Tolino vision 6 - Preis dauerhaft gesenkt!

Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei

Bestellnummer: 135226428

Buch (Gebunden) Fr. 24.90
inkl. MwSt.
In den Warenkorb
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
Alle Kommentare
  • 5 Sterne

    192 von 223 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 06.03.2021

    Als Buch bewertet

    "Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." (Wilhelm von Humboldt)
    Der bekannte Nachrichtensprecher Tim Monderath lebt gern als Single in Köln und geniesst sein Leben mitsamt allen Freiheiten, die es zu bieten hat. Einzig die zunehmende Verwirrtheit seiner 84-jährigen Mutter Greta macht ihm Sorgen, denn die alte Dame vergisst immer mehr die Gegenwart. Als sich ihr Zustand weiter verschlechtert, bleibt Tim nichts anderes übrig, als sich mehr um Greta zu kümmern. Alte Fotos und Briefe aus der Vergangenheit lassen ihn nach und nach die Geschichte seiner Mutter erfahren, die in dem ostpreussischen Eylau ihre Kindheit verbracht hat, um dann im Zweiten Weltkrieg vor den Russen zu fliehen und nach Heidelberg kam. Beim Anblick eines Fotos von einem Mädchen dunkler Hautfarbe allerdings bringt Greta zum Verstummen und gibt Tom Rätsel auf. Was hat es mit dem Kind auf sich und was hat seine Mutter damit zu tun?
    Susanne Abel hat mit „Stay away from Gretchen“ einen sehr empathischen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der gleich mehrere diffizile Themen (wie Demenz, Krieg, Rassismus und Flucht) beinhaltet und gleichzeitig ein Frauenschicksal anhand geschichtlicher Ereignisse Revue passieren lässt. Der flüssige, bildgewaltige und einfühlsame Erzählstil lässt den Leser abwechselnd mal Tom wie einen Schatten in der Gegenwart folgen, um sein Umfeld und sein Leben kennenzulernen, führt ihn aber auch durch eine Reise in die Vergangenheit in Gretas Lebenslauf hinein, wo er ihre Erlebnisse und das ihrer Familie aus erster Hand miterlebt. Während sich Tom mit der Verwirrtheit seiner Mutter beschäftigen muss, die sich als Demenz herausstellt, erfährt er Dinge über Greta, von denen er bisher nichts wusste. Alte Geheimnisse drängen an die Oberfläche, die aufgrund der geschichtlichen Gegebenheiten lange verschüttet blieben und ihre Hüter gezeichnet haben. Die Autorin versteht es wunderbar, Gretas Geschichte mit historischen Fakten zu verweben, so dass der Leser mit ihr nicht nur die harten Zeit der Flucht aus Ostpreussen miterlebt, sondern auch in den Heidelberger Schwarzmarkt eintaucht und Gretas bittersüsse Liebe zu einem farbigen GI hautnah miterlebt. Aber auch die Flüchtlingsbewegung im Jahr findet ihren Platz in dieser Geschichte und lässt die Handlung so sehr lebendig wirken. Gerade Toms Bemühungen um seine Mutter und der Austausch zwischen den beiden, wenn Greta klare Momente hat, sind unheimlich nahbar beschrieben und schicken den Leser durch ein wahres Wechselbad der Gefühle. Dies ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass die Autorin aus einem Schatz an eigenen Erfahrungen schöpfen konnte.
    Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Mit ihren sehr glaubwürdigen menschlichen Eigenheiten wachsen sie dem Leser schnell ans Herz, der sich gut in sie hineinversetzen und mit beiden Seiten fühlen kann. Tim ist beruflich erfolgreich, führt ein ausgefülltes Leben, wobei ihm Ungebundenheit und Freiheit unheimlich wichtig sind. Die Gebrechlichkeit seiner Mutter passt nicht in sein Konzept, doch muss er sich um sie kümmern. Was erst eher unwillig aussieht und ihn eher hartherzig wirken lässt, entpuppt sich nicht nur als Angst vor Lebensveränderungen, sondern auch vor Verlust. Mehr und mehr kümmert er sich fürsorglich und liebevoll um Greta, taucht in ihr Leben ein, erfährt mehr über seine eigenen Wurzeln und vor allem über den Schmerz, den Greta all die Jahre verdrängt hat. Greta hat so viele Schicksalsschläge ertragen müssen, dass ihr Vergessen eine Art Flucht vor den vergangenen Dingen ist. Auch Gretas Grosseltern spielen eine wichtige Rolle in dieser Geschichte.
    „Stay away from Gretchen“ ist ein wunderbarer Schicksalsroman, der mit vergangener Historie und gesellschaftlichen Normen eng verknüpft ist. Authentisch, berührend und vor allem grossartig erzählt, klingt dieser tiefgründige Roman noch lange nach der letzten Seite nach. Absolute Leseempfehlung!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    130 von 157 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseratte, 24.02.2021

    Als Buch bewertet

    Eines vorweg: Ich habe einen anderen Roman erwartet - einen leichteren, einen fröhlicheren. Allerdings konnte ich vom ersten Lesen an diesen knapp 500 Seiten starken Roman nicht mehr aus der Hand legen.
    Zum Inhalt: Tom, dem Erfolgs-, Lebe- und überzeugten Singlemann wird ein gewaltiger Strich durch seine Lebensrechnung gemacht. Bei seiner 84jährigen fitten und rüstigen Mutter, zu der er ein sehr gutes Verhältnis hat, stellen die Ärzte Demenz fest. Zum ersten Mal erzählt Greta von ihrer längst vergraben geglaubten und von ihr verschwiegenen Lebensgeschichte.
    In zwei Zeitschienen erfährt der Leser in einem lockeren und flüssigen Schreibstil Gretas Leben heute und ab 1939. Die Flucht aus Ostpreussen, der Krieg, die Entbehrungen, die Menschen und dann Gretas erste grosse Liebe, eine Liebe, die es so nicht geben durfte.
    Die Protagonisten sind allesamt sehr gut beschrieben. Egal ab Greta, ihre Familie, Tom, Bob, Helga oder Jenny. Besonders bei Tom und Jenny merkt man im Laufe des Romans die (für mich positiven) Veränderungen.
    Dieser Roman regt zum Nachdenken an. Er beschönigt nichts. Das damalige Verhalten von Deutschland und Amerika ist beschämend. Was diesen unschuldigen Kindern (Brown Babies) damals angetan wurde ist nicht mehr gutzumachen. Die Autorin versteht es einfühlsam und wunderbar auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Danke für diesen aufrüttelnden Roman, in dem sehr viele Wahrheiten stecken. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und den grossen Wunsch, dass so etwas nie wieder passieren soll und darf.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    23 von 27 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 07.04.2021

    Als Buch bewertet

    Flashback

    Tom ist der erfolgreiche Anchorman einer Nachrichtensendung, ein berühmter ehemaliger Kriegsberichterstatter in den besten Jahren. Er ist kein Sympathieträger, unverheiratet mit vielen kurzen Affären, aber klug, gewissenhaft und stets am Puls der Zeit. Und obwohl er nur wenige Kilometer von seiner Mutter Greta entfernt wohnt, besucht er sie kaum. Als er 2015 von dem Flüchtlingsdrama in Heidenau berichtet, löst das bei ihr von allen unbemerkt einen Flashback aus.
    Greta ist 94 und wird langsam „tüddelig“. „Das Gedächtnis verrutscht im Alter.“ (S. 33) meint sie, aber bei ihr verrutscht es immer mehr. Sie verteilt überall Post-its, erkennt ihre Bekannten nicht mehr und hält sich oft für viel jünger. Als sie eines Tages hilflos und verwirrt auf der Autobahn aufgegriffen wird, muss Tom einsehen, dass es nicht nur das Alter ist, sondern Alzheimer-Demenz. Um ihr helfen zu können, wollen die Ärzte mehr über Gretas Vergangenheit wissen, doch sie schweigt, wie schon die ganzen Jahre. Also durchsucht Tom ihre Unterlagen und stösst dabei auf Bob …

