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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Wedma _., 29.03.2017

    Als Buch bewertet

    Sehr treffend fasst der Klappentext (KT) den Inhalt zusammen. Auf rund 250 Seiten in 12 Kapitel aufgeteilt, plus 10 S. Vorwort, das das Leben von Maria Alexandrowna zusammenfasst, und 10 S. Nachwort, liefert Marianna Butenschön eine bewegende Biographie (Bio) einer schönen, klugen, gebildeten Hessin mit viel Sinn fürs Geistige, die, nach Meinung einiger ihr nahestehenden Personen nicht für das Amt der Zarin geeignet war. Dennoch hat sie sich grosse Mühe gegeben, das Beste daraus zu machen.
    Diese Bio ist sehr familiär, sehr nah an den Personen geschrieben. Im 1.Kap. erfährt man über die Kindheit und Jugend Marias in Darmstadt. Ihre Familie, ihre Herkunft, und damit verbundenen Vorbehalte, ihr Charakter, etc. bekommt man bildhaft wie griffig vermittelt. Alexander II, Marias damals zukünftiger Mann, seine Kindheit und Jugend in St. Petersburg, sowie einige wesentliche Details zu seiner Familie, sind im Kap. 2 ebenso aussagekräftig dargelegt worden. Man erhält tiefe Einblicke auch in sein Wesen, bekommt manche gut vergessene Momente mit. Im Kap. 3 wurde u.a. schön bewegend geschildert, wie 16- Jährige Maria nach ihrer Ankunft in Russland von der preussischen Schwiegermutter Alexandra empfangen wurde. In Kap. 3 und 4 gibt es ausführliche Beschreibungen der Räumlichkeiten, in denen Maria untergebracht war: die ganze Pracht und Prunk. Einige Bilder in der Mitte des Buches ergänzen den ausführlich in Worten gefassten Eindruck. Über den glücklichen Start der Ehe liest man im Kap. 4. Anhand von Zitaten aus der Korrespondenz der Nahestehenden, z.B. Alexanders Schwester Olga Nikolajewna bekommt man diese schönen Anfänge mit: „Sascha brachte ihr alle Liebenswürdigkeit seines Wesens entgegen, all sein Bedürfnis, gefällig zu sein. Und wie steigerte sich noch seien Beliebtheit durch sie! Sie besassen zwei Eigenschaften, die selten sind bei Herrschern: vollkommen unpersönlich und doch menschlich zu sein.“ S. 82.
    Bereichernd ist auch, dass man einiges über die Entwicklung der Kultur in dieser Zeit zu lesen bekommt. Auch in späteren Kapiteln tauchen hier und dort einige Zeilen dazu auf, da Maria sich sehr dafür interessierte und gar Freundschaft zu Alexej Tolstoj (Lyriker und Dramatiker, entfernter Verwandter von Leo Tolstoj) pflegte. Rus. Schriftsteller spielten, zumindest kurz, bei der Erziehung vom Thronnachfolger Nixa eine Rolle. Über Johann Strauss Sohn, „der im Mai 1865 seine zehnjährige Konzerttätigkeit im Musikbahnhof zu Pawlowsk begonnen … hatte“, S. 125, über Tschaikowski und Anfänge seiner Karriere liest man in späteren Kapiteln ebenfalls.
