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Stanley Kubrick

Kubrick ist tot, ein Filmidiot weniger - was für ein schlecht gelaunter Abschiedsspruch, den sich der amerikanische Grosswesir des Films da ins englische Grab nachreichen lassen musste. Womöglich hätte es ihn sogar amüsiert, was Herbert Achternbusch da in die Süddeutschen Zeitung gerotzt hatte.
War Kubrick doch offenbar altersmilde geworden, regelrecht umgänglich und geduldig, wenn man Tom Cruise und Nicole Kidman glauben darf, zwei Jahre lang Hauptdarsteller seines letzten Werkes Eyes Wide Shut. Und seit dem siebten März 1999 unfreiwillige Nachlassverwalter eines filmischen Parallel-Universums, in dem alle Uhren anders gehen (vor allem langsamer).
Die beiden waren angetreten, die Fahne hochzuhalten, in unzähligen Interviews haben sie ihre Waffen durchgeladen um mit anbetungsvollem...
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Kubrick ist tot, ein Filmidiot weniger - was für ein schlecht gelaunter Abschiedsspruch, den sich der amerikanische Grosswesir des Films da ins englische Grab nachreichen lassen musste. Womöglich hätte es ihn sogar amüsiert, was Herbert Achternbusch da in die Süddeutschen Zeitung gerotzt hatte.

War Kubrick doch offenbar altersmilde geworden, regelrecht umgänglich und geduldig, wenn man Tom Cruise und Nicole Kidman glauben darf, zwei Jahre lang Hauptdarsteller seines letzten Werkes Eyes Wide Shut. Und seit dem siebten März 1999 unfreiwillige Nachlassverwalter eines filmischen Parallel-Universums, in dem alle Uhren anders gehen (vor allem langsamer).

Die beiden waren angetreten, die Fahne hochzuhalten, in unzähligen Interviews haben sie ihre Waffen durchgeladen um mit anbetungsvollem Schmus (Der Spiegel) zu verteidigen, was Tom Cruise nicht mal mit der Centurion-Karte von American Express kaufen kann: Die hohen Weihen. Den ganz grossen Lorbeer. Die Auster unter all dem Fischzeug. Das, was man noch Jahre später im Videoregal vom Staub befreit, während Top Gun verschimmelt und Mission: Impossible längst überspielt ist. Warum das nötig war? Weil Kritiker auf Kubricks Filme schon mal so reagieren wie das Patientenknie auf den ärztlichen Gummihammer. Reflexartig, gerne auch mit einem unkontrollierten Tritt in die Weichteile.

Zu Barry Lyndon schrieb ein Kritiker nur, man könne bei dem Film lernen, dass auf den Tag die Nacht folgt und umgekehrt. Wenn man zehn Jahre lang warten muss, dass endlich Weihnachten wird, dann fällt es eben schwer, im lange herbeigesehnten Moment den eigenen Augen zu trauen, und sei der Baum noch so schön geschmückt. Darüber vergisst man auch mal, die Geschenke auszupacken, die darunter liegen. Später dann, das Fest ist längst vorbei, kramt man sie hervor und stellt fest: So schön war's noch nie. Wir lernen: Von Kubrick zu sprechen, heisst vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen. Versuchen wir's also mal der Reihe nach.

Stanley Kubrick wird 1928 als Sohn eines Arztes in der New Yorker Bronx geboren. Er interessiert sich früh für die Fotografie, seine Begabung bringt ihm einen Job beim Look-Magazin ein. Sein Foto vom geschockten Zeitungsjungen, der die Sonderaugabe zu Roosevelts Tod in die Luft hält oder das Portrait des Malers George Grosz, der wie inszeniert durch die New Yorker Strassen spaziert, gehen einigermassen um die Welt. Bald sollen es die bewegten Bilder sein.

Nach zwei Kurzfilmen schult er von 1953 bis 1956 seine Fertigkeiten an drei reinrassigen Filmen der schwarzen Serie (Fear and Desire, Der Tiger von New York und The Killing - Die Rechnung ging nicht auf), übernimmt dabei Produktion und Regie, schreibt die Bücher, führt meistens die Kamera und erledigt selbst den Schnitt. Kirk Douglas nimmt ihn unter seine Fittiche, sie drehen zusammen Wege zum Ruhm, den ersten Antikriegsfilm, der sich nicht auf die sterbenden Soldaten an der Front konzentriert, sondern die zynische und gewissenlose Planung der Schlacht am grünen Tisch zeigt. Für damalige Verhältnisse war das äusserst gewagt, die Zuschauer der Testvorführungen blieben nach dem Abspann konsterniert sitzen, anstatt zu applaudieren. In Frankreich blieb der Film lange verboten, die zuständigen Richter hatten eine inakzeptable Beleidigung des französischen Generalstabs ausgemacht.

