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  • Als Buch bewertet

    „22 Bahnen“ bietet eine echte Achterbahn der Gefühle: Die Alltagsszenen aus Tildas Familienleben mit der alkoholkranken Mutter und der verletzlichen kleinen Schwester sind teilweise hart und schonungslos erzählt, doch dabei immer auch berührend. Andererseits verzaubern die zarten Momente der Annäherung zwischen Tilda und dem undurchsichtigen Viktor. Über allem liegt jedoch der Schatten zweier tragischer Familiengeschichten. Ein ganz aussergewöhnliches Buch – unbedingt zu empfehlen!

    Yvonne
  • 5 Sterne

    22 von 31 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mimitati, 29.05.2023

    Als Buch bewertet

    Tilda hat kein leichtes Leben, denn neben dem Mathestudium und einem Nebenjob an einer Supermarktkasse muss sie sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern, weil ihre alkoholkranke Mutter dazu nicht in der Lage ist und selbst Hilfe benötigt. Ihr einziger Lichtblick ist dabei das abendliche Schwimmen im Freibad der Kleinstadt, wo sie regelmässig ihre 22 Bahnen zieht. Eines Tages taucht Viktor auf und mit ihm Erinnerungen an eine unbeschwerte Zeit, die tragisch endete.

    „Ich bin traurig und glücklich und weiss nicht, ob ich mehr traurig als glücklich oder mehr glücklich als traurig bin. Aber das kann ich auch nicht wissen, weil die beiden Gefühle sich in einem schönen, schmerzhaften und hochprozentigen Cocktail mischen und meinen ganzen Körper ausfüllen.“ (Seite 117)

    Dieses Buch hat mich überrascht, denn nach den ersten Seiten war mir gar nicht so richtig klar, worauf die Geschichte hinausläuft. Natürlich geht es um Liebe, aber auch um Trauer, Verantwortung, das Erwachsenwerden und Freiheit. Tilda hat ihr Päckchen zu tragen, aber im Vergleich dazu hat Viktor ein ganzes Paketlager. Diese zwei jungen Menschen, die sich anziehen und abstossen, wie ein sich um sich selbst drehender Magnet, haben erst langsam, dann aber gänzlich mein Herz erobert. Besonders Tilda, die hin und her gerissen ist zwischen Verantwortung und der unbändigen Lust auf die Erfüllung eigener Wünsche, die sie hintangestellt hat, hat es mir angetan. Ich hätte sie oft gerne in den Arm genommen und ihr versichert, dass alles gut wird. So funktioniert Leben aber leider nicht.

    Ein grossartiger Roman, mal laut und mal leise, mal lustig, mal traurig, melancholisch und still. Nach einem holprigen Anfang wurde ich in die Geschichte hineingezogen und es war, als ob die Autorin sich freischreibt, wie Tilda beim schwimmen, es wurde besser und besser und ich legte das Buch nicht mehr weg bis ich wusste, wie es ausgeht. Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

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  • 4 Sterne

    16 von 27 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    coffee2go, 18.04.2023

    Als Buch bewertet

    loslassen

    Der Roman beginnt mit einer düsteren, traurigen Grundstimmung. Die beiden Schwestern Tilda und Ida kämpfen sich durch ihr Leben, das aus Armut, einem abwesenden Vater und einer alkoholabhängigen, depressiven Mutter besteht. Zwischendurch erkennt man einzelne Lichtblicke, wie die Routine im Schwimmbad Bahnen zu ziehen. Tilda arbeitet an einer Supermarktkassa um das Haushaltsbudget aufzubessern und kümmert sich so gut sie kann um ihre Schwester, Zeit ihre Jugend auszuleben oder Freundschaften zu bilden bleibt ihr kaum und dennoch wirkt sie hoffnungsvoll und optimistisch. Durch eine einmalige Chance, für die sie nach Berlin ziehen müsste und zeitgleich auch ihre Liebe zu Viktor beginnt Tilda ihr Leben zu überdenken, gemeinsam mit Ida neu zu sortieren und plötzlich wird auch Ida erwachsener, selbstständiger und möchte ihrer Schwester, die so viel für sie geopfert hat, ein neues Leben in Freiheit und nach ihren Möglichkeiten erlauben. Tilda ist hin- und hergerissen, ob sie ihre Schwester und Mutter alleine lassen kann, ob sie es schafft, die Verantwortung abzugeben und sich für die neue Freiheit zu entscheiden, für die Liebe zu entscheiden. Es fällt beiden Schwestern nicht leicht. Diese innere Zerrissenheit ist auch für die Leser*innen sehr gut spürbar und in gewisser Weise auch nachvollziehbar. Diese Szenen haben mir persönlich am besten gefallen. Am Ende ging mir dann alles doch ein wenig zu schnell und zu glatt, hier hätte ich mir, passend zur Vorgeschichte, noch mehr Wehmut, Unsicherheit, Überlegungen gewünscht.

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  • 5 Sterne

    5 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jule, 15.07.2023

    Als Buch bewertet

    Authentisch und echt

    "Wenn wir am See waren, hatten Ivan und ich immer was zum Lesen dabei, er sogar einen Bleistift, mit dem er sich Passagen anstrich."

    Dieser Satz hat mich, wie so viele andere Passagen in diesem Roman, daran erinnert, wie Lebensnah die gesamte Geschichte ist. Denn genau in dem Moment sass ich auch mit einem Bleistift in der Hand da und habe mir Passagen unterstrichen.

    "22 Bahnen" ist ein Debütroman der nahegeht. Er ist realistisch, echt und ungeschönt. Ich habe die Geschichte von Tilda und Ida verschlungen und mir kaum eine Pause erlaubt.
    Caroline Wahls Schreibstil ist, für mich, einzigartig, denn ich habe noch keinen Roman gelesen, der so geschrieben wurde. Dadurch, dass man alles aus der Sicht von Tilda erlebt, ist man sehr nahe an ihren Gefühlen und Emotionen. Man spürt die Verbundenheit zu ihrer Schwester und ihren Zusammenhalt. Man spürt welch eine besondere Verbindung sie haben.
    Ich finde sie bewundernswert.

    Eigentlich habe ich keine Worte dafür wie herausragend ich diesen Roman finde. Es harmoniert alles, vom Cover bis zum Ende.
    Dieser Roman hat eine Kraft, die man sich zu Beginn nicht vorstellen kann, die aber ziemlich schnell deutlich wird. Man muss sich auf die Geschichte einlassen, dann erlebt man etwas wundervolles.
    "22 Bahnen" zeigt, dass man die Hoffnung nicht aufgeben darf und irgendwo immer Glück zu finden ist, auch wenn es nicht so scheint.

    Bevor ich hier ende gibt es noch eine Passage, die ich unterstrichen habe und die ich hier erwähnen möchte, denn mir bedeutet dieser Dialog viel, da er Zeigt, dass ein Abschied kein Abschied sein muss.

    "- Ist das ein Abschied?
    - Nein, das Gegenteil.
    - Ankunft?"

