Der unbequeme Aufklärer
Gespräche über Hans Mayer
Mit Beiträgen von Volker Braun und Gesprächen über Hans Mayer mit Pieke Biermann, Thomas Grimm, Kurt Groenewold, Christoph Hein, Jost Hermand, Inge Jens, Hanjo Kesting, Leo Kreutzer, Jack D. Zipes. Einleitung und Befragung durch Heinrich Bleicher. In der...
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Klappentext zu „Der unbequeme Aufklärer “
Mit Beiträgen von Volker Braun und Gesprächen über Hans Mayer mit Pieke Biermann, Thomas Grimm, Kurt Groenewold, Christoph Hein, Jost Hermand, Inge Jens, Hanjo Kesting, Leo Kreutzer, Jack D. Zipes. Einleitung und Befragung durch Heinrich Bleicher. In der Neckarhalde 41 in Tübingen hatte Hans Mayer einen Platz gefunden, an dem er am Ende seines langen Jahrhunderts "daheim" sein konnte. Für den emeritierten Professor der Germanistik bedeutete es jedoch keinen Ruhestand. Nach den Jahren im Exil, und danach in Leipzig und Hannover entstand das umfassende literarische und essayistische Alterswerk des Literaturwissenschaftlers und Kritikers. In seinen zweibändigen Erinnerungen, begonnen 1979 in Jerusalem, die unter dem Titel "Ein Deutscher auf Widerruf" 1982 und 1984 erscheinen, erzählt er viel aus der Weimarer Zeit, der Zeit des Exils in Frankreich und der Schweiz sowie der Jahre 1949 bis 1963 in der DDR und danach in Hannover, aber nur wenig über sich selbst. Es ging ihm darum, "Reflexionen sowohl über die Perioden der deutschen Literaturentwicklung wie über die Geschichte der deutsch-jüdischen Symbiose ... mit meinem eigenen Unterfangen, das eigene Erleben als Erzähler zu fassen und dadurch zu tradieren". Berühmt sind Mayers Vorlesungen im Hörsaal 40 der Leipziger Universität. Hervorragende Schüler und Schülerinnen wie Volker Braun, Uwe Johnson und Christa Wolf sitzen in seinen Seminaren. Mit seinem Freund Ernst Bloch und dessen Frau, der Architektin Karola Bloch, steht er für einen undogmatischen, kritischen Marxismus. Das kommt bei den Herrschenden der SED nicht gut an. Nach Blochs Weggang 1961 ist mit Mayer - nach Meinung der herrschenden Partei - immer noch "eine Lehrmeinung zu viel" in Leipzig. 1963 kehrt der "Deutsche auf Widerruf" in das westliche Deutschland zurück. Wer war dieser Mann, der die literarische und kulturpolitische Diskussion der frühen DDR, der BRD in den 60er bis 80er Jahren des 20. Jahrhunderts massgeblich mitbestimmt hatte? Am 19. März 1907
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wurde Hans Mayer in Köln geboren. Er starb am 19. Mai 2001 in Tübingen. "Die Rolle, die Literatur für ein Leben spielen kann, spiegelte sich bei Hans Mayer in seiner Existenz schon sehr deutlich und er vermittelte dies weiter. Er zeigte, dass das nicht ein Privileg nur für ihn war, sondern dass man sich um dieses Privileg bemühen kann." (Inge Jens)
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Lese-Probe zu „Der unbequeme Aufklärer “
Auszug aus der EinleitungIn diesem Buch finden sich Auskünfte und Beiträge von Personen, die Hans Mayer noch persönlich kennengelernt haben und die ihm zum Teil auch nahestanden. Die Gespräche führte der Vorsitzende der 2018 gegründeten Hans-Mayer-Gesellschaft, mit Unterstützung des stellvertretenden Vorsitzenden, Dr. Heiner Wittmann. Ein Gespräch mit Volker Braun konnte leider nicht stattfinden, aber er war so freundlich, einen kleinen Text und das Gedicht "Die Bucht der Hingeschiedenen" beizusteuern. Hans Mayer hatte sich u.a. die Lesung dieses Gedichtes für seinen 90. Geburtstag gewünscht. Die Literaturwissenschaftlerin Dr. Inge Jens hat Hans Mayer schon während seiner Leipziger Zeit kennengelernt und ihn dann in seiner Tübinger Zeit bis zu seinem Tod begleitet. In ihrer Kenntnis der Leipziger Zeit stellt sie fest: "Ich glaube, dass ihm gerade im Fernen Osten und auch im nicht ganz so fernen Osten der Ruf vorausging, ein wirklich begnadeter Vermittler deutscher Kultur zu sein. Nicht nur Literatur, sondern deutscher Kultur. Ich sage das bewusst. Das hat es so nicht sehr häufig gegeben. Und das in einer frühen Zeit, also in den 60er Jahren." Zum 70. Geburtstag Hans Mayers gab Inge Jens 