Den darauffolgenden Spartacus, ebenfalls mit Douglas in der Hauptrolle, liess Kubrick später nicht mehr gelten. Er sah ihn als Auftragsarbeit an (die allerdings immer noch sehenswert ist), bewies aber, dass er auch mit epischen Stoffen und einer gigantischen Hollywood-Maschinerie umgehen konnte. Das sollte ihm später von Nutzen sein.

Seine Nabokov-Verfilmung Lolita (1962) löste einen mittleren Skandal aus, was mehr am Thema lag, als an der aus heutiger Sicht eher harmlosen Ausführung. Lolita (1962) deutete allerdings schon an, was später offensichtlich wurde: Dass Kubrick in der Regel seiner Zeit voraus war. Das gilt auch für Dr. Seltsam, eine ätzende Satire rund um die Atombombe, die das Militär lächerlich machte und heute noch in seinem zentralen Statement kein bisschen erodiert ist.

Mit 2001: Odyssee im Weltraum setzt der erste Bruch im Leben und Werk Kubricks ein. Inzwischen hat er sich von Amerika in Richtung England verabschiedet, er residiert auf einem grossen Gut ausserhalb von London und in der Nähe der Pinewood-Studios. Langsam aber stetig wachsen die Legenden um seine Person. Seine Arbeitsweise wird immer akribischer, die Abstände zwischen den Filmen immer grösser, sein Kontakt mit der Aussenwelt immer spärlicher. Mit 2001 - Odyssee im Weltraum erfindet er den modernen Science-Fiction-Film und revolutioniert die Tricktechnik, der als unverfilmbar geltende Roman Uhrwerk Orange wird in Kubricks Bearbeitung zum weltweiten Kult.

1975 nimmt er sich eines eher betulichen Gesellschaftsromans von William Thackeray an, Barry Lyndon soll in der unmittelbaren Umgebung seines Hauses entstehen. Schliesslich muss er nach Irland ausweichen, von wo ihn die IRA allerdings mit Schutzgelderpressungen wieder verjagt. (Seitdem dreht er nicht mehr im Ausland, und verlegt die Arbeit stattdessen ins Studio.) Für einige Innenaufnahmen filmt er zum erstenmal ausschliesslich bei Kerzenlicht, er benutzt Spezialobjektive der NASA, für deren Transport alleine zwei Mann notwendig sind.

In welchem Genre er sich auch versuchte, seine Filme wurden fast immer zum Massstab: Auch Shining, sein einziger Horrorfilm, ging 1980 um die Welt und bleibt bis auf weiteres die beste Stephen-King-Verfilmung. Dann: lange Pause, verworfene Projekte. Schliesslich entscheidet er sich für einen Film über den Vietnamkrieg, ein mutiger Schritt, wenn man bedenkt dass mit Apocalypse Now oder Die durch die Hölle gehen zu dem Thema eigentlich alles gesagt scheint.

Die Kampfszenen zu Full Metal Jacket dreht er in einem verlassenen englischen Gaswerk, aber seine Bemühungen, Originalschauplätze zu vermeiden, kommen bei der Kritik diesmal zwiespältig an: Man bemängelt die fehlende Authentizität. Dabei hat Kubrick dem ausgelaugten Thema einiges hinzuzufügen: Im ersten Teil des Films, der die gnadenlose Ausbildung der US-Marines zeigt, werden die Soldaten zu willenlosen Kampfmaschinen ausgebildet, um dann im zweiten Teil, dem Einsatz, fürchterlich zu scheitern. So kühl hatte man das noch nicht gesehen. Um zu zeigen, dass Krieg teuer ist, viel Lärm macht und nur die Zerstörung des Menschen zum Ziel hat, braucht man keinen echten Dschungel.

Aber die Filmwelt war kritischer geworden. Man begann, dem Sonderling die Ausnahmerolle abzusprechen, seine weltabgewandte Arbeitsweise wurde ihm als Realitätsferne ausgelegt, was sich durch mehrere gescheiterte Projekte in den folgenden Jahren zu bestätigen schien.

Aber was juckt's den Mond, wenn ihn ein Hund anbellt: Fast zehn Jahre nach Full Metal Jacket beschloss Kubrick, ein langgehegtes Projekt in Angriff zu nehmen. Arthur Schnitzlers Traumnovelle, im Wien der zwanziger Jahre entstanden, sollte in das New York von heute verlegt werden. 1996 schickte er dem Ehepaar Tom Cruise und Nicole Kidman ein Fax, und die sagten umgehend zu. In den folgenden drei Jahren entstand so Eyes Wide Shut, die Geschichte eines wohlsituierten Arztes, der sich nach einem erotischen Geständnis seiner Frau in eine nächtliche Odyssee stürzt. Dort begegnen ihm Eros und Tod, geläutert kehrt er nach Hause zurück.

