welt der Staubsauger war zwar schnell zu Ende, aber die Erinnerung an eine Arbeit ohne Moral und Ethik hat mich noch viele Jahre bis in den Schlaf verfolgt. Sie war aber insofern wertvoll für mich, als ich gemerkt habe, dass ich bei aller Verzweiflung und trotz aller Existenzsorgen noch ein funktionierendes Wertesystem hatte. Ich wusste noch, was gut und was böse ist, ich konnte noch die Stimme meines Gewissens wahrnehmen, die laut und unüberhörbar war: Lieber verhungere ich, als dass ich mich weiterhin selbst vergewaltige. Wenn ich mir nicht treu bin, verliere ich die Achtung vor mir selbst. Sich selbst treu zu sein, verschafft hingegen Selbstachtung.

Die innere Stimme ist der Wegweiser, über den wir in allen Lebenslagen verfügen. Egal, ob wir alt oder jung, arm oder reich sind, die innere Stimme verlässt uns nicht. Sie hilft uns. Wir können uns auf sie verlassen.

Wir sollten ihr viel mehr Gehör schenken, indem wir unsere Gefühle zu Wort kommen lassen und uns nicht allein auf das Urteil unseres Verstandes stützen.
Die erste Voraussetzung dafür ist, die innere Stimme überhaupt zuzulassen, sie zu beachten. Meistens kommt sie Hand in Hand mit einem Gefühl daher. Diesem Gefühl Raum zu geben und es mindestens so ernst zu nehmen wie ein stichhaltiges Argument unseres Verstandes, das ist eine Aufgabe, der wir uns täglich widmen sollten. Sie werden im Laufe des Buches noch besser verstehen, warum unsere Gefühle eine so zentrale Rolle einnehmen.


Nicht auf den Wunsch, auf die Absicht kommt es an

Ich dachte mir: Wenn es möglich ist, Menschen für mehrere Tausend Mark einen Staubsauger zu verkaufen, dann muss es doch erst recht möglich sein, sie von einer sinnvollen Investition zu überzeugen. 1998 gründete ich meine Firma »Allsolar« Vertrieb für thermische Solaranlagen und zählte zu den Pionieren auf diesem Gebiet.
Die Art und Weise, auf den Kunden zuzugehen, übernahm ich aus der Staubsaugerbranche. Ich baute ein Haustürgeschäft auf und verkaufte innerhalb von nur neun Monaten 100 Solaranlagen an Privathaushalte. Dabei war ich aber immer noch von denselben Ängsten getrieben und durch dieselben Muster begrenzt wie zuvor: die Existenzangst, den finanziellen Mangel, das fehlende Selbstvertrauen und die Unfähigkeit, »Nein« zu sagen. Am Ende ging die Firma deshalb genauso in die Knie, wie alles, was ich begann. Meine Absicht, Solaranlagen zu verkaufen, war voll aufgegangen, mein Wunsch, endlich Geld zu verdienen, jedoch nicht. Warum nicht? Um das zu verstehen, müssen wir begreifen, was eine Absicht ist und wie sie die Realität verändert. Was ist mit dem Wort »Absicht« gemeint? Ich spreche nicht von einem oberflächlichen, allein mit dem Verstand getroffenen Entschluss, etwas zu tun oder zu lassen. Ich spreche nicht von einem Vorsatz, dem Wankelmut oder unterschwelliger Selbstzweifel beigemischt ist. Ich spreche von einer tiefen inneren Absicht, frei von Skepsis, Zweifel oder anderen inneren Widerständen.

Eine Absicht ist ein ernsthaftes Vorhaben. Sobald wir aus unserem tiefsten Inneren eine Absicht treffen, geht diese Absicht augenblicklich in unser Unterbewusstsein über. Unser Unterbewusstsein hat eine phänomenale Eigenschaft: Es verwirklicht alles. Alles, was ich beabsichtige, wird zu 100 Prozent erledigt.


Wodurch werden unsere Absichten blockiert?

Betrachtet man es genauer, haben die meisten Absichten neben ihrem eigentlichen inhaltlichen Kern zahlreiche subtile, gut versteckte Zusatzbotschaften, die uns gar nicht bewusst sind.
Wenn sich beispielsweise eine Person eine glückliche, liebevolle Partnerschaft wünscht, ihre Absicht, einen entsprechenden Partner kennenzulernen aber von der verborgenen Überzeugung flankiert wird, selbst nicht liebenswert zu sein, wird sie es erheblich schwerer haben, ihr Ziel zu erreichen als ein Single, der an seiner Liebenswürdigkeit keinerlei Zweifel hegt, dessen Absicht also frei ist von verborgenen Aspekten.

Stellen Sie sich die Absicht wie einen Reisekoffer vor, der Sie auf Ihrem Weg begleitet. Ihr Koffer verfügt über einen doppelten Boden. Sie wissen es nicht und wundern sich nur, warum Ihr Koffer so schwer ist. Um ihn leichter zu machen, müssen Sie den doppelten Boden finden, ihn anheben und das, was Sie dort unwissentlich mitschleppen - innere Widerstände, verborgene Zweifel, falsche Glaubenssätze und subtile Zusatzbotschaften -, herausnehmen und zurücklassen.

Wenn Sie die Absicht haben, Ihr Körpergewicht um zehn Kilo zu reduzieren, aber auf unterbewusster Ebene kein Vertrauen in Ihre eigene Disziplin und Entschlusskraft haben oder wenn Essen Ihnen beispielsweise zur Kompensation negativer Gefühle dient, dann wird es ungeheuer schwer, wenn nicht sogar unmöglich, diese Absicht zu verwirklichen. Das fehlende Vertrauen oder die Ersatzhandlung stellen sich Ihnen als Hindernis in den Weg.

In dem Moment, in dem wir eine Absicht treffen, prüft unser Unterbewusstsein, ob der Verwirklichung unserer Absicht ein Glaubenssatz, eine unserer Überzeugungen oder eine andere, gegensätzliche Absicht im Wege steht. Gibt es irgendeinen Widerspruch in uns, der die Absichtsverwirklichung nicht zulässt, wird ein Verhinderungsprogramm an den Verstand geschickt. Das Unterbewusstsein meldet dem Verstand: »Geht nicht, weil ...« Und nicht nur das: Wir gehen auch gleich in die Schwingung der Verhinderung. Unser emotionaler Zustand wird negativ.

Das ist leider unser tägliches Leben: »Geht nicht, weil ...« Wir fühlen uns schlecht dabei, Absichten zu treffen wie etwa »Ich werde erfolgreich«, »Ich mache mich selbstständig«, »Ich werde Millionär« oder »Ich lerne meine Traumfrau kennen«. Also unterlassen wir es. Als Kinder hatten wir große Träume und Ziele. Aber als Erwachsene haben wir Hinderungsprogramme in uns, die sofort aktiv werden, sobald wir unsere Pläne mit Nachdruck verfolgen. Daher gewöhnen wir uns ab, überhaupt Pläne zu entwickeln. Wir beginnen, uns mit dem zu begnügen, was wir haben. Das ist der große Fehler! Aus diesem Prozess müssen wir heraustreten!
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