Auch wenn man Einwegplastikflaschen recyclen kann, benötigt man dafür sehr viel Energie. Wasser trinkt die ganze Familie daher besser aus dem Hahn.
Plastik vermeiden hilft, den Planeten zu retten! Und das geht schon mit kleinen Veränderungen im Alltag
Wir alle sind von Plastik umgeben. Egal ob beim Einkaufen, zu Hause oder im Büro: überall treffen wir auf Plastik. In Deutschland werden jedes Jahr über 12 Millionen Tonnen Plastik produziert, was einem Gegengewicht von rund 20 Millionen Milchkühen entspricht. Der grösste Teil der Plastikproduktion wird für Verpackungen verwendet. Das wäre nicht so, wenn Plastik gegenüber anderen Materialien nicht diverse Vorteile hätte: So ist es preiswert in der Herstellung, leicht an Gewicht und vielseitig formbar. Leider hat Plastik einen entscheidenden Nachteil: es lässt sich schwer abbauen und aus der Umwelt entfernen.
Bis vor kurzem ging man sogar davon aus, dass Plastik überhaupt nicht abbaubar sei, sondern durch Wind und Wellen langsam zu Mikroteilchen zermahlen werden müsse. Mittlerweile weiss man, dass Plastik durch Sonneneinstrahlung in wasserlösliche Verbindungen zerlegt werden kann, und dass dieser Prozess auch vergleichsweise schnell abläuft. Trotzdem ist die schiere Masse an Plastik ein grosses Problem für die Umwelt. Insbesondere in Regionen in der Welt, wo es noch keine nennenswerte Recyclingwirtschaft gibt.
Recycling ist gut aber teuer
In hochentwickelten Ländern wird Plastik dagegen in grossen Teilen recycelt. In Deutschland werden sogar über 99% der gesammelten Plastikabfälle wiederverwertet. Knapp die Hälfte wird zu neuen Werkstoffen verarbeitet, die dann erneut in den Warenkreislauf eingespeist werden können. 53% werden energetisch genutzt, d.h. der Plastikabfall wird verbrannt und die dabei entstehende Wärme wird zum Heizen und zur Stromerzeugung genutzt. Allerdings ist das Sammeln, Sortieren und Wiederverwerten von Plastik aufwendig und verbraucht seinerseits viel Energie. Das macht recyceltes Plastik am Ende kaum billiger als neu produziertes. Zudem liefert neues Plastik genau die Qualität, die sich Industrie und Handel wünschen. Somit ist der Anreiz, auf neu hergestelltes Plastik zu verzichten, begrenzt.
Plastik vermeiden bzw. sinnvoll reduzieren
Wir können und wollen auf Plastik nicht verzichten, aber wir wünschen uns eine deutliche Reduktion von Plastik im Alltag. Dass das möglich ist, zeigt uns ein kurzer Vergleich: Im Jahre 1950 wurden auf der ganzen Welt 1,5 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert, heute sind es rund 400 Millionen Tonnen. Das bedeutet, die Plastikproduktion ist fast hundert Mal schneller gewachsen als die Weltbevölkerung. Hier sollte es doch Mittel und Wege geben, den Plastikeinsatz auf ein vernünftiges Mass zurückzuführen.
Doch wie können wir das praktisch anstellen und Plastik vermeiden? Sollen wir mit Einweggläsern zum Supermarkt gehen und uns Lebensmittel und Haushaltsprodukte dort abfüllen lassen? Das wird derzeit noch eher schwierig werden. Daher geben wir Ihnen im Folgenden 10 alltagstaugliche Tipps, wie Sie sinnvoll Plastik vermeiden können.
Plastik vermeiden - 10 Tipps für Ihren Alltag
Da rund 40% der weltweiten Plastikmenge in die Herstellung von Verpackungen fliesst, ist hier auch der grösstmögliche Einspareffekt zu erwarten.
1. Leitungswasser statt Einwegflaschen
Ganz weit vorne beim Einsparpotential liegen die Einwegplastikflaschen. Auch wenn man sie recyclen kann, benötigt man dafür sehr viel Energie. Am besten man füllt sich das Wasser direkt aus dem Hahn ab. Die Wasserqualität ist fast überall in Deutschland hervorragend und mit einem durchschnittlichen Literpreis von 0,2 Cent zudem rund hundertmal billiger als das günstigste Einwegwasser. Wer gerne Wasser mit Kohlensäure trinkt, kann mit einem Wassersprudler daheim für den nötigen Perleffekt sorgen.
2. Mehrwegbecher
Ähnlich verhält es sich mit der „Coffee to go“-Mode. Wer sich jedes Mal einen neuen Becher geben lässt, hat am Ende eines Monats einen ganzen Sack voll Plastikmüll produziert. Viel wirtschaftlicher und umweltverträglicher sind Mehrwegbecher, die man heute fast überall mitbringen und abfüllen lassen kann.
