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  • 3 Sterne

    10 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xirxe, 15.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Die zunächst noch namenlose Ich-Erzählerin lebt auf einer Insel in einem Dorf, in dem patriarchalische, archaische Gesetze gelten, gottgegebene Gesetze. Als Findelkind ist sie eine Aussenseiterin, dem Misstrauen, der Wut und sogar dem Hass der Dorfbevölkerung ausgesetzt. Nur ihr Ziehvater, der als Bethaus-Vater eine Autorität im Dorf ist, hält seine schützende Hand über die Sechzehnjährige wie auch Mariah, eine ältere Frau. Doch die Aggressionen gegen sie nehmen immer weiter zu, aber statt sich wie die anderen Frauen im Dorf zu fügen, beginnt sie eigene Gedanken zu entwickeln, die sich gegen die herrschende Meinung richten.
    Eines steht ohne Zweifel fest: Karen Köhler, die Autorin, hat für diese junge Frau in einer frühzeitlichen Dorfgemeinschaft eine grandiose Sprache gefunden. Zu Beginn sind ihre Sätze schlicht und mit einfachen Worten, aber parallel zu ihrer fortschreitenden Entwicklung wird auch ihre Sprache zunehmend komplexer. Da es eine sehr ursprüngliche Gesellschaft ist in der sie lebt, ist Vieles um sie herum kein Objekt das betrachtet wird, sondern besitzt in all seinen Ausprägungen eine Persönlichkeit, was sich in ihren Wortschöpfungen und ihrem Stil ausdrückt: "Je mehr ich die Neugier füttere, desto weniger ist sie satt." Oder "Trauer ist ein Biest, das dich jederzeit anfallen kann. Mal würgt es dich und raubt dir den Atem, mal reisst es dir die Gedärme raus, mal tropft es still durch deine Augen, mal liegt es bergschwer auf dir, saugt dir jedes Gefühl aus dem Leib und drückt dich zu Boden, dass du denkst, du kommst nie wieder vom Fleck."
    Leider erreicht das Niveau der Handlung bei weitem nicht das der Sprache. Zwar stellt die Autorin sehr gut verständlich klar, wie diktatorische Systeme funktionieren und dass das Einzige, was dagegen hilft, Bildung und Zusammenhalt ist. Doch die Geschichte ist vorhersehbar und schlicht unoriginell. Überraschungen gibt es praktisch keine, der Verlauf entspricht im Grossen und Ganzen dem, was man nach ca. einem Fünftel des Buches bereits zu ahnen beginnt. So wird das Lesen zäh, denn auch die schönste Sprache hilft nicht über eine eher reizlose Handlung hinweg. Schade drum.
    Zuguterletzt: Eigentlich eine schöne Idee des Hanser Verlages, den Seitenschnitt mit einer Art Klappe zu versehen, auf die der Titel nochmals gedruckt ist. Optisch macht das was her, doch während des Lesens empfand ich es als ziemlich störend; irgendwie war mir diese Papierklappe ständig im Weg.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 22.09.2019

    Als eBook bewertet

    Mit Miroloi hat die Hamburger Schriftstellerin Karen Köhler einen aussergewöhnlichen, parabelhaften Debütroman geschrieben. Es gab vor ihr vorher schon ein erfolgreicher Band mit Erzählungen.

    Die Handlung von Miroloi wird von einer jungen Frau in einer rückwärtsgewandten, sektenartigen Gemeinschaft, die ihre eigenen Regeln haben und auf einer Insel fern den Rest der Menschheit leben. Da jedoch eine von dieser Gemeinschaft ausgeschlossen erzählt und reflektiert wird, werden die Mängel offensichtlich. Die Gemeinschaft ist ein Patriarchat. Keine Freiheit. Ablehnung von Technologie. Beschränkung von Rechten, Willkürliche Bestrafungen. Und es wird mit der Zeit immer schlimmer!

    Die Icherzählerin ist ein Findelkind auf der Insel, daher wird ihr nicht einmal ein Name zugestanden. Grund auch, dass sie die Gesellschaft in Frage stellt und aufbegehrt.
    Sie ist eine gelungen Hauptfigur, die den Roman tragen kann. Sie führt den Plot auch zu einem packenden Finale!

    Stilistisch liest es sich gut, wie eine Litanei in 128 Strophen. Der Titel Miroloi heisst Totenklage.
    Dass die Autorin diesen Stil konsequent durchhält, schätze ich an dem Roman.
    Kritisch könnte man sagen, dass der Roman zu sehr ausformuliert und letztlich zu lang ist.
    Die Zeitungskritik war sich uneinig über das Buch. Die Botschaft des Romans ist so simpel wie richtig. Ich finde, wenn man es thematisch nicht zu hoch hängt, ist es ein gutes Buch.

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  • 2 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hella, 13.09.2019

    Als Buch bewertet

    Miroloi- Ein von Frauen gesungenes Klagelied.

    Die namenlose Protagonistin lebt auf einer kleinen Insel, einem kleinen hinterwäldlerischen Dorf. Ein Dorf mit eigenen totalitären, antifeministischen Regeln und Strukturen. Nur darauf ausgelegt die neue Welt nicht in diese kleine Gesellschaft durchdringen zu lassen.
    Das namenlose Findelkind kommt aus der Aussenwelt und wird somit vom Dorf als Aussätzige behandelt. Nur der Bet-Vater, der sie damals aufnahm, ist ihr zugetan und versucht sie zu schützen, so gut er kann.
    Doch manchmal reicht ein kleiner Funke, um eine Auflehnung gegen das System zu entzünden. Z.B. ein denkender Frauengeist. Ein Frauengeist der Lesen lernen möchte, der nicht wie Dreck behandelt werden möchte, der Leid und Elend sieht und es nicht akzeptieren kann und will. Doch wie soll sich eine junge Frau, gegen das ganze Dorf auflehnen?

    Mein Fazit:

    Die Thematik ist immer top aktuell. Überall gibt es leider solche Systeme und so packt die Autorin diese Probleme beim Schopf und zeigt, wie es laufen könnte, wenn sich eine junge Frau endlich auflehnt. Das war zumindest das, was mir versprochen wurde. Ein Roman über Hoffnung und Widerstand. Was ich bekam war jedoch etwas ganz anderes.

    Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Es gibt die Stile, die man nach wenigen Seiten verstanden, durchschaut und lieben bzw. akzeptieren gelernt hat und dann gibt es Karen Köhlers Stil. Es war, als würde ich beim Lesen über eine steinige Strasse mit 100 km/h fahren. Ich kam bis zum Schluss nicht damit klar. Ich wurde immer wieder hinausgeworfen und war irgendwann genervt. Er ist einfach holprig und nicht flüssig lesbar.

