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  • 5 Sterne

    5 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne H., 06.08.2018

    Der grosse Künstler: exzentrisch – egozentrisch
    Bear Bavinsky ist Maler. Spezialisiert hat er sich auf Akte, wobei seine „Spezialität“ Körperausschnitte sind. Nie zeigen seine Werke den ganzen Körper seiner Modelle, sondern nur einen Teil. Einen Arm, die Hände, den Hals. Zumindest die Werke, die man kennt, die überhaupt jemals jemand ausserhalb seines Ateliers zu Gesicht bekommen hat. Denn Bear malt nicht für den Markt, für die Sammler, die Galeristen. Sein erklärtes Ziel ist es, je ein Werk in jedem bedeutenden Museum der Welt zu wissen und so macht er ein Riesengeheimnis aus seiner Malerei und seiner Person, seinem täglichen Tun und seinen Aufenthaltsorten. Ein Exzentriker wie er im Buche – oder eben in diesem Fall an der Staffelei steht. Es erinnert insgesamt ein wenig an den Autor John D. Salinger.
    Dazu besitzt er ein unstetes Gemüt, ist kein verlässlicher Ehemann und Vater, als wären diese alltäglichen Dinge, menschliche Beziehungen und Kommunikation ausserhalb seiner Sphäre, als könne er sie nicht einmal wahrnehmen, da seine Sinne nur auf die Malerei geeicht sind. Und so bringt er es dann im Laufe seines Lebens auf eine stattliche Anzahl Ehefrauen und insgesamt siebzehn Kinder, doch für sie alle interessiert er sich nur sehr kurzfristig, ausser für Charles, genannt Pinch aus dessen Perspektive Rachmans Roman „Die Gesichter“ erzählt wird. Geboren 1950 in Rom während Bears Ehe mit der viel jüngeren Keramikerin Natalie, wird er zu so etwas wie Bears Lieblingssohn – und sogar zu ihm pflegt er nur sporadischen Kontakt, Enttäuschungen sind eigentlich an der Tagesordnung, auch wenn sie manchesmal nicht als solche gesehen werden, weil es zu schmerzhaft wäre. Der Künstlervater, dessen Verhältnis zu seiner Mutter prägt Pinchs gesamtes Leben, seine Interessen, jede Entscheidung, die er im Leben treffen wird: als Jugendlicher zu malen, es zu lassen, in die USA zu gehen, in London als Sprachlehrer zu arbeiten, die Art und Weise wie er Freundschaften und Beziehungen angeht, pflegt und in den Sand setzt – alles ist immer geprägt von dem einmaligen Egozentriker Bear, Bears Aussagen bei den gelegentlichen kurzen Telefonaten, Pinchs Interpretation dessen, den Geschehnissen in der Kunstwelt an sich und Bears Verhalten gegenüber seinen Nachkommen. Pinch hadert, Pinch ist wütend, Pinch manövriert sich irgendwann in eine schwierige Situation, die alles ändert – und rückt damit letztlich seinen eigenen Platz irgendwie zurecht, auch wenn es keiner weiss.
    Tom Rachman ist ein grossartiger Geschichtenerzähler. Seine Bücher sind nicht belanglos und leicht, aber oft in einem leichten, hintergründig humorvollen und zugleich so intelligenten Tonfall gehalten, der mich einfach begeistert. Auch in diesem Werk liegt in den Personen die grosse Stärke. Dem wirklich unglaublich grossen Egoisten Bear, der nur sich, seinen Zeitplan, seine Sicht auf die Dinge überhaupt wahrnimmt. Der ruhige Charles/Pinch, unsicher, leise, jemand der potenzielle Dates zu Hause übt, Natalie, Marsden, Jing – sie alle hat man plastisch vor Augen, ihre Charakterzeichnungen sind so fein und präzise, dass man manchmal glaubt, ihre Mimik beim Lesen wahrnehmen zu können. Sie machen einen mitunter wütend (Bear mit seiner Ignoranz, Charles mit seiner Passivität, Natalie mit ihrer Lethargie) und sie lassen einen mitfühlen. Und das macht „die Gesichter“ zu einem grossen Lesegenuss.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 22.09.2018 bei bewertet

    Wie so oft habe ich Schwierigkeiten mit der Übersetzung des Titels und hier auch mit dem Cover. Das bunte Cover ist zwar ein echter Hingucker, der Maler Bear Bavinski hat aber keine grellbunten Gesichter gemalt, sondern immer nur einzelne Körperteile seiner Aktmodelle, so z. B. einen Arm ein Bein oder vom Gesicht nur ein Kinn. Da der Autor in seinem Buch aber den Sohn Charles (genannt Pinch) und seinen Werdegang in den Vordergrund stellt, hätte der Originaltitel besser gepasst, da Pinch zwar eine grosse künstlerische Begabung hat, sich aber gegen seinen übermächtigen Vater nicht durchsetzen kann und schliesslich Italienischlehrer wird.

    In der Einleitung zum Buch wendet sich der Autor an seine Leser und lässt diese ein klein wenig in seine Seele schauen, was ihn sehr menschlich macht. Das hat mir sehr gefallen.

    Die Erzählform des Buches und den Sprachstil finde ich grandios. Sehr gekonnt bringt der Autor dem Leser seine Protagonisten nahe, mit denen man sich sehr gut auseinandersetzen kann. Im Mittelpunkt steht die Vater/Sohn-Beziehung zwischen Baer und Pinch. Bear ist ein gefeierter Maler, berühmt, egoistisch, nur auf sich bezogen. Er ist mehrmals verheiratet und hat insgesamt 17 Kinder, zu denen er aber keine enge Bindung hat. Einzig Pinch ist ihm nahe und dieser ist bestrebt, den Vorstellungen seines Vaters zu entsprechen. Pinch möchte auch Maler werden, und seine Mutter Natalie, die seine Begabung erkennt, ermuntert ihn, diesen Weg zu gehen. Auch Bear weiss von dem ausserordentlichen Talent seines Sohnes, macht dessen Hoffnung aber mit einem einzigen Satz zunichte. Pinch traut sich danach nichts mehr zu und wird Italienischlehrer.

    Den egoistischen Vater muss man nicht mögen, dem zögerlichen und wenig selbstbewussten Sohn aber fehlt jemand an seiner Seite, der ihn aus seiner selbstgewählten engen Welt herausholt, bis es ihm gelingt, sich vom Vater zu befreien.