    Zum Thema Politik geht es ausführlicher ab Kap. 5. „Thronwechsel“. Es war kein leicht zu regierendes Land, das Alexander II nach dem Tod seines Vaters Nikolaus I, des „Gendarmen Europas“, erbte. Kurz und griffig beschrieben, bekommt man guten Überblick über die damals herrschende politische Lage, die Stimmung bei dem gebildeten Teil der Bevölkerung und die polit. Bewegungen, die das Land mehr und mehr in die Richtung brachten, deren Ziel sich später in aller Deutlichkeit zeigte. Innenpolitische Unruhen verlangten nach einem Zar, der Alexander II nicht war. Dazu gibt es einige aufschlussreiche Zitate von Anna Tjuttschewa, der Hofdame der Zarin, die sich durch messerscharfen Verstand und eine prima Beobachtungsgabe auszeichnete. Fjödor Tjuttschew, ihr Vater, mit seinem berühmten Gedicht zu Russland (1855) taucht auch paarmal auf.
    Zu den bewegenden Momenten dieser Bio gehört Schilderung des Schicksals von Nixa, dem ersten Sohn von Maria, dem designierten Thronfolger. Die russisch orthodoxe Kathedrale in Nizza ist ihm gewidmet. Der Krankheitsverlauf, seine letzten Tage, sein Abschied von den Eltern, von der geliebten Verlobten Dagmar von Dänemark, die später seinen jüngeren Bruder Alexander heiratete, die Fassungslosigkeit der ganzen Familie und insb. von Maria, die sich nach dem Tod ihres Erstlings nie erholen würde, all dies kann einen einfach nicht kalt lassen.
    Die Beziehung von Maria und ihrem Mann konnte diesen Schlag nicht überstehen. Nach acht Geburten und 25 Jahren Ehe war Maria nicht mehr so taufrisch und musste miterleben, dass er eine neue Familie gründete und mit einer viel jüngeren, hübschen Frau weitere Kinder bekam. Obwohl diese Tatsache geheim gehalten gehörte, war es ein offenes Geheimnis, alle redeten darüber.
    In den letzten Jahren engagierte sich Maria auch politisch. Alexander II sah es nicht gern, denn die beiden vertraten ganz unterschiedliche Meinungen. Aber man konnte die Entwicklungen, die Maria in Gang gesetzt hatte, doch zum positiven Ergebnis umwandeln.
    Es gibt noch vieles, was man über diese gelungene Biographie schreiben kann, aber es ist besser, man liest sie selbst und bildet eigene Meinung. Zum einen wurden in dieser Bio die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe geschildert, die die späteren politischen Entwicklungen prima erklären. Zum anderen erfährt man vieles, oft Unbekanntes, Intimes über die Romanos und über die Herrscherfamilien, die mit ihnen verwandt/befreundet waren.
    Die Autorin lässt oft die Augen- und Zeitzeugen sprechen: Es gibt viele Zitate aus den Tagebüchern, Korrespondenz der Romanows, auch von Politikern, hofnahen Adeligen, etc., die diese Menschen direkt zu den Lesern sprechen lassen und tiefe Einblicke in damalige Verhältnisse ermöglichen. Dadurch wirkt diese Bio so unmittelbar und authentisch.
    Zum Schluss gibt es Quellennachweise/Bibliographie auf 28 S., Bildnachweis, Glossar 7 S., Personenverzeichnis 15 S., Zeittafel 5 S. von 1818 bis 1922. Alles hilfreiche Dinge, um sich besser im Geschehen orientieren zu können. In der Mitte findet man u.a. Farbbilder von Marias Familie, von ihr als junge Frau, von Alexander II, von seiner neuen Familie, von den beiden auf dem Sterbebett, etc.
    Das Buch ist auch nett gemacht: Fester Einband, schöne Bindung, die Umschlagblatt, das Marina Alexandrowna auf dem Ölgemälde von Franz Xavier Winterhalter (1837) zeigt.

