10% auf ausgewählte Smartbox!

 
 
Merken
Merken
 
 
lieferbar
versandkostenfrei

Bestellnummer: 132929794

Taschenbuch Fr. 14.90
inkl. MwSt.
Dekorierter Weihnachtsbaum
In den Warenkorb
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
Alle Kommentare
  • 5 Sterne

    12 von 21 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 10.05.2019

    Als Buch bewertet

    „Mich überraschte, dass sie neuerdings von mir in der abgeschlossenen Vergangenheitsform sprach, als sei ich kein Problemfall mehr und dürfte leben, essen und atmen wie ein normaler Mensch.“


    Inhalt


    Maxim, liebevoll Mäxchen gerufen zieht mit 6 Jahren gemeinsam mit seinen Grosseltern nach Deutschland. Ursprünglich stammt er aus Russland und ist mit einer äusserst resoluten, kampflustigen Grossmutter gesegnet, die alle Fäden straff in der Hand hält. Nicht nur ihre äusserst explizite Einstellung zu angeblichen Erkrankungen des Jungen macht sie so einprägsam, nein auch ihre schillernde Vergangenheit als Balletttänzerin und ihre milde Nachsicht mit ihrem Mann Tschingis, der eigentlich überhaupt nichts zu melden hat. Und obwohl Maxim sehr viel unter seiner dominanten Oma aushalten muss, hat er sie dennoch lieb, selbst wenn sie mal wieder den Unterricht überwacht oder sein Essen püriert.

    Erst als sich der Grossvater in Maxims Klavierlehrerin Nina verliebt, schwant dem Jungen, dass Grossmutter nun reagieren muss. Erst recht, als sie in den Kinderwagen der jüngeren Frau schaut und dort das Abbild ihres Mannes entdeckt. Doch Margarita Iwanowna hegt zwar immensen Groll gegen Gott und die Welt, doch auf den unehelichen Sohn ihres Gatten lässt sie dennoch nichts kommen, denn eines steht fest, ein neues Kind in der Familie bedarf eindeutig ihrer Anleitung und Präsenz – ganz egal wie die Mutterschaftsverhältnisse auch sein mögen.


    Meinung


    Dies war bereits mein zweites Buch der aus Russland stammenden Autorin Alina Bronsky, welches ich nach ihrem für den Buchpreis nominierten Roman „Baba Dunjas letzte Liebe“ (2015) gelesen habe und mittlerweile bin ich regelrecht verliebt in ihre Art des Erzählens und den bittersüssen Humor, den ihre Geschichten alle gemeinsam zu haben scheinen. Ganz gewiss werde ich nun gezielt nach ihren anderen literarischen Werken Ausschau halten, weil man sich auch Lieblingsautoren warmhalten muss.


    Das wunderbare an diesem kleinen Buch ist der warmherzige Erzählton des Enkelsohnes, der von seiner Grossmutter absolut angetan ist, selbst wenn diese nichts anderes zu sein scheint als der alternde Hausdrachen, den man jeden Tag aufs Neue von der Leine lässt. Margarita, die sich selbst gerne Margo nennt und von ihrem Gatten nur „Ritalein“ gerufen wird, ist im besten Sinne des Wortes exzentrisch und schillernd. Angefangen von ihrem rot gefärbten Haarschopf, bis hin zu ihrer ständigen Überwachungsmanie, so kommt beim Leser jedoch ein ganz anderer Tenor an, nämlich die Tatsache, dass sich diese Frau kümmert, für die Familie engagiert und mit resoluter Hand die Geschicke aller Angehörigen leitet. Wäre sie nicht so, wie geschildert, dann ergäbe die Geschichte selbst und ihr Verlauf eigentlich gar keinen Sinn – so jedoch, meint man diese Margo ganz genau zu kennen und kauft ihr es sogar ab, dass sie den Sohn ihres Mannes, den dieser mit einer jüngeren Frau gezeugt hat, doch tatsächlich als ein weiteres Kind annimmt.


    Ein ebenso unschlagbarer Fakt der Erzählung ist die angesprochene Entwicklung verschiedener Kinder in einer gelungenen Patchworkfamilie, denn als solche kann man die bunte Mischung aus Grosselternpaar, Enkel, angenommener Enkeltochter im gleichen Alter, akzeptierter Geliebter und dem gemeinsamen neugeborenen Sohn tatsächlich bezeichnen. Gerade für Maxim öffnet sich dadurch die Lücke und er kann dem präsenten Einfluss seiner Oma hin und wieder entkommen, während andere in der Bevormundung durch Margarita endlich zu mehr Entschlusskraft gezwungen werden.


    Fazit


    Ich vergebe begeisterte 5 Lesesterne für diese ungewöhnliche, nicht unbedingt nachvollziehbare Familiengeschichte, die von lebendigen Charakteren, aussagekräftigen Bildern und einer guten Portion Lebensweisheit gespeist wird und die auch nach dem Lesen Zufriedenheit bei mir hinterlässt. Und so ist auch der Schwerpunkt des Buches gewählt: Grosse Nörgler, die an allem etwas auszusetzen haben und sich über ihr angeblich schweres Schicksal beklagen, finden hin und wieder doch die innere Nähe zu Menschen, die sie in der Tiefe ihres Herzens lieben. Und so kann es Margarita nichts anhaben, wenn bei ihr jedes Lebensjahr wie zwei zählt, denn sie hat vor sehr lange zu leben, länger als alle anderen zusammen. Unbedingte Empfehlung für humorvolle Lesestunden mit Unterhaltungswert und Scharfsinn.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    5 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Chattys Bücherblog, 03.08.2019

    Als Buch bewertet

    Die deutsche Autorin mit russischen Wurzeln ALINA BRONSKY beschreibt in ihrem Roman, anhand der Grossmutter, eine Frau, die immer auf der Suche nach Anerkennung und ihren Platz in der Gesellschaft sucht. Sie hatte zwar nicht die nettesten Charakterzüge, aber dennoch hat sie Herz (wenngleich das auch manchmal etwas sonderbar wirkt).

