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Franziska Kurz
Franziska Kurz

Malerin vergangener Zeiten

Kunst & Leidenschaft: Ulrike Renk über den zweiten Teil ihrer grossen Berlin-Saga

Bestsellerautorin Ulrike Renk erzählt Geschichten, die das Leben schrieb. Echte Schicksale und Tragödien stecken hinter ihren fesselnden Romanen. Neu erschienen ist jetzt die Fortsetzung ihrer Reihe „Eine Familie in Berlin“. Foto: © privat

Kunst & Leidenschaft: Die grosse Berlin-Familiensaga nach einer wahren Geschichte geht weiter

Ein Beitrag von Kulturjournalistin/Moderatorin Franziska Kurz

Eine atmosphärisch dichte Erzählweise, authentische Sprache und Figuren und viel Recherche lassen uns als Lesende in Ulrike Renks Familiensagas versinken. Wie bei einem farbenprächtigen Gemälde, vor dem wir staunend in einem Museum stehen, entführen ihre Romane in vergangene Zeiten.
Ich habe ihre bunte Ostpreussen-Saga verschlungen und den ersten Band ihrer „Eine Familie in Berlin“-Reihe heiss empfohlen im Herbst letzten Jahres.

Frisch erschienen ist nun der zweite Band ihrer Berlin-Saga, "Ursula und die Farben der Hoffnung". Wie schon bei "Paulas Liebe" liegt dem Roman wieder eine wahre Lebensgeschichte zu Grunde:
Die junge, talentierte Ursula Stolte lebt für die Kunst. Seit sie denken kann, zeichnet sie – alles hat für sie Formen, Farben und eine Geschichte. Als sie bei einer Veranstaltung in Potsdam Vera Dehmel, die Tochter des Dichter- und Schriftsteller-Ehepaares Richard und Paula Dehmel, kennenlernt, werden die beiden Freundinnen. Von Vera ermutigt, bewirbt sich Ursula bei der Kunstgewerbeschule in Berlin und wird dort aufgenommen. Im literarischen Salon von Veras Mutter Paula kommt Ursula in Kontakt mit der Künstler- und Literaturszene des damaligen Berlins. In ihr wächst der Traum, Bücher zu gestalten und zu illustrieren. Bestärkt wird sie von Veras Bruder Heinrich. Doch bald schon überschattet der Erste Weltkrieg Ursulas Träume und Hoffnungen.

Zeichnungen und Skizzen von Ursula Stolte aus ihrem privaten Skizzenbuch © Regina Polensky

Auf welchen technischen Fortschritt sie nicht verzichten wollen würde, mit welchen Tricks sie selbst in die Vergangenheit eintaucht und mehr, erzählt Ulrike Renk im Interview:

Im zweiten Band der Reihe „Eine Familie in Berlin“ steht Ursula Stolte im Mittelpunkt, die wir als werdende Künstlerin kennenlernen. Welche wahre Geschichte liegt dieser Figur zugrunde?

Ulrike Renk: Wie alle meine Romane handelt auch diese Geschichte von einer realen Person. Es gab Ursula Stolte tatsächlich. Ihre ersten Lebensjahre waren nicht einfach, aber dann hielten die Grosseltern ihre schützende Hand über sie. Ihr Grossvater war Bürgermeister in Potsdam und die Freundinnen der Grossmutter Hofdamen am kaiserlichen Hof – somit erfuhr Ursula oft Tratsch und Klatsch aus erster Hand.
Als sie Vera Dehmel kennenlernte und diese sie zu ihrer Familie mitnahm, kam Ursula in Kontakt zu der sie faszinierenden Künstler- und Literaturszene des damaligen Berlins. Sie entschloss sich, Künstlerin zu werden, denn Zeichnen war ihr Leben.

Mit Ursulas Enkelin Regina Polensky standest du beim Schreiben des Romans in regem Austausch. Wie kam der Kontakt zustande?

Ulrike Renk: Regina hat mir über den Aufbau Verlag eine Mail geschickt und ein wenig von ihrer Familiengeschichte erzählt. Ich wurde neugierig und habe mich mit ihr in Verbindung gesetzt.

Regina hat eine wahre Fundgrube an Informationen – ein privates Familienarchiv mit Bildern, Zeichnungen, Fotos und Briefen. Und sie teilte all dies mit mir.

Je mehr ich über die Familien und ihre Geschichte erfahren habe, umso mehr wollte ich über sie schreiben. Vor der Pandemie konnte ich noch nach Berlin fahren und sie treffen. Sie hat mir unter anderem auch die erste Zeichenmappe von Ursula gezeigt. Im Moment mailen und telefonieren wir regelmässig und ich hoffe, dass wir uns bald auch wieder persönlich sehen können.

