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  • 5 Sterne

    31 von 45 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lena, 09.03.2019

    Leda ist 48 Jahre alt, Literaturprofessorin und Mutter zweier erwachsener Töchter, die bei ihrem Vater in Toronto wohnen. Sie verbringt den Sommer allein in einer Ferienwohnung in Kalabrien, wo sie sich ganz den Büchern und der Vorbereitung ihrer Seminare widmen möchte. Am Strand trifft sie auf eine neapolitanische Familie, die sie an ihre eigene Familie erinnert. Angezogen fühlt sie sich dabei von Nina, einer jungen Mutter eines dreijährigen Kindes. Die kleine Elena ist eines Tages verschwunden und wird panisch am Strand gesucht. Leda findet das Mädchen und bringt sie zurück zu ihrer Familie. Dabei steckt sie allerdings ihre geliebte Puppe ein, ohne die Elena nicht sein kann. Und auch als Leda täglich sieht, wie die Kleine leidet und die Urlaubsstimmung für die neapolitanische Familie abhanden gekommen ist, gibt Leda die Puppe nicht zurück.

    Das Buch handelt von der Rolle der Frau und dem Konflikt zwischen Karriere und Mutter-Dasein, zwischen individueller Freiheit und Familie. Leda hat sich in der Vergangenheit von ihrem Mann getrennt und damit auch ihre beiden kleinen Töchter verlassen und sogar drei Jahre ganz den Kontakt zu ihnen abgebrochen. Dieses Verlassen hat die Mutter-Tochter-Beziehungen entscheidend geprägt und nachhaltig erschüttert. Mit dem Beobachten der Familie am Strand kehrt die Erinnerung daran, aber auch an ihre eigene Kindheit und das Verhältnis zu ihrer Mutter zurück.

    Der kurze Roman, der schonungslos ehrlich geschrieben ist, schockiert und man fragt sich aufgrund der Namensgebung des Kindes, wie viel Autobiographisches in der Novelle steckt. Es ist kaum vorstellbar, dass eine studierte Frau, die auf den ersten Blick mit sich selbst im Reinen und selbst Mutter ist, einem fremden Kleinkind das Spielzeug stiehlt und anschliessend zusieht, wie das Mädchen und die ganze Familie leiden.

    Leda ist keine sympathische Protagonistin. Sie polarisiert, ist exzentrisch und handelt egoistisch, bösartig und gemein. Elena Ferrante traut sich Dinge zu beschreiben, die tabu sind: Eine Frau mit zwei Töchtern, die ihre Erfüllung nicht in der Mutterrolle findet und sich und ihre persönlichen Interessen an die erste Stelle rückt. Leda konnte ihren Töchtern nie die Liebe entgegenbringen, die ihr von der fremden neapolitanischen Familie am Strand vorgelebt wird und die sie nie von ihrer eigenen Mutter erfahren hat. Neid und Eifersucht kommen in ihr auf, was sich letztlich in ihrem niederträchtigen Handeln niederschlägt.

    "Frau im Dunkeln" ist ein kurzer, pointiert formulierter Roman, der eine Sogwirkung entfaltet und durch das vorweggenommene Ende spannend und raffiniert erzählt ist.

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  • 5 Sterne

    7 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xirxe, 08.03.2019 bei bewertet

