Weihnachtshaus, 1 Audio-CD, MP3

Auch als Hörbuch eine Empfehlung – nicht nur an Weihnachten

Das „Weihnachtshaus“ von Zsuzsa Bánk, einer deutschen Schriftstellerin mit ungarischen Wurzeln, handelt auf der Erzählebene von zwei befreundeten Frauen, die ein kleines Stadtcafé führen, mit viel Idealismus und Liebe zum Detail, stets bestrebt um das Wohlergehen ihrer Gäste. Ihr weiteres gemeinsames Projekt, die Restaurierung eines kürzlich erworbenen baufälligen Hauses in einem Waldstück etwas ausserhalb der Stadt, ist noch nicht sehr weit gediehen. Es fehlt an Zeit, Geld und Baumaterial. Doch dann kommt Unterstützung, wenn auch von vielleicht eher unerwarteter Seite …

So weit, so kitschig und vorhersehbar – könnte man meinen. Doch Zsuzsa Bánks „Weihnachtshaus“ ist weit mehr als „nur“ eine stimmungsvolle Weihnachtserzählung. Denn in ihrem Verlauf erfährt der Leser nach und nach weitere Details aus dem Leben der Beteiligten, von Brüchen, Schwierigkeiten und Enttäuschungen in deren jeweiliger Lebensvergangenheit. Insbesondere der plötzliche Tod von Clemens wirkt noch nach, er fehlt als Ehemann, Vater und Bruder. Die Advents- und Weihnachtszeit bilden hier den stimmigen Rahmen für den Wunsch und die so dringend notwendige Hoffnung auf eine Wende zum Besseren. Das Bauprojekt steht sinnbildlich für kleine wiedererlangte Momente des Glücks, einen bescheidenen aber gelingenden Neuanfang aus den Bruchstücken der Vergangenheit, dabei zumindest einen Teil des unveränderlich Geschehenen hinter sich lassend.

Wie bei vielen meiner Bücher habe ich auch für dieses die Variante als Hörbuch gewählt. Und ich kann es hier nur nachdrücklich empfehlen, denn zum einen handelt es sich um eine ungekürzte Lesung, zum anderen weil die Autorin selbst liest. Ich kann mir für die Erzählung ehrlich gesagt keine geeignetere Sprecherin vorstellen. Hier passt jedes Wort, jede Betonung, jede Stimmlage. Selbst die für die Autorin typischen, teils längeren Sätze mit Aneinanderreihungen und Wortwiederholungen wirken aus ihrem Mund elegant, filigran, fliessend, ja fast schon melodisch. Verwöhnt mit einer in dieser Form selten anzutreffenden Harmonie aus Stimme und Sprache vergingen auch die rund 3 Stunden Spieldauer wie im Flug – schade, ich hätte Zsuzsa Bánk noch lange zuhören können.