Ein Igel-Häuschen schützt den Garten-Mitbewohner vor neugierigen Katzen und bietet ein warmes Winterquartier.
Igel sind in - auch, aber nicht nur, im Internet
Nie war der Igel so populär und wurde fast schon verehrt wie heute. Ein Grund dafür ist sicherlich Internet-Star Mr. Pokee (engl. pokey = stachelig), ein Weissbauchigel aus Wiesbaden. Unglaubliche 1,8 Millionen Instagram-Fans hat der niedliche Stachelträger mit weissem Fellbauch. Zum Vergleich: Dieter Bohlen zählt nur 1,5 Millionen Follower und Barbara Schöneberger 570.000. Auf den Fotos, die sein Frauchen veröffentlicht, streckt Mr. Pokee vor malerischer Kulisse - vom Sonnenblumenfeld bis zum Sandstrand - die dürren Beinchen in die Höhe, grinst schelmisch in die Kamera oder streckt die Zunge raus. Anbetungswürdig!
Dem heimischen Igel im Garten ein artgerechtes Zuhause bieten
Doch Tierschützer geben zu Bedenken: Der kleine afrikanische Weissbauchigel ist hierzulande ein Exot, dessen Haltung als Haustier durchaus kritisch zu betrachten ist. Wer ein Herz für Igel hat, sollte also überlegen, ob er nicht lieber dem heimischen Igel im Garten ein artgerechtes Zuhause bieten will. Dann hat er vielleicht Glück und erhascht ab und an einen Blick auf Mr. Pokee in freier Wildbahn.
Vogeltränke mit Igel: Hier schaut sicher auch Ihr Gartenigel gerne auf einen Schluck vorbei. Eine ganze Igelfamilie sorgt für gute Laune auf der Terrasse, der Eingangstür, im Wohnzimmer.
So machen Sie es dem Igel kuschelig im Garten
Damit Igel sich rundum wohlfühlen, müssen sie sich verstecken und im wahrsten Sinne des Wortes einigeln können. Das geht besonders gut in dichtem Gebüsch. In der modernen Landwirtschaft mit ihren immer grösseren Feldern fehlen solche Ecken. Das treibt die Stacheltierchen in unsere Gärten. Dabei bevorzugt der Igel Grundstücke, auf denen der Laubsauger schweigt, denn der vernichtet potenzielle Nahrung des Insektenfressers. Die Hecken dürfen buschig wachsen dürfen, denn in wuchernden Büschen und luftigen Laubhaufen kann er sich prima verstecken.
Igel-freundliche Gärten bieten daher:
- Grosse Laubhaufen als Unterschlupf. Bitte bis Ende April liegen lassen, damit der Igel in Ruhe ausschlafen kann.
- Rasen und Büsche wachsen lassen, auf exotische Gehölze verzichten. Im naturbelassenen Garten findet der Igel immer einen reich gedeckten Tisch.
- Kellerschächte abdecken, Teiche mit flachen Ufern planen, damit Igel nicht hineinfallen und nach dem Bad wieder herausklettern können.
Oder wie wäre es mit einer kleinen Igelvilla? So ein Igel-Häuschen schützt den Garten-Mitbewohner vor neugierigen Katzen und bietet ein warmes Winterquartier. Alternativ türmt man in einer ruhigen Gartenecke Laub sowie Äste auf und deckt den Haufen mit einer Plastikplane ab. Die Seiten beschwert man mit Steinen. Je grösser der Haufen, desto besser die Wärmedämmung. Und wer weiss, vielleicht beobachtet man ihn ja im nächsten Frühjahr, wenn er sein Näschen wieder in die Sonne streckt.
Wann brauchen Igel die Hilfe des Menschen?
Igel sind Wildtiere, die sich in der Natur prima selber versorgen können. Profis sagen, dass sie nur in drei Fällen Hilfe brauchen:
- bei extremer Trockenheit
- bei Untergewicht
- bei Krankheit und Unterkühlung
In einem heissen Sommer freuen sich Igel über eine flache Tränke. Manchmal benutzen sie die sogar zum Baden. Eine Igel-Wellness-Oase braucht täglich frisches Wasser.
Kurz vor dem Winterschlaf müssen Igel dick und rund sein. Junge Tiere, die Ende Oktober weniger als 500 Gramm auf die Waage bringen, brauchen zusätzliches Futter.
So schmeckt‘s dem Igel:
- der Futterplatz liegt unter einem Busch oder einer Hecke
- ein schwerer Napf verhindert, dass der Igel ihn beim Fressen umschmeisst
- das Futter am besten abends hinstellen und am Morgen die Reste entsorgen
- Igel mögen spezielles Trockenfutter aus dem Handel gemischt mit Katzenfutter aus der Dose, dazu Haferflocken und ein Löffelchen Speiseöl
- ein Schüsselchen Wasser ist auch super - keine Milch, die vertragen Igel nicht!
Wer den Gartenmitbewohner beim Fressen beobachten will, muss ein bisschen länger aufbleiben. Er kommt meist erst in der Dunkelheit zum Fressen. Ein etablierter Futterplatz kann übrigens weitere Igel anlocken, die dann gerne immer zur gleichen Uhrzeit erscheinen.
Dünne Artgenossen, die ansonsten gesund und munter sind, darf man bis etwa Mitte November füttern. Dann sollte das verlockende Buffet schliessen, damit der Winterschlaf beginnen kann. Keine Sorge, selbst bei bitterem Frost ist dem Igel nicht kalt. Er ist ideal an seinen Lebensraum angepasst und gehört nicht ins Haus. Manchmal passiert es, dass ein Igel zu früh aus dem Winterschlaf aufwacht. Wenn der Boden dann noch gefroren ist und er noch keine Nahrung findet, darf wieder gefüttert werden.
Sichtet man ein unterkühltes oder schwaches Tier, kann man es mit Handschuhen und einem wärmenden Frotteetuch aufnehmen und mit einer lauwarmen Wärmflasche bemuttern. Für das Füttern gilt das gleiche wie beim Futterplatz. Hundefutter ist übrigens ungeeignet, da es anders zusammengesetzt ist. Wie es am besten weitergeht, darüber geben Igelstationen Auskunft. Wenn das Tier wieder zu Kräften gekommen ist, sollte es auf jeden Fall zurück in die Natur.
Hätten Sie's gewusst?
Igel sind keine Leisetreter
Tatsächlich ist es gar nicht so einfach Igel in der Natur zu beobachten, denn die Tiere sind sehr scheu. Aber hören kann man sie! Tagsüber verstecken sie sich zwar unter Laub, in Hecken und Büschen. Aber mit Einsetzen der Dämmerung beginnen sie durchs Unterholz zu trappeln. Dabei sind sie alles andere als leise: Sie rascheln durch Hecken, fressen schmatzend Regenwürmer und anderes Getier oder fauchen und kreischen im Streit mit Artgenossen. Auch die Minis haben einen besonderen Laut drauf: Auf der Suche nach der Mutter pfeifen sie schrill. Einmal wurde sogar die Polizei gerufen, weil Igel sich zu laut … nun, miteinander vergnügten.
Von Einzelgängern und Igelliebe
Igel sind Einzelgänger, nur in der Paarungszeit zwischen Mai und August suchen sie die Gesellschaft eines Partners. Nach einem guten Monat kommen die Igelbabys in einem geschützten Nest auf die Welt. Nach der Geburt schieben sich rund 100 weisse Stacheln durch die Haut. Aus diesen weichen Pieksern entwickeln sich im Laufe des Lebens 6000 bis 8000 wehrhafte dunkle Stacheln. Bei Gefahr rollt sich der Igel zu einem stacheligen Ball zusammen. Leider hilft das nur gegen natürliche Feinde, nicht aber gegen Autoreifen. In den ersten Wochen werden die Jungen gesäugt. Nach einigen Wochen beginnen sie gemeinsam mit Mama die Umgebung zu erkunden. Dann müssen sie auch ihr Futter selber zu suchen.
Herr Vielfrass isst - kein Gemüse
Als dämmerungsaktives Tier braucht der Igel seine Augen kaum. Entsprechend schlecht sieht er. Dafür verfügt er über ein umso feineres Näschen und ein phänomenales Gehör. Mit diesen Sinnen ortet und fängt er sogar Nachtfalter. Sein Gebiss mit vielen spitzen Zähnchen erinnert an eine Säge. Den Herbst verbringt der Igel damit, möglichst viel zu fressen. Spinnen, Schnecken, Regenwürmer, aber auch tote Mäuse und Vögel. Er liebt Fleisch und sorgt so für Ordnung in der Natur. Auch wenn das Tier in Kinderbüchern und Geschichten gerne mit Trauben oder Äpfeln auf den Stacheln dargestellt wird, ist das Säugetier überzeugter Fleischfresser. Tatsächlich haben Igel manchmal Früchte oder Blätter auf den Stacheln. Das geschieht aber zufällig und scheint sie schlicht nicht zu stören.