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Geheimnisvolles Schottland

Constanze Wilken über den Zauber der Insel Skye und ihren neuen Roman „Das Geheimnis von Ardmore Castle“

Hat in Wales eine zweite Heimat gefunden: Bestsellerautorin Constanze Wilken. Ihr neuer Roman, den es exklusiv vorab nur bei Weltbild gibt, spielt ebenfalls an einem wildromantischen Fleckchen Erde, auf der schottischen Insel Skye. Foto: © Ali Reza Salehi

Der neue Roman von Constanze Wilken: Eine Reise ins wildromantische Schottland

"... diese Weite, das Meer, die Klippen und der Geruch von Algen und Hering im Hafen. Überall auf Skye trifft man auf Spuren der Vergangenheit, Legenden von Feen und Fabelwesen aus dem Meer..." – wenn Constanze Wilken ins Schwärmen über die schottischen Highlands gerät, möchte man am Liebsten gleich die Koffer packen! Ein Kelpie (also einen Wassergeist) hat sie zwar noch nicht gesehen, aber das kann ja noch kommen bei der nächsten Recherchereise. Denn Reisen und Schreiben, das gehört für die Autorin einfach zusammen. Aktuell leider ein echtes Problem, wie sie im Interview weiter unten erzählt.

Neben dem Erleben, Spüren, Riechen vor Ort können aber auch alte Gegenstände Constanze Wilken zu neuen Stoffen inspirieren. Genau wie Protagonistin Ivy in Wilkens neuem Roman "Das Geheimnis von Ardmore Castle" hat sie selbst ein Faible für Antiquitäten. "Möbelstücke, Kunstwerke sind ein unerschöpflicher Quell faszinierender Geschichten", erzählt die promovierte Kunsthistorikerin.

Worum geht's im neuen Roman?

In "Das Geheimnis von Ardmore Castle" reist Versicherungsdetektivin Ivy Ferguson von London nach Skye, um dort einem möglichen Antiquitäten-Betrug auf die Spur zu kommen. Ihr Ziel ist Ardmore Castle, dessen Schlossherr Ross MacKenzie einen fragwürdigen Sekretär veräussern will. Leider macht der raubeinige MacKenzie Senior Ivy das Leben schwer, Gott sei Dank gibt es da noch Calum, seinen Neffen! Doch Ivys Recherchen zum Sekretär bringen nicht nur ein düsteres Kapitel schottischer Geschichte ans Licht, sondern auch ein dunkles Familiengeheimnis.

Constanze Wilken im Interview über ein düsteres Kapitel der schottischen Geschichte und die schönsten Ecken und Geheimtipps auf der Insel Skye

In „Das Geheimnis von Ardmore Castle“ schicken Sie Protagonistin Ivy auf die Isle of Skye – also in die schottischen Highlands. Was macht den Charme von Land und Leuten dort aus?

Constanze Wilken: Wo soll ich anfangen. Ich habe viele Jahre in Wales gelebt und liebe diese raue Landschaft mit den kleinen Dörfern und wildromantischen Buchten. Und genau das finde ich auch in Schottland, wobei die Highlands noch eine Spur wilder sind. Der schottische Akzent ist unglaublich charmant, wie überhaupt die Menschen sehr gastfreundlich und hilfsbereit sind. Wenn ich nicht bei Freunden übernachte, dann suche ich mir kleine B&Bs und habe so manche neue Freundschaft geschlossen – mit Menschen, die ihre Wurzeln auf Skye oder auf Mull haben und nach Jahren in der Stadt oder im Ausland zurückkehren, um dort mit ihrer Familie zu leben oder ein kleines Business aufzumachen. Die Landschaft ist einfach atemberaubend – diese Weite, das Meer, die Klippen und der Geruch von Algen und Hering im Hafen. Überall auf Skye trifft man auf Spuren der Vergangenheit, Legenden von Feen und Fabelwesen aus dem Meer. Steinkreise und verlassene Crofts erzählen vom harten Leben der Menschen auf den Hebriden.

Constanze Wilken: "Ich bin ein Folkmusic Fan, spiele selbst Fiddle..."


Ausserdem ist das Essen dort sehr gut – es gibt tolle kleine Biorestaurants! In Portree das Café Ariba oder etwas feiner Bosville Terrace. Die Kultur wird dort gepflegt, sehr liebevoll, das spürt man in den vielen Museen und Gedenkstätten, historischen Häusern, die von Privatpersonen erhalten werden. Ich bin ein Folkmusic Fan, spiele selbst Fiddle und bin natürlich begeistert von den Pubs, in denen oft spontane Jamsessions stattfinden. Schottland hat es auf faszinierende Weise geschafft Tradition und Moderne zu verbinden – vielleicht ist das das Geheimnis, warum man sich dort sofort zu Hause fühlt.

Ivy ist Versicherungsdetektivin und soll auf Skye einem möglichen Betrugsfall auf die Spur kommen. Doch mit Skye verbindet sie noch viel mehr – was genau?