    Die ausserordentliche Sprachgewandtheit des Autors und die Kunst, seine Figuren so lebensecht zu skizzieren, haben dieses Buch zu etwas Besonderem gemacht. Die gekonnte Darstellung der Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn hat eine Leseempfehlung verdient.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Herbstrose, 20.08.2018

    Schon als kleiner Junge verehrte Charles seinen Vater über alle Massen. Er sonnte sich gerne im Ruhm von Bear Bavinsky, des bekannten und berühmten Malers, und versuchte stets, ihm nachzueifern. Das änderte sich auch nicht, als dieser auszog und eine neue Familie gründete. Später, als junger Mann, als Charles seine ersten zaghaften Versuche unternahm, ebenfalls zu malen, wurden diese vom Vater gnadenlos als „völlig untalentiert“ beurteilt. So wurde denn aus Pinch, wie ihn seine Eltern stets nannten, ein Lehrer für Italienisch an einer kleinen Londoner Sprachenschule, der aber seinen berühmten Vater weiterhin aus der Ferne bewundert und vergeblich versucht, von ihm Anerkennung und Liebe zu bekommen. Die bekommt er erst, als der nunmehr hochbetagte Bear ihn als Erben und Nachlassverwalter einsetzt. Jetzt hat Pinch die Möglichkeit zu tun, was er schon immer tun wollte …

    „Die Gesichter“ (The Italian Teacher) ist der dritte Roman des 1974 in London geborenen Autors Tom Rachman. Nach seinem Studium der Filmwissenschaften und Journalistik arbeitete er zunächst mehrere Jahre als Auslandskorrespondent in verschiedenen Ländern. Um zu Schreiben entschied er sich später für eine Teilzeitstelle bei der International Herald Tribune in Paris. Heute lebt Rachman in London und Rom.

    Gleich mehrere interessante Themen hat der Autor in diesem Buch vereint. Da ist zunächst die problematische Vater/Sohn-Beziehung: der übermächtige selbstbewusste Vater, ein Künstler, um den sich die Welt zu drehen hat - und der Sohn, ein eher schüchterner, an sich selbst zweifelnder Mann, der zeitlebens um die Liebe seines Vaters buhlt. Ausdrucksvoll und wortgewaltig lässt Rachman den Leser am Konflikt der beiden teilhaben und nimmt ihn mit auf eine emotionale Reise in deren Leben. Es geht ferner um Kunst, Künstler und die Vermarktung ihrer Werke. Wer bestimmt ihren Wert auf dem Kunstmarkt? Muss ein Künstler gegen die guten Sitten verstossen, um Aufmerksamkeit für sein Schaffen zu bekommen? Welchen Einfluss haben Spekulanten, Galeristen und Museen? Ein weiteres Thema behandelt die Moral und das eigene Gewissen. Muss ein Fehler zwangsläufig weitere Vergehen nach sich ziehen oder gebietet es das Verantwortungsbewusstsein, sich dazu zu bekennen?

    Der Schreibstil ist leicht anspruchsvoll und von starker emotionaler Tiefe, das Lesen erfordert daher eine gewisse Konzentration. Dass der Autor sehr gut schreiben kann, ist an den überaus plastisch heraus gearbeiteten Charakteren zu erkennen. Als Leser hat man das Gefühl dabei zu sein, die Personen schon lange zu kennen, an ihrem Leben teilzunehmen und mit ihren Gedanken zu verschmelzen. Die Schicksale berühren tief. Nicht nur der Sohn muss um die Anerkennung seines Vaters kämpfen, auch der Vater hat sich die Bestätigung und das Ansehen auf dem Kunstmarkt zu erkämpfen. Besinnliche, traurige Begebenheiten wechseln sich ab mit heiteren, humorvollen Momenten, so dass hintergründig stets eine gewisse Spannung erhalten bleibt und nie Langeweile aufkommt.

    Fazit: Man sollte sich voll auf das Thema einlassen, um diesen Roman richtig geniessen zu können – dann wird er noch lange in Erinnerung bleiben.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Herbstrose, 20.08.2018 bei bewertet

    aktualisiert am 20.08.2018

    Schon als kleiner Junge verehrte Charles seinen Vater über alle Massen. Er sonnte sich gerne im Ruhm von Bear Bavinsky, des bekannten und berühmten Malers, und versuchte stets, ihm nachzueifern. Das änderte sich auch nicht, als dieser auszog und eine neue Familie gründete. Später, als junger Mann, als Charles seine ersten zaghaften Versuche unternahm, ebenfalls zu malen, wurden diese vom Vater gnadenlos als „völlig untalentiert“ beurteilt. So wurde denn aus Pinch, wie ihn seine Eltern stets nannten, ein Lehrer für Italienisch an einer kleinen Londoner Sprachenschule, der aber seinen berühmten Vater weiterhin aus der Ferne bewundert und vergeblich versucht, von ihm Anerkennung und Liebe zu bekommen. Die bekommt er erst, als der nunmehr hochbetagte Bear ihn als Erben und Nachlassverwalter einsetzt. Jetzt hat Pinch die Möglichkeit zu tun, was er schon immer tun wollte …

    „Die Gesichter“ (The Italian Teacher) ist der dritte Roman des 1974 in London geborenen Autors Tom Rachman. Nach seinem Studium der Filmwissenschaften und Journalistik arbeitete er zunächst mehrere Jahre als Auslandskorrespondent in verschiedenen Ländern. Um zu Schreiben entschied er sich später für eine Teilzeitstelle bei der International Herald Tribune in Paris. Heute lebt Rachman in London und Rom.

    Gleich mehrere interessante Themen hat der Autor in diesem Buch vereint. Da ist zunächst die problematische Vater/Sohn-Beziehung: der übermächtige selbstbewusste Vater, ein Künstler, um den sich die Welt zu drehen hat - und der Sohn, ein eher schüchterner, an sich selbst zweifelnder Mann, der zeitlebens um die Liebe seines Vaters buhlt. Ausdrucksvoll und wortgewaltig lässt Rachman den Leser am Konflikt der beiden teilhaben und nimmt ihn mit auf eine emotionale Reise in deren Leben. Es geht ferner um Kunst, Künstler und die Vermarktung ihrer Werke. Wer bestimmt ihren Wert auf dem Kunstmarkt? Muss ein Künstler gegen die guten Sitten verstossen, um Aufmerksamkeit für sein Schaffen zu bekommen? Welchen Einfluss haben Spekulanten, Galeristen und Museen? Ein weiteres Thema behandelt die Moral und das eigene Gewissen. Muss ein Fehler zwangsläufig weitere Vergehen nach sich ziehen oder gebietet es das Verantwortungsbewusstsein, sich dazu zu bekennen?

    Der Schreibstil ist leicht anspruchsvoll und von starker emotionaler Tiefe, das Lesen erfordert daher eine gewisse Konzentration. Dass der Autor sehr gut schreiben kann, ist an den überaus plastisch heraus gearbeiteten Charakteren zu erkennen. Als Leser hat man das Gefühl dabei zu sein, die Personen schon lange zu kennen, an ihrem Leben teilzunehmen und mit ihren Gedanken zu verschmelzen. Die Schicksale berühren tief. Nicht nur der Sohn muss um die Anerkennung seines Vaters kämpfen, auch der Vater hat sich die Bestätigung und das Ansehen auf dem Kunstmarkt zu erkämpfen. Besinnliche, traurige Begebenheiten wechseln sich ab mit heiteren, humorvollen Momenten, so dass hintergründig stets eine gewisse Spannung erhalten bleibt und nie Langeweile aufkommt.