    Dieser Roman ist etwas besonderes. Keine Story, die man mal eben so zwischen Tür und Angel lesen kann, sondern eine Geschichte mit Tiefgang. Dieser zeigt sich besonders auf den letzten Seiten. Mich hat dieser Roman berührt und auch nachdenklich gemacht.

    Ein Roman, den man nach dem Lesen nicht einfach nur so wieder zur Seiten legen kann.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Brigitte S., 09.05.2019

    Als Buch bewertet

    Auch mir ist der Roman durch das Cover aufgefallen. Ich habe bereits den Roman "Baba Dunjas letzte Liebe" von Alina Bronsky gelesen und bin auch dieses Mal nicht
    enttäuscht worden.
    Die Geschichte wird aus der Sicht des 6-jährigen Max erzählt. Er siedelte mit seinen Grosseltern von Russlannd nach Deutschland über und sie landen in einen Wohnheim für Flüchtlinge.
    Es ist ein Buch voller Witz. Die Grossmutter ist sehr herrisch und will immer ihre Macht beweisen. Ihr Mann leidet sehr darunter und findet schliesslich eine neue Partnerin. Aber die Grossmutter bekommt nichts mit.
    Der Roman ist in einen bissigen Schreibstil geschrieben. Er ist sehr unterhaltsam und er liest sich fliessend. Schnell waren die 224 Seiten gelesen und ich vergebe 5 Punkte.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    AnnaMagareta, 25.05.2019

    Als Buch bewertet

    Bissige Grossmutter – ungewöhnlich & unterhaltsam
    „Der Zopf meiner Grossmutter“ ist ein bemerkenswerter Roman über ein ungewöhnliches Familienkonstrukt der aus Russland stammenden Autorin Alina Bronsky.

    Gemeinsam mit seinen Grosseltern ist Mäxchen aus Russland nach Deutschland gekommen. Die Grossmutter bestimmt den Tag und der Grossvater ordnet sich ihr unter. Max muss unter ihr so einiges aushalten, wird beschimpft, überwacht, als krank abgestempelt und darf eigentlich nichts. Auch von seinem Grossvater bekommt er keine Unterstützung. Dennoch liebt Mäxchen seine Oma.

    Der Schreibstil der Autorin ist einfach toll. Schnell ist man mitten im Geschehen. Oft wusste ich nicht ob ich lachen oder einfach nur entsetzt sein sollte. Die Grossmutter ist so boshaft und zynisch, dass ich mich immer wieder gefragt habe, warum der Grossvater das mitmacht und nicht eingreift.

    Die Geschichte wird aus der Perspektive von Mäxchen erzählt. Zu Beginn ist er gerade mal sechs Jahre alt und man obwohl man bei seinen Erlebnissen direkt dabei ist, erhält man immer nur die Informationen, die ein Kind wahrnimmt, erhält nie den kompletten Überblick und die Hintergründe und Zusammenhänge erfährt man erst nach und nach.

    Ich habe dieses ungewöhnliche und zum Teil auch skurrile Buch sehr gerne gelesen. Es hat mich gut unterhalten und mir ein Familienkonstrukt vor Augen geführt, das ich so nicht für möglich gehalten hätte.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone H., 30.04.2019

    Als Buch bewertet

    Der namenlose Ich-Erzähler wächst bei seinen Grosseltern auf, die mit ihm von Russland nach Deutschland auswandern. Seine Oma behütet ihn und will ihn vor irrwitzigsten Gefahren schützen, sodass der Junge ein sonderbarer Einzelgänger wird. Als jedoch eine junge Frau mit ihrer Tochter ins Wohnheim einzieht gerät das Familienleben gehörig aus der Bahn...

    Ich habe diesen Roman als ersten der Autorin gelesen und weiss jetzt schon, dass sicherlich noch einige Lektüren folgen werden. Selten hat mich ein derart ruhiges Buch so gefesselt. Die Sprache ist angenehm klar und unverschnörkselt. Die Erzählung an sich ist auch eher leise und baut sich nach und nach eher langsam auf. Trotzdem konnte ich diesen Roman so gut wie gar nicht aus der Hand legen. Besonders toll finde ich die Figuren, da diese von Anfang an für den Leser greifbar sind und alle ihren eigenen Charme versprühen. Auch der Grundgedanke dieses Romans ist toll. Hier fliessen sehr viele Überlegungen und Denkanstösse ein, die ich in der Form noch in keinem Buch verarbeitet gesehen habe. Auch das Ende hat mir sehr gut gefallen, da für mich alle offenen Punkte nochmals aufgegriffen wurden. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung ohne jeglichen Kritikpunkt!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cosmea, 30.05.2019

    Als Buch bewertet

    Eine ungewöhnliche Familie
    Im Mittelpunkt von Alina Bronskys neuem Roman “Der Zopf der Grossmutter“ steht eine ungewöhnliche Familie, bestehend aus Grossmutter Margarita Iwanowna, Grossvater Tschingis Tschingisowitsch und Enkel Maxim. Sie durften wegen ihrer angeblich jüdischen Herkunft nach Deutschland einreisen und leben in einem Flüchtlingsheim, obwohl nur der kleine Junge Halbjude ist. Die Grossmutter ist eine sehr dominante Frau mit rabiaten Umgangsformen, die in der Familie das Sagen hat und auch ausserhalb keinen Konflikt scheut. Sie lässt kein gutes Haar an ihrer neuen Heimat und weigert sich, die deutsche Sprache zu lernen. Dem Enkel, den sie Max oder Mäxchen nennt, gern aber auch Idiot oder Krüppel, dichtet sie alle möglichen Krankheiten an, obwohl er nach Aussage eines deutschen Arztes kerngesund ist. Die Grossmutter hat eine panische Angst vor Bakterien und ernährt ihn ausschliesslich mit selbstgekochtem Brei. Sie rechnet mit seinem baldigen Ableben. Der Junge ist jedoch nicht nur völlig gesund, sondern auch sehr intelligent. Er hat schnell Deutsch gelernt und kommt in der Schule gut zurecht. Nur Max bemerkt, dass sich der Grossvater in die Nachbarin Nina verliebt, die mit Tochter Vera ebenfalls im Heim lebt, dann aber in eine eigene Wohnung zieht, wo der Grossvater, die “asiatische Fresse“, viel Zeit verbringt. Nina wird schwanger und bekommt einen kleinen Tschingis, den die Grossmutter eigentlich am liebsten selbst aufziehen würde. Trotz ihrer Grobheit und überaus derben Sprache hat sie ein grosses Herz und hält die kleine Gruppe zusammen. Diese sechs Personen bilden eine Art Patchwork-Familie.
    Die ungewöhnliche, teilweise aberwitzige Geschichte wird aus der Perspektive des Jungen erzählt, der nur allmählich Antworten auf die Frage nach seiner Herkunft bekommt. Seine Mutter Maya ist das grosse Tabuthema der Grosseltern mit gegenseitigen Schuldzuweisungen. Seinem Vater, dem rothaarigen Juden, wird über Jahre der Kontakt zu seinem Sohn verwehrt. Der Roman ist sprachlich brillant, witzig und zugleich auch tieftraurig, mit der für Bronsky typischen sehr gelungenen Charakterisierung der Protagonisten, vor allem der Figur der Grossmutter. Die Autorin zeigt die gravierenden kulturellen Unterschiede auf, die es neben sprachlichen Problemen Übersiedlern oft schwer machen, in einem anderen Land Fuss zu fassen. Ich habe das Buch mit grossem Vergnügen gelesen und bleibe auch weiterhin ein Fan der Autorin.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge W., 27.06.2019