    Ich schwimme jetzt erstmal 22 Bahnen. Oder 23. Und werde dabei weiter über diesen wundervollen Roman nachdenken.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mops, 16.05.2023

    Als Buch bewertet

    22 leseintensive Bahnen, aber auch 22 offene Fragen am Ende

    Ich bin schwer begeistert von diesem Debütroman und mochte das Buch die letzten Tage kaum aus der Hand legen. Der Autorin ist hier wirklich eine sehr tiefgründige Geschichte über Familien, Sucht, Schuld und Hoffnung gelungen.

    Schon die ersten Seite mit der Kassen-Szene hat mich in ihren Bann gezogen. Das lag zum einen am flüssigen Schreibstil, der nicht zu schwer, aber auch nicht zu schwer war. Und zum anderen an den tollen Protagonisten, mit denen man die ganze Zeit mitfühlt und mitleidet. Natürlich ist die Geschichte keine rosa-rote Happy-End-Geschichte, dafür ist das Thema Sucht und Missbrauch in der Familie ja auch nicht gemacht. Aber gerade weil die Autorin das alles so plastisch erzählt, lässt es einen nicht kalt.

    Nur das Ende hat mich frustriert zurückgelassen. Es waren so viele Fragen offen: Bekommt Tilda die Promotionsstelle? Warum nimmt sie Ida nicht einfach mit nach Berlin? Ändert sich die Mutter? Wie geht es mit Viktor weiter? Für mich endete das Buch einfach abrubt. Das fande ich schade. Da entwickelten sich gerade mehrere zarte Pflänzchen: die Liebe, Idas Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit, die berufliche Zukunft von Tilda und dann hört einfach das Buch auf ohne das alles zu einem Abschluss zu bringen. Ich hätte mir da noch 50 Seiten mehr gewünscht.

    Dennoch für mich ein Highlight-Buch.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    CanYouSeeMe, 18.04.2023

    Als eBook bewertet

    22 Bahnen von Caroline Wahl ist in der Hörbuchfassung von Carolin Haupt gesprochen. Ich höre Hörbücher meist in einer schnelleren Geschwindigkeit, bei diesem Buch beinahe in doppelter Geschwindigkeit. Mir sind Hörbücher meist zu langsam eingesprochen. Die Stimme der Sprecherin kann ich daher nur bedingt einschätzen, aber auch bei höherer Geschwindigkeit war diese noch sehr angenehm zu hören. Betonungen kamen gut heraus und haben den Inhalt unterstützt.
    Dieses Buch ist das Debut von Autorin Caroline Wahl - ein wirklich gelungenes! Nicht nur das Cover ist wunderschön gestaltet, auch der Inhalt konnte mich begeistern.
    Tilda als Protagonistin ist mir auf Anhieb sympathisch gewesen. Die Charakterdarstellungen sind allesamt gelungen: authentisch, facettenreich und nicht zu oberflächlich gezeichnet. Von allen Personen konnte ich mir ein gutes Bild machen. Das Leben mit einer akloholabhängigen Mutter, einer kleinen Schwester, um die sich gesorgt wird und einer eigenen ungewissen Zukunftsperspektive wurde hier sehr präzise, emotional und fesselnd dargestellt. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Situation, den eigenen Wünschen für die Zukunft und gleichermassen die erlebte Last der Verantwortung finden in diesem Buch einen angemessenen Platz. Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen, es gab keine Längen und ich wollte immer wissen, wie es weiter geht.
    Dieses Buch ist definitiv eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr!

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfreundin, 17.07.2023

    Als Buch bewertet

    Tildas Leben ist strikt durchgetaktet, damit sie alles unter einen Hut bekommt. Zum einen studiert sie Mathematik, dann jobbt sie noch an der Supermarktkasse und schliesslich kümmert sie sich liebevoll um ihre kleine Schwester Ida. Ihre alkoholkranke Mutter ist ihr dabei keine Stütze - ganz im Gegenteil braucht auch sie häufiger Tildas Hilfe. Dann bekommt sie die Chance für die Promotion nach Berlin zu gehen, aber kann sie ihre Familie wirklich allein zurücklassen?

    Zum Ausgleich für ihren Stress schwimmt Tilda so oft wie möglich 22 Bahnen. Eines Tages trifft sie dabei auf Victor, dem älteren Bruder eines verstorbenen Freundes. Auch er schwimmt immer seine 22 Bahnen und Tilda muss auch hier lernen mit der Vergangenheit umzugehen.

    Carolin Wahl legt mit „22 Bahnen“ ein tolles Debüt um eine starke Frau vor, die sich schon in jungen Jahren sehr um ihre Familie kümmern muss und dabei fast ihr eigenes Leben aus den Augen verliert. Der Roman zeigt recht gut, dass man sich auch in jungen Jahren sehr verantwortungsvoll und liebevoll um seine Familie kümmern kann, auch wenn es nicht immer leicht ist. Tilda ist ein gutes Beispiel dafür, das man auch trotz schwierigen „Startbedingungen“ trotzdem seinen eigenen Weg in ein glückliches und besseres Leben finden kann. Besonders gut gefallen, hat mir das liebevolle Verhältnis zwischen den beiden Schwestern, die aufgrund ihrer schwerer Kindheit ein besonders inniges Band zueinander haben.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 01.07.2023

    Als Buch bewertet

    Beeindruckendes Debut

    Die in Mainz geborene und heute in Rostock lebende Autorin hat mit 28 Jahren ein erstaunliches Debut hingelegt.
    Dass Caroline Wahl hier eine fiktive Geschichte erzählt und nicht ihre eigene, betont sie mit der vorangestellten Widmung : „ Für meine Mama, die immer da ist.“
    Das Leben der Ich- Erzählerin Tilda ist streng durchstrukturiert; es hat so gar nichts von einem lockeren Studentenleben. Während ihre Schulkameraden und Freunde nach dem Abitur die kleine Heimatstadt verlassen haben, um in coolen Grossstädten wie Berlin oder Amsterdam zu studieren oder irgendwelchen Jobs nachzugehen, ist Tilda geblieben. Denn sie kann ihre jüngere Schwester, die 10jährige Ida nicht allein lassen mit der alkoholkranken Mutter. Nie weiss Tilda, was sie abends daheim erwartet. Liegt die Mutter völlig apathisch und betrunken auf dem Sofa oder ist sie mal wieder wegen einer Kleinigkeit ausgerastet und hat Ida grün und blau geschlagen? Dann gibt es die nächsten Abende verbrannte Spiegeleier als Wiedergutmachung.
    Nachdem Tildas Vater vor Jahren die Familie verlassen hat, begann der Absturz der Mutter. Um Ida hat sich von Anfang an die grosse Schwester gekümmert.
    Das heisst nun, dass Tilda neben ihrem Mathematikstudium noch einen Job an der Supermarktkasse hat, um den Unterhalt für die Familie zu verdienen. Kraft gibt ihr der tägliche Besuch im Schwimmbad. Hier schwimmt Tilda ihre 22 Bahnen, bevor sie heimkehrt in das traurigste Haus in der Fröhlichstrasse.
    Da kommt eines Tages ihr Professor mit dem verlockenden Angebot für eine Promotionsstelle in Berlin. Das stellt die junge Frau vor eine schwere Entscheidung. Hier endlich die Aussicht auf ein selbstbestimmtes Leben, da die Verantwortung für die jüngere Schwester.
    Für zusätzliche emotionale Verwirrung sorgt Viktor, der genau wie Tilda seine abendlichen Bahnen schwimmt. Auch er ist eine verletzte Seele, denn er hat eine familiäre Katastrophe hinter sich. Die beiden kommen sich zögerlich näher, auch weil Tilda früher mit Viktors jüngerem Bruder befreundet war.