    Fazit: Man sollte sich voll auf das Thema einlassen, um diesen Roman richtig geniessen zu können – dann wird er noch lange in Erinnerung bleiben.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 25.11.2018

    Die Zurückweisung und die Überwindung

    Tom Rachmans Roman ist lange Zeit genauso wenig nahbar wie der Vater des Protagonisten des Romans. Pinch hat ein schwieriges Verhältnis zu seinem fernen, distanzierten Vater Bear, ein bekannter Maler. Pinch möchte sein wie er. Sein Leben lang versucht Pinch, sich ihm anzunähern, ohne Aussicht, dass das je gelingt. Eine ewige Zurückweisung. Tragisch, weil es etwas verzweifeltes hat.
    Diesen Zustand macht der Autor gut deutlich, zum Beispiel in so einer Szene, wo Pinch verantwortlich für das Vermächtnis seines Vaters sein soll und ein Gemälde zerstört, das ausgerechnet die Hände seiner Mutter zeigte. Pinch kopiert schliesslich das Bild und verkauft es für viel Geld, das er seiner Schwester gibt. Der Beginn für die Überwindung.

    Die Handlung ist über Jahre angelegt, man durchstreift ohne viel Höhepunkte oder Aufregung die achtziger und neunziger Jahre. Die Nuller-Jahre nach Bears Tod hingegen haben eine eigene ruhige Dramatik, die mich ansprach. Da erschliesst sich auch schliesslich der Titel des Buches. Aber den Originaltitel The italian Teacher finde ich noch besser.

    Aus der Sicht des Malers Bear Bavinsky wird nicht erzählt, daher bleibt er für den Leser auch fremd. Dennoch funktioniert das Buch als Künstlerroman, da über die Schattenseiten des Künstlerlebens und der Kunstszene Auskunft gegeben wird.

    Es bleibt als Fazit eine zwar ansatzweise emotionale, aber doch auch ernüchternde Familiengeschichte, jedoch mit einem grandiosen Finale.

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  • 4 Sterne

    Julia L., 30.08.2018 bei bewertet

    Wer definiert Kunst?

    Was oder wer beeinflusst uns mehr und dauerhafter, als die Liebe und Zuneigung unserer eigenen Eltern? Auch wenn wir als erwachsene Menschen gerne denken, vollkommen unabhängig und losgelöst von ihnen zu leben, so sehnen wir uns doch insgeheim immer nach ihrer Anerkennung und Beachtung.

    Wie sehr dieser Wunsch das Leben und die Entscheidungen eines Menschen beeinflussen kann, zeigt "Die Gesichter" wirklich überdeutlich am Beispiel von Charles Bavinski, der Zeit seines Lebens im Schatten des übergrossen, berühmten Maler-Vaters gelebt und nach dessen Anerkennung gestrebt hat.

    Der grosse Maler Bear Bavinski, der sich selbst ständig nach der Akzeptanz der Künstlerwelt sehnt, und dabei die Herzen seiner unzähligen Frauen und Kinder hinter sich zurücklässt, hat keine Ahnung, was er mit seinem unbedachten Urteil dem Gemälde seines Lieblingssohnes gegenüber in dessen Innerem angerichtet hat. Der setzt die Anerkennung seines künstlerischen Talents mit der Liebe des Vaters gleich; sieht einen Weg in dessen Herz nur über seine Gemälde.

    Das aus der Sicht von Charles, kurz Pinch genannt, erzählte Buch beschreibt ein glückloses, unzufriedenes Leben; ein Mensch auf der Suche nach Zugehörigkeit und einem Lebensziel, der sich doch nicht von seinem stets präsenten Vater zu lösen vermag.

    Diese Einblicke in Pinchs Leben wirken teilweise sehr eindringlich und man weiss als Leser selten, ob man ihn nun bemittleiden, bedauern, beglückwünschen oder heftig schütteln sollte.
    Man fühlt sich nicht wohl, eher wie ein Eindringling.

    Dabei liest sich der Text nicht immer wirklich flüssig. Man hat eher das Gefühl, Bruchstücke eines wenig aufregenden Lebens zu erfahren. Manche sind wirklich interessant zu lesen, werden aber oft durch weniger spannende Passagen verknüpft.

    Fazit:
    Letztendlich ist dieses Buch wie eines von Bears Kunstwerken: Der Ausschnitt eines grösseren Ganzen, der einen mitten ins Herz trifft, wenn man es mit dem Herzen betrachtet.

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  • 3 Sterne

    buchverrückt, 29.08.2018

    Der Roman „Die Gesichter“ von Tom Rachman ist die Geschichte von Pinch, der Sohn eines Künstlers und sein Versuch seinen eigenen Weg im Leben zu finden.
    Zunächst beginnt das Buch mit einem tollen und emotionalen Vorwort des Autors.
    Bear Bavinsky, seine Frau Natalie und ihr Sohn Pinch bilden von Anfang an eine merkwürdige Künstlerfamilie. Künstler, ihre Eigenarten und ihre Welt sind mir völlig unbekannt, durch das Buch erlangt man einen sehr guten Blick hinter die Kulissen des Künstleralltags.
    Schnell wird klar, dass Natalie und Pinch völlig im Schatten des grossen Künstlers Bear stehen. Bear wirkt mehr wie ein alternder Rockstar, als ein ernstzunehmender Künstler. Generell sind die Hauptfiguren nicht wirklich sympathisch, was das Buch aber auch interessant macht. Es ist fast schon traurig, wie sehr alle um Bears Gunst ringen.
    Der Beginn des Buches ist etwas langwierig und es ist mühsam in die Geschichte zu finden und den Handlungsstrang zu erkennen. Als Pinch sein Studium beginnt und seinen Freund Marsden und seine Freundin Barrows kennen lernt, nimmt das Buch an Fahrt an. Vielleicht auch, weil Bear zunächst nicht mehr aktiv in Erscheinung tritt.
    Pinch versucht die Liebe und Anerkennung seines Vaters über die Kunst zu erlangen, dies macht Bear recht schnell zunichte, als er seinem Sohn mit einfachen Worten erklärt, dass er kein Künstler ist und seine Malerei nichts taugt. Wie schwer muss so ein Verhalten für Pinch sein? Bear ist eine rücksichtslose, egoistische Hauptfigur. Ihm ist nicht bewusst, was er seinem Sohn antut und wie sehr dies das ganze Leben von Pinch beeinflusst. Pinch ist nicht wirklich ein Sympathieträger, dennoch entwickelt er sich sehr stark im Buch. Er ist gefangen zwischen Mutter, Vater, dem Doppelleben seines Vaters und seinen zahlreichen Halbgeschwistern. Pinch himmelt seinen Vater an, er ist sein Idol und er lässt keine kritischen Worte über ihn zu. Als Leser hofft man, dass der Sockel auf den Pinch seinen Vater stellt, bröckelt und Pinch endlich sein eigenes Leben und seine eigene Identität finden kann. Rachman schafft es die Persönlichkeit Pinchs herauszustellen und immer mehr vom Vater zu lösen.
    Das Buch gewährt eine interessante Sicht auf die Welt der Künstler, die ohne die Anerkennung anderer zugrunde gehen würden und die von Aufmerksamkeit, Anerkennung und Labilität geprägt ist.
    Insgesamt ist der Roman sehr langatmig, es lohnt sich aber dennoch dabei zu bleiben und die Entwicklung zu verfolgen. Es geht um wichtige Themen, wie die bedingungslose Liebe zur Familie, der Weg zu sich selbst, die Anerkennung anderer und die Loslösung von äusseren Vorgaben. Die Idee des Buches ist sehr gut, der Schreibstil von Tom Rachman wie immer sehr gut, die Handlungsstränge sind durchdacht, aber so überzeugen, wie seine vorherigen Bücher konnte es mich nicht.