    Fazit: Eine sehr gut gelungene, lesenswerte Biographie, die letze aus der „Trilogie über russische Kaiserinnen deutscher Herkunft“, so KT. Marianna Butenschön hat ihre besondere Art, die Leser in den Bann ihrer Darbietung der Geschichte zu ziehen. Ich habe alle Zarinnen-Biographien aus ihrer Feder gelesen und war jedes Mal positiv angetan. Bei Maria Alexandrowna liegt es wohl in ihrem Naturell, dass man eine eher ruhige Biographie liest, wobei es auch einige sehr bewegende Momente gibt.
    Prima auch als Geschenk für die Leser/innen, die sich für Geschichte und Frauenbiographien begeistern.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ladybella911, 18.10.2017

    Als Buch bewertet

    Eine hessische Prinzessin heiratet aus Liebe den Thronfolger von Russland und wird zu einer mächtigen, vom Volk verehrten und geachteten Kaiserin Russlands.
    Was mit einer Liebesheirat begann sollte 40 Jahre Bestand haben, aber glücklich wurde Maria Alexandrowna, wie sie nach ihrer Heirat genannt wurde, nicht, obwohl sie ihrem Mann acht Kinder gebar.
    In unserem Bewusstsein ist sie nicht verankert, sie war eine Frau, die mehr im Hintergrund agierte, was einerseits ihrer Schüchternheit andererseits der Tatsache, dass am Zarenhof ein äusserst strenges Hofzeremoniell herrschte, zuzuschreiben ist.
    Sie scheint ihren Mann, der als Zar Alexeander II. In die Geschichte einging, sehr geliebt zu haben, negierte sie doch seine Affären und langjährige Geliebten.
    Es ist eine ungeheure Fülle an Informationen, die uns die Autorin, Marianna Butenschön, hier präsentiert, und man ist oftmals verwirrt beim Lesen, vor allem was die vielfältigen verwandtschaftlichen Beziehungen angeht, sehr oft begegnen uns die gleichen Namen , aber es sind unterschiedliche Personen.
    Sehr hilfreich sind daher die Bibliographie sowie eine Zeittafel und ein Glossar, welche sich im Anhang befinden, dies vereinfacht die Lektüre ungemein. Schön auch die Bilder in der Mitte des Buches, welche uns einen Eindruck der damals herrschenden Mode geben. Dass sich das Leben des Adels zur damaligen Zeit in äusserst prunkvoller Umgebung abspielte, ist hinreichend bekannt, und man weiss um die zunehmende Unzufriedenheit des Volkes, die sich diese verschwenderische Lebensart nicht länger ansehen wollte.
    Es ist der Autorin bestens gelungen, hier nicht nur ein wissenschaftliches Sachbuch zu schreiben, sondern auch, durch das Einflechten kleiner Anekdoten, die von Zeitzeugen berichtet wurden, ein sehr lebendiges Bild von der Kaiserin, ihrer Familie und ihrem Leben zu schaffen.

    Ein beeindruckendes Buch, welches ich Liebhabern, die gerne gut recherchierte Biographien lesen, ans Herz legen möchte.
    Autor: Marianna Butenschön
    Buch: Die Hessin auf dem Zarenthron

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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gertie G., 24.05.2017

    Als bewertet

    Dies ist das dritte Buch der Trilogie über Deutschlands Prinzessinnen, die aus Staatsräson mit Söhnen aus dem Zarenpalast verheiratet wurden. Die anderen Titel sind „Maria, Kaiserin von Russland - Die Württembergerin auf dem Zarenthron“/2015 und „Alexandra – Die Preussin auf dem Zarenthron“/2012

    In zwölf Kapiteln bringt uns Historikerin Marianna Butenschön das Leben und die Person der Prinzessin Marie näher. Sie verschweigt auch nicht, dass sie – wie Maries Bruder Alexander - ein „Kuckuckskind“ ist und einer Liaison ihrer Mutter entstammt. Der Makel wird durch die Verliebtheit des Zarewitschs aufgehoben, der die Darmstädter Prinzessin unbedingt heiraten will.

    Viele kleine und grössere historische Details lassen die Zeit in St. Petersburg wieder auferstehen. Die Autorin geht auch auf die Zarenfamilie ein, die die junge Braut recht herzlich aufnimmt.

    Zu Beginn der Ehe, der schnell die ersten Kinder folgen, hat das Thronfolgerpaar wenig mit den Regierungsgeschäften zu tun und hat daher viel Zeit füreinander.

    Freud und Leid liegen eng nebeneinander. Der Albtraum aller Eltern ein Kind zu verlieren, wird für Marie und Alexander gleich zweimal wahr: zuerst stirbt Lina, dann mit nur 21 Jahren der Zarewitsch Nikolaus „Nixa“.

    Eine gravierende Änderung tritt ein als Alexanders Vater stirbt. Alexander will ein fortschrittliches Russland, will Reformen und stösst mit seinen Ideen die alten feudalen Familien vor den Kopf. Es gelingt ihm nicht, die reaktionären Berater seines Vaters loszuwerden. Zu Beginn seiner Regentschaft hört er noch auf Marie. Doch als er die Leibeigenschaft aufhebt, steht auch Marie seinen Neuerungen skeptisch bis ablehnend gegenüber. Hier scheint der Keim für die Entfremdung des Paares gelegt worden zu sein.

    Marie sucht und findet eine lohnende Aufgabe: sie widmet sich der Ausbildung von Mädchen und Frauen, indem sie Schulen gründet und durch Stiftungen, die Schulbildung von armen Mädchen finanziert.

    Nach insgesamt acht, teilweise beschwerlichen, Schwangerschaften hat man sich arrangiert. Die Liebschaften des Zaren sind Legion und Marie schweigt stoisch. Selbst als er dann die 15-jährige Katharina Dolgorukowa kennenlernt. Dass sich eine Schattenfamilie etabliert, die bis zu Maries Tod dauern sollte, nimmt die Zarin nicht zur Kenntnis. Der Skandal ist perfekt, als Alexander die Dolgorukowa knapp sieben Wochen nach Maries Tod heiratet. Zu einer Krönung zur Zarin wird es nicht mehr kommen – Alexander fällt dem insgesamt achten (!) Attentat zum Opfer.