1997 ein Buch mit Beiträgen bekannter literarischer Persönlichkeiten über Hans Mayer heraus. Einer der interessantesten Beiträge ist der von Carl J. Burkhard über den jungen Hans Mayer. Der berühmte Schweizer Diplomat, Historiker und Essayist war einer der Freunde Hans Mayers während dessen Exilzeit in der Schweiz. Er schrieb: "Mayer hätte in jedem Fach, als Jurist, Nationalökonom, Soziologe oder Historiker einen hervorragenden Studienabschluss einschalten können. Ihm aber wurde die Wahl schwer. Was ihn letzten Endes am tiefsten betraf, am meisten anzog, war Geistesgeschichte und Dichtung. Da lebten wir beide, jeder in seiner Art, fern von der Sprache unserer Heimat und Jugend, beide entbehrten wir etwas Entscheidendes, beide dachten wir an das 'andere Deutschland', wobei unser
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Freund, dieses enfant terrible des Instituts, es sich streng versagen musste, davon zu sprechen, denn er war der Verfolgte, der Bedrohte, der Flüchtling; und seine Sicherheit musste er dort suchen, wo die stärksten Gegenkräfte gegen all das vorhanden waren, was sich unmittelbar gegen ihn und seinesgleichen richtete." Es war Carl J. Burkhard, der Mayer zur "Identität und Kenntlichkeit verhalf. Dazu nämlich, die Werke der Schriftsteller nicht als Indizien für Historisches zu benutzen, ... sondern als Schöpfungen eigenen Rechts ernst zu nehmen." Bei einer Veranstaltung 1985/86 in der Akademie der Wissenschaften in Westberlin hat Christoph Heins erste Begegnung mit Hans Mayer stattgefunden. Hein war auf Wunsch von Hans Mayer eingeladen worden; er berichtet: "Ich habe sofort zugesagt und das war ein sehr schönes Gespräch, auch ganz 'Mayersch'. Er war ja gefürchtet für die Prüfungen. Er war da gnadenlos und tatsächlich, ich war ja nun wirklich kein Student mehr, war über 40, da gab es einen Moment von 'Prüfung'. Er zitierte eine erste Zeile eines Gedichtes von Hugo von Hofmannsthal: 'Manche freilich müssen drunten sterben.' Und dann sah er mich an und es war völlig klar, der Professor sah den Studenten an, und dann konnte ich Gott sei Dank das Gedicht zu Ende aufsagen und damit hatte ich, ich sah es an seinen Augen, damit hatte ich die 'Prüfung' bestanden." Christoph Hein ist auf Vorschlag von Hans Mayer 1990 der erste Preisträger des "Erich-Fried-Preises für Literatur und Sprache". Die "Erich Fried Gesellschaft" wurde am 22. November 1989, exakt ein Jahr nach Erich Frieds Tod, in Wien gegründet und Hans Mayer war ihr Gründungspräsident. Über Mayers Rolle und Aktivitäten dort berichtet RA Kurt Groenewold in diesem Band. Als Nachlass-Verwalter erzählt er von seiner jahrelangen Freundschaft mit Hans Mayer. Hanjo Kesting leitete mehr als dreissig Jahre die Redaktion "Kulturelles Wort" im NDR-Hörfunk. In dieser Zeit hat er zahlreiche Gespräche mit Hans Mayer geführt, sowie
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Inhaltsverzeichnis zu „Der unbequeme Aufklärer “
InhaltDer unbequeme Aufklärer. Gespräche über Hans Mayer Einleitung Von Heinrich Bleicher HANS MAYER Von Volker Braun Mayer war mein Tor zur Welt Gespräch mit Pieke BiermannDokumentarische Annäherung an Hans Mayer Gespräch mit Thomas Grimm Er dachte so radikal als intellektueller Denker Gespräch mit Kurt Groenewold "Goethe-höchstselbst" Gespräch mit Christoph Hein Einer der wichtigsten Ruhestörer, Aussenseiter, vaterlandsloser Gesell und unangepasster GrenzgängerGespräch mit Jost Hermand Es gibt wenige Menschen, denen ich so viel verdanke Gespräch mit Inge Jens Er war ein Kosmopolit Gespräch mit Hanjo Kesting Ohne Lampenfieber kann man keine Vorlesung halten Gespräch mit Leo Kreutzer Mayer hat meine Karriere gerettet Gespräch mit Jack D. Zipes und Pieke Biermann Die Bucht der Hingeschiedenen Von Volker Braun Editorische Notiz Gesprächspartner*innen
Bibliographische Angaben
- 2022, 2. Aufl., 264 Seiten, Masse: 12 x 28 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben: Heinrich Bleicher
- Verlag: Talheimer Verlag
- ISBN-10: 3893761950
- ISBN-13: 9783893761951
- Erscheinungsdatum: 25.02.2022
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