    Caroline Wahl zieht einem von Anfang an in Bann mit ihrer Geschichte. Das liegt zum einen an der Hauptfigur, die lebensecht und sympathisch wirkt. Es ist rührend, wie fürsorglich sich Tilda um ihre Schwester kümmert, dafür sorgt, dass das Mädchen pünktlich in die Schule kommt und was Anständiges zum Essen hat. Aber sie sorgt sich genauso um deren seelisches Wohlbefinden, tröstet und stärkt sie. Ida ist introvertiert, sie geht z.B. nur an Regentagen mit ins Schwimmbad, weil sie den Kontakt mit fremden Menschen scheut. Ihre Emotionen verarbeitet sie beim Malen von phantasievollen und ausdrucksstarken Bildern.
    Ein immer wiederkehrendes Motiv im Roman ist ein Spiel, das Tilda an der Supermarktkasse mit sich selbst spielt: Sie versucht den Typ Mensch zu erraten, der hier einkauft und zwar nur anhand der Waren auf dem Band. Meistens liegt sie hier ganz richtig. Und wenn dann später einige Produkte der Gut&Günstig- Varianten durch den Scanner gezogen werden, weiss der Leser, dass Tilda nun den eigenen Einkauf tätigt.
    Es mag irritieren, dass die Autorin die meisten Zahlen nicht ausschreibt, sondern als Ziffern stehen lässt. Doch das passt zur Protagonistin, die als Mathematikerin Struktur und Halt in Zahlen findet. Den braucht sie, denn das Zusammenleben mit einem alkoholkranken Menschen ist unberechenbar, wie Carolin Wahl eindrucksvoll darstellt.
    Eine grosse Stärke des Romans liegt auch in den Dialogen, die knapp, aber lebendig, z.T. ironisch und sehr jugendlich daherkommen. Dabei bringen sie Tempo in den Text, denn oft werden sie wie bei einem Theaterstück nur mit Namen und Doppelpunkt eingeführt .
    Am Bild der „ Abendbrottisch-Familie“ bringt die Autorin treffend den Unterschied zwischen Tildas Zuhause und dem einer „ normalen Familie“ auf den Punkt. Bei einer Freundin erlebt Tilda während ihrer Schulzeit, was ein harmonisches Familienleben ausmacht: gemeinsames Essen mit verschiedenen leckeren und gesunden Beilagen und anregenden Gesprächen.
    Solche Bilder und Sätze, die bleiben, finden sich einige im Buch.
    Grosse Kunst ist es, dass der Roman trotz der Schwere des Themas seine Leichtigkeit behält. Mit viel Emotionen, grossem Interesse und voller Spannung habe ich Tilda während diesem entscheidenden Sommer begleitet.
    Es ist eine typische Coming-of-Age-Geschichte, denn nicht nur Tilda, sondern auch Ida macht eine entscheidende Entwicklung durch. Doch es ist kein Roman, der nur jugendliche Leser anspricht, überhaupt nicht.
    „ 22 Bahnen“ ist das feinfühlig gezeichnete Porträt einer starken jungen Frau und die anrührende Geschichte einer liebevollen Schwestern- Beziehung. Ein vielversprechendes Debut von einer Autorin, auf deren weitere Bücher ich mich freue.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marita R., 13.06.2023

    Als Buch bewertet

    eins meiner Jahreshighlights
    "22 Bahnen " von Caroline Wahl ist ein Buch das man dieses Jahr gelesen haben sollte, denn es ist ein Buch das trotz seiner wenigen Seiten doch so viel aussagt, das berührt und nachdenklich macht, alles Attribute, die für mich ein gutes Buch ausmachen.

    Tilda, die Protagonistin dieses Buches ist 19, Mathestudentin und Tochter einer alkoholkranken Mutter. Sie hat eine Schwester, die wesentlich jünger ist als sie und für die sie sich aufgrund der Familiensituation verantwortlich fühlt, da die Mutter ihrer Rolle nicht nachkommt. Neben ihrem Studium arbeitet sie noch im Supermarkt an der Kasse, um ihr Studium zu finanzieren und das Familienbuget aufzubessern. Um ihren Stress abzubauen, schwimmt sie jeden Tag im heimischen Schwimmbad 22 Bahnen und dort lernt sie auch Viktor kennen , eine verwandte Seele?

    Die ganze Zeit während des Lesens ging mir durch den Kopf, da läuft etwas ganz gewaltig schief, diese Verantwortung darf ein so junger Mensch nicht tragen müssen.Wo ist der Vater, der, auch wenn er eine neue Familie hat, sich seiner Verantwortung nicht entziehen darf? Es kann nicht sein, das Tilda ihre eigenen Bedürfnisse und Pläne für die Zukunft von dem Befinden ihrer Mutter anhängig macht.Warum sind die Kinder mit der Mutter so duldsam, warum setzen sie ihr nicht irgendwelche Grenzen, vor allem nach ihrem Selbstmordversuch? Ist das Co- Alkoholismus ? Erlauben sie ihrer Mutter damit einfach so weiter zu machen ? Aber was passiert, wenn das Jugendamt seine Finger im Spiel hat, davor hat Tilda ja Angst, dass ihre Schwester dann in die Obhut des Jugendamtes kommt.Also will sie Ida vorbereiten auf das Leben mit der Mutter, damit sie allein klar kommt, wenn sie, Tilda, nicht mehr da ist. Das sind einfach Gedanken und Bürden, die ein Mensch in diesem Alter nicht haben sollte und doch denke ich, dass Tilda und Ida leider keine Einzelfälle sind.

    Die Begegnung mit Viktor spielt sicher eine Rolle für Tilda, weil er es selbst nicht leicht im Leben hatte und er dadurch eine verwandte Seele ist und ihre Situation besser verstehen kann als manch anderer, doch als richtige Liebesgeschichte würde ich dieses Buch auch nicht bezeichnen, dafür stehen zu viele andere Sachen im Fokus . Was ich sehr gut fand war auch, dass in dem Buch erwähnt wurde, dass Alkoholismus nicht unbedingt ein Problem der unteren Gesellschaftschicht ist. Beide Elternteile von Tilda und Ida sind Akademiker , gut, dass dieses Klischee, was immer noch vorherrscht, ausgeräumt wurde.

    Das Schicksal dieser beiden Mädchen lesen zu müssen hat bei mir viele Emotionen hervorgerufen, Wut und Trauer, aber auch Stolz auf die beiden, die ihr Schicksal so beherzt in die Hand nehmen und es meistern.
    Caroline Wahl versteht es ausgezeichnet dem Leser die Situation der beiden Mädchen zu vermitteln, ohne zu sehr zu dramtisieren. Allein die Schilderung des Alltags der beiden reicht, um sich vorstellen zu können, wie schwierig eine solche Jugend ist. Sie tut dies sehr empathisch und wie ich finde, immer mit einer grossen Portion Respekt vor den agierenden Personen.

    Für mich ist dieses Buch ein grosser Wurf und ich hoffe noch ganz viel von dieser begabten Autorin lesen zu dürfen.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Claudia S., 18.04.2023

    Als Buch bewertet

    Wunderbar geschrieben

    Tilda hat sich längst damit abgefunden, dass ihre Mutter Alkoholikerin ist. Sie ist diejenige, die sich darum kümmert, dass der Anschein von Familie gewahrt wird. Sie ist es, die ihre kleine Schwester Ida liebevoll grosszieht. Sie ist es, die arbeiten geht, neben dem Studium. Freunde sind keine mehr da – sie sind alle in die Grossstädte gezogen, um zu studieren. Ihre eigenen Wünsche hat Tilda weit nach hinten gedrängt. Auch ihre Ängste und Sorgen hat sie tief vergraben. Doch dann bekommt sie eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt. Wie soll sie sich entscheiden? Oder hat sie überhaupt eine Wahl?

    Tilda wirkt anfangs recht schräg, wie sie an der Supermarktkasse die Kunden erst ansieht, wenn sie die Artikel gescannt und geraten hat, zu wem sie gehören. Doch nach und nach erfährt man, was sie in ihrem jungen Leben bereits mitgemacht hat, wie allein und verloren sie ist, wie viel Verantwortung sie auf ihren schmalen Schultern trägt. Nur das Schwimmen hat sie neben ihrem Job und der Sorge um Mutter und kleiner Schwester. Diese geht nur bei schlechtem Wetter schwimmen, redet kaum, malt viel (und sehr gut). Man kann nicht umhin, Ida und Tilda schnell ins Herz zu schliessen, die Mutter zu hassen und alle Menschen in ihrem Umfeld anschreien zu wollen, warum sie die Augen verschliessen und nicht helfend eingreifen.

    Man gerät schnell in den Sog von Tildas Geschichte, die sie in der Ich-Form erzählt, auf eine ganz spezielle, distanzierte Art. Genau das geht tief ins Herz und unter die Haut. Nach und nach versteht man Tilda immer besser und kann nicht umhin, sie für ihre Stärke zu bewundern und zu erkennen, warum sie so anders ist. Caroline Wahl hat einige weitere gewichtige Themen mit in diese Geschichte gewebt, ohne sie zu überladen und ohne vom Kern abzuschweifen. Dennoch bleibt vieles ungesagt. Gerade das gefällt mir sehr gut, denn zwischen den Zeilen lesen ist hier sehr wichtig.

    Auch als die Dinge in Schräglage geraten, bleibt alles sehr realistisch. Die Autorin dramatisiert nicht, sondern lässt einfach geschehen. Tilda und Ida stützen sich so wunderbar gegenseitig, lassen dem anderen dennoch genug Freiraum und auch ein paar Schwächen. Sie sind für ihr Alter viel zu erwachsen, doch genau so werden Kinder eben, wenn sie unter solch extremen Bedingungen zu überleben versuchen.

    Mir gefällt, dass die Autorin nicht auf die Tränendrüse drückt. Von mir aus hätte Tilda noch ewig weiter erzählen dürfen. Das Ende hätte ruhig noch viel weiter weg sein dürfen, doch gerade die Kürze sorgt dafür, dass man einen regelrechten Abschiedsschmerz spürt. Das Buch geht tief unter die Haut und nicht mehr aus dem Kopf. Das schaffen nicht viele!

    Solche Bücher gibt es viel zu wenig! Ich hoffe, Caroline Wahl lässt es nicht bei diesem einen, wunderbaren Werk bleiben und liefert noch viele weitere nach. Dieses Buch ist mein bisheriges Jahreshighlight und ich bezweifle, dass es diesen Rang zeitnah verliert. Carolin Haupt hat einen grossartigen Job gemacht und nicht unwesentlich Anteil an meiner Begeisterung. Ich gebe fünf Sterne!

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  • 5 Sterne

    pw, 04.01.2024

    Als Buch bewertet

    Trotz schwieriger Gesamtsituation kein Trübsinn, sondern Spannung

    Ich bin beeindruckt und begeistert von diesem Buch. Ich empfinde es als etwas Besonderes und weiss schon jetzt, dass es zu meinen Lesehighlights im gerade begonnenen Jahr 2024 gehören wird.

    Eigentlich ist die gesamte Situation, in der sich Tilda und ihre kleine Schwester Ida befinden – mit ihrer alkoholkranken Mutter – ziemlich bedrückend. Dennoch habe ich das Buch keineswegs als traurig oder trübsinnig empfunden.

    Schon den Anfang finde ich stark. Da wird ein Spiel beschrieben, welches Tilda bei ihrem stupiden Job an der Supermarkt-Kasse immer spielt: Sie schaut nur auf die Waren, die jemand kauft und versucht zu erraten, was das für eine Person ist, ob männlich oder weiblich, wie alt, wie sie aussieht usw. Dieses Spiel zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Roman.

    Überhaupt hat Tilda eine Menge Routinen, wie z. B. die 22 Bahnen, die sie im Freibad immer schwimmt. Nur durch diese Routinen (auch das Spiel am Kassenband) kann sie ihren verantwortungsvollen Alltag meistern. Schnell wird klar, dass die Bürde, die sie trägt, eigentlich viel zu schwer für sie ist.

    Ich frage mich die ganze Zeit, wie sie das alles schafft, denn eigentlich studiert sie Mathematik und das sogar sehr erfolgreich, denn sie bekommt eine Promotionsstelle angeboten. Allerdings in Berlin, so dass sie Angst hat, was dann aus ihrer kleinen Schwester Ida wird, wenn sie sie mit der alkoholkranken Mutter allein zurücklässt.

    Aber Tilda beklagt sich nie, sondern sucht immer nach Lösungen. Das macht sie mir besonders sympathisch.

    Auch die kleine Ida muss man einfach lieb haben. Sie ist für eine Zehnjährige schon sehr weit. Es bleibt auch ihr ja nichts anderes übrig. Ida ist eher künstlerisch veranlagt und introvertiert. Sie zeichnet gerne und geht nur ins Schwimmbad mit Tilda mit, wenn es regnet, damit nicht so viele andere Leute da sind.

