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  • 5 Sterne

    42 von 47 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    claudi-1963, 17.01.2020

    Als Buch bewertet

    "Sie töteten sie, die Kinder ... Hunderte und Hunderte von ihnen. Sie brachte sie einfach um, weil sie keine Verwendung für sie hatten. Sie schlugen sie. Sie töteten sie. So wie Tiere ... das habe ich mit eigenen Augen gesehen, was sie da getan haben." (Aussage Joe Rubinstein)
    In der Nacht vom 30. April 1942 klopfte es an die Tür der Familie Rubinstein. Als der 21-jährige Joe öffnet, wird er mit hundert anderen Juden nach Auschwitz deportiert. Joe hatte bis dahin niemand etwas getan, er war ein junger Mann wie viele anderen und trotzdem ereilte ihn ein fürchterliches Schicksal. Abtransportiert in einem Viehwaggon muss er Fürchterliches mitmachen, eher er in Auschwitz ankommt und dort die Nummer 34207 verpasst bekommt. Dass er diese damalige Nacht in der Kälte, bekleidet nur mit Unterhemd, Pyjamahose und nackten Beinen überlebt hat, grenzt schon an ein Wunder. Nie verliert er die Hoffnung, auch wenn die Misshandlungen und Qualen noch so schlimm sind. Sein Glaube an Gott, die Zuflucht im Gebet, sein eiserner Lebenswillen und die Liebe zu den Menschen, die er zurücklassen musste, geben ihm in dieser Zeit die Kraft zum Überleben. Doch der Gedanke an seine Familie und was mit ihr geschehen ist, quält ihn noch heute.

    Meine Meinung:
    Ein nachdenkliches und vom Alter gezeichnetes Gesicht erblickt mich auf dem Cover dieses Lebensberichts. Als ich den Klappentext und die Überschrift las, war mir klar, dieses Buch muss ich unbedingt lesen. Der einfühlsame, emotionale und lebendige Schreibstil macht es mir einfach in die Geschichte von Icek Jakub Rubinsztejn, dem späteren Joe Rubinstein einzutauchen. Eine Lebensgeschichte wie ich sie schon einige gelesen habe, und trotzdem ist jedes Schicksal ein wenig anders und jedes bewegt mich wieder aufs Neue. Ich bin fassungslos, wie man Joe in dieser einen Nacht einfach so abholt, ohne das er sich von seiner Familie verabschieden, geschweige den sich was anziehen durfte. Dass er die Nacht auf dem Lastwagen in der Kälte überlebt hat, war schon für mich ein Eingreifen Gottes. Genauso wie die Zugfahrt, bei denen viele Menschen in seinem Waggon gestorben sind. Wie menschenunwürdig die SS damals war, erschüttert mich jedes Mal aufs Neue. Männer die wahrscheinlich selbst Familie und Kinder zu Hause haben erschlagen Kinder, so das Joe diesen Anblick noch heute vor Augen hat. Was Joe in Auschwitz und anderen Lagern erlebt, ist einfach unfassbar und er stand mehr als einmal kurz vor dem Tod. Doch Gottes Plan für Joe ist ein ganz anderer, sicher hat er ihm deshalb zum richtigen Zeitpunkt geholfen. Seine Gebete und der Gedanke an die Familie zu Hause hat ihm oft die Kraft gegeben weiterzuleben, wenn er eigentlich nicht mehr mochte. Schön ist es, dass er nach Kriegsende gute Freunde gefunden hat und die Familie Gusenda kennenlernt. In diesem Buch bekomme ich Einblick in das Leben von Joe Rubinstein, der durch den Holocaust nicht nur seine gesamte Familie verlor, sondern selbst Schlimmes erleben muss. Nancy Sprowell Geise interviewt Joe, recherchiert vieles zu den Zusammenhängen der Familie und sucht Nachweise. Joes Geschichte beweisen die vielen Nachweise am Ende des Buchs. Dort befinden sich zudem Endnoten, die Chronologie der Familie und eine detaillierte Aufführung von Konzentrationslagern und einigen Personen, die im Buch erwähnt werden. Ausserdem ist Bildmaterial vom Museum Yad Vashem und dem Holocaust Memorial Museum im Buch enthalten. Bewegend für Joe war, dass man in diesem Zusammenhang drei Bilder seiner Familie gefunden hat. Der inzwischen hochbetagte Joe lebt mit seiner wunderbaren Familie in den USA, doch die Vergangenheit ist noch immer schmerzlich für ihn. So ist die Autorin bisher eine von wenigen, der Joe einen solchen detaillierten Bericht seiner Vergangenheit erzählt hat. Dass seine Familie wahrscheinlich alle in Treblinka ums Leben gekommen sind, kann man bis heute nicht hundertprozentig nachweisen. Lediglich dass die alle Juden aus den Ghetto in Radom im August 1942 abgeholt und in das Vernichtungslager nach Treblinka gebracht wurden, fand man. Trotz allem, was Joe erlebt hat, ist er ein Mann geblieben, der die Menschen und das Leben liebt. Dieses Buch kann ich nur jedem empfehlen, der sich mit dem Holocaust, KZs und einem starken Glauben an Gott auseinandersetzen möchte. Den nicht nur Joe gibt hier ein Zeugnis seines Glaubens, sondern ebenso die Autorin selbst. Für mich der bewegendsten Lebensberichte, den ich nur empfehlen kann und dem ich 5 von 5 Sterne gebe.

