10% auf ausgewählte Smartbox!

 
 
Merken
Merken
 
 
sofort als Download lieferbar

Bestellnummer: 108048946

eBook (ePub) Fr. 15.00
inkl. MwSt.
Download bestellen
Verschenken
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
  • 5 Sterne

    27 von 36 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 27.04.2019

    Als Buch bewertet

    1964 kommt der Italiener Lucio Paradiso nach Deutschland, um als Gastarbeiter zu arbeiten und sich mit dem Geld in seiner Heimat den Traum einer eigenen Eisdiele zu erfüllen, während in Venezien Tiziana auf seine Rückkehr wartet. Aber wie es das Schicksal will, trifft Lucio mit Monika die Liebe seines Lebens…
    2018. Susanne Werner hat die 50 bereits überschritten und arbeitet als Tischlerin und Restauratorin. Die Auflösung des 70er Jahre Interieurs einer bereits geschlossenen Eisdiele hat ihr Interesse geweckt, weshalb sie ins Bergische Land reist, um die Möbel zu begutachten und vielleicht ein Schnäppchen zu machen. Die Stewardess Francesca Adler verkauft mit dem Nachlass das Erbe ihres Vaters. Während der Besichtigung der Stücke findet Susanne das Foto des früheren Ladeninhabers und muss feststellen, dass sie ihm sehr ähnlich sieht. Schon lange sucht Susanne nach ihren leiblichen Eltern, denn sie wurde zur Adoption freigegeben. Auch Francesca ist die Ähnlichkeit zwischen Susanne und ihrem Vater Lucio aufgefallen. Deshalb setzt sie ihre vermeintliche Halbschwester Susanne kurzerhand vor die Tür, um nur ja nicht an einem alten Geheimnis zu rühren. Aber sie hat nicht mit Susannes Hartnäckigkeit gerechnet, denn diese reist nach Italien, um sich auf Spurensuche zu begeben…
    Stefanie Gerstenberger hat mit „Gelateria Paradiso“ einen tiefgründigen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der mit einem eingängigen und fesselnden Schreibstil den Leser schnell in seinen Bann zieht und nicht wieder loslässt. Die eingestreuten italienischen Redewendungen sowie die Lebensart und die Köstlichkeiten lassen die Geschichte noch authentischer wirken, wobei auch die Recherchearbeit der Autorin mit einem Adoptivkind und ehemaligen Gastarbeitern sowie realistische Beschreibungen der damaligen Lebensverhältnisse dazu beitragen. Die Beschreibung der Örtlichkeiten sind farbig und bildgewaltig, gerne folgt der Leser der Einladung, sich in das mediterrane Italien zu begeben, um dort vor Ort die Protagonisten zu beobachten und auch das Geheimnis zu ergründen. Durch gut platzierte Perspektivwechsel zwischen Francesca und Susanne sowie den Einblick in Lucios Vergangenheit erhält der Leser einen sehr guten Eindruck in die so unterschiedlich verlaufenen Leben sowie in die Gedanken- und Gefühlswelt, wodurch auch die so verschiedenen Verhaltensweisen der beiden Frauen zwar nachvollziehbar und verständlich sind, wenngleich sie auch nicht immer sympathisch sein müssen. Sehr geschickt strickt die Autorin ein altes Familiengeheimnis, an dem mancher fast zerbrochen wäre.
    Die Charaktere sind sehr schön portraitiert und mit viel Leben versehen worden. Sie wirken glaubhaft, individuell und sehr authentisch, was es dem Leser leicht macht, sich ihnen nah zu fühlen, sich in sie hineinzuversetzen und mit ihnen zu fiebern. Susanne hatte eine unschöne Kindheit als ungeliebtes Adoptivkind. Sie ist eine sehr sympathische Frau, die immer auf der Suche ist. Sie ist fleissig und offen, aber auch stur. Mit Francesca muss man als Leser erst warm werden, denn sie wirkt sehr selbstbezogen, gierig und intrigant, aber auch verloren und einsam. Obwohl sie beruflich erfolgreich ist, ist es gerade die von ihr verströmte Lieblosigkeit, die den Leser immer wieder hinterfragen lässt, was ihr wohl Schlimmes passiert sein mag. Lucio ist ein Mann, dessen Leben arbeitsreich, aber auch geheimnisvoll ist. Aber auch Lennart, Tiziana und Monika tragen ihren Teil dazu bei, dass die Handlung immer im Fluss und durchweg spannend bleibt.
    „Gelateria Paradiso“ ist ein wunderschöner und gefühlvoller Roman über ein altes Familiengeheimnis, eine Zeitreise in ein Stück deutscher Geschichte und viel italienischem Flair. Herrlich erzählt, so dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen mag und enttäuscht ist, sobald die letzte Seite gelesen ist. Hierfür gibt es eine absolut verdiente Leseempfehlung!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    clary999, 12.04.2019

    Als Buch bewertet

    »Zwei Schwestern, eine Eisdiele und ein Familienschicksal.«

    Zum Inhalt: Venezien, 1964: Der junge Italiener Lucio geht als Gastarbeiter nach Deutschland. Dort möchte er Geld verdienen und eine Eisdiele eröffnen. Zu Hause in Venezien wartet Tiziana auf ihn. Doch Lucio lernt Monika kennen und verliebt sich in sie…