    „Stay away from Gretchen“ bedeutet „Halte dich von den deutschen Fräuleins“ fern und war auf die erste Seite des Amerikanisch-Deutschen Wörterbuches gedruckt, das den GI‘s nach dem 2. WK in Deutschland ausgehändigt wurde. Und so heisst auch der Roman von Susanne Abel, der die Lebens- und Liebesgeschichte einer jungen Ostpreussin und eines schwarzen GI´s erzählt.
    Sie beschreibt sehr drastisch und oft erschreckend Gretas Kindheit und Jugend unter überzeugten Nazis, einen Vater, der sich schon 1939 freiwillig für die Front meldet und bald vermisst, aber nie vergessen oder aufgegeben wird, die Flucht vor den Russen, die Hungerwinter, das Auffanglager Friedland, die Nachkriegszeit in Heidelberg und die Ausgrenzung als Flüchtlinge aus dem Osten.
    Besonders berührend ist dabei die Beziehung zwischen Greta und Bob, einem schwarzen GI. Auch er wird ausgegrenzt – von den Deutschen und seinen weissen Kameraden. Trotzdem lebt er hier freier als zu Hause, wo es eine strenge Rassentrennung gibt. Und obwohl Beziehungen zu deutschen „Frolleins“ verboten sind, verlieben sich Greta und Bob. „Es ist mir egal, ob du schwarz, weiss oder grün bist. Ich mag dich, weil du du bist.“ (S. 236)
    Gleichzeitig wird beschrieben, wie Greta immer mehr zurück in die Vergangenheit rutscht, wie die alte Dame um ihre Selbständigkeit kämpft „Du hast nicht über mich zu bestimmen.“ (S. 36), obwohl sie sich immer mehr verliert „Ich bin hier, ohne da zu sein.“ (S. 284)

    Gretas Geschichte ist nichts für schwache Nerven, sie geht ans Herz und bricht es einem fast. Und auch wenn mir Tom lange etwas unsympathisch war, habe ich ihn am Ende doch sehr gut verstanden. Greta hat ihre Verluste und Traumata nie verarbeitet und an Tom weitergegeben. Er fühlt sich nicht geliebt und gut genug für seine taffe Mutter, kann darum keine festen Bindungen eingehen und wirkt oft arrogant und abweisend. „Stets dachte er, es sei seine Schuld, wenn seine Mam wieder tagelang im abgedunkelten Schlafzimmer verschwand. Ihre Stimmungsschwankungen bestimmten sein Leben. Über Jahre fühlte er sich verunsichert und hilflos, weil sie in diesen Phasen nicht auf ihn reagierte.“ (S. 274)

    Ich habe mich mit dieser Rezension sehr schwergetan und weiss nicht, ob sie dem Buch wirklich gerecht wird. Ich habe es geradezu verschlungen, es hat mich aufgewühlt und beeindruckt. Susanne Abel zeigt anhand der Flüchtlingskrise von 2015, wie sich die Geschichte wiederholt und wir trotzdem immer wieder vergessen oder verdrängen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    21 von 25 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 14.04.2021

    Als eBook bewertet

    Lesehighlight schlechthin

    »Geschichte, wie bitter sie auch sein mag, ist Realität, die täglich in unserer Gegenwart und die in unsere Zukunft fortwirkt.«

    Ein Stück dieser bitteren Geschichte lässt Susanne Abel in ihrem grossartigen, fesselnden Roman wieder aufleben und zeigt dabei wie erschreckend wenig wir daraus gelernt haben. Für mich jetzt schon das LESEHIGHLIGHT des Jahres schlechthin.

    Der bekannte und beliebte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath ist Lebemann, der keine Party und keine hübsche Frau auslässt. Jäh aus seinem für ihn scheinbar perfekten Leben reisst ihn seine Mutter Greta, als diese nachts eine Spritztour unternimmt, sich auf der Autobahn nicht mehr zurechtfindet und es keinen Weg mehr gibt um die Erkenntnis, „DEMENZ. Dieses Wort darf sich nicht in seinem Hirn breitmachen. Er konzentriert sich auf das Atmen, versucht, sich zu beruhigen, und wirft seiner Mutter einen unsicheren Blick zu. »Mam, jetzt erzähl mir mal alles, damit ich es kapiere.« Greta schaut ihn an. »Wie?« »Was ist passiert, dass du mitten in der Nacht durch halb Deutschland fährst?« »Jetzt mach nicht so einen Aufstand. Ich hab dich früher auch überall rausgeholt. Und hab ich jemals gefragt? Bist du jetzt sauer, oder was?« »Nein. Ich bin nicht sauer.« Tom weiss, dass er lügt. Er ist stinksauer. Er könnte platzen vor Wut.“. Sein erster Gedanke, sie muss ins Heim, ich habe schliesslich auch ein Leben, wackelt schnell, als er nicht nur Unterstützung von Nachbarin Helga bekommt, sondern auch mehr aus Gretas Vergangenheit erfährt, was ihm sie näher bringt, als sie ihm jemals war.

    Als Leser darf man im Jahr 2015 den Nachrichtenmoderator bei seiner Arbeit begleiten, erfährt von Gretas kleinen und grösseren der Demenz geschuldeten Aktionen und findet nach und nach mit ihm mehr Hinweise auf ihre Vergangenheit, die sie stets verschwiegen hat, und die er jetzt zu recherchieren beginnt. In sich abwechselnden Kapiteln reist man in die Vergangenheit, die im Jahr 1939 in Ostpreussen beginnt. Euphorie für den Führer in der Schule eingetrichtert, den Krieg überstanden und dann fast erfroren im eisigen Winter auf der Flucht vor russischen Soldaten, Unerwünschtsein als Flüchtlinge im deutschen Heidelberg, sich dort auf dem Schwarzmarkt nicht nur vor dem Verhungern retten, sondern auch Erfolge erzielen oder sich mit den GI´s und Besatzern arrangieren sind nur einige Schlagworte dazu. Mehr will ich gar nicht verraten, denn dann geht es darum, langsam verstehen zu können, warum Greta das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut so gut versteckt hat.

    528 Seiten, ich weiss nicht wann ich zuletzt so viele Seiten regelrecht weginhaliert habe. Die Autorin hatte mich mit ihrem mitreissenden Schreibstil sehr schnell völlig in ihren Händen. Vielleicht auch ein wenig, weil ich meine persönlichen Erlebnisse mit einem dementen Vater für solche Hauptprotagonisten, wenn sie derart authentisch dargestellt und mit einem solchen einnehmenden Wesen ausgestattet sind, besonders empfänglich machen, ist mir die Geschichte sofort ans Herz gegangen. Aber auch mit dem Ausflug in die Vergangenheit hatte mich die Autorin emotional völlig am Wickel. Szenen die einem das Herz erwärmen, die einen lächeln, schmunzeln, und manchmal auch richtig grinsen lassen, wechseln sich lange Zeit ab mit solchen, die tief schockiert, stellenweise tatsächlich mit offenem Mund lesen lassen, die dann zunehmen und von einer besonders traurigen Geschichte erzählen. Man liest schockiert, man wird aufgerüttelt, einem werden die Augen geöffnet, aber die Autorin schafft eine tolle Balance. Denn für besonders viele Schmunzler sorgt so z.B. Greta sowohl im Heute, als auch schon in dem Strang aus der Vergangenheit mit Szenen wie, wenn sie nachdem Tom das Auto sicher verwahrt hat, einfach mal kurz shoppen geht, „Greta bleibt vor dem roten Cabriolet stehen und streift fast zärtlich über den glänzenden Lack. »Ich will etwas Flottes haben. Nicht so eine Omakarre!«, als Jugendliche noch so unbedarft ist, »Wie, was soll mit Küssen sein?«, fragte Fine langsam. »Denkst du, man wird vom Küssen schwanger?« »Etwa nicht?«, oder mit viel Schalk im Nacken Bob, dem GI nicht nur Deutsch, sondern auch Dialekt beibringen will, »Perfekt! Sag mal: Donnerlittchen.« »Donnerlitschen. What does it mean?« »Das sagt man so. Donnerlitchen, da hast du aber wieder was angestellt. Oder: Donnerlittchen, du hast vielleicht lange Zähne.« Greta schaute bierernst in das fragende Gesicht. »Oder sag mal Hupfdohle.«