    Leda, 47 Jahre alt, hat offenbar jeden Grund, glücklich zu sein: Professorin an der Uni mit zwei wohlgeratenen Töchtern, die gerade ausgezogen und zu ihrem Vater nach Kanada gegangen sind. Sie gönnt sich einen langen Urlaub am Meer, wo sie ihre Tage am Strand verbringt. Dort beobachtet sie eine neapolitanische Grossfamilie, wobei sie von einer jungen Frau und deren kleiner Tochter fasziniert ist und dabei Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit als junge Mutter wieder lebendig werden. Trotz ihrer anfänglichen Sympathie für die Beiden lässt sie sich zu einer Tat verleiten, die insbesondere für das Kind schwer zu verkraften ist.
    Nein nein, keine Sorge, hier geht es nicht um Gewalt und Brutalität, die Dinge geschehen wesentlich subtiler. Leda ist eine Frau, die wohl ebenso viel Sympathisches wie Unsympathisches in sich birgt und deren Innenleben hier schonungslos dargestellt wird. Vieles von dem, was hier beschrieben wird, trauen sich vermutlich die Meisten nicht zuzugeben. Neben all der Liebe gibt es da auch die Wut auf die eigenen Kinder, denen man sein Leben opfert; der Neid auf die Töchter, die immer mehr die Blicke der Männer auf sich ziehen, während man selbst zu verschwinden scheint; der Verzicht auf eine eigene Karriere. Über so etwas spricht man nicht, aber diese Gedanken und Gefühle sind dennoch vorhanden, sofern man nicht zu 100% mit sich im Reinen ist. Doch wer ist das schon? Und wer kennt nicht das Gefühl, aus einem Anfall von Neid heraus etwas Glückliches zerstören zu wollen, nur weil man es selbst nicht hat? So schändlich Ledas Tat ist (und das klingt jetzt schlimmer, als es tatsächlich ist), wirkliche Abneigung gegen sie konnte ich nicht entwickeln, zu verständlich fand ich ihr Verhalten, auch wenn ich es nicht gut finde.
    Elena Ferrante versteht es meisterhaft, eine Protagonistin so erzählen zu lassen, als sässe sie einem als leibhaftige Person gegenüber. Dies war schon in ihrer Neapolitanischen Saga so und auch hier gelingt es ihr wieder. So folgt man Leda in ihren Gedanken und Handlungen und fühlt sich ihr nahe, bis plötzlich wieder ein Satz oder Gedanke der Sympathie zu ihr einen Dämpfer versetzt. Als wäre das nicht schon genug des Guten ;-) kommt eine sich unmerklich entwickelnde Spannung hinzu, fast schon wie in einem Krimi, da sich Alles auf den Moment zubewegt, der erklärt, wieso das Buch mit diesem Anfang beginnt.
    Toll gemacht und klasse erzählt!

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  • 5 Sterne

    19 von 27 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Beate V., 03.03.2019

    Ich kann das nicht erklären, aber die Autorin "Elena Ferrante" hat die
    Gabe, den Leser quasi in das Buch zu saugen. Man beginnt zu lesen
    und kann nicht mehr aufhören. Die Sprache mit der sie den Leser
    betört ist nicht zu beschreiben. Jedes einzelne Wort saugt man ein,
    will man halten, sich merken und abspeichern. Aber man ist schon
    weiter mit den Augen auf dem Papier.

    Es ist ja auch schon aussergewöhnlich, dass eine Autorin anonym bleiben
    möchte, die Öffentlichkeit scheut. Allerdings ist der Erfolg ihrer Bücher
    phänomenal. Weltweit bekannt geworden. Frau im Dunkeln ist ein
    früheres Werk aus dem Jahr 2006.

    Die fast 50 jährige Leda fährt in den Urlaub an die Küste und mietet sich ein
    kleines Appartement. Sie unterrichtet an der Universität Englisch in
    Florenz. Ihre Töchter sind inzwischen erwachsen, leben aber in Kanada bei
    ihrem Vater seit längerer Zeit.

    Sie freut sich auf ruhige Stunden am Strand mit interessanten Büchern. Was
    macht man aber auch, wenn man Zeit und Musse hat und alleine ist? Man
    beobachtet die Menschen, die sich dort tummeln. Man geniesst das Meer,
    einen Cafe in einer Strandbar. Allerdings macht sich am Strand eine
    Gross-Familie breit, die zunächst einmal für Unordnung sorgt. Leda
    beobachtet dabei eine junge Mutter mit ihrer kleinen Tochter. Sie
    analysiert das Verhältnis der beiden. Überlegt, wie die anderen Personen
    zueinander stehen. Sie stellt Vergleiche an, Erinnerungen an ihr eigenes
    Mutterdasein macht sich breit im Kopf. Neid auf die junge Mutter
    entwickelt sich in kleinen Schüben.