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  • 3 Sterne

    Maria B., 13.10.2018

    Keine leichte Lektüre
    Bear Bavinsky ist ein alles beherrschender, egoistischer Künstlervater, der gern im Angebot der Weiblichkeit wildert und insgesamt 17 Kinder mit verschiedenen Müttern zeugt. Er fegt die Hoffnungen seines begabten Sohnes Charles, Pinch genannt, mit einem einzigen beiläufig hingeworfenen Satz hinweg. Es geht in Tom Rachmans Roman "Die Gesichter" aber auch um die Welt der Kunst, in die man einen tiefen Einblick erhält. Etliche Ausflüge in die Philosophie sind ebenfalls mit dabei.
    In der Übersetzung heisst Pinch unter anderem Schwierigkeit, Not, Klemme. Und das ist der Protagonist zu Beginn auch: Er steckt quasi unter dem Stiefelabsatz seines berühmten Vaters, der als Ehemann und Partner ebenso unzuverlässig ist. Der Leser vermutet zu Beginn, dass Pinch, nachhaltig niedergeschmettert, es nie zu etwas bringen wird. Doch mit dem Tod seines Vaters und indem er nun sein Nachlassverwalter wird, wendet sich die Situation für ihn grundlegend, und er handelt in der Folge in überraschender Weise.
    Ziemlich zäh waren die ersten 120 Seiten für mich. Etliche Längen hätten mich im ersten Drittel beinahe veranlasst, das Buch nicht weiter zu lesen. Doch es hat sich gelohnt, durchzuhalten, denn die Handlung nimmt dann rasch an Fahrt auf, und Rachman entpuppt sich als recht guter Erzähler. Vor allem, was sich im Gefolge der Künstler abspielt, bei Kritikern und Galeristen, erst bei den weniger Begüterten, dann in der reichen Kunstwelt, ist durchaus lesenswert. Die Sympathien sind nicht unbedingt bei Bear, vielmehr bei Pinch und seiner Mutter, die sich erstaunlich gut in ihre Rolle fügt. Insgesamt eine bedrückende Lektüre, die ich gern wieder aus der Hand gelegt habe.

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  • 3 Sterne

    CanYouSeeMe, 07.10.2018 bei bewertet

    Mit einer einzigen beiläufigen Bemerkung wischt Bear Bavinsky jede Hoffnung seines Lieblingssohnes Pinch beiseite, auch nur halb so viel Talent zu haben wie er. Desillusioniert zieht es Pinch raus in die Welt, in Kanada versucht er sich an einer Biografie über Bear, als Italienischlehrer in London hat er es fast geschafft zu vergessen, dass auch er einmal Grosses vorhatte. Seine wahre Begabung findet er schliesslich doch noch, und er schmiedet einen schier unmöglichen Plan, nicht nur sein eigenes Leuchten zu entfalten, sondern auch das Andenken seines Vaters zu retten.

    Die Handlung zieht sich über das gesamte Leben von Pinch. Man lernt ihn als kleinen Jungen kennen und begleitet ihn, mit einigen zeitlichen Sprüngen, durch sein gesamtes Leben. Richtig fesseln konnte mich das Buch aber nicht. Die Erzählungen plätscherten teilweise so vor sich hin, scheinbar ohne jegliches Ziel. Mit Pinch selbst (und auch mit seinem Vater Bear) bin ich nicht so recht warm geworden.
    Pinch als Protagonist war mir ein wenig zu farblos (im Gegensatz zu dem wirklich tollen Cover des Buches). Ich konnte seine Persönlichkeit nicht ganz greifen und so war es mir ab spätestens der Hälfte des Buches auch egal, wie es mit ihm weiter geht.
    Dennoch habe ich das Buch zu Ende gelesen. Insgesamt hatte das Buch ein gewisses Etwas, das ich nicht gut in Worte fassen kann, das mich am Ball hat bleiben lassen.

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  • 3 Sterne

    CanYouSeeMe, 07.10.2018

    Mit einer einzigen beiläufigen Bemerkung wischt Bear Bavinsky jede Hoffnung seines Lieblingssohnes Pinch beiseite, auch nur halb so viel Talent zu haben wie er. Desillusioniert zieht es Pinch raus in die Welt, in Kanada versucht er sich an einer Biografie über Bear, als Italienischlehrer in London hat er es fast geschafft zu vergessen, dass auch er einmal Grosses vorhatte. Seine wahre Begabung findet er schliesslich doch noch, und er schmiedet einen schier unmöglichen Plan, nicht nur sein eigenes Leuchten zu entfalten, sondern auch das Andenken seines Vaters zu retten.

    Die Handlung zieht sich über das gesamte Leben von Pinch. Man lernt ihn als kleinen Jungen kennen und begleitet ihn, mit einigen zeitlichen Sprüngen, durch sein gesamtes Leben. Richtig fesseln konnte mich das Buch aber nicht. Die Erzählungen plätscherten teilweise so vor sich hin, scheinbar ohne jegliches Ziel. Mit Pinch selbst (und auch mit seinem Vater Bear) bin ich nicht so recht warm geworden.
    Pinch als Protagonist war mir ein wenig zu farblos (im Gegensatz zu dem wirklich tollen Cover des Buches). Ich konnte seine Persönlichkeit nicht ganz greifen und so war es mir ab spätestens der Hälfte des Buches auch egal, wie es mit ihm weiter geht.
    Dennoch habe ich das Buch zu Ende gelesen. Insgesamt hatte das Buch ein gewisses Etwas, das ich nicht gut in Worte fassen kann, das mich am Ball hat bleiben lassen.

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  • 3 Sterne

    wusl, 27.08.2018 bei bewertet

    Pinch und sein Vater haben eine sehr schwierige Beziehung. Eine, in der viele Missverständnisse und falsche Vorstellungen vom andere herumgeistern. Der Vater ist berühmt und er kreist um sich selber, hatte nie Zeit für den Sohn oder erwartete von ihm Dinge, die dieser nicht erfüllen konnte. Pinch fühlte sich immer zurückgesetzt und nicht angenommen. Ein Buch, in welchem die Protas aneinander vorbeireden oder miteinander uneins sind. Eltern-Kind-Beziehungen sind oft schwierig. Davon handelt die Geschichte.
    Das Cover ist sehr bunt und ich frage mich, warum man dieses für die Geschichte gewählt hat, denn die ist eher düster und dunkel und nicht hell oder farbenfroh.

