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Das Woodstock-Festival wird 50

Drei Tage voller Musik und Frieden

Fotos aus dem Buch "Woodstock - Chronik eines legendären Festivals" (2019), mit freundlicher Genehmigung des Riva Verlags

Woodstock - drei Tage Musik und Frieden

Sie kamen in Massen, feierten ihre Jugend, ihre Idole, lauschten der Musik der Gegenwart und der Zukunft, wünschten sich Frieden und Liebe auf Erden und hatten keine Angst vor Drogen mit bewusstseinserweiternden Wirkungen. Sie waren ein Teil von „Woodstock“, der Urmutter aller Open-Air-Festivals, das vor 50 Jahren der Welt, zumindest der westlichen, einen neuen Dreh gab. Und gemeinsam, eine halbe Million stark, schufen sie eine Legende.

Um gleich mit einem Missverständnis aufzuräumen: Das legendäre Woodstock-Open-Air-Festival, das mit einem spektakulären Auftritt von Richie Havens um 17.07 Uhr am 15. August 1969 begann, fand gar nicht in Woodstock, dem ursprünglich geplanten Veranstaltungsort statt, sondern auf einer Weide in White Lake nahe der Kleinstadt Bethel im US-Bundesstaat New York. Das war ungefähr 70 km von Woodstock entfernt.

Im Bild: vorne: DVDs "Woodstock - 40th Anniversary Edition", Bildband "Woodstock - Chronik eines legendären Festivals"; hinten: Doppel-CD "Woodstock Vol. 1", Tatsachenbericht "Woodstock - Die wahre Geschichte"

Yasgur’s Farm

Der Milchbauer, der seine Kuhwiesen für das Freiluft-Event zur Verfügung stellte, hiess übrigens Max Yasgur. Also: Woodstock war eigentlich Yasgur’s Farm – oder White Lake, wie man’s mag. Ob Mr. Yasgur aus White Lake beim Deal mit den Organisatoren ahnen konnte, dass bald Heerscharen von langhaarigen Hippies auf seinen Ländereien nackt und schlammverschmiert im strömenden Regen tanzen und sich die denkwürdigsten psychedelischen Substanzen einverleiben sollten, ist unklar.

Auf jeden Fall verdanken wir auch ihm einen Meilenstein der modernen Kulturgeschichte – und grossartige Film- und Tonträger-Dokumente.

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Nicht alle kamen durch

Die Veranstalter rechneten mit 50.000 Musikfans – aber es kamen 400.000 oder gar 500.000! Und es hätten noch viel mehr Festival-Besucher werden können, wären viele Anreisende nicht auf den völlig überlasteten und hoffnungslos verstopften Zufahrtsstrassen mit ihren Autos stecken geblieben. So wie es Singer-Songwriterin Joni Mitchell passiert war, die über Woodstock ein Lied schrieb, obwohl (oder weil) sie es selbst nicht bis nach White Lake geschafft hatte. Ihr Song „Woodstock“ wurde ein Hit – auch in den Coverversionen von „Crosby, Stills, Nash & Young“ und „Matthews Southern Comfort“). Die Hymne einer ganzen Generation war geboren. Logistisch gesehen war das 400.000-Hippies-Spektakel natürlich ein nicht vorhersehbarer Kraftakt: Die Festival-Besucher mussten versorgt (teilweise mit Hubschraubern!) sowie medizinisch betreut werden. Die nahen Seen eines Geflügelzüchters wurden „angemietet“ – als Trinkwasserreservoir und Bademöglichkeit.

Weil ein geordneter Ticketverkauf bzw. eine Kartenkontrolle angesichts der aufs Gelände strömenden Massen schon bald unmöglich wurde, verwandelte sich Woodstock in ein Free Concert – mit finanziellen Folgen für die Veranstalter. Nach dem Ende des Open Airs bilanzierten die Macher ein Minus von 1,3 Millionen US-Dollar. Geld mit Woodstock verdienten später andere: mit dem Oscar-prämierten Kinofilm sowie diversen Dokumentationen auf Ton- und Filmträgern.

Das gelobte Land

Musikalisch setzte das Festival neue Massstäbe. 32 hochkarätige Bands und Künstler der Folk- Rock- und Blues-Szene zeigten, wie vielseitig, fantasievoll und wegweisend Musik im Jahr 1969 sein konnte. Jefferson Airplane zelebrierte seinen elektrifizierenden Psychedelic-Rock. Der 22-jährige Gitarrist Carlos Santana absolvierte mit seiner Latin-Rock-Band einen spektakulären Auftritt und legte den Grundstein für eine Weltkarriere. Joe Cocker wurde mit seiner genialen Version des Beatles-Songs „With A Little Help From My Friends“ berühmt. Unvergessen ist auch Jimi Hendrix’ Interpretation der US-Nationalhymne „The Star-Spangled Banner“. Und dann natürlich noch: Janis Joplin, Joan Baez, The Who, Grateful Dead, Ten Years After, Crosby, Stills, Nash & Young, Country Joe & The Fish, Creedence Clearwater Revival, Canned Heat, John Sebastian … Woodstock war das gelobte Land, ja das pure Paradies für jeden Rock- und Folk-Fan. Bedingt durch längere Regenpausen endete das Woodstock-Festival erst am Montagvormittag. Am 18. August, gegen 11 Uhr, verabschiedete Jimi Hendrix die letzten auf den zertrampelten Kuhweiden von Max Yasgur ausharrenden Fans mit seinen Hits „Purple Haze“ und „Hey Joe.“ Und dann war „Woodstock“ eine Legende – und bald auch ein Mythos.

Woodstock - Ein wunderbares Chaos

Fast 50 Jahre nach dem legendären Open Air Festival antwortete Carlos Santana auf die Frage, was Woodstock für ihn bedeute, dass es ein wunderbares Chaos gewesen sei, eine durch und durch positive Erfahrung: „Woodstock hat mein Leben verändert" Er erinnere sich an Wahnsinnsauftritte von Jimi Hendrix und Sly Stone, aber auch an das ohrenbetäubende Knattern der Hubschrauber über „diesem endlosen Menschenmeer“. „Wir sind Sternenstaub, wir sind golden“, singt Joni Mitchell in ihrer Woodstock-Hymne, „und wir müssen zum Garten Eden zurückkehren.“ Nicht wenige Musikfans werden sich an dreieinhalb Tagen im August des Jahres 1969 wie im Garten Eden gefühlt haben, auf der matschigen Kuhwiese von Bauer Yasgur in White Lake, New York – besser bekannt als Woodstock.