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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cynthia M., 18.04.2023

    Als Buch bewertet

    Es gibt Bücher, die umreissen ein ganzes Leben und erreichen trotzdem nicht die Tiefe, die dieses Buch als Auszug aus dem Alltag einer Familie schafft. „22 Bahnen“ erzählt eine Geschichte von Pflicht und Verantwortung, vom Wunsch nach Freiheit und der Unwahrscheinlichkeit von Liebe in einer scheinbar ausweglosen Situation. Dieses Buch hat mich abgeholt und mitgenommen. Und als es vorbei war, blieb beklemmende Schwere und eine leise Hoffnung. Unbedingt lesenswert!

    Zum Inhalt: Tilda schwimmt jeden Tag 22 Bahnen. Das ist ihr kleiner Ausbruch aus dem Alltag, der gezeichnet ist von einer alkoholkranken Mutter, der Verantwortung für ihre kleine Schwester Ida, dem Job im Supermarkt und ihrer Masterarbeit. Dann bekommt Tilda eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt und hinterfragt zum ersten Mal seit langem, was sie sich eigentlich erhofft vom Leben und ob sie sich diese Freiheit überhaupt erlauben darf. Und dann ist da noch Viktor, der genauso gezeichnet vom Leben ist wie Tilda. Können zwei ertrinkende gemeinsam Schwimmen lernen?

    Diese Geschichte erzählt ungeschönt vom Leben, wie es sicherlich hinter vielen Häuserfassaden stattfindet. Es ist eine Geschichte, von einer jungen Frau, die ohne Vater aufwächst und deren Mutter immer wieder in die Alkoholsucht abrutscht, wegdriftet, sich verliert. Die Alltagsszenen sind sehr eindringlich erzählt, hautnah erfährt der Leser von den Schwierigkeiten und Sehnsüchten in Tildas Leben. Das zarte Annähern zwischen ihr und Viktor hat mir sehr gut gefallen, die Einbindung von Ida sorgte für zusätzliche Emotionalität, die ich als Leser sehr greifbar fand.
    Generell ist Ida fast schon meine Lieblingsfigur in dieser Erzählung, ich liebe ihre Art, die Geschichten, die sie mit Tilda erfindet, besonders die vom Seemann und wie sie lernt stark zu sein. Die Autorin hat mit Tilda und Ida zwei sehr besondere Figuren geschaffen, die ans Herz gehen.

    Die Geschichte wird als Ausschnitt erzählt, Rückblenden gibt es nur, wo es für die Handlung notwendig und hilfreich ist, das „danach“ bleibt offen und voller Möglichkeiten. Ich wollte nicht, dass dieses Buch endet, ich wollte wissen, wie es weitergeht, ob Tilda ihr Happy End bekommt und mit Ida ans Meer fährt. Aber so bleibt es sehr authentisch, ein Ausschnitt aus einem Leben.

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  • 5 Sterne

    Flying Bookworm, 09.11.2023

    Als Buch bewertet

    Das Cover und der Klappentext von diesem Buch wirken vielleicht im ersten Moment eher unscheinbar. Doch welcher Inhalt darin steckt, hätte ich nicht gedacht.

    Die Handlung an sich ist eher leise und langsam, doch es trifft mitten ins Herz. Slow Burn in jeglicher Hinsicht.

    Im Buch geht es um die junge Tilda, die sich ihr Mathematikstudium mit einem Nebenjob an der Supermarktkasse verdient. Daneben kümmert sie sich um ihre jüngere Schwester Ida und um ihre Alkoholkranke Mutter. Eine wirkliche Auszeit hat sie nur wenn sie schwimmen geht. 22 Bahnen - jedes mal. Ein eigenständiges, unabhängiges Leben - daran kann und will Tilda nicht einmal denken. Solange, bis ihr eine Promotionsstelle in Berlin angeboten wird. Kann Tilda ihre Schwester wirklich alleine bei der Mutter lassen? Und was ist mit dem verschlossenen und traurigen Viktor, welcher Tilda nicht mehr aus dem Kopf geht?

    Wirklich gut hat mir der Schreibstil der Autorin gefallen. Er lässt sich leicht und locker lesen, ist sprachlich sehr modern. Auch gefiel mir die wiederkehrenden Alltagssituationen wie zb das Aufzählen der Artikel auf dem Kassenband und wie man als Leser*in somit einige Charaktere auch besser kennen lernt. Show dont tell. Dieses zog sich wie ein rotes Band durch die Handlung.

    Die Protagionistin Tilda war mir sofort sympathisch und so konnte ich gut mitfiebern. Auch Ida und Viktor waren gut beschrieben und stahlen sich in mein Herz. Die Liebesgeschichte zwischen Tilda und Viktor war zart und nicht zu aufdringlich.

    Die Handlung entfaltete sich eher langsam, doch es gab nicht einen Moment im Buch der langweilig war. Ganz im Gegenteil - für mich hätte die Geschichte noch ewig weiter gehen können.

    Die Probleme der Familie, der Umgang mit Alkohol und Drogensucht, sowie die Trauer um einen Todesfall, waren alles Themen die im Buch sehr sensibel behandelt wurden. Sie gingen mir sehr nahe und machten dieses Buch zu etwas sehr besonderem. Gerade dieses Spiel zwischen Verantwortung gegenüber der Familie, aber auch sich selbst, regen zum nachdenken an.

