Frisch verlobt
Roman. Deutsche Erstveröffentlichung
Nicole, Konditorin aus Leidenschaft, hat für Romanzen keine Zeit. Doch dann begegnet ihr Hawk.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Frisch verlobt “
Nicole, Konditorin aus Leidenschaft, hat für Romanzen keine Zeit. Doch dann begegnet ihr Hawk.
Klappentext zu „Frisch verlobt “
Wenn alles in ihrem Leben so rund laufen würde wie ihr Nudelholz, wäre Nicole Keyes glücklich. Doch nicht nur die Familienbäckerei, sondern auch ihre beiden Schwestern lassen der leidenschaftlichen Konditorin keine Zeit für die Erfüllung ihrer Wünsche. Bis der wundervolle Hawk in ihr Leben tritt und ihr ein Stück von der Freiheit zeigt, nach der sie sich immer gesehnt hat. Und bald schon stellt Nicole fest: Mit der Liebe ist es wie mit einer Torte - man muss nur die richtigen Zutaten haben, dann gelingt sie auch einer Anfängerin.
Lese-Probe zu „Frisch verlobt “
Frisch verlobt von Susan Mallery1. KAPITEL
Nicole Keyes war schon immer davon überzeugt, dass man die Zitronen, die das Leben einem mitunter reichte, am besten in einer Schale auf die Ladentheke stellte, um sich dann ein Teilchen zu gönnen und bei einer Tasse Kaffee darauf zu warten, dass es wieder aufwärtsging. Was wiederum erklärte, weshalb die Stempelkarten nun klebrig waren und sie selbst einen ausgewachsenen Koffeinflash hatte.
Sie schielte zur Ladenvitrine, in der eine Kirschkäsetasche wieder und wieder leise ihren Namen rief, sah dann aber schnell auf ihren Stützverband am Knie und den Stock an ihrer Seite. Noch immer hatte sie sich nicht ganz von ihrer letzten Operation erholt, und das bedeutete eben auch wenig bis gar keine physische Aktivität. Wenn sie also nicht riskieren wollte, dass ihre Jeans noch enger wurden, sollte sie wohl auf dieses zweite Stück Plundergebäck verzichten.
"Immer noch besser, sich von Kuchen verführen zu lassen als von einem Mann", sagte sie sich. Gebäck konnte eine Frau nur dick machen, ein Mann aber war in der Lage, ihr das Herz aus der Brust zu reißen und sie dann blutend und verletzt liegenzulassen. Und wenn auch das Mittel gegen Ersteres nicht gerade angenehm war – mit Diät und Sport konnte sie leben. Die Mittel gegen Letzteres waren bestenfalls zweifelhaft: Distanz, Ablenkung, fantastischer Sex. Nichts davon gab es in ihrem Leben momentan.
Die Tür zur Bäckerei wurde geöffnet, begleitet vom Klang der oberhalb angebrachten Türglocke. Nicole sah allerdings kaum auf, als ein Highschool-Schüler auf den Tresen zuging und fünf Dutzend Doughnuts bestellte. Sie leckte sich die Finger ab, wischte mit einer Papierserviette nach und fing an, die Stempelkarten abzuzeichnen, damit sie noch an diesem Nachmittag zum Buchhalter gebracht werden konnten.
Maggie, die hinter der Vitrine
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bediente, stellte drei große Schachteln auf die Theke und begann, die Bestellung in die Kasse einzugeben. In diesem Augenblick klingelte das Telefon, und sie wandte sich ab, um das Gespräch anzunehmen. Nicole hätte nicht sagen können, was genau sie veranlasste, gerade in diesem Moment hochzusehen. Ein sechster Sinn? Glück? Oder wurde ihre Aufmerksamkeit durch das unruhige Herumzappeln des Teenagers geweckt?
Jedenfalls sah sie, wie der Junge sein Handy vorne in die Tasche seiner Shorts schob, sich die Schachteln mit den Doughnuts schnappte und zurück zur Tür marschierte. Und das, ohne zu zahlen!