Plastik vermeiden lässt sich ganz einfach mit eigenen Thermobechern - die darf man heute fast überall mitbringen und füllen lassen
3. Loses Obst & Gemüse kaufen
Kaufen Sie wenn möglich Obst und Gemüse lose und sorgen Sie sich nicht um etwaige Verunreinigungen. Schliesslich haben Früchte und Gemüse ihre eigene Schutzhülle in Form der Schale. Da Sie Äpfel, Birnen, Paprika & Co. zu Hause sowieso abwaschen werden, entfällt die Notwendigkeit einer zusätzlichen Plastikverpackung. Nehmen Sie zum Einkaufen stattdessen lieber ein klassisches wiederverwendbares Obstnetz aus Bio-Baumwolle.
4. Stoffbeutel im Dauereinsatz
Dass Plastiktüten die Umwelt belasten, ist schon länger bekannt. Weniger bekannt ist dagegen, dass auch alternative Verpackungsmaterialien wie z.B. Papier umweltschädlich sind. Was den Ressourcenverbrauch anbetrifft, schneidet die Papiertüte sogar schlechter ab als ihre Plastikschwester. Man müsste eine Papiertüte mindestes sieben Mal verwenden, um ihre gegenüber der Plastiktüte schlechtere Ökobilanz auszugleichen. Stattdessen sind Stoffbeutel, die man in Handtasche, Rucksack oder Kofferraum bereithalten kann, eine ökologisch sinnvolle Alternative. Vorausgesetzt allerdings, die Beutel sind aus Bio-Baumwolle, -Hanf oder -Leinen und kommen wenigstens hundertmal zum Einsatz. Wer dagegen ständig neue Baumwolltaschen kauft und diese dann zu Hause hortet, erzielt leider genau den gegenteiligen Effekt.
5. Die gute alte Brotdose
Ob Pausenbrot oder Asia-Snack: mit der Brotdose können Sie alles plastikfrei einpacken und sicher und hygienisch mitnehmen. Damit vermeiden Sie den Einsatz von Frischhaltefolie oder Plastikschalen und schützen so die Umwelt. Die Brotdose sollte selbstverständlich nicht aus Plastik, sondern entweder aus Edelstahl, Glas oder Holz sein.
Stofftaschen, Obst- und Gemüsenetze, Brotdosen, verschliessbare Gläser und Co. sind langlebige Alternativen zu Plastik - allerdings muss man sie auch tatsächlich dauerhaft nutzen, damit die Ökobilanz stimmt
6. Weniger Plastikkleidung
Immer mehr Sport- und Alltagskleidung besteht aus Plastik. Mittlerweile sind 60% aller Kleidungsstücke weltweit aus erdölbasiertem Polyester gefertigt. Das geschieht aus gutem Grund, denn Kunstfasern sind billig, wasserabweisend, leicht, einfach zu reinigen und zu trocknen. Sie haben aber einen grossen Nachteil: Bei jedem Waschgang werden aus ihnen tausende von Plastikpartikeln herausgelöst und gelangen so in unsere Gewässer. Kleidungstücke mit rauer Oberfläche wie z.B. Fleece-Pullover verlieren bei jeder Wäsche besonders viel Mikroplastik. Tragen Sie stattdessen mehr Kleidung aus Bio-Baumwolle oder nachhaltiger Wolle. Diese Stücke sind zwar teurer in der Anschaffung, haben aber eine deutlich längere Lebensdauer, hohen Tragekomfort und nicht zuletzt eine sehr hochwertige Ästhetik.
7. Natürliche Hautpflege und Kosmetik
Gleichgültig ob Luxus- oder Discountartikel, in den meisten Pflege- und Kosmetikprodukten kommt reichlich Mikroplastik (Polyethylene) zum Einsatz. Es dient dort als Weichmacher, Bindemittel oder im Falle von Peelings auch als Schleifmittel. Nutzen Sie stattdessen lieber Naturkosmetikprodukte, die ganz ohne Plastik auskommen.
8. Alleskönner Schmierseife
Statt zahlreiche plastikverpackte Reinigungsmittel zu kaufen, vertrauen Sie auf den Alleskönner Schmierseife. Ob Bad, Boden, Küchenplatten, Wäsche oder Geschirr: mit Schmierseife bekommen Sie alles sauber. Schmierseife gibt es in jedem Drogeriemarkt oder Sie können sie mit ein bisschen Übung auch selbst herstellen.
9. Plastikmüll sammeln
Jeder von uns kann einen kleinen Beitrag leisten, in dem er Plastikmüll aufsammelt und entsorgt. Dazu muss man nicht an öffentlichkeitswirksamen Müllsammel-Events teilnehmen, sondern einfach die eine oder andere am Wegesrand zurückgelassene Plastikverpackung einsacken. Jedes Stück zählt, und wenn einer vorangeht werden andere seinem Beispiel folgen.
10. Plastikgegenstände lange nutzen
Der wichtigste Tipp von allen: Verwenden Sie Plastikgegenstände so lange wie möglich oder verschenken Sie sie weiter. Es wäre kontraproduktiv, sich von allem Plastik im Haushalt befreien zu wollen und alles auf den Recyclinghof zu bringen. Jeder Gegenstand hat seinen Wert und Nutzen. Wenn sie beispielsweise Ihre Plastikgartenstühle loswerden wollen, dann überlegen sie kurz, wer sie stattdessen noch gebrauchen könnte. Vielleicht freut sich ja der lokale Fussballverein über zusätzliche Sitzgelegenheiten.