    Gekonnt schlägt Susanne Abel den Bogen zwischen Heute und Vergangenheit. Es finden sich nicht nur Dinge wie z.B. eine alter Singer Nähmaschine oder ein Püppchen, von denen erzählt wird, hier und dort, sondern auch die dunklen Seiten ähneln sich auf erschreckende Art und Weise und öffnen so ohne erhobenen Zeigefinger, aber besonders eindringlich, die Augen dafür, dass wir viel zu wenig aus der Geschichte gelernt haben. Denn da interviewt Tom „die Direktorin des Krisenreaktionsteams von Amnesty International. »Frau Hassan, Sie berichten darüber, wie Geflüchtete und Migrantinnen auf der Flucht in grosser Gefahr sind, Opfer von Gewalt zu werden.« »Nachdem sie die Schrecken des Krieges im Irak oder in Syrien durchlebt haben, haben diese Frauen alles aufs Spiel gesetzt, um ihre Kinder und sich selbst in Sicherheit zu bringen«, antwortet Tirana Hassan. »Doch auf der Flucht erleben sie abermals Gewalt und Ausbeutung und erhalten kaum Unterstützung oder Schutz.«, oder auch solche Stimmen, »Warum protestieren Sie hier gegen die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen?«, fragt Tom von jenseits des Gitters in die Menge. »Ach, Kriegsflüchtlinge. Das sind doch keine Kriegsflüchtlinge«, antwortet ein Mittsechziger, der nicht einmal seinem Gürtel traut und deshalb die dreiviertellange stützstrumpffarbene Cargohose zusätzlich mit Hosenträgern vor dem Rutschen sichert. »Die jungen Kerle sind alle Schmarotzer. Ich möchte betonen, ich bin kein Nazi, aber Schmarotzer sind das!« obwohl gilt, »Wenn ihr wüsstet, was wir alles mitgemacht haben« und sich tatsächlich wiederholt, was in der Vergangenheit noch so hiess, »Mutter, Mutter, die Flüchtlinge sind da!« Greta stützte ihren Grossvater auf dem Weg über den holprigen Hof zur Eingangstür. Sie hat auf der Flucht viele Schimpfwörter gehört. Polacke, Rucksackdeutsche, und jetzt kam ein weiteres hinzu: Flüchtlinge. Hasserfüllt und voller Verachtung ausgesprochen.“

    Greta ist grandios dargestellt, nicht nur im Heute so absolut authentisch, und ich weiss was ein dementer Elternteil bedeutet, sondern auch nicht ohne den einnehmenden Schlack im Nacken, mit dem man sie in der Vergangenheit kennen und schätzen lernt. War mir Tom anfangs mit seinem egoistischen, fast schon selbstverliebten Verhalten fast schon unsympathisch, konnte er mich nach und nach tatsächlich noch ein Stück weit für sich einnehmen, denn auch er hat kein ganz so einfaches Päckchen zu tragen. Gekonnt bunt, lebendig, realistisch und ein breites Spektrum unterschiedlicher Ansichten repräsentierend sind auch die ganzen anderen Mitspieler gezeichnet, beim dunkelhäutigen Bob, dem GI mit dem vielen Charme, angefangen, über Oma Guste, die schon wusste, wie sie einer Greta die falsche Begeisterung austreiben kann, »Was macht ihr hier?«, fragte sie ausser Atem. »Adolf Hitler spielen!«, antworteten die Kinder im Chor. »Hier, damit du auf vernünftige Gedanken kommst. Schneid Klopapier zurecht.« , bis hin zu kleinsten Rollen, wie die des verhärmten Kriegsheimkehrers Otto oder auch Prof. Dr. Hermann Holloch, der trotz medizinischer Versuche auch nach dem Krieg wieder ein Schlupfloch findet.

    Richtig gute historische Roman sind für mich immer die, bei denen viel an die Realität angelehnt ist, und das ist hier der Fall, wie man auch im Nachwort konkret erfährt. Die Autorin hat wirklich grandios bis in viele kleine Details recherchiert. Ein weiteres Kriterium neben dem sprachlichen Können, diese Geschichte lebendig zu machen, was absolut der Fall ist, ist auch die Tatsache, dass ich Neues dazu lernen kann. So habe ich z.B. bisher noch nie vom Brown Baby Plan gehört und habe jetzt ein Bild davon bekommen, wie abgrundtief schrecklich der Rassismus tatsächlich nur so kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges weitertoben konnte.

    Es gäbe noch so, so viel an diesem Roman zu loben, ich könnte noch seitenlang weitermachen, aber jetzt nur noch so viel, FAZIT: UNBEDINGT LESEN, denn ich hätte wirklich etwas Grosses verpasst.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    29 von 32 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daniela K., 30.05.2021

    Als Buch bewertet

    Ich habe bereits sehr viele Roman gelesen, die während des zweiten Weltkriegs spielen. „Stay away from Gretchen“ geht mit Details unter die Haut, von denen ich teilweise noch nichts gehört hatte. Bei Kriegsausbruch ist Greta gerade einmal 8 Jahre alt. Was mich auf den ersten Seiten besonders schockiert ist, zu welchem Fanatismus Lehrer ihre Schüler erzogen haben. Greta und ihre ältere Schwester sind glühende Verehrerinnen von Adolf Hitler. Nach dem ich bereits dachte Schmucktassen und Weihnachtskugeln mit seinem Konterfei sind kaum zu überbieten, las ich schockiert, dass sogar eine Art Gebet, adressiert an Hitler, existierte.
    Wir begleiten Grete durch die späten Kriegsjahre, während der Vertreibung aus Ostpreussen und durch die Nachkriegszeit, als sie sich zum ersten Mal verliebt – in einen schwarzen GI, zur damaligen Zeit ein absoluter Skandal.
    Die Autorin behält sich die eingangs beschriebene Liebe für weniger bekannte Details aus der deutschen Geschichte bei und ich konnte aus diesem Roman sehr viele Informationen mitnehmen. Zum Beispiel hörte ich zum ersten Mal davon, dass Frauen, die sich mit schwarzen Amerikanern eingelassen haben, teilweise von Deutschen gelyncht wurden. Schwer zu verkraften war auch dieser offen gezeigte Rassismus, der damals an der Tagesordnung war. Das Schicksal der sogenannten brown Babies hat mich sehr erschüttert. Diese Thematik war auch komplett neu für mich und es macht mich fassungslos, mit welcher Selbstverständlichkeit Politiker bestimmt haben, dass es für die Kinder am Besten sei, wenn man sie in einem fremden Land quasi aussetzt.
    Trotz all der harten Kost schreibt Susanne Abel ungemein fesselnd und mitreissend. Die Kapitel sind sehr lang, teilweise 50 bis 80 Seiten, so dass man nur schlecht einen Punkt findet um das Lesen zu pausieren. Eigentlich möchte man den Roman aber auch gar nicht aus der Hand legen.
    Der zweite Erzählstrang spielt in den Jahren 2015 und 2016. Greta ist mittlerweile 85 Jahre alt. Erste Zeichen von Altersdemenz machen sich bemerkbar. Dennoch wirkt sie die meiste Zeit sehr rüstig für ihr betagtes Alter und ist nie um einen schlagfertigen Kommentar verlegen. Ihr Sohn Tom ist ein bekannter Nachrichtensprecher und so ist die Brücke geschlagen um immer wieder politische Details aus der Gegenwart einfliessen zu lassen. Hier gibt es auch Parallelen zwischen der aktuellen Flüchtlingssituation und zu Gretas Erlebnissen von einst.
    Der Untertitel „Eine unmöglich Liebe“ assoziiert ein wenig, dass dies vor allem ein Liebesroman ist. Ich hoffe, dass sich dadurch niemand davon abhalten lässt, dieses Buch zu lesen, denn es ist bei weitem kein Schnulzenroman. Ja, es gibt eine Liebesgeschichte, aber im Hauptfokus steht das Leben nach Kriegsende, der schwierige Weg in eine neue Normalität und die gesellschaftlichen Normen, die sich noch immer an den alten Idealen orientierten.
    Dieser Roman war für mich ein grossartiges Leseerlebnis und ich bin sehr gespannt, auf die weiteren Geschichten, die Susanne Abel hoffentlich noch schreiben wird.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    13 von 19 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    HK., 02.03.2021

    Als Buch bewertet

    „Ein Leben lang vermisst“
    Als der bekannte TV Moderator Tom Monderath von der Polizei einen Anruf erhält , dass er seine 84 jährige Mutter aus einer Klinik in Süddeutschland abholen soll , ist er darüber verärgert . Wieso zur Hölle ist sie mit dem Auto quer durch Deutschland gefahren und wartet jetzt in einem Krankenhaus darauf von ihm abgeholt zu werden. Das Gespräch mit dem Arzt , zieht Tom im ersten Moment den Boden unter den Füssen weg . Zu brutal ist die Diagnose ! Seine Mutter zeigt alle Anzeichen einer Demenz . Tom hatte nie ein enges Verhältnis zu seiner Mam , wie er sie nennt . Nachbarin Helga war ihm näher , als seine immer traurige und nicht belastbare Mutter. Und jetzt auch noch das .....

