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  • 4 Sterne

    9 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gertie G., 01.09.2017

    Jedes Kind weiss, dass Columbus Amerika entdeckt hat. Oder hat er es etwa doch nicht?
    Neuere Forschungen zeigen, dass bereits lange vor dem Genuesen in spanischen Diensten die Landmassen Amerikas bekannt waren. Die Forscher gehen davon aus, dass dies neben den Wikingern auch arabischen Seeleuten gelungen ist.

    Worauf stützt sich nun dieser Paradigmenwechsel, auf Grund dessen hunderte von Geschichts- und Lehrbüchern eigentlich umgeschrieben werden müssen?

    Zum einem ist es die jahrlangen akribischen Arbeiten des Wissenschaftshistorikers Dr.Fuat Sezgin, die diesen Schluss zulassen.
    Zum anderen bringt die Beschäftigung mit Kartografie, Nautik und Geodäsie genau jenes „Mysterium“ mit sich, dass plötzlich im 15./16. Jahrhundert auf wundersame Weise Erkenntnisse, die bislang noch als Häresie und Ketzerei bezeichnet wurden, den Europäischen Universitäten und Herrschaftshäusern einen gewaltigen Schub in Richtung Moderne verpassten.
    Die Autorin weist auf Marco Polo hin, der als Handlungsreisender Gegenden beschreibt, die er vermutlich niemals gesehen hat. Hier könnte sich der Gedanke aufdrängen, dass Marco Polo Kenntnis von den Schriften der arabischen Geografen hatte.

    Woher kommen nun diese Erkenntnisse?

    Susanne Billing versucht ihren Lesern in fünf Abschnitten mit vielen Kapiteln jene Voraussetzungen darzulegen, die für diese Meisterleistung notwendig sind:

    1. Konnten die Araber nach Amerika segeln?
    Die Gretchenfrage, deren Antwort eigentlich schon feststeht. Ja, sie konnten.
    2. Die arabische Astronomie
    Hier erfahren wir von Babylonischen Sternwarten. Tolle Beschreibungen, die mit Abbildungen hinterlegt sind.
    3. Die arabische Nautik
    In diesem Kapitel bleibt den europäischen Landratten schier der Mund offen. Die Araber hatten das Problem der Bestimmung der Geographischen Länge schon gelöst, während die anderen noch auf hoher See herumirrten.
    4. Die arabische Geographie und Kartografie
    Erst in diesem Abschnitt wird Bezug auf die Weltkarten der Araber genommen.
    5. Stiller Triumph der arabischen Wissenschaften
    Der letzte Abschnitt untermauert nochmals Fuat Sezgins Thesen.

    Meine Meinung:

    Das Buch ist gut strukturiert. Manche Dinge werden zum besseren Verständnis wiederholt.

    Ausserdem ist klar, dem interessierten Laien müssen so elementare Dinge wie Winkelfunktionen, Trigonometrie, Astronomie, Nautik, Instrumentenkunde usw. erst beigebracht werden. Diese „Randwissenschaften“ verbrauchen rund zwei Drittel des Buches. Erst im letzten Drittel geht die Autorin auf die grossartigen Weltkarten der arabischen Geografen/Geodäten ein. Das finde ich schade, denn diese Karten sind wahre Meisterwerke. Die Darstellung der damals bekannten Welt ist in vielen Bereichen exakt. Das heisst, Kartografen müssen vor Ort gewesen sein.

    Die Autorin vertieft sich in Fuat Sezgins Arbeit. Das aber macht für mich (als Vermesserin) gleichzeitig auch die kleine Schwäche des Buches aus. Es werden ausschliesslich Sezgins Erkenntnisse zur Untermauerung der Thesen herangezogen.

    Mir ist noch aufgefallen, dass nicht alle Bilder auf die Textstellen referenziert sind. Das wäre für Leser, die nicht aus diesem Wissenschaftsbereich kommen aber hilfreich. Auch ein Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen wäre eine nützliche Ergänzung.

    Ich selbst bin mit der Materie der Kartografie, der Vermessung und dem mathematischen Rüstzeug gut vertraut. Daher habe ich hier keine Berührungsängste. Doch wie viele von uns können dies von sich behaupten?

    Hin und wieder ist die Grenze (sic!) zwischen Geografie und Geodäsie nicht scharf gezogen.

