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Obst, Gemüse, Eier, Fleisch: Wohllebens Anleitung für Selbstversorger

Von Peter Wohlleben lernen: So versorgen Sie sich selbst I Mit Rezept: Frischkäse selber machen

Miriam und Peter Wohlleben: Hobbylandwirte aus Überzeugung. Foto: © Tobias Wohlleben, "Wohllebens Anleitung für Selbstversorger", Weltbild 2020

Von Förster & Bestsellerautor Peter Wohlleben lernen: So geht Selbstversorgung

Peter Wohlleben ist Deutschlands Lieblingsförster Nummer eins. Mit Sachbüchern wie "Das geheime Leben der Bäume" oder "Das geheime Band zwischen Mensch und Natur" eroberte er nicht nur die Bestsellerlisten, sondern hat auch bei vielen Lesern ein neues "Naturempfinden" und Bewusstsein geweckt. Dafür, dass der Wald uns alle angeht. Dass er ein faszinierendes Wunderwerk der Natur ist und letztlich unentbehrlich im Kampf um unser Klima.

Lebt die Alternative: Deutschlands "Oberförster" Peter Wohlleben

Privat hat sich Peter Wohlleben - zusammen mit seiner Frau Miriam und den gemeinsamen Kindern - längst dafür entschieden, auch im Alltag naturnah zu leben. Familie Wohlleben ist ein Stück weit aus dem Konsumkreislauf ausgestiegen und hat auf Selbstversorgung umgestellt.

Vor rund 25 Jahren zogen die Wohllebens in ihr Forsthaus in Hümmel in der Eifel - 5.000 Quadratmeter Garten inklusive. Zunächst legten sie nur 8 Quadratmeter davon als Gemüsegarten an. Doch mit jeder Lebensmittelkrise - ob BSE, Pestizide im Gemüse oder multiresistente Bakterien - verging ihnen der Appetit an der Supermarktware mehr. Heute bewirtschaften sie rund 300 Quadratmeter Gemüsegarten, haben rund 40 Obstbäume und Beerensträucher gepflanzt, halten Bienen, Hühner, Kaninchen und Ziegen.

In ihrem ersten gemeinsam Buch "Wohllebens Anleitung für Selbstversorger" teilen Miriam und Peter Wohlleben ihre Erfahrungen als Hobbylandwirte - und klären ganz viele praktische Fragen: Wie viel Zeit und Platz benötigt Selbstversorgung eigentlich? Welche Werkzeuge und Maschinen erleichtern die Arbeit? Hühner, Ziegen, Schafe - welche tierischen Mitbewohner dürfen einziehen?

Frischkäse selber machen! Das sind die Arbeitsschritte: Die Milch wird nach dem Andicken in Würfel geschnitten und nach einer halben Stunde in Formen geschöpft. Nach dem Stürzen wird nur noch gesalzen, und einen Tag später ist der Käse fertig. Fotos: © Familie Wohlleben, "Wohllebens Anleitung für Selbstversorger", Weltbild 2020

Wohllebens DIY-Tipp: Frischkäse selber machen

Einfaches Rezept für Frischkäse (für 3 Liter Milch)

Zutaten
3 Liter Milch
3 Esslöffel Naturjoghurt
15 Tropfen flüssiges Lab
Salz
evtl. Kräuter
Zubereitung

Zugabe von 3 Esslöffeln Naturjoghurt, nach 20 Minuten auf 26 °C erwärmen.

Nun 15 Tropfen flüssiges Lab zugeben, kurz umrühren und die Bewegung der Milch dann sofort wieder stoppen. Anschliessend bei Zimmertemperatur 5 Stunden stehen lassen.

Danach die fester gewordene Masse in 2 cm grosse Würfel schneiden. Diese ziehen sich jetzt zusammen und geben die Molke frei. Nach einer halben Stunde werden die Würfel mit einer Siebkelle in Lochformen gefüllt (randvoll machen) und auf ein Abtropfgitter gestellt. Die Molke fliesst ab. Wenn der Käse deutlich fester geworden ist, wird die Form auf der Matte gestürzt und noch einmal für viele Stunden stehen gelassen.

Schliesslich kann die Form abgehoben werden, der Käse auf einem Brettchen weiter nachtrocknen, indem er mit Salz bestreut wird. Nach einem Tag wenden und nochmals salzen.

Der Käse ist nun verzehrfertig und kann nach Belieben mit Kräutern gewürzt werden.

Peter Wohlleben erklärt, wie er mit Schädlingen umgeht und warum er heute vegetarisch isst. Sein Tipp für Einsteiger: Starten Sie mit Erdbeeren und Salat!

Sie versorgen sich selbst mit Obst, Gemüse, Eiern und Co. Um das zu bewerkstelligen braucht man natürlich Platz, aber sicher auch Zeit? Geht Selbstversorgung nebenher oder ist das ein Fulltime-Job?

Peter Wohlleben: Um 10 Prozent Nahrungsmittel selber zu erzeugen, braucht man pro Person eine Arbeitsstunde - jeden Tag! Mit 20 Prozent Selbstversorgung stossen wir da zeitlich an unsere Grenzen, und zurück in die Zeit vor 100 Jahren wollen wir auch nicht. Denn 100 Prozent Selbstversorgung würde ja für jeden von uns 10 Stunden Arbeit pro Tag bedeuten – nur für das Essen.

Was für einen Unterschied macht es, wenn man ein Lebensmittel nicht im Supermarkt kauft, sondern selbst anbaut oder herstellt?

Peter Wohlleben: Wir geniessen das Essen aus dem Garten sehr bewusst. Wenn man den Kohl vom Samenkorn bis zum Sauerkrauttopf begleitet hat, dann schmeckt es einfach anders. Apropos Sauerkraut: So etwas bekommt man gar nicht zu kaufen. Gerade die ersten Wochen nach der Fertigstellung schmeckt es sehr mild und aromatisch, kein Vergleich zu der Fertigware im Supermarkt.

Sie verzichten auf Pestizide oder künstlichen Dünger beim Anbau von Obst und Gemüse. Haben Sie nicht trotzdem Erfahrungen mit Schädlingen oder Krankheiten gemacht? Was ist Ihre Lösung?

Peter Wohlleben: Unsere Lösung ist ganz einfach: Wir müssen teilen! Etwa 20-50 Prozent der Kartoffelernte gehen an die Mäuse, über 50 Prozent der Beerenernte an die Vögel. Wir wohnen im Wald, und da ist so eine Lichtung wie das Schlaraffenland für die Tiere. Wir bauen einfach mehr an, und so ist für alle genug da.

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Was raten Sie jemandem, der erste Schritte in die Selbstversorgung machen möchte? Was sollte man als Einsteiger anbauen, welche Tiere halten?

Peter Wohlleben: Ein besonders schöner Einstieg sind Erdbeeren und Salat. Salat wächst schnell, und die Erdbeeren sind robust und schmecken gleich aus dem Garten am besten. An Tieren würden wir Hühner empfehlen – die dürfen Sie sogar in der Stadt halten (allerdings ohne Hahn). Die Pflege ist einfach und mit einem Futterautomat können sie auch schon mal einen Tag alleine zurechtkommen. Und was gibt es schöneres, als selbst produzierte Bioeier auf dem Tisch zu haben?

Wie hart im Nehmen muss man als Hobbylandwirt sein? Fällt es Ihnen zum Beispiel schwer liebgewonnene Tiere selbst zu schlachten?

Peter Wohlleben: Ja, das fällt uns sehr schwer und deshalb haben wir uns vor einiger Zeit entschieden, nicht mehr zu schlachten. Wir essen seitdem konsequent kein Fleisch mehr, weil wir auch nicht möchten, dass jemand anders dies für uns macht (und die Tiere dann möglicherweise leiden). Ausserdem hat man als Vegetarier noch mehr von seinem Garten, weil für eine solche Ernährung eine viel kleinere Fläche genügt.

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