    Insgesamt ein wunderschönes, berührendes Buch, dass ich kaum weglegen konnte und höchstwahrscheinlich mein Jahreshighlight wird. Ich hoffe das es von Caroline Wahl noch ganz viele Romane geben wird.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone K., 26.04.2023

    Als Buch bewertet

    Als erstes hat mich das Cover angesprochen. Es zeigt eine Frau im roten Badeanzug, die ins Wasser taucht. Dabei wirkt das Bild wie gemalt. Dann hat mich der Titel neugierig gemacht. Denn, als ich noch regelmässig schwimmen ging, bin ich auch immer exakt 22 Bahnen geschwommen. Die Inhaltsangabe hat mich dann vollends überzeugt, diesen Debütroman von Caroline Wahl lesen zu wollen. Und, um das mal vorwegzunehmen, ich wurde nicht enttäuscht.

    Hauptfigur ist die junge Tilda, Mathematikstudentin, Kassiererin in einem Supermarkt, Schwester einer 10-jährigen und Tochter einer Alkoholikerin. Sie lebt mit Mutter und Schwester in einer mittelgrossen Stadt in Deutschland und versucht, ihr Leben zu managen. Als Flucht aus diesem Kreislauf geht sie ins Freibad und schwimmt jeden Tag exakt 22 Bahnen. Eines Tages sieht sie dort den jungen Russen Viktor, mit dessen Bruder sie einst befreundet war. Aber damals ist etwas Schlimmes passiert. Deshalb versucht Tilda, Viktor aus dem Weg zu gehen, obwohl er ihr ausnehmend gut gefällt. Gleichzeitig versucht sie, ihre kleine Schwester Ida stärker und selbstbewusster zu machen, damit diese den Angriffen der alkoholisierten Mutter besser begegnen kann.

    Der Schreibstil dieses Romans ist sehr aussergewöhnlich. Die Geschichte wird im Präsens in der Ich-Form erzählt, die wörtliche Rede wie in einem Drehbuch dargestellt. Aber ich habe mich relativ schnell eingelesen. Auf nur 208 Seiten habe ich die Protagonistin Tilda gut kennengelernt, konnte ihr Handeln meistens gut verstehen. Sie muss, obwohl sie selbst noch jung ist, eine enorme Verantwortung übernehmen. Trotzdem resigniert sie nicht. Das hat mir sehr gut gefallen. Ihre kleine Schwester Ida ist voller Selbstzweifel. Beide sind von unterschiedlichen Vätern, beide Väter sind von der alkoholkranken Mutter fortgegangen. Diese ist völlig überfordert und neigt zu Wutausbrüchen.

    Obwohl die Situation eher trostlos ist, habe ich diesen Roman sehr positiv empfunden. Das liegt sicher vor allem an der sympathischen Hauptfigur, die Caroline Wahl erschaffen hat. Aber auch die Sprache ist positiv und zeitgemäss.

    Ich bin sehr gespannt auf weitere Werke der Autorin, die ich mit Sicherheit auch lesen werde.

    Fazit:
    Ein vielversprechendes Debut!

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    M. H., 03.04.2023

    aktualisiert am 11.04.2023

    Als eBook bewertet

    Mir ist als erstes das Titelbild, Schwimmerin in rotem Badeanzug unter Wasser, aufgefallen; der Klappentext über Caroline Wahl Debüt hat mich neugierig gemacht, weil ich selbst gerne schwimme und der Meinung bin, unter 20 Bahnen á 50 Meter lohnt es sich nicht. Je mehr, desto besser. Der Name der Autorin war mir bisher unbekannt.
    Das Buch mit 208 Seiten ist ziemlich kurz, hat es aber in sich, was die Themen angeht. Ich musste mehrfach realisieren, dass zwar Tilda erwachsen ist, ihre Schwester Ida aber gerade erst von der Grundschule aufs Gymnasium wechselt und mit 10 Jahren einfach zu jung ist, um das alles durchzumachen, was sie tagtäglich erleben muss. Tilda lebt ihr Leben und ersetzt praktisch für Ida die Mutter und den Vater; die Väter beider Mädchen sind abgehauen, die Mutter trinkt, ist depressiv, lebt in ihrer eigenen Welt. Es ist so traurig, dass sie scheinbar kein Interesse an ihren Töchtern hat.
    Tilda studiert, jobbt, ist mehrere Personen gleichzeitig für die kleine Schwester, die schon so jung so erwachsen sein muss, Tildas junges Leben kommt dabei zu kurz. Sie knabbert immer noch am tragischen Verlust ihres Freundes vor 5 Jahren, freundet sich nun mit seinem Bruder an - eine ganz besondere Verbindung. Tilda kann weder ihre Studentenzeit noch ihr Leben geniessen, ausser beim Schwimmen, am liebsten im Regen - da ist sie in ihrem Element, schwimmt den ganzen Ballast einfach weg und steigt wie ein neuer Mensch ohne Sorgen aus dem Becken. Ihr Traum, eine Promotion in Berlin, hängt von so vielen Faktoren in der Familie ab, ich habe Tilda während des Lesens die Daumen gedrückt. Ida sagt, sie schafft das schon (sie ist sehr überzeugend geworden in den Ferien); die Mutter nickt einfach ab (nicht sehr überzeugend); Viktor kommt und geht und kommt hoffentlich wieder. Ein trauriges und ergreifendes Buch über zwei starke Mädchen, die eine besondere Schwesternbindung haben, über plötzliche und ungewöhnliche Freundschaften. Man will trotz des Ernstes der Lage einfach weiterlesen. "22 Bahnen" bekommt von mir 4,5-5 Sterne mit Leseempfehlung. Ganz besonders gefreut hat mich die Erwähnung des Films "Amy und die Wildgänse" - ein toller Film mit tollen Darstellern, unbedingt anschauen!