    Ich glaube, das Buch war nicht mein Fall, weil ich selber im Augenblick eher etwas Positives brauche. Man fragt sich, warum der Vater überhaupt ein Kind wollte und warum er trotz seiner Intelligenz nicht auf seinen Sohn zugehen kann oder will.

    Selbst erwachsen ist Pinch immer das Kind, das nach der Liebe und Aufmerksamkeit des Vaters giert.

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  • 3 Sterne

    kuddel, 01.10.2018 bei bewertet

    eher farblos
    Auf den Roman "Gesichter" von Tom Rachmann war ich sehr gespannt. Das tolle farbenfrohe Cover und die Leseprobe waren vielversprechend. Vielleicht lag die Latte durch die Erwartungen etwas zu hoch, denn das Lesen des Buches hat mir in weiten Strecken leider nicht gefallen. Die Vater-Sohn Beziehung als zentrales Thema hat mich teilweise nicht berührt, vieles blieb zu oberflächlich. Die Person des Vaters Bear als egozentrischer Ausnahmekünstler wurde überzeugend dargestellt und ausgebreitet, vielleicht ist es auch Absicht des Autors, das der Sohn etwas blass in der Darstellung dahinter blieb. Schon Pinchs Mutter konnte sich nicht gegen Bears Ego durchsetzen, sie liess sich klein machen, damit er noch heller strahlen konnte. So verwundert es nicht, dass sie dem Sohn kein ausreichendes Selbstwertgefühl vermitteln konnte. Die weiteren Charaktere wurden nicht besonders aufwendig gestaltet. Hier ist kein bleibender Eindruck entstanden.

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  • 2 Sterne

    Benne, 30.07.2018

    Belanglose Lebensgeschichte oder gefeiertes Künstlerdrama?

    Dieser Roman ist das beste literarische Beispiel dafür, dass etwas von aussen wunderschön sein kann und im gleichen Moment von innen unansehnlich. „Die Gesichter“ fängt durch das farbenfrohe Cover die Blicke und verführt dazu, die Story kennenlernen zu wollen, von der man erwartet, dass sie genau so abwechslungsreich, lebhaft und prächtig ist. Leider kann der neueste Roman von Tom Rachman diese Erwartungen meiner Meinung nach nicht erfüllen.

    „Die Gesichter“ (im Original „The Italian Teacher“) beginnt in den 1950er Jahren und handelt von Bear Bavinsky, einem fiktiven, exzentrischen Künstler. Tatsächlich steht aber Bears Sohn Charles, liebevoll „Pinch“ genannt, im Mittelpunkt des Geschehens. Er befindet sich - seit er zu Beginn des Buches fünf ist - im Schatten seines Vaters und versucht mit dessen Ruhm zurechtzukommen. Pinchs Angst, dass Bears Erfolg ihm väterliche Verachtung oder Ignoranz einbringt, begleitet ihn noch viele Jahrzehnte.

    Die Handlung an sich ist auf der einen Seite belanglos und blass, auf der anderen Seite geht sie viel zu schnell vonstatten. Die Passagen aus Pinchs Leben ziehen am Leser blitzschnell vorbei, sodass der Plot sehr gehetzt dahingeschrieben wirkt. Teilweise fühlt es sich an als würden Stellen fehlen, als wäre bereits zu viel gekürzt, als hätte der Autor wichtige Abschnitte ausser Acht gelassen. Der Titel „Die Gesichter“ nimmt nur auf ca. 10% der Handlung Acht. Im Original bezieht sich der Titel auf die Figur von Pinch und was er eigentlich in seinem Leben verkörpert. Ein abstrakter deutscher Titel, der leider der Handlung nicht gerecht wird.

    Die Beziehung zwischen Bear und Pinch steht im Vordergrund. Man nimmt eine ständige Auf– und Abbewegung dieser Beziehung war, nichts hat Hand und Fuss, was zwischen den beiden geschieht. Ausnahmslos alle Nebencharaktere des Romans sind flach gezeichnet und verlassen das Geschehen genauso schnell wieder wie sie hineingelangt sind. Die Partnerschaften und innigen Verhältnisse zwischen den Personen bauen sich überstürzt auf, nachdem sie ohne jeglichen Hintergrund starten. Die Dynamik des Buches ist anfangs noch zu spüren, lässt aber genauso rapide nach wie die Lust am Lesen, da man nur Dialoge geboten bekommt, die nichtssagend und leer sind.

    Rachmans Schreibstil wirkte zu Beginn extrem hochtrabend, seine Umschreibungen ziellos. Hin und wieder schafft er es, eine angespannte Atmosphäre aufzubauen, die schnell abebbt und in ereignislosem und laschem Geschwafel endet. Ich habe nichts Besonderes an der Sprache des Romans feststellen können, sie hat mich weder berühren können, noch hat sie geholfen, dass ich mit einer Person mitfühlen konnte.

    „Die Gesichter“ ist ein negatives Paradebeispiel für die Aussage „Bewerte niemals ein Buch nach seinem Cover“. Die Gestaltung zähle ich zu den schönsten, die ich bisher gesehen habe. Das Cover baut mit seiner Farbenpracht eine deutliche Verbindung zu dem künstlerischen Inhalt des Buches auf. Eindrucksvoll ist das Design des Rohmanuskripts, welches im unteren Viertel nicht mit Farbschlieren geziert ist, sondern mit Bleistift-/ Kohlestrichen, die dem Buch bereits von aussen die Unvollständigkeit ansehen lassen. Dieses durchdachte Merkmal ist mir sehr positiv aufgefallen. In der Buchhandlung wird das innerlich und äusserlich ausgereifte Hardcover ein echter Hingucker sein.

    Ich wünschte mir „Die Gesichter“ hätte 50 Seiten mehr, die mir Erklärungen liefern könnten, die mir während des Lesens gefehlt haben. Dieser Wunsch rückt aber in den Hintergrund, wenn ich bedenke, dass mich die Handlung gelangweilt hat und 50 Seiten mehr das Lesen zu einer Qual gemacht hätten. Der Roman war eine Enttäuschung – vor allem wenn man bedenkt, wie vielversprechend sich die Pressestimmen ausdrücken. Leider hat mich „Die Gesichter“ nicht emotional berührt, geschockt, auf ganzer Strecke nicht einmal interessiert. Es hat mir keinerlei Botschaft mitgegeben oder irgendeinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilli33, 31.08.2018 bei bewertet

    Eine verzwickte Vater-Sohn-Beziehung

    Inhalt:
    Charles Bavinsky, genannt Pitch, wächst im Schatten seines charismatischen Vaters Bear Bavinsky auf, der ein bedeutender Maler ist. Ausser seiner Kunst zählt für Bear nicht viel. Das bekommen auch Pinch und seine Mutter Natalie zu spüren. Trotzdem oder gerade deswegen versucht Pinch sein Leben lang, die Anerkennung seines Vaters zu erringen. Pinchs Bermühungen, ebenfalls zu malen, werden von Bear einfach weggewischt. In der Folge versucht sich Pinch als Kunsthistoriker und als Italienischlehrer, probiert einen Spagat zwischen Vater und Mutter und kommt doch auf keinen grünen Zweig. Bis ihm schliesslich der grosse Coup gelingt …

    Meine Meinung:
    Trotz sehr interessanter Ausgangslage hatte ich anfangs Schwierigkeiten, mich mit diesem Roman anzufreunden. Die Einführung der Protagonisten ging mir einerseits zu langsam und etwas langatmig, andererseits zu distanziert vonstatten. Doch mit jeder Seite nahm die Erzählung mehr Fahrt auf und konnte mich immer stärker fesseln. Störten mich zu Beginn noch die Zeitsprünge, die einen immer wieder ins kalte Wasser warfen, noch etwas, lernte ich bald, damit umzugehen und mir die Entwicklung dazwischen selbst zu denken.