    In einem Kapitel begibt sich die Autorin auf Spurensuche zu Maria Alexandrowna und findet einiges, wenn auch versteckt. Tausende Touristen besuchen jedes Jahr die Gemächer, in denen die hessische Prinzessin gelebt hat.

    Meine Meinung:

    Durch ihren klaren, strukturierten Erzählstil können sich auch jene Leserinnen, die in der Geschichte der Romanows nicht so bewandert sind, relativ leicht in die Familie hineinlesen.

    Viele Zitate aus Briefen und Aussagen von Zeitgenossen runden das Bild der hessischen Prinzessin auf dem Zarenthron ab. Die ergänzenden Fotos machen die Biographie lebendig. Interessant finde ich die Aktzeichnung die Alexander von seiner Geliebten und dann zweiten Ehefrau, der Dolgorukowa angefertigt hat. Sehr ungewöhnlich, dass sich diese Skizze erhalten hat.

    Fazit:

    Eine sehr aufschlussreiche Biographie einer Frau, die im Schatten einer anderen stand. Gerne gebe ich dieser Biographie 5 Sterne

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfee, 14.04.2017

    Als Buch bewertet

    In der Biographie "Die Hessin auf dem Zarenthron. Maria, Kaiserin von Russland" erzählt die Historikerin Dr. Marianna Butenschön von Marie von Hessen und bei Rhein, die als junges Mädchen das Herz des späteren Zaren Alexanders II. erobern konnte. Ihre Ehe wird 40 Jahre halten, doch was mit einer Liebesheirat beginnt, sollte in Gleichgültigkeit und Entfremdung enden. Alexander II. übernimmt das Reich in einer schweren Krisenzeit. Maria steht ihm als Beraterin zur Seite. Doch die Niederlage im Krimkrieg und daraufhin eingeleiteten Reformen erschüttern das Land. Maria Alexandrowna war keine kämpferische Natur, aber eine tapfere Frau, die sich mit aller Kraft bemühte, ihre Pflichten zu erfüllen und Haltung zu bewahren. Entlang der Lebensgeschichte der Hessin führt Marianna Butenschön uns tief hinein in eine innen- und wie aussenpolitisch weichstellende Zeit Russlands.

    Das Cover des Buches zeigt das berühmte Gemälde, das Franz Winterhalter von Maria Alexandrowna geschaffen hat. Man sieht eine Frau mittleren Alters, die ein elegantes Kleid und kostbaren Perlenschmuck trägt. Das Bild soll Macht und Schönheit der dargestellten Persönlichkeit wiederspiegeln. Trotzdem ist der Betrachter betroffen von den grossen traurigen Augen der Kaiserin, die ihre tiefe Melancholie deutlich werden lassen.

    Auf den ersten Blick ist man erstaunt über die zahlreichen dynastischen Verbindungen zwischen den zwei unterschiedlichen Herrscherhäusern. Trotzdem gab es für diese Vorgehehensweise pragmatische Gründe. Alle zukünftigen Bräute mussten dem Hochadel angehören, durften aber nicht aus einer zu mächtigen Familie stammen, die Russland politisch gesehen in die Quere kommen konnte. Ausserdem gehörten die ausgewählten Mädchen dem protestantischen Glauben an, konnten aber problemlos zur russisch-orthodoxen Kirche übertreten

    Im Laufe ihres Lebens hat Marie von Hessen und bei Rhein alle an sie gestellten Erwartungen zur vollen Zufriedenheit erfüllt. Sie hat nicht nur die traditionellen Aufgaben einer Landesmutter übernommen und acht Kindern das Leben geschenkt, sondern auch grosses Interesse an der Politik gezeigt und ihren Mann tatkräftig bei den anstehenden politischen Reformen unterstützt. Ausserdem hat sie sich Verdienste um die Bildung von Frauen in Russland erworben und gilt als die Gründerin des russischen roten Kreuzes. Marie von Hessen und bei Rhein war ernst, gebildet und pflichtbewusst, konnte aber nicht die Herzen ihrer Mitmenschen erobern. Sie wurde von ihren Zeitgenossen geachtet, aber nicht geliebt. Man sagt ihr nach, dass sie russischer als die Russen und orthodoxer als die Orthodoxen gewesen sei.