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    MrsAmy, 29.03.2023

    Als Buch bewertet

    Das Leben ist kein Zuckerschlecken. Das weiss Tilda aus eigener leidvoller Erfahrung. Ihre Mutter ist Alkoholikerin und der Vater hat sie schon vor Jahren verlassen. Doch Tilda kämpft sich durch ihren Alltag, der bestimmt ist von ihrem Mathematikstudium, dem Arbeiten an der EDEKA-Kasse und dem Schwimmen. Immer 22 Bahnen schwimmt sie in dem Freibad in der Kleinstadt, die viele ihrer ehemaligen Klassenkameraden schon lange verlassen haben. Doch Tilda kann nicht einfach weg, sie will und sie muss da sein für ihre kleine Schwester Ida. Ida, die gerade an der Schwelle zum Gymnasium steht, ist introvertiert. Am liebsten drückt sie sich durch ihre Bilder, ihr Malen und Zeichnen aus. Auch sie geht gerne ins Schwimmbad, allerdings nur, wenn es regnet und sonst keine Menschen ihre Bahnen ziehen.
    Tildas Alltag wiederholt sich ständig, doch dann taucht plötzlich Viktor auf und ihr Professor legt ihr eine Promotionsstelle in Berlin ans Herz. Tilda beginnt von einer neuen Zukunft zu träumen, als in ihrem zu Hause plötzlich alles aus dem Takt gerät.

    Mit „22 Bahnen“ hat Caroline Wahl ein eindrucksvolles Debüt vorgelegt. Ich habe diesen Roman von der ersten Seite an gemocht und konnte ihn kaum aus der Hand legen. Die Figuren sind eindrucksvoll. Tilda, die die Mathematik und ihre Schwester über alles liebt. Die oft von ihrem Alltag einfach nur überfordert und auf die Mutter wütend ist. Die Mutter, die sich eigentlich gar nicht um ihre Kinder kümmert, die an ihrem eigenen Leben gescheitert ist und Ida, die eine so starke Persönlichkeit entwickelt. Und natürlich Viktor, der seinen ganz eigenen Schmerz in sich trägt. Was mich vor allem berührt hat, war die Wahrhaftigkeit der Geschichte. Es gibt keine Schwarz- und Weisstöne, sondern alle Abstufungen dazwischen. Auch wenn die Schwestern ihre Mutter auf der einen Seite hassen, ist da doch eine tiefe Liebe zu der Frau, die ihnen keine Mutter sein kann. Es ist eine Geschichte vom Wachsen, von Vertrauen, davon auf eigenen Beinen zu stehen und Entscheidungen treffen zu müssen. Unbedingte Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lara J., 12.07.2023

    Als Buch bewertet

    Toller Debütroman

    Mit "22 Bahnen" hat Caroline Wahl eine wunderbare kurze und dennoch tiefgründige Geschichte geschaffen mit wahnsinnig viel Witz. Ich hatte nicht erwartet, dass die Autorin über nur 200 Seiten so wahnsinnig greifbare Charaktere schaffen kann.

    Mit Tilda haben wir eine tolle, authentische und etwas zahlenversessene Protagonistin, die mich sehr unterhalten hat. Tilda ist derartig in Zahlen vernarrt ohne dies zurückzuhalten, dass die Situationen manchmal so unpassend erschienen, dass es mich sehr amüsiert hat. Ich würde sie schon als Nerd bezeichnen, aber auf eine wundervolle Art. Die Repräsentation einer Mathematik begabten Protagonistin finde ich wertvoll. Auch wenn Tilda mit ihrer Familiensituation keine leichte Situation zu bewältigen hat, finde ich ihren Umgang damit toll. Sie steht für sich und ihre Schwester ein und ist sehr stark.

    Auch Ida habe ich sehr ins Herz geschlossen. Auch sie habe ich als sehr witzig wahrgenommen, auch wenn ihr Schicksal schon tragisch ist. Sie hat mir stellenweise sehr leid getan und ich war froh, dass sie eine Schwester wie Tilda hat. Generell fand ich die Einblicke in die Schwesternbeziehung so toll, ich habe so mit den beiden mitgefiebert, gelitten und gelacht.

    Generell schafft Caroline Wahl es, mich emotional abzuholen. In einer so kurzen Geschichte ist das wirklich nicht selbstverständlich und ein grosses Talent der Autorin.

    Auch die Geschichte hat mir gefallen. Die Storyline ist nicht unfassbar aussergewöhnlich. Für mich standen viel mehr Sprache und Charaktere im Vordergrund, wer hier weniger Wert drauf legt, ist mit anderen Büchern vielleicht besser beraten. Ich fand es jedoch mega. Ausgearbeitete Charaktere ist für mich das a und o und hier super gelungen.

    Der Schreibstil war super angenehm, an Stellen aussergewöhnlich und dadurch ungewohnt (zB werden die Dialoge wie in einem Drama dargestellt). Mir hat diese Abwechslung gut gefallen und meinen Lesefluss nicht gestört.

    Ich freue mich schon auf alles weiter der Autorin. Ein tolles Debüt!

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  • 5 Sterne

    lustaufbuch, 25.02.2024

    Als Buch bewertet

    Viel wurde bereits über dieses Buch gesagt und geschrieben – niemals zu viel. Was uns Caroline Wahl mit ihrem Debütroman darbietet, ist ein Wechselbad der Gefühle zwischen Trauer, Angst, Hass, gar Wut und Melancholie.

