Yves Keller ist Journalist, Autor und Comedian. Schweiz-weit bekannt wurde er für seine erfolgreichen Chällerfons, Scherztelefone im Radio.
Buchtipp: Warum schaffen es einige erfolgreich zu werden und andere nicht?
Diese Frage stellte sich der schweizer Journalist und Comedian Yves Keller bei der Planung seines eigenen Erfolgs. Schliesslich gibt es viele Talente, aber nur wenige schaffen es, sich beruflich abzuheben und wirklich durchzustarten. Während der Corona-Pandemie begann Keller, sich mit denen auszutauschen, die es wissen müssen: insgesamt 21 der erfolgreichsten Schweizerinnen und Schweizer. In ausführlichen Interviews sprachen Grössen aus Sport, Wissenschaft, Geschäftsleben & Co. mit ihm über ihre Erfahrungen und Prinzipien - aber auch darüber, wie sie Misserfolge meisterten.
Daraus entstand Kellers neues Buch "Der Schweizer Weg zum Erfolg" mit sehr persönlichen Einblicken in schweizer Erfolgsgeschichten.
Vier von insgesamt 21 herausragenden Persönlichkeiten, die in "Der Schweizer Weg zum Erfolg" ihre Erfolgsgeheimnisse verraten: Sternekoch Andreas Caminada, Abenteurer Bertrand Piccard, Unternehmer Giorgio Behr und Unternehmerin Sunnie Groeneveld
Geduld und Ausdauer sind essentiell und werden oft völlig unterschätzt.
Yves Keller
Welcher Erfolgstipp ihm ganz persönlich geholfen hat durchzustarten und mehr verrät Yves Keller im Interview
Das Gespräch fühte Sandra Wachsmuth, Verlagsleitung Weltbild Verlag Schweiz
Wie sind Sie auf die Idee für dieses Buch gekommen?
Yves Keller: Das Thema interessierte mich schon immer. Warum schaffen es einige zum Erfolg und andere nicht, obwohl sie genau so viel arbeiten und mindestens so talentiert wären? Als ich mich dann im Unterhaltungsbereich selbständig machte, studierte ich umso mehr erfolgreiche Menschen, um von ihnen zu lernen. Kurz darauf kam die Coronakrise, die in meiner Branche eine bis heute spürbare Zäsur brachte. Diese Zeit nutzte ich, um erfolgreiche Schweizerinnen und Schweizer zu interviewen und dieses Buch zu schreiben.
Es gibt so viele erfolgreiche Schweizerinnen und Schweizer. Wie haben Sie die Interviewten ausgewählt?
Yves Keller: Es waren grundsätzlich Menschen, die mich sehr interessierten, die ich spannend fand. Zudem war mir wichtig, dass sie möglichst divers waren. Ich interviewte Unternehmerinnen, Wissenschaftler, Politiker und Sportlerinnen, aber auch eine Start-up-Gründerin, einen Bauern oder eine Feministin. Sie alle sind in ihren Bereichen äusserst erfolgreich und schafften es an die Spitze. Viele sind bekannt, andere weniger.
Wie war es für Sie mit so vielen bekannten Menschen in Kontakt zu treten und stundenlange Gespräche führen zu dürfen?
Yves Keller: Das war eine Lebensschule. Ich hätte ja nie gedacht, dass die Erfolgreichen so offen sind, mich zu sich einladen und mir in einigen Stunden die Erkenntnisse weitergeben, für die sie jahrzehntelang Erfahrungen sammelten. Bei vielen brauchte es eine Anfrage per Mail und sie waren bei dem Projekt dabei. Das finde ich schon sehr bemerkenswert.
Wie war die Resonanz der Interviewten?
Yves Keller: Ich war völlig überrascht, wie offen sie waren, Ihre Geheimnisse preiszugeben. In vielen Fällen waren sie bereit, stundenlang Auskunft zu geben und meine sich teilweise bewusst redundanten Fragen geduldig zu beantworten. Die Gespräche dauerten oft sehr lange und waren in ihrer Fülle äusserst intensiv.