    Bergisches Land, 2018: Die Gelateria Paradiso wird aufgelöst. Die Tischlerin Susanne Werner möchte sich umsehen. Sie trifft Francesca Adler, eine schicke Stewardess. Sie finden ein altes Foto. Die beiden unterschiedlichen Frauen erkennen, dass sie Halbschwestern sind… Ein lang gehütetes Geheimnis…

    Meine Meinung: Der Schreibstil der Autorin Stefanie Gerstenberger ist angenehm und fliessend. Abwechselnd wird aus der Sicht von Susanne und Francesca im Jahr 2018 (zu dieser Zeit sind beide Anfang 50) erzählt und aus der Sicht des jungen Lucio in den 60er Jahren. Nach und nach lernt man sie näher kennen.

    »Kleine Mädchen, die Geburtstag hatten, nannten sie piccola signorina. Wenn ich doch mit ihr tauschen könnte, dachte sie wieder, ich wäre das glücklichste Mädchen der Welt!«
    Zitat aus dem Buch, Seite 9

    Susanne Werner und Francesca Adler hatten beide eine traurige Kindheit.
    Susanne wurde von ihren Adoptiveltern nicht geliebt. Sobald sie volljährig war, ging sie weg und baute sich ein eigenes Leben auf. Sie wirkt sehr sympathisch. Die Chance endlich zu erfahren, wer ihre wahren Eltern sind und warum sie weggegeben wurde, will sie sich nicht entgehen lassen.
    Als Stewardess ist Francesca beliebt und einfühlsam. Doch zu ihren Eltern hat sie schon sehr lange keinen Kontakt. Sie will momentan nur das versprochene Geld. Ihr abweisendes und schroffes Verhalten gegenüber Susanne macht sie unsympathisch. Ihr scheint Geld mehr zu bedeuten als alles andere. Warum ist sie so kalt? Getrennt reisen sie nach Venezien. Zwei weitere Personen sorgen zwischendurch indirekt für humorvolle Situationen und eine beginnende Liebe scheint zu entstehen!

    Lucio Paradiso ist in einer armen Familie in Venezien aufgewachsen. Als junger Gastarbeiter in Deutschland hat er es nicht leicht. Er glaubt, er könne mit einer eigenen Eisdiele endlich frei sein. Dafür brauch er aber erst Mal ein Startkapital. Unverblümt werden die Zustände der Baracken und die herablassende Haltung vieler Deutschen gegenüber den Gastarbeitern (die oft »Itaker« genannt wurden) dargestellt. Lucio hat damals einen folgenschweren Fehler gemacht! Hat er es bereut? Vergangene Entscheidungen kann man nicht rückgängig machen, aber vielleicht hilft es ihnen endlich die Wahrheit zu kennen?

    »Freiheit. Luciano schaute das Wort in seinem Wörterbuch nach, das er immer bei sich trug. Libertà! Das verstand er nur zu gut. Auch er wollte libertà, allerdings in Form von Geld. Erst mit genügend Geld war man ein freier Mann!«
    Zitat aus dem Buch, Seite 149

    Das Geheimnis von Lucio ist zwar nicht so überraschend, aber wie es dazu kam wird emotional und eindrucksvoll erzählt! Für Susanne und Francesca hat die Wahrheit unterschiedliche Auswirkungen!(Für mich kamen Monika und Tiziana etwas zu kurz.)

    Die Autorin hat beim Recherchieren zum Roman mit einem Adoptivkind, das immer noch nach seinen wahren Eltern sucht, und mit ehemaligen Gastarbeitern gesprochen! Was sie erfahren hat, hat sie überzeugend in diese fiktive Geschichte eingebunden!

    Die Geschichte ist unterhaltsam und emotional, aber auch tiefgründig!

    Leseempfehlung!

    4 Sterne

    »Casa è dove batte il cuore. Heimat ist da, wo dein Herz schlägt.«
    Zitat aus dem Buch, Seite 5

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    6 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bibliomarie, 16.04.2019

