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Christian Neureuther: Never give up

Sport trotz Arthrose? Ja! Mit Interview und einer Übung

70 Jahre und kein bisschen müde: Sportass Christian Neureuther; Foto: © Michael Wilfling

Sport trotz Arthrose? Aber ja!

Wie wichtig das ist und wie das geht, zeigt Christian Neureuther in seinem Buch „Never give up".

Verletzungen, Stürze, ein hoher Erwartungsdruck… Ski-Legende Christian Neureuther hatte in seiner Karriere mit vielen Rückschlägen und Herausforderungen zu kämpfen. Aber er ist immer wieder zurückgekommen. Wer den agilen und immer gut gelaunten Sportmoderator noch heute gekonnt die Skipisten abfahren sieht, kann sich kaum vorstellen, dass dieser bereits 70 Jahre alt ist. Noch verblüffender: Seit rund 15 Jahren lebt Christian Neureuther mit der Diagnose Arthrose.

Neureuther ist ein Stehaufmännchen. Anstatt auf dem Sofa zu lümmeln und sich mit Sport via TV zu beschäftigen oder höchstens mal gemütlich zu wandern, probiert er gerne neue Sportarten aus und sucht nach Wegen, den Skisport weiter ausüben zu können. Heute heisst es eben: Skifahren ja, aber mit Gefühl! Von seiner Arthrose lässt er sich nicht einschüchtern. Neben der Freude an Bewegung hilft ihm eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise, die dazugehörigen Beschwerden im Zaum zu halten. Denn er hat erkannt, dass es jeder selbst in der Hand hat, wie er mit der Arthrose umgeht.

Wer rastet, der rostet: Der „einbeinige Beugerlift" ist eine echte Allzweckwaffe, um beweglich zu bleiben. Foto rechts: Zusammen macht Bewegung mehr Spass: Neureuther mit Prof. Dr. Christian Fink; Foto: © Michael Wilfling

Übung zur Kräftigung: Einbeiniger Beugerlift

Der einbeinige Beugerlift kräftigt ohne grossen Aufwand Rücken, Bauch und hintere Oberschenkelmuskulatur. Erforderlich ist ein erhöhter Gegenstand wie ein Wasserkasten oder ein kleiner Hocker. Wer die Übung draussen macht, kann auch einen Baumstumpf oder grösseren Stein verwenden.

  • Auf den Rücken legen.
  • Die Füsse auf den Kasten/ Hocker / Baumstumpf / Stein stellen.
  • Ein Bein lösen und ausstrecken.
  • Mit dem anderen Bein das Becken ein Stück nach oben heben.
  • Die Arme liegen dabei flach neben dem Körper auf dem Boden.
  • Position halten und die Übung wiederholen.
  • Wenn Sie eine Wirkung spüren, setzen Sie noch zwei Winderholungen drauf.
  • Dann die Seite wechseln.
  • Übung zweimal auf jeder Seite machen.

„Es ist normal, wenn es hin und wieder zwickt und zieht. Aber das sollte nicht zum Dauerzustand werden", sagt Christian Neureuther

Aufgrund eigener vielfältiger Erfahrungen hat Neureuther zusammen mit dem renommierten Innsbrucker Kniespezialisten Prof. Dr. Christian Fink und dem Medizintechnik-Experten Frank Bömers jetzt ein Buch über Arthrose herausgegeben. Gemeinsames Ziel war es, Menschen, die von Arthrose betroffen sind, eine positive Lebenseinstellung und machbare Lösungsvorschläge zu vermitteln. In „Never give up” erzählen Neureuther und andere Arthrose-Betroffenen ihre Geschichte. Es gibt praktische Tipps für Arthrose-Patienten: Wie man mit gesundem Essen die Entzündungsprozesse im Körper und an den Gelenken eindämmt. Wie Ärzte die verschiedenen Sportarten in Hinsicht auf ihre Machbarkeit beurteilen, welche Ausrüstung notwendig ist. Und es werden individuelle Wege gezeigt, wie man Rückschläge wegsteckt und sich trotz auftretender Schmerzen immer wieder motivieren kann. Auch auf häufige Fragen wird eingegangen:

  • Wie lassen sich Schmerzen lindern?