Eine Familie in Berlin - alle Bände in der richtigen Reichenfolge

Historischen Lesestoff von Ulrike Renk bei Weltbild entdecken

Was mich an deinen Büchern besonders begeistert, ist diese Verbindung von biografisch überprüften Fakten mit Ergänzungen zu Stimmungen oder Mode, die mir das Gefühl geben, ich würde die Figuren kennen. Wie viel Rechercheaufwand steckt in „Ursula und die Farben der Hoffnung“?

Ulrike Renk: In allen meinen Büchern steckt immer sehr viel gründliche Recherche. Wichtig ist mir vor allem der Zeitgeist, der politische und gesellschaftliche Kontext. Dazu lese ich Bücher, vor allem viele Sachbücher, schaue Dokumentationen, spreche mit Fachleuten und versuche Schauplätze zu besuchen. Das ist die beste Voraussetzung, um ein Gespür nicht nur für die Zeit sondern auch für die Figuren zu bekommen. Was haben sie gegessen? Was haben sie angezogen? Wie hat man sich in der Zeit fortbewegt? Und worüber hat man diskutiert?

Ich versuche, selbst in diese Zeit einzutauchen – meine Familie nimmt es inzwischen gelassen, wenn ich dann Musik höre, die auch meine Figuren gehört haben, oder Speisen koche, die auch sie gegessen haben.

Bist du während des Schreibens an die Schauplätze des Romans gereist und auch auf dem Darss entlang spaziert?

Ulrike Renk: Tatsächlich war ich auf dem Darss und auch auf Rügen – es ist wunderschön dort. Ich habe das Dehmelhaus besucht, das allerdings erst im nächsten Roman noch eine grössere Rolle spielen wird. In Berlin war ich ganz zu Anfang der Recherchen und danach wegen Corona leider nicht mehr. Ich hoffe, dass ich dieses Jahr wieder dorthin reisen kann.

Als ich darüber gelesen habe, wie lange Wäsche waschen im frühen 20. Jahrhundert gedauert hat (ganze 2 Tage! Mit kalt einweichen, dann ins heisse Wasser, Seifenflocken schaben und stampfen, gefolgt von über den Dampf hängen und trocknen) war ich unfassbar froh über meine Waschmaschine. Welche technische Errungenschaft von heute schätzt du am meisten, wenn du über den Alltag vor 100 Jahren nachforschst?

Ulrike Renk: Ich bin, was den Haushalt angeht, tatsächlich ein wenig technikaffin. Es gibt so viele Geräte, die ich nicht mehr missen möchte.

Tatsächlich verstehe ich nicht, wie man den Haushalt vor 100 oder 150 Jahren romantisieren kann.

Ohne eine Waschmaschine und den Trockner wäre ich ziemlich aufgeschmissen … aber ich liebe auch meinen Saugroboter. Ich koche unglaublich gerne – nachhaltig und saisonal kochen geht ganz wunderbar (und vermutlich schonender und energiesparender) mit modernen Geräten.
Es gibt allerdings eine Sache, die ich aus alten Zeiten sehr schätze – wir heizen mit zwei kleinen gusseisernen Öfen und die liebe ich sehr. Aber natürlich haben wir auch eine Zentralheizung 😊.

Wir begegnen in „Ursula und die Farben der Hoffnung“ vielen Künstlerinnen und Künstlern – mit wem würdest du gerne einmal Abendessen gehen, ob lebendig oder tot?

Ulrike Renk: Tatsächlich mit Paula Dehmel und Ursula – einfach, weil die beiden mir so unglaublich ans Herz gewachsen sind. Und dann … mit Georg Grosz, mit Heinrich Vogeler, mit Else Lasker-Schüler und allen anderen – das waren alles spannende Menschen. Am liebsten wäre ich mit ihnen zusammen ein paar Tage in Ahrenshoop oder auf Rügen.

Band 3, "Ulla und die Wege der Liebe", erscheint übrigens diesen Sommer, am 16.08.2022 – ich wünsche Ihnen viel Lesevergnügen!

Franziska Kurz ist seit Juli 2020 Moderatorin bei #Weltbildliest. Seit 2015 bereichert sie mit ihrem Blog "franzi liest" die wunderbare Welt der Bücher und Buchfans. Als Literatur- und Kulturjournalistin ist sie regelmässig zu Gast bei Radio und TV und schreibt für zahlreiche Frauen- und Lifestyle-Magazine. Das "Münchner Kindl" bezeichnet sich selbst als buch- und wortverliebt, als Taschensammlerin und Spasüchtige. Mehr von ihr auf www.franzi-liest.de.