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„Wir sind keine Hipster“: Susanne Fröhlich

Wie ist das Leben auf dem Land und haben Städter ein verklärtes Bild davon? Autorin Susanne Fröhlich zu ihrem neuen Buch „Verzogen“

Susanne Fröhlich im Gespräch über ihr neues Werk "Verzogen"

Landleben-Challenge à la Susanne Fröhlich - in ihrem neuen humorvollen Bestseller schickt die Erfolgsautorin ihre Heldin Andrea Schnidt aufs Land. Landleben ist gleich Lebensfreude? Andrea Schnidt lässt sich auf dieses Experiment ein. Ihrem Freund Paul zuliebe und zum hellen Entsetzen ihrer Freundinnen und dem gesamten Rest der Familie. Mit Paul, ihrer dementen Mutter und deren Pflegerin zieht Andrea aufs Land. Der nächste Supermarkt ist eine halbe Autostunde entfernt und die Feldwege verlieren sich am Dorfausgang in der Unendlichkeit. Weltbild fragt die Autorin, die selbst im Taunus lebt, nach ihren Erfahrungen mit der ländlichen Idylle, wie es mit Andrea Schnidt weitergeht und was Älterwerden für sie persönlich bedeutet.

Sagen Sie mal, liebe Frau Fröhlich: Unsere liebgewonnene Andrea Schnidt – deren Lebensweg wir seit „Frisch gepresst“ verfolgen – zieht also mit dem neuen Lebensgefährten von der urbanen Peripherie aufs platte Land, quasi weit abseits der Zivilisation. Wie halten Sie es selbst mit Stadt und Land? Wo sind Sie zuhause? Bzw. können Sie Andreas Horror vor dem Landleben verstehen?

Susanne Fröhlich: Ich bin in der Stadt gross geworden und lebe nun seit über 20 Jahren weit draussen auf dem Land. Sprichwörtlich da, wo sich Hase und Igel Gute Nacht sagen. Mitten im hessischen Mittelgebirge, 30 km von Frankfurt entfernt. Ich mag es, in der Natur zu leben, geniesse die Stille und trotzdem fehlt mir die Stadt ab und an. Wie schön wäre es ein hübsches Cafe um die Ecke zu haben oder eben mal was zu Fuss zu erledigen. Spontan ins Kino zu gehen, oder ins Theater oder nur mal bummeln. Einerseits. Andererseits liebe ich es vor der Haustür den Wald zu haben und im Winter einfach so langlaufen zu können. Hier auf dem Land kennt man sich und hilft sich. Man ist sich näher und das weiss ich zu schätzen.

Wir sind keine Hipster, aber wir streben auch nicht danach

Eigentlich gibt es ja einen Trend hin zur heimeligen „Landidylle“, zum Selbstgemachten, zu Naturmaterialien etc. Haben die „Städter“ da ein verklärtes Bild?

Susanne Fröhlich: Ich glaube schon. Liest man all die „Land“zeitschriften bekommt man den Eindruck wir „hier draussen“ würden den ganzen lieben langen Tag Marmelade einkochen und sie in hübsche Gläser füllen, beim Biobauern einkaufen und im Garten werkeln. Dabei ist die Discounterdichte nirgends höher als auf dem platten Land. Städter neigen zu einer gewissen Arroganz der Landbevölkerung gegenüber. Wir gelten als hinterwäldlerisch, das nervt. Wir sind keine Hipster, aber das Coole daran: Wir streben auch nicht danach. Und mal davon abgesehen: Die Mieten sind hier einfach erschwinglicher.

Andrea Schnidt hat ja nun schon etwas Weg hinter sich – ihre Happy Ends sind nicht von Dauer, es geht immer weiter mit neuen Herausforderungen und Themen – das Leben eben! Macht das einen Teil des Erfolgs aus? Sind Sie selbst eher Realistin als Romantikerin?

Susanne Fröhlich: Ich bin eine realistische Romantikerin mit einem gewissen Hang zum Pragmatismus. Das Leben ist nicht immer rosarot, es gibt Phasen, da läuft alles, aber dazwischen hat man eben auch Zeiten, in denen man hadert. Glück in der Dauerschleife gibt es im wahren Leben eher selten. Auch Andrea Schnidt, meine Heldin, ist eine ganz normale Frau, die mit allen möglichen Widrigkeiten zurecht kommen muss. Ich denke, das mögen die Leserinnen.

"Die Alternative zum Nicht-Alt-Werden-Wollen heisst jung sterben"

Wie halten Sie es mit dem Alter? Sie gehören zu den wenigen weiblichen Promis, die ihr Alter nicht verschleiern. Was ist gut daran 55 zu sein? Und: Werden wir Andrea Schnidt noch bis in die schrullige Alters-WG begleiten? Oder ist doch ein (Happy) Ende geplant?

Tja, was ist gut daran 55 Jahre alt zu sein? Die Alternative zum Nicht Alt werden wollen, heisst jung sterben und da finde ich alt werden doch entschieden besser. Ich war ja auch mal jung. Jedes Alter hat seine Vorzüge! Das Material wird natürlich nicht besser, aber ich geniesse es sehr viel entschiedener zu sein. Es fällt mir leichter nein zu sagen und ich muss auch nicht mehr jedem gefallen. Man kann sich mit dem Alter ein bisschen entspannen. Ich plane meine Heldin bis in die Seniorenwohnanlage zu begleiten. Ich glaube und hoffe, dass auch das Alter noch einiges zu bieten hat.....nicht nur für Andrea Schnidt.

Hilfe ja, aufopfern nein

Aktuell steckt Andrea Schnidt ja in einer Lebensphase, die viele Menschen als sehr belastend erleben: Die Kinder sind gross, aber dafür sind die Eltern nun pflegebedürftig. Lösungen müssen her, die meist – wie früher bei der Kinderbetreuung – mit schlechten Kompromissen verbunden sind. Kennen Sie die Problematik? Haben Sie einen Rat für Betroffene?

Susanne Fröhlich: Ich kenne die Problematik aus meinem Freundeskreis. Meinen Eltern geht es zum Glück noch sehr gut. Mein Rat: Mit den Angehörigen frühzeitig über den Fall der Fälle sprechen. Klären, wie sie im Alter leben wollen, wie das machbar wäre. Offen sein. Aber im Zweifelsfall auch mal nein sagen. Hilfe ja, aufopfern eher nein.

Bei Weltbild entdecken

Vor mehr als fünfzehn Jahren schickte Susanne Fröhlich ihre unkonventionelle Heldin Andrea Schnidt zum ersten Mal ins Rennen: Wer von "Frisch gepresst", einem humorvollen Roman über Freude und Frust am Kinder kriegen, begeistert war, konnte nicht mehr genug kriegen vom Schnidtschen Kosmos. Es folgten Bestseller wie "Frisch gemacht", "Familienpackung", "Treuepunkte", "Wundertüte" u.v.m. "Verzogen" ist das neueste, bislang zehnte Buch der "Andrea Schnidt"-Serie.