  • Wann muss operiert werden?

  • Welche Sportarten sind auch mit Arthrose möglich und worauf muss dabei geachtet werden?

Entlasten statt belasten

Es gibt viel Neues zu entdecken und das Buch gibt oft überraschende Antworten. Klar, etwas Disziplin ist notwendig und wer sein Leben lang keinen Sport getrieben hat, wird nach der Arthrose-Diagnose nicht mehr zum Marathonläufer. Aber schmerzfreie Bewegung ist für jeden möglich.

Vor allem aber will Neureuther Mut machen. Christian Neureuther ist jemand, der das Wort “aufgeben” aus seinem Wortschatz gestrichen hat. Als aktiver Skistar nahm er die Diagnose Arthrose als sportliche Herausforderung an. Neureuthers enormer Kampfeswillen wirkt ansteckend. Ob eine gesellige Runde Nordic Walking oder eine gemütliche Radtour, Arthrose muss niemanden stoppen. Es gibt heute so viele Möglichkeiten, trotz Arthrose aktiv und fit zu bleiben. Man muss sie nur nutzen.

Wir haben mit Christian Neureuther über sein neues Buch und seine Ratschläge für Arthrose-Patienten gesprochen:

Christian Neureuther: „Mit Arthrose ist das Leben nicht vorbei. Viele Leute wissen gar nicht, was heutzutage schon alles entwickelt worden ist."

Herr Neureuther, vor 15 Jahren wurde bei Ihnen Arthrose diagnostiziert. Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Reaktion?

Christian Neureuther: Ja, ich war 55 Jahre alt, als ich mir den Meniskus einklemmte. Die Arthroskopie hatte gerade völlig neue Möglichkeiten einer schonenden OP eröffnet und ich war sehr zuversichtlich, in kürzester Zeit wieder schmerzfrei zu sein. Als ich aus der OP aufwachte, sagte der Arzt zu mir: ‚Leider war nicht nur dein Meniskus kaputt, sondern dein Gelenkknorpel ist auch schon ziemlich aufgebraucht. Die Meniskusteile haben wir entfernt, beim Knorpel konnten wir aber nicht viel machen. Da hat die arthroskopische Operationsmethode ihre Grenzen und für ein neues Knie ist’s noch zu früh.‘ Das war ein Schock für mich!

Haben Sie im Laufe der Jahre Strategien entwickelt, um im Alltag besser mit der Krankheit Arthrose klarzukommen?

Christian Neureuther: Wenn sie die Diagnose Arthrose bekommen, denken viele Leute ja, dass jetzt gar nichts mehr so sein wird wie vorher und dass sie zum Beispiel nicht mehr Ski fahren oder bergsteigen können. Das ist Schmarrn. Das Leben ist nicht vorbei. Man muss zwar vielleicht manches neu ordnen, aber man kann trotzdem viel Spass haben. Viele Leute wissen gar nicht, was heutzutage schon alles entwickelt worden ist. Wer weiss zum Beispiel, dass es einen speziellen Skiunterricht und Schwungformen für Menschen mit künstlichen Gelenken gibt? Beim Deutschen Skilehrerverband werden Sie fündig.

Als Leistungssportler haben Sie gelernt, mit Rückschlägen umzugehen. Inwiefern unterscheidet Sie dies von anderen Arthrose-Patienten?

Christian Neureuther: Als Leistungssportler bin ich es natürlich gewohnt, dass man sich nach einer Niederlage immer wieder aufrappelt. Viele Menschen haben das nicht gelernt. Und deshalb brauchen sie jemanden, der sie an die Hand nimmt. Der ihnen Tipps gibt, was sie konkret ändern können, und ihnen kleine Tricks verrät, wie sie trotz Arthrose noch ihren Lieblingssport ausüben können. Dazu ist das Buch da. Mir ist klar, dass ich nicht erwarten kann, dass sich jemand grundlegend ändert, aber ich kann sagen: Probiert es. Es lohnt sich wirklich!

An wen richtet sich Ihr neues Buch „Never give up“ vorrangig? Und welche Botschaft möchten Sie Ihren Lesern mit auf den Weg geben?