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  • 5 Sterne

    9 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    claudi-1963, 17.01.2020 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    "Sie töteten sie, die Kinder ... Hunderte und Hunderte von ihnen. Sie brachte sie einfach um, weil sie keine Verwendung für sie hatten. Sie schlugen sie. Sie töteten sie. So wie Tiere ... das habe ich mit eigenen Augen gesehen, was sie da getan haben." (Aussage Joe Rubinstein)
    In der Nacht vom 30. April 1942 klopfte es an die Tür der Familie Rubinstein. Als der 21-jährige Joe öffnet, wird er mit hundert anderen Juden nach Auschwitz deportiert. Joe hatte bis dahin niemand etwas getan, er war ein junger Mann wie viele anderen und trotzdem ereilte ihn ein fürchterliches Schicksal. Abtransportiert in einem Viehwaggon muss er Fürchterliches mitmachen, eher er in Auschwitz ankommt und dort die Nummer 34207 verpasst bekommt. Dass er diese damalige Nacht in der Kälte, bekleidet nur mit Unterhemd, Pyjamahose und nackten Beinen überlebt hat, grenzt schon an ein Wunder. Nie verliert er die Hoffnung, auch wenn die Misshandlungen und Qualen noch so schlimm sind. Sein Glaube an Gott, die Zuflucht im Gebet, sein eiserner Lebenswillen und die Liebe zu den Menschen, die er zurücklassen musste, geben ihm in dieser Zeit die Kraft zum Überleben. Doch der Gedanke an seine Familie und was mit ihr geschehen ist, quält ihn noch heute.

    Meine Meinung:
    Ein nachdenkliches und vom Alter gezeichnetes Gesicht erblickt mich auf dem Cover dieses Lebensberichts. Als ich den Klappentext und die Überschrift las, war mir klar, dieses Buch muss ich unbedingt lesen. Der einfühlsame, emotionale und lebendige Schreibstil macht es mir einfach in die Geschichte von Icek Jakub Rubinsztejn, dem späteren Joe Rubinstein einzutauchen. Eine Lebensgeschichte wie ich sie schon einige gelesen habe, und trotzdem ist jedes Schicksal ein wenig anders und jedes bewegt mich wieder aufs Neue. Ich bin fassungslos, wie man Joe in dieser einen Nacht einfach so abholt, ohne das er sich von seiner Familie verabschieden, geschweige den sich was anziehen durfte. Dass er die Nacht auf dem Lastwagen in der Kälte überlebt hat, war schon für mich ein Eingreifen Gottes. Genauso wie die Zugfahrt, bei denen viele Menschen in seinem Waggon gestorben sind. Wie menschenunwürdig die SS damals war, erschüttert mich jedes Mal aufs Neue. Männer die wahrscheinlich selbst Familie und Kinder zu Hause haben erschlagen Kinder, so das Joe diesen Anblick noch heute vor Augen hat. Was Joe in Auschwitz und anderen Lagern erlebt, ist einfach unfassbar und er stand mehr als einmal kurz vor dem Tod. Doch Gottes Plan für Joe ist ein ganz anderer, sicher hat er ihm deshalb zum richtigen Zeitpunkt geholfen. Seine Gebete und der Gedanke an die Familie zu Hause hat ihm oft die Kraft gegeben weiterzuleben, wenn er eigentlich nicht mehr mochte. Schön ist es, dass er nach Kriegsende gute Freunde gefunden hat und die Familie Gusenda kennenlernt. In diesem Buch bekomme ich Einblick in das Leben von Joe Rubinstein, der durch den Holocaust nicht nur seine gesamte Familie verlor, sondern selbst Schlimmes erleben muss. Nancy Sprowell Geise interviewt Joe, recherchiert vieles zu den Zusammenhängen der Familie und sucht Nachweise. Joes Geschichte beweisen die vielen Nachweise am Ende des Buchs. Dort befinden sich zudem Endnoten, die Chronologie der Familie und eine detaillierte Aufführung von Konzentrationslagern und einigen Personen, die im Buch erwähnt werden. Ausserdem ist Bildmaterial vom Museum Yad Vashem und dem Holocaust Memorial Museum im Buch enthalten. Bewegend für Joe war, dass man in diesem Zusammenhang drei Bilder seiner Familie gefunden hat. Der inzwischen hochbetagte Joe lebt mit seiner wunderbaren Familie in den USA, doch die Vergangenheit ist noch immer schmerzlich für ihn. So ist die Autorin bisher eine von wenigen, der Joe einen solchen detaillierten Bericht seiner Vergangenheit erzählt hat. Dass seine Familie wahrscheinlich alle in Treblinka ums Leben gekommen sind, kann man bis heute nicht hundertprozentig nachweisen. Lediglich dass die alle Juden aus den Ghetto in Radom im August 1942 abgeholt und in das Vernichtungslager nach Treblinka gebracht wurden, fand man. Trotz allem, was Joe erlebt hat, ist er ein Mann geblieben, der die Menschen und das Leben liebt. Dieses Buch kann ich nur jedem empfehlen, der sich mit dem Holocaust, KZs und einem starken Glauben an Gott auseinandersetzen möchte. Den nicht nur Joe gibt hier ein Zeugnis seines Glaubens, sondern ebenso die Autorin selbst. Für mich der bewegendsten Lebensberichte, den ich nur empfehlen kann und dem ich 5 von 5 Sterne gebe.

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marianne, 31.10.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Mittlerweile ist Joe Rubinstein, ein Überlebender des schrecklichen Konzentrationslagers Auschwitz, fast hundert Jahre alt. Wie durch ein Wunder übersteht er Jahre in dieser Hölle und wird später zu einem gefeierten Schuhdesigner in Amerika. Lange Jahre schweigt er beharrlich über seine grauenvollen Erlebnisse, bis er sich schliesslich der Autorin dieses Buchs anvertraut.