Constanze Wilken: Ivy Ferguson wurde auf Skye geboren und wuchs dort auf, allerdings war ihre Kindheit vom Konflikt mit ihrem Vater überschattet. Unausgesprochen sind die Gründe für die Verbitterung ihres Vaters. Daran einen grossen Anteil hat ein seit Generationen ungelöster Streit zwischen den Fergusons und dem Clan MacKenzie. Ross MacKenzie lebt in der benachbarten Burg, in der Ivy ihre Arbeit als Kunstexpertin aufnimmt und damit alles ins Rollen bringt.

Einfach mal wegträumen

Sie verweben zwei Erzählstränge im Roman, Gegenwart und Vergangenheit. Welche Rolle spielt die Geschichte der Crofter Ende des 19. Jahrhunderts? Wer waren die Crofter?

Constanze Wilken: Vielleicht ist der Begriff der Highland Clearances ein Begriff? Damit verbunden ist das Schicksal vieler Crofter, kleiner Farmer, die ihr Land seit Generationen bestellten und ihrem Clanchief eine Abgabe leisteten. Also eine Art Feudalsystem. Als die Chiefs entschieden, dass man mit Schafzucht im grossen Stil und der Verpachtung des Landes an reiche Engländer grössere Profite machen konnte, wurden die Crofter gegen ihren Willen von ihrem Land vertrieben. Das geschah brutal, heimlich und zahlreiche Crofter wurden gleich auf marode Transatlantikdampfer verfrachtet und nach Übersee verschifft. Aber mehr dazu im Roman.

Ivy und Sie sind beide Antiquitäten-Profis. Woher rühren Ihr Faible und Ihr professionelles Knowhow?

Constanze Wilken: Ich habe Kunstgeschichte studiert, an der University of Wales promoviert und dort meine Liebe zu Antiquitäten entdeckt. Später habe ich in London, New York und freiberuflich an vielen Orten für einen Antiquitätenhändler und ein Auktionshaus gearbeitet. Möbelstücke, Kunstwerke sind ein unerschöpflicher Quell faszinierender Geschichten – wer hat es besessen, wann wurde es geschaffen, wer war der Auftraggeber, welche Materialien wurden verarbeitet, was hat der Künstler/Meister für eine Geschichte und das alles vor dem Hintergrund einer bestimmten Epoche.

Whisky-Destillerien, Klippen, Castles – haben Sie Sightseeing-Tipps für alle, die von einem Trip auf Ivys Spuren träumen? Und gibt es eigentlich ein reales Vorbild für Ardmore Castle?

Constanze Wilken: Ich bin nach Edinburgh geflogen, dort unbedingt 2 Tage einplanen, denn die Stadt ist ein Traum! Wer noch nie Silvester in Edinburgh verbracht hat, sollte den Hogmanay mal einplanen! Mit dem Mietauto kann man die Highlands am besten erkunden. Zwischenstopps in Inverness (nope I didn’t see Nessie) und Glencoe (Aye, William Wallace!) einlegen und weiter nach Skye fahren. Auf Skye lohnt ein Besuch der Destillerien Talisker und Torabaigh.

Ardmore Castle hat ein reales Vorbild – Dunvegan Castle, den Sitz des Clan MacLeod. Ich habe Ardmore Castle auf der Halbinsel Waternish angesiedelt, wo sich auch Ardmore Bay befindet. Den Pub Stein Inn gibt es dort tatsächlich im winzigen Örtchen Stein – zauberhaft am Wasser gelegen! Trumpan ist ebenfalls ein realer Ort und die Fairy Bridge natürlich auch. Beeindruckend ist die Felsformation des Old Man of Storr auf Trotternish – der Aufstieg wird mit einem weiten Blick über die Bucht belohnt. Einfach an der Küste entlangfahren und die Aussichten geniessen. Ein Geheimtipp ist an der Spitze von Trotternish Flodigarry – versteckt unten am Wasser liegt ein romantisches Burghotel mit Restaurant.

Schreiben heisst für Sie auch immer Reisen und Recherche vor Ort – was aktuell leider schwierig ist. Wie gehen Sie damit um und was sind Ihre Schreib- und Reisepläne?

Constanze Wilken: Das ist tatsächlich ein Einschnitt, der schmerzt. Ich wäre im vergangenen Jahr in London und Wales gewesen und dieses Jahr stehen Wien, Wales und die Äusseren Hebriden an. Ob es möglich ist, hoffe ich sehr, denn Reisen sind für mich ein wichtiger Teil der Vorbereitung für einen Roman. Nichts kann das Erleben vor Ort ersetzen. Die Äusseren Hebriden sind der Schauplatz für meinen nächsten Schottlandroman. Hach, was wäre das herrlich, sich dort oben auf einer einsamen Insel den Wind um die Nase wehen lassen zu können. Und womöglich sichte ich doch noch ein Kelpie …