Eine Odyssee waren die Dreharbeiten auch diesmal wieder: Nur Bruchstücke des geheimen Projekts drangen an die Öffentlichkeit, und entsprechend blühten die Spekulationen um gewagte Sexszenen und ausgetauschte Darsteller. Cruise verschob alle folgenden Projekte und mietete in London ein Haus. Das Ergebnis kann man nun endlich im Kino bewundern, und mit schlüpfriger Erotik hat es rein gar nichts zu tun.

Zahlreiche Texte haben sich mit den vielen Facetten von Kubricks Filmen befasst, von der Psychoanalyse bis zur Filmgeschichte wurde einiges bemüht, um die Kriterien zu verstehen, die Kubrick für einen Stoff eingenommen haben. Letztlich bleibt das aber sein Geheimnis. Wenn man auf Teufel komm raus ein Leitmotiv in seinem Werk finden will, dann ist es wohl am ehesten die Absturzgefahr, die jedem Menschen droht, wenn er mit einem kleinen Fehltritt aus dem System fällt und dabei eine persönliche (Shining, Eyes Wide Shut) oder gesellschaftliche Katastrophe auslöst (Wege zum Ruhm, Dr. Seltsam).

Um seinen Arbeits- und Lebensstil zu verstehen, muss man sich Kubrick vielleicht als einen lebenslangen Studenten an den unsichtbaren Akademien vorstellen. So könnte man die nichtexistenten Orte bezeichnen, an denen man sich alles selbst beibringen muss. Das Handwerk, die Haltung, die Disziplin. Entscheidungsfindungen, was gut (Die Simpsons, ein Familienleben, der final cut, ein Landhaus im Grünen) und was böse ist (Schlamperei, ungeduldige Darsteller, eine verlorene Schachpartie), wachsen so nur aus einem selbst heraus.

Kubrick machte sich zum Experten in allen Bereichen des Filmemachens, auch nach dem Tod seines treuen Kameramannes John Alcott, mit dem er von 2001: Odyssee im Weltraum bis Shining zusammengearbeitet hatte, haben seine Filme nichts von diesem unverwechselbaren Look verloren. Ein Indiz dafür, dass er bis ins Detail das Sagen hatte. Mit dieser Autodidaktik ist er in guter Gesellschaft: Chaplin, Orson Welles oder Fassbinder haben auch keine Filmhochschule besucht. Sein ehemaliger Assistent Andrew Birkin, inzwischen selbst Regissseur, fasst es recht trocken zusammen: Man arbeitet nicht mit Stanley Kubrick. Man arbeitet für ihn.

Die Geschichte Kubricks im Spiegel der Öffentlichkeit war immer eine Geschichte der Schrullen, Macken und haltlosen Anekdoten. Wie bei allen grossen Künstlern, die sich ums vermeintlich echte Leben wenig scheren und keinen Einblick in ihre Arbeitsweise gewähren, wurde dazugedichtet wo nichts war und masslos übertrieben, wenn jemand nicht verstand, worum es ihm ging. Dabei hat er nur die Arbeit so getan, wie sie seinen Vorstellungen entsprach. Das konnte erstens eine ganze Weile dauern und brachte zweitens den berüchtigten Perfektionswahn mit sich, der im Verlauf der stets aufreibenden Dreharbeiten einige Opfer hinterliess. Dazu gehörten auch mal Nervenzusammenbrüche (sein Ausstatter Ken Adam, der allerdings für Barry Lyndon seinen ersten Oscar bekam) oder schwere Magengeschwüre (Cruise).

Eine Überraschung war das für keinen seiner Mitarbeiter, denn schliesslich wusste jeder: Wer bei Kubrick unterschreibt, der kann sein bürgerliches Leben gleich an der Garderobe abgeben. Es gab einige, die es danach nicht mehr zurückhaben wollten. Der Mensch wächst halt doch mit seinen Aufgaben.

Mit dem Gejammer über widrige Umstände, windige Produzenten oder ein unverständiges Publikum, das seine Hollywood-Kollegen bei Misserfolgen gerne vorschieben, hätte Kubrick keine Chance gehabt. Schliesslich kamen seine Filme nur so ins Kino, wie er sie konzipiert hatte, und wem daran etwas nicht passte, der wusste an wen er sich zu wenden hatte. Man wünscht sich diese Art von Verantwortlichkeit fürs eigene Werk noch heute bei manchem seiner Kollegen (auch dem einen oder anderen bayerischen).

Selbst über die Gestaltung der Filme hinaus hatte er weitreichende Kompetenzen in der Hand, von der Auswahl der Kinos, über die Grösse der Werbeanzeigen bis hin zur Einberufung von Übersetzer-Meetings, die für eine adäquate Synchronisation zu sorgen hatten. (Im Falle von Eyes Wide Shut war Edgar Reitz, der Heimat-Regisseur, zuständig. Leider schmälert Kidmans deutsche Stimme deren Leistung erheblich).

Dieser Realismus trieb mitunter so seltsame Blüten, dass ein Münchner Schauspieler sich weigerte, an der deutschen Fassung von Full Metal Jacket weiterzuarbeiten, weil er aufgefordert wurde, im Synchronstudio das gleiche Marschgepäck zu tragen wie der Protagonist auf der Leinwand.

Was man über all die skurrilen, bisweilen lächerlichen Anstrengungen gerne vergisst, ist die Tatsache, dass hier jemand versucht, grösstmögliche Kontrolle über die Wirkung seines Tuns zu behalten. Leuten, die sich erst im Foyer des Kinos für einen Film entscheiden, kann so etwas natürlich gleichgültig sein. Sie wollen einen guten Film sehen, und wie er entstanden ist, ist ihnen zu Recht egal. Deshalb ist es auch müssig, eine zweijährige Drehzeit wie bei Eyes Wide Shut gegen den Film selbst aufzurechnen.

Die Kunst des Filmemachens bestand für Kubrick immer auch in der Reduktion, und um zum gewünschten Ergebnis zu kommen, muss man manchmal weite Umwege in Kauf nehmen. Auch bei seinem letzten Film hat er viele Szenen gedreht, die er später verwarf und nach und nach aus dem eigentlich schon fertigen Werk entfernte. Eine Art Selbstfindung bei der Arbeit, buchstäblich ein work in progress, das sich nicht Jeder leisten kann.

Möglich wurde diese einmalige Arbeitsweise durch einen wohl ebenso einmaligen Rahmenvertrag, den Kubrick zur Zeit von Uhrwerk Orange mit Warner Bros. geschlossen hatte. Sein Agent Michael Ovitz, einst mächtigster Mann Hollywoods, war sein Verbindungsoffizier in L.A. Wenn Kubrick nach langjähriger Suche den passenden Stoff für sich gefunden hatte, bekamen nur die obersten Warner-Bosse ein Drehbuch und eine Kalkulation vorgelegt. Bis zur Abgabe der fertigen Kopie hatten sie faktisch kein Mitspracherecht mehr, für die Vertragsverhandlungen zu den einzelnen Filmen hatten die Manager nach London zu fliegen - und nicht umgekehrt.

Er war so vorausschauend, erinnert sich Ovitz, dass er sich bereits vor sechs Jahren schriftlich zusichern liess, dass keiner der Charaktere aus seinen Filmen digital wieder zum Leben erweckt werden darf. Damals sprach noch kein Mensch von so etwas. Die endgültige Fassung von Eyes Wide Shut traf fünf Tage vor Kubricks Tod bei Warner zur Abnahme ein.

Was also ist nun mit Cruise und Kidman? Nur soviel: Eyes Wide Shut ist ein Film für Erwachsene. Nicht weil darin Menschen nackt auftreten, sondern weil nur Erwachsene nachvollziehen können, wie man sich fühlt, wenn man nach einem nächtlichen Drift durch die Stadt nach Hause kommt, gebeutelt von der Vorstellung, ein anderer hätte jederzeit die eigene Frau verführen können, dabei immer noch im inneren Tumult über die Erlebnisse, die einem widerfahren, wenn man sich nicht mehr gegen die Zufälligkeiten einer solchen Odyssee wehrt. Und dann sitzt da die kleine Tochter am Küchentisch und möchte gelobt werden, weil sie die Schulaufgaben ganz alleine geschafft hat.

Auch von solchen Momenten lebt Eyes Wide Shut, ein weiteres Meisterwerk von Kubrick, das sich fast nahtlos einreiht in seine Filmografie und dem man vermutlich ausgerechnet seine Stärken um die Ohren hauen wird: Die Kälte, das Insektenforscherhafte, das Formalistische, die knappe Skizze, die episodische Form. Man wird ihm womöglich die Kompetenz absprechen, uns etwas über die Beziehung zwischen Mann und Frau in den Neunziger Jahren zu erzählen, und vielleicht pupst auch der eine oder andere Schnitzler-Fan leise in den Kinosessel. Sollte dies der Fall sein, kann man sich nur eines wünschen: Zum Teufel mit der Mainstream-Kritik. Wir sprechen uns in zehn Jahren noch mal.

jamal, 09.09.1999
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