    Pinch war mir von Anfang an sympathisch, gerade weil er nicht als etwas Besonderes daherkommt. Er wirkt wie du und ich, macht immer wieder Fehler und ihm passieren Missgeschicke, wie wohl jeder sie kennt. Und dass er um die Liebe und Anerkennung seines Vaters kämpft, konnte ich auch gut verstehen. Ich freute mich mit Pinch über jeden positiven Aspekt seines Lebens, über seine Freunde Marsden, Barrows und seine Halbschwester Birdie, die im Laufe seines Lebens sehr wichtig für ihn werden. Und manchmal hätte ich ihn schütteln können für seine Zögerlichkeit, für sein Verhuschtsein.

    Je weiter der Roman fortschreitet, desto intensiver habe ich die Beziehung zwischen Pinch und Bear empfunden. Auch über riesige Entfernungen hinweg ist sie zu spüren. Und bei aller Ablehnung von Bear, die unweigerlich immer wieder eintritt, merkt man doch, dass da auch von seiner Seite Gefühle vorhanden sind. Eine ganz schön verzwickte Vater-Sohn-Beziehung, fesselnd geschrieben und toll zu lesen.

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  • 5 Sterne

    1 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne M., 07.08.2018 bei bewertet

    Aus mir wurde, was ich verdient habe
    In Tom Rachmans drittem Roman “Die Gesichter“ ((Originaltitel: “The Italian Teacher“ ) geht es um eine ganz besondere Vater-Sohn-Beziehung. Bear Bavinsky, der berühmte Maler, lebt nur wenige Jahre in Rom mit seiner dritten Ehefrau Natalie und seinem Sohn Charles , genannt Pinch, zusammen, bevor er sie für eine andere Frau verlässt, mit der er bereits Kinder hat. Natalie ist Töpferin und will sich ebenfalls als Künstlerin durchsetzen. Ihr Mann fördert diese Bestrebungen nicht, sondern hindert sie an ihrer künstlerischen Entfaltung. Charles liebt und bewundert seinen Vater. Ein Leben lang wird er versuchen, seine Liebe und Anerkennung zu erringen. Er ist der eigentliche Protagonist des Romans. Beginnend im Jahr 1950 bis zu seinem Tod im Jahr 2018 wird sein Leben im Schatten des grossen Mannes erzählt. Für Bear Bavinsky ist nur er selbst wichtig. Seiner Kunst muss sich alles andere unterordnen. Birdie, eines seiner siebzehn Kinder, wird nach seinem Tod formulieren „Ach, Daddy. Die Kunst war so viel besser als der Mensch.“ (S. 364). Auch Charles will Maler werden, und seine Mutter hält ihn für sehr talentiert. Sein Vater Bear beendet jedoch nach einem flüchtigen Blick auf ein Bild seines Sohnes diese Ambitionen mit einem einzigen grausamen Satz: “…aber ich muss dir sagen, Kiddo, ein Maler bist du nicht, und du wirst auch nie einer werden.“ (S. 99). In Wirklichkeit duldet er lediglich keine Konkurrenz und schon gar nicht aus der eigenen Familie. Gegen Ende seines Lebens, als es für alles fast zu spät ist, macht er Charles zu seinem Nachlassverwalter und betont seine besondere Stellung in der Reihe seiner Nachkommen. Geprägt von einem egozentrischen Giganten mit zahlreichen Ehefrauen und unzähligen Geliebten bleibt für Charles bis dahin jedoch nur ein Leben in der Mittelmässigkeit, ein immerwährendes Scheitern in privaten Beziehungen und in seinem beruflichen Werdegang. Er wird nicht Künstler, auch nicht Kunsthistoriker und Biograph seines Vaters, sondern Lehrer für Italienisch an einer unbedeutenden Londoner Sprachschule. Am Ende bleiben ihm Marsden McClintock, ein Freund aus der Studienzeit, und Kollegin Jing aus der Sprachschule. Sie sind die einzigen ausser dem Leser, die wissen, dass Charles schliesslich einen nicht ganz ungefährlichen Weg gefunden hat, sich selbst seinen Wert zu beweisen. Er sucht keinen Schuldigen für sein lebenslanges Versagen.
    Der Roman zeichnet jedoch nicht nur exemplarisch das Leben eines Sohnes im Schatten eines übermächtigen Vaters nach. Es geht auch um eine Vielzahl anderer Themen. Steht der bedeutende Künstler über der Moral und kann rücksichtslos tun und lassen, was er will? Was ist Kunst, und wer bestimmt ihren Wert? Welche Rolle spielen dabei Galeristen und alle anderen, die mit der Kunst Geschäfte machen? Wie wichtig ist Authentizität?
    Mir hat der Roman sehr gut gefallen, und ich habe mich keinen Augenblick gelangweilt. Neben Einblicken in die Kunstwelt gibt es sehr traurige Episoden, aber auch Humor und Bonmots wie die Aussage, dass Leute mit Geld über Kunst reden, Künstler dagegen nur über Geld. Ein sehr empfehlenswerter Roman.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    skiaddict7, 08.10.2018

    Die Suche nach Anerkennung

    „Den gefeierten Künstler – der nur sein Werkzeug benötigt und nichts weiter von der Welt will -, den gibt es nicht, hat es vielleicht nie gegeben.“

    In diesem Meisterwerk erzählt Tom Rachmann das Leben von Charles „Pinch“ Bavinsky, vom Kleinkind (1955) bis 2018. Pinch wird als Sohn eines amerikanischen Malers und einer kanadischen Töpferin in Italien geboren. Sein ganzes Leben strebt er nach der Gunst des Vaters Bear Bavinsky. Dieser bleibt meist unnahbar, beschäftigt entweder mit seiner Kunst oder mit Frauen. Eine Affäre nach der anderen, eine Ehe nach der anderen, fast 20 Kinder… Als der Vater die Familie verlässt stürzt dies die Mutter in eine Depression. Charles muss früh erwachsen werden. Er ist entschlossen, ebenfalls ein grosser Künstler zu werden, dem Vater nachzueifern, um endlich dessen Stolz zu erlangen – doch dieser beachtet ihn nicht und erstickt seine Versuche, Bilder zu malen, praktisch im Keim. Die Jahre vergehen, Charles wird erwachsen. Alle paar Jahre kommt es zu lang antizipierten Treffen mit dem Vater. Jedes Mal schafft er es, Charles Leben auf eine andere Art und Weise zu ruinieren. Doch der liebende Sohn, der sich die Anerkennung des Vaters mehr als alles andere wünscht, ist hierfür blind. Und so verfolgen wir Charles sein ganzes Leben. Studium, gescheiterte Beziehungen, schliesslich das Niederlassen als Sprachlehrer in London.