Nicole hatte ja akzeptiert, dass sie von Natur aus eher grummelig war. Selten sah sie die positiven Seiten der Dinge und war dafür bekannt, dass sie von Zeit zu Zeit überreagierte. Aber nichts, absolut gar nichts, brachte sie mehr in Rage, als wenn jemand versuchte, sie für dumm zu verkaufen. In letzter Zeit war dies in ihrem Leben häufiger vorgekommen, und unter keinen Umständen würde sie zulassen, dass dieser Junge sich da einreihte.
Ohne ihr Vorgehen wirklich zu planen, hielt sie ihm den Stock in den Weg, sodass er darüber stolperte und hinfiel, dann stemmte sie ihm den Stock mitten in den Rücken.
"Na, das war wohl nichts", erklärte sie ihm. "Maggie, ruf die Polizei."
Fast rechnete sie schon damit, dass der Junge aufspringen und weglaufen würde. Sie hätte ihn nicht davon abhalten können, aber er rührte sich nicht. Zehn Minuten später ging die Tür erneut auf, aber anstatt eines Vertreters des Polizeikorps von Seattle sah sie jemanden hereinspazieren, der ohne weiteres als Unterwäschemodel und/oder Action Hero durchgehen konnte.
Der Kerl war groß, sonnengebräunt und nahm sein Fitnesstraining ernst. Letzteres war nicht zu übersehen, da er nichts weiter als rote Shorts und ein graues T-Shirt der Pacific Highschool trug, das just über dem Hosenbund endete. Wenn er sich bewegte, regten und wölbten sich Muskeln, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie im menschlichen Körper existieren.
Eine spiegelnde Sonnenbrille verdeckte seine Augen. Er starrte auf den Jungen, den sie weiterhin mit ihrer Krücke festhielt, sowie auf die Doughnuts, die über den Boden verstreut lagen, riss sich die Sonnenbrille ab und lächelte sie an. Dieses Lächeln kannte sie.
Oh, nicht speziell von ihm. Es war das Lächeln, das Pierce Brosnan in seiner Rolle als James Bond einsetzte, wenn es darum ging, leicht atemlosen Sekretärinnen Informationen zu entlocken. Dasselbe Lächeln hatte ihr Exmann mehr als einmal benutzt, um sich aus der Affäre zu ziehen. Nicole hätte dagegen immuner nicht sein können, wenn sie den Impfstoff selbst erfunden hätte.
"Hi", begrüßte er sie. "Ich bin Eric Hawkins. Sie können mich Hawk nennen."
"Wie schön für mich. Ich bin Nicole Keyes. Sie dürfen mich Ms. Keyes nennen. Sind Sie von der Polizei?" Sie musterte ihn, wobei sie bemüht war, sich von so viel männlicher Perfektion auf so kleinem Raum nicht beeindrucken zu lassen. "Ihre Uniform ist wohl in der Reinigung?"
Sein Lächeln wurde breiter. "Ich bin der Football Coach der Pacific Highschool. Einer meiner Freunde im Revier hat Ihren Anruf entgegengenommen und mich dann informiert."
Seattle galt als Großstadt, war aber letztlich doch nur aus vielen kleinen Wohnvierteln zusammengesetzt, was Nicole an ihrer Heimatstadt eigentlich gefiel.
Nur jetzt im Moment gerade nicht.
Empört sah sie die Frau hinter der Theke an. "Maggie, könntest du die Polizei bitte noch einmal anrufen?"
"Maggie, warten Sie noch", bat Hawk und gab Nicoles Stock einen Schubs, sodass der Junge wieder auf die Füße krabbeln konnte. "Raoul, alles in Ordnung mit dir?"
Nicole verdrehte die Augen. "Oh, bitte. Was sollte ihm schon passiert sein?"
"Er ist mein Star-Quarterback, da gehe ich kein Risiko ein. Raoul?"
Der Junge zog den Kopf ein und log: "Alles in Ordnung, Coach."