    Trotzdem ist sie in ihrer neuen Heimat nicht glücklich geworden. Auch wenn sie in den ersten Jahren eine glückliche Ehe geführt hatte, konnte ihr Mann nicht für längere Zeit treu sein und pflegte seine Affären mit anderen Frauen. Später setzte sich Zar Alexander II über alle Konventionen hinweg und gründete mit seiner dreissig Jahre jüngeren Geliebten eine zweite Familie, was für seine Ehefrau und seine Kinder wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein muss. Die Kaiserin hat niemals die Contenance verloren, sondern alle Schicksalsschläge klaglos ertragen und ihren Trost in der Religion gesucht. Der Tod des Thronfolgers nahm ihr allen Lebensmut. Nach einem langen schweren Leiden ist sie bereits 1880 an den Folgen ihrer Tuberkulose-Erkrankung gestorben.

    Die Sprache des Buches ist klar und verständlich, und die Biographie lässt sich gut lesen. Die Autorin Dr. Marianna Butenschön hat viele Quellen genutzt und würzt die historisch belegten Fakten mit interessante Anekdoten. Auf diese Weise gelingt es ihr, die höfische Welt im 18. Jahrhundert lebendig werden zu lassen. Der Leser kann sich in die Lebensumstände der Protagonistin einfühlen und sie auf ihrer Reise durch die Geschichte begleiten.

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  • 3 Sterne

    peedee, 17.05.2017

    Als Buch bewertet

    Eine unwahrscheinliche Fülle von Informationen

    Marie von Hessen und bei Rhein (1824 – 1880) heiratet 1841 an den russischen Hof. Dazu konvertiert sie zum russisch-orthodoxen Glauben und erhält den Namen Maria Alexandrowna. Später wird ihr Mann Kaiser Russlands, Kaiser Alexander II. Aus ihrer anfänglich sehr glücklichen Ehe gehen acht Kinder hervor. Das Volk nannte die Kaiserin aus Hessen „Mutter der Armen und Leidenden.“

    Erster Eindruck: Ein schönes Cover mit Marie von Hessen mit kunstvoller Frisur mit Perlen. Sie wirkt sehr zurückhaltend. Die Seiten sind sehr voll und dicht beschrieben. In der Mitte des Buches hat es einige Fotos. Das Buch hat zwölf Kapitel, voranstehend noch „…sehr klug und ernst, aber schrecklich schüchtern“ und am Ende des Buches hat es u.a. eine Bibliographie, ein Personenverzeichnis und eine Zeittafel.

    Einleitend wird die Hessin nur mit dem Vornamen Marie genannt, doch hatte sie – wie in Adelskreisen üblich – etliche Vornamen mehr. Ihr vollständiger Name lautete Maximiliane Wilhelmine Auguste Sophie Marie von Hessen und bei Rhein; durch den Übertritt zum russisch-orthodoxen Glauben dann Maria Alexandrowna. Das Leben am Hof ist sehr gut beschrieben; ich stelle es mir aber mit diesem strikten Zeremoniell sehr anstrengend vor. Auch der beschriebene Prunk ist für mich schier unvorstellbar. Für mich ist das alles eine fremde – aber sehr faszinierende – Welt, sowohl das Kaisertum, als auch Russland selbst.
    Ich fand es schön, dass die Ehe tatsächlich aus Liebe geschlossen wurde, was seinerzeit und in diesen Kreisen nicht üblich war. „Die Ehe sollte vierzig Jahre dauern, die Liebe hielt nicht so lange.“ Maria und Alexander haben acht Kinder, darunter Sohn Nikolaus „Nixa“. Dieser wurde mit 16 Jahren für volljährig erklärt (seine Brüder erst mit 21). Durch diese Volljährigkeitserklärung wurde er erst offiziell Thronfolger bzw. Zesarewitsch. Nicht alle ihre Kinder werden die Mutter überleben.
    Wie habe ich Maria wahrgenommen? Eine kluge, schüchterne Frau, die sehr anmutig war und für die die Pflichterfüllung sehr weit oben stand. Sie wirkte im Stillen. Russland verdankt ihr u.a. die ersten Mädchengymnasien und die Entstehung einer nationalen Rotkreuz-Gesellschaft.
    „Ich verzeihe die Demütigungen, die man der Souveränin zugefügt hat, aber ich kann die Qualen, die man der Ehefrau auferlegt, nicht verzeihen.“
    Unverständlich, dass sie all die Jahre nie etwas über Alexanders Geliebte und deren gemeinsame Familie gesagt hat. Wie kann sich jemand nur so stark zurücknehmen? Und wie konnte Alexander ihr das antun? Maria muss ihren Mann wirklich zeitlebens geliebt haben, denn anders ist mir das nicht zu erklären.