    Eine Mutter zu sein fiel Leda nicht immer leicht. Oftmals befand sie es als
    Last. Hatte ein schleches Gewissen, wenn sie sich nicht ausreichend
    kümmerte. Vergleiche zwischen den beiden Töchtern anstellte. Der Urlaub
    wird immer dramatischer. Leda entwickelt sich zu einer Frau, die mit ihrer
    Vergangenheit nicht klar kommt. Es kommt zu einer Tat, die sie sich
    anfangs nicht erklären kann, dann aber denkt sie sich nichts dabei.
    Allerdings wird es auf eine sehr gestörte Persönlichkeit deuten, wo sich
    Leda gar nicht bewusst ist, was sie getan hat.

    Dieser Roman macht sehr nachdenklich. Ist eine ungewöhnliche
    Geschichte, die aber den Leser nachhaltig im Kopf bleiben wird. Ich
    würde gerne noch einiges von der Autorin lesen wollen.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke O., 31.03.2019

    In diesem Roman geht es um Leda, die allein in einem italienischen Badeort Urlaub macht. Sie hat ihr Leben bislang gut gemeistert, so scheint es. Sie lehrt an einer Universität und hat zwei erwachsene Töchter. Sie hat sich aus ihrer Ehe befreit, als die Enge der Familie ihr zu sehr zusetzte. Somit tritt sie selbstbewusst und emanzipiert auf.
    Am Strand fällt ihr eine neapolitanische Familie auf, und sie beginnt deren soziale Beziehungen zu studieren. Da es sich um einen Familienclan handelt, gibt es einiges zu beobachten. Besonders eine junge Frau und ihre kleine Tochter wecken Ledas Interesse. Zunächst ist sie den beiden wohlgesonnen, beobachtet die Probleme in der Mutter-Kind-Beziehung und fühlt sich an eigene Erlebnisse mit ihren Kindern in der Vergangenheit erinnert. Jedoch entwickelt sich die Sympathie bald zu Neid, denn sie beobachtet ein sehr intensives Verhältnis zwischen Mutter und Kind, das sie nie zu ihren Töchtern hatte und vielleicht auch nie haben wollte. Sie erinnert sich an Erlebnisse mit ihren Töchtern, die keineswegs harmonisch waren, und ist so frustriert, dass sie aus niederen Beweggründen etwas sehr Gemeines macht, das für die neapolitanische Familie ein Drama bedeutet.
    Das Buch zeigt uns die Zerrissenheit einer Frau, die gleichzeitig eine Familie betreut und Karriere machen möchte. Sie ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu ihren Kindern sowie dem Wunsch, sich ihnen zu widmen, und auf der anderen Seite dem Streben nach Selbstverwirklichung im Beruf, aber auch im Privatleben. Die Situationen, an die Leda sich erinnert, sind für mich sehr authentisch und haben mich an so manches in meinem eigenen Leben erinnert. Ich bekam dadurch viele Impulse zur Reflektion.
    Sie beobachtet die junge Mutter am Strand und ihr warmherziges und vertrauensvolles Spiel mit ihrer kleinen Tochter. Für Leda entwickelt sich die bittere Erkenntnis, dass sie ihren Töchtern keine liebevolle Mutter war. Und noch etwas erkennt sie: dass auch sie selbst als Kind nicht in Geborgenheit aufwuchs. Kann nur ein Mensch, der in Liebe und Zuwendung aufwuchs, diese auch später weitergeben? Dies sind grundsätzliche Fragen, auf die es vermutlich keine klaren Antworten gibt.
    Leda ist sicher keine sympathische Protagonistin, denn sie hat deutlich wahrnehmbare Charakterschwächen, aber diese Schwächen sind sehr authentisch beschrieben, und in der einen oder anderen Schwäche kann sich sicherlich jeder wiedererkennen.
    Der Schreibstil der Autorin hat mich sehr beeindruckt, denn sie bleibt nicht an der Oberfläche, sondern beleuchtet bis in tiefste emotionale Schichten die Persönlichkeit dieser auf den ersten Blick perfekten Frau. Es ist sicher nicht mein letztes Buch von Frau Ferrante.
    Das Cover hätte etwas mehr abgestimmt werden können, so dass das Bild der Dominanz des Familienclans am Strand besser abgebildet würde, aber das ist nur eine Kleinigkeit. Insgesamt hat mich das Buch sehr beeindruckt, mich zum Nachdenken angeregt und bleibende Gefühle hinterlassen. Eine eindeutige Empfehlung für Leser mit Vorliebe für tiefgründige Literatur.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ninchenpinchen, 27.02.2019