Was war für Sie bei diesem Projekt die grösste Herausforderung?
Yves Keller: Aufgrund der Pandemie konnte ich nicht alle Erfolgreichen persönlich treffen, sondern konnte einige nur via Videokonferenz interviewen. Das ist eine tolle Technologie, aber sie übermittelt eben nur sehr bedingt zwischenmenschliche Energien, wenn man dem so sagen kann. Das machte es teilweise schon zu einer gewissen Herausforderung, die Erfolgreichen nicht nur zu verstehen, sondern ihre Wesen und ihre inneren Ansätze fühlen und verstehen zu können.
Welcher der Interviewten hat Sie am meisten beeindruckt und warum?
Yves Keller: Ach, da gibt es so viele. Eigentlich alle. Es sind ja allesamt herausragende Persönlichkeiten, die vieles in ihrem Leben richtig gemacht haben. Sehr beeindruckend fand ich zum Beispiel Bertrand Piccard, Doris Leuthard oder Thomas Zurbuchen, die über eine enorme Weisheit verfügen. Stark in Erinnerung ist mir auch noch ein Gespräch mit Erfolgsbauer Martin Jucker. Seinen Approach fand ich besonders erfrischend. Er sagte mir, dass sie auf ihren Höfen schon alles Mögliche versuchten. Von 20 Ideen würden 18 oder 19 nicht funktionieren. Aber die eine führt zum Erfolg.
Ich glaube, etwas vom wichtigsten, was die Erfolgreichen vermitteln, ist, Geduld zu haben.
Sie haben so viele Tipps von den Erfolgreichen bekommen. Haben Sie davon auch etwas für sich mitnehmen können? Und hat es funktioniert?
Yves Keller: Absolut. Ich glaube, etwas vom wichtigsten, was die Erfolgreichen vermitteln, ist, Geduld zu haben. Das ist natürlich total unsexy, aber für den Erfolg grundlegend. Viele Menschen sind am Anfang maximal motiviert, malen sich den grossen Erfolg aus und sind bereit, viel zu arbeiten. Ein Jahr, zwei Jahre, drei Jahre. Und dann kommt der grosse Frust, weil sich scheinbar nichts tut und sie geben auf, weil sie nicht sehen, dass sich im Hintergrund sehr wohl etwas bewegt, aber manchmal braucht es einfach sehr lange. Diese Erkenntnis half mir ganz konkret in meiner persönlichen Arbeit. Ich mache schon seit über zehn Jahren die sogenannten Chällerfons, das sind Scherztelefone im Radio. Ausser in der Ostschweiz fanden sie nirgends Beachtung und ich dachte schon oft darüber nach, damit aufzuhören. Und dann machte es auf einmal Wumms und heute spielen sechs Schweizer Radiosender - darunter einige der grössten Privatsender der Schweiz mit insgesamt über 800'000 Hörerinnen und Hörern – die Chällerfons, auf Social Media erreichen sie ebenfalls regelmässig einige hunderttausend Menschen und aus heiterem Himmel gab es 2022 dafür sogar eine Nomination für die Swiss Comedy Awards. Die Erfolgreichen haben mich Geduld und Ausdauer gelehrt und das hat sich mehr als gelohnt.
Welche Aussagen der Erfolgreichen haben Sie am meisten beeinflusst?
Yves Keller: Es sind vor allem drei Punkte: Erstens: Geduld und Ausdauer sind essentiell und werden oft völlig unterschätzt. Zweitens: Hard work beats talent. Und Drittens: Erfolg fühlt sich nur als solcher an, wenn er einen Inhalt hat. Wenn Sie heute unzufrieden sind, wird daran auch der Erfolg nichts ändern, denn dann liegt das Problem tiefer.
Haben Sie bereits weitere Projekte in Planung?
Yves Keller: Projekte gehen mir nie aus. Das ist ja etwas vom Schönsten im Leben, dass wir die Möglichkeit haben, immer wieder neues zu entwickeln und uns zu verbessern.