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Seniorin und Single? Dann brauchen Sie dieses Buch!

Das „Kochbuch für die kleine alte Frau“ rührt an mit unvergesslichen Rezepten I Sybil Gräfin Schönfeldt erzählt

Sybil Gräfin Schönfeldt, 92 Jahre alt, Journalistin und Köchin aus Leidenschaft. Foto: © dpa

Kulinarische Autobiographie: Ein Leben für den Genuss

Ein Buchtitel zum Schmunzeln und dabei überhaupt nicht respektlos gemeint! Denn „die kleine alte Frau“ meint sich selbst, natürlich mit einem Augenzwinkern. Es ist Sybil Gräfin Schönfeldt, 92 Jahre alt, von der hier die Rede ist und ihre kulinarische Autobiographie. Kochen und Essen sind für die Autorin ein Lebensthema. Sybil Gräfin Schönfeldt war, wenn man so will, Deutschlands erste Food-Journalistin. Seit den 60er Jahren schreibt die „Grand Dame de Cuisine“, wie sie gern genannt wird, über unser leibliches Wohl. Sie war Kolumnistin beim „stern“ und der „Zeit“, gilt als Deutschlands weiblicher „Knigge“ und hat im Laufe der Jahre bestimmt 20 Kochbücher veröffentlicht.

Auch im hohen Alter ist Essen mehr als nur Nahrungsaufnahme für sie. Auch wenn die Kinder natürlich längst erwachsen sind, ihr Mann bereits vor zehn Jahren verstorben. Kochen ist schliesslich auch Genuss und Erinnerung. Wie zum Beispiel an ihre Freundin Astrid Lindgren, deren Rezept für Apfelkuchen sie im Buch verrät:

Tipp: Rezept für Astrid Lindgrens Apfelkuchen

(Aus: Sybil Gräfin Schönfeldt, Kochbuch für die kleine alte Frau. 4. Aufl. Copyright (c) 2019 by edition momente GmbH, Zürich-Hamburg, Raabe + Vitali)

In einer grossen Pfanne lässt man 350 Gramm Semmelbrösel, 150 Gramm Butter, 100 Gramm Zucker und eine Prise Salz unter ständigem Rühren blond werden. Nach einer Prise Zimt, nimmt man die Pfanne sofort vom Herd, weil der Pfannenboden nachheizt und die Mischung sonst zu dunkel werden könnte. Die Hälfte der Zuckerbrösel in die gut gefettete Kuchenform füllen, glatt streichen, mit einer Lage sehr festem Apfelmus bedecken und darauf die restliche Butterbröselmischung verteilen. In den auf 200 Grad vorgeheizten Ofen schieben und etwa 20 Minuten backen. Den Apfelkuchen am besten mit Vanillesauce geniessen.

Sybil Gräfin Schönfeldt verrät im Interview, warum es wichtig ist, auch im Alter für sich zu kochen und ihren praktischen Spezialtipp für Singles: Kettenkochen

Kochen und backen Sie am liebsten Gerichte, die mit besonderen Erinnerungen verbunden sind?

Sybil Gräfin Schönfeldt: Die Lieblingsrezepte ergeben sich von selbst, wenn man, wie ich, so viele Jahre und unter so vielen verschiedenen Anforderungen am Herd gestanden hat. Und natürlich sind sie mit Erinnerungen verbunden.

Meine Lieblingsrezepte stammen allesamt aus einer Zeit, in der man noch kein sogenanntes Convenience Food, also Fertiggerichte, kannte. In meiner Kindheit hat man mit dem gekocht und gebacken, was im Garten wuchs oder was man auf dem Markt kaufen konnte. Vorne im Garten standen die Rosen, hinter dem Haus Himbeeren und Johannisbeeren, ein Apfelbaum oder ein Erdbeerbeet. Wir lebten mit den Früchten und dem Gemüse des Jahres und daraus ergab sich auch die Küche, Jahr für Jahr.

Kochbücher sind natürlich hilfreich, aber vor dem Zweiten Weltkrieg hat man Rezepte von Generation zu Generation weitergeben, nein, weitererlebt muss es heissen. Und diese Gerichte koche ich noch heute für mich.

Haben Sie ein Beispiel für uns?

Sybil Gräfin Schönfeldt: Nehmen Sie zum Beispiel Wurzelgemüse und Kartoffeln. Das klingt vielleicht simpel. Aber ich kann mir nichts Besseres vorstellen als eine Mohrrübe, die frisch aus der Erde gezogen wird, so süss und knackig. Und Sie können dieses Basisgemüse variieren, wie Sie wollen: Sie können die Mohrrüben dünsten oder in Butter anbraten oder mit Kräutern servieren, sie können sie mit Honig und Milch zubereiten oder mit Sellerie und Paprika. Für die Kinder gibt es rosa Kartoffelpüree.

Inwiefern war Kochen früher anders als heute?

Sybil Gräfin Schönfeldt: Naja, Sie können sich das vielleicht nicht richtig vorstellen, aber nach dem Krieg gab es nicht täglich Gas und Strom. Den Strom zum Kochen musste man sich einteilen. Genauso wie die Lebensmittel, die rationiert und knapp waren.

"Da ging es beim Kochen nicht um Spass, sondern darum, sicherzustellen, dass man überlebte."

Wir sammelten unser Essen im Wald, holten es beim Bauern, zogen es aus der Erde oder tauschten es auf dem Schwarzmarkt. Und dann kam die amerikanische Lebensmittelindustrie mit ihren halbfertigen Gerichten. Der Himmel auf Erden für die Hausfrauen, denn dieses Convenience Food erleichterte ihr Leben ungemein. Keine aufgerissenen Hände mehr vom Kartoffelwaschen. Was für ein Segen! Mit viel Abstand wissen wir es heute aber besser:

"Die Wahrheit ist, dass diese Form von Ernährung unserer Umwelt schadet."

Sie meinen wir können in der Küche dazu beitragen die Umwelt zu schützen?

Sybil Gräfin Schönfeldt: Das ist eine Frage der Vernunft.

"Wenn ich beim Einkaufen an gefühlt 500 Metern Regalen mit Joghurt entlang gehe, dann denke ich nur: Brauchst du das wirklich?"

Und diese Frage sollte sich ruhig auch jeder Mensch stellen. Brauchst du das? Linksdrehende und rechtsdrehende Joghurtkulturen, mit naturidentischen Austauschstoffen etc. Das ist alles überflüssig, da könnten wir uns schon die Becher sparen.

Im Buch finden wir ein Rezept für „Astrids Apfelkuchen“. Woher kannten Sie Astrid Lindgren und welche kulinarischen Erinnerungen verbinden Sie mir ihr?

Sybil Gräfin Schönfeldt: Ich war mit Astrid Lindgren seit 1954 bekannt. Ihr deutscher Verlag, der Oetinger Verlag, sass im selben Pressehaus wie „Die Zeit“, für die ich damals arbeitete. Ich schrieb dort seit 1956 über Kinder- und Jugendliteratur. Und immer, wenn Astrid auf dem Weg von Schweden nach Europa oder Amerika bei Oetinger vorbeikam, rief mich Frau Oetinger an und fragte:

„Astrid ist hier, magst du nicht auf ein Tässchen Tee herunterkommen?“.

Ich begleitete sie auf vielen Lesereisen und bei Interviews und schrieb die erste deutsche Biographie über Astrid Lindgren. Uns verband eine lebenslange Freundschaft. Für verschiedene Buchprojekte widmete ich mich auch der schwedischen Küche, sammelte die Rezepte aus Astrids Büchern und fragte sie auch oft: Wie hast du das oder das gemacht?

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Warum ist es richtig und wichtig für sich selbst zu kochen, auch wenn man alleinstehend ist?

Sybil Gräfin Schönfeldt: Das „Kochbuch für die kleine alte Frau“ ist ja nun kein klassisches Kochbuch, in dem Sie zuerst Suppen und dann Sossen, Fisch, Gemüse usw. finden.

"Es ist vielmehr ein Buch von und für den Menschen, der ein grosses Stück Leben hinter sich hat und plötzlich alleine da steht und sich fragt: was mache ich jetzt? Kochen natürlich, was sonst!"

Denn erstens muss der Mensch ja essen. Und zweitens ist Kochen eine wunderbare Tätigkeit, bei der Sie Zeit zum Nachdenken haben. Sie können den Geschmäckern frönen, die Sie lieben, ich finde das sehr erquickend.

Kochen Sie eigentlich aus Kochbüchern oder mit Notizen? Oder haben Sie alles im Kopf?

Sybil Gräfin Schönfeldt: Ich habe natürlich alles im Gefühl wie eine gute alte Köchin.

Was verstehen Sie unter Kettenkochen und warum ist das ein guter Trick für Singles?

Sybil Gräfin Schönfeldt: Kettenkochen gibt es schon ewig, das haben die Hausfrauen schon in den 30er Jahren gemacht, nur nannte man das damals Resteverwertung. Der Trick besteht einfach darin, mehr Kartoffeln, Nudeln oder Reis zu kochen, als man für eine Mahlzeit benötigt. Ich rechne mir also beispielsweise aus, wie viele Kartoffeln ich für die nächste Mahlzeit benötige, zum Beispiel 3, und koche dann gleich 9. Die ersten drei esse ich mit Butter oder Kräuterquark und Salz. Aus den nächsten dreien mache ich Bratkartoffeln. Und aus den letzten dreien ein Gratin oder einen Eintopf oder eine Suppe. Oder ich reibe sie und mache Nocken daraus. Sie sehen, aus 3 x 3 Kartoffeln entstehen immer wieder neue Mahlzeiten, eine ganze Kartoffelkette. Ich musste nur einmal heisses Wasser aufsetzen, spare also auch noch Strom für die Umwelt. Und kann mir einen kleinen Vorrat anlegen. Und Vorräte sind das A und O für uns Ältere, ohne eine Tiefkühlabteilung im Kühlschrank kommen wir nicht aus.