    Sehr interessant war z.B. die Geschichte von Alexander von Hessen, Marias Bruder, der eine Frau ehelichte, die nicht standesgemäss war und wodurch er während eines Jahres nicht mehr nach Russland reisen durfte. Seine Frau durfte zeitlebens nicht mehr einreisen. Schön, dass er zu seiner Frau gehalten hat.

    Fazit: Eine unwahrscheinliche Fülle von Informationen und Details über Verwandte links und rechts, die mich zum Teil regelrecht erschlagen haben. Ich fühlte mich zudem stellenweise verloren mit den vielen Personen, worunter etliche auch noch gleich heissen (zigfach Marie, Alexander, Nikolaus). Dies und die für meinen Geschmack zu dicht beschriebenen Seiten (das Layout könnte optimiert werden) haben meinen Lesegenuss deutlich geschmälert: 3 Sterne.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mabuerele, 04.05.2017

    Als Buch bewertet

    „...Aber Maria fügte sich. Sie fügte sich immer...“

    Maximiliane Wilhelmine Auguste Sophie Marie von Hessen und bei Rhein war 14 Jahre alt, als der russische Thronfolger Alexander Nikolajewitsch Darmstadt besucht. Er ist von dem jungen Mädchen beeindruckt. Drei Jahre später findet die Hochzeit statt. Marie tritt der russisch-orthodoxen Kirche bei und trägt ab sofort den Namen Maria Alexandrowna.
    Die Autorin hat ein inhaltsreiches Sachbuch geschrieben. Das Buch zeigt von einer exakten und umfangreichen Recherche.
    Zu Beginn gibt es eine kurze Zusammenfassung des Lebens der Kaiserin. Am Ende informiert die Autorin über Spuren, die von der Kaiserin in Kunst, Kultur und Architektur zeugen. Dazwischen wird in 12 Kapiteln vom Leben der Kaiserin erzählt, beginnend mit ihrer Kindheit bei Darmstadt und endend mit ihrem Tod in St. Petersburg.
    Doch das Buch ist weit mehr als eine Lebensbeschreibung. Es erzählt ein Stück europäischer Geschichte. Dazu gehören die komplizierten Verbindungen der Herrscherhäuser. Ich fand es spannend zu lesen, wie oft zum Beispiel deutsche Prinzessinnen noch Russland geheiratet haben. Maries Schwiegermutter stammte aus dem Hause Preussen. Sie nahm sich liebevoll der jungen Frau an und führte sie in die unbekannte Welt ein.
    Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Er ist zwar sehr sachlich gehalten, zeigt aber die Sympathie der Autorin für Marie.
    Sehr genau werden die Verhältnisse in Russland wiedergegeben. Der Krimkrieg und die Schwierigkeit, die Leibeigenschaft abzuschaffen, fallen in die Zeit der Handlung. Reformen werden, wenn überhaupt, nur zögerlich angegangen. Dafür blühen Kunst und Kultur. Es ist die Zeit eines Tolstoj und eines Dostojewski. Die erste Eisenbahnlinie wird zwischen St. Petersburg und Moskau eröffnet. Als Leser erfahre ich, welch gegensätzliche Auffassungen es über die Erziehung des künftigen Herrschers gab. Weltoffenheit oder militärischer Drill standen zur Debatte.
    Obiges Zitat kennzeichnet Marie und wird an verschiedenen Stellen wiederholt. Auflehnung war für sie kein Thema. Sie fand Nischen, um sich einzubringen. Dazu gehörte die Installation von Mädchengymnasien und die Gründung des russischen Roten Kreuzes.
    An vielen Stellen werden Rückblicke in die Vergangenheit eingefügt. Dadurch wird die Geschichte des Hauses Romanow und seine internationalen Verknüpfungen deutlich.
    Gut gefallen hat mir, dass auch die Besucher Russlands Platz im Buch bekamen. Dazu gehörte die Strauss-Kapelle und der Künstler Franz Xaver Winterhalter, dessen Porträt der Kaiserin das Cover ziert.
    Etwa in der Mitte des Buches befinden sich mehrere Fotografien der Protagonisten.
    Im Anhang gibt es unter anderen ein Glossar, ein umfangreiches Personenverzeichnis und eine Zeittafel.
    Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ermöglicht einen Einblick in eine sonst wenig thematisierte Epoche der russischen Geschichte und bettet sie geschickt in die Weltgeschichte. Und es zeigt, dass und warum in dieser Zeit erste Bewegungen entstanden, die später den Weg für die Revolution ebneten.

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