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  • 5 Sterne

    40 von 49 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Maria B., 01.02.2020

    Als Buch bewertet

    Wenn Schönheit ein Unglück ist

    Die Autorin ist im vorliegenden Roman ihren Wurzeln nachgegangen und schildert hauptsächlich das Leben ihrer Grossmutter im hintersten Teil eines Dorfes im Bregenzerwald. Von hohen Bergen eingegrenzt, schränkt das Tal auch den geistigen Horizont seiner Bewohner ein. So kann die schöne Maria trotz grosser Armut nur auf Neid und Missgunst stossen, denn die Frauen müssen mitansehen, wie ihre Männer der jungen Mutter von vier Kindern nachsteigen. Noch dazu zieht Marias Ehemann 1914 in den Krieg, und sie muss sich nun selbst gegen alle Nachstellungen zur Wehr setzen. Zum Glück stehen die Kinder ihr tatkräftig zur Seite. Niemand kann jedoch verhindern, dass selbst der Pfarrer von der Kanzel nur aufgrund von Vermutungen gegen die Frau wettert und das Kreuz an ihrem Haus abmontieren lässt.

    Monika Helfer rekonstruiert das Leben ihrer Grossmutter aus den Erzählungen ihrer Tante Kathe. Über die eigene Mutter konnte sie wenig erfahren, weil diese gestorben ist, als die Autorin noch ein Kind war. Doch deren Geschwister zeichnet sie in wenigen Sätzen deutlich genug. Wenn auch mehrmals ein Zeitsprung vollführt und vorgegriffen wird, ist es doch immer klar, warum der Wechsel notwendig war.

    Die kräftige, bodenständige Sprache in diesem Roman kommt mir vor wie Vorarlberger Dialekt, wenn man ihn 1:1 in die "Schreibe" überträgt. Die Autorin scheut sich auch nicht, in einem Absatz Ausdrücke mehrmals zu wiederholen, denn genauso wird auf dem Land gesprochen. Auch ganze Sätze werden zur Bekräftigung gebetsmühlenartig repetiert, und das gibt dem Buch eine tiefe Eindringlichkeit. Obwohl Viel- und mitunter Schnellleserin, habe ich den Text langsam erkundet und jedes Wort genossen.

    Dieses Buch widmet Helfer ihrer eigenen Bagage. Ich kann mir gut vorstellen, dass in einer Kleinstadt wie Hohenems ein Schriftstellerehepaar mit vier Kindern (besonders in ihren Anfängen als Familie) von kulturfernen Leuten so betrachtet worden ist. Auch wenn der Ehemann einer der erfolgreichsten österreichischen Autoren ist und Monika Helfer sich einen sehr guten Namen erschrieben hat.
    Das Coverbild vermittelt den Eindruck einer scheuen Braut, die sich zu schützen versucht. Sehr passend, finde ich.
    Den Roman empfehle ich allen, die mehr über das Leben in kleinen Bergdörfern wissen wollen – und vor allem natürlich allen Helfer-Köhlmeier-Fans.

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  • 5 Sterne

    29 von 38 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kunde, 31.01.2020

    aktualisiert am 31.01.2020

    Als Buch bewertet

    Fesselnde tragische Familiengeschichte

    In "Die Bagage" erzählt die Autorin Monika Halfer die Geschichte ihrer Familie, genauer die Geschichte von Maria, ihrer Grossmutter. Ihr Mann Josef muss in den 1. Weltkrieg ziehen. Maria und die Kinder müssen alleine zurecht kommen. In dieser Zeit trifft Maria einen gutaussehenden Mann und wird schwanger mit Grete, der Mutter der Autorin. Josef wird mit dem Kind nie ein Wort sprechen, weil er weiss, dass es nicht von ihm ist.

    Das Buch habe ich sehr schnell gelesen. Die Geschichte wird auf 159 Seiten erzählt. Die Sprache ist sehr gut getroffen: kurze, dann wieder längere Sätze. Beim Lesen kommt man dadurch gut in einen Lesefluss. Die Thematik ist sehr tragisch, wenn man sieht, wie Josef mit Grete umgeht. Alle Achtung der Autorin, wie offen sie ihre Geschichte in diesem Buch beschreibt. Das Buch ist in keine Kapitel unterteilt. Es war aber nicht weiter störend beim Lesen. Ausserdem macht die Autorin viele Zeitsprünge. Ich fand das gut. Sie haben zum Teil die Spannung erhöht, wenn sie etwas vorweggenommen hat. Ich fragte mich dann, wie ist es dazu gekommen.

    Man kann auch eine Geschichte auf 159 Seiten erzählen, der nichts fehlt und alles sehr gut erzählt wurde. Zwischendrin ist die Autorin immer wieder in die Ich-Perspektive gewechselt. Das hat einen noch viel näher an die Geschichte rangebracht. Ich fand den Schreibstil fantastisch. Ein wirklich fesselndes Buch! Ich kann das Buch jedem empfehlen, der eine Familiengeschichte mit tragischen Komponenten zur Zeit des 1.Weltkriegs lesen möchte. Er wird es nicht bereuen.