    Gleich zu Beginn tauchen wir wortwörtlich mitten in das Geschehen von „22 Bahnen“ ein, begleiten Tilda, wie sie ihren Studienalltag mit ihrem Job an einer Supermarktkasse und das Kümmern und Verpflegen ihrer Familie, bestehend aus der jüngeren Schwester Ida und einer alkoholkranken Mutter, unter einen Hut zu bekommen versucht. Schnell wird deutlich, wie eng die Bindung zwischen den beiden Geschwistern ist und durch traurig prägende Erlebnisse zwischen ihnen und ihrer Mutter nur noch verstärkt wird. Doch Tilda will die Alkoholsucht ihrer Mutter nicht hinnehmen und besonders Ida vor unkontrollierten Verhaltensweisen, einhergehend mit Ausrastern und Handgreiflichkeiten ihr gegenüber, schützen. Demnach kümmert sie sich aufopferungsvoll um Ida, indem sie ihr eigenes Leben seit Jahren hintenan stellt und sie, wie ihre Schwester es auch sein wird, viel zu jung erwachsen sein musste. Eigentlich ein ziemlich tristes und psychisch belastendes Leben, wäre da nicht plötzlich der ominöse Viktor und das enge, unzertrennliche Band der beiden Schwestern …

    Caroline Wahl schreibt anders, präziser und zugleich prägnanter. Besonders wenn es um dialogische Gespräche geht, hält sie es mit einem schlichten Stil, verzichtet auf Ein- und Ausleitungsverben der direkten Rede sowie auf Anführungszeichen. Was zuerst ungewohnt erscheint, ergibt im Laufe des Buches Sinn, schliesslich kann der Leser schlussfolgern in welcher Art und Weise gesprochen wird.
    Zudem arbeitet die Autorin mit vielen Motiven, die, bei genauem Lesen, vereinzelt auftauchen und eine Gleichmässigkeit suggerieren, die von Tildas Alltag bestimmt wird.

    Eine grosse Leseempfehlung für aufwühlende, melancholische und trotz allem wunderschöne Lesestunden mit einem der schönsten aktuellen Coming-of-Age-Romane.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marie aus E., 27.03.2023

    Als Buch bewertet

    Caroline Wahl hat einen Debütroman geschrieben, der auch nach dem Lesen noch lange in mir nachhallt.

    Tilda ist Mathematikstudentin und als solche eine Überfliegerin.
    Allerdings ist das auch das Einzige, was rundläuft in ihrem Leben.
    Ihr Alltag ist streng durchgetaktet, sie muss den Lebensunterhalt der kleinen Familie mitbestreiten und sitzt deshalb an der Supermarktkasse, um im Anschluss sofort nach Hause zu hetzen und sich um ihre kleine Schwester zu kümmern. Nur Schwimmen, das gönnt sie sich. Immer 22 Bahnen.

    Die grosse Tragik im Leben von Ida und ihrer Schwester, das ist die Mutter. Und die abwesenden Väter.
    Die zwei Schwestern müssen ihr Leben irgendwie meistern und die Umstände schnüren einem beim Lesen die Kehle zu. Dabei ist nie melodramatisch und es sind nicht nur die "Grossen" Dinge, die die Tragik vor Augen führen.
    Auch Kleinigkeiten, wie etwa die vorsichtige Frage der kleinen Schwester, ob es "Mirácoli" statt "Gut&Günstig" zum Abendessen gibt. Tja, es gibt natürlich nicht das Original.

    Die Zerissenheit Tildas, ihr Wunsch nach Freiheit und einem eigenen Leben und ihre grosse Liebe zur Schwester, ihr Verantwortungsbewusstsein, wir können ein wenig hineinlugen in ihr Leben.
    Und dann gibt es da ja auch noch die Liebe.

    Tilda und auch ihre Schwester sind Figuren, die mir sofort nahe waren. Ich vermute, es liegt auch daran, weil ich so in ihren Alltag eintauchen konnte.
    Trotz aller Traurigkeit ein wunderschönes Buch, das auch mit lustigen und schönen Momenten aufwarten kann.

    Der Schreibstil ist manchmal etwas ungewohnt. Wörtliche Rede wird nur durch das Voranstellen der Person und einem Doppelpunkt eingeleitet.
    Ich habe über das Buch gelesen, dass Zahlen immer numerisch geschrieben werden, als Tribut an Tildas Mathematikbegabung. Das wäre mir nicht aufgefallen, aber ein Blättern im Buch hat das bestätigt.

    208 Seiten, die es in sich haben. Eines meiner Highlight-Bücher 2023.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Normanfips, 28.03.2023

    Als Buch bewertet

    Beeindruckendes Debüt

    Tilda hat es nicht leicht. Die Mutter ist Alkoholikerin, Tilda kümmert sich um ihre kleine Schwester, studiert Mathematik, jobbt in einem Supermarkt und hat kaum ein eigenes Leben. Sie funktioniert und ist völlig in ihrem durchgetakteten Alltag gefangen. Lichtblicke und Ablenkungen sind eher Mangelware. Einzig das Schwimmen im Freibad und das bei jedem Wetter, ist eine kleine Auszeit für Tilda.
    Dort schwimmt Tilda regelmässig ihre 22 Bahnen. Plötzlich taucht Viktor auf, der ebenfalls seine 22 Bahnen im Schwimmbad zieht. Viktor scheint ziemlich unnahbar zu sein, Tilda kennt ihn allerdings von früher. Sie war vor einigen Jahren mit seinem Bruder befreundet.
    Als Tilda ein Angebot ihres Professors für eine Promotion in Berlin bekommt, zieht sie zum ersten Mal ein eigenes Leben in Betracht. Aber kann sie ihre kleine Schwester mit ihrer Mutter alleine lassen? Zwischen Verantwortungsbewusstsein und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung hin- und hergerissen erleben wir Tilda in ihrem Alltag.
    In diesem Debütroman steckt eine Menge an Themen: Freundschaft, Liebe, Verantwortung, Schuldgefühle, Vergangenheitsbewältigung, Selbstverwirklichung, Alkoholismus, Freiheit, Familie und Zusammenhalt.
    Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil hat mich begeistert. Eine moderne Sprache, die sich auch der ein oder anderen Anglizismen bedient. Die Dialoge sind sehr interessant umgesetzt und erinnern an Regieanweisungen.
    Die Beziehung zwischen den beiden Schwestern ist wunderbar herausgearbeitet und Ida, die kleine Schwester, hat mich besonders beeindruckt.
    Die Lösung für Ida am Ende des Buches hat mir persönlich nicht zu 100 Prozent gefallen, aber das ist auch mein einziger Kritikpunkt.
    Ich werde diese Autorin auf jeden Fall im Blick behalten und hoffe, dass noch weitere Romane aus ihrer Feder folgen werden.
    Eine klare Leseempfehlung von meiner Seite!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Karola D., 27.04.2023