    Dann die Erzählung an sich. Köhler versucht durch eine depressive und traurige Art, die Stimmung, die ohnehin aufgrund des Themas sehr bedrückend ist, noch drückender zu steigern. Das ist dann beinahe so, als würde man einen faulen Apfel noch mit ranziger Butter essen. Während die Autorin manchmal sanft umschreibt, kommen plötzlich harte Sexscenen, bei denen mir schlecht wurde, die ich überblättert habe. Literarische Werke dürfen gerne einfach umschreiben, ohne sich jedes Stilmittels zu bedienen. Wer auf alle Arten der Beschreibung und Umschreibung zurückgreifen muss, der hat das Prinzip der Erzählung nicht verstanden.

    Die Protagonistin entwickelt sich sehr langsam, aber sie entwickelt sich. Das war ein Lichtblick, konnte aber das Werk nicht retten. Da das drumherum zu konstruiert wirkte.

    Die Idee gibt es schon und sehr gut umgesetzt. Daher für diesen Roman keine Empfehlung.

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  • 1 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dark Rose, 01.09.2019

    Als eBook bewertet

    Total deprimierend - leider absolut nicht mein Fall


    Die 16-jährige Protagonistin hat – zunächst – keinen Namen. Sie war ein ausgesetztes Baby und (fast) alle im Dorf verachten sie dafür. Sie sei eine Schade und beschmutze allein durch ihre Existenz das Ansehen des Dorfes. Zudem hat sie ein verstümmeltes Bein, eine Strafe für eine Verfehlung als sie 10 Jahre alt war, was sie umso mehr zu einer Aussenseiterin und Ausgestossenen macht. Ausserdem ist selbstverständlich sie schuld, wenn im Dorf irgendetwas schief geht. Wenn jemand krank wird, oder die Ernte schlecht ausfällt, dann ihretwegen. Und jedes Mal muss sie um ihr Leben fürchten, wenn ein wütender Mob sich auf sie stürzt. Ihr ist zudem kein Besitz erlaubt, ausser ihren Kleidern.

    Im von der Aussenwelt abgeschnittenen Dorf auf einer Insel herrschen klare, von einem aus 13 Männern bestehenden Ältestenrat festgelegte Regeln, es gibt 30 Gesetze die absolut alles reglementieren, dort ist auch festgelegt, dass Frauen und Mädchen den Männern zu gehorchen haben, weder lesen noch schreiben lernen dürfen und sich um den Haushalt kümmern müssen. Männer dürfen nicht kochen und singen und nur ausgewählte Männer dürfen lesen und schreiben lernen. Denn Lesen und Schreiben weckt Begehrlichkeiten und Fernweh. Aber niemand darf die Insel verlassen.
    Elektrizität gibt es nicht, obwohl das Buch in der Gegenwart spielt und durch die Abgeschnittenheit sind auch viele für uns selbstverständliche Dinge unbekannt und unerwünscht. Es soll sich möglichst wenig verändern.

    Doch etwas verändert sich: Die Protagonistin lernt vom Bethaus-Vater, ihrem Finder, wie sie ihn auch nennt, Lesen und Schreiben und sie lernt einen jungen Mann kennen, Yael, dem egal ist, was alle über sie denken und sagen.



    Als ich den Klappentext las, dachte ich, dieses Buch könnte so ähnlich sein, wie „Der Report der Magd“ von Margaret Atwood, nur besser. Leider habe ich mich da getäuscht. Der Schreibstil ist etwas ganz anderes. Ich empfand ihn als sehr anstrengend, weil er von vielen Wiederholungen und ewigen Aufzählungen geprägt ist. Ich musste wirklich sehr aufpassen, um nicht komplett abzudriften. Das Buch ist aus der Sicht der Protagonistin erzählt, aber der Stil klingt nicht nach einer 16-jährigen, sondern eher nach einer maximal 12-jährigen.
    Zudem ist es wirklich deprimierend, wie mit der Protagonistin umgegangen wird. Allgemein empfand ich das Buch als ausgesprochen düster und deprimierend, was auch mit am monotonen Erzählstil lag. Ich musste mich wirklich durchquälen und habe das Ende herbeigesehnt.

    Das Buch ist in Strophen eingeteilt, diese sollen ein Miroloi darstellen, ein Totenlied, das von der Protagonistin gesungen wird.


    Fazit: Ich fand das Buch leider nicht gut. Ich musste mich von Anfang bis Ende quälen, um es nicht abzubrechen – ich war mehr als einmal kurz davor. Der Schreibstil war für mich sehr anstrengend zu lesen und hat Distanz zum Geschehen geschaffen, die es mir nicht möglich gemacht hat, wirklich mitzufühlen. Natürlich fand ich die Ungerechtigkeit gegenüber der Protagonistin schrecklich, aber das hat mehr damit zu tun, dass ich Ungerechtigkeit und Grausamkeit anderen gegenüber nicht ab kann. Ich konnte mit den Charakteren nicht warm werden.
    Ich weiss, dass das Buch überall hochgelobt wird und für den Deutschen Buchpreis nominiert ist, aber ich vermute, dass das bei mir wie mit den Oscar-Filmen ist: ich versteh sie einfach nicht und ich versteh auch nicht, was daran so toll sein soll. Es tut mir leid, aber das Buch war leider überhaupt nicht meins. In Zukunft werde ich mich von für den Buchpreis nominierten Büchern ebenso fernhalten, wie von Oscar-Filmen – ausser es handelt sich um Ausreisser.

    Von mir bekommt das Buch 1 Stern für die Idee, aber mehr ist leider nicht drin.

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  • 5 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 25.09.2019