    Als Buch bewertet

    Alles eine Frage der Disziplin. Die Oma ist ein Alptraum. Sie ist antisemitisch, herrschsüchtig, unbelehrbar, besserwisserisch und traut keinem über den Weg. Nicht mal ihrem geliebten Mann, den sie regelmässig mit dem Tod bedroht, wenn er nicht spurt. Er heisst Tschingis, ist Mongole und schon vor Jahren verstummt. Aber sie ist auch clever und höchst pragmatisch. Für die Familie tut sie alles, erfindet sogar jüdisch-deutsche Wurzeln für sich, damit sie als Kontingentflüchtlinge aus der zerfallenden Sowjetunion herauskommen. Doch von Deutschland ist sie dann total enttäuscht: Schulsystem, Bonbons, Luft, Gemüseangebot, Ärzte - alles Mist. Das schmutzige Wohnheim ist ein Graus, die Nachbarn sind alle schrecklich. Überleben ist halt nichts für Angepasste. Enkel Max ist der Erzähler dieser herrlich skurrilen, liebevoll-bösen Geschichte über das Ankommen und den harten Kampf ums Überleben in einer fremden Welt. Max ist Grossmutters Augenstern und zugleich Opfer. Sie hält ihn für lebensuntüchtig, dichtet ihm alle möglichen Allergien an und verbietet den Umgang mit virenbefallenen Einheimischen. Eigentlich ein Horrorszenario und nah dran an Kindesmisshandlung. Aber eben nur eigentlich. Denn Max weiss es einzuschätzen: Die Oma versucht bloss, ihn zu beschützen und alle durchzubringen. Als sie endlich mitkriegt, dass der Grossvater sich eine Freundin zugelegt hat, läuft sie zur Hochform auf. Max konnte sich genau an den Moment erinnern, als sein Grossvater sich verliebte. Er war in seinen Augen ein uralter Mensch – die fünfzig bereits überschritten –, und sein neues, zartes Geheimnis überrollte Max mit einer Welle der Bewunderung, in die sich Schadenfreude mischte. Es war klar, dass die Grossmutter nichts davon mitkriegen sollte. Sie hatte schon bei geringeren Anlässen gedroht, ihn umzubringen … So bekommt sie als Letzte mit, dass ihr Mann sich verliebt hat. Doch dies bedeutet mitnichten das Ende der Familie, sondern den Anfang eines turbulenten Zusammenlebens unter neuen Vorzeichen. Nein, kein Mord. Im Gegenteil. Mit Verständnis, Engagement und Liebe schafft die Grossmutter, was nur wenigen gelingt. Lebenskünstler. Urlaub mit den Eltern. Kindheit mit einer übergriffigen Grossmutter. Dreiecksbeziehung mit einem Androiden. Und zwei bemerkenswerte Chroniken. Hier ist zwischenmenschlich schwer was los zwischen den Seiten! Diese wundersame Geschichte zeigt "Der Zopf meiner Grossmutter" ist ein spannender Roman mit jeder Menge Fantasie. Vielschichtig und toll erzählt- die Idee dahinter ist super.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Herbstrose, 02.05.2019

    Als Buch bewertet

    In Deutschland ist es auch nicht besser als in Russland, stellt Grossmutter nach ihrer durch einen Trick erschlichenen Aussiedlung fest. Jetzt leben sie umgeben von Juden im Wohnheim und sind auf deutsche Almosen angewiesen. Auch die deutschen Ärzte sind unfähig, können sie doch keine der vielen Krankheiten feststellen, die Mäxchen, ihr sechsjähriger Enkel, ihrer Meinung nach hat. Er ist zurückgeblieben, ein schwacher Krüppel und debiler Idiot, den sie ständig von Keimen, Bakterien und anderen schädlichen Einflüssen fernhalten muss meint Grossmutter, und dessen Magen nur von ihr selbst zubereitetes Püriertes verträgt. Für Max wird die Situation erst etwas besser, als sie die Klavierlehrerin Nina mit ihrer Tochter Vera kennen lernen. Grossvater verliebt sich auf den ersten Blick in Nina und beginnt, als er ihr auf Grossmutters Befehl beim Umzug helfen muss, ein Verhältnis mit ihr. Da Grossmutter ihre einzige Aufgabe darin sieht, sich um ihren Enkel zu kümmern, merkt sie zunächst nicht, was um sie herum vorgeht …

    Alina Bronsky (der Name ist ein Pseudonym) wurde 1978 in Jekaterinburg, dem damaligen Swerdlowsk in der UdSSR, geboren. Als sie 12 Jahre alt war, wanderte ihre Familie nach Deutschland aus. Sie arbeitete später als Werbetexterin und Redakteurin beim Darmstädter Echo, nachdem sei ein begonnenes Medizinstudium abgebrochen hatte. Alina Bronsky ist Mutter von vier Kindern. Der Vater ihrer ersten drei Kinder verunglückte 2012 tödlich in den Walliser Alpen. Heute lebt sie mit dem Theater- und Filmschauspieler Ulrich Noethen, von dem sie eine Tochter hat, in Berlin-Charlottenburg.

