111 Gründe / 111 Gründe, Berlin zu hassen
Die Stadt so, wie sie wirklich ist
Immer noch sonntags um vier ins Berghain? Nachmittags versteht sich? Noch Soja-Cortado von debil-glücklichen nicaraguanischen Bauern in Prenzlauer Berg gurgeln? Noch in einem grottigen Start-up für umgerechnet 1,64 EUR die Stunde nachts um vier...
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Immer noch sonntags um vier ins Berghain? Nachmittags versteht sich? Noch Soja-Cortado von debil-glücklichen nicaraguanischen Bauern in Prenzlauer Berg gurgeln? Noch in einem grottigen Start-up für umgerechnet 1,64 EUR die Stunde nachts um vier Selbstausbeuter-Party schieben? Am »Berliner Pilsener« trinken, weil du denkst, es ist voll Berlin und so, Gras mit Görli-Aufschlag kaufen und aussehen wie eine Altkleidertonne in/an deinem Lieblings-K-FEE-Tisch?Geh sterben.Berlin ist nicht nur scheisse. Es ist noch scheisser, als es mal war. Und das muss man erst mal schaffen. Berlin gibt Scheisse eine ganz neue Definition. Und trotzdem: Es kommen immer mehr Verwirrte. Jeder neue Schritt eurer Chucks über den Gehweg führt euch weiter ins Verderben. Da unten warten nur die alten Berliner: missgünstig, widerlich, von Grund auf schlecht. Ihr könnt sie weggentrifizieren, Sepiafilter über ihre miese Existenz legen und sie ach so kreativ beschreiben, aber seht's ein: In 20 Jahren seid ihr das.Weil Berlin das neue Malle ist. Weil der BER Germania 2.0 ist. Weil man als Hete nicht mal in Ruhe im Ficken 3000 ein Dildobier trinken kann. Weil der Kackefant dich verfolgt. Weil der Wedding nicht kommen kann. Weil Hermannstrasse, wallah. Weil Rentner Amok laufen. Weil Gemüsedöner und Currywurst als Essen durchgehen. Weil Hipster zu blöde sind, Alki zu sein. Weil es ein Streichelzoo für Verrückte ist. Weil die Transsib schneller als die S-Bahn ist. Weil die Spätis ausgemerzt werden. Weil Backpacker alles vollschwitzen. Weil Berlin verdorft. Weil Köter alles vollkacken. Weil der Görli das Mekka für »BILD«-Leser ist. Weil bei Aldi Würde im Angebot ist. Weil Qualfüttern ein Hobby ist. Weil Jesus raven geht. Weil Fixies Kinder zerfleischen. Weil Pädagogenpapis die Männlichkeit verraten. Weil »Tatort« Event ist. Weil die Hasenheide voll von Alpha-Kevins ist. Weil Stricken das neue Graffiti sein will. Weil Berlin Berlin ist.
Lese-Probe zu „111 Gründe / 111 Gründe, Berlin zu hassen “
Den Bierhipstern sollte man sofort und ungefragt mit dem Wagenheber ins Karpfengesicht schlagen. Die ticken so falsch, dass es schon vom Zuhören schmerzt.Erst mal: Der traditionelle Berliner Alki säuft nicht, weil er von Papi gesponserte Freizeit hat, sondern weil er arbeitslos ist. Und weil er so scheisse doof ist, dass ihm nichts Besseres einfällt.Das hat er mit dem Hipster gemeinsam. Der Berliner Alki ist auch nicht liberal, schon gar nicht locker. Für eine Flasche Landwirths Korn würde er sein eigenes Kind erschlagen, zu Wurst verarbeiten und zu Curry 36 bringen. Für den ist Saufen kein Genuss, es ist eine Sucht.Wieso steht der sonst um halb neun morgens vorm Lidl am Rathaus Neukölln und schreit die Wand an? Wieso gibt der lieber seine Wohnung auf als den Schnaps?Und lässig in den Aschenbecher auf dem Tisch vor der Stampe am Mierendorfplatz greifen, um einen Zigarettenstummel zu klauen, ist die letzte Stufe vor dem zuckenden, brabbelnden, sich vollstuhlenden Zusammenbruch.
Autoren-Porträt von Kristjan Knall
Kristjan Knall lebt, arbeitet und hasst in Berlin. Wo genau, will er nicht sagen, seit ihn gefährliche 14-Jährige aus Reinickendorf wegen seines ersten Buches BERLIN ZUM ABKACKEN. ALLE ARSCHLÖCHER NACH BEZIRKEN (2013) vermöbeln wollten. Er ist viel in der Welt unterwegs, um auch da Sachen zu hassen. Den alltäglichen Wahnsinn bekämpft er mit Schreiben, obwohl er in Rechtschreibung immer eine 5 hatte.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kristjan Knall
- 2016, 245 Seiten, mit Abbildungen, Masse: 12,6 x 19,2 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
- ISBN-10: 3862655628
- ISBN-13: 9783862655625
- Erscheinungsdatum: 24.02.2016
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