    Als Buch bewertet

    Eine Heldinnengeschichte unserer Zeit.
    Das Cover ist entweder in einer auffällig gross pinseligen Maltechnik gestaltet oder mit kleinen farbigen Papierfetzchen geklebt, um die Wasserspiegelung fest zu halten – interessant gemacht.
    Dieses Buch ist in drei wichtige Teile aufgeteilt. Im ersten Teil steht Tilda in ihren durchstrukturierten Tagesabläufen im Mittelpunkt mit ihren Sorgen um die jüngere Schwester und deren unberechenbare Mutter während ihres Studiums, um all ihre Ängste, ihre immense psychische und auch finanzielle Belastung. Rückblicke in ihre Teenagerzeit lockern nicht unbedingt die depressive Stimmung hier auf, überlagert durch zu viel Verantwortung auf einer jungen Person. Entspannung, Entlastung bringt nur das Schwimmen von 22 Bahnen im Hallenbad.
    Im zweiten Teil bereitet Tilda bereitet ihre Masterarbeit vor, erhält das Angebot für eine die Promotionsstelle in Berlin, während Ida sich sehr verändert. Sie liest mehr, ändert ihre Maltechnik und Motive, nachdem sie einige ihrer privaten Kunstwerke entsorgt hat. Durch den bedingungslosen Zusammenhalt der zwei Schwestern erstarken beide, schöpfen beruflich und schulisch neue Hoffnungen für ihre Zukunft. Auch ein Funke von Liebe scheint überzuspringen. Doch dann gerät die häusliche Situation an einen dramatischen Tiefpunkt. Der tolle Spannungsbogen glüht hier zu 100 %.
    Im dritten Teil rückt die Mutter in ihrer depressiven Art in den Hintergrund, Ida findet am Gymnasium selbstsicher auch endlich eine Freundin und Tilda nähert sich weiter an Viktor an und trifft wichtige Entscheidungen. Das Auftauchen des Jugendamtes hätte ich hier erwartet.
    Ein dramatischer Spannungsbogen ist hier gespannt, der die Szenerie rund um Alkoholismus für junge Familienmitglieder bedrückend realistisch festhält mit aufbauenden Lichtblicken und Hoffnungen auf mehr Freiheit, Sorglosigkeit und intaktem Zusammenleben. Empfehlenswerter Roman!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lalevi, 10.04.2023

    Als Buch bewertet

    Der Debütroman 22 Bahnen von Caroline Wahl zeichnet sich durch einen einzigartigen Schreibstil aus.

    Da gibt es Tilda, grosse Schwester von der kleinen Ida und ihre Mutter. Die Mutter ist alkoholkrank, sodass Tilda die Mutterrolle für ihre Schwester übernimmt und sich währenddessen um beide kümmern muss. Tilda liebt das Schwimmen, im städtischen Schwimmbad schwimmt sie immer 22 Bahnen, zeitweise 23. Dort gibt es auch Ursula, mit der sie sich unterhält, nachdem sie geschwommen ist. Hier kommen herzliche Dialoge zustande, aber auch Schweigen können die beiden zu zweit. Ausserdem schwimmt Viktor, den Tilda kennt, im Schwimmbad. Tilda ist Studentin der Mathematik und jobbt währenddessen an einer Kasse im Supermarkt, um den Lebensunterhalt für ihre Familie bestreiten zu können. Als Tilda eine Promotionsstelle im Berlin von ihrem Professor angeboten bekommt, stellt sich ihre Welt auf den Kopf. Zu gerne würde sie sie annehmen, doch kann sie Ida mit ihrer Mutter allein lassen?

    Die innere Zerrissenheit Tildas berührt und hinterlässt einen nachdenklich. Der Zwiespalt zwischen dem Ausbrechen aus gewohnten Bahnen und dem gleichzeitigen Bewusstsein über die Verantwortung für Ida, werden aussergewöhnlich miteinander verflochten. Melancholisch erzählt einerseits und andererseits mit einer treibenden Kraft daherkommend, erzählt Caroline Wahl über familiäre Abgründe und darüber, wie man trotz aller Widrigkeiten glücklich werden kann. Kraftvoll sind besonders die Rückblenden in Tildas Vergangenheit und deren Freundeskreis umschrieben. Besonders berührt hat mich Tildas Stärke, mit der sie es unter anderem schafft, Ida die fehlende mütterliche Liebe geben zu können. Die beiden sind ein beeindruckend starkes und eingespieltes Team.