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  • 5 Sterne

    23 von 37 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    daniele b., 08.02.2020

    Als Buch bewertet

    Ein wunderbares Buch!
    Die Geschichte der Grossmutter und Mutter der Autorin nimmt von der ersten Seite an gefangen. In einem Bergdorf weit ausserhalb lebt die Familie von Maria (der Grossmutter der Autorin). Mit ihrem Mann und den vier Kindern sind sie Aussenseiter, was Marias Mann Josef Mossbrugger ganz recht ist, denn Maria seine Frau ist die Schönste im ganzen Dorf. Den Männern gefällt sie gut, und Josef hält sie möglichst fern von allen Bewohnern. Das wird schwierig als er und drei weitere Männer eingezogen werden um im ersten Weltkrieg zu dienen. Josef bittet den Bürgermeister, der natürlich auch ein Auge auf Maria geworfen hat, auf diese aufzupassen. Sie soll das Haus möglichst nicht verlassen, Lebensmittel soll nur der Bürgermeister liefern. Maria ist eine lebensfrohe Frau, die auch die Liebe liebt, und die ehrliche Liebe ihres Mannes nur im Bett zu spüren bekommt.Ansonsten ist er sehr sparsam mit seiner Zuneigung, auch seinen Kindern gegenüber. Eines Tages nimmt der Bürgermeister Maria zu ihrer Schwester in die nächstgrössere Stadt mit auf den Bauernmarkt. Dort begegnet sie Georg, der ihr sofort sehr gut gefällt, doch es passiert nichts zwischen ihnen. Das ändert sich als Georg sie in ihrem Heimatdorf aufspürt. Monika Helfer beschreibt das karge Leben der Bergbewohner in wunderschöner Weise. Die Beziehungen der einzelnen Menschen unter- und zueinander fasst sie schlicht und eindrucksvoll zusammen. Das Leben der Menschen vor knapp hundert Jahren erscheint uns heute arm und karg, doch wenn man genau hinsieht wie die Autorin das virtuos tut, lernt man eine reiche Welt kennen, die es heute so bei uns nicht mehr gibt.
    Mein Fazit: Sehr lesenswert, und ein schönes Geschenk für Bibliophile.

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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 18.03.2020

    Als Buch bewertet

    „Eine Ordnung in die Erinnerung zu bringen – wäre das nicht eine Lüge? Eine Lüge insofern, weil ich vorspielen würde, so eine Ordnung existiere.“

    Inhalt

    Die Familie Moosbrugger lebt am Rande eines österreichischen Dorfes, weit oben auf dem Berg und wird in dem Ort nur unter dem Sammelbegriff „Die Bagage“ tituliert. Vater Josef ist ein stiller, charismatischer Mann, der keine grossen Kontakte zu anderen pflegt, seine Frau Maria eine wahre Schönheit, die von den Frauen bewundert und von den Männern begehrt wird und ihre Kinderschaar bekommt ganz automatisch den Stempel der Abseitigen aufgedrückt, mit denen die anderen keinen Kontakt wünschen. Man zerreisst sich lieber die Mäuler über die Familie, die auch in aller Armut und Bescheidenheit ein kleines Stückchen Glück gepachtet zu haben scheint.

    Erst als Josef zum Kriegsdienst eingezogen wird, steht das Schicksal der Moosbruggers auf Messers Schneide. Denn der älteste Sohn ist noch zu jung, um die Mutter zu beschützen und Josef weiss sehr genau, dass Maria allein zum Freiwild werden würde. Er bittet den Bürgermeister darum, seine Familie zu beschützen und zu versorgen, weil er der Einzige ist, dem er ein gewisses Vertrauen entgegenbringt. Doch kaum ist Josef weg, bedrängt auch dieser vornehme Herr die Zurückgebliebenen und die Familie durchlebt Monate voller Angst und Entbehrungen. Bis zu dem Tag, an dem Josef zurückkehrt …

    Meinung

    Monika Helfer widmet sich in ihrem aktuellen Roman ihrer eigenen Familiengeschichte und erzählt rückblickend aber gleichzeitig sehr präsent von ihrer wunderschönen Grossmutter, ihren Onkeln und Tanten, ihrer Mutter, die eine schwere Kindheit hatte, da der Vater sie als ein Kuckuckskind betrachtete und kein Wort an sie gerichtet hat. Sie zeichnet die Lebenswege und Entwicklungen aller Familienmitglieder auf und springt dabei munter in den Zeitabläufen und Einzelgeschichten. Doch gerade diese scheinbar willkürliche Abfolge zwischen Vergangenheit und Gegenwart macht das Buch trotz seiner wenigen Seiten zu einem recht umfassenden Werk über die eigene „Bagage“, deren Belange, Besonderheiten und ihr Wirken in der Familiengemeinschaft.

    Die Kerngeschichte, die sich zu Zeiten des 1. Weltkrieges abspielt, bleibt dennoch das tragende Element und spricht den Grosseltern trotz ihrer Eigenheiten auch einen starken Charakter zu. Ein Ehepaar, welches nicht nur eine Zweckgemeinschaft mit vielen Kindern war, sondern sich prinzipiell sehr zugetan war. Ihre Kinder allesamt nicht nur zu Helfern degradiert, sondern als Menschen geachtet. Besonderes Augenmerk legt die Autorin auf die unüberwindliche, alles ausser Kraft setzende Geschwisteraffinität. Die Kinder der Moosbruggers bilden eine starke Bande, sie nehmen ihre Rollen wahr, sie beschützen und vertrauen einander, sie ergreifen trotz schwieriger Umstände immer Partei füreinander, sie halten zusammen und wissen um ihre Besonderheiten. Selbst nach dem frühen Tod der Eltern besteht diese Einigkeit weiter, so dass selbst noch die Autorin in der nächsten Generation dieser Familie, niemals den Zusammenhalt und die Stärke der Verbands bezweifelt.

    Zwischendurch immer wieder kleine Episoden aus der Gegenwart, Erlebnisse mit den eigenen Kindern – dadurch entsteht ganz nebenbei eine generalistische Aussage, die den Wert der Familie durch alle Zeiten hindurch bekräftigt. Nicht nur die der eigenen Herkunft sondern ganz allgemein die Möglichkeiten mittels Eltern, Geschwistern, Kindern, Grosseltern, Cousins und Cousinen ein intaktes, beständiges und doch freiheitliches Gebilde zu schaffen, in dem sich das Individuum wertgeschätzt fühlt, bestärkt wird und sich einmalig entfalten kann ohne den Rückhalt der Familie zu verlieren.

