Schwarzes Verlangen / Die Herren der Unterwelt Bd.10
Deutsche Erstveröffentlichung
Wenn sie ihn berührt, erwacht der Dämon in ihm. Wenn er sie küsst, ersehnt sie ihr Ende. Aber sie gehören zusammen ... der zehnte Band von Gena Showalters "Herren der Unterwelt"!Der Hölle entkommen! Dennoch will Kane, der Träger des Dämons der Zerstörung,...
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Produktinformationen zu „Schwarzes Verlangen / Die Herren der Unterwelt Bd.10 “
Klappentext zu „Schwarzes Verlangen / Die Herren der Unterwelt Bd.10 “
Wenn sie ihn berührt, erwacht der Dämon in ihm. Wenn er sie küsst, ersehnt sie ihr Ende. Aber sie gehören zusammen ... der zehnte Band von Gena Showalters "Herren der Unterwelt"!Der Hölle entkommen! Dennoch will Kane, der Träger des Dämons der Zerstörung, nichts mit seiner Retterin Josephina Aisling zu tun haben. Denn wenn sie seinen gefolterten Körper berührt, erwacht der Dämon in ihm. Und trotzdem verspürt Kane ein unbezähmbares Verlangen für die schöne Halbfae, Tochter des Faenkönigs und einer Sklavin. Josephinas Schönheit zieht ihn genauso an wie ihre Verzweiflung. Als Hüterin der Verantwortungslosigkeit muss sie für die Leichtfertigkeit anderer in der Hölle büssen. Ein ewiger Schmerz ... Zwischen Lust und Sehnsucht reift ein dunkler Plan: Wenn sie beide niemals im Leben vereint sein können - dann vielleicht im Tod?
Lese-Probe zu „Schwarzes Verlangen / Die Herren der Unterwelt Bd.10 “
Schwarzes Verlangen von Gena Showalter1. KAPITEL
New York City
Gegenwart
Josephina Aisling blickte auf den Mann hinunter, der vor ihr ausgebreitet auf dem Motelbett lag. Er war ein unsterblicher Krieger und auf eine Weise schön, wie es ein Sterblicher nie sein könnte. Sein seidiges Haar fiel in einer makellosen Mischung aus Schwarz, Kastanienbraun und Flachsblond auf das Kissen und ließ sie den Blick für einen Moment auf ihm ruhen, dann für einen weiteren Moment ... Gütiger Himmel, warum eigentlich nicht für immer?
Sein Name war Kane. Er hatte lange Wimpern, eine markante Nase und ein stures Kinn. Mit seinen eins fünfundneunzig war er mit der Art Muskeln bepackt, die man sich ausschließlich auf den blutigsten Schlachtfeldern erarbeitete. Obwohl er eine schmutzige lange Hose trug, wusste sie, dass sich darunter auf seiner rechten Hüfte ein großes Schmetterlingstattoo verbarg, in tiefschwarzer Tinte und mit scharfen, gezackten Konturen. Die Flügelspitzen ragten unter dem Hosenbund hervor, und ab und zu glitten winzige Wellen darüber, als versuchte das Insekt, sich von der Haut zu erheben - oder sich tiefer hineinzugraben.
Beides war möglich. Die Tätowierung war das Mal des absolut Bösen, ein sichtbares Zeichen des Dämons, der in Kanes Körper gefangen war.
Dämon ... Sie erschauerte. Herrscher der Hölle. Lügner. Diebe. Mörder. Aus ihnen sprach tiefste Finsternis, ohne jede Spur von Licht. Sie verlockten und verführten. Sie verdarben, folterten und vernichteten.
Doch Kane war nicht der Dämon.
... mehr
Wie alle Mitglieder ihres Volks, der mächtigen Fae, hatte sie den Großteil ihres Lebens damit verbracht, Kane und seine Freunde zu studieren - die Herren der Unterwelt. Genauer gesagt hefteten sich auf Befehl des Königs der Fae seit unzähligen Jahrhunderten Spione an die Fersen der Krieger, die alles beobachteten und Bericht erstatteten. Diese Berichte wurden von Schriftgelehrten festgehalten und davon Bücher gedruckt, mit Bildern und Geschichten darüber, was die Spione gesehen hatten. Mütter hatten diese Bücher gekauft und ihren Kindern daraus vorgelesen. Dann, als diese Kinder erwachsen geworden waren, hatten sie sich selbst die nächsten Bücher gekauft, gefesselt von der Gier zu erfahren, was als Nächstes geschehen würde.
Die Herren der Unterwelt waren zu den Helden der besten und schrecklichsten Seifenoper zugleich in Séduire geworden, dem Reich der Fae.
Josephina verschlang davon regelrecht jedes Detail. Vor allem die über den megasexy Paris und den herzzerreißend einsamen Torin. Die wunderschöne Tragödie über Kane kam gleich darauf an dritter Stelle. Seine Lebensgeschichte könnte sie vermutlich besser wiedergeben als ihre eigene.
Er war Tausende von Jahren alt. Zeit seines Lebens hatte er insgesamt nur vier feste Freundinnen gehabt. Auch wenn er sich für eine Weile mit einer Reihe bedeutungsloser One-Night-Stands vergnügt hatte. Schlacht um blutige Schlacht hatte er ausgefochten, immer gegen seine schlimmsten Feinde, die Jäger. Dreimal war es ihnen gelungen, ihn gefangen zu nehmen, um ihn dann zu foltern - und atemlos hatte sie auf die Nachricht von seiner Befreiung gewartet.
Noch viel früher, ganz am Anfang, hatten er und seine Freunde die Büchse der Pandora gestohlen und geöffnet und damit die Dämonen losgelassen, die darin gefangen gehalten wurden. Zu jener Zeit waren die Griechen an der Macht gewesen, und sie hatten beschlossen, die Krieger zu bestrafen, indem sie ihre Körper zu Gefäßen für das Böse machten, das sie entfesselt hatten. Kane trug Katastrophe in sich. Die anderen waren mit Promiskuität, Krankheit, Misstrauen, Gewalt, Tod, Schmerz, Zorn, Zweifel, Lügen, Elend, Geheimnissen und Niederlage geschlagen. Jede der Kreaturen brachte einen beinahe lähmenden Fluch mit sich.
Promiskuität musste jeden Tag mit einer anderen Frau schlafen, oder er würde an Kraft verlieren und sterben.
Krankheit konnte kein anderes Lebewesen berühren, ohne eine Epidemie auszulösen.
Katastrophe hinterließ nichts als Desaster, wohin Kane auch ging - eine Tatsache, die Josephina ins Herz schnitt und die sie sehr gut nachfühlen konnte. Ihr gesamtes Leben war ein Desaster.
„Fass mich nicht an", murmelte er, und es klang wie ein scharfes, hartes Krächzen. Mit den muskulösen Beinen wühlte er die bereits arg zerknitterte Decke fort. „Hände weg. Stopp. Ich hab Stopp gesagt!"
Armer Kane. Schon wieder quälte ihn ein Albtraum.
„Niemand fasst dich an", versicherte sie ihm sanft. „Du bist in Sicherheit."
Sofort wurde er ruhiger, und erleichtert stieß sie den Atem aus.
Als sie ihn gefunden hatte, war er in der Hölle auf einen Felsblock gefesselt gewesen, den Brustkorb weit aufgerissen, die Rippen gespreizt und nach außen ragend, die Hand- und Fußgelenke durchgenagt bis auf ein paar zerfledderte Sehnen und Bänder.