    Ein Feuerwerk aus ätzendem Humor und tragisch-komischen Ereignissen hat die Autorin mit diesem Buch abgeliefert. Sie lässt Max, der im Laufe der Geschichte vom Sechsjährigen zum Teenager heranreift, selbst erzählen. Dabei wird klar, dass der Junge keineswegs geistig behindert ist und einen sehr klaren, wachen Verstand hat. Messerscharf erfasst er das Geschehen und erzählt altersgerecht, oftmals kritisch und anklagend, meist aber voller Verständnis und mit liebevollen Gefühlen für die Grosseltern. Auch die Grossmutter hat ein Herz, auch wenn sie gründlich versucht, es unter einer harten Schale zu verbergen.

    Sehr wohltuend ist auch zu vermerken, dass nur wenige Protagonisten in die Geschichte eingebunden sind. Dadurch lässt sich das Buch zügig lesen und man verliert nie den Überblick: Grossmutter, die den Eindruck einer bösartigen alten Frau erweckt, sich aber im Verborgenen äusserst hilfsbereit zeigt – Grossvater, der zu Hause nur nickt oder den Kopf schüttelt, da er es längst aufgegeben hat, gegen seine Frau aufzumucken, ausser Haus aber ganz andere Seiten zeigt – Max, an dem glücklicherweise die verächtlichen Worte der Grossmutter abprallen und der trotzdem liebevoll von ihr spricht – Nina, die anfangs recht unsichere alleinlebende Frau mit Kind, die aber zu einer selbstsicheren Frau heranreift – und Vera, ihre Tochter, die sich vom bösen kleinen Mädchen zum netten Teenager wandelt.

    Fazit: Eine aussergewöhnliche Geschichte, die von absurder Situationskomik lebt, die aber dennoch berührt und nachdenklich macht und die ich gerne weiter empfehle!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marie aus E., 23.06.2019

    Als Buch bewertet

    Grossmutter Margo und Grossvater Tschingis kommen zusammen mit ihrem Enkel Mäxchen als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland.
    Grossmutter hat eine sehr harte Schale, sie ist eine Helicopter-Grossmutter der übelsten Sorte. Ständig macht sie Maxim klein und redet ihm ein, dass er ohnehin nicht lange mehr leben wird und kämpft mit allen Mitteln gegen die Gefahren, die tagtäglich auf ihn lauern. Bakterien in Form von Gummibärchen und Geburtstagstorten beispielsweise, die ihr aber nichts anhaben können, weswegen sie sich dann gerne opfert...
    Ihr Umgang mit Maxim ist wirklich fürchterlich, man muss schon eine spezielle Art von Humor mögen, um das Buch nicht schreiend zuzuklappen.
    Doch hinter der harten Schale steckt ein weicher Kern und nach und nach wird auch klar, warum Grossmutter so reagiert.

    Alles wird aus Sicht von Maxim erzählt, der im Buch vom Kind zum Jugendlichen heranwächst und alles mit stoischer Gelassenheit über sich ergehen lässt.

    Eine bitterböse, tragische, aber auch sehr witzige Geschichte über den schwierigen Neustart in einem fremden Land mit einer Vergangenheit voller Leid und Verletzungen im Gepäck. Mit Charakteren, die man überwiegend eigentlich lieber nicht persönlich kennenlernen möchte und die das Buch gerade deshalb so lesenswert machen. Ich konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen und bin vom Erzählstil der Autorin begeistert.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge H., 01.06.2019

    Als Buch bewertet

    Russische Grossmutter
    Die Schriftstellerin Alina Bronsky beschreibt in ihren Romanen immer besonders extreme Charaktere, die meist aus Osteuropa stammen.

    Der Zopf der Grossmutter ist ihr neues Werk. Die Geschichte wird aus der Sicht Max erzählt. Er lebt mit seinen Grosseltern in einem Flüchtlingsheim, sie stammen aus der Sowjetunion.
    Die Grossmutter hat einige seltsame Erziehungsmethoden.
    So muss er sich sehr oft die Hände waschen und darf vieles nicht essen. Ausserdem wurde er von ihr als Krüppel dargestellt.
    Nach und nach erfährt Max mehr über seine Oma.
    Die Grossmutter Marga wird von Alina Bronsky, zwar krass dargestellt, aber sie symbolisiert russische Mütter, die aus ihrer Heimat ziehen. Die Frauen müssen den Kampf für die Familie kämpfen.
    Am Ende konnte ich die Grossmutter etwas besser verstehen, sie konnte ihre Zuneigung nicht zeigen, meinte es aber immer gut.
    Der Roman war wieder grandios, man sieht die Ecken und Kannten.
    Alina Bronsky ist eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen. Ich freue mich auf ihr nächstes Buch.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 02.05.2019

    Als Buch bewertet

    Bissige Zuneigung
    Max und seine Grosseltern fliehen aus der dahinscheidenden Sowjetunion und kommen als Achteljuden bzw. mit kaum noch ermittelbaren, jüdischen Wurzeln nach Deutschland. Dort wohnen sie in einem, zum Flüchtlingswohnheim umfunktionierten, ehemaligen Hotel einer Kleinstadt. Max‘ Grossmutter, Margarita Iwanowna, wettert mit einem Mundwerk, das mit Seife ausgewaschen gehört, gegen die Unterbringung, gegen die deutschen Ärzte und das deutsche Schulsystem, gegen Juden und andere Religionen, eigentlich gegen die ganze Welt. Sie beleidigt ihren Enkel und ihren Ehemann, Tschingis Tschingisowitsch, der stoisch sein Schicksal erträgt.