Hawk nahm den Jungen beiseite und sie unterhielten sich flüsternd, was Nicole wachsam beobachtete.
Im Bundesstaat Washington mochte es zwar nicht gerade wie in Texas zugehen, aber auch hier spielte der Highschool Football eine große Rolle. Siegreicher Quarterback in einem Highschool Team zu sein, war fast so gut, als wäre man Paris Hilton. Höchstwahrscheinlich rechnete Hawk damit, dass sie seinem zweifelhaften Charme erliegen und den Jungen mit nicht mehr als einem Schulterzucken über das Missverständnis laufenlassen würde. Und das würde nun wahrhaftig nicht geschehen.
"Also", begann sie in dem strengsten Tonfall, den sie aufbringen konnte, "er hat fünf Dutzend Doughnuts gestohlen. Aus Ihrer Sicht mag das ja völlig in Ordnung sein, aber für mich ist es das nicht. Ich werde die Polizei rufen."
"Es ist nicht sein Fehler", erklärte ihr Hawk, "es ist meiner."
Sie bedauerte, die Augen schon einmal verdreht zu haben, denn das bedeutete, dass sie es nun nicht wieder tun konnte. "Weil Sie ihm gesagt haben, er solle stehlen?"
"Raoul, warte auf mich in meinem Truck ", forderte Hawk den Jungen auf.
"Raoul, denk nicht mal daran, dich hier wegzubewegen ", fauchte Nicole.
Sie konnte sehen, wie Hawks gute Laune verflog. Er zog einen Stuhl heran, setzte sich neben sie und beugte sich zu ihr. Einer von den Kerlen, die immer zu viel Platz einnehmen, dachte sie und kämpfte gegen das Bedürfnis an, ein Stück zurückzurutschen. Aber sie hielt ihre Stellung, auch wenn er ihr so nahe kam, dass sie die verschiedenen Braun-, Grün und Goldtöne in seiner Iris unterscheiden konnte.
"Sie verstehen nicht", sagte er leise. Sein Atem roch nach Pfefferminz. "Raoul ist der Captain der Mannschaft, und jeden Freitag besorgt der Captain Doughnuts für die Jungs."
Kräftige Hände hat er, dachte sie abgelenkt. Wirklich groß und stark.
Sie zwang sich, ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch zu lenken.
"Dann hätte er dafür bezahlen sollen."
"Er kann es nicht ", erklärte ihr Hawk, immer noch flüsternd. “Raoul ist ein guter Junge. Er wächst bei Pflegeeltern auf. Normalerweise hat er einen Job, aber während der Saison schafft er das nicht. Wir hatten abgemacht, dass ich ihm ein paar Dollar für die Doughnuts gebe, aber gestern habe ich nicht daran gedacht und er war zu stolz, danach zu fragen. Heute ist Freitag. Er musste die Doughnuts besorgen. Was er getan hat, war falsch. Aber haben Sie noch nie einen Fehler gemacht, Nicole?"
Fast hätte er sie so weit gehabt. Raouls traurige Geschichte hatte ihr zynisches Herz tatsächlich berührt. Dann aber hatte Hawks Stimme einen allzu vertraulichen Tonfall angenommen, und schließlich hatte er ihren Namen in einer Weise gedehnt, die sie wirklich nervte.
"Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen ", fauchte sie.
"Nein, ich ..."
"Und behandeln Sie mich nicht, als ob ich blöd wäre."
Hawk hielt beide Hände hoch. "Ich halte Sie nicht ..."
Mit einem vernichtenden Blick brachte sie ihn zum Schweigen.
Sie hätte wirklich wetten können, dass er normalerweise seinen Willen durchsetzte, vor allem bei Frauen. Ein kurzes Aufglimmen dieses Killerlächelns reichte doch, und schon schmolzen alle, die mit einem Satz X-Chromosomen ausgestattet waren, dahin wie Butter in der Sonne. Nun, ihr würde das nicht passieren.
Sie erhob sich und griff nach ihrem Stock, um sich abzustützen. "Der Junge wird angezeigt."