    Als Buch bewertet

    Schon lange gibt es die „Gelateria Paradiso“ in Bergischen Land nicht mehr. Francesca, die Tochter muss nun die letzten noch eingelagerten Einrichtungsgestände verkaufen. Seit ihrer Jugend hat sie keinen Kontakt mehr zu Eltern, ihr altes Leben wie eine zu klein gewordene Hülle abgestreift. Sie ist elegant, eine weltgewandte Stewardess, glücklich verheiratet und doch umgibt sie ein Geheimnis.
    Susanne, eine Tischlerin, die alte Möbel billig ankauft und restauriert, hat von dieser Auflösung erfahren und erhofft sich einige interessante Stücke. Ein Foto des Inhabers trifft sie wie ein Stromschlag, sie ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Ort und Zeit scheint zu passen. Susanne kennt ihre leiblichen Eltern nicht, sie ist als ungeliebtes Adoptivkind aufgewachsen und scheint nun endlich etwas über ihre Herkunft zu erfahren.
    Aber Francesca weigert sich, ihre Halbschwester anzuhören, denn dann müsste sie sich ihrem Familiengeheimnis stellen. Beide machen sie unabhängig auf den Weg nach Bassano um die Familie Paradiso zu treffen.
    Zwei Frauenschicksale, interessant mit einander verwoben und immer wieder Rückblicke in das Leben hoffnungsvoller Gastarbeiter im Wirtschaftswunderland Deutschland in den 60iger Jahren. Das ergibt eine lebendige, vielschichtige Geschichte. Stefanie Gerstenberger hat zwei sehr unterschiedliche Frauenportraits gestaltet, jede für sich sehr interessant und lebendig. Wobei es aus Gründen der Dramaturgie auch zu unterschiedlicher Sympathiegewichtung kommt. Bei Francesca und ihrem eigensüchtigen Charakter brauchte ich länger um ihr warm zu werden und ihre Handlungen zu verstehen und richtig einzuordnen. Sie wurde mir anfangs zu extrem unsympathisch eingeführt um sich dann im Verlauf von nur wenigen Wochen grundlegend zu wandeln.
    Die wechselnden Perspektiven – aus Susannes und Francescas Sicht, dann in Italien aus der Sicht von Francescas Eltern ergeben einen vielschichtigen Roman mit dramatischen Wendungen.
    Gut haben mir die historischen Rückblicke gefallen. Das Klima, das den Gastarbeitern in Deutschland entgegenschlug, ist gut eingefangen. Fremdheit, Sprachlosigkeit und der Wunsch sich eine neue Existenz aufzubauen, weit weg von der Armut in der südlichen Heimat, bestimmt ihr Leben. Wobei mir zu wenig von der titelgebenden Gelateria zu lesen war. Sie darf nur einmal eine kurze Szene beleben und ansonsten nur in den verbitterten Erinnerungen von Francesca auftauchen
    Der Sprache ist schön und leicht zu lesen, trotz der vielen traurigen Schicksale liegt auch eine versöhnliche Heiterkeit in dem Buch. Die ist auch den gelungen portraitierten Nebenfiguren zu verdanken. Lennart, der immer liebenswerte, im Geist ein Kind gebliebener junger Mann, seine Mutter, die Susanne eine Stütze ist, und natürlich auch die grosse, lebhaft-dramatische Verwandtschaft in Italien.
    Ein schönes, sehr versöhnliches Ende rundet das Buch ab.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Andrea P., 01.08.2019

    Als Buch bewertet

    Leider konnte mich die Geschichte nicht wirklich begeistern. Besonders Francesca ging mir ziemlich auf die Nerven.
    Auch hatte ich mir mehr Italien-Stimmung erhofft. Fazit: Es ging so.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    6 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sonja W., 16.05.2019

    Als Buch bewertet

    In ihrem Roman "Gelateria Paradiso" entführt uns die Autorin Steffanie Gerstenberger nach Venetien und ins Bergische Land. Wir lernen die Schwestern Susanne und Francesca kennen, deren gemeinsame Geschichte in Italien im Jahr 1964 beginnt.

    Nämlich genau in diesem Jahr macht sich der junge Italiener Lucio, der in seiner Heimat keine Zukunft sieht, mit seinem Bruder auf den weiten Weg nach Deutschland. Er hofft hier sein Glück zu machen. Und tatsächlich geht sein Traum von einer eigenen Eisdiele in Erfüllung. Doch zu welchem Preis? Hier in Deutschland findet Lucio seine grosse Liebe, doch in Italien wartet seine Verlobte auf ihn. Dann befinden wir uns im Jahr 2018. Im Bergischen Land soll die Auflösung einer alteingesessenen Eisdiele stattfinden. Die Tischlerin Susanne macht sich auf den Weg um die Möbel zu begutachten. In der Gelateria Paradiso trifft sie auf die elegante Italienerin Francesca. Bei Durchsicht der alten Dinge stossen die beiden auf ein Familiengeheimnis. Sind sie tatsächlich Halbschwestern? Die Ähnlichlichkeit von Susanne mit dem Eisdielenbesitzer und Francecas Vater ist nämlich verblüffend ......

    Einfach spitzenmässig! Ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Die Autorin hat mich wieder einmal mit ihrem herausragenden Schreibstil total begeistert. Ich bin schon auf der ersten Seite in die Geschichte eingetaucht und sie hat mich nicht mehr losgelassen. Noch jetzt laufen vor meinem inneren Auge herrliche Bilder ab. Ich sehe Lucio, wie er im Jahr 1964 auf dem Weg nach Deutschland ist. Seine erste Enttäuschung und seinen Mut das beste daraus zu machen. Durch die genauen Ausführungen kann man sich ein genaues Bild über das Leben der Gastarbeiter zu damaligen Zeit machen. Und dann sehe ich den stolzen Luciano in seiner Eisdiele. Doch die Geschichte, die sich nebenbei abgespielt hat und die Susanne und Francesca betroffen hat, berührt mich wirklich sehr. Man erfährt einiges über Adptionsverfahren und das Leben der beiden. Bewunderswert wie Susanne ihren Weg trotzt vieler Hindernisse gegangen ist und was sie für eine wunderbare Frau geworden ist. Ich begleite sie auf ihrem Weg nach Italien und bin genauso aufgeregt wie sie. Lennart habe ich sofort ins Herz geschlossen, der Kerl muss man doch einfach gernhaben. Ich habe Susanne gewünscht, das sich ihre Träume erfüllen. Und dieses Familiengeheimis ist einfach unglaublich. Und dann ist da Francesca. Sie hätte ich am Schluss auch gerne in den Arm genommen, denn irgendwie konnte ich sie auch verstehen, denn für sie war es sicher nicht einfach in einer Eisdiele gross zu werden. Ich habe den beiden sosehr gewünscht, dass sie glücklich werden und nach vorne in eine schöne Zukunft schauen.