    Der 1920 geborene Jude Joe Rubinstein lebt mit seiner Familie in Polen. Obwohl sie nicht viel zum Leben haben, ist seine Kindheit von Liebe und Geborgenheit geprägt. Sein Vater stirbt, als Joe noch ein Kind ist. Sein ältester Bruder sorgt dafür, dass alle Geschwister die alleinerziehende Mutter unterstützen. Darum lernt Joe schon früh hart zu arbeiten.

    Besonders viel Spass macht es ihm Schuhe zu entwerfen und herzustellen. Von seinem jüdischen Lehrmeister lernt er sehr viel. Als die Stimmung in Polen immer judenfeindlicher wird, verlässt der Geschäftsmann jedoch das Land.

    Der junge Joe versteht nicht, warum er auf einmal als Jude verachtet wird. Wie kann es sein, dass Nachbarn einander auf einmal verraten, und Juden ohne Grund verprügelt werden?

    Und dann kommt der schreckliche Tag. In den frühen Morgenstunden wird Joe von einem lauten Hämmern an der Tür geweckt. Deutsche Soldaten nehmen ihn mit. Er darf sich noch nicht einmal anziehen. Er hat auch keine Möglichkeit sich von seiner Familie zu verabschieden.

    Mehrere Tage verbringt er frierend und hungernd, zuerst auf einem Lastwagen und dann in einem Viehwagon, bis er schliesslich das Ziel erreicht: Auschwitz. Dort erlebt er unvorstellbare Qualen und Demütigungen. Der Tod ist dort etwas Selbstverständliches. Viele verhungern oder sterben an Krankheiten, aber besonders schlimm sind die Gaskammern und die grausamen Spiele der Bewacher.

    Joe kann die Grausamkeiten, die er erlebt, nicht begreifen. Sie belasten ihn so stark, dass er nach seiner Befreiung nie darüber spricht. Aber nach siebzig Jahren will er sein Schweigen brechen. Als einer der letzten Augenzeugen dieser Hölle, will er nun von dem berichten, was er erlebt hat.

    Weil es so schmerzhaft ist, dauert es mehrere Jahre, bis er der Autorin von seinen Erlebnissen berichtet hat. Sie ergänzt und bestätigt das Gehörte durch umfangreiche Recherchen. Das Ergebnis ist dieses bewegende Buch.

    In leisen Moll-Tönen erzählt, begleitet der Leser Joe von seiner glücklichen Kindheit zu den Vernichtungsstätten Hitlers, und schliesslich nach Amerika, wo er ein erfolgreicher Schuh-Designer wird. Der Schwerpunkt liegt auf dem Erleben in Auschwitz. Die kurzen Kapitel beschreiben die Menschen, die nach einer anstrengenden Reise ankommen, nur um bald zu sterben, und sie machen den Hunger, die Strafen und die Hoffnungslosigkeit spürbar.

    Das Erschütternde an diesem Bericht ist der Kontrast zwischen der Sicht Joes und seiner Bewacher. Während er in jedem Häftling einen wertvollen Menschen und Individuum sieht, sehen die Ausführenden von Hitlers Wahnsinn nur eine menschlose Masse.

    Neben der Erzählung Joes enthält dieses Buch umfangreiche vertiefende Informationen. Drei Bildteile enthalten passende Bilder. Die Bilder zeigen allerdings nicht Joes ersten Jahre, da er keine Bilder retten konnte. Die meisten Bilder stammen aus verschiedenen geschichtlichen Quellen und machen das Erzählte auf schmerzhafte Weise lebendig.

    Sehr schön ist die Ausführung und Gestaltung dieses wertvollen Buchs. Die etwas grössere Schrift ist auch für ältere Leser gut geeignet.

    Fazit: Ein wichtiges Zeugnis eines Überlebenden über die schrecklichen Zustände in einem Konzentrationslager im Dritten Reich. Nüchtern erzählt ein Mann mit viel Lebenserfahrung von grauenhaften Erlebnissen, aber auch von seiner Liebe zum Leben, zu Gott und zu seinen Mitmenschen. Sehr zu empfehlen!

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 27.12.2019

    Als Buch bewertet

    Geht unter die Haut, ganz unbedingt lesen

    „Ich gebe nicht auf. Der Einzige, der mir mein Leben nehmen kann, ist mein Gott, niemand sonst.“
    „Joe hat das Schlimmste erlebt, was Menschen einander antun können, und doch ist sein Glaube darunter nicht zusammengebrochen. Er war für ihn wie ein helles Licht, das in der Dunkelheit schien.“

    Nach einem Vorspann mit Stimmen zum Buch, die einem schon eine Gänsehaut bereiten und einen kleinen Vorgeschmack darauf geben, welch bewegende Lektüre einem bevorsteht sowie einem Vorwort und Vorbemerkungen, gliedert die Autorin ihr Buch in drei Teile. Im ersten bekommt man nach einem Prolog, der wie eine Art Alptraum, von einem besonders brutalen Aufseher und der Nacht, in der die Nazis ihn abgeholt und barfuss in Unterhemd und Schlafanzughose abtransportiert haben, erst einmal Einblick in seine Kindheit und Jugend. In eher ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, war da stets die Liebe und Geborgenheit in der Familie. Besonders die Wärme seiner Mutter hat ihm nach dem Tod des Vaters enorm viel bedeutet und ihm sicher auch viel Rückgrat und Zuversicht verliehen. Für den jungen Joe galt „Ich interessierte mich nicht für Politik. Zwar hatte ich grossen Respekt vor Herrn Nagel, aber ich wollte mir seine Ängste nicht zu eigen machen.“, er nahm dessen Warnungen nicht ernst, und plötzlich ist der Tag da, an dem Polen angegriffen wird. „…waren keine Menschen gewesen, sondern eine Nazi-Maschinerie – eine herzlose, seelenlose Todesmaschine, die nun über meine Stadt hinwegrollte. […] Während die Welt geschlafen hatte, war diese Maschine gebaut worden. Die Furcht, die ich in dem Moment verspürte, ging mir durch Mark und Bein. Ich wusste, dass dies hier nicht aufzuhalten war, so wenig wie Meereswellen, die ans Ufer branden. Diese Maschinerie konnte tun, was immer sie wollte.“, und schnell gilt. „Die Nazis waren einfach überall – wie Ameisen, die sich über eine weggeworfene Brotscheibe hermachen. Und mit ihnen kam die Brutalität. Zuerst ganz allmählich, dann immer schneller und tödlicher.“ Wie brutal, wie unmenschlich diese sein konnten, davon erfährt man als Leser in einem zweiten Teil. Mir fehlen fast die Worte, um die Grausamkeiten zu beschreiben, von denen hier berichtet wird und die er durchleiden musste. Mir blieb beim Lesen so oft die Luft zum Atmen weg, ich musste hart gegen Tränen kämpfen, habe mitgelitten und war einfach nur abgrundtief schockiert. Einige bezeichnende Zitate, mehr will ich zu diesem Abschnitt gar nicht schreiben und das ist nur eine sehr kleine Auswahl. „Meine Füsse waren mittlerweile fast taub. Ich massierte unaufhörlich meiner Hände und Beine und frage mich, wie lange es wohl dauerte, bis ein Mensch erfror.“, sind Gedanken, während die Exkremente der Menschen auf dem LKW beim Transport nach Ausschwitz zwischen den nackten Zehen zu Eis gefrieren. „Von Morgengrauen bis zum Einbruch der Dunkelheit mussten wir, die wir selbst erschöpft und halb verhungert waren, die Leichen, die bei den Gaskammern lagen, zu nahegelegenen Gruben bringen, wo sie übereinandergestapelt wurden wie Bücher, die ins Regal einsortiert werden sollten - kostbare Lebens-Seiten, die auf ihre Zerstörung warteten.“, verbunden mit einem „Ich hasste diese Schwärme, die summten, landeten und zubissen und sich nicht darum kümmerten, welches Fleisch sie frassen, so wie die Nazis sich nicht darum kümmerten, dass es Menschen waren, die sie gerade getötet hatten.“ […] Die Insekten sassen auf den Gesichtern….“ oder auch „Der erste Schlag traf mich mit aller Wucht, noch bevor ich den Schmerz spürte. Meine Knie gaben nach, und ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten. In meinem Kopf explodierte er, eine Mischung aus brennender Hitze und blendenden Farben. […] Kann es sein, dass ich in zwei Teile zerbrochen bin? Ich war mir nicht sicher, Es fühlte sich an, als ob mein Körper gespalten wäre.“ Wie viel kann ein Mensch ertragen, bevor er zerbricht, das habe ich mich oft gefragt. Im dritten Teil erfährt man als Leser zwar auch noch schreckliche Dinge, darf aber zum Glück auch aufatmen und sich zudem oft mit und für Joe Rubinstein freuen. Hier bekommt man nämlich von seinen Jahren nach der Befreiung aus dem Lager bzw. nach Kriegsende erzählt. Er hat zum Glück und trotz allem abgrundtief Schrecklichem seine Lebensfreude nie aufgegeben, oder auch wiederentdeckt, hat zudem in seiner Frau Irene die grosse Liebe gefunden, in den USA mit Zielstrebigkeit an seiner Karriere als anerkannter Schuhdesigner gefeilt und darf nun inmitten seiner Familie einen erfüllten Lebensabend verbringen.
    Erwähnen möchte ich auch unbedingt noch das umfangreiche Zusatzmaterial, das den Abschluss bildet. Fussnoten, eine chronologische Auflistung der Ereignisse, eine Reihe von Originalzitaten, vertiefende Informationen sowie Literaturtipps und Fragen, wirklich spannende Denk- bzw. Gesprächsanlässe, die nach der Lektüre dieses Buches auch sicher vonnöten sind, und noch einiges mehr findet sich hier.
    In einem jeden Abschnitt finden sich auch stets die passenden Abbildungen von Schwarz-Weiss Fotografien. Von Bildern mit Leichenbergen von Menschen, die verhungert sind, einem eine Vorstellung geben, wie abgemagert diese waren, die einem die Luft zum Atmen nehmen, bis hin zu einem Bild von 2014, auf dem einem die Lebensfreude eines Joe und seiner Frau Irene regelrecht entgegen springen, und das so deutlich zeigt, wie sehr sich die beiden lieben müssen, ergänzen diese die Erzählungen sehr eindringlich. Ebenfalls erhält man eine Übersichtskarte von Nationalsozialistischen Lagern in Deutschland, Polen und Tschechien, was mir gut gefallen hat.