    Anfangs war ich nicht sicher, was ich von der Geschichte halte, der Erzähler scheint teilnahmslos und distanziert. Dennoch schafft Rachmann, eine komplex versponnene Geschichte zu erzählen, ohne dem Leser zu viel an Meinung in den Mund zu legen, so dass sich jeder seine eigene Meinung über die verschiedenen Beziehungen zwischen den Charakteren bilden kann. Die Protagonisten sind sehr lebensnah und gut aufgebaut. Der Kunst-Aspekt bringt interessante Gedanken zu Tage. Es gefiel mir, Charles sein ganzes Leben lang zu verfolgen – viele Abschnitte regen zum Nachdenken an oder machen traurig. Im Gesamten ein grossartiges Werk. Klare Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

    3 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilli33, 31.08.2018

    Eine verzwickte Vater-Sohn-Beziehung

    Inhalt:
    Charles Bavinsky, genannt Pitch, wächst im Schatten seines charismatischen Vaters Bear Bavinsky auf, der ein bedeutender Maler ist. Ausser seiner Kunst zählt für Bear nicht viel. Das bekommen auch Pinch und seine Mutter Natalie zu spüren. Trotzdem oder gerade deswegen versucht Pinch sein Leben lang, die Anerkennung seines Vaters zu erringen. Pinchs Bermühungen, ebenfalls zu malen, werden von Bear einfach weggewischt. In der Folge versucht sich Pinch als Kunsthistoriker und als Italienischlehrer, probiert einen Spagat zwischen Vater und Mutter und kommt doch auf keinen grünen Zweig. Bis ihm schliesslich der grosse Coup gelingt …

    Meine Meinung:
    Trotz sehr interessanter Ausgangslage hatte ich anfangs Schwierigkeiten, mich mit diesem Roman anzufreunden. Die Einführung der Protagonisten ging mir einerseits zu langsam und etwas langatmig, andererseits zu distanziert vonstatten. Doch mit jeder Seite nahm die Erzählung mehr Fahrt auf und konnte mich immer stärker fesseln. Störten mich zu Beginn noch die Zeitsprünge, die einen immer wieder ins kalte Wasser warfen, noch etwas, lernte ich bald, damit umzugehen und mir die Entwicklung dazwischen selbst zu denken.

    Pinch war mir von Anfang an sympathisch, gerade weil er nicht als etwas Besonderes daherkommt. Er wirkt wie du und ich, macht immer wieder Fehler und ihm passieren Missgeschicke, wie wohl jeder sie kennt. Und dass er um die Liebe und Anerkennung seines Vaters kämpft, konnte ich auch gut verstehen. Ich freute mich mit Pinch über jeden positiven Aspekt seines Lebens, über seine Freunde Marsden, Barrows und seine Halbschwester Birdie, die im Laufe seines Lebens sehr wichtig für ihn werden. Und manchmal hätte ich ihn schütteln können für seine Zögerlichkeit, für sein Verhuschtsein.

    Je weiter der Roman fortschreitet, desto intensiver habe ich die Beziehung zwischen Pinch und Bear empfunden. Auch über riesige Entfernungen hinweg ist sie zu spüren. Und bei aller Ablehnung von Bear, die unweigerlich immer wieder eintritt, merkt man doch, dass da auch von seiner Seite Gefühle vorhanden sind. Eine ganz schön verzwickte Vater-Sohn-Beziehung, fesselnd geschrieben und toll zu lesen.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bookslove1511, 26.08.2018

    In seinem neuen Roman „Die Gesichter“ erzählt Tom Rachman von einer Künstlerfamilie. Der Vater Bear Bavinsky ist eine gefeierte, zeitweise berühmte Maler, hat zahlreiche Exfrauen und 17 Kinder. Von seiner dritte Ehefrau Nathalie -ist eine gescheiterte Töpferin hat er seiner Lieblings Sohnemann Charles, genannt Pinch. Pinch ist ein sehr gutmütiger Sohn und liebt seinen Vater abgöttisch und will unbedingt in seine Fussstapfen treten. Was er von seinem Vater gelernt hat, bringt er in die Praxis und so schuftet er in jeder freier Minute in dem Atelier und malt Bilder. Seiner Mutter unterstützt ihn mit allen Kräften, sein Vater dagegen mit einer einzigen Bemerkung wischt er jede Hoffnung beiseite. Zu Boden zerstört zieht es Pinch raus in die Welt, als Italienischlehrer hat er auch fast vergessen, dass er auch einmal grosses vorhatte, aber nur fast.

    Das Cover gefällt mir sehr, die bunte durcheinander laufender Farben spiegelt sich, auch den Inhalt. Ja, ich finde das ist eine chaotische Geschichte. Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Schreibstil, zwar gegen Ende gewöhnt man sich aber bis dahin ist es sehr schleppend und langatmig. Die Protagonisten kommen sehr unsympathisch rüber und viele Nebencharaktere macht das lesen noch schwerer. Die Ideen und ernsthafte Themen sind gut umgesetzt aber die Handlung ist bei einigen stellen sehr zäh und überflüssig. Das war leider gerade nicht mein Buch. Man kann zwar diese Geschichte gelesen haben aber ein muss ist es nicht.

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Beate S., 08.10.2018 bei bewertet

    Warmherziges Sittengemälde
    In seinem neuem Roman „Die Gesichter“ lotet der Autor Tom Rachman eine aufregende Vater-Sohn Beziehung mit viel psychologischem Spürsinn aus, wirft dabei einen warmherzig-kritischen Blick auf einen Ausnahmekünstler mit dem ihn umgebenden Kunstapparat und schafft mit Leichtigkeit und wie nebenbei eine spannungsgeladene, äusserst lesenswerte und wirklich grandiose Geschichte.