    Ein absolutes Traumbuch, ein Lesehighlight, das sich mit vielen Themen beschäftigt hat. Ein Lesevergnügen der Extraklasse. Auch das Cover passt wunderbar. Selbstverständlich vergebe ich für dieses Traumbuch 5 Sterne.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Monika L., 07.04.2019

    aktualisiert am 07.04.2019

    Als Buch bewertet

    Ein italienischer Gastarbeiter eröffnet in Deutschland eine Eisdiele. Die Tischlerin Susanne ist bei lieblosen Adoptiveltern aufgewachsen und hat diese mit ihrer Volljährigkeit verlassen, den Kontakt abgebrochen. Die Stewardess Francesca ist in der Eisdiele ihrer Eltern grossgeworden, die sich kaum um sie gekümmert haben und hat nach Volljährigkeit ebenfalls den Kontakt abgebrochen. Und doch gehören sie zu einer Familie.

    Zwei unterschiedliche Schicksale mit ihnen bisher unbekannten Zusammenhängen werden von Stefanie Gerstenberger sehr gut dargestellt. Man kann sich in die beiden Frauen und auch in den italienischen Gastarbeiter, der sich einsam fühlt in der Fremde, hineinversetzen. Der Roman ist mitfühlend und unterhaltsam geschrieben, so dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Innerhalb von 3 Tagen habe ich bisher noch keinen Roman durchgelesen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 14.04.2019

    Als Buch bewertet

    Noch fünf Sterne für den italienischen Gastarbeiter, seine zwei Töchter und Gelato

    Susanne, die sich ihr Leben mit einer Tischlerei und dem Restaurieren von alten Möbeln verdient, macht sich voller Zuversicht auf ins Bergische Land. Die Einrichtung einer Eisdiele aus den Siebzigern, die verkauft werden soll, könnte der Glücksgriff schlechthin sein. Gemeinsam mit Lennart, auf den sie an diesem Tag aufpassen muss, macht sie sich auf den Weg und steht wenig später schon der gutaussehenden Francesca gegenüber, der nichts lästiger als der Verkauf zu sein scheint. Während die beiden Frauen die Möbel begutachten und über den Preis verhandeln, findet Lennart ein Bild. „Das bist du! Aber du bist ein komischer Mann mit komischen Haaren.“, sind seine Worte und die Ähnlichkeit ist frappierend. Hat Susanne, die schon lange auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern ist, endlich ihren Vater gefunden? Francesca, die schon Gestik und Mimik von Susanna an den Vater, den sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, erinnert hat, sieht sofort ihr Erbe in Gefahr, und setzt Susanne kurzerhand vor die Tür. Aber so schnell gibt Susanna nicht auf, ist doch jetzt die Familie, nach der sie sich so lange gesehnt hat, in greifbarer Nähe. Wenig später sind beide Frauen auf dem Weg nach Italien, die eine um ihren Vater kennenzulernen, die andere um das ihr zustehende Erbe, das sie aufgrund ihrer Schulden dringend braucht, noch schnell abzugreifen, bevor es ihr diese dahergelaufene Susanna streitig machen könnte.

    Als Leser darf man die beiden Schwestern, nachdem man von ihren Lebensumständen und auch ein wenig von ihrer beider trauriger Kindheit erfahren hat, nach Italien begleiten, dort den Vater und die restliche Familie kennenlernen und so erfahren, wie die beiden zu Halbschwestern geworden sind. Man erfährt, warum die eine zur Adoption freigegeben wurde, und die andere beschlossen hat, ihre Eltern einfach sterben zu lassen.

    „Die Deutschen gaben ihren Geld, obwohl sie noch gar nichts für sie gemacht hatten!...Während Lucio die erste Bratwurst seines Leben bestellte. Sie schmeckte köstlich. Gut gefütterte Schweine haben sie demnach hier in diesem kalten, kaputten Land.“ Wirklich ausgesprochen gut hat mir der Erzählstrang gefallen, der von 1960 an vom jungen Lucio berichtet, der seine Heimat Venezien verlässt, um für die Familie als italienischer Gastarbeiter Geld zu verdienen und dann seinen Traum von der eigenen Gelateria Paradiso verwirklicht. Man erhält nicht nur einen tollen Einblick in das harte Los der Gastarbeiter, sondern der Rückblick ging mir durch die emotionalen Schilderungen, wie er zu den zwei Töchtern kam, auch sehr zu Herzen.