    Wegen unzähliger, von der Grossmutter angedichteter Krankheiten muss Max sehr auf seine Gesundheit achten. Süssigkeiten und Kuchen wurden von seinem Speiseplan verbannt, dafür gibt es leicht verdauliche, wenig schmackhafte Breie aus Gemüse oder Getreide. Wir lernen Mäxchen kurz vor seiner Einschulung kennen und begleiten ihn bis ins Teenageralter. Obwohl seine Grossmutter ihn stets klein redet, ihm quasi überhaupt nichts zutraut, meistert Max kleine und grosse Herausforderungen am Band. Eigentlich möchte Margarita nur jegliche Gefahr von ihm fern halten. Das einfach mal zuzugeben, scheint ihr unmöglich. Alles, was sie Max zur Liebe tut, macht sie ihm zum Vorwurf. Max navigiert von klein an klug durch das Minenfeld der Erziehung und hält sämtlichen Demütigungen stand. Dafür mag ich ihn unheimlich gern.

    Als sich der gepeinigte Grossvater Tschingis neu verliebt, lässt er seine „alte“ Familie nicht einfach im Stich, sondern kümmert sich verantwortungsvoll um alle Familienmitglieder. Wie er in seiner ruhigen Art die Patchworkfamilie managet , verdient meinen vollen Respekt. Irrwitziger Weise mag ich trotz ihrer Schnodderigkeit und Unterdrückungsmentalität, trotz des permanenten Mobbings, das sie auf ihr Umfeld prasseln lässt, Margarita Iwanowna am meisten. Vielleicht hatte ich auch ein wenig Mitleid mit ihr. Für die Auswanderung hat sie neben ihrer Heimat ihr gesamtes früheres Leben aufgegeben. Am Ende möchte sie doch auch nur das beste für ihre Familie.

    Alina Bronsky lässt uns über Dinge lachen, worüber man eigentlich nicht lacht. Sie lässt die Grossmutter Dinge tun, die tabu sind. So wurden wir doch erzogen. „Der Zopf meiner Grossmutter“ spricht alle bösen Gedanken, die vielleicht den ein oder anderen bei der Kindererziehung beschleichen, laut aus. Die Angst um ein Kind wird durch das Erzählen von „Schauermärchen“ an das Kind weitergegeben. Der rasante Schreibstil, die unterschwellig mitschwingende Boshaftigkeit haben mir so gut gefallen, dass ich unbedingt noch mehr Bronsky-Bücher lesen möchte.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nil_liest, 01.07.2019

    Als Buch bewertet

    Alina Bronsky muss man einfach lesen! Schnell getaktet, wortwitzig tischt sie uns wieder eine wahnwitzige Geschichte auf, die nur sie so grandios erzählt bekommt mit ihren russischen Wurzeln!
    „Der Zopf meiner Grossmutter“ wird aus der Perspektive eines (erst) kleinen Jungens erzählt. Er wird von seiner Grossmutter aufgezogen, natürlich hat der Grossvater nix zu melden. Die Geschichte startet mit der Aussiedlung der kleinen Familie nach Deutschland.
    Zu Beginn steht der Schutzwahn der resoluten Grossmutter im Fokus, da der kleine Junge anscheinend nicht bei guter Gesundheit ist und vor allerlei beschützt werden muss: Bakterien, anderen Ausländern und vielem mehr! Der Phantasie der Grossmutter ist unbegrenzt.
    Stück für Stück erfahren wir was hinter dem Schutzwall der Grossmutter steht, wer Mäxchens Eltern sind und die Neugierde des Jungen wächst was es mit ihm auf sich hat. Beigemengt wird nach und nach ein weiterer Strang mit neuen Personen, die in ihrer aller Leben treten.

    Schlagfertig, bissig ist der Schreibstil von Alina Bronsky. Die schnelle Taktung kombiniert mit komödiantischen Situationen machen die Geschichte aus.
    Zwischen den Zeilen steht noch mal genauso viel wie der Text uns sagt. Aus meiner Sicht eine sehr unterhaltsames Buch, dass sich lohnt diesen Sommer gelesen zu werden!

    Fazit: Dafür gibt es Literatur! Das Leben zu reflektieren und uns durch Beimengung von unglaublichen Ereignissen des Leben die Essenzen vor Augen zu führen. Herrlich erfrischend.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    skandinavischbook, 09.05.2019

    Als Buch bewertet

    Meine Meinung zum Buch :
    Dies ist mein erstes Buch der russisch/deutschen Autorin Aline Bronsky und ihr Stil ist wahrlich einzigartig und einnehmend!
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht weniger die Handlung, als vielmehr die Einzigartigkeit und Ausarbeitung der einzelnen Charaktere/ Protagonisten. Und diese sind wahrlich einzigartig, stilistisch raffiniert und facettenreich, Charaktere, die man so schnell nicht vergisst und die trotz ihrer Stärke, niemals an Authentizität verlieren.
    Und genau darum geht es, um die kleinen Erlebnisse des Lebens, die die Charaktere erleben, diese sind manchmal ebenso banal , wie bedeutend und dennoch sind sie stets so erzählt, das der Leser immer weiterlesen möchte und nie das Interesse verliert.

    Mein Fazit:
    Eine Autorin, die ebenso facettenreich, wie genial zu erzählen weiss und einen Schreibstil vermittelt, der ganz grosse Kunst ist. In meinen Augen ein literarischer Wurf, der grossartig und bedeutend daherkommt. Ein Schmuckstück im Bücherregal!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    LaberLili, 12.05.2019

    Als Buch bewertet

    Dysfunktional funktioniert auch irgendwie...