    Besonders gut gefällt mir die Interaktion zwischen Tilda und Ida. Tilda ist niemals mit Ida böse und „befiehlt“ auch nichts, sondern macht Vorschläge. Besser könnte eine „funktionierende“ Mutter auch nicht handeln.

    Auch die anderen Personen, wie z. B. Viktor, aber auch Nebenfiguren, wie Ursula, die ältere Dame im Schwimmbad, werden durch den anschaulichen Schreibstil der Autoren gefühlt real. Die Mutter von Tilda und Ida macht mich zum Teil wütend, aber manchmal tut sie mir auch leid.

    Die Geschichte ist sehr spannend. Ich konnte mich kaum davon lösen und habe sie fast in einem Rutsch durchgelesen.

    Fazit: Ein absolut fesselnder und stimmiger Roman, trotz der zum Teil traurigen Zustände keineswegs düster. Manche Passagen haben mich sogar schmunzeln lassen.

    Klare Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Larischen, 06.04.2023

    Als Buch bewertet

    Tilda hat einen vollen Alltag: neben ihrem Mathestudium und dem Nebenjob an der Supermarktkasse, kümmert sie sich um ihre kleine Schwester Ida. Die Mutter der beiden ist schwer alkoholabhängig, sodass es schon gut ist, wenn sie ihren Töchtern keine Probleme macht. Tilda ist also permanent unter Strom und darum bemüht, ihrer Schwester ein geregeltes Leben zu ermöglichen. Ihren einzigen Ausgleich bekommt sie im Schwimmbad, wo sie täglich ihre 22 Bahnen schwimmt - bis der Alltag plötzlich aus den Fugen gerät und noch dazu Viktor in ihr Leben tritt.

    Caroline Wahl hat mich mit ihrem Roman „22 Bahnen“ von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. Die Geschichte hat mich emotional gepackt und ich habe das Buch kaum aus der Hand gelegt. Tilda ist eine aussergewöhnliche junge Frau, die ein enormes Verantwortungsbewusstsein hat und sich für ihre Schwester aufreibt, aber trotzdem auch ihre eigenen Ziele verfolgt.

    Der Schreibstil ist sehr modern und auch etwas speziell, macht aber unglaublich viel Spass zu lesen. Ich habe Tilda als sehr interessante und sympathische Protagonistin wahrgenommen. Sie hat einen leicht derben Humor und ist trotzdem unglaublich liebevoll gegenüber ihrer Schwester Ida. Und auch Ida kann man einfach nur gern haben. Sie ist ein sehr vernünftiges, nachdenkliches und witziges kleines Mädchen.
    Mich hat es sehr beeindruckt, wie die beiden sich einen geregelten Alltag schaffen und den Störfaktor Mutter - so muss man sie ehrlicherweise bezeichnen - immer irgendwie ausgleichen.

    Die Autorin ist zwar etwas jünger als ich, dennoch ist mir der Alltag sehr nah.
    Besonders gut gefallen hat mir Tildas Spiel im Rahmen ihres Nebenjobs, denn ich habe mir früher an der Kasse auch immer Spiele ausgedacht, um die monotone Tätigkeit zu überstehen.

    Tilda Zerrissenheit zwischen ihrer Schwester und der Verwirklichung ihrer eigenen Träume wird beim Lesen total erfahrbar. Und an vielen Stellen wird auch deutlich, dass Tilda eine ganz normale junge Frau ist, für die Party, Freunde und die Liebe eine grosse Rolle gespielt haben und auch immer noch spielen.
    Neben Viktor bringt auch das nahende Ende des Masterstudiums Tildas Leben aus dem Takt. Und auch Viktor hat keine leichte Vergangenheit. Alle drei Protagonisten - Tilda, Ida und Viktor - haben kein leichtes Leben, sodass sie völlig ohne ihr Zutun eher an den gesellschaftlichen Rand gedrängt werden. Doch mit ihrem Fleiss, Verstand, Durchhaltevermögen und Liebe, schaffen sie es, ihr Leben in geregelte Bahnen zu lenken.

    Caroline Wahl hat mich mit „22 Bahnen“ emotional tief berührt. Das Buch wird definitiv eines meiner Jahreshighlights und hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseleucht, 05.04.2023

    Als Buch bewertet

    Das Leben zu meistern wissen
    Tilda studiert Mathe, arbeitet an der Supermarktkasse und geht schwimmen. Ganz nebenbei kümmert sie sich noch um ihre kleine Schwester Ida. Ihre Mutter ist Alkoholikerin. Väter gibt es keine mehr. Nun hat Tilda die Aussicht auf eine Promotionsstelle. In Berlin. Was soll da aus Ida werden, die gerade erst auf das Gymnasium gekommen ist und eher verträumt und zurückhaltend scheint? Und dann ist da noch Viktor, der eigentlich so gar nicht in Tildas streng getaktetes Leben passt, das schon ein nichtfunktionierender Kopierer in der Uni aus dem Lot bringen kann
    Tilda ist die beeindruckende Hauptfigur und Erzählerin in Carolina Wahls Debütroman „22 Bahnen“. Noch so jung, aber schon so erwachsen, so zielstrebig, so klug, so verantwortungsbewusst, so warmherzig und so empathisch im Umgang mit ihrer kleinen Schwester. Was sie sich ausdenkt, um diese für das Leben mit ihrer Mutter zu rüste, wenn Tilda in Berlin sein sollte, ist einfach umwerfend. Und trotzdem ist Tilda eben auch jung, auf der Suche, will leben und feiern. Sie wirkt nicht wie eine Kunstfigur, sondern wie eine Person aus Fleisch und viel Herzblut, die man gern zur Freundin oder eben zur grossen Schwester hätte. Aber auch Ida ist ein toller Charakter, den die Autorin da geschaffen hat: eigenwillig, kreativ, originell, sehr sensibel, aber viel stärker als sie und Tilda selbst es für möglich gehalten haben. Beide richten sich - trotz der schweren Umstände – die aggressive, ichbezogene, von Depressionen geplagte Mutter, die am Leben verzweifelt und ihre Töchter im besten Falle gar nicht wahrzunehmen scheint – in ihrem Leben ein, sie führen ein gutes Leben als Schwesternfamilie und reifen zu tollen Menschen heran. Es gibt kein Leiden und Klagen, kein Selbstmitleid, sondern der Roman vermittelt einen solchen bodenständigen Optimismus und ein Gewissheit um das gelingende Leben, wie ihn Ida selbst in Worte fassen kann, wenn sie zu ihrer Mutter sagt: „Wir wissen, dass du es ohne Hilfe nicht schaffst, und wir wissen, dass wir es ohne dich und auch mit dir schaffen.“ Wer braucht da noch Lebenshilfe- oder Glücksratgeber, wenn er dieses schmale Bändchen lesen kann.
    Der Stil wechselt von schlicht, rau und sehr neuhochdeutsch, sodass der ältere Leser bisweilen mein, ein Wörterbuch zu brauchen, hin zu magisch-poetisch, wenn Tilda Stimmungen in der Natur spiegelt und die wunderschönen Zeichnungen ihrer kleinen Schwester beschreibt, die die Wirklichkeit in Märchen spiegelt, ein Spiel, das die beiden bis zur Perfektion beherrschen.
    Ein ruhiges Buch, ein tief rührendes Buch, ein Herzensbuch!