    Fazit

    Ein wunderbares kleines Buch mit einer lebendigen Familiengeschichte, starken Charakteren, intensiven Erinnerungen und biografischen Zügen. Der Mehrwert liegt hier nicht nur in der Besonderheit und den individuellen Entwicklungen, sondern vor allem in den Gedankengängen bezüglich funktionierenden Familienstrukturen, die es aufzubauen, zu pflegen und zu erhalten gilt. Deutlich wird aber auch, dass Krisen und Belastungsproben, die man gemeinsam gemeistert hat,einen unabänderlichen, eisernen Bestand an der Wertschätzung seiner nächsten Familienangehörigen hervorbringen. Ein einprägsamer, berührender Roman über Herkunft, Familie und Lebensentwicklung mit differenzierten Ansätzen und klaren Aussagen – sehr empfehlenswert.

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ulrike R., 08.03.2020

    Als Buch bewertet

    1914. Es ist der Beginn des Ersten Weltkrieges, als Josef Moosbrugger einberufen wird. Seine Frau Maria bleibt mit den vier Kindern zurück, am Rande des kleinen Vorarlberger Bergdorfes. Die Familie lebt für sich, es sind die Abseitigen, die „Bagage“, wie die Moosbruggers verächtlich von den Dorfbewohnern genannt werden. Abhängig vom Schutz und der Mildtätigkeit des Bürgermeisters meistert Maria den schweren und entbehrungsreichen Alltag. Bis sie auf Georg, einen jungen Deutschen trifft und sie sich für sehr kurze ein anderes Leben erträumt. Und auch wenn Josef zweimal Urlaub von der Front bei Frau und Familie verbringt, als Marias Bauch wächst, kommt sie umso mehr ins Gerede.
    Das Kind, mit dem Maria schwanger ist, ist Grete, die Mutter der Autorin. Monika Helfer erzählt die Geschichte ihrer Familie, ihrer Herkunft. Maria und Josef, das ist keine „heilige Familie“. Monika Helfer erzählt vom Grossvater, der nie ein Wort mit Grete gesprochen hat, weil er sich seiner Vaterschaft nie sicher war. Sie erzählt vom Bürgermeister, der aufpassen sollte, und nicht Mann genug war, auf sich selbst aufzupassen, sie erzählt von den Onkeln Hermann, Lorenz, Walter und Sepp. Der aufrechten und aufrichtigen Tante Kathe, dem Leben und Sterben der Mutter. Von den eigenen Kindern, dem Sohn dem Maler und der Tochter, die viel zu früh ihr Leben verlor.
    Und von der Grossmutter erzählt Monika Helfer. Von der schönen Maria, von deren Träumen, die Autorin und Enkeltochter nicht kennt und aufgrund ihrer „Nachforschungen“ wie ein Mosaik zusammensetzt. Es sind eigene Erinnerungen an die Verwandten, erzählte Erinnerungen an die Grossmutter und das Leben abseits am Rande des Dorfes. Wie es so ist wenn, man nachdenkt, die Gedanken zu springen vom „Heute“ zum „Damals“ und „Wie es gewesen sein könnte“. So viele Menschen, so viele Jahre. Monika Helfer fasst und erfasst so viel Leben in diesen Roman. Die Feinheit dieses Buches liegt in seiner Kleinheit.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cosmea, 02.05.2020

    Als Buch bewertet

    Eine schwere Bürde
    In „Die Bagage“ begibt sich die Autorin Monika Helfer auf die Spurensuche nach ihrer eigenen Herkunft. Die Geschichte beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts. Josef und Maria Moosbrunner leben am Rande eines Bergdorfs – räumlich und gesellschaftlich ausgegrenzt, denn sie sind sehr arm. Man nennt sie die „Bagage“, eine Anspielung auf den Beruf des Urgrossvaters, der für die Bauern Heuballen schleppte. Josef ist ein stattlicher Mann, mit dem sich niemand anlegt, Maria eine aussergewöhnlich schöne Frau. Alle Männer des Dorfes begehren sie, die Frauen hassen sie. Als Josef zu Beginn des Ersten Weltkriegs eingezogen wird, gibt er Gottlieb Fink, dem Bürgermeister, der auch sein Partner bei etwas dubiosen Geschäften ist, den Auftrag, während seiner Abwesenheit auf seine Frau aufzupassen. Der Bürgermeister übernimmt die Aufgabe, wobei er seinen eigenen Vorteil nicht aus den Augen verliert. Er versorgt die Familie mit Lebensmitteln, wird aber öfter zudringlich. Bei einem Marktbesuch verliebt sich Maria in Georg aus Hannover, der sie zweimal besucht. Nach einem Fronturlaub von Josef wird Maria schwanger, und alle im Ort sind sich sicher, dass das Kind nicht von Josef sein kann. Alle wenden sich von Maria ab, und der Pfarrer und der Lehrer der Kinder beschimpfen sie öffentlich als Hure. Margarete genannt Grete wird als 5. Kind der Moosbrunners geboren. Als Josef 1918 aus dem Krieg zurückkehrt, erfährt er von den Gerüchten und glaubt seiner Frau nicht, dass Grete seine Tochter ist. Josef wird Grete niemals ansehen, ansprechen oder berühren.
    Das Besondere an dieser Situation ist, dass Grete die Mutter der Autorin ist. Monika Helfer will ihre Herkunft kennen. Ihre Hauptinformationsquelle ist ihre Tante Katharina, die ihre Geschwister nach dem frühen Tod der Eltern betreute. Auch Grete starb früh, und wieder ist es die Tante, die ihre vier Kinder aufnimmt, als die Autorin 11 Jahre alt ist. Ihre Erinnerungen und Geschichten aus der Familie gibt sie allerdings erst gegen Ende ihres Lebens preis.
    Die Autorin berichtet als Ich-Erzählerin, welche Bürde die Mitglieder dieser weitverzweigten Familie über Generationen tragen. Sie erzählt nicht streng chronologisch, sondern mit vielen Zeitsprüngen. Der kurze Roman, der auch die zum Teil von traurigen Ereignissen überschatteten Lebenswege von Gretes Geschwistern und deren Familien umfasst, sowie den tragischen Verlust ihrer eigenen Tochter Paula durch einen Bergunfall im Alter von 21 Jahren, ist sehr beeindruckend, nicht zuletzt durch die von Dialektausdrücken durchsetzte Sprache. Sie musste ihre Geschichte aufschreiben, um Ordnung in das Chaos zu bringen und die Erinnerung an all die Toten zu bewahren. Mir hat dieser zu Recht hochgelobte Roman sehr gefallen.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Katrin E., 30.01.2020