    Für mich ein sehr gelungenes Romandebüt, das einem sicher nicht so schnell aus dem Kopf gehen wird. Daher gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Alina, 26.03.2023

    Als Buch bewertet

    Wunderschöne Coming-of-Age Geschichte

    Caroline Wahl ist mit „22 Bahnen“ ein wirklich ganz besonderer Coming-of-Age Roman gelungen. So dürfen wir Tilda und Ida, zwei unzertrennliche Schwestern, auf rund 200 Seiten durch ihr Leben folgen. Und dieses ist mit einer alkoholkranken Mutter, abwesenden Vätern und finanziellen Sorgen alles andere als einfach. So muss sich Tilda neben ihrem Mathematik Studium und ihrem Nebenjob an der Kasse eines Supermarktes auch im ihre kleine Schwester Ida und ihre kranke Mutter kümmern. Und dann tritt noch Viktor in ihr Leben…

    „22 Bahnen“ ist für mich jetzt schon der Sommeroman des Jahres - nicht nur spielt der Roman zum Grossteil während der Sommerferien und das örtliche Schwimmbad ist, wie schon der Romantitel vermuten lässt, ein wichtiger Ort in dieser Geschichte. Die Autorin schafft es die Gefühle des Sommers auf einzigartige Weise einzufangen inkl. sommerlichen Gerüchen und Hitzegewittern. Das liegt auch an dem tollen, flotten und ganz eigenem sprachlichen Sound, der mir unfassbar gut gefallen hat.

    Vor allem aber trifft dieser grossartige Debütroman direkt ins Herz - die toll gezeichneten Figuren, allen allen voran Tilda und Ida, haben mich von Anfang mitfiebern und hoffen lassen. Und so ist die Beziehung zwischen diesen klugen, aufgeweckten Schwestern auch das absolute Herzstück und Highlight dieses Buches - und das trotz der ebenfalls toll erzählten Liebesgeschichte.

    Trotz der teils schweren und rauen Themen, die auf sehr sensible und zärtliche Art und Weise behandelt werden, strahlt „22 Bahnen“ vor allem ganz viel Wärme, Liebe und Hoffnung aus. Ich habe Tilda und Ida auf jeden Fall in mein Herz geschlossen und werde noch häufiger an die Beiden denken. Ich kann diesen wundervollen Roman nur jedem empfehlen und hoffe das möglichst viele Menschen, diese Geschichte entdecken.

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  • 5 Sterne

    karoberi, 10.07.2023

    Als Buch bewertet

    Gelungener Debütroman

    Das 208 Seiten umfassende Buch der jungen Autorin Caroline Wahl handelt von Tilda, die sich um ihre jüngere Schwester Ida und ihrer alkoholkranken Mutter kümmert. Neben dem Studium arbeitet sie noch in einem Supermarkt, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können.
    Ihr einziger Lichtblick ist das Freibad, in dem sie fast täglich 22 Bahnen schwimmen geht. Dort begegnet sie eines Tages Viktor, den sie von früher kennt.

    Die Autorin Caroline Wahl hat mit ihrem Debütroman die prekären Situation einer Familie eingefangen. Die Hauptperson Tilda ist eine junge Frau, die zwischen familiärer Verantwortung, Schwesternliebe und eigener Zukunft hin- und herschwankt. In ihrer eigenen Kindheit hat sich ihre Mutter schon nicht um sie gekümmert und nun als Erwachsene kümmert Tilda sich liebevoll um ihre kleine Schwester, weil ihre Mutter nicht in der Lage dazu ist. Solch eine Verantwortung wiegt schwer. Den Spagat zwischen dem ganzen Stress auf Arbeit, beim Studium und zu Hause zu schaffen, ist sehr lobenswert. Und wichtig, sich dabei selbst als Individuum nicht zu verlieren. Die Beziehung zwischen den Schwestern ist etwas ganz Besonderes. Sie halten zusammen. Ida ist eher introvertiert, doch Tilda gelingt es, ihrer Schwester den Weg aufzuzeigen, den sie bestreiten muss, damit sie im Leben zurechtkommt und Tilda nach ihrem Studium weggehen kann. Neben all diesen familiären Probleme gelingt es der Autorin sehr gut, auch noch eine Liebesgeschichte mit einzuweben. Mir hat das ganze Buch sehr gut gefallen. Ich empfinde es trotz seines geringen Umfanges nicht zu kurz, sondern sogar tiefgründig. Die unterschiedlichen Stimmungen von aussichtslos bis hoffnungsvoll wurden gut festgehalten und so konnte ich sehr oft mit den Protagonist*innen mitfühlen.

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  • 5 Sterne

    Coco, 11.04.2023

    Als Buch bewertet

    Freischwimmer

    Caroline Wahls Debütroman hat mich vom ersten Kapitel an gefesselt.
    "22 Bahnen" wird so angenehm leise und ruhig erzählt, dabei aber sehr ergreifend. Das schöne Buchcover passt perfekt zu der Stimmung dieses Romans.
    Tildas Besuche im Schwimmbad sind ihre Möglichkeit sich von ihrem schwierigen Alltag freizuschwimmen.
    Die Protagonistin ist keine normale Studierende, die sich ausleben, auf Partys gehen und ihren eigenen Platz in der Welt suchen kann. Sie trägt eine unfassbar grosse Last auf ihren Schultern, die in diesem Buch sehr emotional dargestellt wird. Sie muss nicht nur neben dem Mathematikstudium arbeiten gehen, sondern sich auch um ihre kleine Schwester Ida kümmern, die noch zur Grundschule geht. Die alkoholkranke Mutter schafft es aufgrund ihrer Sucht nicht arbeiten zu gehen und vernachlässigt ebenso die Erziehung, die beiden Schwestern sind nahezu auf sich selbst gestellt.
    Tildas Hingabe für Ida hat mich sehr berührt, sie geht so stark und verantwortungsbewusst mit ihrer Schwester um. Wie die beiden ihre eigenen Märchengeschichten erfinden, hat mich zu Tränen gerührt.
    Der Vergleich zu einer heilen Familienidylle mit dem reich gedeckten Abendbrottisch - wie ursprünglich bei Tildas bester Freundin Marlene - ist emotional und bildhaft gezeichnet.
    Die Autorin nutzt eine sehr klare und gefühlvolle Sprache, die Seiten fliegen nur so dahin.
    Auch die Figur Viktor gefällt mir extrem gut. Man würde Viktor eigentlich gern als den weissen Ritter auf dem Pferd sehen, aber so einfach ist es dann doch nicht.
    Dieser Roman bietet so viel mehr Tiefgründigkeit, traurig und wunderschön.
    Von mir gibt es somit eine ganz deutliche Empfehlung für dieses Lesehighlight mit Nachklang!