    Ich habe schon einige Bücher über Ausschwitz, auch Augenzeugenberichte bzw. Tagebücher gelesen, alle bewegen tief ob der Scheusslichkeiten, lassen innehalten und sich fragen, wie Menschen zu solchen Gräueltaten fähig sein können. Aber dieses ist mir so nah wie noch keines gegangen, zumindest könnte ich mich nicht daran erinnern. Die Autorin, der Joe Rubinstein nach jahrelangem Schweigen seine Geschichte anvertraut hat, lässt Joe aus der Ich-Perspektive berichten. Man hat beim Lesen das Gefühl, als sässe er neben einem und würde einem seine Erlebnisse selbst erzählen. Das hat bei mir eine Art innere Verbundenheit geschaffen, die mich noch einmal so sehr mitleiden und mitfühlen hat lassen, anders kann ich es gar nicht beschreiben. Vielleicht auch die Art, wie sie zwischendurch mehr als geschickt immer wieder kleine Lichtblicke in die Erzählung einfliessen lässt, trug ein wenig dazu bei. In der einen Sekunde, hatte ich z.B. fast noch ein Lächeln am Gesicht, weil er sich das tröstende Bild eines „Ofen, der für ihn Sinnbild für die Wärme und Liebe, die seine Mutter ausstrahlte, war.“, vor Augen holen konnte und dann kam einige Zeilen später aber schon der gnadenlose Dämpfer, dass sie ihm dieses Sinnbild nun auch noch genommen haben. Ich glaube krasser könnte die Erwähnung bzw. der Bericht von Menschöfen nicht kommen. Für mich eine grandiose schriftstellerische Leistung. Kleine Änderungen, recherchierte Ergänzungen aber im Grunde genommen, ganz oft auch genau die Worte, die Joe selbst verwendet hat, toll dass die Autorin über Fussnoten auch stets ganz genau anmerkt, wie es sich im entsprechenden Kapitel verhält. Hier muss ich auch ihre grandiose Recherchearbeit betonen. So wurden z.B. sogar die Wetteraufzeichnungen bestimmter Tage durchforstet, um eine genaue Gradzahl angeben zu können. Bei einem Grad Tageshöchsttemperatur in Unterhemd, Schlafanzughose und barfuss, zudem noch über Nacht auf einem LKW, kann man das überleben?

    Alles in allem muss man dieses Buch eigentlich ganz zwingend gelesen haben. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der die braune Färbung scheinbar wieder erschreckend zunehmen kann, die Menschen immer noch nicht aus der Geschichte gelernt haben, kann man die Schrecken gar nicht oft genug in Erinnerung rufen und es kann nur von Vorteil sein, dabei eine starke innere Verbundenheit zu einem Überlebenden, eben zu einem Joe Rubinstein zu schaffen. Zumindest mich lässt das Buch auch Tage nach dem Lesen noch ganz viel an ihn und sein Leiden denken und ich denke, dass das auch noch sehr lange nachklingen wird.

    Enden möchte ich mit einem Zitat von Joe Rubinstein. „Der Himmel kommt manchmal in ganz kleinen Dingen“. Wieder zufriedener mit sich und seinem Leben sein, für jeden Tag dankbar und vor allem unsere Freiheit und Demokratie wieder viel mehr schätzen und nicht als Selbstverständlichkeit betrachten, nur eine der vielen wertvollen Botschaften dieses bewegenden Buches.

    Ach ja und unbedingt lesen sollten dieses Buch auch möglichst viele Menschen, weil er auf der Suche nach Fotos von seiner Familie, die alle den Holocaust nicht überlebt haben, ist. Nach der englischen Ausgabe haben sich schon drei Bilder gefunden, aber noch hat er kein Andenken an alle seine Lieben und es wäre ihm so zu wünschen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marianne, 31.10.2019

    Als Buch bewertet

    Mittlerweile ist Joe Rubinstein, ein Überlebender des schrecklichen Konzentrationslagers Auschwitz, fast hundert Jahre alt. Wie durch ein Wunder übersteht er Jahre in dieser Hölle und wird später zu einem gefeierten Schuhdesigner in Amerika. Lange Jahre schweigt er beharrlich über seine grauenvollen Erlebnisse, bis er sich schliesslich der Autorin dieses Buchs anvertraut.


    Der 1920 geborene Jude Joe Rubinstein lebt mit seiner Familie in Polen. Obwohl sie nicht viel zum Leben haben, ist seine Kindheit von Liebe und Geborgenheit geprägt. Sein Vater stirbt, als Joe noch ein Kind ist. Sein ältester Bruder sorgt dafür, dass alle Geschwister die alleinerziehende Mutter unterstützen. Darum lernt Joe schon früh hart zu arbeiten.

    Besonders viel Spass macht es ihm Schuhe zu entwerfen und herzustellen. Von seinem jüdischen Lehrmeister lernt er sehr viel. Als die Stimmung in Polen immer judenfeindlicher wird, verlässt der Geschäftsmann jedoch das Land.

    Der junge Joe versteht nicht, warum er auf einmal als Jude verachtet wird. Wie kann es sein, dass Nachbarn einander auf einmal verraten, und Juden ohne Grund verprügelt werden?

    Und dann kommt der schreckliche Tag. In den frühen Morgenstunden wird Joe von einem lauten Hämmern an der Tür geweckt. Deutsche Soldaten nehmen ihn mit. Er darf sich noch nicht einmal anziehen. Er hat auch keine Möglichkeit sich von seiner Familie zu verabschieden.

    Mehrere Tage verbringt er frierend und hungernd, zuerst auf einem Lastwagen und dann in einem Viehwagon, bis er schliesslich das Ziel erreicht: Auschwitz. Dort erlebt er unvorstellbare Qualen und Demütigungen. Der Tod ist dort etwas Selbstverständliches. Viele verhungern oder sterben an Krankheiten, aber besonders schlimm sind die Gaskammern und die grausamen Spiele der Bewacher.

    Joe kann die Grausamkeiten, die er erlebt, nicht begreifen. Sie belasten ihn so stark, dass er nach seiner Befreiung nie darüber spricht. Aber nach siebzig Jahren will er sein Schweigen brechen. Als einer der letzten Augenzeugen dieser Hölle, will er nun von dem berichten, was er erlebt hat.

    Weil es so schmerzhaft ist, dauert es mehrere Jahre, bis er der Autorin von seinen Erlebnissen berichtet hat. Sie ergänzt und bestätigt das Gehörte durch umfangreiche Recherchen. Das Ergebnis ist dieses bewegende Buch.

    In leisen Moll-Tönen erzählt, begleitet der Leser Joe von seiner glücklichen Kindheit zu den Vernichtungsstätten Hitlers, und schliesslich nach Amerika, wo er ein erfolgreicher Schuh-Designer wird. Der Schwerpunkt liegt auf dem Erleben in Auschwitz. Die kurzen Kapitel beschreiben die Menschen, die nach einer anstrengenden Reise ankommen, nur um bald zu sterben, und sie machen den Hunger, die Strafen und die Hoffnungslosigkeit spürbar.

    Das Erschütternde an diesem Bericht ist der Kontrast zwischen der Sicht Joes und seiner Bewacher. Während er in jedem Häftling einen wertvollen Menschen und Individuum sieht, sehen die Ausführenden von Hitlers Wahnsinn nur eine menschlose Masse.

    Neben der Erzählung Joes enthält dieses Buch umfangreiche vertiefende Informationen. Drei Bildteile enthalten passende Bilder. Die Bilder zeigen allerdings nicht Joes ersten Jahre, da er keine Bilder retten konnte. Die meisten Bilder stammen aus verschiedenen geschichtlichen Quellen und machen das Erzählte auf schmerzhafte Weise lebendig.

    Sehr schön ist die Ausführung und Gestaltung dieses wertvollen Buchs. Die etwas grössere Schrift ist auch für ältere Leser gut geeignet.

    Fazit: Ein wichtiges Zeugnis eines Überlebenden über die schrecklichen Zustände in einem Konzentrationslager im Dritten Reich. Nüchtern erzählt ein Mann mit viel Lebenserfahrung von grauenhaften Erlebnissen, aber auch von seiner Liebe zum Leben, zu Gott und zu seinen Mitmenschen. Sehr zu empfehlen!

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  • 5 Sterne

    annislesewelt, 26.08.2022

    Als Buch bewertet

    "Ich konnte es nicht fassen, in wie kurzer Zeit ... sich unser Leben (komplett) veränderte. Zitat S. 71

    Dieses Buch besticht durch sein Cover, dem Bild von Joe Rubinstein, diesem klaren Blick, dem schwarzen Hintergrund und der dezent gewählten Schriftfarbe.
    Ich muss immer wieder in das Gesicht schauen und bin von dem Frieden den es ausstrahlt überwältigt und dann, wenn ich auf den Titel schaue, zieht ein grosser Schmerz durch mein Herz.

    Dieser Mann hat meinen grössten Respekt. Aber auch Nancy Sprowell Geise bekommt meine Hochachtung.

    Sie hat es geschafft Unfassbares in Worte zu fassen und Joes Lebensbericht in all seiner Grausamkeit aufzuschreiben.

    Sie beschreibt Joes Kindheit in Polen, den Verlust des Vaters der ihm grosses Verantwortung aufbürdete, die Schulzeit, die ersten Schritte ins Arbeitsleben und den notvollen Familienalltag.

    Dann kommen die Deutschen und mit ihnen noch mehr Veränderungen und Leid.

    Doch Joe überlebt, er überlebt schreckliche Konzentrationslager, Hunger, Gewalt und unvorstellbares Grauen.

    Er hat Dinge gesehen die mich schon beim lesen erschüttert haben.

    In diesem Buch kann man Joe Rubinstein begleiten, ins KZ gehen und sich die Geschehnisse anschauen.
    Alles ist realistisch und doch gewählt und ruhig beschrieben.

    Nancy Sprowell Geise hat einen sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil, es gibt Anmerkungen und Erklärungen im Anhang und, extrem berührend, es gibt drei grosse Bildteile.

    Doch gerade die haben mir das Herz gebrochen. Es war wie eine grosse Last die mich niederdrückte als ich die Bilder betrachtete und die Bildunterschriften gelesen habe.

    Zum Ende des Buches nimmt aber die Freude zu. Joe baut sich in Amerika ein neues und schönes Leben auf und er ruht mit seinem Herzen in Gott, das hat mich beeindruckt.

    Dieses Buch ist ein überwältigender Lebensbericht mit vielen schwarzen Tagen in die am Ende Hoffnung das Gesicht erstrahlen lässt - genauso wie auf dem Cover.

    Grosse Kauf und Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Karl A., 02.06.2020

    Als eBook bewertet

    Das Buch beginnt harmlos, mit einer armen, aber einigermassen noch intakten Welt. Icek Jakub Rubinsztejn, wie Joe mit vollem Namen hiess, wächst mit drei Geschwistern in Radom (Polen) auf. Sein Vater stirbt früh, aber die Mutter hält die Familie zusammen. Joe muss sich an einen entbehrungsreichen Lebensstil gewöhnen.
    Joe Rubinstein hat ein phänomenales Gedächtnis. Mit über 90 Jahren erinnert er sich noch an viele Details – wie wenn er Tagebuch geführt hätte. Wer aber bis zur Erschöpfung in einem Arbeitslager schuften muss, schreibt am Abend nicht noch Tagebuch. Aber die menschenverachtende Behandlung in den Konzentrationslagern von Auschwitz, Buchenwald und Theresienstadt muss Rubinstein so tief getroffen und verletzt haben, dass sie bei ihm für den Rest des Lebens eingraviert blieb. Es ist schon erstaunlich, was ein Mensch aushalten kann an Hunger, Demütigungen, Misshandlungen und körperlicher Überlastung! Aber der Preis ist hoch: abgestumpfte, ausgehöhlte, erwartungslose Gestalten, einfach in der Hoffnung zu überleben. Kaum Kontakte zu den Mitgefangenen, keine Hilfsbereitschaft, jeder sieht nur auf sein eigenes Leben und versucht, es zu sichern.
    Es ist erschütternd, in wie kurzer Zeit bisher unbescholtene Bürger sich in reissende Bestien verwandeln können, die sich an Brutalität geradezu überbieten: Sie lassen erfrierende Männer, zusammengepfercht in einem Lastwagen, eine Nacht lang in eisiger Kälte stehen (!), um sich in der Kaserne nebenan zu vergnügen. Am nächsten Morgen werden einfach die in der Nacht Erfrorenen entfernt und die Reise geht weiter. Im KZ kann man ohne je zur Rechenschaft gezogen zu werden, Menschen verschwinden lassen, je mehr desto besser. Männer und Frauen müssen bis zur Erschöpfung schuften, damit möglichst viele möglichst schnell sterben und anderen Platz machen, die in überfüllten Zügen "nachgeliefert" werden. Barmherzigkeit und Mitgefühl sind Fremdwörter geworden. Je brutaler desto wirksamer. Und das alles, weil die Regierung die Juden als Nicht-Menschen definiert hat, die möglichst schnell vom Erdboden verschwinden müssen.
    Wie durch ein Wunder hat Joe die drei Jahre im KZ überlebt. Und plötzlich war der Krieg vorbei. Die letzten Häftlinge, dem Verhungern nahe, sind frei. Die Wärter sind geflohen, die Türen des KZ stehen offen. Die ehemaligen Häftlinge können ihr Glück nicht fassen. – Aber wie geht man mit Freiheit um? Im KZ hatte es "keinen Bereich mehr gegeben, über den ich selbst hatte bestimmen können", schreibt Joe. Durch die plötzlichen Entscheidungsmöglichkeiten fühlt er sich überfordert. "Ich war 25 Jahre alt. Ich hatte keine Familie, kein Geld, kein Zuhause, keinen Besitz – und keine Ahnung, was ich tun sollte. Ich stand an einer Strassenecke in einem Land, über das ich nichts wusste", schildert er seine ersten Schritte in die Freiheit.
    Nach dem Lesen dieses erschütternden Buches stellt man sich unwillkürlich die Frage, welchen Sinn es macht, 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nochmals alles aufzurollen. Bald werden auch die letzten Opfer des Nazi-Regimes gestorben sein. Dann gibt es keine authentischen Zeugen mehr, nur noch Bücher. Und wer das Schreckliche am eigenen Leib erlebt hat, trifft den Nerv unserer Zeit wirksamer als ein unbeteiligter Historiker. Wenn einer dieser letzten Zeitzeugen dazu beiträgt, dass so ein schreckliches Szenario nie wieder vorkommt, hat sich dieses eindrückliche Buch gelohnt.

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  • 5 Sterne

    0 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte61, 15.01.2020

    Als Buch bewertet

    Ein wichtiges Zeitdokument

    Klappentext:

    Über die Entdeckung von Licht an den dunkelsten Orten

    Am 30. April 1942 gelangt der 21-jährige Pole Joe Rubinstein zusammen mit Hunderten anderen deportierten Juden nach Auschwitz/Birkenau. Er ist ein junger Mann unter vielen. Eine blosse Nummer in den Augen seiner Wärter – ein Mensch, dem man seine Würde schon auf dem Transport im Viehwaggon abgesprochen hat. Als Nr. 34207 überlebt Joe wie durch ein Wunder zwei Jahre lang den verbrecherischen Horror des monströsen Konzentrationslagers. Und er verliert seine Hoffnung auch dann nicht, als er in die anderen berüchtigten Nazi-Lager Buchenwald, Ohrdruf und Theresienstadt gebracht wird und dort schreckliche Misshandlungen erlebt. Denn in Joe ist eine Kraft, die auch das grösste Grauen nicht zerstören kann: Sein Glaube an Gott, die Zuflucht im Gebet und die Liebe zu den Menschen, die er zurücklassen musste, geben ihm Hoffnung. Als im Mai 1945 die Sowjetarmee vorrückt, verlässt Joe Rubinstein Theresienstadt. Er ist am Ende seiner Kräfte und traumatisiert, aber er ist frei.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg baut Joe sich in Amerika eine Karriere als exklusiver Schuh-Designer auf, gründet mit seiner deutsch-polnischen Frau eine eigene Familie, hat Enkel und Urenkel und beeindruckt bis heute seine Mitmenschen mit seinem unerschütterlichen Glauben an einen guten und liebevollen Gott. Joes Geschichte hat noch niemanden unberührt zurückgelassen. Er hat sie sich im Alter von über 90 Jahren von der Seele erzählt, nachdem er 70 Jahre lang über alles Erlebte geschwiegen hatte.

    Fazit:

    Durch das Cover wurde ich auf dieses Buch aufmerksam. Ein Mann gezeichnet vom Leben, da wollte ich natürlich mehr erfahren. Da der Titel schon direkt darauf hinweist, um was es in dem Buch geht, war ich erst recht gespannt. Die Geschichte eines Überlebenden dieser grausamen Zeit, sollte uns vor Augen führen, zu was Menschen fähig sind.

    Die Lektüre des Buches gestaltet sich sehr emotional, ich musste oft innehalten angesichts der Grausamkeiten und Schrecken, die Joe Rubinstein erleben musste. Diese erschütternde Biographie lässt dem Leser angesichts der Schreckensherrschaft der damaligen Zeit den Atem stocken.