    Bear Bavinsky, gefeierter Ausnahmekünstler, schillernde und exzessive Gestalt, Vater vieler Kinder und Mann zahlreicher Frauen, ist der leuchtende Mittelpunkt im Leben seines Lieblings-Sohnes Pinch. Bear malt wie besessenen mit grossem Erfolg, verbrennt viele seiner Bilder, die ihn nicht zufrieden stellen, lebt Beziehungen zu seinen Frauen und Kindern immer solange, wie sie nicht kompliziert werden. Sein erklärter Lieblingssohn bewundert ihn und eifert ihm nach, doch mit einer einzigen Bemerkung über ein Gemälde von Pinch zerstört Bear alle Hoffnungen seines Sohnes auf ein Künstlerleben. Desillusioniert gibt Pinch das Malen für lange Zeit auf, träumt aber immer davon, seinem Vater menschlich und künstlerisch nahe zu sein. Und auch wenn es ihm gelingt, aus dem grossen Kreis seiner Halbgeschwister derjenige zu bleiben, den der Vater zu seinem Lieblingskind und Nachlassverwalter bestimmt, steht er lange Zeit im übergrossen Schatten seines Vaters hintenan. Letztlich schlägt er sich als Lehrer an einer zweitklassigen Sprachschule in London durchs Leben. Nach dem Tod seines Vaters trifft Pinch eine ungeheuerliche Entscheidung und erreicht auf völlig überraschende Weise endlich das eigene innere Leuchten.

    Die äusserst komplexe Vater-Sohn-Beziehung steht im Mittelpunkt der Geschichte. Bear als unglaublicher Charakter, talentiert und übermächtig, hält zwar in Bezug auf sein Leben und das seines Sohnes die Fäden in der Hand, ist allerdings als Familienmensch und Vater ein totaler Versager. Pinch, lange Jahre in seinem Schatten stehend und sprichwörtlich von seinen Tischabfällen lebend, lechzt immer wieder nach der Anerkennung von Bear, will dieser grossen warmen Sonne um jeden Preis nahe sein, auch nachdem Bear sich neuen Frauen und Familien zuwendet. Es ist erstaunlich tiefsinnig beschrieben, was Pinch zu diesem Zweck auf sich nimmt, wie wenig er eigenes Licht ausstrahlt und wie lange er ohne es wirklich zu merken eigene Interessen komplett hintenan stellt. Umso erstaunlicher und für mich auf sehr überraschende und skurrile Art geschieht seine Emanzipation gegenüber dem mächtigen Vater nach dessen Tod.

    Auch Bear muss um Anerkennung kämpfen auf künstlerischem Gebiet. Und das ist das zweite äusserst spannende Thema, dem sich der Autor zuwendet: der Kunstmarkt mit vielen Licht- und Schattenseiten, kapitalistischen Denkweisen versus wahrer Leidenschaft, Vermarktung, Spekulation und unzähligen skurrilen Galeristen, Sammlern, Journalisten. Was macht einen Künstler aus, genügt Talent für Erfolg oder braucht er Aufmerksamkeit durch Skandale und Ausschweifungen? Welche Hebel kann man manipulativ in Bewegung setzen?

    Es ist grandios, wie warmherzig Tom Rachman seine Figuren beschreibt, wie nahe er den Leser an sie heran lässt, wie miteifernd und mitfühlend man die Geschichte dadurch verfolgt. Wortgewaltig und emotionsgeladen sind die zwischenmenschlichen Konflikte, manchmal skurril und oft mit erstaunlichem Witz geschrieben. Tief berührend ist das Schicksal von Pinch, der zeitlebens um Anerkennung buhlt. Tom Rachman kann grossartig schreiben und hat eine wirklich gute, anspruchsvolle, emotionsgeladene, spannende und erstaunlich moralische Geschichte zu erzählen, wenn man sich ganz darauf einlässt.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cosmea, 07.08.2018

    Aus mir wurde, was ich verdient habe
    In Tom Rachmans drittem Roman “Die Gesichter“ ((Originaltitel: “The Italian Teacher“ ) geht es um eine ganz besondere Vater-Sohn-Beziehung. Bear Bavinsky, der berühmte Maler, lebt nur wenige Jahre in Rom mit seiner dritten Ehefrau Natalie und seinem Sohn Charles , genannt Pinch, zusammen, bevor er sie für eine andere Frau verlässt, mit der er bereits Kinder hat. Natalie ist Töpferin und will sich ebenfalls als Künstlerin durchsetzen. Ihr Mann fördert diese Bestrebungen nicht, sondern hindert sie an ihrer künstlerischen Entfaltung. Charles liebt und bewundert seinen Vater. Ein Leben lang wird er versuchen, seine Liebe und Anerkennung zu erringen. Er ist der eigentliche Protagonist des Romans. Beginnend im Jahr 1950 bis zu seinem Tod im Jahr 2018 wird sein Leben im Schatten des grossen Mannes erzählt. Für Bear Bavinsky ist nur er selbst wichtig. Seiner Kunst muss sich alles andere unterordnen. Birdie, eines seiner siebzehn Kinder, wird nach seinem Tod formulieren „Ach, Daddy. Die Kunst war so viel besser als der Mensch.“ (S. 364). Auch Charles will Maler werden, und seine Mutter hält ihn für sehr talentiert. Sein Vater Bear beendet jedoch nach einem flüchtigen Blick auf ein Bild seines Sohnes diese Ambitionen mit einem einzigen grausamen Satz: “…aber ich muss dir sagen, Kiddo, ein Maler bist du nicht, und du wirst auch nie einer werden.“ (S. 99). In Wirklichkeit duldet er lediglich keine Konkurrenz und schon gar nicht aus der eigenen Familie. Gegen Ende seines Lebens, als es für alles fast zu spät ist, macht er Charles zu seinem Nachlassverwalter und betont seine besondere Stellung in der Reihe seiner Nachkommen. Geprägt von einem egozentrischen Giganten mit zahlreichen Ehefrauen und unzähligen Geliebten bleibt für Charles bis dahin jedoch nur ein Leben in der Mittelmässigkeit, ein immerwährendes Scheitern in privaten Beziehungen und in seinem beruflichen Werdegang. Er wird nicht Künstler, auch nicht Kunsthistoriker und Biograph seines Vaters, sondern Lehrer für Italienisch an einer unbedeutenden Londoner Sprachschule. Am Ende bleiben ihm Marsden McClintock, ein Freund aus der Studienzeit, und Kollegin Jing aus der Sprachschule. Sie sind die einzigen ausser dem Leser, die wissen, dass Charles schliesslich einen nicht ganz ungefährlichen Weg gefunden hat, sich selbst seinen Wert zu beweisen. Er sucht keinen Schuldigen für sein lebenslanges Versagen.
    Der Roman zeichnet jedoch nicht nur exemplarisch das Leben eines Sohnes im Schatten eines übermächtigen Vaters nach. Es geht auch um eine Vielzahl anderer Themen. Steht der bedeutende Künstler über der Moral und kann rücksichtslos tun und lassen, was er will? Was ist Kunst, und wer bestimmt ihren Wert? Welche Rolle spielen dabei Galeristen und alle anderen, die mit der Kunst Geschäfte machen? Wie wichtig ist Authentizität?
    Mir hat der Roman sehr gut gefallen, und ich habe mich keinen Augenblick gelangweilt. Neben Einblicken in die Kunstwelt gibt es sehr traurige Episoden, aber auch Humor und Bonmots wie die Aussage, dass Leute mit Geld über Kunst reden, Künstler dagegen nur über Geld. Ein sehr empfehlenswerter Roman.

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