Hawk sprang auf. "Verdammt, das ist nicht fair."
Sie wies auf die Doughnuts, die noch immer verstreut auf dem Boden lagen.
"Erzählen Sie das dem Richter."
Hawk wollte auf sie zugehen, aber Raoul stellte sich zwischen sie. "Coach, lassen Sie’s gut sein. Ich habe einen Fehler gemacht. Mir war doch klar, dass es nicht richtig war, trotzdem habe ich geklaut. Sie sagen uns doch immer, dass wir lernen müssen, die Konsequenzen unseres Handelns zu akzeptieren. Und das hier ist so ein Fall."
Der Junge drehte sich zu ihr um und sah dann zu Boden. "Es ist keine Entschuldigung, dass ich kein Geld habe. Ich hätte es nicht tun dürfen, nur weil ich Angst davor hatte, mich vor der Mannschaft bloßzustellen." Er zuckte die Schultern.
"Es tut mir leid, Ms. Keyes."
Nicole gefiel es überhaupt nicht, dass sie geneigt war, Raoul zu glauben. In seiner Haltung lag so viel Niedergeschlagenheit. Sie zog in Betracht, dass auch er ihr etwas vormachen könnte und die beiden darin wirklich ein fantastisches Team wären. Aber irgendwie hatte sie doch das Gefühl, dass der Junge die Wahrheit sagte. Er war verlegen und es tat ihm leid.
Sie überlegte, was sie tun sollte. Natürlich war es falsch zu stehlen, aber sie wollte Raoul auch nicht bestrafen, nur um Mr. Superman eins auszuwischen. Die Tatsache, dass sein Coach ein Frauenheld und ehemals vermutlich Unterwäschemodel war, konnte sie Raoul schließlich nicht anlasten.
Und auch wenn sie genau wusste, dass sie sich tierisch ärgern würde, wenn der Junge am nächsten Morgen nicht auftauchte, sagte sie schließlich: "Ich mache dir ein Angebot. Du kannst das, was du gestohlen hast, abarbeiten. Sei morgen früh um sechs Uhr hier."
Seit dem Moment, als sie ihn zum Stolpern gebracht hatte, sah Raoul sie zum ersten Mal an. In seinen Augen leuchtete etwas auf, das Hoffnung zumindest ähnlich sah. "Ist das wahr?"
"Ja. Aber wenn du nicht erscheinst, werde ich dich jagen wie einen Hund, und du wirst deines Lebens nicht mehr froh. Abgemacht?"
Raoul grinste. Sie seufzte. Ein paar Jahre weiter, und er würde genauso gefährlich sein wie sein Coach. War das fair?
"Ich werde da sein", versprach er. "Ich kann auch früher kommen."
"Ich aber nicht."
Nun meldete Hawk sich zu Wort. "Darf er denn jetzt vielleicht im Truck auf mich warten?"
"Natürlich." Obwohl, wenn es nach ihr ginge, dürfte Coach Hawkins jetzt ebenfalls gehen. Es gab nichts, was sie sich zu sagen hätten. Nicole sah ihn an und hätte sich beinahe die Augen gerieben. Vielleicht lag es ja nur an einem Lichteffekt, aber sie hätte schwören können, dass er jetzt sogar noch besser aussah als vorher. Es war zum Verzweifeln.
Übersetzung: Barbara Alberter
Jedenfalls sah sie, wie der Junge sein Handy vorne in die Tasche seiner Shorts schob, sich die Schachteln mit den Doughnuts schnappte und zurück zur Tür marschierte. Und das, ohne zu zahlen!
Nicole hatte ja akzeptiert, dass sie von Natur aus eher grummelig war. Selten sah sie die positiven Seiten der Dinge und war dafür bekannt, dass sie von Zeit zu Zeit überreagierte. Aber nichts, absolut gar nichts, brachte sie mehr in Rage, als wenn jemand versuchte, sie für dumm zu verkaufen. In letzter Zeit war dies in ihrem Leben häufiger vorgekommen, und unter keinen Umständen würde sie zulassen, dass dieser Junge sich da einreihte.
