Black Lightning - Finger am Abzug

BLITZENDES UPDATE von Christian Endres
Im Moment gibt man sich grosse Mühe, in Comics, Filmen, Fernsehserien und Büchern die ethnische Vielfalt der Gesellschaft abzubilden. Das war leider nicht immer so. Als Autor Tony Isabella und Zeichner Trevor von Eeden 1977 Black Lightning Jefferson Pierce erschufen, war dieser tatsächlich sogar die erste afroamerikanische Figur aus dem Comic-Universum von DC, die direkt eine eigene Heftserie als Titelheld bekam. Während Black Lightning Mitte der 90er eine zweite Soloserie erhielt, gehörte der Lehrer mit den wahrlich elektrisierenden Kräften später sogar zu Batmans Outsiders-Team und zur Justice League of America. Durch die TV-Serie, die Anfang 2018 anlief, ist Black Lightning heute vermutlich bekannter denn je - und wenn man an rassistische Vorfälle und auch Übergriffe von Polizisten auf Schwarze in den USA denkt, ist er als Symbol heutzutage wieder von hoher Bedeutung.

Unter diesen Vorzeichen des multimedialen Erfolgs und der gesellschaftlichen Relevanz kehrte Tony Isabella nun noch einmal zu seiner wichtigsten und bekanntesten Schöpfung zurück, um gemeinsam mit Zeichner Clayton Henry die Heldenikone aus der Welt von Superman, Cyborg, Flash und Co. in einer zeitgenössischen Comic-Miniserie neu zu erfinden. Ihre einsteigerfreundliche, eigenständige Story, die wir als deutsche Erstveröffentlichung komplett in diesem Band präsentieren, stützt sich weder auf die bisherige Comic-Historie Black Lightnings noch auf die aktuelle Interpretation im Fernsehen.

Stattdessen nutzen Isabella und Henry die Möglichkeiten des wiedergeborenen DC-Universums als Bühne dafür, Black Lightning quasi neu einzuführen und so für alte und neue Fans zugänglich zu machen. Doch natürlich spielt der skrupellose Tobias Whale, der schon immer Black Lightnings Erzfeind war, auch in diesem unabhängigen Band eine wichtige Rolle. Und keine Sorge, wenn beim Lesen am Anfang ein paar unbekannte Namen auftauchen - das klärt sich in den ersten Kapiteln...

DER AUTOR TONY ISABELLA war schon als Kind ein Comic-Fan, dessen Leserbriefe in diversen Superheldenheften abgedruckt wurden. Anfang der 70er wurde Roy Thomas durch Isabellas Veröffentlichungen in Comic-Fanzines auf ihn aufmerksam und stellte ihn als Marvel-Redakteur ein. Als Autor schrieb Isabella für das Haus der Ideen Storys mit Ghost Rider, Iron Fist, Daredevil, Captain America und Luke Cage - ausserdem half er dabei, Misty Knight und das erste Champions-Team einzuführen. Für DC ersann er zusammen mit Zeichner Trevor von Eeden 1977 Black Lightning, an dessen Soloserien er in den 70ern und 90ern jeweils mitwirkte. Dazu kommen einige Comics und Romane zu Star Trek sowie ein Roman über Captain America. Darüber hinaus verfasste Isabella über zehn Jahre lang die Kolumne Tony's Tips für das Magazin Comics Buyer's Guide. Während er in den 80ern einen Comic-Laden in Cleveland führte, arbeitete er zuletzt vermehrt an Übersetzungen von Disney-Comics. Derzeit schreibt Isabella ein Sachbuch über afroamerikanische Helden und natürlich seine Beziehung zu Black Lightning und seinen Kampf für Diversität im Comic-Mainstream. Er bloggt unter tonyisabella.blogspot.com. DER ZEICHNER CLAYTON HENRY wurde in Mandeville auf Jamaica geboren, lebt und arbeitet inzwischen jedoch in Miami. Ende der 90er debütierte er als Zeichner auf dem amerikanischen Markt, als er u. a. Comics mit den Mitgliedern der Hip-Hop-Gruppe Wu-Tang Clan bebilderte. Anschliessend zeichnete er Area 52, eine eigenständige Serie von Witchblade-Mitschöpfer Brian Haberlin. Nach dem Jahrtausendwechsel folgten zahlreiche Superheldengeschichten mit Superman, der Suicide Squad, den X-Men, den Exiles, Alpha Flight, Spider-Man, Spider-Girl, den Agents of Atlas und anderen. In den letzten Jahren war Henry vor allem für den US-Verlag Valiant Entertainment tätig, dessen Helden um Bloodshot er fleissig in Szene setzte.