    Der flüssige Schreibstil der Autorin liest sich locker, leicht und ich hatte wirklich gute, zunehmend auch fesselndere und berührende Unterhaltung mit Gelateria Paradiso. „Fare scioccherzze hiess auf Deutsch wirklich: Quatsch machen.“ Gut gefallen hat mir, dass immer wieder ein italienischer Ausspruch und Szenen, die die Gastfreundschaft und das gute italienische Essen, das in la famiglia so bedeutend ist, gelungen zum Ausdruck bringen, für tolles Italienfeeling sorgen. Der Autorin nimmt einen mit auf die Reise und ich konnte mir alle Szenen bildlich ausmalen. Sie hat mich auch emotional mitnehmen können, obwohl mir Francesca so gar nicht sympathisch war mit ihrer Geldgier und ihren Lügengebäuden, die sie spinnt. In sie konnte ich mich einfach nur schwer bzw. kaum hineinversetzen, aber ein jeder verarbeitet Kindheitstraumas eben anders. „Euch war die Arbeit damals wichtiger als ich, mir ist das Geld jetzt wichtiger als alles andere.“ Aber auch eiskalte Worte, derer sie unendlich viele zu haben scheint und die mir oft einen Stich versetzt haben, können ja bewegen und vor allem Wut erzeugen. Zudem habe mit Simone regelrecht mitgefiebert und mich mit ihr gefreut. „Du stinkst. Aber ich mag dich.“, für „Schpetziale“ viel Vergnügen hat bei mir Lennart, mit seiner offen, ehrlichen Art gesorgt.

    „… von dem fiesen Wesen, das in mir schlummert von meinen kindlichen Verhalten, von meinem Selbstmitleid und meiner Arroganz.“ Diese Worte beschreiben meines Erachtens nach Francesca ziemlich perfekt. Sie hat viele Ecken und Kanten, die sie nicht sympathisch machen, aber das muss mir in einem Roman auch nicht ein jeder sein. Toll fand ich Katja, ihre Freundin, die ihr deutlich sagt, was sie von ihrem Verhalten hält und mir dabei ganz oft aus der Seele gesprochen hat. Ehemann Tim ist sicher ein Glücksgriff, den sie meiner Meinung nach nicht genug schätzt. Susanne hingegen war mir von Anfang an super sympathisch, vor allem weil sie sich auch so toll um den 35-jährigen Lennart, mein persönliches Highlight unter den Nebenrollen, kümmert, der auf dem Stand eines Dreijährigen ist. Auch wenn sie in ihrer Kindheit, die sie bei Adoptiveltern verbracht, keinerlei Liebe und viele Demütigungen erfahren hat, hat sie sich ein liebevolles Wesen erhalten und kann auch Herzenswärme weitergeben. Erwähnen möchte ich auch noch den anfänglich stinkenden Dario, der mit Lennart in Italien so viele Spässchen macht. Francesco ist authentisch gezeichnet und hat mich auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen. Was hat der anständige, mit doch zunehmend sympathische Mann nur verbrochen, dass seine Francesca so gar nichts mehr von ihm wissen will, war die Frage, die mich während dem Lesen bei ihm gefesselt hat.

    Alles in allem eine Familiengeschichte, die bewegend nach Italien und zurück in die Zeit der italienischen Gastarbeiter in Deutschland und die ersten Eisdielen dort entführt. Auch wenn ich mit Francesca weniger anfangen konnte, sind fünf Sterne für mich hier noch drin.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nina R., 21.04.2019

    Als Buch bewertet

    Meine Meinung zur Geschichte:
    Ein neuer Roman von Stefanie Gerstenberger, den ich natürlich lesen musste. Mit dem “Sternenboot” und “Piniensommer” hat sie mich komplett begeistert und ich war sehr gespannt, ob mich auch ihre neue Geschichte so mitreissen kann. Um es vorweg zu nehmen: Dieser Roman kommt nicht mit den anderen beiden Büchern mit, hat mich aber auch auf seine Art begeistert.

    “Zwei Schwestern, eine Eisdiele und ein Familienschicksal” las sich sehr spannend und ich habe mich sehr auf die Geschichte gefreut, die mit einem kurzen und fesselnden Prolog startet. Stefanie Gerstenberger hat einen tollen, flüssigen und leichten Schreibstil, der mich auch in ihren vielen anderen Büchern sehr begeistert. In den folgenden Kapiteln schreibt die Autorin abwechselnd aus der Sicht von Susanne und Francesca. Das gefällt mir besonders gut, denn so konnten die unterschiedlichen Charaktere bei mir besser wirken. Susanne hat mein Herz gleich im Sturm erobert, den sie ist trotz ihrer schwierigen Vergangenheit ein zauberhafter Mensch. Ich finde, dass es ist der Autorin grossartig gelungen ist, ihre tollen Wesenszüge herauszuarbeiten. Aber auch Francesca war mir nicht unsympathisch, hier hat die Autorin allerdings einen deutlich kühleren Charakter erschaffen. Ich glaube, viele Leser werden sich an ihren Ecken und Kanten stören. Ich muss gestehen, dass mir die schwierigeren Charaktere häufig eher liegen, denn ich finde es spannend, hinter ihre Mauern zu schauen und zu erfahren, wieso sie sich so verhalten.