    Als Buch bewertet

    Familie

    Grete ist die Tochter von Maria und die Mutter der Autorin. Doch ist sie auch die Tochter von Josef? Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird.

    Rezension:

    Ich habe das Buch, auch aufgrund der Länge, recht schnell ausgelesen. Auf gut 160 Seiten erzählt die Autorin Monika Helfer die Geschichte ihrer Mutter.
    Neben dem Schauplatz in der Vergangenheit werden immer mal Erinnerungen und Gespräche anderer Verwandter eingefügt. Da es leider keine Kapitel gibt, war es für mich manchmal kurzzeitig schwer gedanklich direkt in dem richtigem Zeitstrang zu landen.
    Sie beschreibt die Geschichte recht kühl und in kurzen Sätzen. Manchmal habe ich gedacht, der Vater (so wie er beschrieben wird) hat diesen Roman verfasst.
    Alles in allem ein interessanter und kurzweiliger Roman, wobei ich mich frage wie er geworden wäre, wenn man ihm noch mehr Raum gegeben hätte.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    kuddel, 23.02.2020 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Familiengeschichte
    Die Autorin Monika Helfer erzählt hier ihre eigene Familiengeschichte über drei Generationen und zwei Weltkriege hinweg.
    Sie beginnt vor dem Ersten Weltkrieg 1914, als der Grossvater Josef seinen Stellungsbefehl erhält. Er ist mit der wunderschönen Maria verheiratet, die von allen Männern begehrt wird. Die Beiden leben mit ihren Kindern abseits vom Dorf, sie sind arm und kommen kaum über die Runden. Im Dorf werden sie nur als "die Bagage" bezeichnet.
    Josef hält die Familie mit seinen dubiosen "Geschäften" über Wasser. Als er fort muss, bittet er den Bürgermeister ein Auge auf seine Frau zu haben, denn in der Zeit war Schönheit eher ein Fluch als ein Segen.
    Das Dorf wird von einem gut aussehenden Fremden besucht, der für Aufsehen sorgt. Er besucht Maria hin und wieder, auch Josef erhält Fronturlaub. Wem das Kind Grete, das Maria danach zur Welt bringt, zuzurechnen ist wird nicht offenbart, doch die Folgen und Zweifel bestehen und belasten die Beteiligten; vor allem das Kind, dass Josef Zeit seines Lebens niemals ansehen oder anrühren will.
    Monika Helfer erzählt über diesen langen Zeitraum und die vielen Personen sehr knapp auf nur 159 Seiten. Ein eindringlicher Sprachstil und Zeitsprünge fordern die Aufmerksamkeit des Lesers, ebenso die Andeutungen zwischen den Zeilen. Die Verarbeitung der Geschehnisse, über die nicht gesprochen wird, sowie die Folgen des Krieges, belasten die Familie noch weit über die eigentlichen Ereignisse hinaus.
    Eine schönes empfehlenswertes Werk.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Magnolia, 13.03.2020

    Als Buch bewertet

    Die Geschichte beginnt im frühen September 1914 an einem Nachmittag. Es ist die Geschichte der Bagage, der Abseitigen, der Armen. Das sind Maria und Josef Moosbrugger mit ihren sieben Kindern. Maria steht im Mittelpunkt des Geschehens. Sie ist die schönste Frau weit und breit und wird von den Männern begehrt, sie aber mag nur ihren Josef. Als dieser in den Krieg muss, bittet er den Bürgermeister auf sie aufzupassen. Was dieser natürlich tut. Und wie! Der Bürgermeister, der Wohltäter, wie er sich selbst betitelt. Drei Tage Fronturlaub hat Josef und dann ist Maria gleich schwanger mit ihrem vierten Kind, der Grete - gibt es das? Auch andere Frauen von Soldaten sind das aber sie sind mehr oder weniger unscheinbare Frauen. Aber Maria ist eben das Luder, bei ihr werden andere Massstäbe angesetzt.

    Von ihrer Tante Kathe lässt sich Monika Helfer aus dem beschwerlichen Leben ihrer Vorfahren erzählen. Eine unaufgeregte, aber sehr berührende und fesselnde Erzählweise machen dieses Buch zu etwas ganz Besonderem, ein Buch der Sonderklasse. Es ist die Geschichte einer Familie, einer Liebe zwischen Maria und Josef, unterbrochen und vergiftet durch den Krieg, durch die verlogene Dorfgemeinschaft, der Doppelmoral der Mannsbilder. Die Vorurteile im Dorf sind ganz schnell da. Ein knapp 160 Seiten umfassendes Werk, das ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Autorin erzählt ihre Familiengeschichte sehr einfühlsam, ohne dabei rührselig zu werden. Sie wollte von ihrer Mutter Grete mehr wissen und begab sich auf Spurensuche innerhalb der Familie. Sie erfuhr, dass ihr Grossvater Josef die Grete nie anerkannte, sie nie beachtete, kein Wort mit ihr sprach. Was Neid und Missgunst alles anrichten kann, zeigt dieser wunderbare Roman.

    Wer gerne in Familiengeschichten aus einer vergangenen Zeit abtaucht ohne tränenreiche Rührseligkeiten, ist hier genau richtig. Ein absolut lesenswertes Buch, eine klare Kaufempfehlung von mir.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 07.03.2020

    Als Buch bewertet

    Die Autorin Monika Helfer beschreibt in ihrem Buch ihre eigene Familiengeschichte, die sich über einen Zeitraum vom ersten Weltkrieg bis in die heutige Zeit erstreckt. Sie beginnt in einem kleinen Alpendorf im Voralberg. Die Familie lebt ausserhalb des Dorfes in grosser Armut und ohne Freunde. Lediglich Josef, der Familienvater, unterhält eine Freundschaft mit dem Bürgermeister. Maria seine Frau ist eine aussergewöhnliche Schönheit und alle Männer des Dorfes haben ein Auge auf sie geworfen. Als der Krieg beginnt, wird Josef eingezogen und als er heimkehrt ist die kleine Margarete geboren. Josef erkennt dieses Kind nicht an und spricht zeit seines Lebens kein Wort mit Margarete. Margareten ist die Mutter der Autorin.

    Nun richtet die Autorin aber nicht ihr Hauptaugenmerk auf ihre Mutter, sondern auf die schöne Grossmutter, die sie nie kennengelernt hat. Sie berichtet von der grossen Armut und der Erkenntnis nicht dazuzugehören. Die da oben am Berg nennt man die Bagage.

    Man kann sich das Leben im Dorf gut vorstellen. Das Gerede, als Maria ein Kind erwartet, wo der Mann doch im Krieg ist. Das Mitgefühl mit Margarete, mit dem der Vater nicht redet und sie auch nicht anschaut, ist gross. Josef liebt seine Frau und seine Kinder, nur eben Margarete nicht.

    Die Autorin hat recherchiert und vor den Augen der Leser ihre Familiengeschichte erstehen lassen, die einen mitnimmt in das armselige Leben auf dem Bauernhof ausserhalb des Dorfes. Eine Familiengeschichte, die mich sehr berührt hat und die noch lange nachwirken wird.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    esmeralda19, 31.01.2020 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Fesselnde tragische Familiengeschichte


    In "Die Bagage" erzählt die Autorin Monika Halfer die Geschichte ihrer Familie, genauer die Geschichte von Maria, ihrer Grossmutter. Ihr Mann Josef muss in den 1. Weltkrieg ziehen. Maria und die Kinder müssen alleine zurecht kommen. In dieser Zeit trifft Maria einen gutaussehenden Mann und wird schwanger mit Grete, der Mutter der Autorin. Josef wird mit dem Kind nie ein Wort sprechen, weil er weiss, dass es nicht von ihm ist.

    Das Buch habe ich sehr schnell gelesen. Die Geschichte wird auf 159 Seiten erzählt. Die Sprache ist sehr gut getroffen: kurze, dann wieder längere Sätze. Beim Lesen kommt man dadurch gut in einen Lesefluss. Die Thematik ist sehr tragisch, wenn man sieht, wie Josef mit Grete umgeht. Alle Achtung der Autorin, wie offen sie ihre Geschichte in diesem Buch beschreibt. Das Buch ist in keine Kapitel unterteilt. Es war aber nicht weiter störend beim Lesen. Ausserdem macht die Autorin viele Zeitsprünge. Ich fand das gut. Sie haben zum Teil die Spannung erhöht, wenn sie etwas vorweggenommen hat. Ich fragte mich dann, wie ist es dazu gekommen.

    Man kann auch eine Geschichte auf 159 Seiten erzählen, der nichts fehlt und alles sehr gut erzählt wurde. Zwischendrin ist die Autorin immer wieder in die Ich-Perspektive gewechselt. Das hat einen noch viel näher an die Geschichte rangebracht. Ich fand den Schreibstil fantastisch. Ein wirklich fesselndes Buch! Ich kann das Buch jedem empfehlen, der eine Familiengeschichte mit tragischen Komponenten zur Zeit des 1.Weltkriegs lesen möchte. Er wird es nicht bereuen.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    begine, 21.02.2020

    Als Buch bewertet

    Interessante Familiengeschichte
    Die österreichische Schriftstellerin Monika Helfer verarbeitet in dem Roman die eigen Vorfahren und prekäre Verhältnisse im Bauernhof in Vorarlberg, in denen sie lebten.

    Der Roman „Die Bagage“ spielt vor 100 Jahren. Die Grossmutter Maria ist eine schöne Frau, die angefeindet wird. Dann wird es die Geschichte ihrer Mutter und Grossmutter.
    Maria Moosbrugger wird angefeindet, weil sie schön ist. Die Männer sehen ihr nach, aber sie ist ihrem Mann Josef treu.
    Josef muss in den Krieg ziehen, als er wieder kommt hat er er einen neue Tochter. Er wird noch von dem Pfarrer aufgehetzt und der Bürgermeister ist auch nicht ehrlich.
    So mag er dieses Mädchen nicht und spricht nicht mit ihr, als wenn sie was für seine Zweifel kann.