    Die Motivation der Protagonistin bleibt rätselhaft

    Elena Ferrante: Frau im Dunkeln – Erstellungsdatum 26.02.2019
    Da fang ich doch glatt mal mit ein paar Zitaten an:
    Seite 17: „Schon vor langer Zeit habe ich festgestellt, dass ich alles über die Mädchen (Töchter der Protagonistin Leda) weiss, aber wenig über mich selbst.“
    Seite 18: „Niemand war mehr von meiner Fürsorge abhängig, und auch ich selbst war mir endlich keine Last mehr.“
    Zwischenbemerkung: Ich fand die kurzen Kapitel sehr angenehm. Allerdings ergeben sich dadurch viele leere Seiten, so dass hier eine Textmenge vorgetäuscht wird, die nicht vorhanden ist.
    Seite 104: „Was für eine Dummheit zu glauben, man könnte den eigenen Kindern etwas über sich erzählen, bevor sie nicht mindestens fünfzig sind. Von ihnen zu verlangen, als Mensch betrachtet zu werden und nicht als Funktion.“
    Auf den Seiten 116, 117 erkennt man die neapolitanische Saga. Ich hab nachgeschaut, was war zuerst da? „Frau im Dunkeln“ © 2006, „Meine geniale Freundin“ © 2011.
    Seite 180: „Ausserdem hatte sich die Welt in der Zwischenzeit nicht zum Besseren entwickelt, sie war gegenüber Frauen sogar übler geworden.“
    Das Cover kommt seltsam unwirklich rüber, die Personen wirken zwanghaft platziert, bis auf das kleine, dicke Mädchen im Vordergrund lacht niemand.
    Das Cover stimmt mich nachdenklich, was nicht heissen soll, dass es mir nicht gefällt.
    Warum will man so ein Buch lesen und liest es dann in einem Zug durch? Und legt alle anderen Bücher beiseite? Ich weiss es nicht. Vielleicht liegt es an dem magischen Pseudonym Elena Ferrante, die das Kind im Roman so nennt wie ihr Pseudonym. Es geht um eine Puppe (mit Inhalt!!!), die eine grosse Rolle spielt. Rätselhaft bleibt die Motivation der Protagonistin Leda und warum sie das tut, was sie tut. Weiss sie es selbst?
    Fazit: In gewisser Weise schon spannend, liest sich flüssig. Mit Kraft, Wut und schockierend offenherzig geschrieben (THE NEW YORKER) – aber sicher nicht für jeden Leser geeignet. Ist es eine Parabel? Findet es einfach selbst heraus! Ich gebe zaghafte 4 Sterne.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marie aus E., 03.03.2019

    aktualisiert am 03.03.2019

    Dieses Buch ist von der geheimnisvollen Autorin Elena Ferrante bereits vor der neopolitanischen Saga geschrieben worden und keine ganz einfache Kost.

    Leda , fast 50 und an der Uni in Florenz unterrichtend, verbringt ihren Sommerurlaub alleine in einem italienischen Urlaubsort. Ihre beiden Töchter sind erwachsen und leben inzwischen bei ihrem Ex-Mann in Kanada.
    Am Strand sind jeden Tag die gleichen Urlauber, hier beobachtet Leda eine italienische Grossfamilie. Von einer jungen Frau und ihrer kleinen Tochter ist sie regelrecht besessen. Aber allmählich schlägt die positive Grundstimmung um.

    Leda ist keine Sympathieträgerin und ihre Handlungsweisen – sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart - lassen einen den Kopf schütteln. Doch dann begann ich nachzudenken. Warum wird von Müttern in unserer Gesellschaft so viel mehr erwartet als von Vätern? Das identische Verhalten wäre bei einem Vater auch bei mir ganz anders gewertet worden als bei Leda als Mutter.
    Wirklich spannend, was die Autorin hier ziemlich schonungslos beleuchtet.