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cornelia F., 18.07.2023

    Als eBook bewertet

    22 Bahnen erzählt die Geschichte von Tilda. Tilda lebt mit ihrer jüngeren Schwester Ida und ihrer Mutter in einer Wohnung in der Fröhlichstrasse. Nur, dass Tilda vom Fröhlichsein meilenweit entfernt scheint. Tilda studiert, liebt Mathematik, arbeitet an der Supermarktkasse, schwimmt zum Ausgleich gern 22 Bahnen und kümmert sich um ihre jüngere Schwester Ida und den Haushalt. An Tagen, an denen die Mutter nicht einmal mehr für sich selbst da sein kann, kümmert sich Tilda auch um sie.


    Die Trennung von Tildas Vater hat die Mutter nie ganz verkraftet und so dämmert sie zwischen Depressionen und Alkoholsucht vor sich hin, bekommt nichts auf die Reihe und eskaliert im schlimmsten Fall vor ihren Töchtern.

    Während Tilda die Zustände meistert, verschanzt sich Ida in ihrem Zimmer und hinter ihren Zeichnungen.

    Eines Tages kommt Viktor zurück in die Stadt. Viktor, der grosse Bruder von Ivan, mit dem Tilda damals befreundet war. Ivan, der damals ums Leben kam. Viktor, der seitdem immer ein bisschen traurig aussieht und - wie Tilda - immer genau 22 Bahnen schwimmt.

    22 Bahnen ist eine Geschichte, die im Laufe der Erzählung meine Aufmerksamkeit immer mehr fesselt. Tilda, die mit ihren Eigenarten und ihrer ruhigen Art stets so gut zu Ida ist. Während Tilda sich um Ida kümmert, bemerkt sie nicht, dass sie sich gar nicht um ihr eigenes Wohlergehen kümmert. Ausser diesen 22 Bahnen und ihrem Studium gilt die gesamte Aufmerksamkeit Ida - und wenn es sein muss, ihrer Mutter.

    Die Entwicklung der Geschichte und die Entwicklung der Charaktere zu beobachten, ist faszinierend für mich.

    Caroline Wahl erzählt die Geschichte um Tilda in einem ruhigen Ton und lässt die Emotionen ihrer Figuren sprechen. Das macht 22 Bahnen für mich sehr lebendig. Die Realität wird ungeschönt dargestellt, während die Figuren gleichzeitig nach Harmonie suchen und dieser ein Eckchen in der grau wirkenden Umgebung einräumen.

    Carolin Haupt liest die Geschichte mit ihrer jungen, ungestümen Stimme und lässt mich als Hörerin die Härte und vermeintliche Aussichtslosigkeit, die Zweifel und Ängste, die Resignation spürbar erleben. Gleichzeitig ist immer der Mut zur Veränderung spürbar, der gegen die Tristesse anstrahlen will. Und der winzige Keim der Hoffnung gedeiht.

    22 Bahnen hat mich nicht nur gut unterhalten, sondern keinen einzigen Moment losgelassen.



    Fazit
    22 Bahnen ist für alle, die Coming of Age Romane mögen und sich von der Geschichte einer jungen Frau zwischen Verantwortung und des Heranwachsens in ein eigenes Leben mitreissen lassen wollen.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Morten, 04.04.2023

    Als Buch bewertet

    22 Bahnen ist keine Liebesgeschichte. Keine Familiengeschichte. Keine Coming-of-Age-Geschichte. Also schon, alles mehr oder weniger. Aber vor allem: 22 Bahnen ist eine Verarbeitungsgeschichte. Denn zu verarbeiten gibt es für die Figuren in Caroline Wahls Debütroman einiges: Alkoholismus, Depressionen, Zukunftsängste. Und dabei ist das Buch vor allem eines: sehr, sehr gut. Vor allem dank Ida.

    Tilda lebt mit ihrer jüngeren Schwester Ida bei ihrer alkoholkranken Mutter. Aufgrund deren Sucht hat sie den Absprung nach dem Abitur nicht gewagt, kein Work & Travel, kein Studium in einer fernen Stadt. Sie wollte und musste da sein für ihre jüngere Schwester, wenn ihre Mutter mal wieder austitschte, zu viel trank, um sich schlug. Und jetzt: ein Promotionsangebot. Im fernen Berlin. Tilda ist völlig überfordert. Auch, weil Viktor wieder da ist. Ivans Bruder, mit dem sie eine kurze, gemeinsame Vergangenheit hatte, bevor es zum Unfall kam.

    Es ist ein Buch der leisen Töne. Ein Buch voller schöner kleiner Beobachtungen, vom Boden des Schwimmbeckens, an der Supermarktkasse, auf dem Dach eines Hochhauses. Ein Buch, das durchaus das Leben und die Probleme der Millennials auffängt, aber ihre Lebensweise nicht glorifiziert, persifliert oder verkitscht. Und ein Buch voller Liebe zweier Schwestern, die sich Kraft geben und sich den Rücken stärken – erst die eine, dann die andere.

    Und da wären wir wieder bei Ida. Die kleine Schwester, die zu einer grossartigen Person heran- und über sich hinauswächst. Die für staunende, amüsierte Blicke Tildas sorgt, die sich über Idas Verhalten beömmelt und freut. Und auch hier wieder: ganz unaufgeregt, ganz nebenbei, unglaublich sympathisch und realistisch. Die Liebe und der Stolz einer grossen Schwester, wundervoll aufgefangen in und zwischen den Zeilen. Jedes weitere Wort wäre ein Spoiler des dritten Teils von 22 Bahnen.

    Eigentlich könnte man noch viel mehr schreiben, über diesen eigentlich recht kurzen Roman. Drei Teile in 208 Seiten, die sich am Stück wegatmen lassen. Der tragische Unfall von Viktors Familie, nie ganz klar umrissen und dennoch von enormer Fülle. Tildas Hadern für die richtige Zukunftsentscheidung. Die Entfremdung ihrer Jugendfreunde Marlene und Leon. Die kurzen Schnacks mit Ursula im Schwimmbad. Und aus zweiundzwanzig täglich geschwommenen Bahnen, die langsam, aber stetig von Verdrängung zu Verarbeitung werden, für Tilda wie für Viktor. Das ist ihre Geschichte - und sie ist tieftraurig und wunderschön zugleich.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Fee04, 08.07.2023

    Als eBook bewertet

    „22Bahnen“ ein Roman /Hörbuch an welchem man in diesem Jahr nicht vorbeikommt. Der Debütroman von Caroline Wahl wurde unglaublich einfühlsam und packend von Carolin Haupt erzählt.
    Anfangs war die wörtliche Rede im Hörbuch etwas gewöhnungsbedürftig. Die Sprecherin bringt die Story mit ihrem sachlichen und ruhigen Erzählton dem Zuhörer sehr nahe.
    Tilda, Mathematikgenie und Schwester von der kleinen, schüchternen Ida hat leider kein fröhliches Studentenleben. Die Mutter ist seit dem Weggang von Tildas Vater vor Jahren depressiv und alkoholabhängig. Tilda kümmert sich schon immer um ihre kleine Schwester Ida; das Mutter-Monster ist oft nicht zurechnungsfähig und Ida erst 10 Jahre alt. Man kann die beiden nicht alleine lassen, man weiss nie was einen zu Hause erwartet. Welches Monster kommt heute zum Vorschein?
    Tilda‘s Professor lockt mit einer begehrten Promotion in Berlin und Tilda versucht aus der schüchternen Ida eine Kämpferin zu machen. Nur dann kann sie ihre Heimatstadt verlassen. Denkt Tilda.
    Aber Ida ist kreativ und lieb, somit alles andere, nur keine Kämpferin.
    Und doch steckt mehr in Ida als Tilda ihr zutraut.
    Dann war plötzlich Viktor, der Russe, der Bruder des toten Ivan, in Thildas geliebten Schwimmbad. Und er schwimmt die Bahnen noch schneller als sie, seine Bewegungen sind wunderschön. Stopp!
    Viktor ist sein Bruder! Der Bruder von Ivan und dieser ist Tod. Tilda war mit Ivan befreundet. Soll sie Viktor darauf ansprechen? Es ist alles so kompliziert und Viktor so schweigsam.
    Die Autorin schreibt unaufgeregt über Tildas Leben im traurigsten Haus der Fröhlichstrasse, über das fehlende Familienleben, über das Fehlen von Geborgenheit und Sicherheit und die Angst vor Spiegeleiern.
    Die Story lässt einen nicht mehr los, ist sehr anrührend und wirkt nach. Der Zusammenhalt der Geschwister ist sehr feinfühlig beschrieben, beide erkämpfen sich auf ihre Art die Freiheit.
    22 Bahnen schwimmt Tilda, sooft es geht, bevor sie sich wieder in der Fröhlichstrasse der Erziehung ihrer Schwester, den Haushalt und das Mutter-Monster kümmert.
    Trotz der Schwere der Themen behält der Roman seine Leichtigkeit.
    Hoffnung auf ein bisschen Freude blitzt immer wieder durch die düstere Gegenwart.
    Die Protagonisten sind sehr authentisch beschrieben und wachsen alle drei -Tilda, Ida und Viktor- über sich hinaus. Der Schreib-/Erzählstil ist aussergewöhnlich unf modern.
    Ein absolut empfehlenswertes Hörbuch.
    Ich war unglaublich begeistert.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cynthia M., 18.04.2023

    Als Buch bewertet

    Es gibt Bücher, die umreissen ein ganzes Leben und erreichen trotzdem nicht die Tiefe, die dieses Buch als Auszug aus dem Alltag einer Familie schafft. „22 Bahnen“ erzählt eine Geschichte von Pflicht und Verantwortung, vom Wunsch nach Freiheit und der Unwahrscheinlichkeit von Liebe in einer scheinbar ausweglosen Situation. Dieses Buch hat mich abgeholt und mitgenommen. Und als es vorbei war, blieb beklemmende Schwere und eine leise Hoffnung. Unbedingt lesenswert!

    Zum Inhalt: Tilda schwimmt jeden Tag 22 Bahnen. Das ist ihr kleiner Ausbruch aus dem Alltag, der gezeichnet ist von einer alkoholkranken Mutter, der Verantwortung für ihre kleine Schwester Ida, dem Job im Supermarkt und ihrer Masterarbeit. Dann bekommt Tilda eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt und hinterfragt zum ersten Mal seit langem, was sie sich eigentlich erhofft vom Leben und ob sie sich diese Freiheit überhaupt erlauben darf. Und dann ist da noch Viktor, der genauso gezeichnet vom Leben ist wie Tilda. Können zwei ertrinkende gemeinsam Schwimmen lernen?

    Diese Geschichte erzählt ungeschönt vom Leben, wie es sicherlich hinter vielen Häuserfassaden stattfindet. Es ist eine Geschichte, von einer jungen Frau, die ohne Vater aufwächst und deren Mutter immer wieder in die Alkoholsucht abrutscht, wegdriftet, sich verliert. Die Alltagsszenen sind sehr eindringlich erzählt, hautnah erfährt der Leser von den Schwierigkeiten und Sehnsüchten in Tildas Leben. Das zarte Annähern zwischen ihr und Viktor hat mir sehr gut gefallen, die Einbindung von Ida sorgte für zusätzliche Emotionalität, die ich als Leser sehr greifbar fand.
    Generell ist Ida fast schon meine Lieblingsfigur in dieser Erzählung, ich liebe ihre Art, die Geschichten, die sie mit Tilda erfindet, besonders die vom Seemann und wie sie lernt stark zu sein. Die Autorin hat mit Tilda und Ida zwei sehr besondere Figuren geschaffen, die ans Herz gehen.

    Die Geschichte wird als Ausschnitt erzählt, Rückblenden gibt es nur, wo es für die Handlung notwendig und hilfreich ist, das „danach“ bleibt offen und voller Möglichkeiten. Ich wollte nicht, dass dieses Buch endet, ich wollte wissen, wie es weitergeht, ob Tilda ihr Happy End bekommt und mit Ida ans Meer fährt. Aber so bleibt es sehr authentisch, ein Ausschnitt aus einem Leben.

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  • 5 Sterne

    Flying Bookworm, 09.11.2023

    Als Buch bewertet

    Das Cover und der Klappentext von diesem Buch wirken vielleicht im ersten Moment eher unscheinbar. Doch welcher Inhalt darin steckt, hätte ich nicht gedacht.

    Die Handlung an sich ist eher leise und langsam, doch es trifft mitten ins Herz. Slow Burn in jeglicher Hinsicht.

    Im Buch geht es um die junge Tilda, die sich ihr Mathematikstudium mit einem Nebenjob an der Supermarktkasse verdient. Daneben kümmert sie sich um ihre jüngere Schwester Ida und um ihre Alkoholkranke Mutter. Eine wirkliche Auszeit hat sie nur wenn sie schwimmen geht. 22 Bahnen - jedes mal. Ein eigenständiges, unabhängiges Leben - daran kann und will Tilda nicht einmal denken. Solange, bis ihr eine Promotionsstelle in Berlin angeboten wird. Kann Tilda ihre Schwester wirklich alleine bei der Mutter lassen? Und was ist mit dem verschlossenen und traurigen Viktor, welcher Tilda nicht mehr aus dem Kopf geht?