    Monika Helfer beschreibt die schwere Kindheit ihrer Mutter, die sich nicht natürlich entwickeln konnte. Die Ereignisse zeigen Folgen bis in die Gegenwart.
    Das Buch hat nur 160 Seiten, die aber dicht geschrieben sind. Man liest es nicht so schnell, sondern lebt die Geschichte intensiv mit. Es ist eine interessante lesenswerte Familiengeschichte.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseratte, 06.02.2020

    Als Buch bewertet

    Das Cover zeigt eine zarte Frauenfigur. Doch die Protagonistin Maria ist stark - sehr stark ... und schön. Das wird ihr zum Verhängnis. Wie ist es dazu gekommen, dass der Vater mit seiner Tochter Grete kein Wort spricht? In diesem wunderbaren Buch erzählt Gretes Tochter ihre Geschichte bis hin zur Grossmutter. Geschickt eingewebt wurden die Erinnerungen ihrer alten Tante. Hat man sich erst mal an den etwas anderen und eigenwilligen Schreibstil mit seinen teils langen Schachtelsätzen gewöhnt, liest sich dieses Buch wie eine Biografie. Excellet beschrieben: Das einfache, teils karge Leben, der dreiste und feiste Bürgermeister, der verliebte scheue Postbote, der Fremde aus Hannover und natürlich die Familie selbst, Maria und Josef und die Kinder.
    Fazit: Das ist nicht nur ein Roman - das ist Literatur. Gerne empfehle ich dieses Kleinod weiter und gebe volle 5 Sterne.

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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 29.04.2020 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Bei der Bagage handelt es sich um die Familie Moosbrugger, die in sehr ärmlichen Verhältnissen hinten am Berg am Ende eines Dorfes in Vorarlberg wohnt. Trotz der Armut läuft es gut zwischen der wunderschönen Maria und dem Josef, bis dieser in den Krieg ziehen muss. Während des Krieges kommt Grete, Monika Helfers Mutter, zur Welt. Über die Vaterschaft wird sich im Dorf das Maul zerrissen, die ganze Familie noch mehr als vorher schon ausgegrenzt.

    Das Gezeter rund um die Zeugung der Grete ist der Hauptinhalt der Geschichte. Schlimm, was sich ein ganzes Dorf zurechtlegt, nur um Maria in ein schlechtes Licht zu rücken aus Neid auf ihre unvergleichliche Schönheit. Die Frauen im Dorf haben Angst ihre Männer an Maria zu verlieren, die Männer sind sauer, weil sie nicht bei Maria landen können. Grundsätzlich sympathischer war mir die Nebenhandlung, die sich mit den Verhältnissen im Ersten Weltkrieg auseinandersetzt. Auch wenn Maria ihren Kindern nichts Materielles bieten kann und die Familie zeitweise nicht einmal satt wird, hält sie mit ihrer Liebe und Zuneigung alles zusammen.

    Die Sprache im Roman wirkt recht schnodderig, vermutlich durch den hohen Anteil an kurzen Sätzen. Das entspricht möglicherweise der Sprache im Ersten Weltkrieg, war mir persönlich aber zu holprig. Zusätzlich erschwert wurde das Lesen durch das Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Zeitebenen auf der einen und zwischen Erlebnissen der Grossmutter und eigenen Erlebnissen auf der anderen Seite. Das Ganze ist zwar gut erkennbar durch den Wechsel der Erzählperspektive, dennoch hat es meinen Lesefluss ungünstig unterbrochen. Jedesmal, wenn ich gerade dabei war mich mit Maria anzufreunden, wurde ich wieder von ihr weggerissen.

    Letztlich zog somit die Geschichte einfach an mir vorbei, wirklich fesseln konnte sie mich nicht. Das ist sehr schade, da ich mich auf einen sehr gefühlvollen Roman gefreut hatte.

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  • 2 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kristall, 20.04.2021

    Als eBook bewertet

    Klappentext:
    „Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit grosser Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft.“

    Autorin Monika Helfer hat sich selbst mit diesem Buch verewigt, denn sie erzählt die Geschichte ihrer Mutter und ihrer Grosseltern. An sich eigentlich spannend und faszinierend, aber Helfer schafft es für mich so gut wie nie emotional oder feinfühlig ihre Geschichte rüberzubringen. Man merkt schnell das Liebe und Romantik in der Familie Moosbrugger nicht an oberster Stelle stehen, denn sie sind die Aussätzigen, die Bagage des Dorfes. Ich kann Helfer da schon mit ihrem Schreib-Stil verstehen aber es wirkte für mich als Leser stumpf und tröge. Es ist ein biografischer Roman ihrer Mutter und nicht ihrer, dennoch fehlt das Gefühl was Monikas Mutter Grete gut getan hätte. Es wird schnell klar das die Fänge des Ersten Weltkrieges mehr fordern als Soldaten....hier gehen auch Lieben auseinander, auch wenn beide Partner noch leben. Die Liebe und das Gefühl von Sehnsucht ist gross, man stumpft ab, wenn man diese nicht erhält und da taucht dann ein Fremder auf, der die schöne Maria besucht. Helfer lässt dann zum Teil Realität und zum Teil ihre eigenem Gedanken zusammen verschmelzen. Gut, das ist machbar, aber bitte nicht so harsch und emotionslos erzählt. Es wirkt alles wie das herunterrasseln eines Einkaufszettels oder einer abschätzigen Aufzählung. Helfers Schreibstil ist dabei ja ganz passend aber traf nicht meinen Geschmack. 2 von 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    skiaddict7, 23.02.2020