    Aber nicht nur die Rolle Ledas, auch die der jungen Mutter vom Strand, auch im Zusammenhang mit dem italienischen Familienverbund fand ich überzeugend geschildert. Generell hat mir der Schreibstil gut gefallen, das Buch liest sich sehr flüssig, die Sprache ist klar und bildhaft.

    Das Motiv einer Puppe ist mir nun schon zum zweiten Mal in einem Werk von Ferrante begegnet, es gibt auch ein Kinderbuch über eine Puppe, immer verstörend.

    Kein Buch über italienische Urlaubsidylle, aber sehr lesenswert.

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  • 4 Sterne

    3 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne M., 26.02.2019 bei bewertet

    Schwierige Mutterrolle
    Elena Ferrantes Roman „Frau im Dunkeln“ erscheint 13 Jahre nach der Erstveröffentlichung zum ersten Mal in deutscher Sprache.
    Leda, Ende 40, geschieden, arbeitet als Professorin in Florenz. In der Erzählgegenwart des Romans macht sie Urlaub am Meer, irgendwo im Raum Neapel. Leda ist eine unzufriedene, sehr unglückliche Frau, bei der es privat und beruflich nicht mehr rund läuft. Am Strand beobachtet sie die junge Mutter Nina mit ihrer kleinen Tochter Elena, die ein sehr inniges Verhältnis zueinander haben und stundenlang miteinander und mit der geliebten Puppe Nani spielen. Der Anblick der glücklichen jungen Familie macht Leda neidisch und wütend und bringt sie dazu, Entscheidungen, die sie an kritischen Punkten in ihrem Leben getroffen hat, zu überdenken und neu zu bewerten.
    Leda war in den Jahren nach der Geburt ihrer beiden Töchter so erschöpft und überfordert, dass sie gehen musste, um zu überleben. Sie verliess Bianca und Marta, als sie 6 und 4 Jahre alt waren und kehrte erst drei Jahre später zurück. Das Verhältnis zu ihren Töchtern war nie einfach. Sie waren Rivalinnen um die Liebe der Mutter, sorgten mit ihren wachsenden Ansprüchen für Unfrieden und verdrängten als Heranwachsende die Mutter von ihrem angestammten Platz der schönen Frau, die die Blicke auf sich zieht. Da die Töchter bei ihrem Vater in Kanada leben, hat die räumliche Distanz für eine noch grössere Entfremdung gesorgt. Das alles geht Leda immer wieder durch den Kopf, als sie eine gegen die junge Familie gerichtete unüberlegte Tat begeht und grossen Kummer verursacht. In der scheinbaren Harmonie zeigen sich plötzlich Risse, und die junge Nina fühlt sich zunehmend zu ihr hingezogen. Sie scheint sich in einer ähnlichen Situation zu befinden wie Leda vor Jahren.
    Elena Ferrantes Roman entfaltet auch in der Übersetzung eine intensive Wirkung und liest sich sehr gut. Die Autorin zeigt am Beispiel ihrer Protagonistin Leda, wie schwer, wenn nicht sogar unmöglich es ist, die Mutterrolle mit dem Wunsch nach Selbstverwirklichung zu vereinbaren. Leda muss sich von Aussenstehenden beleidigen und als Rabenmutter beschimpfen lassen. Glück haben ihr die von ihr vor Jahren getroffenen Entscheidungen jedenfalls nicht gebracht, wie sie selbst am besten weiss. Die Autorin stellt überzeugend dar, dass Mutterliebe nichts Naturgegebenes, Unveränderliches ist. In ihrer Überforderung begegnete Leda ihren Töchtern teilweise mit Ablehnung und Hass und liess sich fast zu Handgreiflichkeiten hinreissen. Man kann diese Geschichte als Leser sehr gut nachvollziehen. Mir hat die Innenansicht einer unglücklichen Mutter sehr gut gefallen.

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