Er hatte ausgesehen wie ein Stück Fleisch beim Schlachter.
Ich hätte gern zwei Pfund Rumpsteak und ein Pfund Gehacktes vom Nackenstück.
Ekelhaft. Echt ekelhaft. Du widerst mich an. Über die Jahre hatte sie so viel Zeit allein verbracht, dass Selbstgespräche für sie die einzige Möglichkeit geworden waren, sich zu amüsieren ... und traurigerweise auch die einzige Art von Gesellschaft für sie waren. Ich hätte vier Pfund Schweinerücken bestellt.
Ihn zu finden, war - trotz seines Zustands - das Beste, was ihr je im Leben passiert war. Er war ihr Ticket in die Freiheit. Oder wenigstens ... zur Akzeptanz?
Prinzessin Synda, ihre Halbschwester und die allerüberbeste Frau, die das Volk der Fae je hervorgebracht hatte, war keine Herrin der Unterwelt, dennoch trug sie den Dämon der Unverantwortlichkeit in sich. Offenbar hatte es mehr Dämonen als freche, Büchsen stehlende Krieger gegeben, weshalb die übrig gebliebenen Wesen auf die Insassen des Tartarus verteilt worden waren - eines unterirdischen Gefängnisses für Unsterbliche. Syndas Ehemann war damals einer dieser Insassen gewesen, und bei seinem Tod hatte sich der Dämon auf unerklärliche Weise in ihrem Inneren eingenistet.
Als der König der Fae davon erfahren hatte, waren umfassende Nachforschungen zu allen Details des Falls angestellt worden - und zu einer möglichen Lösung. Bisher jedoch ohne Ergebnis.
Ich könnte Kane zu einer Sitzung des Hohen Rats der Fae mitbringen und mit ihm angeben. Könnte dafür sorgen, dass er der Versammlung alle möglichen Fragen beantwortet. Und vielleicht würde mein Vater mich dann sehen, und zwar wirklich sehen, zum ersten Mal in meinem Leben.
Sie ließ die Schultern zusammensacken. Nein, dahin gehe ich nie mehr zurück.
Josephina war schon immer die Prügelmagd der königlichen Familie gewesen, und so würde es auch immer sein. Allein dazu bestimmt, die Strafen zu erdulden, die Synda, der Geliebten, zustanden.
Und Synda stand immer eine Strafe zu.
Letzte Woche hatte die Prinzessin in einem Tobsuchtsanfall die königlichen Stallungen niedergebrannt, und mit ihnen alle darin eingesperrten Tiere. Josephinas Strafe? Eine Fahrkarte ins Endlose - ein Portal in die Hölle.
An jenem Ort war ein Tag wie tausend Jahre und ein Jahrtausend wie ein Tag, also war sie hinabgestürzt in einen schwarzen Abgrund, eine scheinbar endlose Ewigkeit lang. Sie hatte geschrien, doch niemand hatte sie gehört. Sie hatte um Gnade gefleht, doch keinen hatte es interessiert. Sie hatte geweint, doch nirgendwo Halt gefunden.
Dann war sie zusammen mit einem anderen Mädchen mitten in der Hölle gelandet.
Es war mehr als eine überraschende Erkenntnis, dass sie gar nicht wirklich allein gewesen war.
Das Mädchen hatte sich als Phönix entpuppt, eine Rasse, die von den Griechen abstammte. Jeder reinblütige Krieger unter ihnen besaß die Fähigkeit, von den Toten aufzuerstehen, ein ums andere Mal, und wurde mit jeder Erweckung stärker - bis ihn der endgültige Tod ereilte und keine körperliche Erneuerung mehr möglich war.
Kane begann von Neuem, sich hin und her zu wälzen und zu stöhnen.
„Ich lass nicht zu, dass dir was geschieht", versprach sie ihm.
Und wieder beruhigte er sich.
Wenn die Phönix doch nur halb so gut auf sie reagiert hätte. Bei ihrem Anblick war Josephina purer Hass entgegengeschlagen, ein Hass, der weit über das hinausging, was die Kinder der Titanen - wie Josephina - und die Kinder der Griechen üblicherweise füreinander empfanden. Trotzdem hatte die Phönix nicht versucht, sie zu töten, sondern ihr sogar erlaubt, ihr auf der Suche nach dem Ausgang durch die Höhle zu folgen, ohne dass sie ihre eigenen schwindenden Kräfte beanspruchen musste. Genau wie Josephina hatte sie einfach nur rausgewollt.
An scharlachrot bespritzten Wänden waren sie vorbeigestolpert, in der Lunge den Übelkeit erregenden Gestank von Schwefel. Ein Grunzen und Stöhnen hatte ihre Ohren belagert und sich zu einer grauenvollen Sinfonie vereint, auf die ihre im Endlosen abgestumpften Sinne nicht vorbereitet gewesen waren. Dann waren sie über den verstümmelten Krieger gestolpert. Josephina hatte ihn erkannt, trotz seines Zustands, und war stehen geblieben.
Ehrfurcht hatte sie erfüllt. Dort vor ihrer - ihrer! - Nase befand sich einer der berüchtigten Herren der Unterwelt. Sie hatte nicht gewusst, wie sie ihm helfen sollte, wo sie sich doch kaum selbst helfen konnte, doch sie war entschlossen gewesen, es zumindest zu versuchen. Was auch immer sich dazu als nötig erwies.
Eine Menge hatte sich als nötig erwiesen.
Sie blickte zu ihm hinüber. „Du bist meine erste und einzige Möglichkeit, mir meinen neuerdings größten Wunsch zu erfüllen", gestand sie. „Etwas, das ich definitiv nicht allein schaffe. Und sobald du aufwachst, werde ich die Einlösung deines Versprechens brauchen."
Und dann ...
Sie seufzte und verstummte. Zaghaft strich sie ihm mit den Fingerspitzen über die Stirn.
Selbst im Schlaf zuckte er noch zusammen. „Nicht", drohte er. „Ich vernichte dich, Stück für Stück. Dich und deine gesamte Sippschaft."
Das war keine Wichtigtuerei, keine leere Drohung. Er würde dafür sorgen, dass es genau so geschah, und vermutlich würde er dabei noch lächeln.
Vermutlich? Ha! Definitiv. Wie ein typischer Herr der Unterwelt eben.
„Kane", sagte sie, und wieder wurde er ruhig. „Ich glaube, es wird Zeit, aufzuwachen. Meine Familie ist da draußen, und die wollen mich zurückhaben. Auch wenn für mich in diesem Abgrund tausend Jahre vergangen sind, war es für sie nur ein einziger Tag. Und da ich nicht nach Séduire zurückgekehrt bin, sind wahrscheinlich Fae-Soldaten auf der Jagd nach mir."
Und um ihrer kleinen Schüssel Frühstückselend das Sahnehäubchen aufzusetzen, machte die Phönix definitiv Jagd auf sie, wild entschlossen, sie zu ihrer Sklavin zu machen und das Unrecht zu rächen, das Josephina ihr auf der Flucht angetan hatte.
„Kane." Sanft rüttelte sie ihn an der Schulter. Seine Haut war unglaublich weich und glatt, zugleich jedoch fiebrig heiß, die Muskeln darunter so fest und hart wie Granaten. „Du musst bitte die Augen aufmachen."