    Als Buch bewertet

    Ein sehr besonderer biographischer Roman

    „Würde Gott diese Kinder lieben, hätte er ihnen nicht so früh Vater und Mutter genommen.“
    Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines kleinen Bergdorfes im Bregenzer Wald. Als der erste Weltkrieg beginnt, wird Josef eingezogen. Er bittet den Bürgermeister des Dorfes, auf seine Familie aufzupassen, insbesondere auf Maria, seine schöne Frau, an der praktisch jeder Mann im Dorf Interesse hätte. Nach einem von Josefs Heimaturlauben wird Maria schwanger. Im Dorf wird viel geredet, Maria wird von allen verurteilt. Schlussendlich wird sogar das Kreuz des Hauses auf Anordnung des Pfarrers abmontiert. Grete, die Mutter der Autorin, wird während dem Krieg geboren. Grete, mit der Josef nie auch nur ein Wort reden wird. „Der Vater war liebevoll zu den anderen vier Kindern, im Grossen und Ganzen war er liebevoll, und er würde es auch zu den zwei später geborenen sein. Nur dieses Mädchen verabscheute er, die Margarete, die meine Mutter werden wird, weil er dachte, dass sie nicht sein Kind sei.“
    Monika Helfer hat mit diesem Roman ihre Familiengeschichte aufgearbeitet, von den Grosseltern bis heute. Dabei geht es nicht nur um ihre Mutter Margarete oder ihre Grossmutter Maria, sondern um die gesamte Familie. Es wird im Buch klar, dass diese Aufarbeitung lange Jahre und viele Gespräche mit den Geschwistern ihrer Mutter erforderte. Die Autorin hat ihre Mutter früh verloren, und so geht sie vor allem auf Erzählungen ihrer Tante Katharina, wobei klar ist, dass wir uns manches leider nur denken können. Der Sprachstil ist ruhig und einfach, vom Vorarlberger Dialekt angehaucht, mit teils langen und verschachtelten Sätzen. Mir gefällt Helfers Ausdrucksweise und wie sie den Roman angelegt hat. Es gibt mehrere Zeitsprünge, die potenziell verwirren könnten, was jedoch für mein Verständnis kein Problem war. Ein sehr eindrücklicher Roman, der uns daran erinnern sollte, dass (fast) jeder von uns eine Familiengeschichte hat, die es wert wäre, aufgeschrieben zu werden!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 07.03.2020 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Die Autorin Monika Helfer beschreibt in ihrem Buch ihre eigene Familiengeschichte, die sich über einen Zeitraum vom ersten Weltkrieg bis in die heutige Zeit erstreckt. Sie beginnt in einem kleinen Alpendorf im Voralberg. Die Familie lebt ausserhalb des Dorfes in grosser Armut und ohne Freunde. Lediglich Josef, der Familienvater, unterhält eine Freundschaft mit dem Bürgermeister. Maria seine Frau ist eine aussergewöhnliche Schönheit und alle Männer des Dorfes haben ein Auge auf sie geworfen. Als der Krieg beginnt, wird Josef eingezogen und als er heimkehrt ist die kleine Margarete geboren. Josef erkennt dieses Kind nicht an und spricht zeit seines Lebens kein Wort mit Margarete. Margareten ist die Mutter der Autorin.

    Nun richtet die Autorin aber nicht ihr Hauptaugenmerk auf ihre Mutter, sondern auf die schöne Grossmutter, die sie nie kennengelernt hat. Sie berichtet von der grossen Armut und der Erkenntnis nicht dazuzugehören. Die da oben am Berg nennt man die Bagage.

    Man kann sich das Leben im Dorf gut vorstellen. Das Gerede, als Maria ein Kind erwartet, wo der Mann doch im Krieg ist. Das Mitgefühl mit Margarete, mit dem der Vater nicht redet und sie auch nicht anschaut, ist gross. Josef liebt seine Frau und seine Kinder, nur eben Margarete nicht.

    Die Autorin hat recherchiert und vor den Augen der Leser ihre Familiengeschichte erstehen lassen, die einen mitnimmt in das armselige Leben auf dem Bauernhof ausserhalb des Dorfes. Eine Familiengeschichte, die mich sehr berührt hat und die noch lange nachwirken wird.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke O., 09.02.2020