Ohne ihr Vorgehen wirklich zu planen, hielt sie ihm den Stock in den Weg, sodass er darüber stolperte und hinfiel, dann stemmte sie ihm den Stock mitten in den Rücken.
"Na, das war wohl nichts", erklärte sie ihm. "Maggie, ruf die Polizei."
Fast rechnete sie schon damit, dass der Junge aufspringen und weglaufen würde. Sie hätte ihn nicht davon abhalten können, aber er rührte sich nicht. Zehn Minuten später ging die Tür erneut auf, aber anstatt eines Vertreters des Polizeikorps von Seattle sah sie jemanden hereinspazieren, der ohne weiteres als Unterwäschemodel und/oder Action Hero durchgehen konnte.
Der Kerl war groß, sonnengebräunt und nahm sein Fitnesstraining ernst. Letzteres war nicht zu übersehen, da er nichts weiter als rote Shorts und ein graues T-Shirt der Pacific Highschool trug, das just über dem Hosenbund endete. Wenn er sich bewegte, regten und wölbten sich Muskeln, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie im menschlichen Körper existieren.
Eine spiegelnde Sonnenbrille verdeckte seine Augen. Er starrte auf den Jungen, den sie weiterhin mit ihrer Krücke festhielt, sowie auf die Doughnuts, die über den Boden verstreut lagen, riss sich die Sonnenbrille ab und lächelte sie an. Dieses Lächeln kannte sie.
Oh, nicht speziell von ihm. Es war das Lächeln, das Pierce Brosnan in seiner Rolle als James Bond einsetzte, wenn es darum ging, leicht atemlosen Sekretärinnen Informationen zu entlocken. Dasselbe Lächeln hatte ihr Exmann mehr als einmal benutzt, um sich aus der Affäre zu ziehen. Nicole hätte dagegen immuner nicht sein können, wenn sie den Impfstoff selbst erfunden hätte.
"Hi", begrüßte er sie. "Ich bin Eric Hawkins. Sie können mich Hawk nennen."
"Wie schön für mich. Ich bin Nicole Keyes. Sie dürfen mich Ms. Keyes nennen. Sind Sie von der Polizei?" Sie musterte ihn, wobei sie bemüht war, sich von so viel männlicher Perfektion auf so kleinem Raum nicht beeindrucken zu lassen. "Ihre Uniform ist wohl in der Reinigung?"
Sein Lächeln wurde breiter. "Ich bin der Football Coach der Pacific Highschool. Einer meiner Freunde im Revier hat Ihren Anruf entgegengenommen und mich dann informiert."
Seattle galt als Großstadt, war aber letztlich doch nur aus vielen kleinen Wohnvierteln zusammengesetzt, was Nicole an ihrer Heimatstadt eigentlich gefiel.
Nur jetzt im Moment gerade nicht.
Empört sah sie die Frau hinter der Theke an. "Maggie, könntest du die Polizei bitte noch einmal anrufen?"
"Maggie, warten Sie noch", bat Hawk und gab Nicoles Stock einen Schubs, sodass der Junge wieder auf die Füße krabbeln konnte. "Raoul, alles in Ordnung mit dir?"
Nicole verdrehte die Augen. "Oh, bitte. Was sollte ihm schon passiert sein?"
"Er ist mein Star-Quarterback, da gehe ich kein Risiko ein. Raoul?"
Der Junge zog den Kopf ein und log: "Alles in Ordnung, Coach."
Hawk nahm den Jungen beiseite und sie unterhielten sich flüsternd, was Nicole wachsam beobachtete.
Im Bundesstaat Washington mochte es zwar nicht gerade wie in Texas zugehen, aber auch hier spielte der Highschool Football eine große Rolle. Siegreicher Quarterback in einem Highschool Team zu sein, war fast so gut, als wäre man Paris Hilton. Höchstwahrscheinlich rechnete Hawk damit, dass sie seinem zweifelhaften Charme erliegen und den Jungen mit nicht mehr als einem Schulterzucken über das Missverständnis laufenlassen würde. Und das würde nun wahrhaftig nicht geschehen.
