Oktoberfest 1900 (DVD)

Darsteller:	Mišel Matičević , Martina Gedeck , Francis Fulton-Smith
Drehbuchautoren:	Ronny Schalk, Christian Limmer, Christian Lex, Stefan Betz, Alexis Wittgenstein
Produzenten:	Michael Souvignier, Till Derenbach, Alexis Wittgenstein, Felix Poser
Regisseur:	Hannu Salonen
Verleih:	Leonine
Vertrieb:	Leonine
Label:	Leonine TV SI
Land / Jahr:	Deutschland / 2021

Münchner Wiesnwirte machten im Vorfeld mobil gegen die ARD-Miniserie "Oktoberfest 1900". Rufschädigend sei die negative Darstellung ihrer damaligen Pendants. Das hat schon fast die anekdotische Qualität des offenen Briefs aus den 1920er-Jahren, in dem Berliner Toilettenwärter ihre Tätigkeit durch die Darstellung von Emil Jannings im Stummfilmklassiker "Der letzte Mann" in den Schmutz gezogen sahen. Das Kolportagehafte und das Pulpige ist gerade das, was das Historienepos "Oktoberfest 1900" in seinen sechs Episoden so gut macht.
Der stimmige, kartenartige Vorspann, den ein melancholisches Lied in bayerischer Mundart begleitet, lässt ein Stückweit an "Game of Thrones" denken. Aber auf dem Oktoberfest um die Jahrhundertwende wird nicht über viele Staffeln raffiniert intrigiert. Curt Prank (Misel Maticevic) war Puffbesitzer in Nürnberg, bevor er sich entschloss, auf der Theresienwiese eine Bierburg für mehrere tausend Kunden zu errichten und damit die Handlung anzustossen. Da er aber kein Münchner Bierbrauer ist, muss er einen Killer beauftragen, um Platz zu schaffen. Wenn es dann immer noch nicht so läuft, packt Prank eben den Schlagring aus. Er ist eine grobschlächtige, einfach gestrickte Figur - ein bisschen sind hier alle Serienfiguren grob gezeichnet. Aber sie werden mit viel Verve gespielt, vor allem von Brigitte Hobmeier, Klaus Steinbacher und Mercedes Müller, deren Figuren in der zweiten Generation emanzipatorische Wandlungen durchmachen und die Fehden zwischen den Brauereifamilien hinter sich lassen wollen.
Regisseur Hannu Salonen hat aus dem Ganzen ein deftiges visuelles Mahl bereitet, wo die in Prag nachgebaute Wiesn wie eine Westernstadt zum Leben erwacht und noch nicht das kapitalistisch durchdeklinierte Weltereignis, sondern wilder Rummel und teils gefährlicher Jahrmarkt ist. Nicht stimmig ist das Motiv der Ureinwohner, die auf der Wiesn auftreten sollen und dann in das Mordkomplott hineingezogen werden. Deren Darstellung hat etwas vom Blick eines