    Als Buch bewertet

    Maria ist die Grossmutter der Autorin, und vor allem über Maria wird in diesem Buch berichtet. Maria und Josef Moosbrugger wohnen mit ihren Kindern oberhalb des Dorfes ganz am Rand zum Wald hin. Sie leben in einfachen und geradezu ärmlichen Verhältnissen, weshalb sie abfällig von den anderen Dorfbewohnern als die 'Bagage' bezeichnet werden. Es gibt keinen Strom im Haus und auch kein fliessendes Wasser, nur einen Brunnen, unterhalb des Hauses. Der einzige Besitz sind ein paar Tiere, die die Moosbrugggers z.B. mit Milch versorgen. Dann wird Josef eingezogen, er beauftragt den Bürgermeister, mit dem er sich gut versteht, auf seine Familie aufzupassen, aber dieser möchte besonders auf die schöne Maria aufpassen, die er sehr begehrt. Maria durchschaut den Bürgermeister und 'benutzt' ihn für das Wohl ihrer Familie. Sie lernt dann Georg aus Hannover kennen und verliebt sich in ihn. Er besucht sie in den Bergen, die Kinder mögen ihn sehr, und plötzlich ist Maria schwanger....
    In meinen Augen ist das Buch ein Loblied auf Maria, denn trotz aller Armut und Defizite führt sie ein weitgehend selbstbestimmtes Leben. Sie schenkt ihren Kindern viel Liebe, und die Kinder hängen sehr an ihr. Die Kinder unterstützen sie auch, soweit sie dazu in der Lage sind. Da sie eine schöne Frau ist und dies weiss, setzt sie ihre Reize gekonnt ein, um Vorteile für ihre Familie zu bekommen, z.B. Geschenke vom Bürgermeister, aber sie kalkuliert vorher genau, wie weit sie gehen kann, um ihren Stolz nicht zu verlieren. Somit ist sie für ihre Verhältnisse sehr intelligent, was sich auch darin zeigt, dass sie ihren Kindern einiges fürs Leben lehrt. Sie legt Wert auf ein gepflegtes Äusseres und saubere Kleidung, besonders gern in weiss. Als schöne Frau um die 30 ist sie natürlich auch empfänglich für Schmeicheleien, was man ihr nicht verdenken kann, denn obwohl sie sehr begehrt ist, wird sie auch respektiert. Sie geniesst ihr bescheidenes Leben, aber träumt sich manchmal davon in andere soziale Schichten oder z.B. in grosse Städte, ohne übermütig zu werden.
    Ich denke, dass Maria eine sehr starke Frau ist, die alles im Griff hat und der Dreh- und Angelpunkt der Familie ist. Sie trotzt allen Schwierigkeiten und findet immer einen Ausweg. Eine so selbstbewusste Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist bemerkenswert, besonders wenn die soziale Stellung so gering ist wie in diesem Falle. Die Autorin ist zurecht stolz auf diese Grossmutter, von der sie abstammt.
    Der Schreibstil ist zunächst gewöhnungsbedürftig, kurze Sätze, Zeitsprünge und unbekannte Phrasen, aber man gewöhnt sich daran.
    Man fragt sich nur nach der Lektüre, warum dieses Paar eine Änderung nicht gewollt hat. Warum wollten sie unter diesen Bedingungen leben und tolerieren diese Stigmatisierung? Man erfährt, dass sie mit einigen realisierbaren Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer Lebensumstände konfrontiert wurden, aber dies ablehnten. Vielleicht haben sie sich irgendwie in ihrer Rolle als Aussenseiter gefallen, wie z.B. bei Kirchenbesuchen, wenn die ganze Familie nebeneinander sitzt (in weisser Kleidung) anstatt sich in die Frauen- und Männerbänke zu setzen, wie damals üblich. Hier hätte ich gern noch mehr erfahren.....
    Und dann habe ich noch eine weitere Frage offen. Es wird erwähnt, dass zwei der Kinder rothaarig sind, während die anderen alle dunkles Haar haben genau wie Maria und Josef. Gab es da vielleicht noch eine brisante Begegnung?
    Alles in allem hat das Buch für kurzweilige Unterhaltung gesorgt, ich hätte gern noch mehr über das Leben der 'Bagage' erfahren....Hochinteressant war es, Einblicke in die Armut der damaligen Zeit zu bekommen und wie damit umgegangen wurde.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    begine, 21.02.2020 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Interessante Familiengeschichte
    Die österreichische Schriftstellerin Monika Helfer verarbeitet in dem Roman die eigen Vorfahren und prekäre Verhältnisse im Bauernhof in Vorarlberg, in denen sie lebten.

    Der Roman „Die Bagage“ spielt vor 100 Jahren. Die Grossmutter Maria ist eine schöne Frau, die angefeindet wird. Dann wird es die Geschichte ihrer Mutter und Grossmutter.
    Maria Moosbrugger wird angefeindet, weil sie schön ist. Die Männer sehen ihr nach, aber sie ist ihrem Mann Josef treu.
    Josef muss in den Krieg ziehen, als er wieder kommt hat er er einen neue Tochter. Er wird noch von dem Pfarrer aufgehetzt und der Bürgermeister ist auch nicht ehrlich.
    So mag er dieses Mädchen nicht und spricht nicht mit ihr, als wenn sie was für seine Zweifel kann.

    Monika Helfer beschreibt die schwere Kindheit ihrer Mutter, die sich nicht natürlich entwickeln konnte. Die Ereignisse zeigen Folgen bis in die Gegenwart.
    Das Buch hat nur 160 Seiten, die aber dicht geschrieben sind. Man liest es nicht so schnell, sondern lebt die Geschichte intensiv mit. Es ist eine interessante lesenswerte Familiengeschichte.

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  • 5 Sterne

    Regina W., 17.03.2022

    Als Buch bewertet

    Kein Wort zuviel

    Eine faszinierende Geschichte einer Aussenseiter-Familie, die eisern zusammenhält. Krieg und Eifersucht treiben allerdings einen Keil zwischen Mann und Frau; der Vater akzeptiert das im Krieg geborene Mädchen (Helfers Mutter) nicht, betrachtet es als nicht von ihm gezeugt und ignoriert es bis zu seinem Tode. Sein Verhalten und späteres Verschwinden schweisst die sechs Kinder noch mehr zusammen.

    Monika Helfer macht es den Lesern nicht leicht; sie beschreibt das Schicksal ihrer Grossmutter und auch den Werdegang eines jeden der Kinder in ungeordneten Zeitsprüngen. So werden einige Onkel und Tanten als ältere Menschen vorgestellt, bevor sie in der eigentlichen Handlung als Kind an Profil gewinnen. Trotzdem folgt man der "Bagage" aufmerksam, manchmal staunend, manchmal leicht konsterniert, aber immer voller Interesse und Sympathie.

    Eigentlich müsste man das Buch nach dem Fertiglesen wieder von vorne beginnen, um die jetzt bekannten Personen gleich im Kind wieder zu erkennen. Der moderate, stets fesselnde Umfang des Werkes ermutigen dazu.

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