Lange Wimpern schossen nach oben und enthüllten gold-smaragdfarbene Iris, die glasig und trüb wirkten. In der nächsten Sekunde fühlte sie, wie sich Männerhände um ihren Hals schlossen und sie auf den Rücken geworfen wurde. Die Matratze federte, selbst unter ihrem mickrigen Gewicht. Doch sie setzte sich nicht zur Wehr, als Kane sich auf sie rollte, sie mit seinem Körper regelrecht festnagelte. Er war schwer und sein Griff um ihre Kehle so hart, dass sie den Rosenduft nicht einatmen konnte, den sie mittlerweile mit ihm assoziierte. Ein seltsamer Geruch an einem Mann - einer, den sie nicht recht einordnen konnte.
„Wer bist du?", fuhr er sie an. „Wo sind wir?"
Er hat mich direkt angesprochen. Mich!
„Antworte."
Sie versuchte es, scheiterte jedoch.
Dann lockerte er den Griff um ihre Kehle.
So. Schon besser. Tief einatmen. Und wieder ausatmen. „Zunächst einmal bin ich deine zutiefst beeindruckende und wundervolle Retterin." Da mit dem Tod ihrer Mutter auch der einzige Mensch gestorben war, der ihr Komplimente machte, hatte sie beschlossen, sich eben selbst bei jeder Gelegenheit welche zu machen. „Lass mich los, dann klären wir alles andere."
„Wer?", beharrte er und drückte wieder fester zu.
In ihrem Sichtfeld blitzte es schwarz auf. Ihre Lungen brannten, lechzten nach Luft, doch noch immer leistete sie keinen Widerstand.
„Weib." Erneut verringerte er den Druck ein wenig. „Antworte. Jetzt."
„Höhlenmensch. Freilassen. Jetzt", gab sie zurück, während sie nach Atem rang.
Würdest du wohl bitte dein Mundwerk im Zaum halten? Du willst ihn doch nicht verscheuchen.
Abrupt riss er sich von ihr los und kauerte sich am anderen Ende des Betts zusammen. Wachsam behielt er sie im Blick, beobachtete, wie sie sich langsam aufsetzte. Eine heiße Röte lag auf seinen Wangen, und sie fragte sich, ob ihm sein Handeln peinlich war oder ob er bloß darum kämpfte, die Schwäche zu verbergen, die immer noch durch seine Adern strömte.
„Du hast fünf Sekunden, Weib."
„Sonst was, Krieger? Tust du mir weh?"
„Ja." Entschlossen. Selbstbewusst.
Wie süß. Wäre es sehr seltsam, wenn sie ihn fragte, ob er ihr T-Shirt signieren könnte? „Weißt du nicht mehr, was du mir versprochen hast?"
„Ich habe dir gar nichts versprochen", entgegnete er. Doch auch wenn sein Tonfall von Sicherheit erfüllt war, spiegelte sich Verwirrung in seinen Zügen wider.
„Hast du wohl. Denk an deinen letzten Tag in der Hölle zurück. Da waren du und ich und ein paar Tausend deiner grausamsten Feinde."
Er zog die Augenbrauen zusammen, und in seinem Blick erwachte Erinnerung, Begreifen ... und dann Entsetzen. Abrupt schüttelte er den Kopf, als versuchte er verzweifelt, die Gedanken loszuwerden, die jetzt in seinem Geist aufblitzten. „Das ist nicht dein Ernst. Das kannst du unmöglich ernst gemeint haben."
„Doch, das habe ich."
Er machte mit dem Kiefer ein knackendes Geräusch, eine Geste unterdrückter Aggression. „Wie ist dein Name?"
„Ich glaube, es ist besser, wenn du das nicht weißt. Auf diese Weise ist die emotionale Bindung nicht so groß, und du kannst leichter tun, was ich von dir verlange."
„Ich habe nie wirklich gesagt, dass ich es tun würde", quetschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Und warum siehst du mich so an?"
„Wie denn?"
„Als wäre ich ... eine riesige Schachtel Pralinen."
„Ich hab von dir gehört", sagte sie und beließ es dabei. Es war die Wahrheit, ohne näher auf sie einzugehen.
„Wohl kaum. Wenn du irgendwas über mich gehört hättest, würdest du panisch wegrennen."
Ach, tatsächlich? „Ich weiß, dass dich deine Freunde in den vielen Schlachten, die ihr geschlagen habt, oft zurückgelassen haben, weil sie Angst hatten, du würdest irgendeine Tragödie verursachen. Ich weiß, dass du dich oft von der Welt fernhältst, weil auch du dich davor fürchtest. Und trotzdem ist es dir gelungen, Tausende niederzustrecken. Vielleicht sogar Zillionen?"
Er fuhr mit der Zunge über seine perfekten weißen Zähne. „Woher weißt du das?"
„Nennen wir es doch einfach ... Klatsch und Tratsch."
„Klatsch ist nicht immer wahr", murmelte er. In Sekundenschnelle ließ er den Blick durch den Raum gleiten und dann wieder auf ihr nieder.
Zufällig wusste sie auch, dass dieses Abtasten mit den Augen eine Gewohnheit war, die er im Lauf der Jahre entwickelt hatte und mit der er alles Wichtige aufnehmen wollte. Eingänge, Ausgänge, Waffen, die gegen ihn verwendet werden könnten - Waffen, die er verwenden könnte.
Diesmal gab es nur die sich von der Wand lösende vergilbte Tapete und den mitgenommenen Nachttisch mit der gesprungenen Lampe darauf zu sehen. Die ratternde Klimaanlage. Den braunen Zottelteppich. Den Mülleimer voller blutiger Stofffetzen und entleerter Medizinfläschchen, mit denen sie seine aufgeschürfte Haut behandelt hatte.
„Da unten in der Hölle", setzte er an. „Du hast mir bloß erzählt, was du wolltest, und dann den Fehler begangen anzunehmen, ich hätte zugestimmt."
Das klang wie eine Absage. Aber ... er kann es mir nicht verweigern. Nicht nach all dem. „Du hast dein Einverständnis geröchelt. Danach hab ich meinen Teil der Abmachung erfüllt. Jetzt wirst du deinen einhalten."
„Nein. Ich hab nie um deine Hilfe gebeten." Wie ein Peitschenhieb fuhr seine Stimme durch sie hindurch und hinterließ ein deutlich spürbares Stechen. „Hab sie nie gewollt."
„Und wie du sie wolltest! Deine Augen haben mich angefleht, und dem kannst du nicht widersprechen. Du konntest deine Augen schließlich nicht sehen, also hast du auch keine Ahnung, was sie getan haben."
Es folgte eine ausgedehnte Pause. Dann erklärte er erstaunlich ruhig: „Ich glaube, das ist das unlogischste Argument, das ich je gehört habe."
„Nein, das klügste. Dein armseliges Hirn kann's bloß nicht verarbeiten."
„Meine Augen haben nicht gefleht", widersprach er, „und das ist mein letztes Wort."
„Haben sie wohl", beharrte sie. „Und ich hab was Furchtbares getan, um dich da rauszuholen." Leider würde sich das Problem nicht beheben lassen, indem sie der Phönix zur Entschuldigung eine Karte schickte.