    Der Duden definiert hier:

    Geografie: Wissenschaft von der Erde und ihrem Aufbau, von der Verteilung und Verknüpfung der verschiedensten Erscheinungen und Sachverhalte der Erdoberfläche, besonders hinsichtlich der Wechselwirkung zwischen Erde und Mensch; Erdkunde

    Geodäsie: Wissenschaft von der Vermessung der Erde und Technik ihrer Vermessung (von griechisch: geōdaisía = Erd-, Landverteilung)

    Fazit:

    Wer sich nicht scheut, ein wenig Nachhilfe in Winkelfunktionen. Trigonometrie und Astronomie zu erhalten, wird ein interessantes Buch lesen, das beweist, dass nicht ausschliesslich die Erkenntnisse der Europäer der Weisheit letzter Schluss sind.

    Gerne gebe ich eine Leseempfehlung und vier Sterne.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Janine V., 30.08.2017

    Die Entdeckung Amerikas wird auf das Jahr 1492 datiert als Christopher Colombus die Bahamas erreichte. Bis zu seinem Tod glaubte er den asiatischen Kontinent erreicht zu haben. Dass jedoch bereits 500 Jahre zuvor bereits die Wikinger Amerika erreichten wird höchstens am Rande erwähnt. Aktuelle Untersuchungen legen jedoch eine völlig neu Hypothese nahe: Christopher Colombus konnte den neuen Kontinent nur erreichen, weil er sich auf das Wissen und auf Karten aus der islamisch-arabischen Welt verlassen hatte. Hat das Wissen der Araber einen unterschätzen Einfluss auf den Erfolg der Europäer bei der Entdeckung und Besiedlung der neuen Welt?

    Dem Titel nach hatte ich die Geschichte um die benannte Weltkarte erwartet, die Südamerika in erstaunlicher Genaugkeit zeigt und somit die Frage aufwirft, ob nicht die Araber vielleicht vor Chrisopher Columbus Amerika erreichten. Tatsächlich wird diese Weltkarte erst im letzten Drittel des Buches erwähnt und genauer betrachtet. In dem Buch geht es viel mehr um die Werke und Ergbnisse des Professors Fuat Sezgin, die bei der Autorin Susanne Billig strukturiert und verständlich zusammengetragen wurden. Sie baut das Buch logisch auf und erläutert, welche Fähigkeiten, Kenntnisse, Instrumente und welches Wissen notwendig waren und zunächst entwickelt werden mussten, um eine so genau Karte wie die von Piri Re'is erstellen zu können. Das Vorwort fand ich sehr ansprechend und passend, die Einleitung dann eher etwas unnötig, da es nur vorwegnimmt, was man alles erfahren wird. Im zweiten Teil wird die arabische Astronomie erläutert. Man erfährt, dass es bereits sehr früh Sternwarten gab und man lernt viele astronomische Instrumente anhand von Beschreibungen und Bildern kennen. Ich kannte nur wenige der Beispiele und ich war auch nicht immer in der Lage vollständig zu begreifen wie diese Geräte verwendet wurden, aber das würde auch den Umfang des Buches sprengen.
    Weiter geht es mit dem Abschnitt über die arabischen Nautik, der aufzeigt mit welchen Methoden macht versuchte Breiten- und Längengeraden zu messen und welche Schwierigkeiten sich dabei ergeben. Ich selbst habe mir über solche Probleme nie Gedanken gemacht, so dass recht fasziniert war mit welchen Methoden sich die Araber weiterhalfen.
    Im Abschnitt über die arabische Geografie erfährt man dann endlich vieles über Entdeckungsreisen und Weltkarten. Im letzten Abschnitt wird dann das ganze Wissen gebündelt und zur Untermauerung der Thesen von Sezgin herangezogen.
    Wenn man wie ich als Grundlage für die Entdeckungsreisen der Kontinente nur die Schulbildung hat, dann lernt man erstaunlich viel in diesem Buch. Mir schwirrte regelrecht der Kopf bei den vielen arabischen Namen, so dass ich das Personenregister am Ende des Buches sehr begrüsse. Die Vielzahl der Instrumente, Hilfsmittel und Fachbegriffe verlangt jedoch nach einem eigenen Register. Der strukturierte Aufbau des Buches ist zielführend, behinhaltet dadurch aber auch einige Wiederholungen. Die Zitate am Anfang der Kapitel wurden beispielsweise im Text selbst teilweise wiederholt, was ich eher als ungeschickt empfinde. Ausserdem sind die Bezüge zu den Bildern nicht immer direkt gegeben, da auf die Bilder nicht referiert wird oder manchmal auch erst in späteren Kapiteln auftauchen.

    Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus, da das Buch einen veranlasst über den Tellerrand der Schulbildung hinauszublicken. Europäer stellen ihre Errungenschaften und Leistungen gerne ins Rampenlicht und dabei vergisst man allzu gerne, dass auch andere Kulturen und Länder vieles geleistet haben.

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  • 4 Sterne

    5 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sigrid K., 08.09.2017 bei bewertet

    Das vergessene Wissen der Araber und die Entdeckung Amerikas

    Eines gleich vorweg:
    Die Karte des Piri Re’is ist in manchen Kreisen als Mythos wohl gut bekannt und sorgt für einiges an Gesprächsstoff und Verwirrung – mit diesen Mythen hat das hier beschriebene Buch sehr wenig bis gar nichts zu tun. Weltverschwörungsanhänger oder solche die glauben, die Karte des Piri Re’is wäre aus einem UFO fotografiert, sei gesagt, dass dieses Buch nicht den Mythos um die Karte beschreibt oder gar erweitert, sondern mit wissenschaftlichem Vorgehen die tatsächlichen Hintergründe der Karte untersucht.

    Susanne Billig hat auf Grund von Untersuchungen Fuat Sezgins, Professor für Geschichte der Naturwissenschaften, ein Buch geschaffen, welches nur wenig Spielraum für oben genannte Mythen lässt. Akribisch werden die Errungenschaften der arabisch-islamischen Welt und deren Einfluss auf den Westen dargestellt und erläutert.

    Um die Herkunft der im Titel genannten Karte zu hinterfragen, wird bis zurück ins neunte Jahrhundert gegangen und Astronomie, Nautik, Geografie und Kartografie der arabischen Raumes erläutert. Die Autorin greift hier ausschliesslich auf die Forschungsergebnisse von Fuat Sezgin zurück und versucht chronologisch-sachlich die Vorgeschichte zur Karte und die Entdeckung Amerikas mithilfe dieser und weiterer Karten zu erklären.

    Leider sind die Charakteristiken einzelner astronomischer und nautischer Gerätschaften zwar technisch beschrieben, jedoch sind die Bezüge zu den Bildern nicht gegeben. Somit wird es für technisch unversierte Leser unmöglich, die tatsächlichen Funktionsweisen der einzelnen Hilfsmittel der Astronomie oder Nautik zu durchschauen. Hinzu kommt, dass hier sehr wissenschaftlich vorgegangen wird und der Werdegang der arabisch-islamischen Wissenschaft im westlichen Raum einer Aufzählung von Fakten gleichkommt, was den Lesefluss jedoch sehr hemmt.

    Auch stellt sich im Laufe des Buches heraus, dass der Zusammenhang der Karte und der wissenschaftlichen Erkenntnisse eher auf Indizien beruhen als auf tatsächliche Fakten – was die Arbeit des Herrn Fuat Sezgin oder Susanne Billigs auf keinen Fall schmälern soll.

    Definitiv klar nach dieser Lektüre ist, dass die Karte durch Menschenhand entstanden ist und sämtliche Mythen zur Karte Unfug sind. Definitiv klar ist auch, dass dieses Buch weitere Fragen aufwirft – vor allem, was den Umgang der westlichen, angeblich so sehr aufgeklärten Welt mit der Geschichtsschreibung betrifft. Aber auch hier gilt wie so oft, „Die Geschichte schreiben die Sieger“.

    Fazit:
    Wenn es auch passagenweise schwierig zu lesen ist, es immer wieder Wiederholungen gibt und die Erklärungen schwer aus den Bildern herauszulesen sind, so ruft dieses Buch dennoch auf, die eigene Denkweise zu hinterfragen. Lange wurden uns geschichtliche Fakten in der Schule eingetrichtert, welche wir heute nicht mehr in Frage stellen.

    Dieses Buch leitet wieder dazu an, sich ein eigenes Bild zu machen – von der Entdeckung Amerikas, aber auch von der Geschichtsschreibung im Allgemeinen.

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