    Die Geschichte ist gleich von der ersten Seite an spannend, sie liest sich durchweg zügig und flüssig und durch den ständigen Perspektivenwechsel kommt auch beim Lesen keine Langeweile auf. Weiter und weiter wird die Familiengeschichte entknotet und ich habe neben Susanne auch Francesca immer mehr lieben gelernt. Immer mehr traurige und auch schockierende Details aus der Vergangenheit der Frauen kommen ans Licht und ich war komplett in der Geschichte gefangen. Es war schwer möglich, das Buch aus der Hand zu legen, und so habe ich es innerhalb weniger Tage auch schon wieder durchgelesen.

    Was mir besonders gut gefällt - natürlich neben der wunderschön beschriebenen italienischen Kulisse – ist die Wandlung, die die Protagonisten im Laufe des Buches durchleben. Ich finde, Stefanie Gerstenbergers Charaktere sind immer besonders ausdrucksstark und sind so wandlungsfähig. Es ist immer wieder sehr spannend, ihnen bei dieser Entwicklung zuzuschauen.

    Das Ende hält dann noch einige kleine Überraschungen bereit und findet nach 446 Seiten ein für mich perfektes Ende. Auch dieser Roman der Autorin hat mir wieder schöne Lesestunden beschert.

    Das Cover ist in dezenten Farben und mit wenig Schickschnack gestaltet. Mir gefällt zwar die Einfachheit, auch die Frau und den Eiswagen mag ich sehr, aber mir fehlt noch ein wenig das gewisse Etwas. Ich mochte die stimmungsvollen Covergestaltungen von “Magdalenas Garten”, “Orangenmond” und “Oleanderregen” deutlich lieber.

    Fazit:
    Ich bin ja bekennender Fan der Autorin, denn ihre Familiengeschichten sind immer besonders, berühren mich und bleiben nachhaltig in Erinnerung. Auch diese Geschichte und ihre Protagonisten sind wieder mit sehr viel Liebe zum Detail beschrieben worden und haben es in mein Herz geschafft. Ich spreche sehr gerne eine Leseempfehlung aus und gebe “Gelateria Paradiso” 4,5 von 5 Sternen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    IdaMarie, 24.03.2020

    Als Buch bewertet

    Eine Italien-Deutschland-Geschichte, teilweise sehr bewegend. Leseempfehlung!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    3 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anja R., 18.04.2019

    Als Buch bewertet

    An ihre Kindheit hat die Italienerin Francesca keine guten Erinnerungen. Den Kontakt zur Familie hat sie deshalb vor vielen Jahren abgebrochen und sich ein vollkommen neues Leben aufgebaut. Nichts soll mehr an das Mädchen erinnern, das den grössten Teil der Kindheit und Jugend in der Eisdiele der Eltern verbracht hat. Doch nun muss sie noch einmal an diesen Ort zurückkehren, denn die Tischlerin Susanne hat Interesse an der Einrichtung der längst geschlossenen Eisdiele. Francesca hofft nicht nur darauf, einen ordentlichen Erlös zu erzielen, der ihr strapaziertes Konto aus dem Minus befördert, sondern endlich mit diesem Kapitel ihres Lebens abzuschliessen. Doch es kommt ganz anders als gedacht: Denn beim Stöbern in den alten Möbeln entdeckt die Begleitung der Tischlerin Susanne ein Bild vom ehemaligen Inhaber, Lucio Paradiso, dem Vater von Francesca. Die Ähnlichkeit zwischen Susanne und Lucio ist verblüffend! Da Susanne adoptiert wurde, ist ihr sofort klar, dass Lucio ihr Vater sein muss. Sie bittet Francesca um weitere Informationen. Doch diese blockt sofort ab. Da Susanne nicht aufgeben will, müssen beide Frauen sich der Vergangenheit und einem lang gehüteten Familiengeheimnis stellen....

    "Gelateria Paradiso", der Titel klingt nach Sommer, Sonne, Leichtigkeit, italienischem Flair und jeder Menge Eiscreme. Doch so lässt sich diese Geschichte nicht beschreiben. Denn es geht um zwei Frauen, die ihre Kindheit unterschiedlich verbracht haben, dabei allerdings alles andere als glücklich waren. Der Grund dafür liegt in der Vergangenheit. Es gibt ein altes Geheimnis, das ergründet und aufgearbeitet werden muss, damit die Halbschwestern damit abschliessen und nach vorne blicken können.

    Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Dabei stehen Francesca und Susanne abwechselnd im Zentrum des Geschehens. So bekommt man nicht nur einen guten Einblick in die Ereignisse, die sie geprägt haben, sondern auch in ihre Gefühle und Gedanken. Beide gehen sehr unterschiedlich mit der neuen Situation um. Wobei Francesca zunächst unsympathisch wirkt. Es braucht längere Zeit, bis sie sich öffnet und man hinter ihre Fassade blicken kann. Susanne macht es einem deutlich leichter. Sie wirkt von Anfang an offen und geradeaus. Ausserdem gibt es immer wieder Rückblicke in die Jugend von Lucio Paradiso. Man erfährt in kleinen, aufeinanderfolgenden Teilen einiges aus seinem Leben und verfolgt dabei gebannt, wie es ihm als Gastarbeiter in Deutschland ergangen ist. Diese unterschiedlichen Handlungsstränge verweben sich nach und nach zu einem Ganzen und fördern ein unglaubliches Geheimnis zutage, das die Schicksale vieler Menschen nachhaltig beeinflusst hat.

    Der Schreibstil von Stefanie Gerstenberger ist wieder sehr flüssig und angenehm lesbar. Auch wenn dieses Mal ein wenig Schwermut zwischen den Zeilen schwebt, gelingt es ihr dennoch, die Geschichte so lebendig zu beschreiben, dass man früh in den Sog der Handlung gerät. Man möchte unbedingt erfahren, was hinter allem steckt und wie sich das Verhältnis, innerhalb der Familie und natürlich speziell zwischen den beiden Schwestern, weiterentwickeln wird.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    3 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Rebecca K., 01.05.2019

    Als Buch bewertet

    Im Jahr 1964 entscheidet sich Luciano nach Deutschland zu gehen und als Gastarbeiter zu arbeiten.
    Irgendwann verwirklicht er seinen grossen Traum und eröffnet eine eigene Eisdiele.
    Auch in Liebesdingen sieht es gut für ihn aus bis dann seine Verlobte vor ihm steht.
    Als im Jahr 2018 die Gelateria Paradiso aufgelöst wird treffen Susanne und Francesca aufeinander und stellen fest, dass sie Halbschwestern sind.

    Da ich schon vor einigen Jahren die Romane von Stefanie Gerstenberger gelesen habe, hatte mich hier der Klappentext angesprochen und so habe ich voller Neugierde mit dem Lesen begonnen.
    Wie immer bei den Romanen von Frau Gerstenberger hatte ich zu Beginn etwas Probleme mit dem Erzählstil, doch als ich dann richtig eingetaucht ins Buch war wurde es immer besser.
    Auch versteht man am Anfang nicht ganz wieso Susanne so ist wie sie ist oder wieso Francesca so zynisch ist. Erst im Verlauf der Romans beginnt man beide Figuren besser zu verstehen und kann auch deren Verhalten viel besser nachvollziehen. Auch Luciano lernt man mit der Zeit viel besser kennen.
    Der gesamte Roman war auf die drei Erzählstränge von Francesca, Susanne und Luciano aufgebaut, wobei aber der Hauptteil aus der Sicht der beiden Frauen erzählt wurden. Da zu Beginn eines jeden neuen Kapitels der Name der Person aus deren Sicht das Kapitel erzählt wird auf der ersten Seite im Text Fett gedruckt war wusste man als Leser immer aus wessen Sicht erzählt wird.
    Dem Handlungsverlauf kann man sehr gut folgen und auch wenn ich nicht immer vollständig alle Entscheidungen die getroffen wurden nachvollziehen konnte, so konnte ich sie verstehen auch wenn ich anderer Meinung war.
    Der Spannungsbogen war auch bis zum Schluss gespannt und ich war positiv überrascht wie Francesca sich verändert hat.
    Die Figuren des Romans waren alle sehr detailliert beschrieben, so dass man sie sich während des Lesens alle gut vorstellen konnte.
    Auch die Handlungsorte empfand ich als anschaulich beschrieben und ich hatte keinerlei Probleme mir etwas darunter vorzustellen beim Lesen.
    Leider war die Korrektur des Romans nicht ganz so gut, denn zwischenzeitlich lebte Francesca auch in Köln und dies hat mich ehrlicherweise doch sehr irritiert.
    Alles in allem empfand ich den Roman als sehr berührend, auch wenn er mich nicht zu 100% überzeugen konnte und deshalb vergebe ich vier von fünf Sternen für das Buch.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daniela H., 26.04.2019

    Als Buch bewertet

    In Stefanie Gerstenbergers neuem Roman erleben wir ein Familientreffen der etwas anderen Art: Die elegante Italienerin Francesca trifft bei der Auflösung der alten Familieneisdiele „Gelateria Paradiso“ unverhofft auf ihre eher burschikose Halbschwester Susanne – keine von beiden wusste bis zu diesem Zeitpunkt von der Existenz der jeweils anderen. Dies ist für beide Frauen der Start zu einer aufwühlenden Suche nach der Wahrheit.

    Stück für Stück lernen wir im Verlauf des Buches beide Frauen mit all ihren Hoffnungen und Ängsten näher kennen. Parallel dazu wird die Geschichte des Vaters der Halbschwestern, Luciano, erzählt, der in den 60er-Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland kommt, um sich dort eine Existenz aufzubauen. Die Perspektivwechsel sind geschickt eingebaut und besonders die Rückblenden in die 60er-Jahre haben mich gefesselt.