So schwach, wie Josephina in der Hölle gewesen war, hatte sie, um Kane zu retten, Hilfe benötigt. Nur hatte es da ein kleines Problem gegeben, als sie die Phönix eingeholt hatte, die sich weiter ihren Weg in die Freiheit bahnte. Das Mädchen hatte sich so vehement geweigert - von mir aus kannst du in der Hölle verrotten, du Fae-Hure -, dass Josephina gewusst hatte, es gab keinen Weg, sie umzustimmen. Also hatte Josephina die Fähigkeit eingesetzt, die nur sie allein besaß. Unter den richtigen Umständen ein Segen. Doch davon abgesehen ein Fluch, der sie dazu verdammte, in einer Welt ohne Körperkontakt zu leben. Mit nur einer Berührung hatte sie der Phönix sämtliche Kraft aus dem Körper gezogen und das Mädchen auf ein bewegungsunfähiges Häuflein reduziert.
Gut, Josephina hatte sich die Kriegerin schließlich über die Schulter geworfen und sie aus der Hölle getragen, genau wie sie es mit Kane getan hatte. Auf dem Weg hatte sie sogar mit Dämonen gekämpft - ein Wunder, wenn man bedachte, dass sie in ihrem Leben noch nie gekämpft hatte - und irgendwann auch einen Ausgang gefunden. Doch das würde für die Phönix keine Rolle spielen. Josephina hatte ein Verbrechen begangen, und der Preis dafür musste gezahlt werden.
„Ich hab nie von dir verlangt, irgendwas Furchtbares zu tun." Eine finstere Warnung lag in seiner Stimme.
Eine, die sie ignorierte. „Vielleicht nicht mit Worten, aber ich hab mir bei deiner Rettung trotzdem fast den Rücken gebrochen." Sie zog die Beine unter ihren Körper, wodurch sie die Matratze ins Federn brachte und den geschwächten Kane beinahe hinuntergeworfen hätte. „Du wiegst gefühlte zehntausend Kilo. Aber das sind prachtvolle Kilos", fügte sie hastig hinzu. Hör auf, den Mann zu beleidigen!
Mit zusammengekniffenen Augen musterte er sie von oben bis unten. Die Beiläufigkeit, die er bei seiner Bestandsaufnahme des Zimmers an den Tag gelegt hatte, fehlte völlig, und gleichzeitig konnte sie seinen Blick fast auf sich spüren, so als hätte er sie berührt. Ob er die Gänsehaut bemerkte, die sich auf ihren Armen ausbreitete?
„Wie kann ein Mädchen wie du solch einen Kraftakt zustande bringen?"
Ein Mädchen wie sie. Konnte er ihre Minderwertigkeit spüren? Sie hob das Kinn und erklärte trotzig: „Informationsaustausch war nicht Teil unserer Vereinbarung."
„Zum letzten Mal, Weib, es gibt keine Vereinbarung."
Ein rasendes Beben breitete sich in ihr aus und überschattete ... was auch immer er vorher für Gefühle in ihr ausgelöst hatte. „Wenn du nicht tust, was du versprochen hast, dann ... dann ..."
„Was?"
Werde ich für den Rest meines Lebens leiden. „Was wäre nötig, damit du es dir anders überlegst und das Richtige tust?"
Augenblicklich verschloss sich seine Miene und verbarg all seine Gedanken. „Zu welcher Spezies gehörst du?"
Na, wenn das kein Themenwechsel war, aber okay, sie würde mitspielen. Die Fae waren keine besonders beliebte Rasse: die Männer weithin bekannt für ihren Mangel an Ehre im Kampf sowie eine unersättliche Begierde, mit allem zu schlafen, was nicht bei drei auf den Bäumen war; die Frauen berüchtigt für ihre Hinterhältigkeit und Skandale - und, okay, ihre Fähigkeit, hammermäßige Kleider zu schneidern. Vielleicht würde ihn dieses Wissen zum Umdenken bewegen.
„Ich bin halb Mensch, halb Fae. Siehst du?" Sie strich die Haare zurück und lenkte damit seine Aufmerksamkeit auf ihre spitzen Ohren.
Als er die Spitzen entdeckte, runzelte er die Stirn. „Fae sind Abkömmlinge der Titanen. Titanen sind die Kinder von gefallenen Engeln und Menschen. Im Augenblick herrschen sie über die niederste Ebene der Himmelreiche." Die Worte kamen wie aus der Pistole geschossen.
Nicht einem Star gegenüber die Augen verdrehen. „Danke für den Geschichtsunterricht."
Er runzelte die Stirn. „Demnach bist du ..."
In seinen Augen böse? Eine Feindin?
Stumm schüttelte er den Kopf, anscheinend wollte er nicht länger darüber nachdenken. Dann zog er die Nase kraus, als hätte er etwas ... nicht Unangenehmes, aber auch nicht Willkommenes gerochen. Scharf sog er die Luft ein, und sein Stirnrunzeln vertiefte sich. „Du siehst nicht im Entferntesten so aus wie das Mädchen ... die Mädchen, die mich gerettet haben ... Nein, hat. Nur eine", stellte er fest und schüttelte noch einmal den Kopf, als versuchte er, dem Geschehenen einen Sinn zu verleihen. „Ihr Haar und ihr Gesicht haben sich immer wieder verändert, ich erinnere mich an jede einzelne Erscheinung. Und doch ist deine jetzige Gestalt keine davon. Aber dein Geruch ..."
War derselbe, ja. „Ich hatte die Fähigkeit, mein Äußeres zu verändern."
Eine seiner Augenbrauen schoss in die Höhe. „Hatte? Vergangenheitsform?"
Trotz seines angeschlagenen Zustands war ihm das nicht entgangen. „Richtig. Diese Fähigkeit besitze ich nicht mehr." Die Kraft - und Fähigkeiten -, die sie sich von anderen lieh, blieben entweder nur eine Stunde bei ihr oder aber bis zu mehreren Wochen. Über den Zeitrahmen hatte sie keinerlei Kontrolle. Was sie von der Phönix genommen hatte, war gestern verflogen.
„Du lügst. Niemand hat an dem einen Tag eine Fähigkeit und am nächsten nicht mehr."
„Ich lüge nie - außer bei den wenigen Gelegenheiten, wenn ich's doch tue. Aber das ist nie Absicht, und jetzt gerade sag ich die absolute Wahrheit." Sie hob die rechte Hand. „Ich schwör's."
Er verzog den Mund. „Wie lange bin ich schon hier?"
„Sieben Tage."
„Sieben Tage", wiederholte er und rang dabei nach Luft.
„Genau. Die meiste Zeit über haben wir ‚inkompetente Ärztin und undankbarer Patient‘ gespielt."
Ein düsterer Gesichtsausdruck verzerrte seine Züge. Und, oh, war das ein Furcht einflößender Anblick. Die Bücher wurden ihm nicht gerecht. „Sieben Tage", sagte er noch einmal.
„Ich versichere dir, ich hab mich nicht verzählt. Im Kalender meines Herzens hab ich die Sekunden angestrichen."
Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Du bist ganz schön neunmalklug, was?"
Augenblicklich begann sie zu strahlen. „Wirklich? Findest du?" Das war das erste Kompliment von jemand anderem als ihr selbst seit dem Tod ihrer Mutter, und sie würde es in ihrem Herzen bewahren. „Danke. Würdest du sagen, dass ich hochintelligent bin, oder bin ich bloß leicht überdurchschnittlich?"
Er ließ den Unterkiefer sinken, als wollte er etwas sagen, doch es kam kein Ton heraus. Seine Lider schlossen sich ... öffneten sich ... schlossen sich wieder, und sein muskulöser Körper begann zu schwanken. Gleich würde er umkippen, und wenn er auf dem Fußboden landete, würde sie ihn nie wieder aufs Bett gewuchtet kriegen.
Josephina stürzte nach vorn und streckte die behandschuhten Finger nach ihm aus. Obwohl er bereits kippte, schlug er ihre Arme fort, als wollte er jedem Kontakt ausweichen. Kluger Mann (so klug, wie er sie fand?). Und so fiel er und krachte mit einem dumpfen Geräusch auf den Teppich.
Als sie hastig vom Bett krabbelte, um zu ihm zu eilen - was auch immer sie da ausrichten wollte, sie hatte keine Ahnung -, flog die Tür des Motelzimmers auf, sodass Holzsplitter in alle Richtungen flogen. Ein hochgewachsener, muskelbepackter Krieger mit dunklen Haaren stand auf der Schwelle, die Züge in Schatten getaucht. Er strahlte pure Bedrohlichkeit aus. Vielleicht, weil er zwei Dolche in der Hand hielt - die bereits blutverschmiert waren.
Ein weiterer Krieger trat hinter ihn, blond und mit ... Großer Gott. In seinem Haar hatten sich menschliche Überreste verfangen.
Die Männer ihres Vaters hatten sie gefunden.
Copyright © 2013 by Gena Showalter
Wie alle Mitglieder ihres Volks, der mächtigen Fae, hatte sie den Großteil ihres Lebens damit verbracht, Kane und seine Freunde zu studieren - die Herren der Unterwelt. Genauer gesagt hefteten sich auf Befehl des Königs der Fae seit unzähligen Jahrhunderten Spione an die Fersen der Krieger, die alles beobachteten und Bericht erstatteten. Diese Berichte wurden von Schriftgelehrten festgehalten und davon Bücher gedruckt, mit Bildern und Geschichten darüber, was die Spione gesehen hatten. Mütter hatten diese Bücher gekauft und ihren Kindern daraus vorgelesen. Dann, als diese Kinder erwachsen geworden waren, hatten sie sich selbst die nächsten Bücher gekauft, gefesselt von der Gier zu erfahren, was als Nächstes geschehen würde.
Die Herren der Unterwelt waren zu den Helden der besten und schrecklichsten Seifenoper zugleich in Séduire geworden, dem Reich der Fae.
Josephina verschlang davon regelrecht jedes Detail. Vor allem die über den megasexy Paris und den herzzerreißend einsamen Torin. Die wunderschöne Tragödie über Kane kam gleich darauf an dritter Stelle. Seine Lebensgeschichte könnte sie vermutlich besser wiedergeben als ihre eigene.
Er war Tausende von Jahren alt. Zeit seines Lebens hatte er insgesamt nur vier feste Freundinnen gehabt. Auch wenn er sich für eine Weile mit einer Reihe bedeutungsloser One-Night-Stands vergnügt hatte. Schlacht um blutige Schlacht hatte er ausgefochten, immer gegen seine schlimmsten Feinde, die Jäger. Dreimal war es ihnen gelungen, ihn gefangen zu nehmen, um ihn dann zu foltern - und atemlos hatte sie auf die Nachricht von seiner Befreiung gewartet.
Noch viel früher, ganz am Anfang, hatten er und seine Freunde die Büchse der Pandora gestohlen und geöffnet und damit die Dämonen losgelassen, die darin gefangen gehalten wurden. Zu jener Zeit waren die Griechen an der Macht gewesen, und sie hatten beschlossen, die Krieger zu bestrafen, indem sie ihre Körper zu Gefäßen für das Böse machten, das sie entfesselt hatten. Kane trug Katastrophe in sich. Die anderen waren mit Promiskuität, Krankheit, Misstrauen, Gewalt, Tod, Schmerz, Zorn, Zweifel, Lügen, Elend, Geheimnissen und Niederlage geschlagen. Jede der Kreaturen brachte einen beinahe lähmenden Fluch mit sich.
Promiskuität musste jeden Tag mit einer anderen Frau schlafen, oder er würde an Kraft verlieren und sterben.
Krankheit konnte kein anderes Lebewesen berühren, ohne eine Epidemie auszulösen.
Katastrophe hinterließ nichts als Desaster, wohin Kane auch ging - eine Tatsache, die Josephina ins Herz schnitt und die sie sehr gut nachfühlen konnte. Ihr gesamtes Leben war ein Desaster.
„Fass mich nicht an", murmelte er, und es klang wie ein scharfes, hartes Krächzen. Mit den muskulösen Beinen wühlte er die bereits arg zerknitterte Decke fort. „Hände weg. Stopp. Ich hab Stopp gesagt!"
Armer Kane. Schon wieder quälte ihn ein Albtraum.
„Niemand fasst dich an", versicherte sie ihm sanft. „Du bist in Sicherheit."
Sofort wurde er ruhiger, und erleichtert stieß sie den Atem aus.
Als sie ihn gefunden hatte, war er in der Hölle auf einen Felsblock gefesselt gewesen, den Brustkorb weit aufgerissen, die Rippen gespreizt und nach außen ragend, die Hand- und Fußgelenke durchgenagt bis auf ein paar zerfledderte Sehnen und Bänder.
Er hatte ausgesehen wie ein Stück Fleisch beim Schlachter.
Ich hätte gern zwei Pfund Rumpsteak und ein Pfund Gehacktes vom Nackenstück.
Ekelhaft. Echt ekelhaft. Du widerst mich an. Über die Jahre hatte sie so viel Zeit allein verbracht, dass Selbstgespräche für sie die einzige Möglichkeit geworden waren, sich zu amüsieren ... und traurigerweise auch die einzige Art von Gesellschaft für sie waren. Ich hätte vier Pfund Schweinerücken bestellt.
Ihn zu finden, war - trotz seines Zustands - das Beste, was ihr je im Leben passiert war. Er war ihr Ticket in die Freiheit. Oder wenigstens ... zur Akzeptanz?
Prinzessin Synda, ihre Halbschwester und die allerüberbeste Frau, die das Volk der Fae je hervorgebracht hatte, war keine Herrin der Unterwelt, dennoch trug sie den Dämon der Unverantwortlichkeit in sich. Offenbar hatte es mehr Dämonen als freche, Büchsen stehlende Krieger gegeben, weshalb die übrig gebliebenen Wesen auf die Insassen des Tartarus verteilt worden waren - eines unterirdischen Gefängnisses für Unsterbliche. Syndas Ehemann war damals einer dieser Insassen gewesen, und bei seinem Tod hatte sich der Dämon auf unerklärliche Weise in ihrem Inneren eingenistet.
Als der König der Fae davon erfahren hatte, waren umfassende Nachforschungen zu allen Details des Falls angestellt worden - und zu einer möglichen Lösung. Bisher jedoch ohne Ergebnis.
Ich könnte Kane zu einer Sitzung des Hohen Rats der Fae mitbringen und mit ihm angeben. Könnte dafür sorgen, dass er der Versammlung alle möglichen Fragen beantwortet. Und vielleicht würde mein Vater mich dann sehen, und zwar wirklich sehen, zum ersten Mal in meinem Leben.
Sie ließ die Schultern zusammensacken. Nein, dahin gehe ich nie mehr zurück.