    Ach, Mäxchen… als Kind kommt der Ich-Erzähler dieser Novelle in Begleitung seiner Grosseltern nach Deutschland, wobei nicht nur der Grossvater, sondern vor Allem auch der kleine Maxim, völlig unter der Fuchtel der bestimmten (und bestimmenden) Grossmutter stehen. Sie schreibt ihrem Enkel alle möglichen Krankheiten zu, obschon es diesem auf den ersten Blick sehr gutgeht, und hält dann auch die deutschen Ärzte prompt für inkompetent als diese dem kleinen Max beste Gesundheit bescheinigen; auch Lehrkräfte werden später von ihr abgekanzelt – schlimmer: Vor Allem ihr Enkel wird von ihr ständig abgekanzelt und auch im Beisein Anderer verbal gedemütigt. Die zudem antisemitische, rassistische, sexistische, schwulenfeindliche Grossmutter spricht allenfalls gebrochen Deutsch, während Maxim sich schnell mit und in der neuen Sprache arrangiert; ständig muss er für seine Oma dolmetschen, die ihm daraufhin stets eröffnet, er könne ja gar nicht wissen, was da gesagt wurde, weil er habe doch keine Ahnung von der Sprache, er sei dumm, er sei schwächlich…, während sie zugleich anhaltend darüber lamentiert, wie sehr sie sich doch für ihren Enkel aufopfere, dass dieser ohne sie völlig verloren sei. Abgesehen davon, dass sie ihm immerfort beteuert, er würde ohnehin nicht besonders alt werden (können). Maxim lässt alles stoisch über sich ergehen; auf seine mangelnde Gegenwehr angesprochen antwortet er später, dass diese dann doch nur endlos wäre und er den „Aufwand“ darum von vornherein scheut.
    Damit sind sowohl Maxim als auch seine Grossmutter ebensolche tragischen Gestalten wie der Grossvater, der von der Grossmutter stets als untauglicher Nichtsnutz deklassiert wird; „Der Zopf meiner Grossmutter“ zeichnet kein einfaches Bild einer übergesiedelten Familie, sondern das einer dysfunktionalen Familiengemeinschaft, was auf mich als Leserin eine ganz seltsame, düstere Faszination ausübte.

    Durch den Tunnelblick des Ich-Erzählers, der auch eher objektiv berichtet als dass er tatsächlich seine Gefühle direkt beschreibt, bleibt letztlich auch Einiges offen; die familiäre Symbiose mit Nina, die sich letztlich ergibt, habe ich beispielsweise nicht so recht nachvollziehen können, weil es für mich unverständlich blieb, dass Nina (nicht nur) sich so unter die Fittiche der Grossmutter Maxims nehmen liess. Da hätte ich es durchaus auch interessant gefunden, wenn noch einige der Ereignisse aus der Sicht des Grossvaters oder eben auch Ninas erzählt worden wären.

    Ich habe dieses Buch wirklich gerne gelesen - wobei ich nicht ausschliessen wollen würde, dass da auch ein wenig Sensationsgier mitgespielt haben mag; denn so wie mit ihm umgesprungen wurde, hatte ich auch bereits damit gerechnet, dass Maxim noch zum Amokläufer werden konnte. Für mich klang die Geschichte derart unheilvoll, dass mich tatsächlich hauptsächlich interessierte, ob Max noch aus diesem ungesunden Familienkonstrukt ausbrechen können würde.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Estelle, 10.05.2019

    Als Buch bewertet

    Alina Bronsky schreibt gern über alte oder ältere Frauen. Lässt sie stark sein, wortgewandt, leidenschaftlich und realistisch. Sie meistern ihr Leben, lassen sich ins nichts hineinreden und kämpfen tagtäglich um ihre Heimat, die Erinnerungen, die Familie und um ihre Ansichten. Sie sind sehr eigenwillig, nehmen kein Blatt vor den Mund und mitunter agieren sie auch ziemlich bösartig.
    Margarita Iwanowna ist da keine Ausnahme. Leider kann ich nichts zu ihrem Alter sagen, aber da Enkel Maxim am Anfang des Buches sechs Jahre alt ist, dürfte sie nicht so uralt sein, wie man sie als Leser/in empfindet.
    Sie schimpft über alles und jeden, lässt an Deutschland kein gutes Haar, obwohl sie ein recht gutes Leben in dem neu gewählten Land führt.
    Ihrem Enkel macht sie jeden Tag zur Schnecke, lässt ihn glauben, dass er dauernd krank werden kann, oder sich infiziert, wenn er nicht aufpasst. Er ist nichts wert und kann froh sein, dass er sie hat.
    Gott, ist diese Frau schrecklich! Dabei aber auch recht unterhaltsam und amüsant. Man darf sie nicht zu ernst nehmen. Das kann man auch, wenn man nicht gerade in Maxims Haut steckt.
    Wobei ich glaube, dass ein solch kleines Kind nicht die erwachsenen Gedankengänge hat, die er hatte. Das fand ich doch ein bisschen zu übertrieben, wie er bereits die Welt sieht.
    Schön fand ich, dass er sich seinen angenehmen Charakter bewahrt hat und sich von ihr nicht kleinreden liess. Er wächst über sich in den Jahren hinaus.
    Und dann habe ich ihm auch seine Gedanken und die Sicht auf die Welt abgenommen.

    Die Grossmutter, so schlau sie doch ist, merkt jedoch nicht, dass ihr geliebter, ausgeglichener Ehemann Tschingis ein Verhältnis im Wohnheim mit einer jüngern Frau, Nina, unterhält.
    Die Liebelei wird alsbald das Leben aller verändern. Ob zum Guten oder Schlechten, sei dahingestellt.

    Alina Bronskys Geschichten beeindrucken mich immer wieder.
    Hier wird im Namen der Grossmutter ganz schön viel Rassismus an den Tag gelegt: die Juden, die Asiaten, die Deutschen - alle bekommen ihr Fett weg. Ist doch der Russe der wahre Lebensverfechter, der weiss, wo es langgeht und der anderen nichts Böses will.

    Der Schreibstil ist sehr angenehm und die Geschichte an sich, wenn man ein Auge zudrückt, da doch ganz schön viel übertrieben wird, witzig und auch dramatisch.
    Man kann sich in die Figuren gut versetzen. Das ist immer gut, um eine Beziehung als Leser/in auszubauen.

    Ich würde mich freuen, wenn die Autorin mal jemand anderen zu Wort kommen lässt in ihren Büchern, als eine ältere Frau, die meistens - ob mehr oder weniger - die Hosen anhat.

