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Sophia Thiel ist zurück!

Im Interview spricht die Fitness-Influencerin über ihren Weg aus der Essstörung

Fitness-Influencerin Sophia Thiel hat eine Essstörung. In ihrem autobiographischen Ratgeber "Come back stronger" bricht sie ihr Schweigen und gibt Tipps für Betroffene. Foto: © Dan Carabas

Erstmals spricht sie über ihre Essstörung

Ein Stein fällt Sophia Thiel vom Herzen, als sie es endlich wagt und im April diesen Jahres auf Youtube ein lange gehütetes Geheimnis öffentlich macht: Sophia Thiel, jahrelang erfolgreiche Fitness-Influencerin, hat eine Essstörung. Vor zwei Jahren zog sich die heute 26-Jährige von einem Tag auf den anderen ganz aus der Öffentlichkeit zurück. Bis dato folgten ihr Millionen von Fans auf den sozialen Netzwerken. Thiel stand für eine Erfolgsstory, vom Teenager-Pummelchen zum Fitness-Profi. Doch was Fans und Medien nicht wussten: Die Powerfrau mit dem trainierten Sixpack wurde von unkontrollierten Fressattacken heimgesucht, sie litt unter Bulimia nervosa (kurz Bulimie).

"Come back stronger": Das neue Buch von Sophia Thiel erzählt ihre wahre Geschichte

In ihrem neuen Buch "Come back stronger" erzählt Sophia Thiel vom schleichenden Beginn ihrer Essstörung, dem Druck, perfekt zu sein, dem Doppelleben, das sie führte, bis zum Karrierehöhepunkt, auf dem sie nach Los Angeles flüchtete. Erst eine Psychotherapie in LA half ihr, zu erkennen, was hinter ihrem Essverhalten steckte.

Schluss mit der Scham: Die Arbeit am Buch half ihr, zu reflektieren und sich die Last von der Seele zu schreiben. Doch mit ihrem mutigen Schritt an die Öffentlichkeit wünscht sie sich vor allem eines: anderen die Scham zu nehmen, Betroffenen und deren Angehörigen Mut zu machen, sich mit ihrer Krankheit auseinander zu setzen. Neben ihren persönlichen Erfahrungsberichten geben Experten aus Medizin und Psychologie im Buch professionelle Tipps für den Weg aus der Essstörung.

Im Interview spricht Sophia Thiel über ihren Weg aus der Essstörung, was sie sich von anderen Influencern wünschen würde und warum ihr Eisbaden gut tut:

Können Sie erklären, warum die Bulimie keine „alternative Form einer Diät“ ist, sondern eine bedrohliche Krankheit? Was hat die Krankheit mit Ihnen gemacht?

Sophia Thiel: Es ist definitiv KEINE Diätform und bei so einer Erkrankung sollte man sich schnellstmöglich professionelle Hilfe suchen! Bulimia nervosa, aber auch alle anderen Essstörungen, nehmen einem jegliche Freiheit und die einhergehenden Essattacken sind enorm belastend! Für mich waren das bisher immer die schlimmsten Momente meines Lebens. Deshalb musste ich auch 2019 von allem Abstand gewinnen und bin in meine Social Media Auszeit quasi ‚geflüchtet‘.

Ihr Buch beschreibt Ihren persönlichen Weg, soll aber auch aufklären. Was raten Sie einer Leserin oder einem Leser, die/der sich in Ihren Worten wiederfindet und Parallelen erkennt? Was war Ihr erster Schritt raus aus der Essstörung? Welche Erkenntnis hat den Wendepunkt gebracht?

Sophia Thiel: Wenn mein Buch dahingehend eine erste Hilfestellung sein kann, habe ich damit alles erreicht was ich wollte! Sobald man merkt, dass man vielleicht sogar selbst damit zu kämpfen hat, sollte man sich andern mitteilen! Das ist nichts für das man sich schämen muss, denn Scham hält das Problem erst am Leben! Frühzeitig offen darüber reden und sich rechtzeitig Hilfe holen! Mein Wendepunkt war definitiv die Therapie und das natürlich im positiven Sinne. Nie zuvor hatte ich so schnelle Besserungsschritte verzeichnen können. Am Anfang war ich traurig, doch dann vielmehr erleichtert darüber als ich die Diagnose bekam. Von da an wurde alles besser.

Foto: © Dan Carabas

Sie sagen Social Media sei eine perfekte Welt, in der alle immer gut drauf sein wollen. Dürfen wir zukünftig mehr real life und weniger Perfektionismus online von Ihnen erwarten?

Sophia Thiel: Von mir auf jeden Fall, aber auch das ist ein Prozess und ich bin gespannt, wohin mich mein Weg noch führen wird. Auch auf Social Media fällt man gerne in alte Verhaltensmuster oder passt sich anderen an. Ich würde mir sehr wünschen, dass noch viel mehr Influencer über ihre ‚persönlichen Päckchen‘ öffentlich sprechen.

Ihre Essstörung ging ja auch mit exzessivem Körpertraining einher. Wie ist heute Ihr Verhältnis zu Body Building und Fitness – wie viel trainieren Sie noch?

Sophia Thiel: Bodybuilding ist immer noch meine Leidenschaft und ich betreibe gerne diesen Sport. Damals bin ich mit mir selbst nicht immer gut umgegangen und war in meinem starren Schwarz-Weiss-Denken gefangen. Heute trainiere ich flexibler und bin achtsamer im Umgang mit mir selbst. Aufgrund der aktuellen Corona Lage trainiere ich weniger - so circa 2/3x die Woche.

Sie haben Ihren persönlichen Weg zu mehr mentaler Gesundheit und Selbstliebe gefunden. Was tun Sie heute, wenn Sie sich etwas Gutes tun wollen?

Sophia Thiel: Nun ja, auch das ist natürlich ein Prozess. Angekommen fühle ich mich noch nicht und ich habe immer wieder mal bessere und schlechtere Tage, aber ich denke, das ist normal. Wenn ich mir was Gutes tun möchte, mache ich gerne alles in Richtung Selfcare (Körperpflege, Schaumbad, Masken) oder ich gehe auch gerne zum Eisbaden - bei der Kälte kann ich richtig abschalten und das ist meine Art der Meditation.

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