Josephina war schon immer die Prügelmagd der königlichen Familie gewesen, und so würde es auch immer sein. Allein dazu bestimmt, die Strafen zu erdulden, die Synda, der Geliebten, zustanden.
Und Synda stand immer eine Strafe zu.
Letzte Woche hatte die Prinzessin in einem Tobsuchtsanfall die königlichen Stallungen niedergebrannt, und mit ihnen alle darin eingesperrten Tiere. Josephinas Strafe? Eine Fahrkarte ins Endlose - ein Portal in die Hölle.
An jenem Ort war ein Tag wie tausend Jahre und ein Jahrtausend wie ein Tag, also war sie hinabgestürzt in einen schwarzen Abgrund, eine scheinbar endlose Ewigkeit lang. Sie hatte geschrien, doch niemand hatte sie gehört. Sie hatte um Gnade gefleht, doch keinen hatte es interessiert. Sie hatte geweint, doch nirgendwo Halt gefunden.
Dann war sie zusammen mit einem anderen Mädchen mitten in der Hölle gelandet.
Es war mehr als eine überraschende Erkenntnis, dass sie gar nicht wirklich allein gewesen war.
Das Mädchen hatte sich als Phönix entpuppt, eine Rasse, die von den Griechen abstammte. Jeder reinblütige Krieger unter ihnen besaß die Fähigkeit, von den Toten aufzuerstehen, ein ums andere Mal, und wurde mit jeder Erweckung stärker - bis ihn der endgültige Tod ereilte und keine körperliche Erneuerung mehr möglich war.
Kane begann von Neuem, sich hin und her zu wälzen und zu stöhnen.
„Ich lass nicht zu, dass dir was geschieht", versprach sie ihm.
Und wieder beruhigte er sich.
Wenn die Phönix doch nur halb so gut auf sie reagiert hätte. Bei ihrem Anblick war Josephina purer Hass entgegengeschlagen, ein Hass, der weit über das hinausging, was die Kinder der Titanen - wie Josephina - und die Kinder der Griechen üblicherweise füreinander empfanden. Trotzdem hatte die Phönix nicht versucht, sie zu töten, sondern ihr sogar erlaubt, ihr auf der Suche nach dem Ausgang durch die Höhle zu folgen, ohne dass sie ihre eigenen schwindenden Kräfte beanspruchen musste. Genau wie Josephina hatte sie einfach nur rausgewollt.
An scharlachrot bespritzten Wänden waren sie vorbeigestolpert, in der Lunge den Übelkeit erregenden Gestank von Schwefel. Ein Grunzen und Stöhnen hatte ihre Ohren belagert und sich zu einer grauenvollen Sinfonie vereint, auf die ihre im Endlosen abgestumpften Sinne nicht vorbereitet gewesen waren. Dann waren sie über den verstümmelten Krieger gestolpert. Josephina hatte ihn erkannt, trotz seines Zustands, und war stehen geblieben.
Ehrfurcht hatte sie erfüllt. Dort vor ihrer - ihrer! - Nase befand sich einer der berüchtigten Herren der Unterwelt. Sie hatte nicht gewusst, wie sie ihm helfen sollte, wo sie sich doch kaum selbst helfen konnte, doch sie war entschlossen gewesen, es zumindest zu versuchen. Was auch immer sich dazu als nötig erwies.
Eine Menge hatte sich als nötig erwiesen.
Sie blickte zu ihm hinüber. „Du bist meine erste und einzige Möglichkeit, mir meinen neuerdings größten Wunsch zu erfüllen", gestand sie. „Etwas, das ich definitiv nicht allein schaffe. Und sobald du aufwachst, werde ich die Einlösung deines Versprechens brauchen."
Und dann ...
Sie seufzte und verstummte. Zaghaft strich sie ihm mit den Fingerspitzen über die Stirn.
Selbst im Schlaf zuckte er noch zusammen. „Nicht", drohte er. „Ich vernichte dich, Stück für Stück. Dich und deine gesamte Sippschaft."
Das war keine Wichtigtuerei, keine leere Drohung. Er würde dafür sorgen, dass es genau so geschah, und vermutlich würde er dabei noch lächeln.
Vermutlich? Ha! Definitiv. Wie ein typischer Herr der Unterwelt eben.
„Kane", sagte sie, und wieder wurde er ruhig. „Ich glaube, es wird Zeit, aufzuwachen. Meine Familie ist da draußen, und die wollen mich zurückhaben. Auch wenn für mich in diesem Abgrund tausend Jahre vergangen sind, war es für sie nur ein einziger Tag. Und da ich nicht nach Séduire zurückgekehrt bin, sind wahrscheinlich Fae-Soldaten auf der Jagd nach mir."
Und um ihrer kleinen Schüssel Frühstückselend das Sahnehäubchen aufzusetzen, machte die Phönix definitiv Jagd auf sie, wild entschlossen, sie zu ihrer Sklavin zu machen und das Unrecht zu rächen, das Josephina ihr auf der Flucht angetan hatte.
„Kane." Sanft rüttelte sie ihn an der Schulter. Seine Haut war unglaublich weich und glatt, zugleich jedoch fiebrig heiß, die Muskeln darunter so fest und hart wie Granaten. „Du musst bitte die Augen aufmachen."
Lange Wimpern schossen nach oben und enthüllten gold-smaragdfarbene Iris, die glasig und trüb wirkten. In der nächsten Sekunde fühlte sie, wie sich Männerhände um ihren Hals schlossen und sie auf den Rücken geworfen wurde. Die Matratze federte, selbst unter ihrem mickrigen Gewicht. Doch sie setzte sich nicht zur Wehr, als Kane sich auf sie rollte, sie mit seinem Körper regelrecht festnagelte. Er war schwer und sein Griff um ihre Kehle so hart, dass sie den Rosenduft nicht einatmen konnte, den sie mittlerweile mit ihm assoziierte. Ein seltsamer Geruch an einem Mann - einer, den sie nicht recht einordnen konnte.
„Wer bist du?", fuhr er sie an. „Wo sind wir?"
Er hat mich direkt angesprochen. Mich!
„Antworte."
Sie versuchte es, scheiterte jedoch.
Dann lockerte er den Griff um ihre Kehle.
So. Schon besser. Tief einatmen. Und wieder ausatmen. „Zunächst einmal bin ich deine zutiefst beeindruckende und wundervolle Retterin." Da mit dem Tod ihrer Mutter auch der einzige Mensch gestorben war, der ihr Komplimente machte, hatte sie beschlossen, sich eben selbst bei jeder Gelegenheit welche zu machen. „Lass mich los, dann klären wir alles andere."
„Wer?", beharrte er und drückte wieder fester zu.
In ihrem Sichtfeld blitzte es schwarz auf. Ihre Lungen brannten, lechzten nach Luft, doch noch immer leistete sie keinen Widerstand.
„Weib." Erneut verringerte er den Druck ein wenig. „Antworte. Jetzt."
„Höhlenmensch. Freilassen. Jetzt", gab sie zurück, während sie nach Atem rang.
Würdest du wohl bitte dein Mundwerk im Zaum halten? Du willst ihn doch nicht verscheuchen.