    Auch wenn die Themen „Italien“ und „Eisdiele“ vielleicht zunächst auf eine falsche Fährte locken – in diesem Roman geht es nicht um locker-flockiges „Dolce Vita“. Es gibt viele leise und auch traurige Töne und eine Portion Dramatik, aber die Geschichte ist auch voller Hoffnung und nicht zuletzt mit einer guten Prise Humor aufgelockert. Die Thematik, sich mit der eigenen Herkunft und Vergangenheit auszusöhnen, um frei zu sein für eine zufriedene Zukunft, finde ich hier sehr schön aufgegriffen!

    Fazit: Eine toll erzählte fesselnde, emotionale Familiengeschichte!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 2 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lena, 15.04.2019

    Als Buch bewertet

    Als Francesca die alten Möbel der schon lange geschlossenen Eisdiele ihrer Eltern im Bergischen Land veräussern möchte, trifft sie auf die Tischlerin Susanne. Durch einen Zufall finden die beiden heraus, dass sie denselben Vater haben.
    Susanne ist ein Adoptivkind und hat ihre leiblichen Eltern nie kennengelernt. Francesca fühlte sich Zeit ihres Lebens von ihren Eltern vernachlässigt und hat ihnen im Alter von 22 Jahren endgültig den Rücken gekehrt.
    Susanne möchte ihren Vater Luciano Paradiso unbedingt kennenlernen, die verschuldete Francesca fürchtet um ihr Erbe als einzige Tochter. Beide begeben sich deshalb aus unterschiedlichen Motiven und Erwartungen nach Venetien, um ihren Vater am Sterbebett zu sehen.

    Durch die Reise der beiden ungleichen Schwestern nach Italien taucht man in die Vergangenheit ein, indem Luciano endlich berichtet, wie es dazu kommen konnte, dass er 1967 mit nur drei Monaten Abstand Vater zweier Töchter wurde, weder seine Töchter noch seine Ehefrau Tiziana aber eine Ahnung davon hatten.

    Ich hatte enorme Schwierigkeiten damit, Verständnis für den Gastarbeiter Luciano und seine Beziehung zur deutschen Monika und zur Italienerin Tiziana zu haben, von der eine aus reiner Berechnung entstanden ist. Auch Tiziana macht es einem nicht leicht, Mitgefühl mit ihr als Betrogener zu haben. Daneben ist Francesca eine Protagonistin, die übertrieben unsympathisch dargestellt ist. Durch diese Charakterkonstellationen wurde mir die Freude am Lesen genommen. Die Figuren sind verbittert, egoistisch, selbstsüchtig, rücksichtslos und/ oder verlogen. so dass sie dem Leser auch im weiteren Verlauf des Romans nicht ans Herz wachsen. Einzig Susanne wirkt vernünftig, wohingegen ihr Ziehsohn, der behinderte Lennart so plakativ liebenswürdig, übermenschlich empathisch und schamlos ehrlich dargestellt wird, dass mir seine Rolle als Gegenpart zu den anderen herzlosen Charakteren zu penetrant süss war. Susannes Vergangenheit, warum gerade ihre Adoptiveltern, die sich ja bewusst dafür entschieden hatten, einem Baby aus seinem Heim ein Zuhause zu geben, so lieblos waren, bleibt bis zum Ende schleierhaft.

    Die Vergangenheit der Paradisos, gerade der Aufbau der Eisdiele in den 1960er-Jahren durch einen italienischen Gastarbeiter, sein Erfolg und der Aufbau eines Familienbetriebs spielte leider überhaupt keine Rolle,so dass der Titel des Romans im Nachhinein irritiert und andere Erwartungen weckt. Davon abgesehen bleibt die eigentlich emotionale Geschichte denkbar oberflächlich. Gerade in der Gegenwart, die den Hauptanteil des Romans ausmacht, empfand ich die Reaktionen in Italien auf den Besuch von Francesca und Susanne als fragwürdig. Statt Irritationen hervorzurufen, werden beide herzlich und mit grossen Hallo von der italienischen Grossfamilie in Empfand genommen, als wäre es das Selbstverständliche auf der Welt, dass eine Tochter nach 30 Jahren Funkstille zu ihren Wurzeln zurückkehrt und das Resultat einer Affäre zeitgleich in Erscheinung tritt. Die Probleme werden insgesamt stark vereinfacht dargestellt, die Beziehungen bleiben oberflächlich, die Beweggründe der Charaktere nicht nachvollziehbar.

    Ich hatte mir von dem Roman mehr Italienflair, mehr Familiensinn, mehr Solidarität unter den Halbschwestern und eine intensivere Aufarbeitung der Vergangenheit erhofft. Das Potenzial der Geschichte wurde meines Erachtens nicht einmal annähernd ausgeschöpft. Darüber hinaus zeugt der Schreibstil nicht von Kreativität oder Einfühlungsvermögen, da die unterschiedlichen Perspektiven von Francesca bzw. Susanne gleichförmig beschrieben sind. Auffällig sind dabei insbesondere die gedanklichen Selbstgespräche, die beide immer wieder mit sich selbst führen. Vielleicht wurde deshalb auch der Name der handelnden Person am Kapitelbeginn fett gedruckt, um den Leser den Überblick zu erleichtern? Das sollte eigentlich durch die Erzählung selbst klar werden.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein