Fotos: © Justyna Schwertner
TV-Zuschauer kennen und himmeln ihn ein bisschen an: Nic Shanker, Barkeeper und zum Beispiel zuständig für die leckeren Drinks in der VOX-Sendung "First dates". Tatsächlich spielt Nic Shanker nicht nur den attraktiven Bartender hinter der Theke, er ist mit Leib und Seele "Mixologe" und versteht sein Handwerk perfekt.
Wer selbst gerne mal Margarita Cocktails, Caipirinha, Cosmopolitan & Co. für seine Gäste mixen möchte, für den ist Nic Shankers Buch "Perfekte Drinks" ein echter Tipp. Neben seinen Rezepten für die Klassiker verrät Nic hier auch weniger bekannte Köstlichkeiten (wie Kölsch-Sour oder Earl-Grey-Martini), Mixturen für alkoholfreie Mocktails und vieles mehr. Denn gute Drinks mixen kann eigentlich jeder, der genug Leidenschaft mitbringt, findet Nic, wie er im Interview weiter unten verrät.
Unser aktuelles Lieblingsrezept von Nic Shanker für eine eiskalte Margarita (Cocktail mit frischen Beeren) können Sie hier entdecken
Viel Spass beim Mixen und Geniessen.
Dass sich Geschmack erlernen lässt, seinen Lieblingsmocktail und mehr verrät Nic Shanker im Interview
Lieber Nic, sind Cocktails eine Kunst bzw. eine Wissenschaft für Mixologen oder kann jeder gute Drinks mixen?
Nic Shanker: Es ist eine Kunst und eine Wissenschaft, allerdings hat jeder die gleichen Grundvoraussetzungen "Mixologe" zu werden. Es geht primär darum, wie viel Leidenschaft jemand mitbringt. Ich verwende oft die Analogie zur Küche. Es gibt inzwischen diverse TV-Kochsendungen, wo manch ungelernter Hobbykoch gegen ausgebildete Profiköche gewinnt, indem er Gerichte mit Seele kocht, die harmonisch aufeinander abgestimmt sind.
Manche Menschen werden mit einer besonderen Gabe geboren. Die sogenannten „Supertaster“ zum Beispiel haben doppelt so viele Geschmackspapillen auf der Zunge wie normale Menschen. Jeder vierte Mensch hat diese hypersensible Fähigkeit, Nuancen herauszuschmecken. Zwar hat man hierdurch einen Vorteil gegenüber den anderen, es bedeutet aber nicht, dass die anderen ihren Gaumen nicht auch trainierten können. Geschmack kann erlernt werden und je offener man für Neues ist, desto breitgefächerter ist das Spektrum an Geschmackskombinationen.
Woher kommt eigentlich Ihre Leidenschaft fürs Mixen?
Nic Shanker: 2001 bekamen wir einen Cocktailkurs von unserem Chef in der Bar, in der ich gearbeitet habe, spendiert. Dieser ging 14 Tage lang und über 7 Stunden pro Tag. Das ist eine Menge Zeit, um sich viel Wissen anzueignen und Techniken zu erlernen. Während bei meinen Kollegen nach ein paar Tagen die ersten Müdigkeitserscheinungen eintraten, wuchs bei mir das Interesse von Tag zu Tag. Ich sass in der ersten Reihe und habe alles wie ein Schwamm aufgesogen. Nach den 14 Tagen war es relativ klar, dass ich an die Cocktailstation gehöre. Darüber hinaus hat mich immer das Arbeiten an der Bar an sich interessiert. Es sind die spannenden Charaktere und die Gespräche, die mich reizen. Gerade wenn Alkohol im Spiel ist, öffnen sich die Menschen und zeigen sich von ihrer wahren Seite (auch wenn das nicht immer schön ist).
Im Trend liegen auch die sogenannten Mocktails – was macht die Drinks so lecker auch ohne Alkohol?
Nic Shanker: Bei den alkoholfreien Mocktails kann und sollte man genau so viel Liebe reinstecken wie bei den alkoholischen Cocktails. Vorbei sind die Zeiten, wo sich der Gast mit lieblosem Saft und klebrigen Sirups zufriedengab. Man kann sich an so vielen verschieden Zutaten bedienen wie zum Beispiel Tee, Essige, Verjus, Kaffee, Kräuter, Gewürze, Joghurt, Honig, Marmelade, Eiscreme, Kokosmilch, Gemüse.... um nur ein paar zu nennen! Sie müssen, wie bei den alkoholischen Drinks, nur balanciert und stimmig sein.
Haben Sie einen Lieblingsmocktail oder -cocktail?
Nic Shanker: Ich tue mich immer schwer mit Lieblingsdrinks, weil es immer von verschiedenen Faktoren abhängig ist wie zum Beispiel meiner Laune, dem Ort, dem Wetter, ob ich gegessen habe, was ich gegessen habe, Tageszeit, Urlaub usw. Aber wenn man mich JETZT fragt, würde ich einen alkoholfreien Negroni bestellen (aus jeweils 3 cl alkoholfreiem Destillat, welches dem Gin, dem Wermut und dem Campari ähnelt).
Wie wichtig ist eigentlich die richtige Reihenfolge und exakte Mengen beim Mixen?
Nic Shanker: Wenn man Drinks shaked, ist die Reihenfolge egal. Baut man allerdings beispielsweise einen Aperol Spritz im Glas, so macht es mehr Sinn, den Prosecco und das Soda vorher reinzugeben und den Aperol zum Schluss, da dieser eine höhere Dichte hat und zum Boden sinkt. Die Kohlensäure steigt auf und durchmischt sich quasi von allein. So verhindert man, dass man die Kohlensäure im Nachhinein herausrührt. Bei geschichteten Drinks, wie zum Beispiel einem Tequila Sunrise, spielt die Reihenfolge ebenfalls eine Rolle, da man sonst den Farbverlauf nicht hinbekäme.
Nics Rezept für eine eiskalte Margarita (Cocktail mit frischen Beeren)
Die Margarita ist ein Klassiker – ohne Eis in der Cocktailschale serviert. Die Frozen-Variante, bei dem die Zutaten mit Eis püriert und matschig in durchaus grösseren Gläsern abgefüllt werden, ist mittlerweile weltweit verbreitet. Es gibt vielerorts sogar Frozen-Margarita-Maschinen, aus denen man den eiskalten Tequila-Drink direkt abzapfen kann. Als Bartender muss ich aber zugeben, dass dadurch der Drink seinen edlen Charakter verliert. Wem das nichts ausmacht, der kann sich an einem sehr erfrischenden Partycocktail erfreuen. Auch ich greife hier das Konzept der klassischen Margarita auf, mixe Beeren mit rein – und raus kommt ein alkoholhaltiges Wassereis zum Trinken. Meine Frozen Berry Margarita schmeckt superlecker und macht frisch und munter!
Frozen Berry Margarita (aus "Perfekte Drinks" von Nic Shanker)
2 Erdbeeren
4 Himbeeren
10 Johannisbeeren
5 Blaubeeren
2 cl Limettensaft (frisch gepresst)
6 cl weisser Tequila
2 cl Orangenlikör
ca. 4 cl schwarzer Johannisbeersirup
Crushed Ice
Deko
einige frische Beeren
1 Minzspitze
breiter Strohhalm
im Standmixer
Beeren mit Limettensaft, Tequila und Orangenlikör mixen. Nach und nach Johannisbeersirup zugeben, immer wieder mixen, abschmecken und auf diese Weise die gewünschte Süsse einstellen. Nach und nach Crushed Ice in den Mixer geben, dabei den Mixer schwenken und so lange Eis auffüllen, bis die obere Schicht weiss bleibt und sich nicht mehr rot färbt. Dann alles gut mixen und in ein Glas füllen. Mit frischen Beeren und der Spitze eines Minzzweigs garnieren und mit einem breiten Strohhalm servieren.
Info Die Zubereitung hört sich sicher für manch einen kompliziert an. Bei einer Frozen Margarita ist es aber extrem wichtig, dass man nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Eis verwendet. Sie muss einen guten Stand haben, darf aber gleichzeitig nicht zu wässrig schmecken.
Foto: © Justyna Schwertner