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  • 5 Sterne

    Meany, 04.05.2023

    Als Buch bewertet

    Das traurige graue Wohnhaus am Ende der Strasse

    Seit Matthias Brandt "Blackbird" habe ich nicht mehr einen gleichzeitig so kraftvollen wie subtilen Coming-of-age-Roman mehr gelesen.

    Kaum zu glauben, wie die begabte Mathestudentin Tilda Alltag, Job und Studium wuppt, um ihre kleine Schwester Ida vor den gewalttätigen Übergriffen der alkoholkranken Mutter zu schützen. In authentischer Jugendsprache stellt das Caroline Wahl glaubwürdig dar, indem sie psychologisch stimmige Szenen ineinanderflicht. Peu à peu deckt sie dabei ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit auf, das als Spannungsbogen das ganze Werk durchzieht und den männlichen Protagonisten Viktor einschliesst.

    Hochbegabt sind die beiden Geschwister, die Ältere mathematisch, was ihr Freiräume verschafft, die familiären Herausforderungen zu bewältigen. Ida verarbeitet das Elend der depressiven und suchtkranken Mutter in ihren künstlerischen Zeichnungen. Die Autorin stellt Tildas Freundschaft zur von zu Hause aus wohlsituierten, mental aber über die Massen flatterhaften Freundin Marlene sehr komplex und differenziert dar. Ihre meisterliche Sprachbeherrschung entfaltet sich in lyrischen Naturbeschreibungen.

    Dass nicht alles in lauter Wehklagen versinkt, nimmt mich sehr für das Buch ein, denn das dauernde Gejammer und die Opferhaltung, die in vielen Biografien zum Ausdruck kommt, ermüdet mich inzwischen. Gerade junge Leute, an die sich Caroline Wahl vorzugsweise schon mit der Wahl der Charaktere und des Ambientes wendet, können durch die Hoffnungsschimmer ermutigt werden, ihr Schicksal trotz widriger Umstände beherzt in die Hand zu nehmen.

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  • 5 Sterne

    Sophia K., 14.06.2023

    Als Buch bewertet

    Tilda studiert Mathe, arbeitet nebenbei in einem Supermarkt, liebt Struktur in ihrem Leben und das Schwimmen im Freibad. Zu Hause wartet ihre kleine Schwester Ida auf sie - und eine alkoholkranke Mutter. Durch die Krankheit ihrer Mutter hat sie die Mutter-Rolle für Ida übernommen, kocht und sorgt für sie. Und auch wenn sie Ida über alles liebt, fühlt sie sich gefesselt von ihrer Verantwortung, gefesselt an den Ort an dem sie aufgewachsen ist. Irgendwann taucht Viktor in ihrem Leben auf, erinnert sie an ihrer Vergangenheit und bringt ihr durchstrukturiertes Leben durcheinander.
    Caroline Wahls Roman „22 Bahnen“ ist eher durch Zufall bei mir gelandet. Eines von vielen E-Books, die ich auf Netgalley angefragt habe. Was soll ich sagen: das Buch hat mich so begeistert, dass ich es auch als physische Ausgabe für meinem Bücherschrank haben wollte.
    “22 Bahnen” erzählt von Sommer, Familie, Liebe, Freundschaft und Freibad, aber auch von Verlust, Sucht, Depression, Zukunftsangst und Sorgen. Ich mochte Caroline Wahls nüchternen Schreibstil, die ungewöhnliche Art Dialoge wiederzugeben und diese Kombination aus hatten und weichen Themen. Unbeschwerte Sommerliebe existiert neben Sucht und Traurigkeit. Caroline Wahl bringt auf den Punkt, wie viel Liebe einem Familie geben kann, aber wie genau diese Verbindung, auf der anderen Seite, auch das eigene Leben bestimmt. Wie Verantwortung einschränkt.
    Das Lob, das der Roman gerade auf Instagram bekommt, ist auf jeden Fall berechtigt. Definitiv eines meiner Jahreshighlights!

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  • 5 Sterne

    hundeliebhaberin, 18.07.2023

    Als Buch bewertet

    Tildas Tage verlaufen nach einem klaren Muster, fast schon so strategisch wie ein Schlachtplan: Sie studiert, jobbt an der Kasse eines Supermarkts und kümmert sich um ihre kleine Schwester Ida und – besonders an ganz schlimmen Tagen – auch um ihre alkoholabhängige Mutter. Von der Kleinstadt, in der Tilda mit ihrer Familie aufgewachsen ist, hat sie die Nase voll. Ihre Freund*innen sind in grossen Städten verstreut, sie ist zurückgeblieben, um die Verantwortung für Ida und die Mutter zu übernehmen. Als ihr eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt wird, öffnet sich für sie ein ganz neues Tor. Ausserdem tritt Viktor in ihr Leben. Viktor, der genau wie sie immer 22 Bahnen schwimmt, und der grosse Bruder von Ivan ist, Tildas verstorbener Freund von früher.
    Caroline Wahl hat mit Tilda eine starke Protagonistin geschaffen, die sich voller Liebe um ihre kleine Schwester kümmert und alles zusammenhält. Dabei wird das Verhältnis der zwei Schwestern, die sich immer wieder neu behaupten müssen, sehr anschaulich und berührend dargestellt. Der Autorin ist es gelungen, die verschiedenen Emotionen und Gefühle zu übermitteln und so eine schnelle Bindung zu den Figuren aufzubauen. Ihr Schreibstil ist flüssig, die Entwicklungen geschehen in realistischem Tempo und es wird ohne moralischen Zeigefinger, sondern voller Mut und Energie für die notwendigen Herausforderungen erzählt.
    Ein zarter, berührender Roman, der zahlreiche Emotionen in mir ausgelöst hat.

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  • 5 Sterne

    gagamaus, 24.04.2023

    Als Buch bewertet

    Tilda ist eine Meisterin im Jonglieren zwischen Studium, Supermarktjob und dem ganz alltäglichen Wahnsinn zuhause. Sie ist auch eine Meisterin im Verdrängen der eigenen Wünsche. Die stellt sie seit Jahren hintan, denn die Mutter ist Alkoholikerin und phasenweise nicht in der Lage sich um die jüngere Tochter Ida, den Haushalt und das Geldverdienen zu kümmern. So stemmt Tilda all dies und vergisst dabei fast, an sich selber zu denken. Nur das tägliche Schwimmen - immer 22 Bahnen - gehört ganz ihr allein. Bis sie Viktor kennenlernt, der genau die gleiche Länge schwimmt und der ebenfalls sein Päckchen zu tragen hat. Zwei gleiche Seelen finden sich. Und dann bekommt Tilda auch noch ein unablehnbares Jobangebot.

    Es gibt sie die kleinen feinen Büchlein, die einen von der ersten Seite an fesseln und die man kaum aus der Hand legen mag. Mit Geschichten so voller Klugheit und Wahrheit, so intensiv auf viel zu wenig Seiten, dass man eintaucht und nur widerwillig wieder auftauchen möchte. Genau so ein Buch ist "22 Bahnen". Unglaublich nah dran an den Protagonisten; dabei fast schmerzhaft klar und direkt aber dabei ganz ohne einen erhobenen Zeigefinger. Die Geschichte bietet viel Raum für eigene Gedanken, spricht nicht alle Gefühle aus, deutet an und lässt offen. Genau der richtige Ton, der die Leserschaft berührt ohne rührselig zu sein. Nachdenklich macht und doch einen Hoffnungsschimmer zulässt.

    Wunderbar.

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  • 5 Sterne

    Rinoa, 18.07.2023

    Als Buch bewertet

    Nachdem ich so viel Gutes über „22 Bahnen“ gehört hatte, wollte ich mir gerne selbst ein Bild machen. Und soviel vorweg: Auch von mir wird es Gutes zu hören geben!

    Der Sprachstil ist wirklich gewaltig, direkt und ungefiltert findet man sich sofort im Geschehen wieder und erfährt hautnah, wie Tilda und ihre kleine Schwester das Leben mit einer alkoholkranken und meist nur körperlich anwesenden Mutter meistern.
    Es gibt keine wörtliche Rede, doch das hat mich gar nicht weiter gestört, es passt einfach zum Rest und hat für mich dazu geführt, dass ich regelrecht in Tildas Gedanken abtauchen konnte.

    Überhaupt Tilda, sie war mir sofort sympathisch, ich habe sie bewundert und mit ihr gelitten und ein kleines bisschen habe ich mich auch mit ihr in Viktor verliebt.

    Nach und nach und beinahe beiläufig erfährt man dann auch einiges aus der Vergangenheit und es setzt sich ein erschütterndes, aber auch Hoffnung gebendes Bild zusammen.

    „22 Bahnen“ hat mich wirklich sehr berührt, teilweise zu Tränen gerührt und als es zu Ende war habe ich mich kurz etwas verloren gefühlt, plötzlich war ich wieder in der Realität angekommen, ohne Tilda, Ida und Viktor, dabei hätte ich sie doch so gerne noch länger begleitet.

    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung, ein tolles Buch, das nachwirkt!

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  • 5 Sterne

    Island, 09.07.2023

    Als Buch bewertet

    Tilda studiert sehr erfolgreich in einem MINT-Studiengang, jobbt nebenbei an einer Supermarktkasse und kümmert sich quasi allein um ihre jüngere Schwester, die gerade die Grundschule hinter sich gebracht hat. Als Ausgleich schwimmt sie regelmässig 22 oder dann auch 23 Bahnen. Die Mutter der beiden trinkt, hat Depressionen und wechselnde Liebhaber, die Väter der Mädchen sind verschwunden. Tilda kann wegen ihrer Familienverhältnisse nicht weg aus der Kleinstadt und weiss nicht, was sie machen soll, als ihr eine Promotionsstelle in Berlin angeboten wird, was ihr absoluter Traum wäre, doch sie fühlt sich vor allem für ihre Schwester verantwortlich. Dann taucht auch noch Viktor auf, mit dessen jüngeren Bruder Tilda befreundet war, bis dieser bei einem Unfall starb und auch diese Vergangenheit holt Tilda wieder ein.

    Der Roman ist keine leichte Kost, aber ich finde ihn sehr wertvoll, weil er zeigt, wie das soziokulturelle Milieu Heranwachsende beeinflusst und ihr Leben regelrecht bestimmt. Tilda und Ida sind mir beim Lesen sehr ans Herz gewachsen und es ist bewundernswert, wie sie das Beste aus allem machen. Der nüchterne, schnörkellose Erzählstil, der dennoch viel Symbolsprache enthält und gut verständlich ist, hat mir ebenfalls sehr gut gefallen und ich empfehle das Buch gerne weiter.

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