"Also", begann sie in dem strengsten Tonfall, den sie aufbringen konnte, "er hat fünf Dutzend Doughnuts gestohlen. Aus Ihrer Sicht mag das ja völlig in Ordnung sein, aber für mich ist es das nicht. Ich werde die Polizei rufen."
"Es ist nicht sein Fehler", erklärte ihr Hawk, "es ist meiner."
Sie bedauerte, die Augen schon einmal verdreht zu haben, denn das bedeutete, dass sie es nun nicht wieder tun konnte. "Weil Sie ihm gesagt haben, er solle stehlen?"
"Raoul, warte auf mich in meinem Truck ", forderte Hawk den Jungen auf.
"Raoul, denk nicht mal daran, dich hier wegzubewegen ", fauchte Nicole.
Sie konnte sehen, wie Hawks gute Laune verflog. Er zog einen Stuhl heran, setzte sich neben sie und beugte sich zu ihr. Einer von den Kerlen, die immer zu viel Platz einnehmen, dachte sie und kämpfte gegen das Bedürfnis an, ein Stück zurückzurutschen. Aber sie hielt ihre Stellung, auch wenn er ihr so nahe kam, dass sie die verschiedenen Braun-, Grün und Goldtöne in seiner Iris unterscheiden konnte.
"Sie verstehen nicht", sagte er leise. Sein Atem roch nach Pfefferminz. "Raoul ist der Captain der Mannschaft, und jeden Freitag besorgt der Captain Doughnuts für die Jungs."
Kräftige Hände hat er, dachte sie abgelenkt. Wirklich groß und stark.
Sie zwang sich, ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch zu lenken.
"Dann hätte er dafür bezahlen sollen."
"Er kann es nicht ", erklärte ihr Hawk, immer noch flüsternd. “Raoul ist ein guter Junge. Er wächst bei Pflegeeltern auf. Normalerweise hat er einen Job, aber während der Saison schafft er das nicht. Wir hatten abgemacht, dass ich ihm ein paar Dollar für die Doughnuts gebe, aber gestern habe ich nicht daran gedacht und er war zu stolz, danach zu fragen. Heute ist Freitag. Er musste die Doughnuts besorgen. Was er getan hat, war falsch. Aber haben Sie noch nie einen Fehler gemacht, Nicole?"
Fast hätte er sie so weit gehabt. Raouls traurige Geschichte hatte ihr zynisches Herz tatsächlich berührt. Dann aber hatte Hawks Stimme einen allzu vertraulichen Tonfall angenommen, und schließlich hatte er ihren Namen in einer Weise gedehnt, die sie wirklich nervte.
"Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen ", fauchte sie.
"Nein, ich ..."
"Und behandeln Sie mich nicht, als ob ich blöd wäre."
Hawk hielt beide Hände hoch. "Ich halte Sie nicht ..."
Mit einem vernichtenden Blick brachte sie ihn zum Schweigen.
Sie hätte wirklich wetten können, dass er normalerweise seinen Willen durchsetzte, vor allem bei Frauen. Ein kurzes Aufglimmen dieses Killerlächelns reichte doch, und schon schmolzen alle, die mit einem Satz X-Chromosomen ausgestattet waren, dahin wie Butter in der Sonne. Nun, ihr würde das nicht passieren.
Sie erhob sich und griff nach ihrem Stock, um sich abzustützen. "Der Junge wird angezeigt."
Hawk sprang auf. "Verdammt, das ist nicht fair."
Sie wies auf die Doughnuts, die noch immer verstreut auf dem Boden lagen.
"Erzählen Sie das dem Richter."
Hawk wollte auf sie zugehen, aber Raoul stellte sich zwischen sie. "Coach, lassen Sie’s gut sein. Ich habe einen Fehler gemacht. Mir war doch klar, dass es nicht richtig war, trotzdem habe ich geklaut. Sie sagen uns doch immer, dass wir lernen müssen, die Konsequenzen unseres Handelns zu akzeptieren. Und das hier ist so ein Fall."
Der Junge drehte sich zu ihr um und sah dann zu Boden. "Es ist keine Entschuldigung, dass ich kein Geld habe. Ich hätte es nicht tun dürfen, nur weil ich Angst davor hatte, mich vor der Mannschaft bloßzustellen." Er zuckte die Schultern.
"Es tut mir leid, Ms. Keyes."
Nicole gefiel es überhaupt nicht, dass sie geneigt war, Raoul zu glauben. In seiner Haltung lag so viel Niedergeschlagenheit. Sie zog in Betracht, dass auch er ihr etwas vormachen könnte und die beiden darin wirklich ein fantastisches Team wären. Aber irgendwie hatte sie doch das Gefühl, dass der Junge die Wahrheit sagte. Er war verlegen und es tat ihm leid.
Sie überlegte, was sie tun sollte. Natürlich war es falsch zu stehlen, aber sie wollte Raoul auch nicht bestrafen, nur um Mr. Superman eins auszuwischen. Die Tatsache, dass sein Coach ein Frauenheld und ehemals vermutlich Unterwäschemodel war, konnte sie Raoul schließlich nicht anlasten.
Und auch wenn sie genau wusste, dass sie sich tierisch ärgern würde, wenn der Junge am nächsten Morgen nicht auftauchte, sagte sie schließlich: "Ich mache dir ein Angebot. Du kannst das, was du gestohlen hast, abarbeiten. Sei morgen früh um sechs Uhr hier."
Seit dem Moment, als sie ihn zum Stolpern gebracht hatte, sah Raoul sie zum ersten Mal an. In seinen Augen leuchtete etwas auf, das Hoffnung zumindest ähnlich sah. "Ist das wahr?"
"Ja. Aber wenn du nicht erscheinst, werde ich dich jagen wie einen Hund, und du wirst deines Lebens nicht mehr froh. Abgemacht?"
Raoul grinste. Sie seufzte. Ein paar Jahre weiter, und er würde genauso gefährlich sein wie sein Coach. War das fair?
"Ich werde da sein", versprach er. "Ich kann auch früher kommen."
"Ich aber nicht."
Nun meldete Hawk sich zu Wort. "Darf er denn jetzt vielleicht im Truck auf mich warten?"
"Natürlich." Obwohl, wenn es nach ihr ginge, dürfte Coach Hawkins jetzt ebenfalls gehen. Es gab nichts, was sie sich zu sagen hätten. Nicole sah ihn an und hätte sich beinahe die Augen gerieben. Vielleicht lag es ja nur an einem Lichteffekt, aber sie hätte schwören können, dass er jetzt sogar noch besser aussah als vorher. Es war zum Verzweifeln.
Übersetzung: Barbara Alberter
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Autoren-Porträt von Susan Mallery
USA Today Bestsellerautorin Susan Mallery hat bisher über vierzig Bücher veröffentlicht. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie im sonnigen Süden Kaliforniens, wo es ganz normal ist, dass Leute ein bisschen verrückt sind, und eine exzentrische Autorin nicht weiter auffällt. Sie hat zwei wunderhübsche, aber nicht sehr kluge Katzen, einen Hund und den nettesten Stiefsohn der Welt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Susan Mallery
- 2010, 364 Seiten, Masse: 12,5 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Herausgegeben: Ivonne Senn
- Übersetzer: Barbara Alberter
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3899416961
- ISBN-13: 9783899416961
- Erscheinungsdatum: 21.12.2009
Rezension zu „Frisch verlobt “
" 'Frisch verlobt' ist eine dieser Geschichten von denen man hofft, dass sie niemals enden. So viele Momente, in denen man laut lachen möchte, und genau so viele, in denen der Kloß im Hals das Schlucken erschwert. Die Charaktere sind wunderbar." Fresh Fiction
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