Abrupt riss er sich von ihr los und kauerte sich am anderen Ende des Betts zusammen. Wachsam behielt er sie im Blick, beobachtete, wie sie sich langsam aufsetzte. Eine heiße Röte lag auf seinen Wangen, und sie fragte sich, ob ihm sein Handeln peinlich war oder ob er bloß darum kämpfte, die Schwäche zu verbergen, die immer noch durch seine Adern strömte.
„Du hast fünf Sekunden, Weib."
„Sonst was, Krieger? Tust du mir weh?"
„Ja." Entschlossen. Selbstbewusst.
Wie süß. Wäre es sehr seltsam, wenn sie ihn fragte, ob er ihr T-Shirt signieren könnte? „Weißt du nicht mehr, was du mir versprochen hast?"
„Ich habe dir gar nichts versprochen", entgegnete er. Doch auch wenn sein Tonfall von Sicherheit erfüllt war, spiegelte sich Verwirrung in seinen Zügen wider.
„Hast du wohl. Denk an deinen letzten Tag in der Hölle zurück. Da waren du und ich und ein paar Tausend deiner grausamsten Feinde."
Er zog die Augenbrauen zusammen, und in seinem Blick erwachte Erinnerung, Begreifen ... und dann Entsetzen. Abrupt schüttelte er den Kopf, als versuchte er verzweifelt, die Gedanken loszuwerden, die jetzt in seinem Geist aufblitzten. „Das ist nicht dein Ernst. Das kannst du unmöglich ernst gemeint haben."
„Doch, das habe ich."
Er machte mit dem Kiefer ein knackendes Geräusch, eine Geste unterdrückter Aggression. „Wie ist dein Name?"
„Ich glaube, es ist besser, wenn du das nicht weißt. Auf diese Weise ist die emotionale Bindung nicht so groß, und du kannst leichter tun, was ich von dir verlange."
„Ich habe nie wirklich gesagt, dass ich es tun würde", quetschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Und warum siehst du mich so an?"
„Wie denn?"
„Als wäre ich ... eine riesige Schachtel Pralinen."
„Ich hab von dir gehört", sagte sie und beließ es dabei. Es war die Wahrheit, ohne näher auf sie einzugehen.
„Wohl kaum. Wenn du irgendwas über mich gehört hättest, würdest du panisch wegrennen."
Ach, tatsächlich? „Ich weiß, dass dich deine Freunde in den vielen Schlachten, die ihr geschlagen habt, oft zurückgelassen haben, weil sie Angst hatten, du würdest irgendeine Tragödie verursachen. Ich weiß, dass du dich oft von der Welt fernhältst, weil auch du dich davor fürchtest. Und trotzdem ist es dir gelungen, Tausende niederzustrecken. Vielleicht sogar Zillionen?"
Er fuhr mit der Zunge über seine perfekten weißen Zähne. „Woher weißt du das?"
„Nennen wir es doch einfach ... Klatsch und Tratsch."
„Klatsch ist nicht immer wahr", murmelte er. In Sekundenschnelle ließ er den Blick durch den Raum gleiten und dann wieder auf ihr nieder.
Zufällig wusste sie auch, dass dieses Abtasten mit den Augen eine Gewohnheit war, die er im Lauf der Jahre entwickelt hatte und mit der er alles Wichtige aufnehmen wollte. Eingänge, Ausgänge, Waffen, die gegen ihn verwendet werden könnten - Waffen, die er verwenden könnte.
Diesmal gab es nur die sich von der Wand lösende vergilbte Tapete und den mitgenommenen Nachttisch mit der gesprungenen Lampe darauf zu sehen. Die ratternde Klimaanlage. Den braunen Zottelteppich. Den Mülleimer voller blutiger Stofffetzen und entleerter Medizinfläschchen, mit denen sie seine aufgeschürfte Haut behandelt hatte.
„Da unten in der Hölle", setzte er an. „Du hast mir bloß erzählt, was du wolltest, und dann den Fehler begangen anzunehmen, ich hätte zugestimmt."
Das klang wie eine Absage. Aber ... er kann es mir nicht verweigern. Nicht nach all dem. „Du hast dein Einverständnis geröchelt. Danach hab ich meinen Teil der Abmachung erfüllt. Jetzt wirst du deinen einhalten."
„Nein. Ich hab nie um deine Hilfe gebeten." Wie ein Peitschenhieb fuhr seine Stimme durch sie hindurch und hinterließ ein deutlich spürbares Stechen. „Hab sie nie gewollt."
„Und wie du sie wolltest! Deine Augen haben mich angefleht, und dem kannst du nicht widersprechen. Du konntest deine Augen schließlich nicht sehen, also hast du auch keine Ahnung, was sie getan haben."
Es folgte eine ausgedehnte Pause. Dann erklärte er erstaunlich ruhig: „Ich glaube, das ist das unlogischste Argument, das ich je gehört habe."
„Nein, das klügste. Dein armseliges Hirn kann's bloß nicht verarbeiten."
„Meine Augen haben nicht gefleht", widersprach er, „und das ist mein letztes Wort."
„Haben sie wohl", beharrte sie. „Und ich hab was Furchtbares getan, um dich da rauszuholen." Leider würde sich das Problem nicht beheben lassen, indem sie der Phönix zur Entschuldigung eine Karte schickte.
So schwach, wie Josephina in der Hölle gewesen war, hatte sie, um Kane zu retten, Hilfe benötigt. Nur hatte es da ein kleines Problem gegeben, als sie die Phönix eingeholt hatte, die sich weiter ihren Weg in die Freiheit bahnte. Das Mädchen hatte sich so vehement geweigert - von mir aus kannst du in der Hölle verrotten, du Fae-Hure -, dass Josephina gewusst hatte, es gab keinen Weg, sie umzustimmen. Also hatte Josephina die Fähigkeit eingesetzt, die nur sie allein besaß. Unter den richtigen Umständen ein Segen. Doch davon abgesehen ein Fluch, der sie dazu verdammte, in einer Welt ohne Körperkontakt zu leben. Mit nur einer Berührung hatte sie der Phönix sämtliche Kraft aus dem Körper gezogen und das Mädchen auf ein bewegungsunfähiges Häuflein reduziert.
Gut, Josephina hatte sich die Kriegerin schließlich über die Schulter geworfen und sie aus der Hölle getragen, genau wie sie es mit Kane getan hatte. Auf dem Weg hatte sie sogar mit Dämonen gekämpft - ein Wunder, wenn man bedachte, dass sie in ihrem Leben noch nie gekämpft hatte - und irgendwann auch einen Ausgang gefunden. Doch das würde für die Phönix keine Rolle spielen. Josephina hatte ein Verbrechen begangen, und der Preis dafür musste gezahlt werden.
„Ich hab nie von dir verlangt, irgendwas Furchtbares zu tun." Eine finstere Warnung lag in seiner Stimme.
Eine, die sie ignorierte. „Vielleicht nicht mit Worten, aber ich hab mir bei deiner Rettung trotzdem fast den Rücken gebrochen." Sie zog die Beine unter ihren Körper, wodurch sie die Matratze ins Federn brachte und den geschwächten Kane beinahe hinuntergeworfen hätte. „Du wiegst gefühlte zehntausend Kilo. Aber das sind prachtvolle Kilos", fügte sie hastig hinzu. Hör auf, den Mann zu beleidigen!