    Joe Rubinstein erlebt eine glückliche Kindheit und Jugend, die von dem frühen Tod des Vaters überschattet wird. Angesichts dieser Tatsache muss er sich früh um seine Familie kümmern und tut dies gerne, da er liebevoll erzogen wurde. Seine Jugend endet abrupt, als er an einem kalten Wintermorgen im Pyjama und barfuss verschleppt wird. Nach Tagen auf einem Lastwagen und in Viehwaggons landet er schliesslich in Auschwitz. Dort zur Arbeit verpflichtet erlebt er die ganze Härte der Schreckensherrschaft. Nur die Hoffnung, seine Familie wiederzusehen und sein unerschütterlicher Glaube halten ihn aufrecht und da es noch Menschen mit Herz und Verstand gibt, gehört er schliesslich zu den wenigen Überlebenden dieses Massakers.

    Die eintätowierte Häftlingsnummer erinnert ihn lebenslang an die schrecklichste Zeit seines Lebens und erst 70 Jahre nach dem Ende des Krieges kann er über seine Erlebnisse reden Dank dieser Schilderungen konnte die Autorin Nancy Sprowell Geise, dieses bemerkenswerte Buch schreiben. Sie betrieb intensive Recherche, um die Erzählungen von Joe mit den Tatsachen zu untermauern und in den richtigen Kontext zu bringen. Besonders erschütternd ist der angefügte Bildteil, der das Grauen für die Leser noch greifbarer macht.

    Beim Lesen war ich tief erschüttert und fragte mich immer wieder, wie grausam Menschen sein können und was zu dieser Grausamkeit führt. Dennoch schafft es Joe, sich ein positives Menschenbild zu bewahren und das Leben zu lieben. Dies zeigt sich auch nach dem Krieg, als Joe beschliesst, nach vorne zu schauen und das Leben anzunehmen.

    Ich möchte an dieser Stelle nicht mehr verraten, da mir immer noch die Worte fehlen, um dieses Buch zu beschreiben. Es hat mich sehr erschüttert zurückgelassen und es wird noch lange nachhallen.

    Das Buch wurde für amerikanische Leser verfasst und dies ist ihm auch anzumerken. Ich empfehle es an alle Interessierten, auch mit geringen Kenntnissen dieser Zeit. Es ist ein wichtiges Zeitzeugnis und ich wünsche ihm eine grosse Leserschaft.

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Franziska L., 18.07.2020

    Als eBook bewertet

    Wagen Sie es und lassen Sie sich auf die Geschichte von Joe Rubinstein ein

    Die Schrecken des Holocaust ist ein Thema, dem wir uns oft nur zögerlich nähern. Denn können wir es ertragen, wenn wir mehr darüber erfahren? Oft schrecken wir davor zurück. Wer sich trotzdem darauf einlassen möchte, dem sei dafür das Buch «Auschwitz #34207 – die Joe Rubinstein Story» von Nancy Sprowell Geise wärmstens zu empfehlen. Sie schreibt das Buch aufgrund von vielen Gesprächen mit Joe Rubinstein und ausführlichen ergänzenden Recherchen:
    Das Buch wurde in angenehm kurzen Kapiteln geschrieben, in dem jeweils eine Begebenheit erzählt oder beschrieben wird. So hat man die Möglichkeit, die Geschichte Stück für Stück zu lesen, ohne dass man von den Geschehnissen überwältigt wird. Nancy Sporwell hat die Einteilung der Kapitel gut angeordnet, so dass auf ein happiges, schwer zu ertragendes Kapitel oft ein Text kommt, der wieder etwas «leichter» zu verdauen ist und der eine hoffnungsvolle Begebenheit schildert. Das Buch wurde auf eine Art und Weise geschrieben, dass es trotz des herausfordernden Themas, «leicht» zu lesen ist. Leicht im Sinn von gut verständlich. Es gibt so immer wieder die Möglichkeit, aus den Schilderungen «aufzutauchen». Dank dem chronologischen Aufbau des Erzählten kann man der Geschichte gut folgen und die Schilderungen sind nachvollziehbar.
    Nancy Sprowell gelingt es durch ihren Schreibstil dem Leser einen nahen Einblick nicht nur in die Erlebnisse, sondern auch in die Gedankenwelt von Joe Rubinstein mit seinen Fragen und Ängsten zu geben. So hat man das Gefühl, die Geschichte von Joe Rubinstein persönlich zu hören, als ob er uns gegenüber auf dem Sofa sitzt und erzählt. Die von Joe Rubinstein offenbarten Lebensansichten helfen dem Leser zu verstehen, was ihm dabei geholfen hat, so viel Schreckliches zu überleben. Sie unterstützen jedoch auch uns selber beim Versuch, all diese furchtbaren Vorkommnisse zu verstehen oder einzuordnen. Und somit dem Leser, das gelesene ein bisschen erträglicher zu machen.
    Die Fussnoten sowie der ausführliche Anhang mit näheren Erklärungen zu Orten und Personen und der Glossar sind äusserst hilfreich und dienen dem noch besseren Verständnis der Begebenheiten, besonders wenn man sich im Thema Zweiter Weltkrieg oder Holocaust nicht so gut auskennt. Auch die persönlichen Anmerkungen der Autorin sind sehr spannend und geben einen guten Einblick in ihre Recherchen und Bemühungen, so wahrheitsgemäss wie möglich zu schreiben.
    Wagen Sie es und lassen sie sich in die Geschichte von Joe Rubinstein mitnehmen. Auf das so viele Leid und Schrecken nie wieder geschehen mag.

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