Christian Neureuther: Ich will sagen: Ihr habt Arthrose, das ist bitter und tut weh und ist mit Einschränkungen verbunden. Daneben gibt es aber trotzdem viel Neues und Schönes zu entdecken. Bitte bleibt auf der Suche und gebt nicht auf. Bleibt nicht daheimsitzen, das wäre das Schlechteste. Entscheidend ist die positive Erfahrung, dass ich mich trotz Arthrose weiterhin bewegen kann, wenn auch etwas eingeschränkt. Ich merke, wie die regelmässige Bewegung meinem Knie gut tut und die Aktivität, besonders in der Natur, meinen Gemütszustand verbessert. Dabei versuche ich immer, im Rahmen des Möglichen das Beste aus meiner Situation zu machen. Und das trotz, oder gerade wegen der Krankheit.

Welche drei praktischen Tipps können Sie anderen Arthrose-Patienten geben?

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Christian Neureuther: Erstens: In jedem Fall vor einer OP eine Zweitmeinung einzuholen. Zweitens: Hinfallen, aufstehen, weitermachen. Der Arthrose immer wieder ein Schnippchen schlagen und den Sport weiterhin, der Situation angepasst in vollen Zügen geniessen. Drittens: Sich nicht verkriechen, sondern etwas unternehmen. Bei Schmerzen eben mit der Gondel auf den Berg fahren und dort droben schön Kaffee trinken. Es ist nicht nur eine Sache der körperlichen Fähigkeiten, sondern auch der mentalen Einstellung.

Christian Neureuther rät: „Bringen Sie schöne Highlights in Ihr Leben"

Was ist Ihnen ganz persönlich ganz wichtig?

Christian Neureuther: Ich, besser gesagt, Rosi und ich, versuchen immer schöne Highlights in unser Leben zu bringen. Das kann ein spezieller Sonnenuntergang sein, so wie der im vergangenen Winter oben am Wank. Rosi und ich sind mit der Nachmittagsgondel raufgefahren und noch 15 Minuten zum Rosswank und zum Gipfelkreuz gelaufen. Es war ein unglaubliches Erlebnis, wie der rote Feuerball langsam hinter dem Kramer untergegangen ist. Wir haben deswegen die letzte Gondel verpasst und mussten zu Fuss zur Mittelstation absteigen, wo uns Felix dann mit dem Auto abgeholt hat. Eine Woche war danach an Sport nicht mehr zu denken, aber ich würde es wieder tun. Geben Sie sich nicht mit der Normalität zufrieden. Suchen Sie Auswege aus dem Alltag und ‚Peaks‘ fürs Leben.

Was ist Arthrose eigentlich?

Arthrose bezeichnet eine entzündliche Gelenkerkrankung, bei der die Knorpel geschädigt sind, meist in Knie, Hüfte oder Fingern. Fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden daran. Arthrose tritt insbesondere nach dem sechzigsten Lebensjahr auf, aber auch jüngere Patienten sind betroffen. Konservative Behandlungsmethoden beinhalten Wärmetherapien, Krankengymnastik und moderate sportliche Betätigung, aber auch Schmerztabletten können notwendig sein. In einigen Fällen ist eine Operation unumgänglich. Quelle: Deutsche Arthrose-Hilfe e.V.

Die Neureuthers

Die Neureuthers sind eine sportliche Familie, Vater Christian war als Skirennläufer (Spezialität: Slalom) überaus erfolgreich und gewann insgesamt sechs Weltcuprennen. Seit 1980 ist er mit Rosi Mittermaier verheiratet, die ebenfalls erfolgreiche Skirennläuferin war und u.a. zweimal Gold und einmal Silber bei den Olympischen Spielen sowie dreimal Gold und einmal Silber bei den alpinen Skiweltmeisterschaffen geholt hat. Gemeinsam hat das Paar zwei Kinder. Sohn Felix Neureuther beendete Anfang des Jahres seine beeindruckende Karriere als Skirennläufer (fünf Medaillen bei den Alpinen Skiweltmeisterschaften, davon drei im Slalom und zwei mit der Mannschaft). Tochter Ameli Neureuther entwarf als Modedesignerin u.a. die Maskottchen für die alpinen Skiweltmeisterschaften 2011 in Garmisch-Partenkirchen.