    4 Sterne.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    inya, 08.06.2019

    Als Buch bewertet

    witzig

    Ich muss sagen, dass ich dieses Buch sehr witzig fand. Die Grossmutter hat natürlich immer Recht, wie alle Grossmütter, und ist an Starrsinnigkeit nicht zu überbieten. In Deutschland angekommen, mit ihrem Enkel und ihrem Mann, beginnt sie ein neues Leben, in welches sie sich nicht so recht einfinden kann. Den Enkel und den Mann drangsaliert sie mit ihren Weisheiten, ist aber im Grunde ein herzensguter Mensch und vergibt ihrem Mann sogar den Seitensprung, bei dem ein Kind entsteht. Und um die Situation noch skurriler zu machen, gehört von da an die Geliebte und das uneheliche Kind ihres Mann zur Familie dazu. Diese kuriose Patchworkfamilie lebt von da an chaotisch miteinander und hilft sich aus den Tiefen des Lebens wieder hinaus. Eine witzige, russische Geschichte über Familie und Liebe.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Webervogel, 08.06.2019

    Als Buch bewertet

    Hart statt herzlich

    Grossmütter gibt es in der Literatur viele. Meist handelt es sich um kluge und weitsichtige Frauen mit grossem Herzen, viel Geduld und einem immer offenen Ohr, die stets zur Stelle sind, wenn sie gebraucht werden. Und oft bringen sie dann auch noch Kuchen mit.

    In Alina Bronskys „Der Zopf meiner Grossmutter“ erfüllt die russische Oma keins der gängigen Klischees. Sie ist selbstgerecht, herrschsüchtig, weiss alles besser, beschimpft und tyrannisiert ihr Umfeld. Backen tut sie zwar, gleich zu Beginn des Romans zum Geburtstag ihres vielleicht fünf- oder sechsjährigen Enkels Mäxchen, doch der darf die Torte nur anschauen und einmal dran schnuppern, bevor sie vor seinen sehnsüchtigen Augen verzehrt wird. Denn Max verträgt Kuchen eh nicht, weiss die Oma. Ausserdem ist er, wie sie ihm immer wieder einbläut, debil, schwachsinnig, todkrank und wird das Erwachsenenalter niemals erreichen. Dass weder Ärzte noch Lehrer diese Diagnose bestätigen, verunsichert Margarita Iwanowna kein bisschen.

    Diese beratungsresistente Schreckschraube war dann auch der Grund, dass mich die Geschichte anfangs ziemlich befremdet hat. Natürlich muss nicht jede Oma selbstlos und wohlwollend auftreten, aber diese hier beleidigt und piesackt ihr verwaistes Enkelkind in einem fort, ohne dass ihr schweigsamer Mann Tschingis Mäxchen jemals zu Hilfe kommt. Für mich war das kein Lesespass, sondern ziemlich unangenehm. Doch der Roman entwickelt sich, Mäxchen, aus dessen Perspektive er geschrieben ist, wird älter, verständiger und schafft es mehr und mehr, sich von der Grossmutter zu emanzipieren – wobei er gleichzeitig eine Ahnung von deren wahrem Wesen bekommt. Ausserdem wirbelt noch ein für alle Seiten unerwartetes Ereignis das Familiengefüge unwiderruflich durcheinander: Der Grossvater verliebt sich. Und ab da bekommt der Roman eine gewisse Leichtigkeit, die mir vorher gefehlt hat.

    Alina Bronsky schildert Mäxchens Heranwachsen in einer deutschen Flüchtlingsunterkunft in nüchternen Worten, die doch anrühren. Sie ist eine Meisterin der knappen Beschreibungen, die alles ausdrücken und nachwirken. Und nötigt ihren Lesern schliesslich sogar Respekt vor Margarita Iwanowna ab – einer Grossmutter, die ich nicht so schnell vergessen werde.

    Ich habe dieses Buch als Leseexemplar erhalten.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    bookloving, 07.07.2019

    Als Buch bewertet

    *Berührendes Lesevergnügen*
    Mit ihrem grossartigen Roman „Der Zopf meiner Grossmutter “ ist Alina Bronsky erneut eine berührende, bitterböse und unglaublich irrwitzige Geschichte über die Launen des Lebens, den Familienzusammenhalt, Entwurzelung und das Älterwerden gelungen.
    Mit ihrem unverwechselbaren temporeichen, witzigen und schwarzhumorigen Schreibstil erzählt sie die wendungsreiche, tragikomische Geschichte über eine russischen Auswandererfamilie, eine grosse Liebe und eine unverhoffte Patchwork-Familie.
    Überaus faszinierend sind Bronskys herrlich skurrile, sehr liebenswerte Charaktere gezeichnet, die in ihrer Vielschichtigkeit kaum unterschiedlicher sein könnten und ausserordentlich unterhaltsam sind.
    Mit Maxims Grossmutter steht erneut eine aussergewöhnliche, äusserst charakterstarke Frauenfigur im Mittelpunkt ihrer Geschichte, die wir ausschliesslich aus der Sicht des Enkels und Ich-Erzählers erleben. Als Kontingentflüchtlinge sind er und seine Grosseltern aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen und leben seitdem in einem Wohnheim für Russlandflüchtlinge in einer Kleinstadt. Er ist ein sehr cleverer, aufgeweckter Junge, der allerdings in Augen seiner tyrannischen Grossmutter zu einem kränklichen Weichling und lebensuntauglichen Idioten abgetan wird und der vor der bösen Welt und allen erdenklichen schädlichen Einflüssen bewahrt werden muss. Es ist unglaublich amüsant und fesselnd, diese Familie aus der naiv-unvoreingenommenen Perspektive von Max durch ihren Alltag zu begleiten. In absurden, bisweilen herrlich überspitzten Szenen erleben wir ihr bizarres und vermeintlich harmonisches Zusammenleben mit, schmunzeln und empören uns über die Marotten der temperamentvollen Grossmutter.
    Die Geschichte lebt von den überaus witzigen, bissigen Dialogen und den verschrobenen Ideen und Verhaltensweisen der übergriffigen, autoritären und tyrannischen Grossmutter, die mit ihrer erdrückenden Dominanz nicht nur über ihren Enkel „Mäxchen“ sondern über ihr gesamtes Umfeld bestimmen möchte. Schonungslos, bösartig und schockierend sind bisweilen ihr Verhalten und ihre verbalen Rundumschläge, wenn sie beispielsweise antisemitische Sprüche gegen die Juden loslässt ober sich über das deutsche Schul- und Gesundheitssystem echauffiert. Man bringt dieser absolut gewöhnungsbedürftigen Figur äusserst zwiespältige Gefühle entgegen, die von amüsiertem Schmunzeln, über tiefe Empörung und Ablehnung bis hin zu Mitleid reichen. Es dauert eine Weile bis man die tragischen Hintergründe für ihr unmögliches Verwalten begreift und hinter ihrer ruppigen Fassade viel Warmherzigkeit, Liebe und grosse Verletzlichkeit entdeckt.
    So nimmt die wendungsreiche, tragikomische Geschichte ihren Lauf, gewinnt mit den sich verdichtenden Handlungssträngen allmählich immer mehr an Tiefe und stimmt mit seiner tragischen Reichweite auch sehr nachdenklich.
    FAZIT
    Ein grossartiger Roman mit einer witzigen, bitterbösen und zugleich tragikomischen Geschichte und herrlich skurrilen, liebenswerten Charaktere. Ein ausserordentlich unterhaltsames und berührendes Lesevergnügen, das man sich nicht entgehen lassen sollte!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Bineira, 07.08.2021