Mit zusammengekniffenen Augen musterte er sie von oben bis unten. Die Beiläufigkeit, die er bei seiner Bestandsaufnahme des Zimmers an den Tag gelegt hatte, fehlte völlig, und gleichzeitig konnte sie seinen Blick fast auf sich spüren, so als hätte er sie berührt. Ob er die Gänsehaut bemerkte, die sich auf ihren Armen ausbreitete?
„Wie kann ein Mädchen wie du solch einen Kraftakt zustande bringen?"
Ein Mädchen wie sie. Konnte er ihre Minderwertigkeit spüren? Sie hob das Kinn und erklärte trotzig: „Informationsaustausch war nicht Teil unserer Vereinbarung."
„Zum letzten Mal, Weib, es gibt keine Vereinbarung."
Ein rasendes Beben breitete sich in ihr aus und überschattete ... was auch immer er vorher für Gefühle in ihr ausgelöst hatte. „Wenn du nicht tust, was du versprochen hast, dann ... dann ..."
„Was?"
Werde ich für den Rest meines Lebens leiden. „Was wäre nötig, damit du es dir anders überlegst und das Richtige tust?"
Augenblicklich verschloss sich seine Miene und verbarg all seine Gedanken. „Zu welcher Spezies gehörst du?"
Na, wenn das kein Themenwechsel war, aber okay, sie würde mitspielen. Die Fae waren keine besonders beliebte Rasse: die Männer weithin bekannt für ihren Mangel an Ehre im Kampf sowie eine unersättliche Begierde, mit allem zu schlafen, was nicht bei drei auf den Bäumen war; die Frauen berüchtigt für ihre Hinterhältigkeit und Skandale - und, okay, ihre Fähigkeit, hammermäßige Kleider zu schneidern. Vielleicht würde ihn dieses Wissen zum Umdenken bewegen.
„Ich bin halb Mensch, halb Fae. Siehst du?" Sie strich die Haare zurück und lenkte damit seine Aufmerksamkeit auf ihre spitzen Ohren.
Als er die Spitzen entdeckte, runzelte er die Stirn. „Fae sind Abkömmlinge der Titanen. Titanen sind die Kinder von gefallenen Engeln und Menschen. Im Augenblick herrschen sie über die niederste Ebene der Himmelreiche." Die Worte kamen wie aus der Pistole geschossen.
Nicht einem Star gegenüber die Augen verdrehen. „Danke für den Geschichtsunterricht."
Er runzelte die Stirn. „Demnach bist du ..."
In seinen Augen böse? Eine Feindin?
Stumm schüttelte er den Kopf, anscheinend wollte er nicht länger darüber nachdenken. Dann zog er die Nase kraus, als hätte er etwas ... nicht Unangenehmes, aber auch nicht Willkommenes gerochen. Scharf sog er die Luft ein, und sein Stirnrunzeln vertiefte sich. „Du siehst nicht im Entferntesten so aus wie das Mädchen ... die Mädchen, die mich gerettet haben ... Nein, hat. Nur eine", stellte er fest und schüttelte noch einmal den Kopf, als versuchte er, dem Geschehenen einen Sinn zu verleihen. „Ihr Haar und ihr Gesicht haben sich immer wieder verändert, ich erinnere mich an jede einzelne Erscheinung. Und doch ist deine jetzige Gestalt keine davon. Aber dein Geruch ..."
War derselbe, ja. „Ich hatte die Fähigkeit, mein Äußeres zu verändern."
Eine seiner Augenbrauen schoss in die Höhe. „Hatte? Vergangenheitsform?"
Trotz seines angeschlagenen Zustands war ihm das nicht entgangen. „Richtig. Diese Fähigkeit besitze ich nicht mehr." Die Kraft - und Fähigkeiten -, die sie sich von anderen lieh, blieben entweder nur eine Stunde bei ihr oder aber bis zu mehreren Wochen. Über den Zeitrahmen hatte sie keinerlei Kontrolle. Was sie von der Phönix genommen hatte, war gestern verflogen.
„Du lügst. Niemand hat an dem einen Tag eine Fähigkeit und am nächsten nicht mehr."
„Ich lüge nie - außer bei den wenigen Gelegenheiten, wenn ich's doch tue. Aber das ist nie Absicht, und jetzt gerade sag ich die absolute Wahrheit." Sie hob die rechte Hand. „Ich schwör's."
Er verzog den Mund. „Wie lange bin ich schon hier?"
„Sieben Tage."
„Sieben Tage", wiederholte er und rang dabei nach Luft.
„Genau. Die meiste Zeit über haben wir ‚inkompetente Ärztin und undankbarer Patient‘ gespielt."
Ein düsterer Gesichtsausdruck verzerrte seine Züge. Und, oh, war das ein Furcht einflößender Anblick. Die Bücher wurden ihm nicht gerecht. „Sieben Tage", sagte er noch einmal.
„Ich versichere dir, ich hab mich nicht verzählt. Im Kalender meines Herzens hab ich die Sekunden angestrichen."
Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Du bist ganz schön neunmalklug, was?"
Augenblicklich begann sie zu strahlen. „Wirklich? Findest du?" Das war das erste Kompliment von jemand anderem als ihr selbst seit dem Tod ihrer Mutter, und sie würde es in ihrem Herzen bewahren. „Danke. Würdest du sagen, dass ich hochintelligent bin, oder bin ich bloß leicht überdurchschnittlich?"
Er ließ den Unterkiefer sinken, als wollte er etwas sagen, doch es kam kein Ton heraus. Seine Lider schlossen sich ... öffneten sich ... schlossen sich wieder, und sein muskulöser Körper begann zu schwanken. Gleich würde er umkippen, und wenn er auf dem Fußboden landete, würde sie ihn nie wieder aufs Bett gewuchtet kriegen.
Josephina stürzte nach vorn und streckte die behandschuhten Finger nach ihm aus. Obwohl er bereits kippte, schlug er ihre Arme fort, als wollte er jedem Kontakt ausweichen. Kluger Mann (so klug, wie er sie fand?). Und so fiel er und krachte mit einem dumpfen Geräusch auf den Teppich.
Als sie hastig vom Bett krabbelte, um zu ihm zu eilen - was auch immer sie da ausrichten wollte, sie hatte keine Ahnung -, flog die Tür des Motelzimmers auf, sodass Holzsplitter in alle Richtungen flogen. Ein hochgewachsener, muskelbepackter Krieger mit dunklen Haaren stand auf der Schwelle, die Züge in Schatten getaucht. Er strahlte pure Bedrohlichkeit aus. Vielleicht, weil er zwei Dolche in der Hand hielt - die bereits blutverschmiert waren.
Ein weiterer Krieger trat hinter ihn, blond und mit ... Großer Gott. In seinem Haar hatten sich menschliche Überreste verfangen.
Die Männer ihres Vaters hatten sie gefunden.
Copyright © 2013 by Gena Showalter
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Autoren-Porträt von Gena Showalter
New York Times- und USA Today-Bestsellerautorin Gena Showalter gilt als Star am romantischen Bücherhimmel des Übersinnlichen. Ihre Romane erobern nach Erscheinen die Herzen von Kritikern und Lesern gleichermassen im Sturm. Die "Herren der Unterwelt"-Saga gilt als ihre erfolgreichste Serie.
Bibliographische Angaben
- Autor: Gena Showalter
- 2014, 1. Aufl., 480 Seiten, Masse: 12,5 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Freya Gehrke
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3956490061
- ISBN-13: 9783956490064
- Erscheinungsdatum: 11.03.2014
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