    Als Buch bewertet

    Miroloi bedeutet „Rede über das Schicksal“ und ist ein von Frauen gedichtetes Totenlied. Es ist also nicht der Name unserer Protagonistin, die nun eine junge Frau ist. Sie wurde als Baby in einem Karton voller Zeitungspapier vor dem Bethaus ausgesetzt. Es war Winter, kalt und nass. Sie kann nur von drüben kommen, wo das Schlechte ist. In dem Dorf mit dem Namen „Schönes Dorf“ bestimmen der Ältestenrat, natürlich alles Männer. Es gibt strenge Regeln. Als Findelkind hat sie keine Rechte und darf auch keinen Namen tragen. Sie wächst beim Bethaus-Vater oberhalb des Dorfes auf. Im Dorf ist sie ständigen Schikanen ausgesetzt.
    Doch das Findelkind begeht auf, lernt lesen und schreiben und macht sich ihre Gedanken. Es konnte auf Dauer nicht gutgehen.
    Das Buch wird aus der Perspektiver der Protagonistin erzählt. Sie singt sich ihr Miroloi und jedes Kapitel ist eine Strophe ihres Totenliedes. Es gibt 128 Strophen.
    Die Geschichte und der Schreibstil sind etwas, auf das man sich einlassen muss. Ich wurde von Anfang an gepackt und wollte die Geschichte dieses rebellischen Mädchens kennenlernen.
    Es gibt Traditionen in dem Dorf, an die niemand rütteln will. Die Männer bestimmen und die Unterdrückung der Frauen wird stetig schlimmer. Ich habe mit dem Mädchen gefühlt, das unter diesen schrecklichen Umständen aufwächst. Dabei wurde ich immer wütender wegen der vielen Ungerechtigkeiten. Ausgrenzung kann Menschen kaputt machen oder einige wenige erst recht stark. Mich hat die stärke der Protagonistin sehr beeindruckt.
    Das Buch macht nachdenklich, lässt einen mit vielen offenen Fragen zurück und ist doch sehr beeindruckend.
    Eine tiefgründige, traurige und berührende Geschichte. Mir hat sie sehr gut gefallen.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hortensia13, 11.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Auf einer Insel gibt es ein Dorf. In diesem Dorf geben die Männer den Ton an. Die Frauen dürfen nicht lesen und müssen sich allem Gesetzen und Traditionen fügen.
    In dieser Welt lebt eine junge Frau, die anders ist und keinen Namen tragen darf. Sie wurde als Findling gefunden und wurde von Anfang an so zur Aussenseiterin. Am Rande der Gesellschaft beginnt sie ihre Welt zu entdecken und zu hinterfragen. Sind Gottes Gesetze wirklich so unveränderlich oder kann man seine Welt selber gestalten?

    Die Geschichte ist atmosphärisch gut beschrieben. Man bekommt einen guten Einblick in die Welt von dem namenlosen Mädchen, dass von sich erzählt. Der Erzählstil versprüht eine gewisse kindliche Naivität und doch merkt man, dass der Wandel von Kind zur Erwachsenen in dem Mädchen vonstatten geht. Was bedeutet es, wenn alle eingeimpften Grundfeste plötzlich nicht mehr so in Stein gemeisselt wirken? Eine sehr philosophische Frage. Vieles spricht die Autorin so durch die Augen der Hauptprotagonistin an. Mobbing, Liebe, Glaube, Fortschritt.

    Ein ungewöhnliches Werk mit vielen Gedankenanstössen, wenn man sich auf den Stil und die Erzählung einlassen kann. Von mir gibt es 4 Sterne.

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  • 5 Sterne

    leseratte1310, 25.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Miroloi bedeutet „Rede über das Schicksal“ und ist ein von Frauen gedichtetes Totenlied. Es ist also nicht der Name unserer Protagonistin, die nun eine junge Frau ist. Sie wurde als Baby in einem Karton voller Zeitungspapier vor dem Bethaus ausgesetzt. Es war Winter, kalt und nass. Sie kann nur von drüben kommen, wo das Schlechte ist. In dem Dorf mit dem Namen „Schönes Dorf“ bestimmen der Ältestenrat, natürlich alles Männer. Es gibt strenge Regeln. Als Findelkind hat sie keine Rechte und darf auch keinen Namen tragen. Sie wächst beim Bethaus-Vater oberhalb des Dorfes auf. Im Dorf ist sie ständigen Schikanen ausgesetzt.
    Doch das Findelkind begeht auf, lernt lesen und schreiben und macht sich ihre Gedanken. Es konnte auf Dauer nicht gutgehen.
    Das Buch wird aus der Perspektiver der Protagonistin erzählt. Sie singt sich ihr Miroloi und jedes Kapitel ist eine Strophe ihres Totenliedes. Es gibt 128 Strophen.
    Die Geschichte und der Schreibstil sind etwas, auf das man sich einlassen muss. Ich wurde von Anfang an gepackt und wollte die Geschichte dieses rebellischen Mädchens kennenlernen.
    Es gibt Traditionen in dem Dorf, an die niemand rütteln will. Die Männer bestimmen und die Unterdrückung der Frauen wird stetig schlimmer. Ich habe mit dem Mädchen gefühlt, das unter diesen schrecklichen Umständen aufwächst. Dabei wurde ich immer wütender wegen der vielen Ungerechtigkeiten. Ausgrenzung kann Menschen kaputt machen oder einige wenige erst recht stark. Mich hat die stärke der Protagonistin sehr beeindruckt.
    Das Buch macht nachdenklich, lässt einen mit vielen offenen Fragen zurück und ist doch sehr beeindruckend.
    Eine tiefgründige, traurige und berührende Geschichte. Mir hat sie sehr gut gefallen.

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  • 4 Sterne

    Mawo, 12.01.2020

    Als Buch bewertet

    Zum Inhalt:
    "So eine wie ich ist hier eigentlich nicht vorgesehen." - Karen Köhlers erster Roman über eine junge Frau, die sich auflehnt. Gegen die Strukturen ihrer Gesellschaft und für die Freiheit

    Ein Dorf, eine Insel, eine ganze Welt: Karen Köhlers erster Roman erzählt von einer jungen Frau, die als Findelkind in einer abgeschirmten Gesellschaft aufwächst. Hier haben Männer das Sagen, dürfen Frauen nicht lesen, lasten Tradition und heilige Gesetze auf allem. Was passiert, wenn man sich in einem solchen Dorf als Aussenseiterin gegen alle Regeln stellt, heimlich lesen lernt, sich verliebt? Voller Hingabe, Neugier und Wut auf die Verhältnisse erzählt „Miroloi“ von einer jungen Frau, die sich auflehnt: Gegen die Strukturen ihrer Welt und für die Freiheit. Eine Geschichte, die an jedem Ort und zu jeder Zeit spielen könnte; ein Roman, in dem jedes Detail leuchtet und brennt.

    Mein Leseerlebnis:
    Karen Köhler hat mit Miroloi ein sehr emotionales Buch verfasst. Es ist ein wunderschöne Insel auf der junge Protagonistin in einem Bananenkarton vor dem Bethaus abgelegt wurde. Sie ist namenlos, kennt ihre Vorfahren nicht, gehört nirgendwo dazu. In der Tradition der Insel muss sie sich ihr Totenlied selbst singen.
    Das namenlos Baby wird vom Bethaus Vater und seiner Köchin aufgezogen. Sie bekommt keinen Namen, wird nur Mädchen genannt. Die Dorfbewohner verspotten sie oft. Sie gilt als Unglücksbringer.
    Die Regeln des Dorfes bestimmt ein Ältestenrat, dem 13 Männer angehören. Demnach lernen Männer nicht kochen oder singen, Frauen nicht schreiben oder lesen. Der Ältestenrat führt ein strenges, patriachalisches Regiment, in dem Frauen keinerlei Rechte haben. Es erinnert einen fundametalistischen Staat unserer Zeit.