    Wirklich gut hat mir der Schreibstil der Autorin gefallen. Er lässt sich leicht und locker lesen, ist sprachlich sehr modern. Auch gefiel mir die wiederkehrenden Alltagssituationen wie zb das Aufzählen der Artikel auf dem Kassenband und wie man als Leser*in somit einige Charaktere auch besser kennen lernt. Show dont tell. Dieses zog sich wie ein rotes Band durch die Handlung.

    Die Protagionistin Tilda war mir sofort sympathisch und so konnte ich gut mitfiebern. Auch Ida und Viktor waren gut beschrieben und stahlen sich in mein Herz. Die Liebesgeschichte zwischen Tilda und Viktor war zart und nicht zu aufdringlich.

    Die Handlung entfaltete sich eher langsam, doch es gab nicht einen Moment im Buch der langweilig war. Ganz im Gegenteil - für mich hätte die Geschichte noch ewig weiter gehen können.

    Die Probleme der Familie, der Umgang mit Alkohol und Drogensucht, sowie die Trauer um einen Todesfall, waren alles Themen die im Buch sehr sensibel behandelt wurden. Sie gingen mir sehr nahe und machten dieses Buch zu etwas sehr besonderem. Gerade dieses Spiel zwischen Verantwortung gegenüber der Familie, aber auch sich selbst, regen zum nachdenken an.

    Insgesamt ein wunderschönes, berührendes Buch, dass ich kaum weglegen konnte und höchstwahrscheinlich mein Jahreshighlight wird. Ich hoffe das es von Caroline Wahl noch ganz viele Romane geben wird.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone K., 26.04.2023

    Als Buch bewertet

    Als erstes hat mich das Cover angesprochen. Es zeigt eine Frau im roten Badeanzug, die ins Wasser taucht. Dabei wirkt das Bild wie gemalt. Dann hat mich der Titel neugierig gemacht. Denn, als ich noch regelmässig schwimmen ging, bin ich auch immer exakt 22 Bahnen geschwommen. Die Inhaltsangabe hat mich dann vollends überzeugt, diesen Debütroman von Caroline Wahl lesen zu wollen. Und, um das mal vorwegzunehmen, ich wurde nicht enttäuscht.

    Hauptfigur ist die junge Tilda, Mathematikstudentin, Kassiererin in einem Supermarkt, Schwester einer 10-jährigen und Tochter einer Alkoholikerin. Sie lebt mit Mutter und Schwester in einer mittelgrossen Stadt in Deutschland und versucht, ihr Leben zu managen. Als Flucht aus diesem Kreislauf geht sie ins Freibad und schwimmt jeden Tag exakt 22 Bahnen. Eines Tages sieht sie dort den jungen Russen Viktor, mit dessen Bruder sie einst befreundet war. Aber damals ist etwas Schlimmes passiert. Deshalb versucht Tilda, Viktor aus dem Weg zu gehen, obwohl er ihr ausnehmend gut gefällt. Gleichzeitig versucht sie, ihre kleine Schwester Ida stärker und selbstbewusster zu machen, damit diese den Angriffen der alkoholisierten Mutter besser begegnen kann.

    Der Schreibstil dieses Romans ist sehr aussergewöhnlich. Die Geschichte wird im Präsens in der Ich-Form erzählt, die wörtliche Rede wie in einem Drehbuch dargestellt. Aber ich habe mich relativ schnell eingelesen. Auf nur 208 Seiten habe ich die Protagonistin Tilda gut kennengelernt, konnte ihr Handeln meistens gut verstehen. Sie muss, obwohl sie selbst noch jung ist, eine enorme Verantwortung übernehmen. Trotzdem resigniert sie nicht. Das hat mir sehr gut gefallen. Ihre kleine Schwester Ida ist voller Selbstzweifel. Beide sind von unterschiedlichen Vätern, beide Väter sind von der alkoholkranken Mutter fortgegangen. Diese ist völlig überfordert und neigt zu Wutausbrüchen.

    Obwohl die Situation eher trostlos ist, habe ich diesen Roman sehr positiv empfunden. Das liegt sicher vor allem an der sympathischen Hauptfigur, die Caroline Wahl erschaffen hat. Aber auch die Sprache ist positiv und zeitgemäss.

    Ich bin sehr gespannt auf weitere Werke der Autorin, die ich mit Sicherheit auch lesen werde.

    Fazit:
    Ein vielversprechendes Debut!

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    MrsAmy, 29.03.2023

    Als Buch bewertet

    Das Leben ist kein Zuckerschlecken. Das weiss Tilda aus eigener leidvoller Erfahrung. Ihre Mutter ist Alkoholikerin und der Vater hat sie schon vor Jahren verlassen. Doch Tilda kämpft sich durch ihren Alltag, der bestimmt ist von ihrem Mathematikstudium, dem Arbeiten an der EDEKA-Kasse und dem Schwimmen. Immer 22 Bahnen schwimmt sie in dem Freibad in der Kleinstadt, die viele ihrer ehemaligen Klassenkameraden schon lange verlassen haben. Doch Tilda kann nicht einfach weg, sie will und sie muss da sein für ihre kleine Schwester Ida. Ida, die gerade an der Schwelle zum Gymnasium steht, ist introvertiert. Am liebsten drückt sie sich durch ihre Bilder, ihr Malen und Zeichnen aus. Auch sie geht gerne ins Schwimmbad, allerdings nur, wenn es regnet und sonst keine Menschen ihre Bahnen ziehen.
    Tildas Alltag wiederholt sich ständig, doch dann taucht plötzlich Viktor auf und ihr Professor legt ihr eine Promotionsstelle in Berlin ans Herz. Tilda beginnt von einer neuen Zukunft zu träumen, als in ihrem zu Hause plötzlich alles aus dem Takt gerät.

    Mit „22 Bahnen“ hat Caroline Wahl ein eindrucksvolles Debüt vorgelegt. Ich habe diesen Roman von der ersten Seite an gemocht und konnte ihn kaum aus der Hand legen. Die Figuren sind eindrucksvoll. Tilda, die die Mathematik und ihre Schwester über alles liebt. Die oft von ihrem Alltag einfach nur überfordert und auf die Mutter wütend ist. Die Mutter, die sich eigentlich gar nicht um ihre Kinder kümmert, die an ihrem eigenen Leben gescheitert ist und Ida, die eine so starke Persönlichkeit entwickelt. Und natürlich Viktor, der seinen ganz eigenen Schmerz in sich trägt. Was mich vor allem berührt hat, war die Wahrhaftigkeit der Geschichte. Es gibt keine Schwarz- und Weisstöne, sondern alle Abstufungen dazwischen. Auch wenn die Schwestern ihre Mutter auf der einen Seite hassen, ist da doch eine tiefe Liebe zu der Frau, die ihnen keine Mutter sein kann. Es ist eine Geschichte vom Wachsen, von Vertrauen, davon auf eigenen Beinen zu stehen und Entscheidungen treffen zu müssen. Unbedingte Leseempfehlung!

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