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Mörderisch spannend: Das neue Buch von Eric Berg

Doro Kagel ermittelt auf der "Mörderinsel" Usedom I Krimi-Autor Eric Berg im Interview über Täter, Opfer und das Misstrauen in unseren Rechtsstaat

Foto: © Derek Henthorn

Der Zweifel bleibt: Mörder oder Opfer?

Jeder Angeklagte gilt solange als unschuldig bis seine Schuld gesetzlich bewiesen wurde. Doch was, wenn ein Freispruch nicht genügt? Wenn deine Freunde und Nachbarn ihr Urteil längst gefällt haben? So ergeht es Hotelbesitzer Holger Simonsmeyer im neuen Krimi von Bestseller-Autor Eric Berg "Die Mörderinsel".

Simonsmeyer wird wegen Mordes an einer jungen Frau aus seinem Heimatdorf Trenthin angeklagt. Und schliesslich freigesprochen - wegen Mangels an Beweisen. Seiner Frau Bettina fällt ein Stein vom Herzen, Monate grösster Anspannung gehen zu Ende. Ihr Mann ein Mädchenmörder? Undenkbar! Doch in Trenthin sind nicht alle dieser Meinung. Und so mancher weiss mehr, als er den ermittelnden Behörden gesagt hat. Ein halbes Jahr später wird Familie Simonsmeyer Opfer eines Brandanschlags.

Grandios gelingt es Eric Berg den Zweifel zu säen: Wer ist Täter und wer Opfer?

An die Aufklärung macht sich Gerichtsreporterin Doro Kagel. Schwer geplagt von Selbstvorwürfen. Schliesslich hatte sie ausführlich über den Mordprozess berichtet. Doch als sich Bettina Simonsmeyer bedroht fühlte und Doro Kagel um Hilfe bat, reagierte sie nicht. Jetzt steht sie in den verkohlten Trümmern des Familienheims.

Felicitas Woll spielte Doro Kagel 2017 in der SAT.1-Verfilmung ihres ersten Falls "Das Nebelhaus". Foto: © SAT.1/Stephanie Kulbach

Filmreifer Krimi-Stoff: Doro Kagel ermittelt wieder

Ihren ersten "Auftritt" hatte Gerichtsreporterin Doro Kagel aus Berlin 2013 in Eric Bergs Erfolgs-Krimi "Das Nebelhaus". Darin rollt die Spezialistin für „blutige Themen“ einen Dreifach-Mord auf Hiddensee neu auf. SAT.1 verfilmte den Stoff 2017 sehr erfolgreich und prominent besetzt mit Felicitas Woll in der Hauptrolle. Ein Volltreffer: Denn "Wolls Ausstrahlung in dieser Rolle kommt meiner Vorstellung von Doro Kagel sehr nah", so Eric Berg im Interview.

Es bleibt die Frage: Warum mussten wir 7 Jahre auf einen neuen Doro-Kagel-Fall warten?

Eric Berg: Als ich vor einigen Jahren auf Lesereise zum „Nebelhaus“-Nachfolger „Das Küstengrab“ war, bin ich oft nach Doro Kagel gefragt worden. Damals war ich neugieriger auf andere, neue Figuren als auf die Heldin des „Nebelhauses“. Einige Jahre und Krimis später, habe ich wieder Lust auf die Figur bekommen.

Was macht Doro Kagel als Ermittlerin so besonders?

Eric Berg: Es gibt schon so viele Polizistinnen als Ermittler, da ist eine Gerichtsreporterin mal etwas anderes. Keiner meiner ermittelnden Protagonisten ist Polizist.

Eric Berg: "Es geht um […] das gestiegene Misstrauen in den Rechtsstaat"

Schauplatz des neuen Krimis ist einmal mehr die deutsche Ostseeküste, genauer gesagt die Insel Usedom und das idyllische Achterland. Was verbinden Sie mit Usedom und warum ist es ein guter Krimi-Schauplatz?

Eric Berg: Alle Idyllen sind gute Schauplätze für Krimis. Mit Usedom verbinde ich die Beschaulichkeit, die ich auch im Roman in Szene setze. Doch als Krimi-Autor bin ich dazu verdammt, den Blitz in friedvolle Schauplätze zu schleudern. In der „Mörderinsel“ geht es aber nicht „nur“ um den Mord an einer jungen Frau. Es geht um den Freispruch des Angeklagten, um den Umgang der Dorfgemeinschaft mit diesem Freispruch, um das gestiegene Misstrauen in den Rechtsstaat … Kurz, es geht um uns persönlich, um uns alle. Diese Handlung könnte überall in Deutschland spielen.

Sie haben einmal gesagt: „Alle meine Romane sind aus einem einzigen Satz entstanden, der mir plötzlich durch den Kopf geht.“ Welcher Satz war das bei „Die Mörderinsel“?

Eric Berg: Ein Angeklagter wird eines brutalen Mordes freigesprochen und kehrt zu seiner Familie in ein Dorf zurück.

Das war ein unglaublich spannender Gedanke, der mich nicht mehr losgelassen hat. Die Figuren sind erst danach entstanden, dann die Handlung als Ganzes. Bei welcher Gelegenheit mir die Idee kam, kann ich nicht mehr hundertprozentig sagen. Die meisten meiner Ideen trage ich viele Jahre mit mir herum. Es könnte gewesen sein, als ein aus der Haft entlassener Sexualstraftäter eine Wohnung in einer Kleinstadt nahm, die daraufhin Kopf stand.

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In „Die Mörderinsel“ scheint fast jeder Dorfbewohner etwas zu verbergen zu haben und – wie auf dem Land üblich – stehen alle irgendwie in Beziehung zueinander. Wie bringen Sie System in die verschiedenen Geheimnisse, Beziehungen und Zeitabläufe? Sind Ihre Bürowände während dem Schreiben mit Klebezetteln und Querverweisen übersät?

Eric Berg: Ich gehöre zu den Glücklichen, die alle diese Fäden im Kopf miteinander verknüpfen können. Dazu trage ich nichts bei, das geht einfach so. Die Geschichte wird während ihres Entstehens ein Teil von mir, so als würde ich selbst darin leben und Umgang mit den Protagonisten haben.

Psychogramm versus Schock und Horror: Wieso setzen Sie in Ihren Krimis auf psychologische Tiefe anstelle von blutigen Details mit Ekel-Faktor?

Eric Berg: Ich kann nur solche Geschichten schreiben, die ich auch lesen möchte. Krimis, in denen das Blut aus jeder Seite spritzt, rühre ich nicht an.