    Im Alter von 10 Jahren versucht das Mädchen die Flucht. Leider misslingt sie. Dem Mädchen wird in der Konsequenz ein Bein zertrümmert. Beim Lesen spüre ich wie mein Zorn hochkocht. Zugleich fange ich an das Mädchen zu bewundern. Im Dorf wird das Mädchen jetzt noch heftiger verspottet.
    In dem Mädchen wächst Neugier und der Wunsch zu lernen. Der Bethaus Vater unterrichtet sie heimlich im Lesen und schreiben. Mit der Pubertät wächst in dem Mädchen der Hang zur Opposition. Sie beginnt gegen die alten Regeln zur rebellieren. Eine Frau führt sie in die körperliche Liebe ein.
    Mit dem Tod des Bethaus Vaters verschlimmert sich die Situation der Frauen im Dorf, für meinen Geschmack dramatisch.
    Die Autorin geht von ganz unterschiedlichen kulturellen Einflüssen aus, die das Leben auf der Inseln prägten. Mir fallen einige dramatische Vorbilder ein. Trotzdem hat das Leben auch seine, zumindest für die Männer, guten Seiten.
    Der Schreibstil ist berührend und poetisch. Frau Köhler nutzt eine schlichte, dem Alter des Mädchens, angepasste Sprache. Eigentlich ist das Buch das Totenlied "Miroloi" des Mädchens. Es erzählt von ihrem heranwachsen zu einer jungen, wissbegierigen Frau. Die Strophen sind unterschiedlich lang. Zu Beginn musste ich mich erst an die daraus resultierende Rhetorik gewöhnen. Sie erzählt, neben den persönlichen Erfahrungen des Mädchens, auch ganz dezidiert vom Schöpfungsglauben der Bewohner.

    Fazit:
    Das Buch hat mich sehr berührt und nachdenklich gemacht. Es erzählt eine fiktive Geschichte, die in unserer Realität viele Anklänge hat. Beim Lesen entstanden auch immer wieder Parallelen in meinem Kopf.

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  • 4 Sterne

    Gisela E., 19.01.2020

    Als Buch bewertet

    Über das Aussenseitertum

    Eine junge Frau wächst als Findelkind auf einer Insel auf. Hier ist alles abgeschottet vom Rest der Welt, die Männer bestimmen das Leben, Frauen dürfen nicht lesen, Traditionen und Gesetze werden heiliggehalten. Die junge Frau bleibt Aussenseiterin in der Gemeinschaft, auch wenn ihr Ziehvater einer der grossen Männer des Dorfes ist. Er lehrt sie heimlich lesen und schreiben, und bald öffnet sich ihr eine unbekannte Welt, sie macht sich Gedanken – und verliebt sich. Doch wie soll das gehen in einer Gesellschaft, die das nicht zulassen möchte?

    Ganz langsam und in einem ganz besonderen Sprachstil entwickelt sich dieser Roman um die junge namenlose Frau, erzählt von ihren Versuchen, ihren Peinigern aus dem Weg zu gehen, und von der Entwicklung, die einsetzt, sobald sich ihr mit dem Lesen die Welt öffnet. Erst da beginnt sie die Enge zu begreifen, in der sie lebt, und die Unterdrückung der Frauen in dieser patriarchalischen Gesellschaft. Sie beginnt sich Gedanken um ihr Miroloi zu machen, ihr Totenlied, die Geschichte ihres Lebens. Und sie lehnt sich auf gegen die engen Strukturen auf der Insel, sehnt sich nach der Freiheit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Es ist die Geschichte einer Emanzipation, wie sie auch an jedem anderen Ort und zu einer anderen Zeit spielen könnte. Es ist kein einfaches Buch, es wühlt Emotionen auf, oft las ich wütend über die Ausgrenzung, die an dieser jungen Frau ungehindert zeit ihres Lebens stattfand.

    Die Rezension zu dieser Geschichte ist mir überhaupt nicht leicht gefallen, zu sperrig empfinde ich das Buch selbst. Und dennoch möchte ich es gerne weiter empfehlen, weil es aufrüttelt und zum Nachdenken anregt. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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  • 4 Sterne

    yellowdog, 22.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Mit Miroloi hat die Hamburger Schriftstellerin Karen Köhler einen aussergewöhnlichen, parabelhaften Debütroman geschrieben. Es gab vor ihr vorher schon ein erfolgreicher Band mit Erzählungen.

    Die Handlung von Miroloi wird von einer jungen Frau in einer rückwärtsgewandten, sektenartigen Gemeinschaft, die ihre eigenen Regeln haben und auf einer Insel fern den Rest der Menschheit leben. Da jedoch eine von dieser Gemeinschaft ausgeschlossen erzählt und reflektiert wird, werden die Mängel offensichtlich. Die Gemeinschaft ist ein Patriarchat. Keine Freiheit. Ablehnung von Technologie. Beschränkung von Rechten, Willkürliche Bestrafungen. Und es wird mit der Zeit immer schlimmer!

    Die Icherzählerin ist ein Findelkind auf der Insel, daher wird ihr nicht einmal ein Name zugestanden. Grund auch, dass sie die Gesellschaft in Frage stellt und aufbegehrt.
    Sie ist eine gelungen Hauptfigur, die den Roman tragen kann. Sie führt den Plot auch zu einem packenden Finale!

    Stilistisch liest es sich gut, wie eine Litanei in 128 Strophen. Der Titel Miroloi heisst Totenklage.
    Dass die Autorin diesen Stil konsequent durchhält, schätze ich an dem Roman.
    Kritisch könnte man sagen, dass der Roman zu sehr ausformuliert und letztlich zu lang ist.
    Die Zeitungskritik war sich uneinig über das Buch. Die Botschaft des Romans ist so simpel wie richtig. Ich finde, wenn man es thematisch nicht zu hoch hängt, ist es ein gutes Buch.

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  • 4 Sterne

    Hortensia13, 11.09.2019

    Als eBook bewertet

    Auf einer Insel gibt es ein Dorf. In diesem Dorf geben die Männer den Ton an. Die Frauen dürfen nicht lesen und müssen sich allem Gesetzen und Traditionen fügen.
    In dieser Welt lebt eine junge Frau, die anders ist und keinen Namen tragen darf. Sie wurde als Findling gefunden und wurde von Anfang an so zur Aussenseiterin. Am Rande der Gesellschaft beginnt sie ihre Welt zu entdecken und zu hinterfragen. Sind Gottes Gesetze wirklich so unveränderlich oder kann man seine Welt selber gestalten?