    Als Buch bewertet

    Alina Bronsky ist 1978 in Russland geboren und lebt seit Anfang der 1990er Jahre in Deutschland. In ihren Romanen thematisiert sie oft ihre Herkunft, so auch in "Der Zopf meiner Grossmutter".

    Tschingis und Margo, beide Anfang 50, sind mit ihrem Enkel Maxim als jüdische Kontingentflüchtlinge von Russland nach Deutschland gekommen und leben nun in einem Wohnheim. Oma Margo war früher eine Tänzerin, ihr langer roter Zopf erinnert an diese Zeit. Sie ist ein zutiefst unglücklicher, misstrauischer Mensch und lässt ihren Frust mit bösartigen Bemerkungen an ihrer Umgebung aus. Am meisten leiden unter ihr der stille Tschingis, der sich redlich bemüht, die Familie zu ernähren und Maxim, den sie wahnhaft für todkrank und geistig zurückgeblieben hält und auch so behandelt. Die beiden ertragen Margo mit einer stoischen Gelassenheit und - man kann es kaum glauben - sie lieben sie, denn sie wissen um ihr gutes Herz.

    Als die junge Russin Nina mit ihrer Tochter Vera in das Flüchtlingsheim einzieht, geschieht etwas Unvorhersehbares: Tschingis verliebt sich in sie.

    Wird die Familie daran zerbrechen?
    Und wo sind eigentlich Maxims Eltern?

    Maxim ist weder krank noch dumm, er ist der Ich-Erzähler dieser Geschichte, erst als Sechsjähriger, später als Teenager. Dadurch erscheinen die grotesken Rituale, mit denen die Oma den Jungen drangsaliert, eher komisch als erschütternd. Er vermittelt zwischen Margo und dem Rest der Welt, und er weiss sich zu helfen, um ihrer absoluten Kontrolle zu entgehen.

    Alina Bronsky schreibt in einem rasanten, sprachgewandten Stil, der mir gut gefallen hat. In den ersten zwei Dritteln des Buches geht es ausführlich um den Alltag der Familie. Im letzten Drittel wird es dann richtig spannend, hier lässt die Autorin leider einiges aus und kommt für mein Gefühl zu hastig zum Ende.

    Über die absurden Einfälle der Oma und die schlagfertigen Dialoge habe ich mich köstlich amüsiert. Zwischendurch hat die Geschichte auch traurige Passagen, so dass sie insgesamt eine gelungene Mischung aus Komödie und Tragödie ist.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    schokoflocke, 09.05.2019

    Als Buch bewertet

    Um die Familie nach Deutschland zu bringen hat die Grossmutter gelogen und betrogen und trotz ihrer persönlichen Abneigung die Familie als Juden ausgegeben.So ist die Grossmutter eben,sie erreicht immer was sie will.auch wenn sie mit dem Kopf durch die Mauer rennen muss.Zu ihren Enkel Max sagst sie "Idiot ",zu eigenen Ehemann "asiatische Fresse",sie wirft mit den Worten um sich,wie mit sptzen Steinen.In dem Flüchtilingsheim haben alle Angst von ihr,manche halten sie für verrückt,aber Max weisst,dass niemand auf der Welt ihn so sehr liebt wie sie.Und als der stille Grossvater sich in der Nachbarin verliebt,reagiert die Grossmutter anders als erwartet und nimmt auch die Geliebte in die Familie auf...
    Es ist eine bittersüsse Geschichte,in der die Autorin Patchworkfamilie neu definiert und eine ziemlich ungewöhnliche Konstelation beschreibt.Eine tiefgründige Geschichte über Veränderungen ,Zusammenhalt ,dass Liebe viel Gesichter hat und das Worte sehr verlatzen können,letzendlich sind aber die Taten,die wirklich zählen. Das Besondere sind natürlich die Charaktere,dafür ist Alina Bronsky auch bekannt und mit der Grossmutter hat die Autorin einen höheren Level in der Protagonisten Welt erreicht. Allerdings hatte ich (vorallem anfangs) mit der Grossmutter paar Probleme.Jedes mal , wenn sie zu (oder über) Max "Idiot" oder "Krüppel" sagte,bin ich innerlich gezuckt. Aber wie der Grossvater zu Max sagte "Die lautesten Hunde beissen nicht"folgen den harten Worten und Beschimpfungen gutherzige Taten. Im Laufe der Geschichte lernt man die Familie auch besser kennen und man kann die Grossmutter auch besser verstehen.Und ja ,sie hat eindeutig ein Herz,auch wenn sie sorgfälltig versucht das zu verstecken. Ehrlich gesagt hoffe ich im realen Leben nie auf so eine Person zu treffen,aber als Protagonistin in einer Geschichte ist die Grossmutter ein grossartiger Charakter.Es lohnt sich wirklich diese ungewöhnliche Familie kennezulernen,deswegen auch eine Leseempfehlung von mir.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein