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  • 5 Sterne

    5 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 03.07.2020

    Ein ganz besonderer Junge und sein liebevoller Vater, die zu bewegen vermögen

    „...Cosmas war Cosmas und er würde niemals jemand anders sein. Und er war genau richtig. Für Kai jedenfalls...“

    Kai war mit seinem Leben eigentlich zufrieden, liebt seine Ehefrau Jorinde und seinen autistischen Sohn über alles, auch wenn es mit ihm nicht immer einfach ist.

    Als Leser lernt man Kai und Cosmas kennen, als die beiden einen schönen Tag am Elbstrand verbringen und man sofort merkt, dass der kleine Junge etwas ganz Besonderes ist. Als ein nicht angeleinter Hund auf Cosmas zugerannt kommt, gerät er jedoch völlig ausser Kontrolle. „Cosmas stiess einen schrillen Laut aus, legte die Hände auf die Ohren, obwohl nichts in der Nähe war, das sein Gehör beeinflusst hätte, einzig seine Schreie, die bald in ein Brüllen übergingen, überfluteten den Elbstrand, übertönten den Schiffsverkehr sowie das Knacken der nackten Äste im Wind. Kai überlegte, wie er Cosmas beruhigen könnte. Der Junge schlug um sich. […] Er schrie immer lauter, gefangen in seinen Gefühlen, mit verkrampftem Gesicht und fliegenden Fäusten. Kai machte einen Schritt auf ihn zu. Sein Impuls war, sich Cosmas anzunähern, ihm seine Furcht zu nehmen, aber er spürte Widerstand in sich, der wie eine unsichtbare Wand zwischen ihm und seinem Sohn lag.“

    Der kleine Junge zeigt autistisches Verhalten, was wohl kaum zu leugnen ist, auch wenn die offizielle Diagnose noch auf sich warten lässt. Kai hat das akzeptiert, arrangiert sich damit, ja kann sogar die vielen anderen, schönen Dinge, die ihm sein Sohn geben und zeigen kann, sehen. Ganz anders hingegen geht es seiner Ehefrau Jorinde, die schlicht die Augen davor verschliesst. „Wir sind nicht streng genug, das ist alles. Und was sollte an Cosmas anders sein? Er ist wie jedes andere Kind. Er kann laufen, er kann sprechen– gut, nicht ganz so perfekt und gewandt wie andere Sechsjährige, er hat gewisse Defizite, ich weiss das. Aber ansonsten ist er ein kerngesunder Junge, der lernfähig ist. Du tust ja gerade so, als wäre er behindert. Ich weiss es aber besser. Ich werde ihm seine Flausen austreiben, das schwöre ich dir.“ Ein hoffnungsloses Unterfangen „Er hört nicht auf mich. Niemals. Ich habe versagt, vom ersten Tag an.“ und je mehr Energie sie trotz allem in dieses Bestreben legt, desto schlechter geht es ihr und genau das ist das, was Kai zunehmend mehr belastet, denn, „Insgeheim wünschte sich Jorinde offensichtlich Dinge, die ihr für immer vorenthalten sein würden. Kai ärgerte sich darüber. Er selbst hatte kein Bedürfnis danach, im Geld zu schwimmen, alles, was er wollte, war, glücklich zu sein. Seiner Familie eine Basis zu bieten, dafür zu sorgen, dass sie zu essen hatten, ein Dach über dem Kopf, dass sich Cosmas gut entwickelte und ein selbständiger junger Mann aus ihm würde, dass Jorinde wieder lachen konnte, ohne angespannt zu sein. Genau das wünschte er sich.“ Ob Kai eine Jorinde, so wie er sie liebt zurückbekommen wird, gerade, wenn jetzt die Einschulung ansteht, das wird ebenso wenig verraten, wie was aus einer zufälligen Begegnung mit der geheimnisvollen Künstlerin Lilith, die zwar keinesfalls das gängige Schönheitsideal verkörpert, aber trotzdem eine ganz besondere Anziehungskraft versprüht.

    Die Autorin erzählt ihre Geschichte aus Kais Sicht und ich habe sie mit ihm gelebt. Emotional hat sie mich mit ihren Beschreibungen, die sich so vieler treffender und besonderer Bilder bedienen, sofort gefangen genommen. Ganz oft konnte sie mich so z.B. tief schockieren. Wenn lesen musste, „Sie verhielt sich, als wäre Cosmas’ Behinderung nichts weiter als ein hässlicher Fleck auf ihrer Lieblingsbluse, der sich mit den geeigneten Chemikalien entfernen liesse.“, hat mir das im Herzen wehgetan. Kais Liebe zu seinem Sohn ist in jeder Zeile zu spüren, ebenso aber auch die unsichtbare Wand, die sich zwischen ihm und Jorinde und die Gefühle des Alleinseins, die sich bei ihm aufbauen. Sehr authentisch schildert sie die Erlebnisse mit Cosmas. Hier fehlen die tollen, kreativen und zu Herzen gehenden Momente wie „Denkenlampe. Cosmas erdachte sich allerlei seltsame Wortschöpfungen, diesen Begriff kannte Kai aber noch nicht. Er hatte Cosmas gefragt, was genau eine Denkenlampe sei.„Leuchtender Mensch!“, hatte Cosmas daraufhin gesagt.„Du auch! Bist auch Denkenlampe, Papa!“ ebenso wenig, wie solche, der Art, „Zu Hause war Cosmas’ Lärmempfindlichkeit zu bewältigen gewesen, Kai vergass sie schlichtweg an den meisten Tagen. Zu Hause hing Cosmas wieder an der Tür, drückte die Klinke hoch und runter und gab seltsame kreischende Laute von sich. Kai beobachtete ihn, unternahm aber nichts. Er liess Cosmas in Ruhe, weil er wusste, wie wichtig diese mechanischen Bewegungen für ihn waren, um sich zu beruhigen und zu verkraften, was ihm die Aussenwelt aufbürdete.“, die Einblick in das Krankheitsbild Autismus geben, was mir unheimlich gut gefallen hat. Mit Lilith bringt Heidi Lehman eine weitere Person ins Geschehen, die dem Ganzen zusätzliche berührende, rätselhafte und auch spannende Elemente verleiht. Nicht ganz so glücklich war ich mit dem sich zuerst sehr zuspitzenden und dann offenen Ende. Das ist aber auch generell so gut wie nie meines, auch wenn die Autorin damit bestimmt noch einmal wachrütteln und zum Nachdenken anregen wollte.

    „...Regeln waren wichtig für Cosmas, aber er empfand es als dringlicher, im jeweiligen Moment zu schauen, was genau der Junge benötigte...“ Kai habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Er ist mehr als einfühlsam, rücksichtsvoll und einen besseren Ehemann und Vater kann man sich eigentlich nicht wünschen. Er ist mit seinen Ängsten, seinen Wünschen, seinen warmherzigen Gefühlen, und auch seinem Verhalten, das immer das Beste will, auch wenn es das vielleicht nicht immer auch unbedingt ist, äusserst echt dargestellt. Auf Lilith blickt man nur aus seinen Augen. Sie blieb mir dadurch klar etwas fremder und mit ihrer ablehnenden Art Cosmas und auch Kai gegenüber, hat sie es mir zunehmend schwerer gemacht, mit ihr Mitleid aufgrund ihrer völligen psychischen Überforderung zu haben. Cosmas mit seinen Stärken und Schwächen ist etwas ganz Besonderes und ich fand es unheimlich spannend ihn hier ein bisschen kennenlernen zu dürfen. Lilith bereichert die Geschichte in meinen Augen. Die Verbindung, die über die Kunst, er als Autor, sie als Malerin gezeichnet wird, war für mich hier nicht das Entscheidende, sondern eher das Miteinander zweier empfindsamer Seelen, die sich beide so alleine fühlen und sich mit gegenseitigem Respekt und wahrem Interesse am anderen begegnen, das toll dargestellt wird.

    „Cosmas kann sich nicht verbiegen. Vielleicht sollten wir versuchen, uns ihm anzupassen, anstatt ihn der Welt.“ Ein richtig toller Gedanke und etwas, das ich mir nicht nur für Cosmas, sondern ganz generell für alle Menschen mit Handicap in unserer Gesellschaft wünsche. Ich denke schon allein die Tatsache, dass dieser Roman Einblick in das Leben einer betroffenen Familien gewährt, darauf aufmerksam macht, welche Hürden eigentlich längst schon abgebaut sein sollten und welche Hilfen dringend nötig wären, ist schon Grund genug, dieses Buch zu empfehlen. Auch wenn mich der offene Schluss am Ende etwas ernüchtert zurückgelassen hat, konnte mich die Autorin mit ihrem berührenden Bienenjungen so gefangen nehmen, dass ich gerne noch fünf Sterne vergebe.

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  • 5 Sterne

    mabuerele, 30.06.2020

    „...Regeln waren wichtig für Cosmas, aber er empfand es als dringlicher, im jeweiligen Moment zu schauen, was genau der Junge benötigte...“

    Kai ist mit seinem 6jährigen Sohn Cosmas am Strand der Elbe. Der Junge beschäftigt sich im Sand. Schnell wird mir als Leser klar, dass Cosmas ein besonderes Kind ist.
    Die Autorin hat einen einfühlsamen Roman über das Leben mit einem autistischen Kind geschrieben. Die Geschichte wird aus der Sicht des Vaters erzählt. Der ist Lehrer und weiss, dass Cosmas autistische Züge zeigt, auch wenn die Diagnosestellung schon mehr als ein Jahr auf sich warten lässt.
    Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. In jeder Zeile wird klar, wie sehr Kai seinen Junge liebt und wie viel Mühe er sich gibt, dass es ihm gut geht.

    „...Cosmas war Cosmas und er würde niemals jemand anders sein. Und er war genau richtig. Für Kai jedenfalls...“

    Was in den vergangenen sechs Jahren passiert ist, bleibt weitestgehend im Dunkeln. Eines aber wird deutlich. Jorinde, Kais Frau und Cosmas Mutter, ist mit der Situation überfordert. Sie kann das Kind nicht so annehmen, wie es ist, und glaubt, es durch Erziehung zu einem normalen Kind zu machen, wobei normal immer ein relativer Begriff ist. Das stellt Kai vor zusätzliche Anforderungen.

    „...Jorinde war wie Glas, einerseits hart und glatt, andererseits durchscheinend und zerbrechlich. Und Kai würde sich an ihr schneiden, immer und immer wieder...“

    Kai schreibt in den Abendstunden ein Buch. Das ist für ihn eine Art Flucht aus der Realität und schenkt ihm eine gewisse Freiheit. Daraus schöpft er auch die Kraft, Cosmas alles zu geben, was der braucht, und die zerbrechliche Liebe zu seiner Frau nicht infrage zu stellen. Das heisst nicht, dass er alles richtig macht. Aber wer macht das schon in seinem Leben.
    Cosmas spricht nicht viel. Doch an einigen Stellen wird deutlich, dass der Junge zu Empfindungen fähig ist, die wir nicht nachvollziehen können. So gibt es Menschen, die er Denkenlampe nennt. Seinem Vater erklärt er, dass diese leuchten. Auch die Depression der Mutter zeigt sich für ihn in bildhaften Farben.
    Auf einer Vernissage lernt Kai die Künstlerin Lilith kennen. Ihre Lebensfreude beeindruckt ihn. Trotzdem setzt er seinem Handeln Grenzen, auch wenn er in Gedanken von mehr Nähe träumt.
    Als Kai seinen Freund Peter besucht, beobachtet Cosmas die Bienen an dessen Bienenstöcken. Hier zeigt sich sein feines Empfinden für andere Lebewesen. Erstaunlich, wie er ihr Tun interpretiert. Daraufhin beschliesst Kai, auf dem Balkon selbst Bienen zu halten. Die Beobachtung der Tiere lässt Cosmas zur Ruhe kommen. Was ihn sonst schnell aufregt, blendet er dabei völlig aus. Kais Gedanken zeigen, wie tief er sich mit der Problematik beschäftigt hat:

    „...Vielleicht sollten wir versuchen, uns ihm anzupassen, anstatt ihn der Welt...“

    Als Cosmas eingeschult wird und die Integration in der Schule nicht funktioniert, eskaliert auch die familiäre Situation. Jorinde kann ihr Verhalten nicht mehr steuern. Sie lebt zwischen Lethargie und heftigen Ausbrüchen, lehnt aber jede Hilfe ab.
    Das offene Ende hat Für und Wider. Einerseits ermöglicht es mir als Leser, die Geschichte weiterzuspinnen, andererseits verlangen insbesondere Jorindes Aussetzer eine schnelle und konsequente Lösung.
    Spannend wäre es sicher, das Geschehen aus Jorindes Sicht kennenzulernen. Vielleicht würde ich dann feststellen, dass ich sie falsch einschätze.
    Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Kai ist hin- und hergerissen zwischen seinem Anspruch, das Beste für seinen Sohn zu wollen, den Forderungen der Ehefrau, die Zeit für sich beansprucht und doch seine Nähe scheinbar nicht mehr ertragen kann und fehlenden Hilfsangeboten der Gesellschaft.

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  • 5 Sterne

    B., 26.06.2020

    sehr berührend, sehr emotional
    Inhaltsangabe zu "Bienenjunge"

    Cosmas ist ein besonderer Junge, er ist Autist. Sein Vater Kai versucht, ihm ein erfülltes Leben zu ermöglichen, während Cosmas’ Mutter Jorinde die Behinderung ihres Sohnes nicht wahrhaben will. So hat Kai das Gefühl, dass er sich allein den Problemen stellen muss, die zwar alle Eltern haben, die aber durch die Eigenheiten seines Sohnes verstärkt werden. Nur bei der Künstlerin Lilith findet er Rückhalt. Doch als Cosmas eingeschult werden soll, eskalieren die familiären und gesellschaftlichen Konflikte.
    Eine Geschichte über Familie, Liebe, Inklusion und über den Kampf für ein gutes Leben.





    Zum Cover : Das Titelbild mit dem Kolibri, finde ich auf Cosmas bezogen sehr passend. Eine schöne Wahl. Ich finde es spiegelt seine Persönlichkeit wieder.




    Zum Buch : Ein schöner , angenehm zulesener Schreibstil dem man sich nicht entziehen kann. Einfühlend geschrieben. Zwischen den Zeilen ist es spürbar wie schwierig es als Autist ist, in der heutigen Gesellschaft bestehen zu können. Starke Charakere mit menschlichen Schwächen lassen die Protagonisten sehr glaubhaft erscheinen.



    Mein Fazit : ein starkes Buch das zu Herzen geht. Berührend und einfühlsa

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  • 5 Sterne

    B., 26.06.2020

    sehr berührend, sehr emotional
    Inhaltsangabe zu "Bienenjunge"

    Cosmas ist ein besonderer Junge, er ist Autist. Sein Vater Kai versucht, ihm ein erfülltes Leben zu ermöglichen, während Cosmas’ Mutter Jorinde die Behinderung ihres Sohnes nicht wahrhaben will. So hat Kai das Gefühl, dass er sich allein den Problemen stellen muss, die zwar alle Eltern haben, die aber durch die Eigenheiten seines Sohnes verstärkt werden. Nur bei der Künstlerin Lilith findet er Rückhalt. Doch als Cosmas eingeschult werden soll, eskalieren die familiären und gesellschaftlichen Konflikte.
    Eine Geschichte über Familie, Liebe, Inklusion und über den Kampf für ein gutes Leben.





    Zum Cover : Das Titelbild mit dem Kolibri, finde ich auf Cosmas bezogen sehr passend. Eine schöne Wahl. Ich finde es spiegelt seine Persönlichkeit wieder.




    Zum Buch : Ein schöner , angenehm zulesener Schreibstil dem man sich nicht entziehen kann. Einfühlend geschrieben. Zwischen den Zeilen ist es spürbar wie schwierig es als Autist ist, in der heutigen Gesellschaft bestehen zu können. Starke Charakere mit menschlichen Schwächen lassen die Protagonisten sehr glaubhaft erscheinen.



    Mein Fazit : ein starkes Buch das zu Herzen geht. Berührend und einfühlsa

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  • 4 Sterne

    Franz F., 02.05.2020

    Die sehr lebendige, abwechslungsreiche, bilderreiche Art des Romans deutet auf eine sehr gute Beobachtungsgabe der Autorin hin, was sich im alltäglichen Leben rundum so begibt. Ein Zeichen, dass es durchaus Sinn macht, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu schreiten, anstatt z.B. ständig auf ein elektronisches Medium fixiert zu sein. Die Mitmenschen wahrnehmen, mitfühlen an deren Schwierigkeiten wie auch an erbauenden Erlebnissen ist bestimmt eine gute Grundlage, einen durchgängig spannenden Text zu schreiben, der den Lesenden nicht gleich loslässt.

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