    Die Geschichte ist atmosphärisch gut beschrieben. Man bekommt einen guten Einblick in die Welt von dem namenlosen Mädchen, dass von sich erzählt. Der Erzählstil versprüht eine gewisse kindliche Naivität und doch merkt man, dass der Wandel von Kind zur Erwachsenen in dem Mädchen vonstatten geht. Was bedeutet es, wenn alle eingeimpften Grundfeste plötzlich nicht mehr so in Stein gemeisselt wirken? Eine sehr philosophische Frage. Vieles spricht die Autorin so durch die Augen der Hauptprotagonistin an. Mobbing, Liebe, Glaube, Fortschritt.

    Ein ungewöhnliches Werk mit vielen Gedankenanstössen, wenn man sich auf den Stil und die Erzählung einlassen kann. Von mir gibt es 4 Sterne.

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  • 4 Sterne

    Martina W., 06.09.2019

    Als eBook bewertet

    Eine wunderschöne Geschichte, wenngleich viele Elemente aus anderen Romanen bekannt sind, hier aber neu zusammengestellt.
    Alina ist so herzzerreissend naiv und gutherzig; ihre Entwicklung vom sanften bis zum furiosen Widerstand zu verfolgen war eine grosse Freude. Die Geschichte ist mir wirklich zu Herzen gegangen. Vor allem, weil den Frauen das Schreiben und Lesen (und vieles anderes auch) verboten ist. Das tut mir immer besonders weh. Ich würde auch gern etwas zum Ende sagen, aber das mach ich hier nicht, weil es die Spannung nimmt.
    Leider war der Stil nur teilweise angenehm: die allzu vielen Aufzählungen haben mich manchmal geradezu erschlagen und abgestossen. Die Schreibweise ist einerseits ganz schön, sehr poetisch, für mich aber manchmal ZU poetisch, für zu viel Drumrumgesummsel…. Das hemmt in meinen Augen die Handlung.
    Ich fand es angenehmer, das Hörbuch zu hören als das Buch zu lesen. Gelesen von der Autorin selber, das ist manchmal wunderbar lakonisch und naiv, so dass m. E. der Stil im Hörbuch besser zur Geltung kommt als im Buch.
    Insgesamt ein Lesegenuss!

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  • 3 Sterne

    BücherwurmNZ, 17.09.2019

    Als eBook bewertet

    Stimmt nachdenklich

    Am Anfang passiert kaum Handlung, da die Protagonistin in der Ich-Perspektive über ihr Leben auf der Insel nachdenkt und dem Leser ihre Welt näherbringt. Leider geht die Handlung später nur schleppend voran, wodurch das Buch langatmig wird und kaum Spannung vorhanden ist.

    Besonders ist der aussergewöhnliche Schreibstil von Karen Köhler. Aus der Ich-Perspektive erzählt die Protagonistin ihr Leben in ihrer naiven, einfachen und von zahlreichen Wortneuschöpfungen geprägten Sprache, was sehr passend ist. Denn es macht diese aufgebaute Welt sehr real. Zunächst muss man sich zwar an den anderen Stil gewöhnen, aber dann habe ich ihn sehr gemocht.

    Die Personen im Dorf oder im näheren Umfeld der Protagonistin sind verschieden dargestellt und nicht immer durchschaubar, da man als Leser sich nur in der Perspektive der Protagonistin bewegt. Trotzdem fande ich das Leben der Menschen im Dorf und ihre Einstellung zu den Gesetzen interessant.

    Mir gefällt die Entwicklung der Protagonistin, die man durch ihre vielen Gedanken jederzeit nachvollziehen kann. Es ist eine Geschichte, die vor allem die Entwicklung der Protagonistin im Fokus hat, wie sie sich mehr und mehr Gedanken macht, die Ungerechtigkeit sieht, ihr Leben selbst bestimmen will.

    Die von Karen Köhler dargestellte Welt ist anders als unsere, weist aber dennoch einige Parallelen auf. Interessant ist das Zusammenleben der Personen innerhalb ihrer Gesetze, ihrer Religion. Man fängt an, über das Verhalten der Inselbewohner, ihre gesellschaftliches Zusammenleben, ihre Gesetze und ihre Religion nachzudenken und entdeckt einige Parallelen zur heutigen Welt. In diesem Buch geht es um so viel. Um Feminismus, um Gleichberechtigung, um Bildung, um ein selbstbestimmtes Leben, um Freiheit.

    Beim Lesen kamen viele Fragen auf, von denen am Ende für mich zu viele unbeantwortet blieben. Auch der Schluss ist offen gehalten, was mir gar nicht gefallen hat.

    Fazit:
    Karen Köhler hat eine interessante, ungerechte Welt gebildet, die zum Nachdenken anregt. Durch den besonderen Schreibstil kann man sich noch besser in die Hauptfigur hineindenken. Negativ finde ich die langsam voranschreitende Handlung und das zu offene Ende.

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  • 3 Sterne

    Alexa M., 13.10.2019

    Als Buch bewertet

    Bei dieser Rezension weiss ich tatsächlich nicht wo ich anfangen soll. Zunächst ist das Cover sehr schön und generell die Aufmachung des Buches hat mir sehr gut gefallen.
    Der Schreibstil ist sehr eigenwillig und wirkt auf den ersten Eindruck sehr naiv und einfach. Je weiter man liest desto mehr wird einem aber klar, dass dieser Stil gut zur Protagonistin des Buches passt. Wir begleiten unsere zunächst namenlose Hauptprotagonistin die in einem autoritären Dorf lebt, in denen hauptsächlich die Männer etwas zu sagen haben und Frauen weder lesen noch schreiben lernen dürfen. Sie scheint von Beginn an einen schlechten Stand zu haben, da sie nicht von dort ist. So ist sie oft vielerlei Schmach ausgesetzt und versucht sich durchzusetzen. Wir begleiten sie über „Strophen“ hinweg wie sie ihren Weg geht und man als Leser immer mehr Eindrücke des Dorfes erfährt. Die Protagonistin wirkt sehr naiv, zugleich jedoch sehr zäh und leidensfähig. Die Botschaften die, die Autorin dem Leser auf den Weg gibt sind einprägsam und ungeheuer wichtig. Es geht um Selbstfindung und darum, dass man gewisse, traditionelle Strukturen hinterfragt und nicht alles hinnimmt wie es ist. Dabei vermittelt das Buch sehr viel feministische Werte aber auch wie wichtig Bildung sein kann um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Leider plätschert die Handlung dabei etwas vor sich hin und ist manchmal sehr zäh und schleppend, was das Lesen anstrengend macht. Zeitweise erscheinen Kapitel in denen man nicht unbedingt einen Zusammenhang zur Hauptgeschichte herausliest und verwirrend sind. Manchmal schlagen die Ereignisse für meinen Geschmack etwas zu sehr über die Stränge und sprengen den Rahmen. Man hat das Gefühl die Autorin wollte mit ihrem Roman höher hinaus, als es ihr im Endeffekt geglückt ist.
    Die Erzählung glänzt definitiv mit einer starken, zeitweise sehr poetischen und schönen Sprache. Die Botschaften die es vermitteln soll kommen an und sind wichtig. Jedoch kann man der nicht immer vorhandenen Handlung zeitweise nicht komplett folgen, was dem Buch im Endeffekt einiges an Potential raubt. Miroloi konnte viel – jedoch wäre noch einiges an Luft nach oben dagewesen.

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  • 2 Sterne

    Alina H., 13.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Miroloi- Ein von Frauen gesungenes Klagelied.

    Die namenlose Protagonistin lebt auf einer kleinen Insel, einem kleinen hinterwäldlerischen Dorf. Ein Dorf mit eigenen totalitären, antifeministischen Regeln und Strukturen. Nur darauf ausgelegt die neue Welt nicht in diese kleine Gesellschaft durchdringen zu lassen.
    Das namenlose Findelkind kommt aus der Aussenwelt und wird somit vom Dorf als Aussätzige behandelt. Nur der Bet-Vater, der sie damals aufnahm, ist ihr zugetan und versucht sie zu schützen, so gut er kann.
    Doch manchmal reicht ein kleiner Funke, um eine Auflehnung gegen das System zu entzünden. Z.B. ein denkender Frauengeist. Ein Frauengeist der Lesen lernen möchte, der nicht wie Dreck behandelt werden möchte, der Leid und Elend sieht und es nicht akzeptieren kann und will. Doch wie soll sich eine junge Frau, gegen das ganze Dorf auflehnen?

    Mein Fazit:

    Die Thematik ist immer top aktuell. Überall gibt es leider solche Systeme und so packt die Autorin diese Probleme beim Schopf und zeigt, wie es laufen könnte, wenn sich eine junge Frau endlich auflehnt. Das war zumindest das, was mir versprochen wurde. Ein Roman über Hoffnung und Widerstand. Was ich bekam war jedoch etwas ganz anderes.

    Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Es gibt die Stile, die man nach wenigen Seiten verstanden, durchschaut und lieben bzw. akzeptieren gelernt hat und dann gibt es Karen Köhlers Stil. Es war, als würde ich beim Lesen über eine steinige Strasse mit 100 km/h fahren. Ich kam bis zum Schluss nicht damit klar. Ich wurde immer wieder hinausgeworfen und war irgendwann genervt. Er ist einfach holprig und nicht flüssig lesbar.

    Dann die Erzählung an sich. Köhler versucht durch eine depressive und traurige Art, die Stimmung, die ohnehin aufgrund des Themas sehr bedrückend ist, noch drückender zu steigern. Das ist dann beinahe so, als würde man einen faulen Apfel noch mit ranziger Butter essen. Während die Autorin manchmal sanft umschreibt, kommen plötzlich harte Sexscenen, bei denen mir schlecht wurde, die ich überblättert habe. Literarische Werke dürfen gerne einfach umschreiben, ohne sich jedes Stilmittels zu bedienen. Wer auf alle Arten der Beschreibung und Umschreibung zurückgreifen muss, der hat das Prinzip der Erzählung nicht verstanden.

    Die Protagonistin entwickelt sich sehr langsam, aber sie entwickelt sich. Das war ein Lichtblick, konnte aber das Werk nicht retten. Da das drumherum zu konstruiert wirkte.

    Die Idee gibt es schon und sehr gut umgesetzt. Daher für diesen Roman keine Empfehlung.

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  • 2 Sterne

    Martina E., 10.09.2019

    Als Buch bewertet

    „Miroloi“ ist das Romandebüt von Schriftstellerin, Dramatikerin und Schauspielerin Karen Köhler. Ein Findling bleibt eine Fremde in der Gemeinschaft.

    Als Baby ausgesetzt, wird die Namenlose auf einer Insel in einer abgeschirmten Gemeinschaft gross. Mit 16 Jahren ist sie immer noch Hohn und Spott der Einheimischen ausgeliefert. Die Gesetze erlauben kaum Freiheiten. In der Aussichtslosigkeit wird eine Zufallsbegegnung zum Hoffnungsschimmer.

    Die Geschichte ist nicht in Kapiteln sondern in Strophen aufgeteilt. „Miroloi“ bedeutet Totenlied. Keinen Besitz, Namen, keine Anerkennung trotz aller Schufterei. Die Ich-Figur hat ein schweres Schicksal zu tragen, ist nicht nur Aussenseiterin, sondern wird für alles Schlimme verantwortlich gemacht. Sie erlebt nicht nur Ausgrenzung und Kälte, sondern wird ausgenutzt und missbraucht, misshandelt und an den Pranger gestellt. Eine Existenz, der die Chance genommen wird aufzublühen und in Freiheit zu leben. Es gibt nur sehr wenige Lichtblicke, eine zu begrenzte Anzahl von Menschen mit Herz, die sie schützen wollen und zu ihr stehen. Mit einer Begegnung kommt die Veränderung. Es gibt ein paar kreative Bezeichnungen bezüglich Überkopfwelt, und die Wandlung der Ich-Figur ist interessant. Leider fehlt es an Identifikationsfiguren, an einer guten Lesestimmung, mitreissenden Atmosphäre. Das geballte Negative, Kälte und Hass sind schwer zu ertragen. Handlungsort, Gesellschaft, Gesetze, das Verhalten der Dorfbewohner, Strafen, Alltag, irgendwie passt nichts zusammen. Es entsteht kein glaubwürdiges Bild. Normalerweise ist eine Gesellschaft ohne technischen Fortschritt interessant. Fragen bleiben unbeantwortet. Es fällt schwer, bis zum Ende durchzuhalten und das Schicksal der Hauptfigur weiter zu verfolgen. Zu bestimmend ist die Aussichtslosigkeit. Eskalationen lassen sich erahnen. Manche Entwicklung überrascht. Aus dem Schockierenden kommt die Story auch auf den letzten Seiten nicht heraus, aber es entsteht zeitweise mehr Atmosphäre. Liebe, Erniedrigung, Hass, Mut, Stärke, das Emotionale gewinnt in den Schlusskapiteln an Ausdruck und Kraft.

    Titel, Covergestaltung und die ungewöhnliche Buchschnittabdeckung erregen Aufmerksamkeit. Sehr gut gewählt sind die Farben Blau und Weiss. „Miroloi“ nimmt sich den Themen „Stellung der Frau in der Gesellschaft, Kampf um Gleichberechtigung, Menschenwürde“ auf ungewöhnliche, aber auch sehr drastische Weise an. Auf Erzählstil und Inhalt lässt sich schwer vorbereiten. Der Roman spaltet die Gemüter und drückt mit seiner Stimmung.

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  • 2 Sterne

    petra w., 23.10.2019

    Als Buch bewertet

    Das Thema ist spannend und bekannt z. B.: Der Report der Magd von Margaret Atwood.
    Die fiktive Insel auf der sich das schöne Dorf mit den guten Einwohnern befindet könnte man der Beschreibung nach irgendwo im Mittelmeer ansiedeln. Als Religion passt alles was patriarchisch ist. Es könnte aber genauso gut ein Dorf am Ende des 19. Jahrhunderts in den Alpen sein.

    Intoleranz und Angst vor dem Unbekannten wird hier sehr intensiv beschrieben.

    Aber nicht so das man das Verhalten in irgendeiner Form nachvollziehen könnte, ich habe es eher mit Kopfschütteln gelesen.

    Die Protagonistin soll eine 16 jährige intelligente junge Frau sein, mir kam sie eher wie ein Kind vor.

    Die ständigen Aufzählungen die dann auch noch wiederholt wurden machten das Buch echt zäh wie Leder.

    Die Kapitel wurden zwar als Strophen bezeichnet, das reicht aber nicht aus um das zu rechtfertigen.

    Warum das Buch auf die Liste für den Buchpreis gekommen ist verstehe ich nicht, da ich einige andere von der Liste gelesen habe die mir im Gegensatz sehr gut gefallen haben.

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  • 5 Sterne

    1 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Monika M., 12.09.2019

    Als Buch bewertet

    Schwere, aber sehr intelligente und gute Kost!
    Als ich begann das Buch zu lesen, war ich etwas verwirrt. Das sollte für den Buchpreis nominiert sein? Diese fiktive Geschichte über ein scheinbar im Mittelalter stecken gebliebens, primitives Dorf und deren Bewohnerin, die weder Familie, noch Geschichte, Herkunft und kaum einen Verbündeten hat? Dieses Buch, dessen Erzählstil so eigenartig war, dass ich anfangs gar nicht so richtig in einen Lesefluss kommen wollte? Die Kürze der Kapitel, die uns die Protagonistin „singt“, hat mir direkt gefallen, aber die eigenartige Sprache, die sonderbare Geschichte, die bemitleidenswerte Protagonistin, die als Findelkind am Rande der Gesellschaft existiert, weil man dies nicht mal „Leben“ nennen kann? Ich war ein wenig verwirrt, was sich jedoch mit jeder einzelnen Seite immer mehr legte. Die Begeisterung wuchs und ich erkannte, welches Meisterwerk der Autorin hier doch gelungen ist! Wie einfühlsam und intelligent sie die Entwicklung der Hauptfigur beschreibt, die zwar als „dumme Eselsgeburt“ beschimpft und vom beinahe ganzen Dorf gehetzt wird, die anfangs vielleicht auch noch ein wenig einfältig und naiv wirkt, ist mehr als bemerkenswert. Das Mädchen hinterfragt, reflektiert und setzt sich über Gesetze hinweg. Es ist wissbegierig, zwar gehorsam, aber nicht blind und bis aufs Äusserste gebrochen. Ihr Willen bleibt und wächst. Sie lernt lesen, macht ihr Ding und fragt sich, was das Leben noch bereit halten könnte, sie gibt sich mit keiner Situation ab, versucht aktiv zu ändern und entwickelt sich innerhalb des Buches rasanter und grossartiger, als die Menschheit in Jahrhunderten geschafft hat. Sie emanzipiert sich, versucht anfangs mit kleinen, unscheinbaren, später mit grossen, polternden Schritten andere ebenso zum Nachdenken und Aufstehen zu bewegen, gibt nie auf und bleibt unglaublich stark, welche Steine ihr auch in den Weg gelegt werden. Diese Entwicklung schlägt sich auch im Erzählstil nieder, was der Autorin einfach grossartig gelungen ist und den Fortschritt der Hauptfigur noch intensiver unterstreicht. Wenn man das Buch nach der letzten Seite schliesst, klingt es weiter im Inneren nach. Wie weitsichtig, gefühlvoll, ehrlich und grausam die Autoren die verschiedenen Mitglieder der Gesellschaft, deren Umgang miteinander und untereinander, sowie deren passives Ertragen erzählt, sucht seinesgleichen. Dieses fiktive Dorf steht als Sinnbild für die Ungerechtigkeiten des Lebens, für Menschen, die etwas daran ändern wollen, die nachdenken und sehen und verstehen, ebenso wie für diese, die stur folgen und absolut unreflektiert passiv dahin vegetieren. Gerade die Rolle als Frau und deren Unterdrückung wird thematisiert und durch die Protagonistin aufgearbeitet. Eine Romanfigur, die man so schnell nicht vergessen kann, die ein Vorbild, eine Leitfigur sein sollte, damals wie heute! Ich bin restlos begeistert und kann dieses Buch nur aus tiefstem Herzen empfehlen! Keine leichte Kost, die sich jedoch mit jeder Seite lohnt!

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  • 5 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 16.09.2019

    Als Buch bewertet

    Dieses Buch wäre das zweite Buch von der diesjährigen Longlist des Deutschen Bücherpreises, welches ich gelesen habe und ich kann sagen, "Miroloi" lässt mich vollkommen begeistert zurück. Die Tiefe, die in dieser etwas simpel gestrickten Story zu finden ist, wäre atemberaubend zu nennen und das literarische und psychologische Können, das Karen Köhler hier erkennen lässt, ist gewaltig.


    Warum bin ich so begeistert, wo es doch sooo viele negative Stimmen gibt. Weil mich die Geschichte unheimlich berührt und getroffen hat! Und das ist etwas wunderschönes, ein wundervolles Gefühl! Ja, ihr lieben Literaturkritiker, das sollte man nicht ausser Acht lassen! Es gab ja schon bei "Stella" viel Geschrei. Unnötiges Geschrei! Und hier ist es dasselbe. Unnötiges Geschrei!


    Die Erzählstimme, die Karen Köhler hier entstehen lässt, gehört einem jungen Mädchen, ein ausgegrenztes Mädchen. Ein Mädchen, welches kurz nach seiner Geburt in einem Karton ausgesetzt wurde, von dem örtlichen Priester, dem Betvater aufgezogen wird. Ein Mädchen, dass durch die Regeln in dieser Gesellschaft, durch ihr Ausgesetztsein, durch ihre fehlende Familie, keinen Namen erhält, also eigentlich nicht da ist. Ein Mädchen, welches wissbegierig ist, aber in einer Gesellschaft lebt, in der Frauen nicht lesen und schreiben dürfen. Ein Mädchen, welches Kraft hat und aus dieser Gesellschaft entfliehen möchte, aber daran gehindert und für ihren Fluchtversuch bestraft wird, ein Bein wird ihr zertrümmert, fortan kann sie nur noch humpeln. Ein Mädchen, dass kaum Bezugspersonen hat, nur der Betvater und eine ältere Frau kümmern sich um sie und geben ihr etwas Liebe. Eine alleinstehende und dadurch auch schutzlose Person wird schnell zur Zielscheibe. Und genau das ist das Mädchen, eine Zielscheibe. Durch dieses ganze Erleben ist das Mädchen beeinträchtigt und diese Beeinträchtigung lässt Karen Köhler in ihrer Sprache erklingen. das Mädchen ist die Erzählstimme in "Miroloi", sie erzählt von ihrer Welt, von ihrer Insel, von ihrer Umgebung, von ihrer Ausweglosigkeit, von ihrer Trauer, von ihrer Wut, von ihren Wünschen, von ihrem Leben, aber auch von Veränderungen. Und das geschieht in einer naiven, kindlichen, aber gleichzeitig auch tief poetischen Sprache, schlussendlich aber auch eine dem Entwicklungsstand des Mädchens perfekt angepassten Sprache. Und diese Sprache berührt tief. Auch wenn die Story nach und nach recht vorhersehbar daherkommt, hat mich das nicht gestört. weil dieses Mädchen und ihr Blick auf eine Diktatur, auf eine in sich geschlossene und auch aggressive Gesellschaft, eine durch Religion und Patriarchat geformte Gesellschaft viele Vergleiche in die heutige Zeit hochkommen lassen. Vergleiche, die weh tun und nachdenklich machen. Und das ist doch etwas was ein Buch tun sollte. berühren und zum Nachdenken anregen. Dies tut es!


    Auch wenn einiges nicht vollkommen aufgeklärt wurde, empfand ich das als nicht weiter störend, eine Geschichte wurde erzählt, die Geschichte des Mädchens und dies ist der Hauptbestandteil des Buches. Alles andere beantwortet die eigene Fantasie.


    Und, auch wenn von einigen die Meinung vertreten wird, dieses Buch ist in meinen Augen kein Jugendbuch!

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  • 4 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sabine H., 25.09.2019

    Als eBook bewertet

    „Miroloi“ von Karen Köhler erschien am 19.08.2019 im Verlag Hanser.
    Das Cover hat mich von Anfang an, mit seiner Einfachheit, beeindruckt, die Farbe fällt sofort ins Auge, die Aufmachung lässt an Meer und Wellen denken.

    Eine Insel und darauf ein Dorf, dort wird ein Kind, in einer Bananenkiste, auf den Stufen zum Bethaus ausgesetzt. Sie wächst als Aussenseiterin in der abgeschirmten Gesellschaft auf. Diese Gemeinschaft wird von einem Ältestenrat geleitet, mit vielen Traditionen die alles mögliche einschränken. Was passiert wenn diese Findelkind, die nicht einmal das Recht auf einen Namen bekam, lesen lernt, sich verliebt und anfängt sich aufzulehnen?........

    Karen Köhlers erster Roman, bislang hatte sie sich einen Namen als Drehbuchautorin, Schauspielerin und Autorin von Theaterstücken, gemacht. Ihre Geschichte beginnt sehr langsam, die Protagonistin erzählt über ihr Leben und bringt dem Leser die örtlichen Gegebenheiten und die Dorfgemeinschaft sehr nahe. Die Handlung selbst kommt sehr schleppend in Gang, es passiert nicht wirklich viel. Karen Köhler hat eine befremdliche Welt, mit archaischen Strukturen, auf einer Insel im Nirgendwo erschaffen. Sie nennt weder wo oder wann die Geschichte spielt. Die Insel wird von einem dreizehnköpfigen Ältestenrat beherrscht und unterliegt 30 Gesetzen. In dieser Welt dürfen Frauen nicht lesen und schreiben lernen, nur die Hausarbeit wird ihnen gelernt. Doch auch die Männer sind reglementiert sie dürfen nicht kochen und singen, nur wenige ausgewählte dürfen lesen lernen, denn das weckt Begehrlichkeiten, wie Fernweh. Keiner darf die Insel verlassen.
    Sehr detailliert blickt die Autorin in das Zusammenleben der Inselbewohner, beschreibt deren Verhalten, den Umgang miteinander und das persönliche Ausweiten der Gesetze, aber auch den Missbrauch stellt sie dar. Sie wirft mit ihrer Geschichte, einer Parabel gleich, Fragen nach Moral und ethischen Grundsätzen auf.
    Der Schreibstil ist sehr aussergewöhnlich und gewöhnungsbedürftig, naiv und stimmig, denn die Geschichte wird aus Sicht der Namenlosen 16 jährigen jungen Frau erzählt. Dadurch entsteht eine einfache und durch zahlreiche Wortneuschöpfungen geprägte Sprache, die Geschichte gewinnt deshalb an Authentizität.
    Die Charaktere der Dorfgemeinschaft sind nicht immer durchschaubar, dies ist ebenfalls der Ich-Erzählperspektive geschuldet und wahrscheinlich gewollt. Die Entwicklung der Protagonistin ist nachvollziehbar, die Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle sind sehr gut geschildert. Sie blickt immer tiefer und sieht die Ungerechtigkeiten, die tagtäglich herrschen immer besser.

    Fazit: Die Geschichte von Karen Köhler besticht durch ihre aussergewöhnliche Sprache, mich erinnert sie an „Die Farbe von Milch“ von Nell Leyshon. Sie zeigt wie abgrundtief hässlich Menschen mit anderen umgehen können. Mir persönlich sind es zu viele negative Themen, die Welt ist abstossend, es gibt keine positiven Aspekte. Das Aufbegehren der Dorfgemeinschaft gegen die archaische Welt fehlt, einzig die junge namenlose Frau kämpft dagegen an. Das offene Ende der Geschichte finde ich sehr passend. Ich gebe meine Leseempfehlung für alle die gerne neue Erfahrungen machen.

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