    DEMENZ ! …..DEMENZ ……. DEMENZ ! ! ! ! ! ! ! ! !

    Gretas Demenz hängt wie ein Damoklesschwert über Tom . Doch was er anfangs als ärgerlich und störend für sein scheinbar so perfektes Leben empfindet , entwickelt sich mit der Zeit als Geschenk . Eine nie gekannte Nähe entwickelt sich zwischen Mutter und Sohn . Greta , die sich immer öfter im hier und jetzt verliert , öffnet Tom in ihrer Demenz die lang verschlossene Tür zu ihrer Vergangenheit und ihrem Herzen .Nach und nach erzählt sie aus ihrem Leben , von ihrer Kindheit in Ostpreussen, der Flucht vor den russischen Soldaten im eisigen Winter, der Sehnsucht nach dem verschollenen Vater und von ihrer grossen Liebe Bob , dem farbigen Amerikanischen GI und Baby Marie, ihrer Tochter .



    Ich würde mich als anspruchsvolle Leserin bezeichnen , die es liebt, wenn gut recherchierte ,historische Zeitgeschichte und Fiction und zu einem tollen Roman verschmelzen , der dazu noch auf zwei Zeitebenen erzählt wird .

    „Stay away from Gretchen“ erfüllt dies in jeder Beziehung und hat mich von der ersten Seite an begeistert .

    So eine temporeiche , anspruchsvolle und facettenreiche Erzählung mit unglaublich viel Tiefgang, habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet .

    Der Roman erzählt die bittersüsse Liebesgeschichte von Greta und ihrem Bob , wie sie im Nachkriegs-Deutschland bestimmt nicht nur einmal passiert ist . Er behandelt aber auch die Situation der Kriegsflüchtlinge von damals und die in der heutigen Zeit . Einfühlsam verknüpft Susanne Abel die brisante Thematik mit den dazugehörigen Nuancen von konstruierter „Willkommens-Politik“ und Ablehnung quer durch die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland. Gleichzeitig verwebt sie wunderbar ihre Erfahrungen mit der Demenz ihrer Mutter , lässt sie einfühlsam in Gretas Geschichte einfliessen und öffnet einen berührenden Abschnitt des Lebens , der zu Herzen geht .

    Ich habe schon sehr viel in diesem Genre gelesen und doch konnte mich Susanne Abel mit der mir unbekannten Geschichte der „Brown Babies“ und ihrem realen Hintergrund in der Nachkriegszeit, überraschen . Davon hatte ich vorher so noch nichts gehört .

    Vom Taschentuch das man benötigt um die Tränen zu trocknen , bis hin zum Lachen , über das sehr bildlich erzählte , ist dieser Roman so voll mit Emotionen aller Couleur , ohne jedoch ins kitschige oder zu sentimentale abzurutschen.

    Selbst wenn ich nicht am lesen war, machte sich Greta und ihre Geschichte in meinen Gedanken breit , nahm mich gefangen und liess mich nicht los , so einprägsam ist der Erzählstil .

    Ein wirklich toller und sehr gelungener Pageturner , der süchtig macht und die knapp 500 Seiten viel zu schnell dahinschmelzen lässt .

    Für alle die in dem Genre zuhause sind , ein absolutes „must read“ das ich zu 100% empfehlen kann .

    Sehr gerne vergebe ich für diesen grossartigen Roman

    5 Sterne *****

    Für mich persönlich ein ganz tolles Lese-Highlight, das meine höchste Wertung erhält und in mein Regal mit den ❤️ Herzensbüchern ❤️einziehen darf .

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    6 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hyperventilea, 18.06.2021 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Ein sehr bewegtes und bewegendes Leben

    „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“ August Bebel

    Tom Monderath ist ein bekannter, erfolgreicher Kölner Nachrichtenmoderator. In seinem Privatleben läuft es im Gegensatz zum Berufsleben gerade nicht rund. Seine Mutter Greta wirkt zerstreut, kann sich an kürzlich Erlebtes nicht mehr erinnern und verliert immer wieder die Orientierung. Tom muss sich intensiver um sie kümmern. Dabei erfährt er immer mehr Details aus Gretas bewegter Vergangenheit. Ein ganz spezielles Foto und Gretas Reaktion darauf bringen Tom dazu, auf eigene Faust zu recherchieren und er lernt eine ganz andere Seite seiner Mutter kennen.

    Autorin Susanne Abel erzählt klar und flüssig. Sie schildert im Präsens aus Toms und Gretas Sicht das aktuelle Geschehen, das im Juli 2015 beginnt. In Rückblenden beschreibt die Autorin immer wieder auch wichtige Momente aus Gretas Vergangenheit während des Zweiten Weltkriegs und der Besatzung.

    Mit Greta hat Susanne Abel eine Protagonistin gewählt, die so viel erlebt hat, dass es kaum zu glauben ist. Aufgewachsen in Ostpreussen, muss sie nach dem Krieg ihre Heimat verlassen. Das Leben als Flüchtling setzt ihr und ihrer Familie hart zu: „Ich will kein Flüchtling mehr sein“, entgegnete Greta, die sich geschworen hatte, niemals wieder wie einer behandelt und ausgegrenzt zu werden.“
    Als Greta in Heidelberg den GI Bob Cooper kennenlernt, verändert und prägt dieser ihr Leben nachhaltig. So heisst es „Greta dachte, dass Bob sie zum glücklichsten und unglücklichsten Menschen gleichzeitig machte.“
    Gretas Schicksal bewegt definitiv, dennoch kam mir die Figur Greta manchmal nicht wirklich nahe, blieb mir in bestimmten Situationen fremd. Am Ende, nachdem ich ihre ganze Geschichte kannte, entwickelte ich einen intensiveren Bezug zu ihr. Greta ist zweifelsohne eine sehr vielschichtige, interessante Figur, die ihre Lebensumstände, ihr Schicksal zu dem gemacht haben, was sie ist. Oft blieb ihr nichts anderes übrig, als alles irgendwie hinzunehmen. In Greta stecken gleichermassen „Greta“ und die junge Frau „Gretchen“: „Gretchen fühlt sich geborgen. Und sicher. Sie ist glücklich. Und Greta auch.“ Aktuell verliert sich Greta immer mehr: „Ich bin hier, ohne da zu sein“, bringt sie es auf den Punkt.

    Ihrem Roman vorangestellt hat Susanne Abel ein Zitat Willy Brandts: „Geschichte, wie bitter sie auch sein mag, ist Realität, die täglich in unserer Gegenwart und die in unserer Zukunft fortwirkt.“
    Wie sehr Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einander verursachen und bedingen, wird in „Stay away from Gretchen“ sehr anschaulich und deutlich dargestellt. Tom berichtet als Journalist immer wieder von der Flüchtlingswelle von 2015 und befasst sich privat mit der Flucht seiner Mutter aus Ostpreussen nach dem zweiten Weltkrieg. Zwangsläufig tauchen dabei enge Bezüge und Parallelen auf.
    Der Roman macht auf spezielle historische Aspekte wie den „Brown Baby Plan“, der mir bis dato völlig unbekannt war, aufmerksam. Sehr informativ und gleichzeitig erschütternd mehr darüber zu lesen.
    Auch das Thema „Demenz“ nimmt eine grosse Rolle in der Geschichte ein.
    „Vielleicht ist Liebe gar nicht im Gehirn, sondern in der Seele gespeichert. Dann kann sie nicht durch Alzheimer zerstört werden.“ Nicht zuletzt ist der Roman eine Liebesgeschichte. Gretas Liebe zu Bob mag „unmöglich“ sein, aber sie ist dafür umso intensiver. Auch die tiefe Zuneigung zwischen Opa Ludwig und der Guste-Oma hat mich sehr beeindruckt.

    Im Nachwort erklärt Susanne Abel, dass sie mit ihrem Roman den „Alten“ „Gehör verschaffen“ wollte. Denn auch wenn sich viele ältere Menschen in ihrem Erscheinungsbild gleichen mögen, sind sie doch genauso individuell wie junge Leute. Sie sind gleichzeitig „acht, achtzehn und achtzig“. Das ist naheliegend, wird aber immer wieder gerne vergessen.
    „Stay away from Gretchen“ ist ein überaus vielschichtiger, prall gefüllter Roman, der von Leben, Geschichte, Krankheit, Verlust, Politik und vielem mehr erzählt. Gerade in aktuellen Zeiten, in denen Toleranz und Verständnis für andere immer mehr schwindet, eine lohnenswerte, wichtige Lektüre.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    8 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Luise_Dez, 22.02.2021

    Als Buch bewertet

    Bisher kannte ich die Autorin Susanne Abel nicht und war umso erstaunter über ihren Roman „Stay away from Gretchen“. Die Autorin erzählt einfühlsam und spannend eine Geschichte über die aktuellen Ereignisse von Krieg, Flucht und Vertreibung, die sie geschickt mit historischen Zeiten verbindet.

    Inhalt:
    Der bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath macht sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta, die immer mehr vergisst. Was anfangs ärgerlich für sein scheinbar so perfektes Leben ist, wird unerwartet zu einem Geschenk. Nach und nach erzählt Greta aus ihrem Leben – von ihrer Kindheit in Ostpreussen, der Flucht vor den russischen Soldaten im eisigen Winter, der Sehnsucht nach dem verschollenen Vater und ihren Erfolgen auf dem Schwarzmarkt in Heidelberg. Als Tom jedoch auf das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut stösst, verstummt Greta. Zum ersten Mal beginnt Tom, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu befassen. Nicht nur, um endlich ihre Traurigkeit zu verstehen. Es geht auch um sein eigenes Glück.

    Meine Meinung:
    Auf zwei Zeitebenen erzählt die Autorin die Geschichte von Greta. In der Gegenwart ist Greta bereits 84 Jahre alt, die aufgrund ihrer Alzheimer Demenz Erkrankung das Leben ihres Sohnes Tom ganz schön durcheinander wirbelt. Für Greta versinkt die Gegenwart immer mehr im Dunkeln und sie fängt an, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen.
    Gretas Erinnerungen beginnen mit ihrer Kindheit, die vom Krieg und der Flucht vor den Russen aus Ostpreussen geprägt ist. Ihre vermeintliche Rettung in Heidelberg, die jedoch auch mit sehr viel Leid verbunden war. Nach Kriegsende wurde Heidelberg von den afroamerikanischen GIs besetzt, die sich jedoch den Deutschen gegenüber, hilfsbereit verhielten. Hier findet Greta ihr vermeintliches Glück mit Bob und als sie schwanger wird, kommt ihr Vater aus der russischen Gefangenschaft, nach Hause. Gretas Vater entwickelt sich zum Tyrannen. Greta flieht aus der elterlichen Wohnung und muss schweren Herzens ihre Tochter Marie in ein Waisenhaus geben. Sie erlebt als Mutter ganz schreckliche Zeiten, da sie kein Besuchsrecht für ihre Tochter erhält und von den Menschen, verabscheut wird.. Bob, der nach Amerika gereist ist um seine Papiere regeln zu können, kommt nicht mehr zurück nach Heidelberg. Die schwerste Zeit für Greta ist angebrochen. Sie hat alles verlorenen und daran zerbricht sie fast.

    Tom wird immer hellhöriger und sein Interesse als Sohn aber hauptsächlich als Journalist ist geweckt. Dinge, die Tom noch nie von seiner Mutter gehört hat, kommen ans Tageslicht. Nur so ganz langsam wird ihm klar, was für ein abenteuerliches und entbehrungsreiches Leben seine Mutter, die mit ihrer Familie in Heidelberg einen vermeintlich sicheren Hafen gefunden hatte, führen musste. Als er in Gretas Führerschein ein Bild eines kleinen Mädchens mit dunkler Hautfarbe findet, fängt er an zu recherchieren und stösst auf ungeheuerliches.

    Über das Thema Adoptionen habe ich ja schon viel gelesen aber über die Brown Babys wusste ich so gar nichts und konnte mich richtig in die Lage von Tom versetzen. Erst jetzt konnte er das seltsame Verhalten seiner Mutter aus seiner Kindheit verstehen und selbst seinen Frieden finden.

    Fazit:
    Die Autorin hat mit ihrem einfühlsamen Schreibstil hier eine sehr bewegende und gut recherchierte Geschichte geschrieben. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und hatte viele ergreifende Lesestunden.
    Von mir eine klare Leseempfehlung!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    6 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    raschke64, 24.02.2021 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Tom ist ein sehr bekannter Fernsehjournalist und Anchorman. Er hat keine eigene Familie und lebt sein Leben sehr rasant, viel Arbeit, belanglose Affären. Es ist ihm unheimlich peinlich, dass seine 85-jährige Mutter auf der Autobahn aufgegriffen wird. Die Untersuchungen ergeben, dass sie an Alzheimer–Demenz leidet. Anfangs verdrängt er das noch, doch mehr und mehr häufen sich die Probleme. Gleichzeitig erzählt die Mutter ihm Sachen aus der Vergangenheit, die sie bis jetzt konsequent verschwiegen hat.

    Ich empfand das Buch als ganz stark. Und das aus mehreren Gründen. Da wird diese schreckliche Krankheit Alzheimer gut geschildert, ohne die Probleme, die entstehen, zu verschweigen. Aber ebenfalls auch, ohne die betroffene Person irgendwie lächerlich zu machen selbst bei den Dingen, die sie tut und die auf den ersten Blick lächerlich erscheinen. Dann geht es um die schrecklichen Erlebnisse, speziell der Frauen, im Zweiten Weltkrieg und in der Zeit danach. Wie sie eine Weile eine Art Freiwild waren, die Familien verloren oder als einzige für sie sorgen mussten, auf ihre Männer warteten. Auch die speziellen Beziehungen zwischen den afroamerikanischen Soldaten und deutschen Mädchen und Frauen sind unsentimental, aber mit sehr viel Gefühl beschrieben. Die aus diesen Beziehungen entstandenen Kinder sind einfach nur zu bedauern. Was sie durchgemacht haben, kann man sich heute überhaupt nicht mehr vorstellen. Umso wichtiger ist es, dass dieses Thema wenigstens heute beschrieben wird. Das Besondere an dem Buch ist, dass solche schwerwiegenden Themen angesprochen werden, ohne dass das Buch den Charakter der Unterhaltung verliert. Man kann die Geschichte gut lesen, ist immer wieder berührt und lernt nebenbei noch unheimlich viel. Für mich das einzige Manko war die Beschreibung von Tom, vor allem am Anfang des Buches. Dort fällt er sehr in das Klischee eines alleinstehenden reichen Machos mit wenig Gefühl. Das hätte es gar nicht bedurft, um die Wandlung im Laufe des Buches darzustellen. Alles in allem gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung und das Buch ist für mich das erste grosse Lesehighlight in diesem Jahr.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    8 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Suzann K., 10.06.2021

    Als Buch bewertet

    Eine Liebe, die nicht sein durfte
    "Stay away from Gretchen" von Susanne Abel ist eine grossartige Liebesgeschichte, aber es ist auch noch viel mehr. Es ist eine Geschichte der Nachkriegsjahre in Deutschland, eine Geschichte über Rassismus, eine Geschichte über Menschlichkeit und auch über Unmenschlichkeit.
    Erzählt wird diese Geschichte in zwei Zeitebenen. Einmal sind wir in den Jahren 2015 und 2016, Greta ist eine fünfundachtzigjährige Frau und ihr Sohn Tom ein überarbeiteter und bekannter Nachrichtensprecher. Greta zeigt erste Anzeichen von Altersdemenz und Tom muss sich mehr um seine sonst noch sehr rüstige und schlagfertige Mutter kümmern. Dabei stösst er auf Spuren und Fragmente aus der Vergangenheit, die ihn interessieren und er fängt an zu recherchieren. Durch seinen Job wird hier auch die politische Gegenwart mit den Flüchtlingen ins Spiel gebracht, was sehr interessante Parallelen bildet.
    Im anderen Erzählstrang erfahren wir nach und nach Details aus Gretas Leben von ihrer Kindheit an. Die Nazizeit, der Krieg, Hunger und Leid, das alles wird hier sehr bildhaft beschrieben, dass man es sich schon fast zu gut vorstellen kann.
    In die Zeit kurz nach dem Krieg fällt auch die grosse Liebe ihres Lebens, die als furchtbares Schicksal endete und die sie wohl bis ins hohe Alter nicht verarbeitet hatte. Das alles wird hier sehr emotional erzählt, ohne ins kitschige abzudriften. Alleine das Ende war mir persönlich dann etwas zuviel.
    Im Laufe dieses Buches habe ich sehr viel über die Nachkriegsjahre und auch die Zeit der grossen Verdrängung erfahren. Hier werden sehr viele gut recherchierte Fakten verarbeitet und als spannende Geschichte erzählt, in der am Ende alle Stränge zueinander finden. Eine absolute Empfehlung von mir.
    Auch das Hörbuch ist wundervoll gesprochen von Vera Teltz, die es schaffte jeder Person eine eigene Stimme zu geben und mit der man sich in die Geschichte fallen lassen konnte.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss Norge, 07.07.2021

    Als Buch bewertet

    ✿ Meine Meinung ✿
    Ein Nachwort hat mir noch nie Tränen in die Augen getrieben, aber hier hat es Susanne Abel nun geschafft. Man spürt zwischen den Zeilen ihre Gefühle und Gedanken zu den Themen Demenz und zur Verbindung zwischen Mutter und Tochter. Doch nun zum eigentlichen Plot. Der bekannte Nachrichtensprecher Tom Monderath ist erfolgreich im Job, bekannt wie ein bunter Hund und auch gegenüber dem weiblichen Geschlecht ist er niemals abgeneigt. Doch als seine 84jährige Mutter Greta immer mehr vergisst und man sie kaum noch alleine lassen kann, stellt sich Toms Leben auf den Kopf. Die Diagnose von Greta bringen die Ärzte auf den Punkt. Es ist Demenz und Tom weiss nicht, wie er sich verhalten soll. Als er in der Wohnung seiner Mutter Bilder findet die ihre Familie zeigt entdeckt Tom darauf einen schwarzen Mann und später ein kleines dunkelhäutiges Mädchen. Wer sind diese Menschen? Und warum sind sie auf den Familienbildern? Zu den Abschnitten im Jahre 2015, befassen sich die anderen Kapitel mit dem Zeitraum 1939-1953. Hier begleitet man Gretas Leben und die schwierige Zeit damals, als die amerikanischen GIs nicht mit einem deutschen Fräulein gesehen werden durften. Doch aus vielen Beziehungen entstanden Kinder und diese "Brown Babies" hatten kein leichtes Leben. Mit diesem Thema befasst sich die Autorin sehr ausführlich und sie hat auch gut recherchiert. Doch ich hätte mir insgesamt etwas mehr Tiefgang gewünscht, hier wurden mir einige entscheidende Situationen und Begegnungen zu schnell abgehandelt und mit dem Charakter von Tom bin ich überhaupt nicht "warm geworden".
    ✿ Mein Fazit ✿
    Ein lesenswerter Roman, der sich einem Thema widmet, welches mir so gar nicht richtig bewusst war, aber das sehr wichtig ist, um die Vergangenheit der "Brown Babies" aufzuarbeiten.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    5 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lia48, 19.03.2021

    Als Buch bewertet

    INHALT:

    Köln, 2015: Jeden Abend schaut die 84-jährige Greta ihrem Sohn bei den Nachrichten zu, redet dabei auf ihn ein und wünscht ihm eine gute Nacht. Seit vor 18 Jahren ihr Mann Konrad gestorben ist, hat sie nur noch Tom und ihre Nachbarin Helga.
    Als sie eines Abends verwirrt in Pantoffeln und Hauskleid auf der Autobahn aufgefunden wird, landet sie mit dem Verdacht auf Demenz in der Klinik.
    Ihr viel beschäftigter Sohn kann es kaum glauben. Und in Greta erwachen nach und nach die Erinnerungen, die sie all die Jahre versucht hat zu vergessen.
    Zum ersten Mal erfährt Tom von der Vergangenheit seiner Mutter. Von ihrer Kindheit in Ostpreussen während des Naziregimes, von der Flucht 1945 vor russischen Soldaten und von der beschwerlichen Nachkriegszeit in Heidelberg. Doch was hat es mit der Fotografie eines Schwarzen Mädchens auf sich, welche Tom findet? Je mehr Nachforschungen Gretas Sohn betreibt, desto mehr Geheimnisse kommen schliesslich ans Tageslicht


    MEINUNG:

    Greta muss man einfach gerne haben! Was für eine goldige, alte Dame! Auch wenn sie sich mittlerweile viele Klebezettel schreiben muss, um wichtige Dinge nicht zu vergessen, ist sie wohl eine der wenigen Personen, die ihre Mitgliedsnummer der Krankenversicherung auswendig weiss. Und humorvoll ist sie ohnehin. Aber Humor benötigt sie nach ihren vergangenen Erlebnissen auch dringend...

    Das Buch thematisiert in der Gegenwart neben Gretas Lebenssituation auch Toms Arbeit als Nachrichtensprecher und wie er mit der Flüchtlingskrise von 2015 in Berührung kommt.
    Tom war mir ehrlich gesagt nicht immer sympathisch (was ja auch nicht sein muss, ausser man stört sich daran). Ständig hat oder hätte er gerne etwas man irgendwelchen Frauen. Und häufig beurteilt er Frauen nach ihrem Äusseren. Dementsprechend abwertend empfand ich auch manchmal die Wortwahl (bzw. die Sprache in seinen Gedanken), welche zwar zur Figur von Tom passte, mich aber immer wieder genervt mit den Augen rollen liess. Da habe ich schon gedacht, dass mir sein Charakter nun hoffentlich nicht das ganze Buch vermiesen wird. Doch Tom macht auch positive Entwicklungen durch, kümmert sich rührend um seine Mutter mit Demenz und interessiert sich für die Geschichten der Flüchtlinge, was ihn weniger oberflächlich und arrogant wirken liess. Trotzdem fand ich manche Stellen mit ihm überzogen, was aber mein einziger Kritikpunkt am Buch bleiben wird.

    Es wäre schade gewesen, wenn ich das Buch deshalb abgebrochen hätte. Denn es gibt da noch den Erzählstrang von Gretas Vergangenheit, der grossen Platz einnimmt und der mich unglaublich begeistern konnte.
    Er ist ziemlich historisch ausgerichtet, was ich gerne mag. So empfand ich es als sehr eindrücklich, wie Greta bereits in jungen Jahren in Ostpreussen den Nationalsozialisten nacheiferte. Naiv, wie Kinder nun einmal sind, freute sie sich mit dem Rektor über den Kriegsbeginn. Doch dass der Vater in den Krieg ziehen und von ihm irgendwann jede Spur fehlen würde, hatte Greta nicht erwartet. Und auch durch die Flucht vor den Russen und aufgrund der beschwerlichen Nachkriegszeit, macht man an der Seite von Greta so einiges mit.
    Dann nimmt die Geschichte eine Wendung, und es wird näher auf Themen wie Rassismus und das Schicksal der „Brown Babys“ eingegangen (Letzteres bezeichnet Kinder von einer deutschen Mutter und einem afroamerikanischen Besatzungssoldaten als Vater. Die Kinder wurden nach dem Zweiten Weltkrieg häufig zur Adoption freigegeben und von BPoC in den USA adoptiert.).
    Hierbei wurde oft das „N-Wort“ verwendet, allerdings in einem historisch eingebetteten Setting. Trotzdem ist es immer wieder erschreckend, wie schlimm manche Menschen abgewertet und diskriminiert wurden und zum Teil immer noch werden! Mehr über das Schicksal dieser Menschen zur damaligen Zeit zu erfahren, empfand ich jedenfalls als sehr bereichernd.

    Insgesamt wurde die Geschichte noch sehr emotional. Vielleicht könnte sie manchem gegen Ende zu viel Friede Freude, Eierkuchen beinhalten. Mir hat das an dieser Stelle nichts ausgemacht, da Greta zuvor so viel Schreckliches erleben musste.

    FAZIT: Auch wenn ich mit einer Figur nicht durchgehend warm geworden bin, so konnte mich Gretas Geschichte und die ihrer Familie unglaublich berühren und begeistern. Bereichernd fand ich es, mehr über den Rassismus und das Schicksal der „Brown Babys“ nach dem Zweiten Weltkrieg zu erfahren. Wer gerne historische Romane liest und Familiengeheimnisse mag, der sollte sich das Buch nicht entgehen lassen! 4,5/5 Sterne!

    ANMERKUNG ZUM TITEL: „Stay away from Gretchen“, verlangte die Army von ihren Soldaten – sie sollten sich fern von deutschen Frauen halten, da diese sie angeblich mit Syphilis anstecken könnten.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Janina O., 09.04.2021

    Als Buch bewertet

    Es gibt Bücher, die einen besonders ansprechen, nachdenklich machen und nachhaltig berühren. Zu ihnen gehört für mich „Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe“ von Susanne Abel. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass die im Buch erzählte Geschichte einige Parallelen zu meiner Familiengeschichte hat. So war auch meine Grossmutter im Krieg ein Flüchtlingskind und ist Jahrzehnte später an Demenz erkrankt. Viele kleine Szenen aus dem Buch kamen mir wahrscheinlich deshalb sehr bekannt vor.

    In dem Buch wechseln sich zwei Zeitebenen ab, die Spannung aufbauen und gleichzeitig tiefe Einblicke in das Schicksal und die Gefühlswelt der Protagonisten bieten. In der Gegenwart lernen die Leser Tom Monderath kennen, der ein erfolgreicher Nachrichtenmoderator ist und mit der beginnenden Alzheimererkrankung seiner Mutter Greta konfrontiert wird. Ausgelöst durch die Erkrankung verliert die alte Dame immer mehr den Bezug zum Hier und Jetzt und durchlebt ihre schicksalsreiche Kindheit und Jugend während und nach dem zweiten Weltkrieg erneut. Was sie in dieser Zeit erlebt hat, erfahren die Leser in den Rückblicken der zweiten Zeitebene. Die Flucht aus Ostpreussen zusammen mit ihrer Familie vor den Russen, die Angst um den Vater, der seit dem Krieg verschollen ist, der Kampf ums tägliche Überleben… Die Familie findet Zuflucht in Heidelberg. Dort verliebt sich Greta in einen dunkelhäutigen GI. Doch diese Liebe war zu damaligen Zeiten ein grosses Tabu. Und das Schicksal schlägt noch erbarmungsloser zu als Greta ein Kind erwartet…

    Grossartig fand ich die vielen Fakten und Hintergründe, die mit in die Geschichte einflossen. Viele kritische Themen wurden angesprochen und aufgearbeitet – einige Aspekte davon waren mir nahezu unbekannt. Es werden Themen wie der Brown Baby Plan angesprochen, die ich so noch nie in einem Roman gefunden habe. Das breite Themenspektrum machte mir wieder einmal deutlich, wie viel Ungerechtigkeit in diesen Jahren geschehen ist und welche Nachwirkungen sie immer noch auf die Generationen danach haben. Der Schmerz und die Hilflosigkeit der Charaktere waren dabei glaubhaft und nachvollziehbar. Doch gleichzeitig muss ich hier auch ein kleines Aber einschieben, denn durch die Fülle an Fakten machte die Story an einigen Stellen – besonders in der neueren Zeitebene – einen zu konstruierten Eindruck auf mich. Doch das ist Kritik auf hohem Niveau. Und so will und kann ich an dieser Stelle nicht mehr verraten, sondern gebe euch lieber eine klare Leseempfehlung.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    6 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martin S., 04.04.2021

    Als Buch bewertet

    Brown babies

    Der erfolgsverwöhnte Nachrichtenmoderator Tom Monderath wird mit der schweren Krankheit seiner Mutter konfrontiert. Die Diagnose der Demenz ist erschütternd und stellt das Leben der Beiden vor neue Herausforderungen. Neben seinen sehr zeitintensiven Recherchearbeiten versucht er seiner kranken Mutter mit ihrer zeitweisen Hilflosigkeit gerecht zu werden. In den gemeinsamen Stunden hört er ihr zu und erfährt viel aus dem bewegenden Leben seiner Mutter, was bisher nie thematisiert wurde. Als die Beiden auf das Foto eines jungen farbigen Mädchens stossen, verschliesst sich seine Mutter. Warum weicht sie allen Fragen von Tom aus? Er beginnt kurz darauf mit den Recherchen, in diesem Fall, in seiner eigenen Familie...

    Die Autorin Susanne Abel hat mit "Stay away from Gretchen" einen aus meiner Sicht sehr bewegenden Roman geschrieben. Sie nimmt mit den "Brown babies" ein brisantes Thema in den Fokus und baut dieses in eine persönliche und fesselnde Familiengeschichte ein. Ihr sehr bildreicher und lebendiger Schreibstil führt gerade auch die Schilderungen aus der Vergangenheit gut vor Augen. Als sehr gelungen habe ich den Wechsel zwischen den Handlungssträngen in den Zeiten empfunden. Einmal hat die junge Greta Monderath ihr Leben in einer sehr schwierigen Zeit zu bewältigen und dann steht sie kurz davor, ihre Erinnerungen und Eigenständigkeit für immer zu verlieren. Beides wird von Susanne Abel gefühlvoll und authentisch in Szene gesetzt, so dass der Leser die Entwicklungen der Protagonisten gut nachvollziehen kann. Die Geschichte hat mich im Verlauf immer mehr gepackt, so dass es mir immer schwerer fiel, das Buch zur Seite zu legen. Die historischen Hintergründe wirken zudem sehr gut recherchiert.

    Insgesamt ist "Stay away from Gretchen" ein für mich äusserst gelungener und gefühlvoll geschriebener Roman mit einem besonderen historischen Hintergrund und einem brisanten Thema, welches mir bisher in dieser Form noch gar nicht bewusst war. Die Autorin Susanne Abel hat dies mit ihrem Erzähltalent hervorragend umgesetzt, so dass ich das Buch sehr gerne weiterempfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tintenherz, 24.02.2021

    Als Buch bewertet

    Das Cover ist eher schlicht für diese herausragende Geschichte gestaltet.

    Der Schreibstil liest sich leicht verständlich und sehr flüssig.

    Das Buch erzählt in 2 Handlungssträngen von Greta, die Ende des 2. Weltkrieges als Jugendliche mit ihrer Familie von Ostpreussen nach Heidelberg flüchtet, um dort neu anzufangen.
    In der Gegenwart im Jahre 2015 merkt der bekannte Nachrichtensprecher Tom Monderath, Gretas Sohn, dass seine 84-jährige Mutter an Demenz erkrankt und versucht alles, um ihr zu helfen.

    Hier werden grosse Themen, wie z. B. die Flüchtlingskrise und Rassenkonflikte damals und heute, angesprochen.

    Die Geschichte einer liebenden Frau in schweren Zeiten wird mitreissend, tragisch und bewegend erzählt. Der Schrecken des Krieges ist sehr deutlich und detailliert zu spüren.
    Gretas direkte Art ist sehr erfrischend und die Wellen ihrer Erinnerungen reissen den Leser auf der Reise in ihre Vergangenheit mit.

    Auch wenn die Thematik in diesem Buch sehr ernst ist, gibt es doch des öfteren auch einen Grund zum Schmunzeln.

    Fazit:

    Ein herausragender emotionaler Roman für bewegte Lesestunden!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sina M., 23.03.2021 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Stay away from Gretchen, geschrieben von Susanne Abel, ist ein wirklich aufrührender Familienroman.

    Es geht um Tom und Greta Monderath (Sohn und Mutter).
    Während Tom ein vielgefragter und sehr beschäftigter Nachrichtenmoderator ist, erkrankt Greta an Demenz und ist mehr und mehr auf Hilfe angewiesen, was Tom ein wenig umständlich ist.

    Während bei Greta das Vergessen beginnt, vergisst sie auch, was sie vergessen hatte und beginnt Tom gegenüber erstmals von ihrer Vergangenheit in Ostpreussen, dem Krieg und der Flucht nach Heidelberg zu berichten.
    Als dann ein Foto auftacht, mit einem kleinen Mädchen mit dunkler Haut, beginnt Greta jedoch, sich zu verschliessen.

    Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, zum einen um das Jahr 2015. In diesem Handlungsstrang begleiten wir Tom und Greta und dem Entdecken der Familiengeschichte neben dem Umgang mit der Erkrankung.
    Der zweite Strang beginnt 1939 und zieht sich bis 1953, hier geht es um Gretas Leben und Vergangenheit im Krieg, die Flucht und der Zeit danach.

    Das Buch ist sehr einfühlsam geschrieben und man kann sich durch das Geschriebene emotional unglaublich gut einfinden - auf beiden Zeitebenen. Das bedeutet aber auch, dass man als Leser viel Traurigkeit empfindet.
    Der Schreibstil ist jedoch locker und leicht lesbar, trotz der emotional wirklich schwierigen Themen.

    Mir persönlich hat das Buch wirklich gut gefallen und der Wechsel zwischen Gegenwart und Zukunft hat dem ganzen eine unglaubliche Lebendigkeit verliehen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    5 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mimitatis_buecherkiste, 07.05.2021

    Als Buch bewertet

    Der Zweite Weltkrieg fasziniert und stösst mich gleichermassen ab. Viele Geschichten habe ich darüber gelesen, unzählige Bücher ausgelesen, viele Filme geschaut. Von der Thematik des Buches aber hatte ich bislang noch nie gehört. Ich gebe allerdings zu, ich habe mir bisher noch nie Gedanken darüber gemacht und war mehr als überrascht, von diesem Skandal zu lesen. Eine Liebe, die nicht sein durfte, eine Liebe mit Folgen. Wie mit diesen Folgen umgegangen wurde, beschämt und entsetzt mich.

    „Also, warum sollen wir dann nicht zusammen sein? Wenn ich erst einmal volljährig bin...“
    „In my America es is forbidden, zu haben ein weisse Frau“, unterbrach er sie.
    „Aber in meinem Deutschland nicht! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“
    (Seite 236)

    Greta, die Mutter des bekannten Nachrichtenmoderators Tom Monderath, leidet an Demenz im Anfangsstadium. Ihr Sohn ist beschäftigt mit seiner Karriere, hat dafür keine Zeit. Und ehrlich gesagt auch keine Lust. Das Problem aber erledigt sich nicht von selbst und so ist Tom gezwungen, sich mit der Krankheit und zwangsläufig auch mit seiner Kindheit auseinanderzusetzen, denn Greta erzählt erstmals aus ihrem Leben. Als Tom in Gretas Sachen das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut findet, weigert sich Greta, ihm zu verraten, wer das ist. Tom fängt an, nachzuforschen und findet Unglaubliches heraus.

    Die Autorin verbindet hier Fakten mit Fiktion und das macht sie so aussergewöhnlich gut, dass man kaum unterscheiden kann, was nun wahr und was erfunden ist. Tom war für mich anfangs kein wirklich sympathischer Charakter; eingebildet, narzisstisch, bindungsunfähig sowie sex- und karrieresüchtig. Ausgerechnet mitten in der Flüchtlingskrise 2015 macht seine Mutter Probleme und somit ist er hin- und hergerissen zwischen Karriere und der Pflicht, ein guter Sohn zu sein. Wie er in diese Aufgabe hinein- und mit dieser über sich hinauswächst, das hat mir gefallen; mehr sogar, es hat mir imponiert! Abwechselnd lesen wir über die Gegenwart im Jahre 2015 und die Vergangenheit, die 1939 beginnt. Ich gebe zu, die Gegenwart hat mich erst nicht so gefesselt, aber das änderte sich im Laufe der Zeit. Die Geschichte von Greta allerdings war so interessant, so spannend, ich konnte das Buch nicht zur Seite legen. Über grosse Strecken habe ich mit der Familie und besonders mit Greta gelitten und geweint.

    Ein mir unbekanntes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte hat Susanne Abel hier in Worte gefasst. Ein emotionales Buch, das berührt und zum nachdenken anregt. Ein Buch, das mich begeistert, mich zum lachen und zum weinen gebracht hat. Ein aussergewöhnlich gut recherchiertes Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte. Von mir gibt es 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Island, 22.03.2021

    Als Buch bewertet

    Tom Monderath, 45 Jahre alt und mehr oder weniger überzeugter Junggeselle ist ein bekannter Nachrichtensprecher. Seine Mutter Gretchen, 84, lebt wie er nach Abstechern ins Ausland auch wieder, in Köln. Es häufen sich jedoch die Zeichen, dass sie langsam geistig abbaut und dement wird, immer wieder kommt es zu mehr oder weniger gefährlichen Vorfällen. Dies führt dazu, dass Tom quasi gezwungenermassen mehr Zeit als bisher mit seiner Mutter verbringt und so auch auf immer mehr Spuren aus deren Kindheit und Jugend in Ostpreussen und nach der Flucht vor den Russen in Heidelberg stösst. Ab und an gelingt es ihm auch, ihr Erinnerungen aus dieser Zeit zu entlocken, aber bei einem bestimmten Punkt macht sie dicht und sein journalistischer Ehrgeiz ist geweckt, mehr über die Vergangenheit seiner Mutter und die Rolle des grossen, dunkelhäutigen amerikanischen Soldaten zu erfahren. Zeitgleich steckt Europa mitten in der grossen "Flüchtlingswelle" und es kommt vermehrt zu Protesten gegen die Aufnahme von weiteren Asylsuchenden, zum Beispiel in Heidenau, und Tom ist durch seine Arbeit besonders mit der Thematik konfrontiert.

    Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Ich mag Bücher, die auf mehreren Zeitebenen zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit wechseln. Hier ist dies besonders gut gelungen, indem der Leser immer wieder automatisch Parallelen zwischen den Flüchtlingen aus Ostpreussen am Ende des Zweiten Weltkrieges und jenen aus Syrien heute sieht. Immer wieder werden echte gesellschaftliche Ereignisse in die Handlung einbezogen und dem Leser so wieder ins Gedächtnis gerufen.
    Und auch die Geschichte des 45 jährigen Sohnes, der damit klar kommen muss, dass seine Mutter langsam dement wird, ihr so aber auch nahe wie nie zuvor kommt und manch ihrer Verhaltensweisen in seiner Kindheit nun besser versteht, ist eine sehr wichtige und berührende.
    Der Schreibstil der Autorin hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Eifelkind, 24.03.2024

    Verifizierter Kommentar
    Als Buch bewertet

    Natürlich ist jede Bewertung in irgendeiner Form immer eine subjektive.
    Ich habe beide Bücher über "Gretchen",, der Autorin Frau Susanne Abel gelesen und war vom ersten Augenblick gefangen und konnte nicht aufhören. Es gab mir sogar etwas zurück, in dem ich verstand, wie verstörend sich die heimkehrenden Väter, die an der Front gekämpft hatten, verhielten (Bd. 2). Es stimmt was Frau Abel in ihren Büchern beschreibt, die Schweigsamkeit derer die Schuld auf sich geladen hatten, nie wurde darüber gesprochen, es wurde vertuscht und gelogen. Ich fand beide Bücher sehr berührend ,aufschlussreich und sehr spannend geschrieben. Ja, es sind Romane spiegelten aber sehr plastisch die damalige Zeit und vieles hätte aus meinem Leben sein können. Beide Bücher haben mich sehr berührt und ich kann sie nur weiterempfehlen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hortensia13, 23.07.2021

    Als eBook bewertet

    Tom Monderaths Leben dreht sich auf den Kopf, als seine Mutter Greta immer eigenartiger und vergesslicher wird. Als ob sein Job als bekannter Nachrichtenmoderator nicht schon stressig genug wäre. Doch er entdeckt bald, dass seine Mutter während des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit vieles erlebt hatte und sich ihre Geheimnisse auch auf sein Leben in der Gegenwart auswirken. Kommt er ihnen auch im Angesicht von Greta immer schlechteren Gedächtnisses auf die Spur? Und vorallem: Will er das?

    Die Erzählung dieses Romans bringt sehr viel Diskussionsstoff mit sich. In zwei Zeitebenen verfolgt der Leser Tom und seine Mutter und dann Gretas Leben von früher. Greta ist mir schnell ans Herz gewachsen. Unglaublich, was sie schon als Kind mitmachen musste und wie sich die Demenz im Alter auswirkt. Doch Tom konnte mich nicht berühren. Er wirkte auf mich egozentrisch und arrogant. Dazu kamen ganz viele Themen der Weltgeschichte auf den Tisch. Hitlerjugend, Zweiter Weltkrieg, Vertriebene Ostpreussen, Besatzungsdeutschland, Rassismus in Deutschland/in Amerika, US-Bürgerrechtskriege, Brown Children, Traumata, Demenz und und und. Ich fand alles sehr spannend, aber die Menge erschlug mit beim Lesen etwas. Wobei alles von der Autorin sehr gut recherchiert war.

    Mein Fazit: Wer sich dem Gräuel der Weltgeschichte stellen möchte, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Mir waren es etwas zuviele Themen. Aber es ist trotzdem sehr eindrücklich. 3 Sterne.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein