Der Mann, der den Fussball nach Deutschland brachte
Das Leben des Walther Bensemann. Ein biografischer Roman
Die herausragende Persönlichkeit aus der Frühphase des deutschen Fussballs ist Walther Bensemann. Der intelligente Querdenker und wortgewaltige Kosmopolit führte den 'englischen Sport' in Süddeutschland ein, fungierte als Geburtshelfer von Vereinen wie...
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Klappentext zu „Der Mann, der den Fussball nach Deutschland brachte “
Die herausragende Persönlichkeit aus der Frühphase des deutschen Fussballs ist Walther Bensemann. Der intelligente Querdenker und wortgewaltige Kosmopolit führte den 'englischen Sport' in Süddeutschland ein, fungierte als Geburtshelfer von Vereinen wie Bayern München oder Eintracht Frankfurt, organisierte die ersten internationalen Begegnungen und gründete den heute noch existierenden 'kicker'. Schlechten Wein verabscheute er ebenso wie Spiessertum und engstirnigen Nationalismus. 1933 musste Bensemann aufgrund seiner jüdischen Herkunft in die Schweiz emigrieren, wo er wenig später starb und weitgehend in Vergessenheit geriet. Das 2003 erstmals erschienene Buch fand nicht nur begeisterte Rezensionen, sondern verschaffte Bensemann seinen verdienten Platz in der deutschen Fussballgeschichte. Die romanhafte Schilderung lässt nicht nur die schillernde Persönlichkeit des Protagonisten lebendig werden, sondern ebenso jene wilde Pionierphase, in der Fussball zum deutschen Volkssport aufstieg.
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Lese-Probe zu „Der Mann, der den Fussball nach Deutschland brachte “
"Natürlich musste er abreisen, ihm blieb keine Wahl. Er würde den Zehn-Uhr-Zug in die Schweiz nehmen, wo ihn zuverlässige Freunde erwarteten. Das war arrangiert und nicht mehr umzustossen, auch wenn in der vergangenen Nacht, die er in schlafloser Unruhe verbracht hatte, immer wieder Zweifel am Unabänderlichen aufgekommen waren. Doch nun verstrich der letzte Morgen in dem vertraut gewordenen Hotelzimmer, und wenn in wenigen Minuten der Dienstbote erschien, um den Koffer abzuholen, dann würde er mitgehen.Walther Bensemann wendete den Blick vom Spiegel, aus dem ihn ein von Falten zerfurchtes Gesicht mit müden Augen und ergrautem Oberlippenbart melancholisch betrachtet hatte. Er trat ans Fenster. Sein Zimmer lag im ersten Stock des Grand Hotel Fürstenhof, einem wuchtigen Bau der Gründerzeit, vis-à-vis dem nicht weniger beeindruckenden Hauptbahnhof von Nürnberg. Diesen Blick hatte er immer genossen: über die belebte Strasse hinüber zu jenem Bauwerk, das als historischer Ausgangspunkt und geografisches Zentrum des riesigen europäischen Eisenbahnnetzes gelten konnte. Beide Gebäude standen in idealer Nachbarschaft. Wer sich die wenigen Meter aus der gedämpften Noblesse des Foyers hinüber zum Bahnsteig bemühte, konnte alle Metropolen des Kontinents bequem mit dem Zug ansteuern. Seit Jahrzehnten beherbergte der Fürstenhof die Insassen der in den Bahnhof einfahrenden ersten Klasse, ehrenhafte Staatsmänner ebenso wie gewichtige Wirtschaftsmagnaten, zweifelhafte Diktatoren und gefeierte Künstler, internationale Sportgrössen und reiche amerikanische Urlauber.
Vielleicht war es das, was ihn so lange an dieses Hotel und an die Stadt gebunden hatte. Sicher, Nürnberg war auch der unbestrittene Mittelpunkt des deutschen Fussballs, und schon deshalb gehörte ein Mann wie er hierher. Doch was ihn hatte heimisch werden lassen, war der Fürstenhof: ein perfektes Asyl für Leute, die ihr Leben lang durch die Welt trieben und in Bahnwaggons oder Hotelzimmern eine passendere Heimat fanden als
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unter einer festen Adresse. Ein einladendes Quartier für Wanderer, wie er einer war. Seit fast sieben Jahren war er Stammgast, und länger hatte es ihn seit seiner Kindheit noch nirgendwo gehalten.
Es klopfte leise an der Tür, und deutlicher ein zweites Mal, da Bensemann nicht antwortete. Schliesslich wurde die Tür vorsichtig geöffnet, und der Dienstbote erschien. Bensemann übergab ihm wortlos den grossen Koffer, den er zuvor mit Mühe verschlossen hatte. Umständlich zog er sich Jackett und Mantel über die Weste und blickte an der Tür noch einmal zurück. Auf dem Schreibtisch und in einer Vitrine drängten sich Erinnerungsstücke eines unsteten Lebens: Fotos, Briefe, Plaketten, Vereinswimpel, Pokale aus ganz Europa. Eine schwarz-rote Collegemütze mit den Initialen WB. Eine Fotografie des Nationaltorwarts Willibald Kress mit dessen Widmung: "Dem Papa Bensemann zu seinem 60. Geburtstag". Ein Gebirge von alten Zeitungen ...."
Es klopfte leise an der Tür, und deutlicher ein zweites Mal, da Bensemann nicht antwortete. Schliesslich wurde die Tür vorsichtig geöffnet, und der Dienstbote erschien. Bensemann übergab ihm wortlos den grossen Koffer, den er zuvor mit Mühe verschlossen hatte. Umständlich zog er sich Jackett und Mantel über die Weste und blickte an der Tür noch einmal zurück. Auf dem Schreibtisch und in einer Vitrine drängten sich Erinnerungsstücke eines unsteten Lebens: Fotos, Briefe, Plaketten, Vereinswimpel, Pokale aus ganz Europa. Eine schwarz-rote Collegemütze mit den Initialen WB. Eine Fotografie des Nationaltorwarts Willibald Kress mit dessen Widmung: "Dem Papa Bensemann zu seinem 60. Geburtstag". Ein Gebirge von alten Zeitungen ...."
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Autoren-Porträt von Bernd-M. Beyer
Bernd Beyer, Jahrgang 1950, arbeitete zunächst als Tageszeitungsredakteur, danach studierte er Politik und Volkswirtschaft. Von 1981 bis 2015 war er als verantwortlicher Lektor im Verlag Die Werkstatt mit Schwerpunkt Fussballgeschichte tätig. Mitglied der Deutschen Akademie für Fussballkultur.
Bibliographische Angaben
- Autor: Bernd-M. Beyer
- 2014, 2., erweiterte Auflage 2014, 592 Seiten, Masse: 13,4 x 21,1 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Die Werkstatt
- ISBN-10: 3730700936
- ISBN-13: 9783730700938
- Erscheinungsdatum: 26.02.2014
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